Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Urknall am Mittag: ...oder das Universum schlägt zurück
Urknall am Mittag: ...oder das Universum schlägt zurück
Urknall am Mittag: ...oder das Universum schlägt zurück
eBook300 Seiten4 Stunden

Urknall am Mittag: ...oder das Universum schlägt zurück

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Nachdem auf dem Labortisch des Forschers Klaus Dietmar Sprachdochnix ein neues Universum entstanden ist, wächst das kontinuierlich zu einer fast zimmerfüllenden dunklen Wolke samt darin glitzernder Galaxien heran. Sein Assistent Herbert Sagichdoch und Universitäts-Hausmeister Kennichschon verschwinden darin und begeben sich unfreiwillig auf eine skurrile Reise. Bei dem Versuch die beiden Verschollenen wieder zurückzuholen, besucht Sprachdochnix unter anderem ein Treffen der Schöpfer-Gilde irgendwo im Nichts, auf dem er auch Gott trifft, der ihm die schockierende Wahrheit über die menschliche Schöpfung verrät.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Sept. 2012
ISBN9783844227086
Urknall am Mittag: ...oder das Universum schlägt zurück

Ähnlich wie Urknall am Mittag

Ähnliche E-Books

Humor & Satire für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Urknall am Mittag

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Urknall am Mittag - reiner nawrot

    Reiner Nawrot

    Urknall am Mittag

    Mehr zufällig hatte der Wissenschaftler Klaus Dietmar Sprachdochnix bei einer Internet-Auktion eine bunte Tüte Quarks ersteigert. Eigentlich forschte er in seinem Labor der spekulativen Universität ja an neuen Proteinverwirblern, um magenfreundlicheres Verpackungsmaterial für die Bonbonindustrie zu entwickeln. Weil die Quarks aber ziemlich günstig waren, tummelten die sich nun in einem Glaszylinder auf seinem Schreibtisch. An diesem Tag X, an dem für einige eine neue Zeitrechnung beginnen sollte, geschahen mehrere Sachen, die sonst nur selten und schon gar nicht zur gleichen Zeit passieren. In ihrer Summe aber führten sie zu einem schier unglaublichen Ergebnis. Rein zufällig entstand nämlich an diesem Tag kurz nach zwölf ein blitzeblankes, nagelneues Universum. Hätte Herr Sprachdochnix die Gabe besessen, hochfrequente Töne zu hören, wäre ihm natürlich nicht die lautstarke Unterhaltung der Quarks entgangen, die schließlich in dem Satz gipfelte: Gleich geht’s los Jungs, lasst’s krachen.

    Ihm wäre genug Zeit geblieben das folgende Geschehen zu verhindern und dem Alltagstrott seinen weiteren Weg zu ebnen. So aber nahm das Verhängnis seinen Lauf.

    Zuerst schien die grelle Mittagssonne durchs Fenster und ließ ihre heißen Strahlen über den Schreibtisch bis zum Glas mit den Quarks wandern, ohne dass Sprachdochnix etwas bemerkte. Was hätte er zu diesem Zeitpunkt aber auch bemerken sollen. Noch war ja nichts Außergewöhnliches passiert. Am Glas angekommen, begannen dann jedoch die sonderbaren Vorgänge. Entweder waren die Sonnenstrahlen so an den Quarks interessiert, dass sie sich diese etwas intensiver betrachten wollten, oder aber die Erdrotation kam für einen Moment ins stocken. Jedenfalls verharrten die Sonnenstrahlen länger als üblich auf einer Stelle, und zufällig stand genau dort das Glas. Wie Urlauber am Strand begannen die Quarks sich daraufhin aufzuheizen und gerieten in hektische Bewegung. Erschrocken über diese Reaktion, rief die Sonne ihre Strahlen zwar zur Ordnung, konnte die sich nun anbahnende Entwicklung aber auch nicht mehr stoppen, obwohl die Strahlen umgehend weiterzogen.

