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Atlantis - In eisiger Tiefe: In eisiger Tiefe
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eBook573 Seiten7 Stunden

Atlantis - In eisiger Tiefe: In eisiger Tiefe

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Über dieses E-Book

Die Vorbereitung einer Tauchaktion, die Suche nach den Resten der sagenumwobenen Insel Atlantis, die nach Überlieferungen in einer schicksalhaften Nacht in den Meeresuntergrund einbrach, stehen im Mittelpunkt der Handlung.
Mehrere Geheimdienste, die Machenschaften einer chinesischen und russischen Mafia, ein zwielichtiger Oligarch, der Einbruch in ein Pariser Museum, der Raub eines Teils des "Nejjarine Schatzes", der Aufbau einer Modeniederlassung in Shanghai bieten spannende Unterhaltung.
Amerikanische Millionäre, schöne Frauen, Intrigen, Sex und Liebe, dramatische Schicksale der Protagonisten, die aus Amerika, Europa und Asien stammen, werden Sie in ihren Bann ziehen.
Dramatische Tauchgänge, über die anwesende Reporter live berichten, fesseln die Fernsehzuschauer weltweit. Überleben die mutigen Piloten der Tauchboote die Gefahren, die in der Dunkelheit, der eisigen Tiefe des "Mittelatlantischen Rückens" auf sie lauern, fragt sich der Leser oft beklommen?
Finden die an der Tauchaktion Beteiligten Relikte von Atlantis, die den Grafiken und Hieroglyphen von Azizas Talisman entsprechen? Lassen Sie sich überraschen!
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum26. Juni 2015
ISBN9783737554374
Atlantis - In eisiger Tiefe: In eisiger Tiefe

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    Buchvorschau

    Atlantis - In eisiger Tiefe - Michael Ullrich

    Imprint

    Atlantis  

        In eisiger Tiefe

    Roman

    Michael Ullrich

    Published by: epubli GmbH (Verlagsgruppe Holtzbrink), Berlin, www.epubli.de

    Copyright: … 2015 Michael Ullrich

    ISBN … 978-3-7375-5437-4

    Vorwort

      In meinem ersten und zweiten Roman treffen sich neun Wissenschaftler auf Mallorca. Sie berichten über Erkenntnisse aus ihren Fachbereichen, die Sie bei Wikipedia oder Google überprüfen können. In der Form wurden sie noch nie verknüpft.

      Beim Studium meiner drei Romane

    Atlantis

    Der Beweis

    Atlantis

    Inferno

    Atlantis

    In eisiger Tiefe

    erkennen Sie, dass der Untergang der mythischen Insel Atlantis eine weltweite Katastrophe auslöste, eine unbekannte Hochkultur aus der letzten Eiszeit untilgbare Spuren hinterließ, die Wissenschaftlern unterschiedlicher Fakultäten zwar bekannt sind, aber nie in einen Zusammenhang gebracht wurden.

      Verfolgen Sie im dritten Roman, „Atlantis In eisiger Tiefe", die Vorbereitungen und packende Suche nach Relikten der im Atlantik versunkenen Insel Atlantis. In allen Romanen erleben Sie spannende Handlungen, eine Schatzsuche oder Geheimdienste, die oft eigene Interessen verfolgen.

      Berichten Romanfiguren über das Gedankengut Dritter, verweise ich im Text auf die Herkunft ihrer Aussagen oder Zitate. Ein großer Teil der Thesen ergab sich während der Entstehung der Manuskripte.

      Der Untergang der Insel „Atlantis bedeutete für die Menschheit ein Inferno, verursachte auf den angrenzenden Kontinenten Naturkatastrophen, denen Millionen Menschen und 70 Tiergattungen zum Opfer fielen. Der Einbruch der Insel leitete das Ende der letzten Eiszeit und der „Atlantischen Hochkultur ein.

      Die Namen, Handlungen und Gespräche der Protagonisten, amerikanischer und russischer Geheimdienste, ihrer Agenten, entstanden, wie in einem Roman üblich, ausschließlich in der Fantasie des Autors. Übereinstimmungen mit lebenden Personen oder existierenden Institutionen sind rein zufällig, keinesfalls beabsichtigt!

      Mein Dank gilt meiner Ehefrau Marie – Luise für ihr Verständnis, wenn ich wie ein Besessener schrieb, für ihre guten Ratschläge und Hinweise.

    Michael Ullrich

    1

      Der Vorsitzende des Zentralkomitees der kommunistischen Partei in Shanghai verfügt über eine Machtfülle, der sich alle beugen. Der für kriminelle Machenschaften zuständige Polizeipräsident und der neu gewählte Bürgermeister verdächtigen Ze Tang, seine Funktion als Leiter des „Amtes für Staatssicherheit" zu missbrauchen.

      Ihn begleiten furchteinflößende Mitarbeiter seiner Behörde, die Gegner des kommunistischen Regimes verfolgt, inhaftiert, nötigenfalls gewaltsam zum Reden bringt, bevor sie in einem Gefängnis für politische Straftäter verschwinden.

      Ärzte behandelten Frauen mit fürchterlichen Verletzungen und einem Brandmal, die Ze Tang beschuldigten, er habe sie vergewaltigt, gequält, das Signum sich windender Schlangen in ihre Haut gebrannt. Niemand wagte, gegen den mächtigen Ze Tang Anklage zu erheben.

      Die traumatisierten Frauen schleust er in Organisationen, über die er mehr erfahren will. Befolgen sie seine Anweisungen nicht, misshandeln seine skrupellosen Schergen die „Schlangenfrauen" erneut.

      In der Sitzung des regionalen Zentralkomitees trug Tao Wu vor, die zukünftige Frau seines Joint Venture Partners wolle eine Niederlassung in Shanghai gründen und wohlhabenden Chinesinnen ihre französische Mode verkaufen. Wu bat das Komitee, dass Aziza Nejjarine die Firma, die von einer Französin geleitet wird, ohne chinesische Beteiligung gründen darf. Sein einflussreicher Freund Jian Liu, Inhaber von Werften und Reedereien in Shanghai, unterstützte den Antrag.

      Eine Modefirma, die Frauen oder Geliebte von Millionären berät, kann kompromittierende Informationen liefern, überlegte Ze Tang. Er dachte an die fügsame Yamai, entschied, sie in die Modefirma einzuschleusen und stimmte der Firmengründung zu.

      Die französische Leiterin unterziehe ich meiner Spezialbehandlung. Danach wird sie, wie alle gebrandmarkten Frauen, für mich spionieren und ständig steigende Schutzgelder zahlen.

      Bei dem Gedanken an Geld fiel ihm ein, dass er zwei Millionen Dollar überweisen muss, damit Daniel Baker sie „waschen" kann.                                     

