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Atlantis: Inferno
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eBook503 Seiten6 Stunden

Atlantis: Inferno

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Über dieses E-Book

Die auf Mallorca versammelten Experten finden die Spuren einer bisher unbekannten Hochkultur, die von den Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachbereiche späteren Völkern zugeordnet wurden. Ihre Anführer waren die "weißen Götter" der Indianer, die aus dem Osten kamen, deren Rückkehr die Einheimischen herbeisehnten, bis die ersten Spanier eintrafen!
Waren es die gleichen Götter, die von den Ägyptern verehrt wurden, fragen sich die Teilnehmer des wissenschaftlichen Meetings auf Mallorca? Woher stammten die Menschen, die nach Ihrem Tod von einigen Völkern als Götter verehrt wurden?

Fand Azizas Familie den geheimnisvollen Schatz, den sie seit dem 1. Roman sucht? Für welchen ihrer Liebhaber entschied sich die rassige Marokkanerin? Wird Dick als Hacker überführt? Welche Beziehungen entwickeln sich zwischen den Hauptpersonen? Welche Ziele verfolgt der marokkanische Geheimdienst?

Erleben sie mit, wie Millionen "Atlanter" bei dem Untergang ihrer Insel in einem Inferno starben, welche Naturkatastrophen das Ereignis auf den angrenzenden Kontinenten auslöste.

Peter Nolden glaubt an die mit den Wissenschaftlern auf Mallorca erarbeiteten Thesen, dass die Inseln der Azoren die Überreste von "Atlantis" sind. Er plant eine Tauchaktion in dem Bereich des Atlantiks, in dem die sagenumwobene Insel "Atlantis" nach Meinung der Wissenschaftler von Mallorca unterging..
Findet Peter Nolden in der Fortsetzung dieses Buches in der eisigen Tiefe des Atlantiks mit seinen Mitstreitern Relikte von Atlantis? Noch ahnt niemand, welche dramatischen Ereignisse die Protagonisten des 3. Romans erwarten. .
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Juni 2015
ISBN9783737552868
Atlantis: Inferno

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    Buchvorschau

    Atlantis - Michael Ullrich

    Imprint

    Atlantis 

          Inferno

    Historischer Roman

    Michael Ullrich

    Published by: epubli GmbH (Verlagsgruppe Holtzbrink), Berlin, www.epubli.de

    Copyright: … 2015 Michael Ullrich

    ISBN 978-3-7375-5286-8

    Vorwort

      In meinem ersten und zweiten Roman treffen sich auf Mallorca neun Wissenschaftler. Sie berichten über Erkenntnisse aus ihren Fachbereichen, die Sie bei Wikipedia oder Google überprüfen können. In der Form wurden sie noch nie verknüpft.

      Beim Studium meiner drei Romane

    Atlantis

    Der Beweis

    Atlantis

    Inferno

    Atlantis

    In eisiger Tiefe

    erkennen Sie, dass der Untergang der mythischen Insel Atlantis eine weltweite Katastrophe auslöste, eine unbekannte Hochkultur aus der letzten Eiszeit untilgbare Spuren hinterließ, die Wissenschaftlern unterschiedlicher Fakultäten zwar bekannt sind, aber nie in einen Zusammenhang gebracht wurden.

      Verfolgen Sie im dritten Roman, „Atlantis In eisiger Tiefe", die Vorbereitungen und packende Suche nach Relikten der im Atlantik versunkenen Insel Atlantis. In allen Romanen erleben Sie spannende Handlungen, eine Schatzsuche oder Geheimdienste, die eigene Interessen verfolgen.

      Berichten Romanfiguren über das Gedankengut Dritter, verweise ich im Text auf die Herkunft ihrer Aussagen oder Zitate. Ein großer Teil der Thesen ergab sich während der Entstehung der Manuskripte.

      Ihnen eröffnet sich ein neues Weltbild. Schrittweise tritt die bisher unbekannte „Atlantische Hochkultur, die während der letzten Eiszeit die Weltmeere befuhr, aus dem Dunkel der Geschichte. Die „Atlanter hinterließen bekannte Bauten und Mythen, die späteren Kulturen zugeordnet wurden!

      Der Untergang der Insel „Atlantis bedeutete für die Menschheit ein Inferno, verursachte auf den angrenzenden Kontinenten Naturkatastrophen, denen Millionen Menschen und 70 Tiergattungen zum Opfer fielen. Der Einbruch der Insel leitete das Ende der letzten Eiszeit und der „Atlantischen Hochkultur ein.

      Die Namen, Handlungen und Gespräche der Protagonisten, marokkanischer und amerikanischer Behörden, ihrer Agenten, entstanden, wie in einem Roman üblich, ausschließlich in der Fantasie des Autors. Übereinstimmungen mit lebenden Personen oder existierenden Institutionen sind rein zufällig, keinesfalls beabsichtigt!

      Mein Dank gilt meiner Ehefrau Marie – Luise für ihr Verständnis, wenn ich wie ein Besessener schrieb, für ihre guten Ratschläge und Hinweise.

    Michael Ullrich

    Hauptpersonen

    Dick Adam                       Los Angeles/U.S.A.         

    Computerspezialist/ Sekretär

    Dr. Julia Carmelo             Rom/Italien                       

    Historikerin

    Dr. Max Franzis               Cambridge/England         

    Populationsgenetiker

    Dr. Richard Jones            Hilo/Hawaii/USA              

    Geologe/Vulkanologe

    Sue Lee                           Singapore                        

    Religionswissenschaften/Mythen

    Dr. Fernando Lopez        Rio de Janeiro/Brasilien   

    Archäologe/Spezialgebiet Amerika

    Aziza Nejjarine                Paris/London/L. Angeles   

    Unternehmerin/Styl- und Modeberaterin

    Abdul Nejjarine                Casablanca/Marokko       

    Händler, Bruder von Aziza Nejjarine

    Bassam Nejjarine            Agadir/Marokko                

    Hotelier, Bruder von Aziza Nejjarine

    Saida Nejjarine                Marrakesch/Marokko       

    Mutter von Aziza Nejjarine

    Thomas Neumann           Berlin/Deutschland            

    Klimatologe/Glaziologe

    Peter Nolden                    Los Angeles/U.S.A.         