    Mit einem zweifelnden Seitenblick hatte Sprachdochnix die schnelle Bewegung des Sonnenlichts zwar registriert, war aber darüber nicht weiter beunruhigt, denn die völlig aufgeheizten Quarks begannen sich ja schon wieder abzukühlen, wobei sie sich schwitzend zu Dreiergrüppchen zusammenfanden. Das ging recht unauffällig und war erstmal weder optisch noch akustisch zu erkennen. Sprachdochnix ließ die Zeitung sinken und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Ein inneres komisches Gefühl sagte ihm, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Allerdings sprach das komische Gefühl nicht richtig, sondern flüsterte mehr, und das auch noch so leise, dass er nicht mitbekam, worin das Unrechte bestand. Um das aber herauszubekommen ließ er seinen Blick forschend vom Fenster zu den Regalen, über den Boden und dann vor sich über den Schreibtisch wandern. Beim Glas mit den Quarks stutzte er. Die Luft darin schien zu brodeln als würden unsichtbare Energien wirken. Nachdem der erste Schreck von seiner Neugier abgelöst wurde, nahm er das Glas und ging damit hinüber zum Experimentiertisch. Unter dem Elektronenmikroskop wollte er sich den Inhalt genauer betrachten. Das Ergebnis ließ ihn aufstöhnen. „Das ist ja ungeheuerlich".

    Hinter sich hörte er wie die Tür des Labors geöffnet wurde und jemand hereinkam. Ohne aufzusehen blieb er weiter über das Mikroskop gebeugt und schaute gebannt dem unglaublichen Treiben im Glas zu. Die Dreiergrüppchen hatten sich nämlich mittlerweile zu Protonen und Neutronen vereinigt und wirbelten wie Hexen in der Walpurgisnacht darin herum. Weil sein Rücken zu schmerzen begann, richtete er sich umständlich auf und rieb sich ungläubig die Augen. Herbert Sagichdoch, sein Assistent, stand neben ihm. Irritiert sah der zwischen seinem Chef und dem Glaszylinder hin und her.

    „Stimmt was nicht...?", fragte er vorsichtig, während er hastig überlegte, ob er selber wohl wieder irgendetwas angerichtet hatte. Er war zwar der Assistent, stellte sich aber doch des Öfteren ziemlich ungeschickt an, und so passierten ihm von Zeit zu Zeit immer mal wieder eigenartige Tölpeleien. Sein Chef nahm das jedoch hin, weil er selber im Grunde auch ein etwas unkonventioneller Mensch war, der im Zweifel schon mal zu außergewöhnlichen Mitteln griff.

    Mit einer stummen Geste bedeutete Sprachdochnix seinem Assistenten durchs Mikroskop zu schauen. Bevor der jedoch dieser Aufforderung nachkam, suchte er vorsichtshalber in der Miene seines Chefs nach Anzeichen für Ärger oder Enttäuschung, beugte sich dann aber doch, nachdem er keine Hinweise dafür fand, zögernd über die Optik. Mit einem unterdrückten Schrei zuckte er im nächsten Moment jedoch gleich wieder zurück. Dabei schlug er mit dem Hinterkopf so unglücklich unter die kleine Ablage an der Wand, dass sämtliche Reagenzgläser darauf durcheinander purzelten. Klirrend zersplitterten sie über und neben dem Mikroskop und zerschlugen selbst noch das Glas, dessen Inhalt er sich eigentlich ansehen sollte.

    Sagichdoch rieb sich seinen schmerzenden Hinterkopf und Sprachdochnix sah ihn jetzt doch noch vorwurfsvoll an. Sämtliche Flüssigkeiten und Gase vermischten sich derweil zwischen den Glassplittern und bildeten eine kleine dunkle Wolke. Auf einem der Etiketten, die noch an den größeren Scherben klebten, prangte das Wort WASSERSTOFF, auf einem anderen HELIUM.

    Die Wolke wuchs langsam aber beständig und quoll auf dem Tisch zu einem schwarzen Nebel heran. Ein kaum wahrnehmbares Knistern war dabei zu hören, als würde rotes Seidenpapier rascheln. Im Nu hatte die Wolke schon die Größe von zwei schlanken Dackeln erreicht. Das Mikroskop, die Scherben und sämtliche Substanzen waren mittlerweile darin eingehüllt. Sprachdochnix fuhr sich erregt durch die Haare.

    „Großer Gott..., brummelte er halblaut, „...ich glaub’ es nicht.

    „Was... was ist das?", stammelte der immer noch erschrockene Sagichdoch und zeigte auf das unheimliche Gebilde. Mit einem seltsamen Grinsen hatte sich Sprachdochnix etwas vorgebeugt und betrachtete fasziniert die dunkle Wolke.

