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Getäuscht
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eBook247 Seiten2 Stunden

Getäuscht

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Über dieses E-Book

Ein Münchner Playboy stürzt auf Mallorca vom Balkon. Offizielle Todesursache: Suizid. Doch ist das auch die Wahrheit? Wurden am Ende alle getäuscht? Der Münchner Kriminalkommissar Wolfgang Ehrat und der mallorquinische Polizeibeamte Francesc Bonet rollen den Fall neu auf. Derweil versucht sich der junge Journalist Patrick Schneider undercover im Drogenmilieu. Mit fatalen Folgen...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. Apr. 2017
ISBN9783742791467
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    Buchvorschau

    Getäuscht - Daniel Wachter

    Prolog

    August 2012

    Ein heisser Sommertag brach an, mitten in der touristischen Hochsaison.

    Keine Wolke war am Himmel zu sehen, als im Osten die Sonne aufging.

    Die Gischt des Mittelmeers schäumte den Sandstrand auf, ein paar Einheimische waren da, teilweise plantschten Hunde in den Fluten.

    Die Platja de Palma auf Mallorca war bis auf diese wenigen Ausnahmen jedoch menschenleer. Jedenfalls im Vergleich zu anderen Tages- oder eher Nachtzeiten. Nichts erinnerte an das bunte Treiben, welches bis früh in die Morgenstunden andauerte und ab dem Nachmittag wohl auch wieder über die knapp sechs Kilometer lange Strandpromenade vom Flughafen bis S’Arenal hereinbrechen würde.

    Nur eine Reinigungsequipe arbeitete mit Hochdruck daran, die Spuren der Nacht in die Kanalisation zu treiben.

    Der Ballermann – Inbegriff des Massentourismus.

    Bierkönig, Paradies Beach, MegaPark und Oberbayern – diese Namen bedeuteten Kult für manch jungen Menschen. Ein Fressen für Boulevardmedien und nachmittägliche Reportagen von privaten Fernsehsendern.

    Grölen, Saufen, Prügeln, Flirten.

    Endlich mal die Sau rauslassen.

    Den Menschen werden, den man in der Heimat nicht zu sein traut. Über die Stränge schlagen, buchstäblich feiern, bis der Arzt kommt.

    Umstrittene Shows in den Diskotheken. Freude hier, Kopfschütteln in der fernen Heimat.

    Damit ist nicht Jürgen Drews samt Gefolge gemeint.

    Drei solcher junger Menschen traten nach einer durchzechten Nacht, bereit zum Schlafen nun auf den Balkon ihres Hotelzimmers, die Oberkörper der Wärme und der Freiheit wegen frei. Hier darf man noch so durch die Strassen laufen, wie man von Gott erschaffen wurde.

    Alle drei liessen sich auf die Plastikstühle fallen, zwei steckten sich sogleich eine Zigarette an.

    Der Tag begann.

    Aller dreier Schädel brummten vom Vorabend. Die Getränke waren auch einladend billig.

    Plötzlich warfen sie einen Blick durch das Geländer auf das sich unter ihnen ausbreitende Vordach des Speisesaals.

    Den dreien stockte der Atem.

    Nichts mehr wird so sein, wie es bis anhin war.

    Ein Mann, rund zehn Jahre älter als sie, lag in Rückenlage auf dem Vordach. Mann, hatte der wohl einen Rausch gehabt.

    Keine Reaktion auf lautes Zurufen. Die Bauchdecke bewegte sich nicht.

    Wahrlich kein gutes Zeichen.

    Die Wirklichkeit flog an den dreien vorbei.

    Schnell zogen sie sich eines der in den Lokalen bei genügend Getränken verschenkten Billig-T-Shirts über und rannten an die Rezeption. Dort ernteten sie zuerst ungläubige Blicke, dann wurde auch dem Personal der Ernst der Lage klar. Telefone auf alle Zimmer, ob jemand fehlte. Erste Verdächtigungen kamen auf, die aber wieder verstoben. Sirenen erklangen in der Ferne.

