Stampeders´Country: Reisen durch Alaska und das Yukon Territorium
Von Ludwig Witzani
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Buchvorschau
Stampeders´Country - Ludwig Witzani
Stampeders´Country
Stampeders' Country
Inhalt
Titel
Copyright
Stampeders´ Country
VON ANCHORAGE NACH ALASKA – Das ungeliebte Tor nach Alaska
Die Sehnsucht nach der Unmittelbarkeit
Die heißeste Stadt Alaskas
VON FAIRBANKS NACH SKAGWAY – Der Mann mit dem Karibugebiss
Die Mutter aller Goldrauschstädte
Wo Sam McGee verbrannt wurde
Eine Wahl zwischen Pest und Cholera
VON HAINES NACH VALDEZ – Die Tlingit tanzen nicht mehr
In zwei Stunden fährt der letzte Zug
Die Bucht der Katastrophen
VON VALDEZ ZUR HALBINSEL KENAI – Kohlköpfe und Dickköpfe
Klein Alaska bei Sonnenschein
Das dunkle Ende der Welt
ANHANG - Reisehinweise
Fotonachweis
Nachweis der verwendeten Zitate und Verweise
Bücher für den Regen
Über den Autor
Weitere Veröffentlichungen
Stampeders' Country
Inhalt
Titel
Copyright
Stampeders´ Country
VON ANCHORAGE NACH ALASKA – Das ungeliebte Tor nach Alaska
Die Sehnsucht nach der Unmittelbarkeit
Die heißeste Stadt Alaskas
VON FAIRBANKS NACH SKAGWAY – Der Mann mit dem Karibugebiss
Die Mutter aller Goldrauschstädte
Wo Sam McGee verbrannt wurde
Eine Wahl zwischen Pest und Cholera
VON HAINES NACH VALDEZ – Die Tlingit tanzen nicht mehr
In zwei Stunden fährt der letzte Zug
Die Bucht der Katastrophen
VON VALDEZ ZUR HALBINSEL KENAI – Kohlköpfe und Dickköpfe
Klein Alaska bei Sonnenschein
Das dunkle Ende der Welt
ANHANG - Reisehinweise
Fotonachweis
Nachweis der verwendeten Zitate und Verweise
Bücher für den Regen
Über den Autor
Weitere Veröffentlichungen
Titel
Ludwig Witzani
Stampeders´ Country
Reisen durch Alaska und das Yukon-Territorium
Reihe „Weltreisen" Band VII
Copyright
Ludwig Witzani: Stampeders´ Country
Reisen durch Alaska und das Yukon-Territorium
_____________________________________________
Reihe „Weltreisen" Band VII
Lektorat: Tina Wolf
epubli Verlag, Berlin, 2017
Zum Angedenken an den Naturfotografen Mishio Hoshino, (1952-1998)
der bei einem Bärenangriff starb
Stampeders´ Country
Stampeders´ Country
Unter Stampede versteht man die unerwartet einsetzende Fluchtbewegung großer Tierherden. Plötzlich rasen einige Bullen los, ihre Panik überträgt sich auf die ganze Herde, und alles gerät in Bewegung. Nichts war bei den großen Tiertrecks des 19. Jahrhunderts so gefürchtet wie eine Stampede, weil dabei Kräfte freigesetzt wurden, die alles in Grund und Boden rannten, was ihnen in die Quere kam.
Dem Menschen blieb es vorbehalten, den Bedeutungsgehalt dieses Begriffes zu verändern. Menschliche Stampeder bewegen sich zwar auch plötzlich und in großer Zahl von einem Ort zum anderen - aber nicht um zu fliehen, sondern um ihr Glück zu machen.
Alaska und das Yukon-Territorium sind Stampeders´ Country. Es sind die Regionen, die mehr als andere Plätze immer wieder Massen von Abenteurern und Glückssuchern angelockt haben, um ihrem Leben am Yukon, am Tanaina, in Nome, Eagle oder anderswo eine entscheidende Wende zu geben. Kein halbes Jahr war nach den Goldfunden am Klondike vergangen, da standen bereits Tausende Stampeder am White Pass oder am Chilkoot Trail, um zu den Goldfeldern vorzustoßen und sich die besten Claims zu sichern.
