WELTVERGESELLSCHAFTUNG: Leben mit der Untergangsprophezeiung - Wie steht es um Familie, Arbeit und Religion?
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Über dieses E-Book
Wie kann es mit Blick auf die Familie dann sein, dass ausgerechnet die identifizierten Makel des heutigen Familienlebens die Grundlage für eine entspannte Teilnahme am weltgesellschaftlichen Miteinander zu sein scheinen?
Auch der gnadenlose Kampf auf dem internationalen Arbeitsmarkt wirft unzählige Fragen auf. Was ist Arbeit eigentlich? Bleibt heutzutage nur, grundsätzlich den falschen Weg eingeschlagen zu haben? Alleine die unzähligen Berater hätten es natürlich vorab gewusst.
Mit dem Eindruck des weltweiten Gegeneinanders will man die Religionen eigentlich gar nicht mehr wirklich betrachten. Dort scheint zumindest festzustehen, welche Glaubensrichtungen zur Demokratie passen und welche nicht. Müssten im Zuge der Rationalisierung und Säkularisierung nicht längstens alle Religionen verschwunden sein? Wer darf denn nun wen mit welcher Weltauffassung behelligen? Und was haben Familienfeierlichkeiten mit dieser Frage zu tun?
Nicht einmal auf den prognostizierten gesellschaftlichen Untergang scheint Verlass zu sein. Die abschließende pointierte Zusammenfassung lässt sogar Zweifel aufkommen, ob es zum großen Heulen um die verloren gehende Normalität kommen wird.
Die vorliegende Betrachtung ist informativ, provozierend, zugleich beruhigend und unterhaltsam. Sie greift den
Stand der Wissenschaft und der gesellschaftlichen Diskussion auf und verbindet ihn mit der meist vernachlässigten Weltvergesellschaftung. Der diesbezügliche Blickwinkel basiert auf dem wissenschaftlichen Ansatz des Autors zur Verbundenheit von Globalisierung und Individualisierung und den resultierenden Potentialen.
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Buchvorschau
WELTVERGESELLSCHAFTUNG - Dominic D. Kaltenbach
Dominic D. Kaltenbach
WELTVERGESELLSCHAFTUNG
Leben mit der Untergangsprophezeiung -
Wie steht es um Familie, Arbeit und Religion?
Imprint
WELTVERGESELLSCHAFTUNG. Leben mit der Untergangsprophezeiung - Wie steht es um Familie, Arbeit und Religion?
Dominic D. Kaltenbach
published by: epubli GmbH, Berlin,
www.epubli.de
Copyright: © 2013 Dr. Dominic D. Kaltenbach
ISBN 978-3-8442-4480-9
Inhaltsverzeichnis
Warten auf den Untergang
Der Verfall der Familie
Der Verfall der Arbeit
Der Verfall der Religion
Der Verfall des Verfalls oder Vom Schein zum Sein
Literatur
Warten auf den Untergang
Es ist schlecht bestellt um unser Dasein: Familie, Arbeit, sogar die religiöse Orientierung und die Hoffnung auf das Jenseits - die großen Propheten unserer Zeit beklagen lautstark den Untergang all dieser Institutionen.
Schuld daran ist - natürlich die Globalisierung. Sie ermöglicht vor allem den wirtschaftlichen Akteuren, sich jeglicher Regulierung zu entziehen. Die Staaten werden gegeneinander ausgespielt, kulturelle Besonderheiten werden eingeebnet. Als Deutscher hätte man im Überlebenskampf sicherlich noch eine Chance gehabt. Aber kulturelle Hintergründe und Nationalität spielen im Einheitsbrei der Weltgesellschaft keine Rolle mehr. Unvorstellbar, dass sich irgendjemand auf der Weltbühne für den schlichten Menschen und seine Bedürfnisse interessiert.