    Unternehmer/Computersoftware

    Debbie Oakwood             Paranal-Observat. /Chile  

    Astronomin

    Rafaela Villon                   Paris/Frankreich              

    Landkarten-/Seefahrtwissenschaftlerin

    Prof. Dr. Ahmed Sawaris Cairo/London                   

    Archäologe/Spezialgebiet Ägypten

    1

      „Sue, du siehst phantastisch aus", stellte Dick Adam bewundernd fest, als sie sich vor der Villa in Son Vida trafen. Flüchtig dachte er an ihre Business Kleidung, die eine derart feminine Ausstrahlung nicht besitzt.

      „Aziza beriet mich. Gestern traf die Kombination ein. Dick, überweise von meinem Honorar 700 US Dollar an Aziza, so lautet unsere Vereinbarung."

      „O.K.! Dreh dich mal langsam um. Ich möchte dein schickes Outfit von allen Seiten bewundern."

      „Wirft die Kleidung Falten?" fragte Sue besorgt, während sie sich drehte.

      „Nein! Ich bewundere deine grazile Figur, schlanken Beine, den reizvollen Po …."

      „Du hörst sofort mit derartigen Komplimenten auf, sonst fahre ich nicht mit", unterbrach Sue energisch weitere Aufzählungen ihrer körperlichen Vorzüge.

      „Ich bereitete eine Überraschung vor, die auf High Heels keinen Spaß macht! Du solltest auch robuste Schuhe mitnehmen."

      Während Sue in die Villa zurückkehrte, verstaute Dick zwei Decken, einen Picknickkorb und eine Kühlbox mit Getränken im Kofferraum. Sue kehrte mit praktischen Laufschuhen zurück.

      „Du hast mich mit dem Hinweis auf traumhaft schöne Aussichten zum Ausflug überredet. Wohin geht die Reise?" interessierte Sue.

      „Ich entführe dich in die Tramuntana! Vor der Ankunft der Wissenschaftler auf Mallorca unternahm ich die gleiche Fahrt und war restlos begeistert. Zunächst fahren wir nach Valldemossa."

      Dick konzentrierte sich auf den regen Verkehr, Sue schaute erfreut auf die in zartem Rosa blühenden Mandelbäume, die einen herrlichen Kontrast zu den noch blattlosen Bäumen bildeten. Vor dem Tunnel nach Sóller verließen sie den Highway. Das Tal verengte sich zunehmend, dann lag Valldemossa auf einem Bergrücken vor ihnen.

      „Von weitem sieht die Stadt malerisch aus, rief Sue entzückt! „Ich bin auf unsere Eindrücke gespannt, wenn wir sie erkunden.

      In Serpentinen fuhren sie die Straße hoch. Je näher sie dem Ort kamen, desto malerischer wirkte er. Sie fanden einen freien Parkplatz, stiegen aus, besichtigten die kleine Stadt, fanden die spätbarocke Klosterkirche und das sich anschließende Kloster mit den historischen Schätzen sehenswert.

      „Hier verbrachten Frédéric Chopin und seine Geliebte, die französische Schriftstellerin George Sand, einen Winter", berichte Dick, während sie durch die geschlossene Tür des kleinen Konzertsaales eines seiner Klavierstücke hörten. In den Klosterräumen standen Türen zur Talseite auf. Von den schmalen Terrassen bot sich ihnen ein herrlicher Ausblick auf Teile der Stadt und das tiefer gelegene Tal, durch das sie gekommen waren.

      Nach einem erfrischenden Kaffee im urtümlichen „Ses Espigues" fuhren sie in Richtung Deià. Sie erreichten die hoch gelegene, von d´Andratx kommende Küstenstraße mit gigantischen Panoramablicken auf das tief unter ihnen liegende Meer. Unerwartet bog Dick auf eine schmale Straße nach Port de Valldemossa ab.

      Carlos hatte ihm berichtet, die Serpentinenfahrt, die Ausblicke auf schroff abfallende Felspartien und das Meer seien atemberaubend. In der Tat verlief die Straße steil nach unten. Sie war so eng, dass zwei Wagen gelegentlich nicht neben einander passten. Häufig konnte Dick die vor ihm liegende Kurve nicht einsehen.

      Durch die ungewohnt engen Radien verlangten die Serpentinen sein ganzes fahrerisches Können. Aufgeregt biss er die Zähne zusammen, Sue klammerte sich an die Haltegriffe. Sie erreichten die nur aus wenigen Restaurants bestehende Ortschaft und erholten sich bei einem Espresso.

      Als im kleinen, felsigen Talkessel ein Touristenboot nach dem anderen anlegte, ergriffen sie die Flucht. Dick empfand die Rückfahrt noch gefährlicher, weil er in die steil nach oben führenden, engen, häufig nicht einsehbaren Kurven mit Schwung fahren musste. Entsetzt überlegte er, wie es hier im Sommer mit den zahlreichen Touristenbussen zugeht?

      Auf dem Bergrücken angekommen, folgte Dick der Straße in Richtung Deià. An schönen Aussichtspunkten hielten sie an, bewunderten den Blick auf das Kloster Son Miramar, parkten bei dem in unvergleichlich schöner Lage gelegenen Son Marriog, der ehemaligen Residenz des Habsburger Erzherzogs Ludwig Salvator.

      Von der Loggia des Herrenhauses bot sich ihnen ein spektakulärer Ausblick auf die zerklüftete Steilküste und den Park mit dem markanten, blendend weißen Marmorpavillon. Das historische Anwesen faszinierte Sue, schweren Herzens ließ sie sich zur Weiterfahrt überreden.

      In Deià fand Dick an der engen, von der Polizei streng auf falsch parkende Autos überwachten Hauptstraße einen gerade freigewordenen Parkplatz. Sie stiegen aus, suchten ein kleines Restaurant, genossen den windgeschützten, sonnigen Sitzplatz mit schönem Blick ins Tal. Der Wirt nahm ihre Bestellung entgegen, der frisch gepresste Orangensaft schmeckte köstlich.