    ***

      Nach Fernandos Rückkehr von Mallorca beschlossen Maria und ihre Eltern in Rio de Janeiro, Peters Angebot anzunehmen, für ein Jahr mit Luis – Miguel und Ana – Cláudia nach Lissabon zu ziehen. Die Kinder sprechen weiter portugiesisch, besuchen auf Azizas Wunsch einen internationalen Kindergarten und lernen frühzeitig Englisch, freuten sie sich.

      Der Anlass für ihre Entscheidung war Fernandos Frustration über seine Tätigkeit. Mit falschen Versprechungen hatte sein Chef ihn von Mexico City nach Rio gelockt. Seit Jahren forderte Fernando, die Ausgrabungen in Brasilien zu forcieren und den Bau neuer Museen zu beschließen. Der für den Ausbau der Archäologie notwendige Etat wurde nie in den Staatshaushalt eingeplant.

      Auf Mallorca erwähnte Fernando mehrfach seine berufliche und finanzielle Misere. Aziza und Peter boten ihm an, das Familienerbe der Nejjarines durch Ausstellungen in archäologisch bedeutenden Museen weltweit bekannt zu machen und die Suchaktion nach dem vermutlich bei den Azoren untergegangenen Atlantis fachlich zu leiten.

      In der letzten Woche ihres Brainstormings erschien in Mallorca Jasmin Chambers, die Chefredakteurin der D. A. Smith Publishing Group. Sie versprach Fernando, über seine von der Lehrmeinung abweichenden Thesen in ihren Fachzeitschriften zu berichten. Fernando hoffte, die Publikationen und neuen Aufgaben würden ihn in Fachkreisen bekannt machen, er eine interessante, angemessen dotierte Position finden.

    ***

      Wegen eines defekten Flugzeugs auf Mallorca hatte sie ihren Anschlussflug in Madrid verpasst. Wie schon so oft in ihrem Leben, wartete Saida am Flughafen von Marrakesch auf ihre heiß geliebte Tochter. Aziza flog in ihre Arme.

      Peter rollte zwei Gepäckwagen zum Auto, das unter der Last der zahlreichen Koffer erbebte. Er stellte seinen „iPod an, der mehrfach piepte, las die eingegangenen Mails, rief hocherfreut: „Super!

      „Was ist super?" fragte Aziza neugierig.

      „Fernando zieht mit seiner Familie nach Lissabon, leitet die Tauchexpedition und schlägt vor, einen Vulkanologen in das Projekt einzubeziehen. Er empfiehlt Richard", berichtete Peter.  

      „Fernando hat Recht! Wenn Tauchboote Steine hochholen, müssen die analysiert werden. Mich wundert, dass wir nicht daran gedacht haben. Richard ist qualifiziert und die arme Julia leidet unter der Ungewissheit, ob der eingefleischte Junggeselle Hawaii verlässt, mit ihr leben möchte.

      Sie ist eine tapfere Frau, ertrug fünf Jahre lang die Erniedrigung einer körperlich verschmähten Ehefrau, bis sie sich in diesen „Naturburschen" verliebte, wie sie ihn mir gegenüber bezeichnete.

      Auf Mallorca verabschiedete er sich von ihr ohne Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Geschickt versuchte sie, ihre Gefühle zu verbergen. Ich würde mich freuen, wenn Richard sich für Julia entscheidet und bei der Suche nach Atlantis mitwirkt!" stimmte Aziza Fernandos Vorschlag zu.

      „Ihn von Hawaii wegzulocken, wird schwer", äußerte Peter sich skeptisch.

      „Wenn er Julia liebt, müsste es möglich sein. Während ihres Aufenthalts in Lissabon könnte sie an der dortigen Universität Vorlesungen halten. Sende ihm in diesem Sinn eine Mail und Julia eine Kopie!" schlug Aziza vor.

      „Ich bin gespannt, wie Richard reagiert. Falls er absagt, gibt es für Julia kein Happy End!" versicherte Peter realistisch.

    ***

      In Saidas komfortablen Wohnsitz begrüßte die Familie die Gäste mit orientalischer Herzlichkeit. Azizas Schwägerinnen ließen ihre aufgedrehten Kinder gewähren, bis Saida die quirlige Meute in Richtung Salon drängte. Die Männer verzogen sich ins Empfangszimmer, nahmen in ausladenden Ledersesseln Platz und ließen sich vom Butler warme Getränke servieren.

      Azizas Vater Hakim, der mit seiner offiziell anerkannten zweiten Ehefrau in Rabat lebt, kam nach Marrakesch, um Peter kennen zu lernen. Azizas verschmähter Liebhaber, Prof. Ahmed Sawaris, verlangte empört bei seinem nicht angekündeten Besuch in Rabat, Hakim müsse seine väterliche Autorität einsetzen, Aziza ihn heiraten, damit ihre Kinder im wahren Glauben des Islam erzogen werden.

      Als ehemaliger Handelsattaché der Marokkanischen Botschaften in Paris, New York und London spricht Hakim fließend Englisch. Sein jüngster Sohn Bassam erhielt seine Ausbildung zum Hotelkaufmann in Frankreich und England, beherrscht beide Sprachen fließend. Vor 15 Jahren übernahm sein Bruder Abdul das internationale Handelsgeschäft seines unter mysteriösen Umständen verstorbenen Großvaters Mustafa. Auch er spricht fließend englisch.

      In typisch arabischer Manier tasteten sich Azizas Familienmitglieder behutsam an das sie interessierende Thema heran. Amüsiert verfolgte Peter ihr Vorgehen und schilderte in groben Zügen seinen Lebenslauf vom jungen, mittellosen Computerfreak zum wohlhabenden Besitzer zahlreicher Software Unternehmen für Videospiele.

      Nach wiederholten Fragen räumte Peter ein, dass er auf allen Kontinenten Gesellschaften besitzt. Nun trugen sie mit blumigen Umschreibungen ihre Sorge vor, Aziza und er würden ständig zwischen ihren Unternehmen hin und her jetten, keine Zeit finden, eine Familie zu gründen.

      Sie wollten auch wissen, wann und wo er Aziza kennen lernte. Peter berichtete, wie er sich vor drei Jahren in London in Aziza verliebte, Ahmed und er ihr unzählige Heiratsanträge unterbreitet hatten. Er beschrieb die gemeinsame Seereise mit seiner Yacht „PoseidoN", wie sie Tanger erkundeten, er zum ersten Mal die arabische Welt erlebte. Um Aziza nicht bloß zu stellen, verschwieg er ihren unvergesslichen Ausflug zur marokkanischen Oase Tamegroute.

      Die Gespräche wurden lockerer, Peter als neues Familienmitglied akzeptiert. Nur einmal kam noch eine befangene Stimmung auf, als er einräumte, sie wüssten nicht, in welchem Glauben ihre Kinder aufwachsen sollen. „Wir sind erst seit 14 Tagen ein glückliches Paar und benötigen Zeit, um so schwierige Entscheidungen zu treffen", warb Peter um Verständnis.