    Tage später würde es in den Medien heissen, dass der Mann von Mitarbeitern gefunden wurde. Ehrlicher Schutz für die Urlauber.

    Wenig später war klar – der Mann war tot.

    Lebenserhaltende Massnahmen brachten nicht den gewünschten Erfolg.

    Vermutlich ein Sturz vom Balkon.

    Lange Zeit verging, bis er identifiziert wurde.

    Die Policía National der Ajuntament de Palma de Mallorca nahm ihre Ermittlungen auf. Der Fall schien äusserst mysteriös. Gemäss Gerichtsmediziner erfolgte der Sturz vom Balkon mit unmittelbarer Todesfolge gegen drei Uhr in der Früh.

    Die Leiche war nach der Identifikation ein Fressen für die bayrischen Boulevardmedien. Der Tote – ein stadtbekannter Playboy in München, berüchtigt für seine Partys, welche er im Sommer stets an den Ballermann verlegte.

    Zuhause in Grünwald und in Manacor, war er ein gern gesehener Gast an Szenepartys im P1, aber auch auf Banketts des FC Bayern, liess sich alle Jahre auch nicht die Wies’n entgehen, ja war jeweils auf Einladung der CSU auch auf dem Nockherberg zugegen.

    Kapitel 1

    Januar 2013

    Tja.

    Ein neuer Tag war angebrochen.

    Ich, immer noch schlaftrunken, fuhr mir durch das chaotisch abstehende Haar und liess mich am Küchentisch auf einen Stuhl fallen.

    Wie hatte ich es nur bis hierhin geschafft. Am liebsten würde ich gleich wieder einschlafen.

    Weniger als eine Minute war vergangen, als mich – wieder einmal – mein absolut nerviger Wecker mit seinem mindestens ebenso nervigen durchdringenden gleichmässigen Piepsen aus meinem Schlaf und aus meinen Träumen geholt hatte, um mir gleich die graue Realität auf dem Silbertablett zu präsentieren.

    Ich, Vorname Patrick, Nachname Schneider, Alter 23, Dienstgrad unbekannt, pulte mir den Sand aus meinen Augen und starre auf die dampfende Tasse Tee vor meinen Augen. Ein Wunder, dass ich dies trotz meiner Müdigkeit vollbringen konnte. Manch einer würde mir jetzt zu einem Kaffee raten, doch ich verabscheute diese bittere Moccabrühe, die schmeckte, als hätte man einen zerstampften Karton in heissem Wasser aufgelöst. Sollte mir einer Kaffee auftischen, würde ich diesen aufs Geratewohl gegen die nächstgelegene Wand schmeissen und die servierende Person für immer mit Hass, Verachtung und bösen Blicken bedenken.

    Tja, auch meine Eltern mussten diese Erfahrungen machen!

    Wie konnte man das eigene Kind nicht kennen?

    War halt die Quintessenz daraus, dass man nur auf seinen Beruf und das Ansehen in der Gesellschaft fixiert war. Für meine Eltern war es wichtiger, den teuersten Esstisch im ganzen Quartier zu haben, statt sich um ihren Sohn zu kümmern.

    Ich sollte sie mal wieder anrufen.

    Oder auch nicht.

    Ich hatte bestimmt ihre Telefonnummer vergessen.

    Da fragte sich noch einer, wieso ich ein solcher Zyniker geworden bin.

    „Verdammt! Die Zeitungen!", murmelte ich zu mir selbst und stand auf, um zum Briefkasten zu geben.

    Dummerweise hatte mein Hintern jetzt entschieden, zu jucken, was ich unbedingt mit einem Kratzen quittieren musste. Zu viele Informationen? Korrekt.

    Immer noch schlaftrunken versuchte ich, meinen Briefkastenschlüssel in das zugehörige Schloss zu stecken. Da ich eine Erdgeschosswohnung besass und somit die Briefkasten gleich gegenüber hatte, machte es mir nichts aus, meine Post schnell nur in Boxershorts zu holen. Sah mich ja eh keiner.