      Es wurde immer wärmer. Sue zog ihre Jacke aus, knöpfte ihre leuchtend rote Bluse auf, öffnete sie leicht, um die wärmende Sonne auf ihrer Haut zu spüren. Beim Anblick ihres ausgeschnittenen Tops, das den Ansatz ihrer Brüste betonte, hielt Dick unwillkürlich den Atem an.

      Sie sieht wahnsinnig gut aus, ist eine ernsthafte, kluge, zurückhaltende Frau, stellte er erfreut fest. Ich liebe sie jeden Tag mehr, hoffentlich erwidert sie bald meine Liebe. Sue spürte Dicks bewundernde Blicke und schloss schüchtern ihre Augen. An mein neues Outfit und seine Wirkung auf Männer muss ich mich noch gewöhnen, empfand sie.

      Seine verstohlenen Blicke auf ihre grazilen Beine waren ihr nicht entgangen. Sue beschloss, bei Aziza noch die kürzeste Rockvariante in schwarz zu bestellen. Mit den hochhackigen Schuhen wirken meine Beine wahnsinnig sexy. Sich so anzuziehen, stärkte ihr Selbstbewusstsein!

      Zum ersten Mal fühle ich mich als begehrenswerte Frau. Mein spontan gefasstes Vorhaben, mein Leben grundlegend zu ändern, macht nicht nur Sinn, es bereitet mir ein außerordentliches Vergnügen, erkannte Sue mit zunehmender Vorfreude auf ihren neuen Lebensstil.

    ***

      Aziza landete in Madrid. Ihr blieb 1 Stunde Zeit, den Flug nach Mallorca zu erreichen. Sie war in Marrakesch früh aufgestanden, entsprechend müde und genehmigte sich an einer Kaffeebar einen doppelten Espresso. Morgen geht das Brainstorming mit den neun Wissenschaftlern weiter, erfuhr sie in einem Telefongespräch von Sue.

      Noch immer hatte ihre Mutter die Familienchronik nicht gefunden, in der eine Unbekannte berichtete, wie eine riesige Insel mit großen Vulkanen, ihre Heimat im Meer versank. Kurz darauf zerschmettert ein Tsunami ihr Schiff. Seit Aziza den Bericht der Überlebenden von ihrer Mutter erzählt bekam, beschäftigte sie die Erzählung, die sich vermutlich vor Jahrtausenden ereignete, denn das zerstörte, hochseetüchtige Boot benötigte noch über 40 Ruderer.

     Vor fünf Jahren lernte Aziza den Archäologen Ahmed Sawaris, vor drei Jahren den Unternehmer Peter Nolden kennen, seitdem bedrängte sie Beide, herauszufinden, wo und wann die Insel im Meer versunken ist. Ihre Recherchen blieben erfolglos, deshalb veranstaltet Peter auf Mallorca das Meeting der Wissenschaftler mit unterschiedlichen Fachkenntnissen.

      Unwillkürlich griff Aziza zu ihrem Talisman. Er glänzt ungewöhnlich, enthält 10 Prozent eines unbekannten Minerals und trägt, wie zwei Vasen in ihrem Elternhaus, völlig unbekannte Grafiken und Hieroglyphen. Aziza fragte sich wohl zum hundertsten Mal, ob die von ihrem Großvater Mustafa gefundenen Raritäten Teil eines verborgenen Schatzes sind?

      Bevor sie gestern Abend zu Bett gingen, hatte ihre Mutter ihr in der Bibliothek eine Geheimtür und einen bisher unbekannten Treppenaufgang gezeigt, der hinter einem Bücherregal liegt und in einen leeren Kellerraum führt. Vor 20 Jahren war Mustafa völlig unerwartet an einer mysteriösen Erkrankung gestorben. Vorsichtshalber machte ein verwandter Arzt in einem Schutzanzug Abstriche, um herauszufinden, ob in dem Gang tödliche Keime verborgen sind.

      In der letzten Woche überwachte der marokkanische Geheimdienst lückenlos die Reise ihres ältesten Bruders Abdul nach Istanbul, Damaskus, Sanaa, Cairo und Tunis. Der mittlerweile seines Amtes enthobene königliche Schatzmeister hatte vermutet, dass Abdul einen Schatz sucht. Aziza bezweifelte, dass es einen verborgenen Familienschatz gibt. Falls die Untersuchungen der Abstriche keine gefährlichen Keime ergeben, wird ihre Mutter Saida mit ihren Söhnen den geheimnisvollen Gang erkunden.

      In den ersten Wochen ihres Meetings trugen die Wissenschaftler bemerkenswerte Beweise für die Existenz einer bisher unbekannten Hochkultur während der letzten Eiszeit zusammen. Ob die in der Familienchronik beschriebene Schiffbrüchige und der dramatische Untergang ihrer Heimat mit der rätselhaften Kultur in Verbindung standen, interessierte Aziza brennend. Sie war gespannt, welche Erkenntnisse die beiden nächsten Wochen bringen.

      Die Durchsage, „Mrs. Aziza Nejjarine, please forward to gate A 21", riss sie aus ihren Überlegungen. Unter keinen Umständen wollte sie ihren Flug nach Mallorca verpassen. Dort warten Ahmed und Peter gespannt auf ihre Entscheidung. Sie hatten Aziza erneut gebeten, ihre Frau zu werden.

      Während Aziza aufgeregt zum Gate A 21 eilte, dachte sie darüber nach, wie sie die Absage an den Mann formuliert, den sie nicht liebt. Ihre Mutter bat sie eindringlich, ihn nicht zu verletzen.  

    ***

      Morgens hatte Carlos zunächst Fernando Lopez und Thomas Neumann zu Peters Yacht „Poseidon" gefahren. Danach brachte er Richard, Julia, Rafi und Debbie in die Stadt. Er wies die Damen darauf hin, im Februar wären die Geschäfte in Palma an Sonntagen geschlossen, die Boutiquen in Port d´Antratx geöffnet. Dort könnten sie schönste Sachen zu Schlussverkaufspreisen erwerben.

      Vor der Ankunft im Stadtzentrum vereinbarte Carlos, sie um 12 Uhr an der gleichen Stelle abzuholen und nach Port d´Antratx zu fahren. Julia und Richard bummelten durch die Innenstadt. Anhand des Stadtplans versuchten sie die wesentlichen Sehenswürdigkeiten zu finden und ihre historische Bedeutung zu ergründen.