    „Was das ist...? raunte er mit einer tiefen fast unheimlichen Stimme, in der nicht nur Forscherstolz und Überraschung, sondern auch ein Tröpfchen Wahnsinn mitschwang, „...ein Universum. Auf unserem Tisch ist ein neues Universum entstanden…wir haben gerade einen Urknall ausgelöst mein Freund, Reichtum und Ruhm sind uns gewiss ...junge Autos...schnelle Frauen ...

    Von Neugier getrieben, hatte er sich jetzt so weit vorgebeugt, dass seine Nase fast die Wolke selber berührte. Sagichdoch, der sich bei dem Wort „Urknall" noch einmal die Beule am Hinterkopf befühlte, trat noch einen Schritt zurück und blickte mit verkniffenem Gesicht zum Tisch. Seine Arme hatte er wie verkrampft vor der Brust angewinkelt, während sich seine Finger unter dem Kinn fast verknoteten.

    „Ich wäre vorsichtiger..., warnte er den Wissenschaftler mit zitteriger Stimme, „...wer weiß, ob das Ding nicht vielleicht bösartig ist.

    Sprachdochnix aber ignorierte den Einwand einfach und schien von der Erscheinung völlig fasziniert. Man hätte denken können, sie würde magisch von der Wolke angezogen, so streckte sich seine Hand nach ihr aus. Kurz bevor er sie aber tatsächlich berührte, sprang daraus knisternd ein kleiner gelbschimmernder Energieblitz auf seinen Finger über. Wie von einem Schuss getroffen, kippte Sprachdochnix nach hinten über, landete auf seinem Allerwertesten und blieb wie hypnotisiert auf dem Boden sitzen. Sein rechtes Brillenglas war zersprungen und über die Nase zog sich eine dünne Schramme. Auf der Stirn waren leichte Russ-Spuren zu erkennen und seine Fingerkuppe qualmte noch. Für einen winzig kleinen Moment bildete sich um seinen Hinterkopf, im Fünfundvierzig-Grad-Winkel rotierend, ein schmaler Lichtkreis. Mit weitaufgerissenen Augen zeigte Sagichdoch auf Sprachdochnix’ Kopf.

    „Sie haben einen Hei... , stammelte er entsetzt, „...ein Lichtkreis... ihr Kopf hat geleuchtet.

    Sprachdochnix wischte sich über die Stirn und machte immer noch keine Anstalten sich zu erheben. Die Wolke hatte sich bereits über den gesamten Tisch ausgebreitet. An der Tischkante angekommen rutschte sie träge wie zäher Teig darüber hinweg und erreichte den Boden. In dem dunklen Gemenge waren winzige glitzernde Lichter zu sehen. Sagichdoch war vorsichtshalber noch weiter zurück getreten. Obwohl es an der Wand nicht weiterging, drückte er seinen Rücken trotzdem mit aller Kraft dagegen um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Wolke zu bringen. Sprachdochnix dagegen saß immer noch wie weggetreten auf dem Boden und starrte auf die Wolke, die sich inzwischen auf den Weg zu ihm machte. Erste Ausläufer würden gleich seinen linken Schuh erreichen.

    „Vorsicht, zischelte Sagichdoch, „ ...das Ding ist gleich an ihrem Bein. Stehen sie doch endlich auf ....

    Weil Sprachdochnix auch weiterhin keine Anstalten machte sich zu erheben und auch irgendwie abwesend wirkte, nahm Sagichdoch all seinen Mut zusammen, stolperte mit ausgestreckten Armen hastig einige Schritte vor und grapschte seinem Kollegen unter die Arme. In panischer Eile riss er ihn halb hoch und zerrte ihn aus der vermeintlichen Gefahrenzone. Scheinbar hatte ihn dieser rabiate Körperkontakt wieder ins Leben zurück geführt, denn Sprachdochnix begann, so als wäre gar nichts gewesen, sich völlig ruhig den Staub vom Kittel zu klopfen.

    „Grandios....einfach gewaltig...", brummelte er immer noch fasziniert vor sich hin.

    Sagichdoch sah ihn zweifelnd an.

    „Meinen sie wirklich es ist ein e c h t e s Universum... es ist doch nur so klein?"