    „Guten Morgen Patrick!"

    Bis heute.

    Ich schaute auf. Vor mir stand Angelika, die Bewohnerin des oberen Stockwerks, die Schönheit in Person. Lange blonde Haare und eine angemessene Figur samt einer Oberweite, die keinen Mann enttäuschte. Ihr perfektes Lächeln entblösste eine weisse Zahnreihe, welche es in ihrem Glanz ohne Probleme mit der Milchstrasse aufnehmen kann.

    Zudem war auch ihr Wesen nicht von schlechten Eltern – kurzum, sie war ein Engel und nicht selten auch eine meiner Masturbationsfantasien.

    Der einzige Makel, der ja bekanntlich den Rest noch schöner wirken liess, war ihr altmodischer Vorname, ihren Nachnamen hatte ich bereits wieder vergessen oder sie hatte ihn mir nie gesagt, kann auch sein, ich wusste es nicht.

    Mist.

    Hätte ich doch nur eine Jeans übergezogen.

    Natürliche Reaktionen halt.

    Hoffentlich sah sie es nicht.

    „Morgen!", nuschelte ich, grub die Zeitungen aus meinen Briefkasten, schloss ihn ab und verschwand schleunigst in meiner Wohnung.

    Verdammt wie peinlich!

    Ein Ständer am Morgen sorgt für Kummer und Sorgen!

    Haha, der war gut!

    Nicht lustig, aber zutreffend!

    Wahrscheinlich hatte sie es eh nicht wahrgenommen, tat sie ja auch beim Gesamtpaket nicht.

    Trotzdem hatte sie meinen Namen gewusst.

    Mochte sie mich also doch?

    Eh nicht.

    Wahrscheinlich würde sie sich gleich mit ihrer besten Freundin zum Kaffeeklatsch treffen sich mit ihr wahrscheinlich den gesamten Tag auf meine Kosten amüsieren, in dem die beiden über die Standhaftigkeit des kleinen Patrick lachten.

    Kapitel 2

    Wütend schmiss ich die Zeitungen auf den Tisch und entschied mich für die Süddeutsche. Niveau am Morgen muss auch sein.

    Auf der Frontseite war irgend so ein Bericht eines Professorchens, welcher sich der Frage nach dem Ich und dem Sinn des Lebens angenommen hat und nun dort irgendwelche angeblich bahnbrechende Ergebnisse erzielt hatte.

    Nun gut.

    Wer war ich?

    Meinen Namen – den weiss ich noch.

    Glück gehabt!

    Eigentlich war ich Schweizer, stammte aus einem Kaff, dass nicht mehr als ein Fliegenschiss auf der Landkarte war. Den Namen erwähnte ich dem geneigten Leser mal nicht, ich bin sicher, drei Zeilen später hätte er ihn längst wieder vergessen.

    Leider lebte ich dort nur kurz. Meine Eltern liessen sich noch vor meiner Geburt scheiden und meine Mutter fand bald einen Ersatz, den sie jedoch nicht heiratete. Mein Stiefvater in spe war Polizist und wurde kurz nach meiner Geburt zu Interpol nach Lyon abberufen, was bedeutete, dass ich meine Kindheit und die ersten Jahre meiner Jugend in Frankreich verbracht hatte. Scheusslich. Vor allem diese Sprache! Immerhin war ich in einem besseren Viertel aufgewachsen, als die armen Jungs in der Banlieue. Meine Mutter heiratete dann in Lyon ihren Polizisten, doch ich behielt den Namen meines Vaters. Der Kontakt zu diesem war schon seit Jahren abgebrochen, wahrscheinlich auch auf Initiative meiner Mutter. Deshalb wollte ich noch eine Erinnerung an ihn.

    Ich wurde auf eine angemessene Schule geschickt, doch hatte ich an diesem ewigen Gelaber keinen Spass und mogelte mich mehr oder weniger durch. Erst an der Journalistenschule erkannte ich bei mir Freude am Lernen. Anfangs war ich über diesen Sinneswandel noch ganz erschrocken, danach wurde mir aber bewusst, dass es damit zu tun hat, dass ich endlich mal was zu tun habe, deren Tätigkeit ich mich erfreuen kann.