Ihr Glück haben die meisten dabei nicht gemacht, aber die Leistungen, die sie zustande brachten, grenzen von heute aus gesehen, ans Unglaubliche. Und ihre Bemühungen waren nicht umsonst. Aus der Gesamtheit ihres individuellen Scheiterns entstanden Städte und Straßen, später Eisenbahnen, Flughäfen und Pipelines. Die gescheiterten Hoffnungen der Menschen waren derTreibstoff, aus dem sich Alaska und das Yukon Territorium entwickelten.
Alaska und das Yukon Territorium sind heute selbstverständlich viel weiter entwickelt als in der Goldgräberzeit. Niemand, der heute von Skagway nach Dawson will, muss sich mehr über den White Pass quälen oder den Yukon herunter paddeln, er kann ganz einfach mit der Eisenbahn die Berge überqueren und auf guten Straßen seine Ziele mit einem Fahrzeug ansteuern.
Und doch ist der Geist der Stampeder nach wie vor lebendig. Nicht mehr als Massenbewegung, sondern als Sehnsucht, an einem ganz anderen Ort am Ende der Welt alles hinter sich zu lassen und neu zu beginnen. Zehntausende folgen dieser Sehnsucht jährlich und ziehen aus den lower 48 nach Anchorage, Whitehorse, Nome oder Fairbanks. Viele dieser einsamen Stampeder bleiben erfolglos und kehren enttäuscht in den Süden zurück. Die meisten aber bleiben und gewöhnen sich an einen völlig anderen Lebenstakt, einen intensiveren Geschmack des täglichen Lebens und vor allen Dingen eine ganz andere Natur.
Es ist oft bemerkt worden, dass der wahre Schatz des Nordens nicht das Gold, sondern seine Landschaft ist, seine Tierwelt, seine Berge und die Weite des Horizontes, der immer unendlicher wird, je weiter man in das Land vordringt. Manche begegnen dabei einer Welt, die sich noch immer in der ersten Schöpfungsstunde zu befinden scheint - unberührt und grandios und fast zu schön, um von Menschen betreten zu werden, selbst von solchen, die es aufsuchen, um im Land des ewigen Anfangs selbst neu zu beginnen.
Eine Reise durch Alaska und das Yukon Territorium kann diese Stimmungen und Gefühle nur in sehr unvollkommenerWeise erfassen, womit wir bei einem weiteren Paradoxon des Nordens sind. So groß und weit das Land auch ist, so begrenzt sind die Möglichkeiten, Alaska und dem Yukon Territorium auf einer touristischen Stippvisite näherzukommen. Deswegen ganz am Anfang einige Worte zu dem, was Sie in diesem Buch erwartet.
Ich bin auf dieser Reise nicht von Fairbanks nach Nome gewandert. Ich habe nicht den Mount McKinley bestiegen und musste auch nicht vor einem Grizzly auf einen Baum fliehen (was ohnehin sinnlos gewesen wäre). Ich bin so durch Alaska und das Yukon Territorium gereist wie es die Mehrheit der Touristen bisher getan und weiter tun wird: in guter Gesellschaft, mit einem kleinen Camperhome, mit einem ausgeprägten geschichtlichen Interesse und viel Neugierde und Beobachtungsbereitschaft. Ich habe mich vorbereitet, so gut ich es vermochte und war offen für das, was mir die Natur am Lynn Kanal, am Yukon oder oder in der Bucht von Valdez offenbarte. Ich habe unter dem teilweise grauenhaften Wetter gelitten, bin vor dem touristischen Trubel in Skagway und Dawson geflohen und habe auf der McCarthy Road oder am Columbia Gletscher Momente des Glücks erlebt.
Jeden Abend, wenn ich vor den Mücken in das Innere des Camperhomes flüchten musste, habe ich das, was ich erlebt und gesehen habe, in meinem Reisetagebuch notiert. Die dabei festgehaltenen Notizen bilden im Wesentlichen die Grundlage dieses Buches, nur hier und da habe ich in der Nachbearbeitung einige offensichtliche Irrtümer korrigiert und das eine oder andere der Systematik halber nachgetragen. Deswegen sind alle meine Perspektiven und Bewertungen selbstverständlich subjektiv, und es ist durchaus möglich, dass ich bei der Beurteilung des einen oder anderen Sachverhaltes ganz falsch liege - aber ich habe mich redlich bemüht, alles so zu beschreiben, wie ich es gesehen oder empfunden habe. Mit diesen Einschränkungen kann das Buch wie eine Einladung für Alaska und das Yukon-Territorium gelesen werden, als ein sehr persönlicher Einstieg in die einzigartige Welt des Nordens und als Umriss dessen, was man in etwa vier Wochen ohne großen Stress, aber mit einer gewissen Stringenz, Kondition und Leidensbereitschaft erleben kann.