      Richard genoss den Rundgang. Ihn faszinierte Julias Anblick, die Wahl ihrer Worte, ihre Gesten, ihr Lächeln, besonders ihr Charme. Interessiert betrachtete er die Jugendstil Elemente an den Fassaden oder Türen einiger Häuser. Den verspielt wirkenden Stil sah er zum ersten Mal.

      Am vereinbarten Ort trafen sie Rafi und Debbie, kurz darauf hielt Carlos. Sie stiegen ein, fuhren durch die schöne, sonnendurchflutete Landschaft Mallorcas bis zum Hafen von d´Andratx. Carlos versprach, sie am späten Nachmittag im Hafen von Palma abzuholen.

    ***

      Peter war überrascht, welche Fülle an Erkenntnissen die Wissenschaftler in den 14 Tagen ihrer Zusammenarbeit sammelten. Ihr Brainstorming begann mit dem Vortrag der quicklebendigen Rafaela Villon, die alle Rafi nennen. Sie hatte ihre Zuhörer nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch mit zahlreichen Land- und Seekarten aus dem Mittelalter beeindruckt. Sie zeigen die damals noch unentdeckte, unter einem riesigen Eispanzer verborgene Antarktis einschließlich der heute durch seismografische Messungen bekannten Landpartien.

      Nach Aussage des Klimatologen Thomas Neumann begann die Vereisung der Antarktis vor 20.000 v. Chr..

      „Dann gab es zu der Zeit eine uns unbekannte Hochkultur, die hochseetüchtige Schiffe besaß und die eisfreie Antarktis besuchen und kartographieren konnte", lautete Rafis logische Schlussfolgerung.

      Auch die Vorträge vom Ägyptologen Ahmed Sawaris, der Astronomin Debbie Oakwood, dem Klimaforscher Thomas Neumann und Geologen Richard Johns führten zu überraschenden Erkenntnissen. Sie bewiesen, dass die weltbekannten Gizeh – Pyramiden Teil eines Gesamtplans sind, der um 10.400 v. Chr. von „Göttern in Menschengestalt" entworfen wurde.

      Die Lage von 5 Pyramiden, obwohl später gebaut, entsprechen exakt dem Stand des Sternbildes Orion zu der damaligen Zeit. Auch der Sphinx entstand wesentlich früher, als bisher angenommen. Er wurde aus dem ihn umgebenden Felsen geschlagen, kauert auf der Ost – West Achse, blickte um 10.400 v. Chr. in die aufgehende Sonne und sein Sternbild „Löwe", das seinen Umrissen entspricht.

      Das Gebiet der heutigen Sahara war damals eine blühende Landschaft mit Flüssen, Wäldern und reichem Wildbestand. In seinem Vortrag behauptete Thomas, der Golfstrom wäre um 21.000 v. Chr. von einer riesigen Insel im Atlantik nach Afrika abgedrängt worden, deshalb die nördliche Halbkugel zunehmend vereist.

      Nach dem Untergang der Insel sei er gegen 10.400 v. Chr. wieder nach Nordeuropa geströmt und hätte das Ende der letzten Eiszeit eingeleitet. Während die Eismassen auf der nördlichen Halbkugel über 1.000 Jahre abschmolzen, stiegen die Weltmeere um 120 Meter an und überfluteten Monumente der bisher unbekannten Hochkultur, die Rafi in einem weiteren Vortrag beschrieb.

      Richard erklärte ihnen geologische Vorgänge, auch wie Inseln entstehen oder versinken. Die Vorträge über die weltweit verbreitete Megalithkultur bestätigten die bereits gewonnene Erkenntnis, dass die unbekannte Hochkultur mit Vorliebe riesige Steinquader, in Erdbeben gefährdeten Zonen auch vieleckig behauene Steine verwendete, die sie meisterlich bearbeitete.

      Sie erkannten, dass der Untergang der Insel im Atlantik auf den angrenzenden Kontinenten Naturkatastrophen in Form von dramatischen Überschwemmungen oder Vulkanausbrüchen auslöste. In Amerika starben zu der Zeit 70 Tiergattungen aus, weltweit kosteten die Naturereignisse Millionen Menschen das Leben. Peter nahm sich vor, die Zusammenfassung ihrer wichtigsten Erkenntnisse vor Beginn des Vortragszyklus von Fernando Lopez vorzutragen.

      Er konnte sich nicht länger auf seine Zusammenfassung konzentrieren. In zwei Stunden trifft Aziza in Mallorca ein. Dann erfahren wir, ob und wenn sie liebt. Peter suchte seinen Konkurrenten Ahmed. Sie vereinbarten, Aziza gemeinsam vom Flughafen abzuholen. 

    2

      Als Dick mit Sue in das breite Tal nach Sóller hinab fuhr, bat er um Verständnis, dass sie ohne Stopp in die Berge der Tramuntana weiter fahren.

      „An einem anderen Tag genießen wir die Reise mit der berühmten Eisenbahn nach Sóller, dann erkunden wir die Stadt, schlug er vor. „Für heute bereitete ich ein Picknick vor!

      Die Fahrt durchs Gebirge beeindruckte Sue. Mehrfach hielten sie an, um schöne Ausblicke zu genießen, bis Dick den Wagen in der Nähe der Talsperre von Cuber parkte und Sue bat, ihre festen Schuhe anzuziehen. Er übergab ihr Decken, nahm den Picknickkorb und die Kühlbox.

      Auf einem leicht abfallenden Weg wanderten sie zum See, den im Februar hunderte Zugvögel bevölkerten. Sie begegneten wenigen Touristen, fanden einen schönen sonnigen Platz, breiteten erst die Decken, dann das Picknick aus.

      Im Angesicht eines kahlen, von einer hässlichen Radarstation gekrönten Berges öffnete Dick die mitgebrachte Flasche Champagner und stießen mit Sue auf die ansonsten einmalig schöne Landschaft an.

      „Bereust du es, mitgekommen zu sein?" sorgte Dick sich.

      „Keinesfalls! Ich habe einen Bärenhunger."