      „Über die ereignisreiche Schatzsuche in den letzten Wochen und die Vermarktung der wertvollen Kunstgegenstände sprechen wir, wenn die Kinder im Bett liegen und die Frauen am Gespräch teilnehmen können", schlug Bassam vor, bevor die Männer auseinander gingen.

    ***

      Am Nachmittag fuhr Abdul mit Peter ins Zentrum von Marrakesch. Sie besuchten den berühmten Gauklerplatz, den er während seines ersten Besuches mit Aziza erlebt hatte. Erneut faszinierte ihn das Gewirr der Menschen aller Herkunft, die Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler, Verkäufer, Marktschreier, die bis auf einen Sehschlitz verhüllten alten Frauen und Mädchen in westlicher Kleidung, die ihn ungeniert musterten.

      Überdeutlich empfand er den Kontrast zwischen dem lärmerfüllten Platz und dem mit hohen Bäumen bestandenen, beschaulichen Innenhof von Saidas Villa, in dem Aziza und er nach dem Mittagessen einen Mokka getrunken und dem Plätschern des Brunnens gelauscht hatten. Nach dem Familientrubel freuten sie sich über die Ruhe, dass niemand etwas von ihnen wollte.

      Erneut hatte er die kunstvollen, typisch marokkanischen Majolikaplatten bewundert, sich nicht mehr gefragt, welche Geschichten die Mauern des Stadtpalais über das Leben früherer Bewohner berichten könnten. Seit dem Fund der Familienchronik der Nejjarines kannte er die Historie des Anwesens.

      In dichten Kreisen umstanden Menschen jedweden Alters den Geschichtenerzähler auf dem Gauklerplatz. Peter stellte sich zu ihnen. In Stichworten übersetzte Abdul eine spannende, teilweise gruselige Geschichte aus früheren Zeiten. Im Souk von Marrakesch zeigte Abdul ihm den Durchgang, in dem sich eine Zeichnung der Sultan – Ahmed – Moschee mit den sechs Minaretts befindet.

      „Hier erkannte ich, dass auch meine Verfolger den Schatz unserer Vorfahren suchten", erklärte Abdul lächelnd.

      „An der Stelle begann meine abenteuerliche Reise, die mich, von Agenten des marokkanischen Geheimdienstes beschattet, von Istanbul über Damaskus, Sanaa, Kairo bis nach Tunis führte. Bei jedem Verwandten fand ich Schlüsselworte meines Großvaters Mustafa, die uns halfen, den in unserem Haus verborgenen Schatz einer sehr alten Kultur zu finden!"

      Es dämmerte bereits. Sie suchten ein freies Taxi und fuhren nach Hause. Aziza löste allgemeine Heiterkeit aus, als sie Peter bei seiner Rückkehr stürmisch umarmte und küsste. Nach zwei Wochen ständigen Zusammenseins hatte sie ihn vermisst.

    ***

    Auf dem Flug von Rom nach Singapore stellte sich Sues Nachbar sich nach dem ersten Glas Champagner vor. Sie erfuhr, dass er in Rom lebt, die Stadt sei für einen Junggesellen sehr angenehm. Er brauche kaum zu kochen, überall gäbe es sehr gute Restaurants und unzählige Partys. Nach kurzem Zögern vertraute er ihr an, er sei in der Elektronikbranche leitend tätig, auf dem Weg nach Singapore und Taiwan, um Komponenten einzukaufen.

    Er spricht ein gepflegtes English mit italienischem Akzent, flirtet dezent und sieht blendend aus, stellte Sue charmiert fest. Um müde zu werden, tranken sie zum Abendessen Rotwein. Ihr wurde es warm. Sie öffnete die obersten Knöpfe ihrer Bluse, unbefangen blickte er auf ihre braune Haut und den Ansatz ihrer Brüste.

      Zu fortgeschrittener Stunde gestand Sue, sie sei Religionswissenschaftlerin, Expertin für Mythen, ledig, käme von einem wissenschaftlichen Meeting auf Mallorca. Marcello wirkte verblüfft, zweifelte an seinen Menschenkenntnissen, gestand, er hätte sie für eine wohlhabende Ehefrau gehalten, die keinen Beruf ausübt.

      Er bot sich als Reiseführer in Singapore an. Erneut überraschte Sue ihn, als sie bekannte, Bürgerin des Stadtstaates zu sein. Als sie müde wurde, ließ sie sich von einer Stewardess Kopfkissen, Decken und den Sessel in Schlafstellung bringen und wünschte ihrem sympathischen Unterhalter eine gute Nachtruhe. Kurz darauf schlief sie ein.

      Der Duft von Kaffee, ein warmes Gesichtstuch mit wohl riechenden, ätherischen Ölen und der Hinweis, das Frühstück würde gleich serviert, brachten sie wieder in die Gegenwart zurück. Interessiert verfolgte Marcello, wie sie mit einer Tasche zur Toilette schritt, um sich frisch zu machen.

      Als sie zum Sitzplatz zurückkehrte, raubten die leicht geöffnete rote Bluse, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen, pechschwarzen Haare, ein gleichfarbiger Minirock, ihre grazilen braunen Beine sowie roten High Heels ihrem Nachbarn jegliche Konzentration auf ernsthafte Gespräche. Hoffnungsvoll fragte er, ob sie sich in der Stadt treffen könnten?

      Sie lehnte seinen Wunsch ab, erwähnte, sie habe viel zu tun, müsse in Kürze nach Hong Kong, von da aus nach Shanghai fliegen. Sie verschwieg Marcello, der ihr seine Visitenkarte aufnötigte, dass sie bald Rom besucht.

      Auf dem Weg zur Einreisekontrolle glaubte Sue, seine Blicke auf ihren langen Beinen und schlanken Fesseln zu spüren. Sie dachte an den Aufenthalt auf Mallorca, an Azizas zunächst verdrängte, dann unerwartet eingestandene Liebe zu Peter, ihre vertrauten Gespräche als Freundinnen, Julias spontane Entscheidung, zu Richard zu ziehen und an ihr durch Rickys Sturheit getrübtes Liebesglück. Besonders die Gespräche mit Aziza hatten sie ermutigt, sich selbst zu verwirklichen.

      Mit einem Kofferträger im Gefolge erreichte sie als eine der ersten Passagiere des Romfluges die Ankunftshalle. Verwundert schauten sich ihre Eltern an, ob das ihre Tochter ist, die selbstbewusst auf sie zu stöckelte, sie herzlich umarmte!

      „Sue, du siehst phantastisch aus! Wir hofften immer, du würdest eines Tages anfangen zu leben, begeisterte sich ihr Vater. „Bist du verliebt? fasste er nach.

      „Nein! Ich berichte euch zu Hause ausführlich von meinen Erlebnissen, die zu meinem veränderten Aussehen führten", vertagte Sue ihre Antwort.