Wer gegenteilige Beispiele zu kennen glaubt - alles vermarktungsorientierte Taktik. Hier tritt die Komplizin der Globalisierung auf den Platz - die Individualisierung. Sie löst die Menschen aus ihren Schutz gewährenden Einheiten heraus. Die Familie hatte von Anfang an keine Chance. Es ist offensichtlich, dass Erziehung und die Weitergabe von Überlieferungen nicht mehr stattfinden. Tradition muss unweigerlich durch Konsum ersetzt werden. Bedauernswert, wer aus Armut heraus nicht konsumieren kann. Aber die Orientierung an den Mitmenschen fällt erleichternd sowieso der resultierenden Ellenbogen-Mentalität zum Opfer. Gesellschaftliche Belange und die Zukunft nachfolgender Generationen spielen für das Handeln keine entscheidende Rolle mehr.
Die Diagnose ist gestellt. Die Propheten sind sichtlich zufrieden. Mit den beiden Prozessen als Schuldige lässt sich kein persönlicher Adressat ausmachen. Eine weitere Auseinandersetzung wäre bei der vorliegenden Plausibilität sowieso zwecklos. Es wird kommen, wie es kommen muss. Hilfe ist daher nicht zu erwarten. Bleibt zumindest, so lange als möglich durchzuhalten und den Besitzstand zu wahren. Als letzte verbliebene Sicherheit im Leben muss wenigstens die zweifelsfreie Tatsache des kommenden Untergangs erhalten bleiben. Dafür müssen die letzten unverbesserlichen Visionäre zum Arzt geschickt und Optimismus sicherheitshalber als Mangel an Informiertheit klassifiziert werden.
Der Untergang kommt! Es bleiben nur noch zwei wesentliche Fragen offen: Wie viel Zeit bleibt uns noch und was fängt man mit der verbleibenden Zeit an?
Für die augenscheinlich älteste Vorbereitungsmethode braucht es nur ein Boot. Die Größe bestimmt sich je nach Rettungsanspruch und reicht vom Einpersonen-Paddelboot Typ „Ego bis zum artenerhaltenden Stallboot Typ „Arche
. Früher eher selbst gebaut, vertraut man heutzutage auch gerne mal auf bereits vorgefertigte Modelle, die man immerhin noch selbst auf einen Berg schafft. Allerdings empfiehlt sich diese Vorbereitungsart nur dann, wenn man mit einem baldigen Auftreten großer Wassermassen rechnet.
Mit einer anderen Methode ist man schon auf ein breiteres Szenario eingestellt und diese eignet sich auch für einen mittel- bis langfristigen Erwartungshorizont. Immerhin den technischen Fortschritt nutzend, setzt man dabei, gar nicht so selten, auf den eigenen Bunker im Keller. Das Abwarten gestaltet sich bei dieser Art der Vorbereitung weit weniger einschränkend, als wenn man sich auf einen Berg begeben muss. Allerdings bleibt hier die Frage offen, ob man den Bunker dann jemals wieder verlassen können wird.
Beide Methoden gehen jedoch irrtümlich von einem Danach aus. Dabei legt der verbreitete Fatalismus eigentlich eher eine schnelle, stoische und damit zumindest selbstbestimmte Beendigung nahe. Vielleicht ist es aber doch besser, man ordnet zunächst noch seinen Nachlass - für wen auch immer. Das Schicksal lässt sich möglicherweise leichter ertragen, wenn man im Zuge dessen die Entwicklung noch einmal nachzeichnet. Man will, als sauberen Abschluss, doch zumindest verstehen, an welcher Stelle die fatale, die falsche Entscheidung gefällt wurde. Schließlich, und das wird niemand wirklich bezweifeln, war früher einmal alles eindeutig und damit selbstverständlich auch besser:
„Familie" stand für eine uneingeschränkte Harmonie. Niemand kam auf die Idee, die familiale Ordnung, die jedem seinen Platz und seine Aufgabe zuwies, in Frage zu stellen. Die Kinder konnten wohlbehütet aufwachsen. Gewährleistet wurde dies durch die liebevolle, aufopfernde Mutter und selbstverständlich durch den biologisch dazugehörenden Vater. Der Vater wiederum übernahm uneigennützig die Versorgung der ganzen Familie. Die daraus begründete Stellung als Familienoberhaupt, mit uneingeschränkter Entscheidungsbefugnis, war in Anbetracht der Schwere dieser Aufgabe nur ein kleiner Dank.