      „Greif zu! Sue bestrich eine Scheibe körniges Landbrot mit salziger Butter, nahm ein Stück kalten Braten, krönte ihn mit Preiselbeeren und wünschte Dick: „Guten Appetit!

      Sie konzentrierten sich auf ihr Essen, prosteten sich gelegentlich zu, nahmen die nur von Vogelrufen unterbrochene, totale Stille wahr. Dick, der immer häufiger an ein Leben mit Sue dachte, fragte schließlich: „Magst du Berge, oder liebst du mehr das flache Land? Willst du für immer in Singapore wohnen? Oder zieht es dich an einen anderen Ort?"

      „Singapore ist eine ständig wachsende Großstadt. Im Gegensatz zum angrenzenden Malaysia voller tropischer Blumen, vielseitig und wunderschön. Ich wohne gerne auf einem Berg, dabei denke ich an mein Haus in Hong Kong. Die Aussicht ist traumhaft, allerdings kann ich mich auf Dauer nicht mit dem kommunistischen System anfreunden.

      In Taiwan, in der Nähe von Taichung, gibt es wundervolle Berge mit herrlichen Ausblicken auf schroffe Felsen und das Meer. Wie vor Deià verschwimmt dort am Horizont das Blau des Meeres mit dem des Himmels. Ich liebe die Form der unendlich erscheinenden Weite, die Unbegrenztheit des Blickes.

      Ob ich immer in Singapore leben werde, weiß ich noch nicht. Vor Tagen entschied ich, meinen Lebensstil zu ändern, Hauptstädte in Europa zu besuchen und ihre kulturellen Angebote zu genießen. Ich möchte an Universitäten Vorlesungen halten, Europa und die Mentalität der unterschiedlichen Völker kennen lernen. Vielleicht gefällt mir der Kontinent so gut, dass ich dort sesshaft werde", überlegte Sue.

      Im windgeschützten Talkessel wurde es ihr zu warm. Unbefangen zog sie ihre Jacke und Bluse aus, genoss die Sonne, Dicks bewundernde, zunehmend begehrlichen Blicke auf ihr Top. Er legte sein Jackett ab, füllte die Gläser, prostete ihr zu, fragte hoffnungsvoll: „Möchtest du in Amerika leben?"

      „Die Amerikaner lernte ich als freundliche, positiv gestimmte, stets Fröhlichkeit verbreitende Menschen kennen. Sie zeigen sich jedermann zugetan, ich empfinde sie als oberflächlich. Amerika reizt mich nicht", gestand Sue.

      „Ich bewundere deine festgefügten Ansichten. Wie gerne wüsste ich, wie mein zukünftiges Leben verläuft!" Dabei dachte er an seine geheimen Hacker Fähigkeiten, die er Sue in einem unbedachten Moment gestanden hatte.

      „Dick, bau dir, falls du nicht mehr als Sekretär für Peter arbeitest, eine selbständige Tätigkeit auf, die dich unabhängig macht", empfahl Sue.

      „Eine unternehmerische Aufgabe würde mir gefallen. Als ständig dienstbereiter Angestellter kann ich mich selbst nicht mehr leiden, räumte Dick ein. „Welche Tätigkeit empfiehlst du?

      „Aus dem Stegreif kann ich dir keinen Vorschlag machen. Kommt Zeit, kommt Rat, besagt ein Sprichwort. Leeren wir unsere Gläser auf deine noch unbekannten Ziele. Lass uns zurückfahren!" bat Sue.

      Sie erhob sich, strauchelte, Dick fing sie auf. Seine Hände umfassten ihre Oberarme, sie erschauerte, versicherte, der Wind ließe sie frieren. Hastig zog sie ihre Bluse und Jackett an. Sie packten das restliche Picknick ein.

      „Kannst du noch fahren?" fragte Sue besorgt.

      „Ich bringe dich wohlbehalten zurück", versprach Dick.

    ***

       In den steil ansteigenden Gassen von d´Andratx entschieden die Damen sich für ein Restaurant mit italienischer Küche. An zwei vom eifrigen Kellner eilig zusammen geschobenen Tischen ließen sie sich in der wärmenden Sonne nieder, genossen die Freizeit, Gerichte und Getränke.

      Anschließend bummelte Julia mit Richard durch attraktive Boutiquen. Sie staunte über die extrem reduzierten Preise für internationale Marken. In einem der Geschäfte hingen gewagte Dessous. Julia nahm einige heraus, hielt sie hoch, dachte an Rafis Worte und griff zur empfohlenen List.

      Mit verlegenem Augenaufschlag fragte sie, ob Richard ihr ein Set schenkt? Plötzlich wurde er munter, erkundigte sich, wo ihre Größen hängen, blätterte aufmerksam das vorhandene Angebot durch, wählte sieben Garnituren, wollte wissen, welche ihr gefallen.

      Drei farblich unmögliche Dessous sortierte Julia aus und stellte scheinbar empört fest: „Die sind zu unanständig. So etwas trug ich noch nie!"

      „Ziehe sie mal an", verlangte Ricky grinsend.

      „Die sind zu frivol", zierte Julia sich. Richard schob sie in eine Umkleidekabine. Sie probierte eine Garnitur nach der anderen, bat ihn um Begutachtung und schloss jedes Mal wieder den Vorhang.

      An Rickys Wolfsaugen erkannte sie, wie gut ihr die Winzigkeiten standen. Als sie in den Verkaufsraum zurückkehrte, legte sie die Dessous auf die Theke und wollte wissen, welchen Set er ihr schenkt? Wie von Rafi vorhergesagt, zog er die gewagtesten Kreationen in die engere Wahl, konnte sich nicht entscheiden, wählte schließlich zwei aus.

      „Ich bedanke mich, wenn ich sie trage", strahlte Julia ihn an und kaufte noch ein weißes Nichts, das Ricky sehr gefiel. Die Verkäuferin packte die verführerischen Etwas ein, kassierte, als Rafi und Debbie den Laden betraten.

      Sie vereinbarten, sich in einer halben Stunde im „Cappuccino" zu treffen. Weil sie ihre sündige Unterwäsche in England ließ, wollte Debbie Reizwäsche für heiße Stunden mit Yasmin kaufen. Damals ging sie davon aus, dass sich ihr in Chile keine Gelegenheit bietet, sie zu tragen. Von Rafi beraten zu werden, gefiel Debbie. Sie freute sich auf die prickelnde Anprobe.