      Der Fahrer verstaute ihre Koffer, zahlte den Träger, hielt Madame und der Tochter die Fond- und seinem Chef die Fronttüre auf. Nach der feuchten Hitze vor dem Terminal zeigte das Thermometer im Wagen angenehme 26 Grad.

      „Papa, falls ihr mich in Zukunft sehen wollt, musst du deinen Mitarbeitern in der Bank mehr Verantwortung übertragen und mit Mama häufig Urlaub in Europa machen. Dort werde ich interessante Kulturstädte besuchen, Gastvorlesungen halten, in Künstlerkreisen verkehren, musizieren und meine neue Freundin Aziza treffen.

      Eines Tages verliebe ich mich, heirate, bekomme Kinder und werde ein klassisches Bindeglied in der unendlichen Geschichte der Menschheit, dem ewigen Kreislauf von Geburt, Leben und Tod. Ohne meinen Beruf zu vernachlässigen, will ich mein Leben abwechslungsreicher als bisher gestalten!" kündete Sue ihren überraschten Eltern an.

      Nachmittags trafen zwei herrliche Blumensträuße mit Einladungen in Restaurants ihrer Wahl ein, die bei Sue unterschiedliche Reaktionen auslösten.

      Ein Blumenbouquet stammte von Dick Adam, der im „Raffles" wohnt, sie bat, ihre Zusage einzulösen, ihn durch den Botanischen Garten zu führen. Auf Mallorca hatte er sich in sie verliebt, bevor Julia und Richard ihn als Hacker entlarvten, er überstürzt floh, nicht nur seinen Freund Peter, sondern auch sie schwer enttäuscht hatte.

      Die zweite Einladung stammte von Sebastiano Marcello. Sue sandte eine Mail an Julia, in der sie sich nach dem Image des schönen Römers erkundigte.  

    2

      Braun gebrannt kehrte David O`Connor von der Expedition mit dem Tauchboot „Aurora" nach Dallas zurück, mit dem er die tiefste Stelle im Marianengraben erreicht hatte. Internationale Zeitungen und Fernsehstationen berichteten über die mutige Tauchfahrt des exzentrischen Milliardärs, die ihm den Nervenkitzel verschaffte, den er zum Ausgleich seiner beruflichen Aktivitäten braucht. Dass er im Frühling des folgenden Jahres eine dramatische Tauchfahrt im Atlantik unternimmt, bewusstlos in ein Hospital eingeliefert wird, ahnte er nicht.

      Sein Learjet befand sich über der Bucht von Los Angeles im Landeanflug auf Whitman. Unterbewusst nahm David den vom Smog der Stadt leicht verschleierten Panoramablick wahr. Neben ihm saß die attraktive Monica Sabatero, deren schlanke, übereinander geschlagenen Beine seine Phantasie beflügelten.

      Charmant lächelnd informierte sie ihn über die soeben auf ihrem iPad eingegangene Nachricht. „Die Aufsichtsratssitzung der „Bimoco wurde auf morgen früh vertagt! David schaute sie überrascht an, überlegte, um welchen triftigen Grund es sich handeln könnte.

      Obwohl Monica sich bei Flirtversuchen abweisend verhielt, spielte er mit dem Gedanken, sie zu verführen. Er bat sie, in Beverly Hills im „Four Seasons" zwei Suiten zu reservieren, bevor er wissen wollte, was sie in der unerwarteten Freizeit unternehmen. Monica war noch nie in Los Angeles. Sie erbat eine Sight Seeing Tour durch die Stadt und Hollywood und schlug vor, anschließend zum Strand zu fahren, die Sonne und das Meer zu genießen.

      Sie reservierte zwei Suiten und informierte die Mietwagenfirma, dass sie die Limousine auch morgen benötigen. Außer Aktenkoffern und Laptops führten sie kein Gepäck mit sich. David verabschiedete sich von den Piloten, nannte, bevor sie im geräumigen Fond des Mietwagens Platz nahmen, den Mittag des nächsten Tages als voraussichtliche Abflugzeit.

      Monica beschrieb dem Fahrer ihre Vorstellungen, der nickte, ließ die Trennscheibe unten, um die Highlights der Stadt zu erklären. Sie fuhren an Parks vorbei, erreichten Los Angeles Downtown. Die stets gleiche Monotonie amerikanischer Großstädte beeindruckte Monica keinesfalls, sie bat, zügig zum Sunset Boulevard zu fahren, der sich lang hinzog.

      Auf Davids Weisung bog der Fahrer, bevor sie das Meer erreichten, in ein hügeliges Villenviertel der Hollywood Prominenz ab. Ausführlich beschrieb David, welche Villen Filmgrößen oder Millionären gehören, die er von Partys kennt. Mit unterschiedlichen Frauen flog er nach Los Angeles, besuchte Partys und schlief mit ihnen im nahegelegenen „Four Seasons". Die Wünsche seiner Begleiterinnen waren stets gleich; Kleidung, Reisen, Heirat.

      Seit der Trennung von seiner Frau Grace ging er keine Bindung mehr ein, gestaltete er deshalb sein Leben äußerst abwechslungsreich.

      Als sie auf dem Pacific Coast Highway in Richtung Santa Monica Peer fuhren, bat Monica den Fahrer, sie zu einem Einkaufscenter zu bringen. Sie stieg aus, ließ David kommentarlos stehen. Überrascht folgte er ihr ins „The Grove", kaufte ein Hemd, Unterwäsche, eine Badehose und notwendige Utensilien für die Nacht.

      Monica erwarb einen kleinen Rolli, eine weiße Bluse, eine Winzigkeit von Bikini, den sie anließ. Beim Kauf des eleganten Kleides, das sie für den Abend im „Four Seasons" benötigt, ließ sie sich Zeit. In einer Parfümerie kaufte sie Dinge, die eine Frau für eine Übernachtung benötigt.

      Gut gelaunt traf sie den am Wagen wartenden David, bot ihm an, seine Einkaufstüten in ihrem Rolli zu verstauen. Sie verspürten Hunger. Auf Empfehlung des Chauffeurs ließen sie sich zu Joe´s Restaurant am Abbot Kinney Boulevard fahren. Die gelbe Fassade, weißen Tischtücher, Stoffservietten machten einen soliden Eindruck, die Speisekarte versprach eine kultivierte Küche.

    ***

      Sie wählten französische Salate, ein leichtes Hauptgericht, tranken stilles Wasser, teilten sich eine Karaffe Chardonnay, schließlich wollten sie noch am Strand des Pazifiks bummeln und ein Sonnenbad nehmen. Monica bat David, von seinem beruflichen Werdegang zu berichten.

      „Mein Familienname O´Connor verrät, dass meine Ahnen aus Irland stammen. Wann sie in Amerika eintrafen, nach Dallas zogen, weiß ich nicht", begann er seinen Bericht. „Mein Vater arbeitete in einer Bank, in der ich eine Ausbildung erhielt, schnell erkannte, dass der Kauf- und Verkauf von Immobilien ein riesiger Markt ist, auf den sich nur wenige Banken fokussiert hatten.