Eine Erfahrung, die ich dabei gemacht habe, kann ich schon jetzt mitteilen, auch wenn sie für alle Reisen gilt, die ich unternommen habe: Es stand immer zu wenig Zeit zur Verfügung, denn Reisen, wenn es einen wirklich ergreift, gleicht dem Aufschlagen eines magischen Buches, in dem auf jedes Kapitel ein Neues folgt und das man deswegen nie ganz zu Ende lesen kann.
Im Grunde aber ist das eine gute Nachricht, denn sie zeigt, dass für den Reisenden die Welt unendlich ist, und es immer einen Grund gibt, aufs Neue aufzubrechen…
BildVON ANCHORAGE NACH ALASKA – Das ungeliebte Tor nach Alaska
BildBildBildErster Teil:
Von Anchorage nach Fairbanks
BildDas ungeliebte Tor nach Alaska
Anchorage
Kalte Polarwinde, die aus dem Norden eingebrochen waren, ergriffen die Maschine und schüttelten sie durch wie einen nassen Hund. Stunde um Stunde flogen wir nach Westen, der Sonne hinterher, und es wollte einfach nicht dunkel werden. Wolkengebirge - so schön wie der Abglanz des Paradieses – verwandelten sich in Wolkendecken, die fahlen Leichentüchern glichen.
Endlich wurden im Licht der Polarnacht die großen Schneeriesen Alaskas sichtbar. Seen wie zerbrochene Spiegel, Moränenlandschaften, Gletscherzungen und eine zerklüftete Gipfelwelt aus Eis. Der Kluane Nationalpark wurde überflogen, der Mount Logan tauchte tief unter uns zur Linken auf - und schließlich in der Ferne sogar der Denali/Mount McKindley, der König der amerikanischen Berge, von einem schwarz dunklen Wolkenschweif wie von einer Aureole umgeben. Schleierwolken zogen unter uns vorüber und gaben der Landschaft einen doppelten Boden. Dann begann der Landeanflug. Die Wolkenwände wurden dunkler und dichter, und kurz bevor die Maschine im Wolkenmeer verschwand, glichen die Gipfel der Berge links und rechts einer Ansammlung von Eisbergen in einem Urmeer. Eine Viertelstunde lang war nichts zu sehen als milchig weißer Nebel; dann unterschritt der Flieger, gerade mal einige hundert Meter über dem Meer, die Wolkengrenze und nahm Kurs auf das Festland.Wie ein einziger grüner Sumpf erstreckte sich die Landschaft der Kenai Halbinsel unter uns. Ein Boden, der seit undenklichen Zeiten im Rhythmus der Jahreszeiten taute und fror. Die Maschine flog einen Bogen über dem schwarzen Wasser und landete auf dem Internationalen Flughafen von Anchorage.
Es regnete, als wir eine Stunde vor Mitternacht über das Rollfeld zum Abfertigungsgelände liefen. Die Temperaturen entsprachen denen von Deutschland an einem kühlen Frühlingstag. In der Eingangshalle des Flughafens von Anchorage liefen Angehörige aller amerikanischen Ethnien wild durcheinander, Rau war der Umgangston, wenn man sich etwa am Gepäckausgabeband unbeabsichtigt vor einen anderen Reisenden stellte. Unser Taxi war ein alter Schlitten, die Taxifahrerin eine herbe Dame mit Tatoos an den kräftigen Unterarmen. Was wir auf der Anreise zum Hotel von der Stadt erblickten, waren breite, schnurgerade Straßen im Dämmerlicht. Einige Läden hatten noch geöffnet, Musik schallte über die Straßen, nur Menschen waren nicht zu sehen. Dann hielten wir von dem „Downtown Hotel", das von innen besser aussah als von außen und in dessen Betten wir sofort todmüde einschliefen.