    Als ich 16 war, entschied sich mein Steifvater dann, einen Posten bei der Münchner Kriminalpolizei anzutreten. Wieder ein Kulturschock. Vom Coq au vin nun zu Weisswurscht mit Brez’n.

    Nicht schlecht, denn immerhin musste ich nicht den ganzen Tag in Lederhosen rumhopsen, wie das bajuwarische Klischee wohl besagt. Später entdeckte ich dann auch das köstliche bayrische Weissbier für mich.

    Zudem konnte ich jetzt wieder Deutsch sprechen, vor allem seit ich diesen Schweizer Akzent mehr oder weniger abgelegt hatte. Immerhin sprach ich kein Emil-Hochdeutsch mehr, sondern so vielmehr eines, was mich irgendwie in der Region südlich des Limes ansiedeln liess, was ja auch der nackten Wahrheit entsprach. Auch wenn mein Schnabel noch südlich des Hochrheins, aber nördlicher des Gotthardmassivs gewachsen war.

    Seit sieben Jahren also lebte ich in München, seit zwei Jahren in einer eigenen Wohnung in einer Retortensiedlung namens Arabellapark, dem Stadtbezirk Bogenhausen zugehörig. Meine Brötchen verdiente ich als Journalist bei einer lokalen Zeitung, die eher ein Käseblatt war. Darum auch die Süddeutsche am Morgen – immerhin meine Traumdestination, für die ich mich immer zu empfehlen versuchte.

    Gesättigt von tagesaktuellen Informationen kletterte ich unter die Dusche.

    Als ich das Wasser laufen liess, fiel mir dann der Brief des Hausmeisters wieder ein, welcher besagte, dass am heutigen Tage der Boiler wegen irgendwelchen angeblich notwendigen Wartungsarbeiten abgeschaltet war.

    Bibber!

    Das kalte Wasser startete einen Versuch, meine Lebensgeister zu erwecken.

    Es blieb beim Versuch. Ein jämmerlicher Versuch.

    Auch als ich in meine Kleider geschlüpft war, sah ich kaum durch meine Augenlider hindurch.

    Gähnend holte ich meine Jacke vom Haken und schloss die Tür. Draussen war es kalt, typische Dezemberluft.

    Nach drei Tagen Schnee schien immerhin die Sonne. Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf und machte mich auf den Weg zur nahegelegenen U-Bahn-Station. Ein Auto besass ich keines; der Sinn, in einer Grossstadt wie München im eigenen Wagen zu sitzen, erschloss sich mir nicht.

    Nachdem ich mich durch den Menschenstrom gequält hatte, trat ich auf den Bahnsteig, der bereits proppenvoll von Pendlern war, welche in etwa dieselbe Lebensenergie ausstrahlten wie ich. Wenn man diese Energie nutzen könnte, wäre vielleicht die Versorgung eines jämmerlichen einsturzgefährdeten Strebergartenhäuschens oder dessen Überresten zu gewährleisten.

    Mit einem lauten Grummeln signalisierte mein Zug sein Ankommen, wenig später erblickte ich im Tunnel die Frontlichter der Bahn, ehe sie dann mit einem lauten Tosen in den Bahnhof einfuhr und mit quietschenden Bremsen hielt.

    U4 forever! Was mache ich nur ohne dich?

    Ich quetschte mich in die bereits volle U-Bahn. Wie durch ein Wunder hatte der gesamte Bahnsteig Platz in dieser Kiste erhalten, wenn auch mit der Konsequenz, dass sie jetzt die Steigerungsform einer Sardinenbüchse ist.

    Dummerweise hatte mein Nachbar wohl heute bei seiner Katzenwäsche sein Deodorant vergessen, und seine Achselhöhe befand sich ebenso dummerweise auf meiner Nasenhöhe. Meine Schleimhäute lösen sich bei dem Geruch ja freiwillig auf. Das Gute daran: In nächster Zeit werde ich wohl keinen Schnupfen haben, diesem Stinktier sei Dank!