    Sprachdochnix beugte sich leicht vornüber um die Wolke mit feierlicher Miene genauer zu betrachten.

    „Es dehnt sich kontinuierlich aus...sehen sie doch nur…. die kleinen Lichtpünktchen, das sind frisch geborene Sterne, Planeten und Galaxien....und uns ist das gelungen."

    Andächtig betrachteten beide die Wolke die sich, nach allen Seiten gleichmäßig blähend, nun schon eine ganze Ecke des Labors erobert hatte. Der Versuchstisch war nicht mehr zu sehen. Die Regale mit den Glaszylindern wurden gerade erreicht und von ihr verschluckt, wie auch die Diagrammtafeln an der Wand. Selbst die kleine Ablage unter dem Fenster, auf der Sagichdoch’s Aktentasche stand, war nicht mehr zu sehen. Der dachte bei dem Anblick besorgt an seine Frühstücksbrote, schüttelte sich kurz und rieb sich eindringlich die Augen.

    „Ich hoffe, das ist alles nur ein böser Traum ..." seufzte er.

    Sprachdochnix selber schien dagegen bester Laune zu sein. Er legte Sagichdoch väterlich seine Hand auf die Schulter und öffnete die Tür. Mit sanftem Druck schob er ihn vor sich her, hinaus auf den Flur.

    „Die Welt wird uns zu Füßen liegen, schwärmte Sprachdochnix weiter, „wir werden in die Geschichte eingehen mein Lieber.

    Vor der Tür des Waschraumes blieb er kurz stehen und tätschelte seinem Assistenten aufmunternd den Arm. Auf Sagichdochs Gesicht lag aber immer noch ein verwirrter Ausdruck. Grübelnd sah er durch den Türspalt zu, wie sich Sprachdochnix im Waschraum die Hände gewaschen hatte und sich nun vorsichtig die Blutspur von der Nase tupfte. Bei ihm musste man ja mit allem rechnen. Aber durfte man denn einfach so mir nichts, dir nichts ein neues Universum erschaffen? Zu welcher Größe würde sich das wohl ausdehnen? Käme es mit einem Universum im Universum nicht zu Komplikationen? Und wo sollte das alles überhaupt enden?

    Eine recht alberne Handymelodie trällerte plötzlich von irgendwoher.

    „Sagichdoch...ist das nicht ihr Handy…?" fragte Sprachdochnix und gab ihm einen kumpelhaften Klaps an den Hinterkopf. Aufgeschreckt klopfte Sagichdoch sämtliche Taschen seines Kittels ab. Er war immer noch nicht richtig bei sich.

    „Drüben…es klingelt drüben im Labor, lachte Sprachdochnix, „was ist denn los mit ihnen?

    Sagichdoch schlug sich mit der Hand vor die Stirn und rannte über den Flur. Als er die Tür zum Labor aufriss, blieb er wie angewurzelt auf der Schwelle stehen.

    „Oh Shit...es ist doch in meiner Aktentasche", jammerte er.

    Sprachdochnix war ihm gefolgt und hinter ihm stehen geblieben. Beide starrten auf die Wolke, die inzwischen weiter gewachsen und jetzt noch viel mächtiger erschien.

    „Meine Aktentasche... stand auf der Ablage...", stammelte Sagichdoch.

    „Und die ist vom neuen Universum verschluckt..., kicherte Sprachdochnix mit kaum verhohlenem Spott in der Stimme, „...gehen sie doch einfach hinein und holen sie sie heraus. Materie verschwindet nicht...sie verändert sich höchstens.

    Dabei machte er einen ziemlich vergnügten Eindruck. Entweder hatte er den Ernst der Lage noch nicht erkannt oder er sah sich in Gedanken schon als von Ruhm und Lorbeeren überschütteter Forscher. Sagichdoch konnte diesen Optimismus überhaupt nicht teilen. Er drehte sich zu Sprachdochnix und sah ihn verständnislos an.

    „Sie meinen…?, stotterte er argwöhnisch, wobei er auf die Wolke zeigte, „...ich soll da einfach so reingehen? Ist das nicht zu gefährlich?