Irene, die Chefin des Uptwon Hotels, hatte es als Hessin vor Jahrzehnten nach Amerika verschlagen. Dem ersten Mann war sie nach Kalifornien gefolgt, dem zweiten nach Alaska, was mit in dieser Reihenfolge ungünstig vorkam. Es gefiel ihr auch nicht in Alaska, in Anchorage schon gar nicht, wie sie freimütig bekannte: zu kalt, zu teuer und „No Gentlemen's at all. Das einzig Gute an Alaska sei, dass man hier kaum Steuern zahlte, weil der Staat jedem gemeldeten Einwohner pro Jahr einen Anteil der Steuereinnahmen aus dem Ölgeschäft überwies. Obwohl Irene auch auf Ausländer nicht gut zu sprechen war, betrachte sie uns als Abgesandte der Heimat. Wir verkörperten einen zarteren Menschenschlag, dessen Existenz sie fast vergessen hatte, so dass wir am Morgen zum spartanischen Frühstück auch noch eine Extraportion Streichkäse erhielten. „Honey, is anything ok with the Breakfast?
fragte sie mich, und ich nickte wie ein braver Schuljunge.
Anflug auf Alaska
BildAnchorage war das Tor zu Alaska hieß es, aber es war ein Tor, das mit dem, wohin es führte, nur wenig zu tun hatte. Für viele war es ein subarktisches Babylon, in dem sich die Rohheit der Peripherie mit der Dekadenz einer heruntergekommenen Stadt verband. Für andere war es das wirtschaftliche Herz Alaskas, von dem aus das Ölgeschäft organisiert und ausgebaut wurde. Für den Großteil der Touristen, die Alaska besuchten, war es der unvermeidbare Startpunkt ihrer Reise in die Welt des Nordens. So auch für uns, die wir in Anchorage unseren Camper Home in Empfang nehmen würden. Bis dahin aber war noch etwas Zeit, die wir für eine Besichtigung nutzen wollten, unvoreingenommen und mit der Anteilnahme, die jede Stadt verdient, die sich am Rande der Wildnis behauptet. Allerdings waren die ersten Eindrücke wenig dazu angetan, Begeisterung zu wecken. Als wir das Hotel zu einem ersten Spaziergang verließen, lag über der Stadt ein bleigrauer Himmel ohne jede Kontur. Kein Wind, keine Wärme, keine Kälte, wenig Licht - die Stadt begrüßte uns im reduzierten Modus eines verwaschenen Morgens. Unrat und Müll waren über die Straßenränder verteilt, zwei betrunkene Halbindianer torkelten auf dem Bürgersteig an uns vorüber. Auf einem Parkplatz lagen zwei Männer auf dem Asphalt und schliefen ihren Rausch aus. Eine Stimmung von scheißegal lag über diesem Vormittag, angefüllt mit einer Spur Bedrohlichkeit, die von der ungewohnten Größe herrührte, mit der in Anchorage alles daherkam. Die Autoswaren größer, die Männer voluminöser, die Straßen breiter und nur die Häuser waren meist flach, als fürchte man eine Wiederholung des Erdbebens von 1964, das die Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte. Auch das McDonalds Gebäude, in dem wir einen zweiten Morgenkaffee trinken wollten, war groß - laut Reiseführer sogar der größte McDonalds der USA, wahrscheinlich aber auch eines der leersten, denn als wir den Laden betraten, saß nur noch ein junges Pärchen an einem Fenstertisch. Die Haare standen ihnen zu Berge, sie waren leichenblass und sahen aus, als wäre ihnen der Stoff ausgegangen. Der Tisch vor ihnen war leer, und sie starrten sich gegenseitig an, als könnten sie gar nicht glauben, in welche Gesellschaft sie das Leben verschlagen hatte. Zwei neue Kunden betraten das Lokal. Es waren zwei junge Amerikaner, nachlässig angezogen und mit Turnschuhen an den Füßen, deren Senkel nicht zugebunden waren. Beide waren angetrunken und wurden von einem bulligen Security-Man aus dem Laden gedrängt. Er war so breit wie die beiden Jugendlichen zusammen. Er packte jeden von ihnen mit einem Arm und schob sie wie Sperrmüll einfach vor die Türe. Der Alkoholismus war in Alaska offenbar keineswegs nur auf die Natives beschränkt. Am Visitor Center in der 4th Street on Downtown waren wir die ersten Klienten, enthusiastisch begrüßt von einer Rangerin in einer olivgrünen Uniform. „So nice to see you, flötete sie, als wir eintraten. Sie strahlte die Gesundheit der dicken Menschen im Norden aus, deren Fett durch die Kälte im Zaum gehalten wird. „Oh you came from Germany, that´s great!