„Unternehmer" stand für Verantwortung und Anstand. Der Gewinn spielte für den Großteil der Menschen nur bei der Lotterie eine Rolle. Heuschrecken fand man ausschließlich auf der Wiese und erfreute sich an deren musikalischem Zirpen. Das Arbeitsleben war wohlgeordnet. Jeder wusste genau, wann im Leben eine entscheidende Veränderung anstand. Zuerst kommt die Schule, danach der Beruf und schließlich der wohlverdiente Ruhestand. Der Chef gab die Richtung vor und garantierte im Rahmen eines väterlichen Verhältnisses ein geordnetes Dasein auf Lebenszeit. Damit war der Chef in jeglicher Hinsicht auch Vorbild für die Organisation innerhalb der Familie.
„Glaube" war weder das Gegenteil von Wissen noch ein Diskussionsangebot. Was man glaubte, das wusste jeder direkt nach der Geburt. Glaube war eine eindeutige Anweisung Gottes, der man in Demut und Reue nachkam. Es gab nur die eine, die wahre Religion. Diese gab Halt und Orientierung. Selbstverständlich kümmerte sich die Kirche auch um den privaten und intimen Bereich im Leben. Wer sonst hätte hier als Vorbild im Umgang mit den ständigen Versuchungen durch das Böse fungieren können. Das Böse war ebenfalls eindeutig eingegrenzt. Alle diejenigen, die den eindeutigen Aufforderungen Gottes, vertreten durch die Kirche, nicht Folge leisteten, waren für jeden offensichtlich vom Teufel besessen. Die Härten des Alltags ermöglichten in besonderer Weise ein gottgefälliges Leben und garantierten die alles entscheidende Belohnung im Himmel.
Der Verfall der Familie
Was ist aus der Familie nur geworden? Die Entwicklung war so vielversprechend. Dabei kam der Begriff „Familie" in unseren Breiten erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf.
Vorher hatten die Menschen offensichtlich wenig bzw. einen eigenwilligen Sinn für Ordnung. Ab dem 14. Jahrhundert war zumindest so etwas wie ein „Haushalt" vorherrschend. In der Regel zählten zu einem Haushalt meist ein Vater, eine Mutter, viele Kinder, Knechte, Mägde, Verwandte und Untermieter. Man schien sich allgemein auch recht gut zu verstehen. Das Zusammenleben dieser Haushaltsmitglieder spielte sich nämlich meist in nur einem Raum ab. In diesem wurde gearbeitet, gegessen und geschlafen. Auch gegenüber der dörflichen bzw. städtischen Gemeinschaft sah man nicht unbedingt die Notwendigkeit, auf Offenheit und Transparenz zu verzichten. Der Haushalt war mehr oder weniger ausschließlich für die Ernährung der in ihm lebenden Menschen verantwortlich. Er war eine Produktionseinheit. Unabhängig dessen, ob die Tätigkeit im bäuerlichen, handwerklichen oder protoindustriellen Bereich angesiedelt war. Verständlich, dass dabei materielle Motive und zusammenpassende Arbeitskompetenzen die Grundlage der Ehe waren. Wo die Härte der Zeit eine emotionale Beziehung zuließ, war diese immerhin durch eine patriarchale Struktur geprägt. Die Frau soll arbeitsfähig und gehorsam sein. Durch die fehlende Zeit für die Kinder kam es auf die mütterlichen Fähigkeiten sowieso nicht unbedingt an. Die Umsorgung der Kinder war ab dem 3. bzw. 5. Lebensjahr durch die Einbindung in den Arbeitsprozess gewährleistet. Um das Versorgungspotential des Haushalts nicht Übergebühr zu beanspruchen, war es nicht unüblich, dass die Kinder relativ früh die Eltern verlassen mussten. Sie wurden weggeschickt, um bei Verwandten oder auch Fremden in Dienst zugehen. Das Wohlbefinden der Kinder gehörte dabei nicht unbedingt zu den vordringlich zu berücksichtigenden Aspekten. Teilweise sahen diese Kinder ihre Eltern nie wieder.
In den gehobeneren Ständen lebte man sicherlich nicht unbedingt in dieser räumlichen Enge. Für den Umgang mit den Nachkommen dürfte auch weniger ein materieller Hintergrund ausschlaggebend gewesen sein. Vielmehr stand dort eine öffentlich repräsentative Lebensweise der Kinderbetreuung