Das Leben leben – trotz Corona: Die Krise legt den Finger in die Wunde und lehrt uns Wertschätzung
Von Markus Seibt
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Über dieses E-Book
Markus Seibt
Dr. Markus Seibt hat Philosophie, Theologie und Religionspädagogik an den Universitäten Passau, Tübingen und Eichstätt studiert und wurde an der renommierten Eberhard-Karls-Universität Tübingen promoviert. Er wurde mit dem Vospohl-Preis für innovative wissenschaftliche Arbeit und mit dem PNP-Stiftungspreis für ein interkulturelles Sozialprojekt ausgezeichnet. Seit 2008 hat er Lehraufträge an der Fakultät für Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg. Er lehrt 'Ethik in der Sozialen Arbeit' und 'Anthropologische und ethische Grundlagen' in Gesundheitsberufen.
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Buchvorschau
Das Leben leben – trotz Corona - Markus Seibt
Für meine Eltern
Ich danke herzlichst meinen Eltern, die mich immer unterstützten und mir viel Liebe schenkten. Ohne sie wäre ich nicht der, der ich jetzt bin. Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass mein Leben gelingt, und mir die Werte vorgelebt, die im Leben wirklich zählen.
Inhalt
Warum dieses Buch?
Vorwort
Was das Leben mit uns macht
1.1 Kinder sind keine Haustiere
1.2 Jugendliche sind keine Projekte
1.3 Eltern sind keine Ersatzlehrer
1.4 Lehrkräfte sind keine Faulenzer
1.5 Studierende sind keine Prokrastinierer
1.6 Senioren sind keine Belastung
Fünf Lebensbereiche im Kontext von Corona
2.1 Gesundheit
2.2 Sinn des Lebens
2.3 Beziehung
2.4 Beruf
2.5 Geld
Was wir für unser Leben lernen können
3.1 Familie und Freizeit
3.2 Kita und Schule
3.3 Wirtschaftskrise und Klimawandel
3.4 Digitalisierung und Digital Detox
3.5 Resilienz und Stärken stärken
3.6 Philosophie und Moral
3.7 Religion und Rituale
Nachwort
Rituale und Impulse für das tägliche Leben
Über den Autor
Warum dieses Buch?
»Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber
man muss es vorwärts leben.«
Sören Kierkegaard
Das Buch möchte einen hoffnungsvollen und konstruktiven Beitrag zum aktuellen Zeitgeschehen leisten. Die Leser sollen das, was sie selbst in der Krisenzeit erleben, wiederfinden und zum Reflektieren angeregt werden. Ich möchte Mut machen, um auch in Zeiten wie diesen immer wieder aufzustehen und zuversichtlich vorwärts zu gehen. Wenn wir stolpern und fallen, dann lernen wir dadurch, um wieder aufzustehen. Dazu biete ich Handlungsempfehlungen, Rituale und Impulse für das tägliche Leben an.
Wir können das Leben nicht einfach stoppen. Lassen wir uns von Corona nicht ausbremsen, nehmen wir wieder Fahrt auf. Wir sollten lernen, mit der jetzigen Situation klarzukommen, denn das »normale« Leben ist jetzt. Auf bessere Zeiten zu warten bringt nichts, denn in die Glaskugel können wir nicht schauen. Vielmehr sollten wir das Leben so annehmen und wertschätzen, wie es momentan ist. Die Pandemie lehrt uns das. Wir müssen Krise erst lernen, denn sie bietet viele Chancen.
Das Buch legt den Finger in die Wunde und zeigt auf Verbesserungspotenziale in unserer globalen Gesellschaft. Das aktuelle Geschehen kann uns helfen, um im Leben menschlich zu wachsen. Mit mehr Gelassenheit, weniger Panik und einem fokussierten Blick nach vorne sind wir gut beraten. Ich möchte mit meinem Buch den vielfältigen Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, Eltern, Großeltern, Studierende, Lehrer, Senioren …) unserer Gesellschaft helfen, sich mit dem Leben zu arrangieren und ihm eine Struktur zu geben – trotz Corona.