jubelte sie und überreichte uns einen ganzen Packen Pläne und Prospekte. „You will have a wonderful Time in Anchorage, versprach sie, als wir das Gebäude verließen. Draußen sah es aber nicht danach aus. Auf der andern Straßenseite stoppte ein Van. Die Türe öffnete sich, und eine kreischende Prostituierte wurde grob auf die Straße gestoßen. Es war eine grell geschminkte Farbige, aggressiv und gewöhnlich. Sie rappelte sich auf und kreischte „Fuck you
, ehe sie auf ihren High Heels davon schwankte. Ein Feuerwehrwagen hielt vor einem kleinen Park und begann zwei Inuits abzutransportieren, die vollkommen zugedröhnt im Gebüsch gelegen hatten. All das vollzog sich in einem merkwürdigen Zwielicht, das die schnurgeraden Straßenfluchten in bizarre Schluchten verwandelte, die immer geradeaus in ein verwaschenes Halbdunkel führten. Immerhin nahm die Polizeipräsenz zu, je weiter wir nach Downtown kamen, allerdings handelte es sich vorwiegend um Fahrradpolizei, um Zweiergruppen, die mit Fahrradhelmen und in bunter Fahrradkleidung neben ihren Rennrädern an den Ecken standen und die Umgebung beobachteten. Architektonisch Bemerkenswertes gab es nicht zu sehen, eine Straße glich der anderen und viele Geschäfte hatten noch geschlossen. Als wir Downtown im Umkreis der 4th and 5th Street erreichten, setzte ein leichter Nieselregen ein, so dass wir in das „Anchorage Museum of History and Art" flüchteten. Bildung als letztes Refugium vor dem Ansturm der Tristesse - das funktionierte fast immer.
Das Museum war der Geschichte Alaskas gewidmet – präsentiert wurden eine Sammlung von Karten, lebensgroße Puppen und Überreste aller Art, die wir an diesem Vormittag in Ruhe studieren konnten, denn wir waren fast allein im Museum. Im Mittelpunkt der Exponate stand die Geschichte der Ureinwohner Alaskas, ihre Wanderungen, Zelte, Bekleidung, Waffen und Baustoffe, die in einem eigenen Raum ausgestellt waren. Die Indianerstämme des Nordpazifiks waren wie alle Indianer vor gerade mal vierzigtausend Jahren aus Asien nach Alaska gekommen, als wegen des tieferen Meeresspiegels zwischen Ostsibirien und Nordamerika eine Landverbindung bestand.
BildTlingit Totem
Doch während die meisten Proto-Indianer weiterzogen, in den Süden, in die Prärie, nach Mittelamerika oder in die Täler der peruanischen Anden bis hinunter nach Feuerland, waren die Vorfahren der heutigen Tlingit, Haisa oder Atha- basca geblieben, hatten autonome Stämme gebildet, Holzhäuser erbaut und Kulturen entwickelt, die ihnen das Überleben in einer fruchtbaren Umgebung sicherten. Sie ernährten sich von Wurzeln und Beeren, jagten die Bären mit bloßen Speeren und trugen im Winter Jacken aus zusammengenähten Tiereingeweiden, damit die Tiere gleich wussten, was ihnen blühte.
Ich blickte aus dem Museumsfenster und sah, dass der Regen zugenommen hatte. Ein regelrechter Wolkenbruch entlud sich über Anchorage, und die Häuserwände aus der anderen Straßenseite verschwanden im nassen Dunst. Kein Grund zur Eile also bei unserer Reise durch die alaskanische Geschichte. Ich studierte die Karten an den Museumswänden, die die Reisen der europäischen Entdecker in den pazifischen Norden darstellten - angefangen vom Kosaken Simon Deznew, der im Jahre 1648 als erster durch die spätere Bering Straße gepaddelt war, bis zu den Expeditionen der Russen im frühen und mittleren 18. Jahrhundert. Niemand Geringeres als Zar Peter der Große hatte den dänischen Seefahrer Vitus Bering im Jahre 1725 beauftragt, eine mögliche Verbindung zwischen Ostsibirien und Nordamerika zu erforschen. Anschließend war Virus Bering mit