    ***

      Am Vormittag hatte Ahmed eine lange Wanderung durch Son Vida unternommen und überlegt, für wen Aziza sich entscheidet. Nach wie vor hoffte er, dass seine Argumente sie überzeugten, sie könnten bei ihrer Mutter in Marrakesch wohnen, in ihrem vertrauten Kulturraum leben und ihre Kinder im Glauben an Allah erziehen.

      Während Aziza in Paris und Los Angeles ihre Modegeschäfte besucht, baut er in Marokko neue archäologische Aktivitäten auf oder hält Vorlesungen in Cairo. Besucht Aziza ihre Niederlassung in London, kann er das Britische Nationalmuseum beraten, sie in ihrem Apartment leben.

      Fünf Jahre umwarb er Aziza, machte ihr, wie Peter, zahlreiche Heiratsanträge, die sie stets kühl ablehnte. Sie schlief mit ihnen, erklärte, es sei nur Sex, den jeder von Zeit zu Zeit benötige und verschwand wieder.

      Sie waren austauschbar, bis sie auf Mallorca ihre überlegene Distanz verlor, sich an den Abenden mit Sue zu Gesprächen zurückzog. Ahmed konnte noch nicht glauben, dass Aziza sich heute entscheidet.

      Um sich abzulenken, überlegte er, in welcher Gegend die „Insel der Götter" einst lag, die überflutet wurde. Im Brainstorming gingen sie davon aus, dass Abgesandte der unbekannten Kultur Ägypten zum ersten Mal um 13.000 v. Chr. besuchten und den Einheimischen die Landwirtschaft beibrachten. Statt des Sandes der Sahara bedeckten damals blühende, wildreiche Savannen Nordafrika.

      Wegen ihres außerordentlichen Wissens erklärten die Einheimischen die Vertreter der Hochkultur nach ihrem Tod zu „Göttern". Thomas behauptete, während der letzten Eiszeit hätte eine riesige Insel den Golfstrom im Atlantik nach Afrika abgedrängt, der nach dem Untergang der Insel wieder in den Norden Europas strömte. Er habe als Wärmepumpe gewirkt und die mächtigen Eisfelder über 1.000 Jahre zum Schmelzen gebracht.

      Nach wie vor bezweifelt Ahmed die These, obwohl sie mit den Gegebenheiten am Ende der letzten Eiszeit übereinstimmt. War es die „Insel der Götter, auf der die unbekannte Hochkultur im Atlantik lebte, die „überflutet wurde?

      Gab es auf ihr zahlreiche, hohe Vulkane, deren Spitzen heute als Inseln aus dem Atlantik ragen, wie Fernando behauptete? Er unterstellte, dass weiße Siedler im salzigen Titicacasee eine künstliche Insel anlegten, auf ihr die Stadt Tihuanacu für 20.000 Einwohner errichteten, weil die Lebensbedingungen ihrer Heimat entsprachen! Heute liegen die weltbekannten Relikte ihrer Ansiedlung auf dem Festland, weil im Laufe der letzten 12.000 Jahre der See mit der erstaunlichen Meeresfauna geschrumpft ist!

      Aziza wird nicht eher ruhen, bis wir die Insel aus ihrer Familienchronik lokalisieren konnten, deren Untergang von der Schiffbrüchigen überliefert wurde. War es die Insel, die nach der Vorstellung von Thomas im Atlantik im Bereich des Golfstroms einbrach? Stammt Azizas geheimnisvolles Medaillon von der Hochkultur, fragte Ahmed sich zweifelnd?

      Wird Peter das vielversprechende Brainstorming aus blinder Eifersucht beenden, wenn Aziza mich liebt und heiratet? Müssen wir dann alle vorzeitig abreisen, ohne die begonnene Suche nach der Hochkultur zu beenden? Kann Fernando in den kommenden Tagen weitere wertvolle Beiträge vortragen? Bisher war er kreativ, eine Bereicherung für unser Meeting.

      Ahmed bezweifelte, dass Indianerstämme außerordentliche astronomische Kenntnisse besaßen. Welche Hinweise bringt unsere Astronomin Debbie in der nächsten Woche? Weiß sie, welches unbekannte Volk in Teotihuacán unser Sonnensystem durch Pyramiden maßstabsgerecht abbildete?

      Sue wird keine aufschlussreichen Mythen zitieren, schließlich verbrannten die spanischen und portugiesischen Eroberer Amerikas alle indianischen Überlieferungen, deren sie habhaft wurden. Welch eine Fülle an Informationen gibt es über die Jahrtausende währenden Dynastien der Ägypter, freute Ahmed sich dankbar.

      Vom Geologen und Vulkanologen Richard versprach er sich keine neuen Erkenntnisse. Auch unsere Historikerin Julia wird nichts Wesentliches vortragen. Sie ist überwiegend auf die griechische Geschichte fixiert, zudem hoffnungslos in Richard verliebt.

      Aus dem Blickwinkel wäre es nicht bedauerlich, wenn Peter das Brainstorming wutentbrannt beendet, überlegte Ahmed. Es klopfte an seiner Türe, Peter rief mit belegter Stimme:  „Kommst du mit zum Flughafen?"

      „Ja!"

      Beide ahnten nicht, welche Überraschungen ihnen bevorstehen!       

    ***

      Als erste trafen Rafi und Debbie im „Cappuccino" ein. Sie setzten sich an die Hafenpromenade und bestellten Cappuccini. Als die heißen Getränke serviert wurden, gesellten sich Julia und Richard zu ihnen, orderten bei der ständig hin und her wieselnden Kellnerin das Gleiche. Am Nebentisch unterhielten sich Deutsche.

      Ihre zweite Flasche Chablis, die im Eiskübel auf Temperatur gehaltenen wurde, neigte sich dem Ende zu. Gut hörbar orderten sie eine weitere Flasche und ausreichend Gläser für die schönen Damen am Nachbartisch.

      „Seid ihr heute angekommen?" fragte der Älteste der Gruppe neugierig.