      Mein bester Freund war Experte für die Finanzierung und Rückfinanzierung von Immobilien. Ich engagierte ihn, gründete eine Bank, nannte sie „Bimoco", heiratete meine Jugendliebe Grace, die ein Jahr später ihre Ausbildung als Lehrerin abschloss. Niemand dachte an eine Immobilienkrise, jeder wollte ein Haus besitzen.

      In allen Ballungscentren der USA eröffneten wir Filialen. Ständig erweiterte ich die Dienstleistungen meiner Bank bis zur Finanzierung von Autos. Mit bedeutenden Herstellern schlossen wir Kaufverträge ab, die uns in die Lage versetzten, günstigere Konditionen als die regionalen Händler anzubieten. Wir benötigten keine Ausstellungsräume, Verkäufer, kauften nie Autos auf Vorrat, überließen das schwierige Gebrauchtwagen Geschäft den Händlern. Die Umsätze und Erträge der „Bimoco explodierten, erinnerte David sich.

      „Haben Sie Kinder?" forschte Monica.

      „Ja, Kitty studiert in Stanford/Kalifornien, Frank arbeitet in New York, dem Konzernsitz der „Araco.

      „Womit handelt die „Araco?

      „Nach Gründung der „Bimoco" erwarb ich einen Hersteller von Fertighäusern, der sich in finanziellen Schwierigkeiten befand. Nach einem Jahr überstiegen die Verkäufe die Produktionskapazität der übernommenen Firma. Ich erweiterte deren Fertigungsprogramm um Industriebauten und stellte die zur Expansion benötigten Werke selbst her.

      Von New York aus managt die „Araco" sämtliche Bauunternehmen einschließlich der Säge-, Möbel-, Sanitär- und Installationswerke, beschrieb David die rasante Expansion seines Imperiums.

      „Heute kaufen oder leasen Unternehmen und Behörden von der „Araco auch Montagehallen, Park- oder Bürohäuser bis hin zu Flughafengebäuden, ergänzte David seinen Bericht.

      „Besitzen Sie Gesellschaften im Ausland?" forschte Monica wissbegierig.

      „Ja, meine internationalen Gesellschaften werden von New York, Dallas, Los Angeles und Chicago gesteuert", beantwortete David geduldig ihre Frage.

      „Welche Aktivitäten betreibt die „Bimoco in Los Angeles?

      „Sie betreut Geschäfts- und Privatkunden und wickelt sämtliche Finanzierungen meines Konzerns ab. Über Hedgefonds sammelt sie Gelder ein, spekuliert, kauft schwach bewertete Unternehmen, restrukturiert und verkauft sie mit Gewinn. Als Aufsichtsratsvorsitzender kümmere ich mich nur noch um die Konzernzentralen und entwickle neue Geschäftsmodelle."

      „Dann verfügen Sie über viel Zeit für ihre Familie!" unterstellte Monica.

      „Seit 15 Jahren lebe ich von meiner Frau getrennt! Grace konnte mit meinen hektischen Aktivitäten, ständigen Reisen und unserem Reichtum nicht umgehen. Sie kümmert sich um die Kinder, die ich selten treffe", beschrieb David seine familiäre Situation.

      Nun verstand Monica seine ständig wechselnden Frauenbekanntschaften, denen sie auftragsgemäß rote Rosensträuße sandte und die Kreditkartenbelege, Reise- und Hotelabrechnungen seiner anspruchsvollen Geliebten, die den Konsum von Luxusgütern kräftig förderten. Sie war stolz darauf, dass sie sich nie von einem Mann aushalten ließ!

      „Möchten Sie einen Nachtisch? Sonst zahle ich und wir fahren zum Strand, legen uns in die Sonne und sie berichten aus ihrem Leben." Der Fahrer chauffierte sie zum historischen Santa Monica Pier und parkte in dessen Nähe.

    ***

      Julia saß in einem Café in Rom und dachte über ihr bisheriges Leben nach. Sie wurde in eine reiche, traditionsbehaftete Familie geboren, verbrachte eine glückliche Kindheit in Venedig, trägt Modellkleider italienischer Couturiers und besitzt Firmen und Häuser, die ihr älterer Bruder verwaltet. Was nützt mir mein Reichtum, wenn ich den Mann verliere, den ich heiß und innig liebe, fragte sie sich verzweifelt? Mit der Liebe habe ich kein Glück, empfand sie!

      Nach ihrem Schulabschluss zog sie nach Rom, um Geschichte zu studieren. Ihre Verwandten führten sie in die High Society ein. Sie lernte interessante Männer kennen, verliebte sich einige Male, bis sie im Alter von 24 Jahren Giorgio traf. Er stammt aus einer römischen Adelsfamilie, ist als Rechtsanwalt und Notar in der Kanzlei seines angesehenen Vaters tätig, zehn Jahre älter als sie.

      Er umwarb sie, zeigte sich galant, ritterlich, versuchte nicht, sie vor der Ehe ins Bett zu ziehen. Welch ein Mann, dachte Julia und verging vor Sehnsucht. Nach einem halben Jahr heirateten sie.

      Weder in der Hochzeitsnacht noch danach schlief Giorgio mit ihr! Sie glaubte, es sei ihre Schuld und unternahm alles, um ihn zu verführen. Er ging zu einem anerkannten Facharzt, der keinen Grund für seine Impotenz fand. Sie kontaktierten Therapeuten und befolgten deren Empfehlungen ohne Erfolg.

      Nach einem Vortrag in Bologna kaufte sie aufreizende Lederkleidung mit hohen Stulpenstiefeln und einer Peitsche. Vielleicht ist Giorgio sexuell anders orientiert, dachte sie und fand sich vorm Spiegel im Bad im schwarzroten Outfit heiß aussehend. Ihr Auftritt als Domina war ein Desaster! Giorgio flüchtete aus dem Ehebett, kehrte nie wieder zurück, erinnerte Julia sich mit großem Unbehagen.

      Weil auch ich mein berufliches Engagement forcierte, sahen wir uns immer seltener. Auf meine Fragen, weshalb er mich nicht vor der Hochzeit über sein Problem informiert hatte, erhielt ich keine Antwort. Jedes Mal zuckte er mit den Schultern und versicherte stereotyp: „Ich liebe dich!".

      „Nach fünf unerquicklichen Ehejahren werde ich im nächsten Monat geschieden", hatte sie Ricky auf Mallorca erklärt, als sie sich ihre Liebe gestanden, in ihren Umarmungen die Welt vergaßen, sich glücklich, wie noch nie in ihren Leben fühlten.