    Sprachdochnix zuckte stumm mit den Schultern. Mit Händen in den Kitteltaschen stand er einfach da und beobachtete amüsiert das aufquellende Universum. Es war jetzt schon höher als der davor stehende Sagichdoch. Der wurde durch die anhaltende Klingelmelodie immer nervöser. Mehrmals guckte er unschlüssig zwischen Sprachdochnix und der Wolke hin und her und trippelte dabei von einem Fuß auf den anderen. Langsam begriff er aber, dass Sprachdochnix nicht bereit war in dieser Situation auch nur irgendetwas zu unternehmen. Zögerlich ging er deshalb los und machte erste vorsichtige Schritte auf die Wolke zu. Seine rechte Hand streckte er zaudernd nach dem Gebilde aus und näherte sich so Stück für Stück dem wabernden Dunkel. Gespannt beobachtete Sprachdochnix, wie die Hand lautlos darin eintauchte. Sagichdoch selber machte noch einen Schritt, und eine Körperhälfte war nun völlig in der Wolke verschwunden. Er drehte den Kopf zu Sprachdochnix. „Es tut gar nicht weh", flüsterte er heiser mit einem idiotischen Gesichtausdruck. Dann drehte er sich wieder um, machte einen weiteren Schritt und verschwand vollständig in der Wolke. Sprachdochnix warf entsetzt seine Arme in die Höhe und schien ihm folgen zu wollen, bremste aber gleich wieder ab und blieb erst einmal in gebührendem Abstand davor stehen. In diesem Moment hörte auch das Handy auf zu klingeln und es herrschte seltsame Stille. Sprachdochnix war nun doch beunruhigt. Allerdings wusste er gar nicht, ob er sich mehr um seinen Mitarbeiter sorgen sollte, oder darum dass der mit seinem ungestümen Benehmen womöglich das Universum beschädigen könnte.

    „Hallo...? ...Herr Sagichdoch..., rief er halblaut hinein, „...hören sie mich ?

    Nach einer Reaktion lauschend ging er seitlich um die Wolke herum und hoffte so, vielleicht einen Blick dahinter werfen zu können. Aber von seinem Assistenten war weder etwas zu sehen noch zu hören. „Wer war denn dran...?, versuchte er es noch einmal etwas lauter, „...hee, Sagichdoch... was ist denn los...? ...so melden sie sich doch.

    Nervös blieb er vor dem dunkel dräuenden Junguniversum stehen. Sollte die vor ihm wabernde Masse tatsächlich gefährlich sein? Zögernd nahm er seinen silbernen Kugelschreiber aus der Kitteltasche und drehte ihn unentschlossen zwischen den Fingern hin und her. Mit einer hastigen Bewegung warf er ihn hinein.

    Nichts.

    Das Universum reagierte mit keinerlei Geräusch oder Reaktion darauf. Er hatte zumindest damit gerechnet, den Kuli fallen zu hören. Ächzend ließ er sich auf die Knie nieder. Auf allen vieren krabbelte er in entsprechendem Abstand vor der Wolke entlang. Seine rechte Wange schurrte schon fast auf dem Boden und trotzdem gelang es ihm nicht unter die Wolke zu sehen. Langsam bereitete ihm das Ganze doch Sorgen. Wenn nun Sagichdoch verschwunden blieb, wie sollte er das dessen Frau erklären, die ihn doch jeden Tag zum Feierabend abholte. Er sah auf die Uhr. Es blieben noch drei Stunden. Bis dahin musste ihm entweder etwas eingefallen oder aber Sagichdoch wieder aufgetaucht sein, sonst würde es vermutlich ein Unglück geben. Erst jetzt bemerkte Sprachdochnix, dass schon kleine Fetzen des Universums aus dem halb geöffneten Fenster hinausgeweht waren. Er verriegelte es und blickte hinaus auf den Rasen. Ein schöner Sommertag torkelte über das Institutsgelände. Der kleine Teich schimmerte silbern und einige Angestellte verlümmelten auf den Bänken ihre Pause. Vögel zwitscherten in den Bäumen, und eigentlich ...