      „Wir halten uns seit 14 Tagen auf der Insel auf! Ich verstehe nicht, wie ihr uns übersehen konntet?" entgegnete Rafi herausfordernd.

      „Wir liegen hier mit unserer Yacht vor Anker. Wenn du meine Kabine siehst, schlägst du lang hin", versicherte ein kahlgeschorener Glatzkopf zweideutig.

      „Wo befindet sich euer Kahn?" forschte Debbie kumpelhaft. Der Älteste rückte näher, zeigte auf den gegenüber liegende Hafen.

      „Das weiße Schiff mit der hohen Antenne gehört mir!"

      „Dort sind alle Boote weiß", bemerkte Richard sarkastisch, während die Kellnerin den Chablis verteilte.

      „Bring eine weitere Flasche", bat der Älteste mit überheblicher Mine.

      „Wenn du meine Kabine siehst, schlägst du lang hin!" wiederholte sich der angeheiterte Glatzkopf mit bedeutungsvollem Blick in Rafis Augen.

      „Imponierend kann deine Yacht nicht sein, sonst wäre sie zu sehen", stellte sie fest.

      Der Don Juan der Runde rückte seinen Stuhl hinter Julia. Sein nach Wein riechender Atem strich über ihren Nacken, ungeniert umarmte er sie. Ricky fixierte den aufdringlichen Kerl.

      „Lass meine Frau in Ruhe! Setz dich gefälligst woanders hin!" zischte er drohend. Der Don Juan betrachtete abwägend Rickys durchtrainierten Körper, erhob sich wortlos und parkte seinen Stuhl hoffnungsvoll zwischen Debbie und Rafi.

      „Wenn der Chablis ausgetrunken ist, fahren wir zum Haupthafen und genehmigen uns an Bord meiner Yacht noch einige Gläschen", schlug der Älteste mit gewinnendem Lächeln vor, bevor er das in die Bucht einlaufende Schiff fachmännisch begutachtete.

      „Die Privatyacht ist der helle Wahnsinn, eine Klasse für sich!" rief er begeistert.

      „Oh, die „PoseidoN läuft ein! Ich erwartete sie nicht so früh, rief Rafi mit charmantem französischem Akzent, sprang hocherfreut auf und fügte hinzu: „Wenn ihr meine Kabine seht, schlagt ihr lang hin und steht nie mehr auf!"

      „Gib nicht so an. Das ist niemals deine Yacht! Du spinnst", rief der Älteste erbost.

      Richard bezahlte die Cappuccini, die Yacht hielt mitten in der Bucht ihre Position, ein Beiboot legte ab und rauschte auf das Café zu. Bevor es anlegen konnte, bedankten sich die Damen für die generöse Einladung. Mit Richard bestiegen sie das von zwei freundlich grüßenden Seeleuten an die Mole gezogene Boot.

      „Die sind eine Klasse zu groß für uns!" stellte der Älteste bewundernd fest, als das Beiboot ablegte.

      Eine exotische Schönheit mit wallendem Haar, riesiger Sonnenbrille und kleinem Hund an langer Leine, deren Profil Peter gestern an Aziza erinnerte, verfolgte interessiert die Szene am Nachbartisch. Sanft lächelnd, mit leicht gebeugtem Kopf gab sie vor, ihre mitgebrachte Modezeitschrift zu lesen.

      Von ihrer Sonnenbrille verdeckt, hatte die bekannte spanische Schauspielerin die unverkennbare Anmache der Männer begutachtet. Wie in einem Stummfilm verfolgte sie die Mimik und Gesten der Beteiligten, verstand die Wünsche und Ziele der Draufgänger, auch die abwehrende Haltung der Damen und ihres Begleiters. Er war zum Kampf bereit.

      Sie bewunderte den grandiosen Abgang der umworbenen Frauen, speicherte in ihrer Erinnerung die Gesten und durch ihre Körperhaltung ausgedrückte Freude, der unangenehmen Situation zu entkommen. Vielleicht kann ich meine Beobachtungen bei einem meiner nächsten Stücke verwenden, überlegte sie, bevor sie sich wieder ihrem Modemagazin zuwandte.  

      Am Fallreep der „PoseidoN" begrüßten Thomas und Fernando die Freunde mit herzlichen Umarmungen. Das Beiboot wurde hochgezogen, die Yacht wendete fast auf der Stelle, nahm wieder Fahrt auf, verließ ständig an Speed gewinnend die traumhaft schöne Bucht.

      Richard, der noch nie auf dem Schiff war, ließ sich von Julia herumführen. Rafi und Debbie berichteten von dem Erlebnis mit den Deutschen und ihre stereotype Feststellung und forderte dann Thomas zum Besuch einer Kabine auf. Er erkannte ihre Absicht und wiederholte seine Aussage von gestern Abend. „Ich bin in festen Händen!"  

      „Ist Brit wirklich so liebenswert?" fragte Rafi resignierend.

      „Ich heirate sie so bald als möglich!" Die letzten Worte hörten Julia und Richard, die ihren Rundgang beendet hatten.

      „Welch löbliche Entscheidung. Ich wünsche euch alles Gute. Toi, toi, toi!", fügte Julia nachdenklich hinzu.

      Als sie im Hafen von Palma eintrafen, verabredeten sich alle zu einem Aperitif vor dem Essen. Der Slogan des leicht angeheiterten Glatzkopfs, „wenn du meine Kabine siehst, schlägst du lang hin", wurde während ihres Aufenthaltes auf Mallorca in abgewandelter Form zum geflügelten Wort!

    ***

      Am Nachmittag landete Aziza mit einer Linienmaschine auf Mallorca. Ahmed und Peter holten sie am Flughafen ab. Sie wirkte heiter und ausgeglichen. Höflich erkundigten sich ihre Freunde nach Saidas Wohlbefinden, wie der Flug verlief, an welchem Ort sie umsteigen musste? Aziza berichtete kurz von der Reise, bevor sie das von den Rivalen insgeheim erhoffte Thema ansprach.

      „Während der Unterhaltung mit meiner Mutter entschloss ich mich, zu heiraten! Nachdem ich mich frisch gemacht habe, spreche ich zunächst mit Ahmed, dann mit Peter."

