Hexe Felixia im Reich der Schatten
Von Konstanze Delfs
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Buchvorschau
Hexe Felixia im Reich der Schatten - Konstanze Delfs
Eine Hexe fällt vom Himmel
Cornelius saß gerade in seinem Schlafzimmer gemütlich in einem Sessel und las ein aufregendes Buch über Ritter, Drachen und Elfen, als er am klaren Sternenhimmel ein seltsames Leuchten bemerkte, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Sogleich rannte er zum Fenster, um sich dieses ungewöhnliche Schauspiel genauer zu betrachten. Doch was er erblickte, ließ ihn glauben, er träume nur. Er sah ein Mädchen auf einem Besen, das dem Haus, in dem er lebte, bedrohlich schnell nahe kam. Das Mädchen schien die Kontrolle über den Besen verloren zu haben. Sie wurde vom Sturm hin und her geschleudert und für einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Da geriet der Besen völlig außer Kontrolle, wirbelte herum und stürzte samt der Unbekannten ins Blumenbeet. Cornelius beobachtete, wie sich das Mädchen langsam wieder erhob, sich die Erde von den Sachen klopfte und wild auf ihren Besen schimpfte. Cornelius rannte rasch aus dem Zimmer, die Treppen hinunter, hinaus in den Garten.
Nachdem er eine Weile stillschweigend dabei zugesehen hatte, wie das Mädchen den Besen beschimpfte, fragte er laut: „Wer bist du?", woraufhin sich die Fremde erschrocken zu ihm umdrehte. Sie schaute ihn direkt an und musterte Cornelius.
„Ich? Ich bin Felixia.", meinte sie schnippisch.
„Willst du mit mir ins Haus kommen? Dann koche ich uns einen Tee und du kannst dich ein wenig aufwärmen und mir in Ruhe erzählen, wer du bist und woher du kommst!", bot Cornelius an.
„Eigentlich habe ich dafür keine Zeit!", wies das Mädchen das Angebot barsch zurück.
„Oh, komm doch rein und ruhe dich ein wenig aus, bitte!", drängelte Cornelius, denn ihm gefiel der unerwartete Gast.
So gingen sie ins Haus und Cornelius setzte Wasser für den Tee auf. Felixia allerdings stand schüchtern an der Wand und schaute sich verlegen um.
„Setz dich doch und mach es dir bequem, ich komme gleich.", forderte Cornelius die nächtliche Besucherin auf und Felixia ließ sich daraufhin auf einem bequemen Stuhl nieder. Kurz darauf gesellte sich Cornelius mit einer Kanne dampfenden Tees und zwei Tassen zu ihr.
„Du hattest es ganz schön eilig nicht wahr? Was hattest du denn so Wichtiges zu erledigen?", fragte Cornelius neugierig.
Schüchtern blickte Felixia von ihrer Tasse Tee auf und antwortete zaghaft: „Meine Cousin Frieder ist sehr krank. Er hat am ganzen Körper riesige Pusteln, die grünen Schleim ausspucken und deshalb muss ich zu meiner Oma Blixa, der Gelehrtesten aller Kräuterhexen fliegen, um ein Heilmittel für ihn zu besorgen. Aber bist du denn nicht verwundert über das, was du gesehen hast? Findest du mich nicht seltsam?"
„Ja, im ersten Moment dachte ich, ich würde mit offenen Augen träumen, aber dann habe ich einfach geglaubt, was ich sah. Außerdem habe ich schon immer gewusst, dass es noch Anderes außer Menschen, Tieren und Pflanzen auf dieser Welt gibt!", sagte Cornelius und strahlte, als er Felixia anschaute. Er spürte die Erleichterung, die sich bei Felixia einstellte und in diesem Moment schauten sie sich tief in die Augen. Schöne Augen waren es in die Cornelius blickte, von einem so satten Grün wie das Gras in seinem Garten.
„Oh, weh, das mit deinem Cousin klingt ja wirklich sehr ernst – und jetzt halte ich dich noch auf!", bemerkte Cornelius.
„Es ist nicht so schlimm, dass er sterben könnte, aber ich war schon so lange nicht mehr bei meinem Ömchen und deshalb brauche ich sowieso länger als ich dachte. Außerdem tut mir der Tee gut und wird mir Kraft geben für die weitere Reise. Weißt du, was viel schlimmer ist?, fragte Felixia ihren neuen Bekannten. „Nein, was denn?
, wollte dieser nun wissen.
„Schlimmer ist, dass du, ein Mensch, mich gesehen hast. Nie darf irgendjemand davon erfahren!", sagte Felixia eindringlich.
„Aber was ist denn daran so schlimm?", interessierte sich Cornelius.
„Ich bin eine Hexe – eine Hexe in der Ausbildung!, beantwortete Felixia Cornelius Frage. Cornelius war keineswegs erstaunt zu hören, dass Felixia eine Hexe war, im Gegenteil, er hätte nichts anderes erwartet. Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß und fand sie atemberaubend schön. Feuerrote schulterlange Haare umrahmten ihr Gesicht und ihre Lippen waren so rot und voll wie die Kirschen am Baum in seinem Garten. Nur die Nase der Hexe war ein klein wenig zu lang, doch das hatten die Nasen von Hexen wohl so an sich. Felixia trug ein schwarzes Gewand, von roten Fäden durchwirkt, welches die Blässe ihrer zarten Haut noch betonte. Cornelius hatte den Eindruck, dass die Hexe nicht wusste, wie schön sie war und das machte sie noch umwerfender. „Du warst es, der mich und meinen Besen völlig aus der Bahn geworfen hat, nicht nur der Sturm!
, schimpfte die Hexe mit feurigem Blick.
„Ich?, reagierte Cornelius erstaunt, „was habe ich denn getan? Ich stand doch einfach nur am Fenster!
„Es waren deine Augen. Dein Blick hat mich berührt und dann konnte ich den Besen nicht mehr unter meine Kontrolle bekommen.", erklärte Felixia nun etwas ruhiger, doch mit niedergeschlagenen Lidern.
Bevor Cornelius etwas sagen konnte, fügte sie rasch hinzu: „Nun muss ich mich aber wieder auf den Weg machen und das Heilmittel besorgen! Ich danke dir für den wärmenden Tee!"
Glücklich und traurig zugleich sagte Cornelius: „Schade, dass du schon gehen musst. Es wäre schön, dich bald wieder zu sehen!"
„Ja, das würde ich auch gern, aber ich kann es dir nicht versprechen, ich kann es nur versuchen! Du aber musst mir schwören, dass du niemandem von unserer Begegnung erzählst!", forderte die Hexe von Cornelius.
„Ich verspreche es dir, wenn ich weiß, dass wir uns auf jeden Fall wieder sehen werden!"
„Wir werden uns wieder sehen!", antwortete Felixia, schaute Cornelius noch einmal an, öffnete die Tür, schwang sich auf ihren Besen und flog davon.
Cornelius schaute ihr nach bis er nichts weiter am Himmel erkennen konnte als die zahlreichen leuchtenden Sterne und den Mond, der sein kühles Licht über die