    Sprachdochnix schloss die Augen und hörte angestrengt in die Stille. Vielleicht war ja alles nur Einbildung? Wahrscheinlich ging gleich die Tür auf und Sagichdoch kam mit zwei Bechern Kaffee herein. Bestimmt, und die Milch hatte er sicher auch wieder vergessen, dieser Trottel. Aber heute würde er ihm das verzeihen und ihn dankbar in die Arme schließen. Milde lächelnd drehte er sich ganz langsam mit fest verkniffenen Augen herum. Wie konnte man nur solch einen Quatsch zusammenträumen. Wenn er die Augen öffnen würde, hätte er sicher sein altes, ihm bis zum letzten Winkel bekanntes Labor vor sich. Und wenn Sagichdoch dann herein käme, würde er ihm lachend von seinem Tagtraum erzählen. Genau, eine Kaffeepause hatten sie sich beide verdient. Wahrscheinlich kam alles nur vom ständigen Stress. Ganz bestimmt sogar. Er versuchte sich zu entspannen und der Druck, mit dem er die Augenlider zusammenpresste, wurde schwächer. Der erste helle Lichtschimmer war schon zu erkennen und schien ihm auch zu signalisieren: Alles in Ordnung! Na also, dachte er zufrieden, alles wird gut. Sein rechtes Lid zuckte einige male und wollte damit wohl anzeigen, dass es bereit war, sich als erster dem Anblick zu stellen, was immer es auch zu erblicken gab. Und weil kein Einspruch kam, öffnete sich das Auge und gab umgehend Meldung ans Hirn weiter.

    „Oh nein…, stöhnte Sprachdochnix enttäuscht, „…es ist kein Traum.... und Sagichdoch ist tatsächlich verschwunden.

    Kopfschüttelnd torkelte er zu seinem Schreibtisch und ließ sich resigniert auf den Stuhl sinken. Schlagartig hatte sich seine Stimmung geändert. Weitere Zeit war verplempert aber eine Lösung hatte er immer noch nicht gefunden. Sein Mitarbeiter, für den er doch irgendwie auch eine Fürsorgepflicht hatte, war verschwunden, das Universum wuchs weiter und...

    ….sein silberner Kuli war auch noch futsch.

    Da kam ihm plötzlich eine geniale Idee. Hastig fummelte er sein Handy aus der Kitteltasche. Die Nummer hatte er doch irgendwo im Speicher, da war er sich sicher. Über das Display tanzten jetzt die gespeicherten Nummern. Pizza-Bringdienst, Sportverein, Autowerkstatt und....

    Bingo, da war sie: Sagichdochs Handy-Nummer.

    Das Freizeichen ertönte und Sprachdochnix atmete tief durch. Das hörte sich schon mal gut an. Vielleicht ließ sich ja doch noch etwas retten. Mit angehaltenem Atem lauschte er dem Klingeln. Zweimal dreimal viermal, dann knackte es in der Leitung.

    „Hallooo...?", quakte es aus dem Gerät.

    Sprachdochnix atmete erleichtert aus und lehnte sich zurück.

    „Mensch Sagichdoch…, krakeelte er erleichtert los, „...sie haben mir ja einen schönen Schreck eingejagt. Was soll denn dieser Unfug? Sind sie schon nach Haus gegangen...?

    In der Leitung knisterte es. Sagichdochs Stimme klang verzerrt und wurde immer wieder mal von einem Rauschen unterbrochen. Sie hörte sich seeehr entfernt an.

    „Ich weiß ja selbst nicht wo ich bin kicherte Sagichdoch. „Es sieht alles sehr seltsam aus, wie auf einer einsamen Insel ...von der Wolke ist nichts aber nichts mehr zu sehen.

    Sprachdochnix hörte ungläubig zu.

    „Erzählen sie doch keinen Unfug, ich habe sie nicht hinausgehen sehen…, kreischte er hysterisch, „…und außerdem ist bald Feierabend. Sagichdoch...was soll ich denn ihrer Frau erzählen? Kommen sie sofort wieder zurück.

    Sagichdochs verrücktes Lachen vermischte sich mit dem Rauschen.

    „Wenn ich man wüsste w i e ..., brabbelte er, „.. ich weiß doch selber nicht, wie ich hier hergekommen bin....

    Sprachdochnix schnaufte ärgerlich.

    „Was haben sie denn in der Wolke gemacht…wieder irgendwo dran gedreht…?"

    „Gemacht…?…ich habe gar nichts gemacht, ich wollte doch nur mein Handy herausholen. Und nun sitze ich hier in dieser komischen Landschaft. Ich weiß gar nicht ob das noch unsere Welt ist…"

    Fassungslos hörte Sprachdochnix nun seinen Mitarbeiter weiterplappern. Der Himmel, der wie eine holzgetäfelte Zimmerdecke aussah, wäre von vielen Sonnen übersät, die wie kleine Heizlüfter aussähen, und bis zum Horizont würde sich ein riesiges gelbglitzerndes Meer erstrecken. Direkt vor ihm läge ein endloser Sandstrand....