      Nur in einem Punkt fanden sie keine einvernehmliche Lösung. Richard erwartete, dass sie zu ihm zieht. „Als angehende Professorin unterrichte ich keine Schulkinder in Hawaii und verzichte auch nicht auf kulturelle Veranstaltungen, wie sie in Europas Großstädten selbstverständlich sind!" lautete ihre Antwort. Sie schlug ihm vor, sein Wissen als Geologe und Vulkanologe in Städten zu nutzen, in denen es eine Universität und kulturelle Events gibt.

      „Innerhalb von 14 Tagen kann ich keine grundlegende Entscheidung treffen!" hatte Richard wiederholt erklärt und sie versprach, seine Antwort abzuwarten. Im Flughafen von Mallorca verabschiedeten sie sich ohne ein gemeinsames Lebensziel. Julia erfüllte Unruhe, argwöhnte, das im kommenden Monat nicht nur ihre Ehe, sondern auch das Band ihrer jungen Liebe gelöst wird.

      Wiederholt schaute sie in die Mailbox ihres iPads, ob Ricky sich gemeldet hatte. Sie fand die Anfrage von Sue, ob sie einen Sebastiano Marcello kennt.

    „… Auf dem Rückflug nach Singapore saß er neben mir, lud mich heute zum Abendessen ein, ist in der Elektronikindustrie tätig! …" schrieb sie.

      Bei dem Hinweis dachte Julia an Dick, der auf Mallorca die Mails aller Teilnehmer las, bevor er von ihr entlarvt wurde. Sie fragte sich, was er wohl macht? Wäre Marcello für Sue nicht wichtig, hätte sie nicht um eine Auskunft gebeten. Julia rief ihren Bruder Giovanni an, der sie spontan zum Abendessen einlud.

      Julia erkundigte sich, ob er Sebastiano Marcello kennt. Ihr Bruder beschrieb ihn als charmanten, gebildeten und wohlhabenden Fabrikanten von elektronischen Bauteilen, die wir in unseren Werken verwenden. Verwundert fragte er, ob sie ihn traf?

      „Meine Freundin Sue flog an seiner Seite nach Singapore", berichtete Julia.

      „Sebastiano leidet unter der Trennung von seiner Freundin, die in die Dominikanische Republik zu ihren Eltern zurückkehrte", fügte Giovanni noch hinzu.

    ***

      Richard bedrückte, welch schmerzliche Wunden der Abschied von Julia hinterließ. Ohne Chance auf ein baldiges Wiedersehen verlor Hawaii seinen bisherigen Glanz. Selbst die Aussicht, nach sechs Wochen Abwesenheit die geliebte Forschungsarbeit am ständig aktiven Vulkan wieder aufzunehmen, erschien ihm nicht so verlockend, wie er zunächst annahm.

      Er fühlte sich niedergeschlagen, mutlos, dachte ständig an Julias Vorschlag, an einen Ort zu ziehen, an dem sie lehren, er als Geologe und Vulkanologe tätig sein kann. Sie erklärte sich bereit, alle Kosten zu übernehmen, bis er einen Job findet, alternativ eine selbständige Existenz aufgebaut hat. Richard verstand nicht, weshalb er ihr generöses Angebot nicht spontan annahm.

      Mit jedem Tag der Trennung litt er mehr, Julia nicht zu sehen. Dachte er an das traumatische Erlebnis mit Joana, erfasste ihn wieder das entsetzliche Misstrauen Frauen gegenüber. Zu Recht vermutete Julia, hinter seinem zögerlichen Verhalten stecke eine abgrundtiefe Enttäuschung. Sie hatte ihm angeboten, hierüber zu sprechen. In einer Mail versuchte Richard zu erklären, welches Erlebnis ihn belastet.

    Liebe Julia,

      weder die Forschungsarbeit, noch der Vulkan ziehen mich in ihren Bann! Du bist es! Um das zu erkennen, musste ich nach Hawaii zurückkehren! Ich liebe Dich, möchte mit Dir einen Wohnort suchen, an dem wir gemeinsam leben, unsere Berufe ausüben und Kultur genießen können!

      Vor der Abreise sprachst du ein heikles Thema an. Es stimmt, mich enttäuschte und verletzte eine Frau zu tiefst, deshalb zögerte ich, mich auf Deine Liebe einzulassen.

      Ich studierte im 3. Semester Geologie, spielte, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, in einer Jazzband bis tief in die Nacht. Auf dem Campus fiel mir eine aparte Frau auf. Seit dem Tag strich ich in der stillen Hoffnung umher, sie wiederzusehen.

      Bei einer Kommilitonin, die ihre Abschlussfete gab, traf ich sie. Wir unterhielten uns bis tief in die Nacht. Nach dem bestandenen Examen nahm Joana einen Abendjob an, während ich musizierte. Wir verliebten uns, verbrachten die Tage und den Rest der Nächte in meiner Wohngemeinschaft.

      Wir waren wunschlos glücklich, schmiedeten Pläne für die Zukunft! Joana war fraulich, besaß eine unbändige Sehnsucht nach Kindern. Ständig beklagte sie, es würde zu lange dauern, bis ich mein Studium beenden, eine Familie gründen kann.

      Ich machte einen entscheidenden Fehler! An Abenden, an denen sie nicht arbeitete, nahm ich sie in den Jazzkeller mit. Dort lernte sie den Schlagzeuger und Frauenschwarm David kennen!

      Danach war Joana tagsüber mit Freundinnen unterwegs, bis sie auch nachts nicht mehr erschien. Meine verzweifelten Versuche, herauszufinden, wo sie sich aufhält, blieben erfolglos. Ich litt wie ein weidwundes Tier, fühlte mich zurückgestoßen, verlassen und verletzt, bis David mir eröffnete: „Über kurz oder lang erfährst du es doch! Joana lebt bei mir. Wir lieben uns und werden heiraten!"

      Ein unglaublicher Schmerz überkam mich. Mit einem Schlag streckte ich David nieder. Er stürzte unglücklich und brach sich ein Bein. Nach seinem Sturz erschien Joana im Jazzkeller, sprach mit niemandem, lauschte versonnen unserer Musik, bis wir die Instrumente einpackten. Vor der Eingangstür wartete sie auf mich, nahm meine Hand, schweigend ging sie mit mir.

      Zwei Tage und Nächte verließen wir die Wohnung nicht, empfanden Nähe wie nie zuvor. Nur in punkto einer kurzfristigen Familiengründung fanden wir keinen Konsens. Nach der dritten Nacht verschwand Joana. Ich traf sie nur noch zwei Mal.

      Als ich vor ihrer Hochzeit eines Abends vom nächtlichen Spiel heimkehrte, hockte sie vor meiner Zimmertür, sah mich unverwandt an, erhob sich zögernd, küsste mich, klammerte sich wie eine Ertrinkende an mich und forderte ein Kind!