    Am Stachus stieg oder besser zwängte ich mich aus der U-Bahn und liess mich mit einer der Rolltreppen ans Tageslicht befördern.

    Gierig streckte ich meine Arme nach den Sonnenstrahlen aus, woraufhin ich verwirrte Blicke von Passanten erntete.

    Freudloses Volk!

    Kapitel 3

    Die Redaktion befand sich in einer Querstrasse der Neuhauser Strasse, welche um diese Uhrzeit glücklicherweise noch ausgestorben war. Den Feierabend musste man sich täglich nicht durch die Arbeit verdienen, sondern durch den Spiessrutenlauf durch all diese taschenbepackten Mademoiselles in ihren hochhackigen Schuhen, wo sich bereits bei deren Anblick Blasen an meinen Füssen bildeten.

    Ich betrat das Gebäude, nur um dann festzustellen, dass der Aufzug defekt war. Fünf Stockwerke zu Fuss! Der Tag war ja bereits jetzt im Eimer!

    Ein Ständer beim Anblick Angelikas.

    Eine proppenvolle U-Bahn

    Mein stinkender Mitreisender

    Defekter Aufzug in der Redaktion

    Was denn noch?

    Fehlte nur noch, dass die Speisekarte der Kantine heute Innereien ankündigt.

    Was ein Scherz sein sollte, entpuppte sich fünf atemlose Stockwerke später als bittere Wahrheit. Der Fresszettel am Anschlagbrett versicherte mir, dass ich nicht träume.

    Hat sich die ganze Welt gegen mich verschworen?

    Missmutig stiess ich die breite Glastür auf, um mich dann im Empfangsgebäude wiederzufinden.

    „Guten Morgen Patrick!", strahlte mir die Sekretärin entgegen.

    Ja, sie hat sich gegen mich verschworen.

    Die gute Dame war 24 und stand offensichtlich auf mich.

    So weit so gut.

    Nur war sie etwa 170 Zentimeter gross und gefühlte 200 Kilogramm schwer. Zudem schien sie anscheinend nur jeden zweiten Zahn zu besitzen. Ihre Haarfarbe wechselte im wöchentlichen Rhythmus. Heute war giftgrün angesagt. Steht ihr irgendwie...nicht! Was stand ihr überhaupt? Am ehesten noch eine Glatze.

    Als Krönchen ihrer Erscheinung besass sie noch eine Brille, welche wohl stärker war als ein Präzisionsfernglas bei der Bundeswehr.

    Die gute Dame war halb blind. Wahrscheinlich wäre sie gerne total blind, vor allem in den Momenten, in denen sie sich im Spiegel anblicken muss.

    Ich nuschelte ihr ein genervtes „Morgen!" entgegen und suchte dann meinen Arbeitsplatz. In diesem Labyrinth von Grossraumbüro einfacher gesagt als getan.

    Als ich meinen Schreibtisch der Erlösung endlich gefunden hatte und diese schäbige Kiste namens Computer hochfuhr, schob sich plötzlich ein breiter Bauch vor mein Gesichtsfeld.

    Ich blickte hoch.

    Vor mir stand mein Chef, das perfekte Yang zur Sekretärin. Gefühlte drei Meter gross, gewogene 150 Kilogramm, puterrotes Gesicht ähnlich dem eines Schweins, schwitzend, und einen zerzausten Schnurrbart.

    Eine einflussreiche Gestalt mit Gewicht – im wahrsten Sinne des Wortes.

    Haha, Wortwitz!

    Patrick, du solltest Kabarettist werden.

    Mein Chef, Franz Ebermann war sein Name – passend zum Gesicht – hatte das Aussehen eines Ottfried Fischer gemischt mit den rhetorischen Fähigkeiten eines Edmund Stoiber. Trotzdem war er ein hohes Tier in der Münchner Verlagsszene, weil er unser Blatt in

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