Okay, SARS-CoV-2 ist ein neues Virus, aber man hätte besser darauf vorbereitet sein können. Es war klar, dass früher oder später eine Pandemie kommen wird, wenngleich niemand damit gerechnet hat, dass bereits 2020 zu einem Seuchenjahr wird. Dieses Virus ist wie eine Lupe, die viele Schwachstellen in unserer Gesellschaft schonungslos vergrößert. Es ist schwer zu akzeptieren, welche Baustellen uns das Virus zeigt. Wir nehmen nun endlich bewusster wahr, was in Deutschland und auch in unserem Leben gut läuft und was zuvor auch schon nicht okay war. Die Corona-Krise richtet den Blick auf Missstände, die ohnehin schon da waren und nicht erst durch Corona verursacht wurden. Corona öffnet den Blick auf Systeme, die so nicht weiter bestehen dürfen. Es müssen beispielsweise in den Gesundheits- und Pflegeberufen anständige Löhne gezahlt und menschenwürdige Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Menschen suchen besonders in Zeiten wie diesen nach etwas, das trägt und Hoffnung schenkt, damit das Leben einigermaßen gelingt. Damit wir das Leben gewuppt bekommen, brauchen wir Lebenskompetenzen und die richtige Lebenseinstellung. Die Antworten, die wir auf Lebensfragen suchen, hängen von unserem Menschenbild ab. Wir werden lernen müssen, die richtige Balance zu halten zwischen Nähe und Distanz. Auch vor Corona war es natürlich schon wichtig, auf Nähe und Distanz zu achten, nun aber noch mehr. Jeder Mensch hat seine persönliche Komfortzone. Wird diese überschritten, dann fühlt er oder sie sich unwohl und sollte das auch kommunizieren – verbal oder nonverbal. Momentan sind wir jedoch täglich damit konfrontiert: Einen Meter fünfzig Abstandsgebot nehmen wir bei Menschen, die wir gut kennen, oder bei Familienangehörigen als sehr große Distanz wahr. Bei Menschen, die uns weniger vertraut sind, gehen wir in Tagen wie diesen gerne auf Distanz und erleben sie schnell als zu nah. Wir leben in einem hochentwickelten Industrieland und sind dennoch so fragil geworden. Wir sind auf der Suche nach Antworten und wünschen uns soziale Kontakte. Zweifeln und Suchen ist menschlich und völlig in Ordnung. Immer mehr Menschen bedienen sich aber leider nur noch bei Quellen, die ihrer Ideologie entsprechen. Sie bleiben in ihrer Filterblase, der Tagespresse bzw. seriösen Medien vertrauen sie kaum mehr. Menschen brauchen Lebensmittel für Geist und Seele und nicht nur für den Körper. Immer mehr Menschen wollen ihre Löcher in der Seele stopfen, weil sie beispielsweise in ihrer Kindheit zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit bekommen haben. Einige versuchen dies mit Konsumieren zu kompensieren, werden aber nie satt. Es entwickelt sich eine unendliche Spirale mit dem Verlangen nach immer mehr. Wir stehen vor einer Generationenherausforderung und viele machen sich Gedanken darüber, wie es weitergehen soll. Angst und Einsamkeit haben momentan in allen Bevölkerungsgruppen Hochkonjunktur. Fast täglich müssen wir ethische Güterabwägungen vornehmen.
Im Rahmen meiner virtuellen Lehrveranstaltungen habe ich mit Studierenden in Regensburg moralphilosophische und interkulturelle Diskurse im Kontext der Corona-Krise per Videokonferenz geführt und dabei folgende These aufgestellt: »Die Annahme, dass manches Leben weniger oder keine Würde hat, ist ein folgenschwerer Irrsinn auf dieser Welt. Die Menschenrechte, die jeder Mensch durch sein Menschsein hat, sind demzufolge für eine menschwürdige Existenz fundamental.« Diese philosophischen Diskurse haben mich u. a. motiviert, das vorliegende Buch zu schreiben. Die Pandemie hat Wunden aufgerissen, die nicht heilen werden. Die Welt wird nicht mehr so sein, wie sie einmal war. Egal welches Geschlecht, welches Alter, welche Kultur und welche Religion – alle müssen sich vor dem Coronavirus schützen, alle macht es verletzlich und somit irgendwie gleich. Die Corona-Krise bringt Leid und Segen. Sie zeigt uns aber auch, dass wir Krisen nicht ohnmächtig gegenüberstehen müssen und jede Krise eine Chance birgt. Es wäre natürlich nicht richtig anzunehmen, dass alles alleine in unserer Hand liegt. Wir sind nicht allmächtig und können uns nicht gegen alles absichern. Meine Oma sagte gerne den weisen Satz: »Der Mensch denkt und Gott lenkt.« Ein Spruch, den ich heutzutage leider kaum noch höre. SARS-CoV-2 – wie das Coronavirus wissenschaftlich genannt wird – kam plötzlich und unsichtbar in unser Leben. Seine Verbreitung ist deshalb schwer aufzuhalten, weil Menschen auch ohne Symptome ansteckend sein können. Es betrifft uns alle: Kinder, Jugendliche,