      Nach der leidenschaftlichen Nacht erhob sie sich mit unbeschreiblich traurigem Blick und weinte lautlos. Ich versuchte, sie zu trösten. Ihr Körper bebte. Ich umarmte sie. Wie in Trance zog sie sich an. Ich flehte, sie solle bleiben! Mit einem mutlos gehauchten, „es ist zu spät", verabschiedete sie sich und verschwand.

      Hastig zog ich mich an, lief die Treppe hinunter, rannte stadteinwärts und rief unablässig ihren Namen. Im anschwellenden Getöse des morgendlichen Berufsverkehrs verhallten meine verzweifelten Rufe ungehört.

      Monate später erkannte ich die wahre Bedeutung ihres unwiderruflichen Abschieds. Als Joana mich vor ihrer Hochzeit besuchte, war sie schwanger und hoffte wider besseres Wissen, das Kind sei von mir! Sie brachte einen Sohn, zwei Jahre später eine Tochter zur Welt.

      Nach Jahren folgte ich einer Einladung meiner Bandkollegen, uns wiederzusehen. Mit zwiespältigen Gefühlen flog ich zum Festland. Am Morgen des zweiten Tages trafen wir uns in einem Ausflugslokal mit den Frauen und Kindern. Ich war entsetzt!

      Joana hatte alle Ausstrahlung verloren, wirkte deprimiert, entzog sich bewusst einem Gespräch. Wir konnten uns nicht in die Augen sehen, empfanden, unsere Zeit ist abgelaufen, jegliche Chance vertan. Kurz darauf wurde sie geschieden und zog mit den Kindern zu ihren Eltern nach Tampa.

      Vorzeitig kehrte ich in mein Hotel zurück und betrank mich. Ernüchtert flog ich nach Hawaii, fühlte mich dort geborgen und glücklich. Du kennst nun mein traumatisches Erlebnis, verstehst hoffentlich meine Ängste vor einer festen Bindung?

      Obwohl wir räumlich weit voneinander getrennt sind, spüre ich, wie Du mich liebst! Ich bin kein Freund von spontanen Entschlüssen, kann mich nur langsam und bedächtig auf neue Situationen einstellen. Ich verstehe nicht, warum ich Dir vor unserem Abschied nicht sagte, dass Du mir wichtiger als mein Beruf und Hawaii bist!

      Nimmst Du mein Angebot an, mit Dir an jedem Ort der Welt zu leben?

      Es liebt Dich, Dein Ricky.

    3

      In einem bekannten Restaurant traf Ze Tang Peter Nolden´s Joint Venture Partner Tao Wu mit dessen Freund Jian Liu und seine Frau Hui, die Werften und Redereien besitzen. Die Männer sind Mitglieder des regionalen Zentralkomitees in Shanghai, dessen Vorsitzender Ze Tang ist. Ihn begleitete die stadtbekannte Inhaberin einer erfolgreichen Immobilienfirma, die exzentrische Mei – Lan Wang. Ihr Vorname bedeutet „wunderschöne Orchidee", ihr Familienname ist der Häufigste in China.

      Vor zwei Jahren hatte Ze Tang mit seinen Folterknechten vom „Amt für Staatssicherheit Mei – Lang überfallen und vergewaltigt, um sie für permanente Schutzgeldzahlungen gefügig zu machen. Zu seinem Erstaunen genoss sie die Gewaltszene, die andere Frauen traumatisierte. Sie war die erste Frau, die sich seinen Forderungen widersetzte, der er nicht den Stempel der unterworfenen „Schlangenfrau in die Haut ihres Unterleibs brannte.

      Ze Tang übernachtete bei ihr, wurde am Morgen von der nymphomanischen Frau an ihr Bett gefesselt und vergewaltigt. Seitdem trifft er sich in größeren Zeitabständen mit der exzentrischen Millionärin, die ihn dominiert, um gemeinsam eine kurzfristige Befriedigung zu finden. Ihre sadomasochisten Vorlieben erregten ihn immer wieder.

      Seine Frau, die als Fernsehmoderatorin in Peking arbeitet, trifft Ze Tang nur gelegentlich, kennt seine dunklen Schattenseiten nicht.

      Mit Mei – Lang im Gefolge begrüßte er kurz die beiden Mitglieder des Zentralkomitees und setzte sich mit ihr an einen vorbestellten Tisch. Ze Tang vereinbarte das Treffen mit der attraktiven Millionärin, um mit ihr eine heiße Nacht zu verbringen. In immer kürzeren Abständen überfiel ihn der Zwang, mit Frauen extremen Sex zu erleben.  

      Seine nächste Kandidatin wird die französische Filialleiterin, die in vier Wochen eine Filiale in der Großstadt eröffnet. Eine Modefirma, die Frauen und Geliebte von Millionären berät, kann kompromittierende Informationen liefern, überlegte Ze Tang vor Tagen. Erneut dachte er an die fügsame Yamai und entschied, sie in die Modefirma einzuschleusen.

     Allein der Gedanke, eine europäische Frau zu vergewaltigen, zu einer „Schlangenfrau" zu stempeln, erregte ihn. Heute Nacht erlebt er mit Mei – Lang harten Sex. Sie bereitete eine Überraschung vor, die sie unruhig machte, das entnahm er ihrem Verhalten.

      Tao Wu überlegte mit seinem Freund Jian Liu und dessen Frau Hui, was ihren Vorsitzenden und die exzentrische Millionärin verbindet, die nicht verheiratet, als knallharte Geschäftsfrau bekannt ist. Seit Shanghai boomt, kauft sie im Zentrum Grundstücke mit älteren Häusern auf, lässt die Familien aus ihren Wohnungen werfen und die Häuser abreißen.

      Architekten ihrer Wahl planen Geschäftshäuser, die sie vor Baubeginn vermietet. Die Baufirmen setzt sie vertraglich so unter Druck, dass sie pro Woche eine Etage des Rohbaus fertigstellen. Seit Jahren werden ihre Projekte immer größer, nimmt ihr Reichtum ständig zu.

      Die Freunde, die mit einander einen gemütlichen Abend verbrachten, vermuteten, dass Mei – Lan Wang für eines ihrer Projekte die Unterstützung des Vorsitzenden des Zentralkomitees der kommunistischen Partei in Shanghai benötigt. Sie ahnten nicht, dass ihnen eine dramatische Konfrontation mit dem allmächtigen Ze Tang bevorsteht, der bereits nach einer Stunde mit seiner Begleiterin das Restaurant verließ.         

    ***

      Im Kofferraum des Mietwagens öffnete Monica ihren Rolli. Während David in seinen Einkaufstüten kramte, die Badehose fand, entnahm sie das erworbene Badelaken und Sonnenschutzmittel. Sie ließen den seit dem vorangegangenen Jahrhundert ins Meer ragenden Holzsteg und angrenzenden Vergnügungspark hinter sich, wanderten auf dem „Ocean Front Walk" nach Norden, fanden eine einsame Stelle, breiteten das Badelaken aus und begannen sich auszuziehen.