      Die Ankündigung ihrer für alle Beteiligten bedeutsamen Entscheidung klang wie ein geschäftliches Statement, offensichtlich hatte Aziza ihr seelisches Gleichgewicht wiedergefunden. Mit entschlossenen Schritten eilte Ahmed in sein Zimmer und fühlte sich erleichtert, nicht lange auf das Gespräch warten zu müssen. Er ging davon aus, dass seine bevorstehende Tätigkeit in Marokko Azizas Reise ausgelöst hatte, ihrer Mutter der Gedanke gefiel, bald ihre Tochter und zukünftigen Enkel bei sich unterzubringen.

      Ihre arabische Abstammung, die gleichen kulturellen Wurzeln, der uns verbindende Glaube gewähren eine solide Basis für ein glückliches Zusammenleben, ebenso für die Erziehung unserer Kinder, hoffte Ahmed.

      Peter fühlte sich wie ein Student, der in Kürze erfährt, ob er bei der wichtigsten Prüfung seines Lebens durchgefallen ist. Wenn Aziza zunächst mit Ahmed spricht, entschied sie sich für ihn. Sie klärt Details über den Wohnort und die Weiterführung ihres Unternehmens. Freundlich aber bestimmt erteilt sie mir dann eine Absage, befürchtete Peter.

      Seine Annahme schien sich zu bestätigen. Seit einer Stunde spricht Aziza mit Ahmed! Unglücklich, voller Ungeduld, mit geringen Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft wartete Peter auf sie. Wie ein Gefangener ging er in seinem Zimmer auf und ab und überlegte, wie er ohne Aziza leben soll?

    ***

      Carlos versprach, die Herren auf seiner zweiten Tour abzuholen. Thomas, Fernando und Richard begaben sich zum Sonnendeck der PoseidoN, genossen ein kühles Bier, während die Frauen fröhlich zwitschernd im Audi verschwanden. Nach kurzem Winken stieg auch Carlos ein und fuhr los.

      „Nur um die Insel zu „schippern, finde ich langweilig. Euch in Port d’Andratx abzuholen, war eine super Idee! stellte Thomas begeistert fest.

      „Wie verlief euer Tag?" wollte Richard wissen.

      „Zunächst fuhren wir entlang der Bucht von Palma nach Norden, bewunderten die teilweise steile Felsenküste der Serra de Llevant, die bei der Bucht von Alcudia weit ins Meer hinausragt. Die Umrundung der Felsen, die Fahrt in die weit geschwungene Bucht waren Highlights. Fernando bat die Crew, uns per Beiboot an der lang gezogenen Sandküste abzusetzen." Thomas wandte sich an Fernando und forderte ihn auf, mit dem Bericht fortzufahren.

      „Durch Mails erfuhr ich von hiesigen Archäologen, dass die ersten Siedler nach Analysen der in Höhlen gefundenen Holzkohlereste um 9.200 v. Chr. auf der Insel eintrafen. Für die Überfahrt vom spanischen Festland benutzten sie vermutlich ähnliche Schilfboote, wie ich sie bereits beschrieb.

      Auch auf Mallorca gibt es Zeugnisse der Megalithkultur. Die Gebäude und Türme liegen aber im Landesinneren. Mit dem Beiboot fuhren wir zu einer den Phöniziern zugeschriebenen Nekropole, die südöstlich von Son Bauló, direkt an der Küste liegt. Wir sahen Grabnischen, rechteckige, runde und ovale Steineinfassungen, deren Sinn und Bedeutung wir nicht erkannten."

      „Wie ging es dann weiter?" forschte Richard.

      „Als wir wieder an Bord kamen, stand auf dem Sonnendeck ein festlich gedeckter Tisch. Der Koch freute sich sichtlich, uns verwöhnen zu können. Nur die Mannschaft zu versorgen, macht auf Dauer keinen Spaß, lautete seine Entschuldigung für das üppige Mahl.

      Währenddessen umfuhren wir im respektablen Abstand das hohe, felsige Cap de Formentor, danach folgten wir endlos lang der steil aufragenden Felsenküste der Serra de Tramuntana, in die Dick und Sue einen Ausflug unternahmen. Bei Sant Elm fuhren wir dicht an der Küste vorbei, nahmen in einer malerischen Bucht eine unternehmungslustige Gruppe an Bord, den Rest kennt ihr."

      Der Audi kehrte zurück, die Männer verabschiedeten sich von der Crew und fuhren zur Villa.

    ***

      Neunzig qualvolle Minuten vergingen, bis Aziza endlich erschien, sich in einen Sessel sinken ließ, ihr Gesicht mit beiden Händen bedeckte, schweigend verharrte. Schließlich blickte sie auf, sah ihn prüfend an, begann zögernd:

      „Peter, du weißt, wie sehr ich meinen Beruf liebe, ihn nicht aufgeben möchte. Du kennst meinen Drang zur Freiheit, stark zu sein, mich nicht unterordnen zu müssen. Ich schlief mit Männern, wie du mit deinen Betthasen! Mittlerweile erkannte ich, unserem Verhalten lag die gleiche Ursache zu Grunde. Wir suchten Sex ohne verpflichtende Gefühle.

      Ich lernte Ahmed, zwei Jahre später dich kennen, stets bemühte ich mich, cool und geschäftlich zu bleiben, keine Liebe in mein Leben zu lassen. Nach jedem Treffen fiel es mir schwerer, in meine beziehungsarme Einsamkeit zurückzukehren. Während des Gesprächs mit meiner Mutter gestand ich mir zum ersten Mal ein, mich nach dem Mann, den ich liebe, nach gemeinsamen Kindern und der Geborgenheit eines eigenen Heims zu sehnen!

      Auf dem Rückflug fragte ich mich, weshalb ich die unübersehbaren Anzeichen meiner veränderten Lebenseinstellung, meine Gefühle für einen von euch nicht früher erkannt habe? Liebe macht blind, sagt ein Sprichwort. Mit der Blindheit war ich reichlich geschlagen!

      Rückblickend verstehe ich, warum ich am ersten Abend auf Mallorca bei dir sein, in deinen Armen liegen, dich fühlen musste, für mich eine unvergessliche Liebesnacht begann. Wir schauten einander an, empfanden eine

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