    …und ein silberner Kugelschreiber.

    „Das ist meiner, schrie Sprachdochnix aufgebracht, „bringen sie den bloß wieder mit.

    *

    Im Sekretariat der Universität ließ die Chef-Sekretärin Frau Achwiegern den Zeigefinger langsam auf die Return-Taste ihres Computers sinken und lehnte sich zurück. Auf dem Monitor erschien daraufhin die Mitteilung, dass der Computer nun heruntergefahren wird. Ihr Blick wanderte noch einmal durch den Raum. Bevor sie Feierabend machte, checkte sie in Gedanken immer noch einmal alles durch: Blumen auf der Fensterbank...gegossen, Mülleimer… geleert, Fische im Aquarium...gefüttert, Schränke... müssen noch abgeschlossen werden.

    Sie schaltete den Monitor aus, stand auf und ging zum Aktenschrank mit den großen Doppeltüren. In diesem Moment öffnete sich die Bürotür einen Spalt weit und eine Frau guckte vorsichtig herein. „Oh, Frau Sagichdoch... sagte die Sekretärin, „...kommen sie doch herein. Kann ich was für sie tun...?

    „Ich wollte eigentlich meinen Mann abholen, begann die besorgt, „aber...irgendwas stimmt heute nicht. Sonst ist er immer pünktlich. Nun warte ich aber draußen schon eine halbe Stunde. Er hat nicht vielleicht bei ihnen irgendetwas ausrichten lassen...?

    Frau Achwiegern hatte anteilnehmend zugehört und schüttelte den Kopf.

    „Er arbeitet doch mit Herrn Sprachdochnix an einem neuen Projekt, antwortete sie, „ich habe die beiden schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Solange es keine Probleme gibt, trifft man die wissenschaftlichen Angestellten ja nur mal zufällig auf dem Flur. Sonst verkriechen sie sich doch regelrecht in ihren Räumen.

    Frau Sagichdoch war eingetreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Verschwörerisch sah sie sich um, bevor sie weitersprach.

    „Ich war gerade drüben beim Labor von Herrn Sprachdochnix, aber die Tür war verschlossen und auch auf mein Klopfen hin hat niemand geantwortet."

    Frau Achwiegern hob die Augenbrauen, setzte ein besorgtes Da-wird-doch-wohl-nichts-passiert-sein-Gesicht auf und ging zum Schreibtisch zurück. Während sie nachdenklich eine Taste der Haussprechanlage drückte, beugte sie sich zum Mikrofon hinunter. Wie bei einem seltsamen Stereoeffekt hörte Frau Sagichdoch nun die Stimme von Frau Achwiegern einmal von ihr selbst, sozusagen Live, und einmal ganz leicht Zeitversetzt und etwas gedämpft vom Lautsprecher draußen auf dem Flur.

    „Herr Sagichdoch möchte bitte im Sekretariat anrufen...Herr Sagichdoch bitte...".

    Über dieses Kommunikationsmittel hatten sich zwar schon des öfteren mal einige Kollegen beschwert, weil die Durchsagen sie angeblich bei der Arbeit störten, das Führungsgremium der Universität hatte allerdings darauf bestanden, dass die Anlage auch weiterhin in Betrieb blieb. Und so konnte man ziemlich sicher sein, dass solche Durchsagen auch im letzten Winkel der Universität von jedem gehört wurden, wenn er sich denn in einem der vielen Gebäude aufhielt. Mit einem Schulterzucken und einer Nun-müssen-wir-mal-abwarten-Geste drehte sich Frau Achwiegern wieder zu Frau Sagichdoch herum, die gleich wieder das Wort ergriff.

    „Ich habe ja auch schon versucht ihn über Handy zu erreichen, aber es war nur so ein komisches Rauschen zu hören."

    In diesem Moment öffnete sich die Bürotür von Direktor Könnwirnich, dem Leiter der Forschungsabteilung. Mit einem besorgten Gesichtsaudruck deutete er zum Fenster.

    „Was ist das

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1