      Behutsam faltete Monica ihre Kleidung, die sie für den Dienst benötigt. David bewunderte ihre grazile Figur, den flotten Bikini, entkleidete sich, überließ seinen 43 jährigen, durchtrainierten und braun gebrannten Körper ihren überraschten Blicken, bis er die Badehose anzog, sich neben sie setzte.

      Ihre Blicke schweiften zum nahe gelegenen Ozean, den eine Schar Strandläufer belebte, die im nassen Sand Nahrung suchten. Wie auf ein geheimes Kommando flogen sie wiederholt auf, ließen sich kurz darauf erneut nieder. Die Dünung war schwach, über ihnen kreischten Möwen, deren schrille Rufe die wenigen Strandbesucher in Urlaubsstimmung versetzten. David freute sich über die unerwartete Freizeit, Sonne und schöne Frau an seiner Seite. Er wartete gespannt auf ihren Bericht.

      „Mein Familienname Sabatero weist ebenfalls auf europäische Wurzeln hin. Die Großeltern wanderten aus Italien ein, sprachen mit mir nur italienisch. Meine Mutter kommt aus Mexiko, von ihr stammen meine spanischen Sprachkenntnisse, die braun getönte Haut und schwarzen Haare. Von Kindheit an wuchs ich dreisprachig auf.

      Als Erwachsene fiel es mir leicht, noch Französisch und Portugiesisch zu lernen. In Abendkursen arbeitete ich mich in die Buchhaltung und Erstellung von Bilanzen ein und fand stets interessante Jobs. Bei jeder Veränderung verbesserten sich mein Aufgabengebiet und Einkommen", berichtete Monica stolz.

      „Wieso ist eine so bezaubernde Frau nicht verheiratet?" fragte David direkt.

      „Bei einem Tanzkursus lernte ich John kennen und verliebte mich in ihn. Wir wurden ein Paar. Nach Beendigung seines Studiums als Ölingenieur musste er zur Army. Nach der Grundausbildung versetzte man ihn nach Heidelberg. Bei meinem Arbeitgeber stellte ich den Antrag, mich in die deutsche Niederlassung zu entsenden.

      In Hamburg erkannte ich die große Entfernung zwischen der reizvollen Hafenstadt an der Elbe und Heidelberg. Wann immer es möglich war, trafen wir uns und träumten davon, nach unserer Heimkehr in die Staaten zu heiraten.

      Als John in den Irak versetzt wurde, kehrte ich nach Dallas zurück. Nach seinem ersten Heimaturlaub sah ich ihn nicht wieder. In den Irak zurückgekehrt, durchsuchte er Häuser möglicher Terroristen. Ein Attentäter sprengte sich, John und zwei seiner Kameraden in die Luft, verletzte viele Menschen", berichtete Monica stockend, tief bewegt.

      „Johns symbolische Beisetzung hinterließ traurige und wütende Eltern, eine liebende Frau, die sich fragte, weshalb die USA nach dem Desaster in Vietnam, mit falschen Begründungen in den Irak einmarschieren musste? Glaubte der amerikanische Präsident George W. Busch wirklich, er könne eine Region mit drei unterschiedlichen, verfeindeten, fanatischen Religionsgruppen befrieden? Wie naiv sind wir Amerikaner?" regte Monica sich auf.

      „Der gleiche Wahnsinn wiederholte sich in Afghanistan! Erst vertrieben die Taliban die Russen, dann glaubte unsere Regierung, die Schlacht gegen einen unsichtbaren Feind gewinnen zu können! Unsere Bomben, Drohnen und Militär brachten unsagbares Leid über die Bevölkerung! Hinterhältige Anschläge der Taliban kosteten das Leben unzähliger Soldaten und Zivilisten!

      Was ist besser? Auf einem der Kriegsschauplätze zu sterben oder traumatisiert in unsere „heile Welt zurückzukehren, nachdem man im staatlichen Auftrag Menschen tötete, mit dem Erlebten nicht fertig wird? fragte Monica mit düsterem Blick, der nicht zur heiteren, von Sonne durchfluteten Umgebung passte.

      David verstand ihre Empörung und Trauer, erkundigte sich nach kurzer Zeit unsensibel, ob sie sich seit Johns Tod wieder verliebt hätte? Monica schaute ihn verwundert an, schüttelte energisch den Kopf. „Johns Tod ist ein unbewältigtes Trauma! Seitdem interessieren mich Männer nur peripher."

      Nach der Trennung von Grace und den Kindern hatte auch er sich durch eine exzessive Arbeitswut ins Vergessen über seine familiäre Tragödie gestürzt, erinnerte David sich. Um keinen Sonnenbrand zu bekommen, cremte er seine Vorderseite ein und verrenkte sich beim Versuch, den Rücken zu erreichen.

      Monica musste lachen, stand auf, trug den Sonnenschutz auf und bat ihn um die gleiche Gefälligkeit, empfand seine Hände als angenehm. Sie legten sich auf den Bauch, dachten über das Gehörte nach, empfanden Nähe. Ihre Körper wurden von der Sonne durchglüht, ihre Gedanken träge.

      Sie zogen sich an, schlenderten zum Wagen, ließen sich nach Beverly Hills chauffieren. David bat den Fahrer, sie am Morgen um 8.30 Uhr abzuholen.

    4

      Nachdem Richard die Mail an Julia gesandt hatte, traf Peters Mail mit dem Angebot ein, als Geologe und Vulkanologe an der „Tauchexpedition Atlantis" teilzunehmen, in Lissabon mit Fernando und seiner Frau Maria alles zu organisieren.

    „…Vielleicht kann Julia dort Gastvorlesungen an der Universität halten! Während eures Aufenthalts sucht ihr euch in Ruhe neue Jobs…", schlug Peter vor.

      Aufgeregt erhob sich Richard, sah endlich eine Möglichkeit, mit Julia zusammen zu leben, kehrte zum Laptop zurück, stellte fest, dass Peter ihr eine Kopie sandte. Ich muss mich gedulden, wie Julia auf meine und Peters Mail reagiert, entschied er.

      Zu Hause halte ich die Warterei nicht aus. Kurz entschlossen schaute er im Internet nach, an welchem Strand die stärkste Brandung ist, schnallte das Surfbrett aufs Wagendach, konnte es nicht erwarten, eine Riesenwelle zu reiten.

      Bäuchlings auf dem Brett liegend, paddelt er aufs Meer hinaus, stand auf, versuchte, eine gewaltige Welle zu erwischen, vor deren Tunnel zu gleiten. Vor ihm fuhr eine sportliche, braun gebrannte Frau, verlor die Balance und stürzte ins Wasser. Das Brett sprang in die Höhe, traf ihren Kopf, als er an ihr vorbeiglitt.

      Richard ließ sich fallen, gurgelnd schlug die Welle über ihm zusammen, sog an seinem Körper. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er wieder auftauchte, frischen Atem schöpfte. Die Frau

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