Caribbean Dreams
Von Hermann Mezger
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Über dieses E-Book
In den kolumbianischen Bergen werden Simon und Bramme samt Gefoge von Guerillas überfallen, Simon wird verletzt. Auf der Flucht erreichen Sie eine Ansiedlung von Smaragdschürfern. Ein Pilot, der dort Edelsteine abholt, nimmt sie mit nach Venezuela. Simons Zustand verschlechtert sich so dramatisch, dass ihn der Pilot unterwegs bei einem Indiostamm absetzt.
Bramme setzt in Venezuela seine Recherchen fort. Mehrfach muss er um sein Leben fürchten. Als Simon wieder auftaucht, bringen sie die Drogenbarone zur Strecke. Den Killer der Bande erledigt Bramme mit einem sehr einfachen, aber umso wirkungsvolleren Trick.
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Buchvorschau
Caribbean Dreams - Hermann Mezger
Impressum
Caribbean Dreams
Hermann Mezger
Copyright: © 2013 Hermann Mezger
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-9248-2
Die Handlung dieses Buches ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen, Personen, lebend oder verstorben, Firmen und Institutionen wäre rein zufällig. Das Buch einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verfassers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.
Covergestaltung: hank-mediengestaltung.de unter Verwendung folgender Fotos:
yellow/123RF Stock Foto (Strand) und Benetti,
Via Michele Coppino, 104 – I 55049 Viareggio/Italien (Yacht)
1. Kapitel
Dünne, wässrige Vorhänge aus Dunst und Abgasen hingen an diesem Morgen über dem Hafen von Houston, Texas. Ein paar Fischerboote und Containerschiffe waren hier und da durch das wabernde Grau auszumachen, kamen näher, verschwanden wieder und gaben der Szenerie einen gespenstischen Anstrich. Eine kalte Brise von der See her passte vorzüglich zu dem ungemütlichen Ereignis, das sich hier abspielte.
Selbst Sheriff Bud Stevenson, genannt Buddy, der sonst immer mit einem Taschentuch umherlief, um den Schweiß auf seinem ferkelroten Gesicht abzuwischen, fröstelte zu dieser frühen Stunde. Er mochte es gar nicht, wenn man ihn unausgeschlafen aus dem Bett holte. Entsprechend mürrisch war seine Laune. Nebenbei bemerkt war er nicht mehr der Jüngste, doch das wollte er weder hören noch zugeben.
Durch den leichten Nebel wirkten die Männer der Hafenwacht, der Hilfssheriff und die paar Seeleute, die am Kai um eine am Boden liegende Leiche herumstanden, wie Gestalten aus einem Gruselfilm. Bud Stevenson schob ein paar Männer zur Seite, schlurfte auf den Toten zu und beugte sich über ihn.
„Wer hat den Mann gefunden?", fragte er in die Runde.
„Ich!", meldete sich einer der herumstehenden Seemänner zu Wort und trat pflichtbewusst einen Schritt näher.
„Wo war das?", fragte Stevenson, ohne die Leiche aus den Augen zu lassen. In den vielen Jahren, die er diesem Beruf nachging, hatte er schon manche Leiche gesehen, doch noch immer regte sich hinter der bulligen Gestalt und dem griesgrämigen Gesicht ein mitfühlendes Herz.
„Mitten in der Galvestone Bay, Sir."
„Hatte er Papiere bei sich?"
„Nein!, antwortete der Hilfssheriff. „Man hat nichts bei ihm gefunden. Weder Ausweis, noch Geld, noch Armbanduhr.
„Also Raubmord!", konstatierte Stevenson und zog ein Diktiergerät aus der Tasche.
„Unbekannter Toter, Alter: etwa fünfzig Jahre, Tod: durch zwei aufgesetzte Pistolenschüsse, Tatmotiv: Raubmord", sprach er in das Aufnahmegerät.
„Man hat den Mann nicht nur erschossen, sondern ihm auch noch den Schädel eingeschlagen. Wenn man die Leiche umdreht, kann man die Verletzung an seinem Hinterkopf sehen. Soll ich…?", fragte der Hilfssheriff.
„Untersteh dich!, polterte der Sheriff, „ich habe noch nicht gefrühstückt. Veranlasse, dass die Leiche sofort in die Gerichtsmedizin kommt. Die sollen ein brauchbares Foto von dem Toten machen. Den Obduktionsbericht erwarte ich natürlich wie immer vorgestern. Dann ruf bitte das FBI an. Das ist zwar unnötig wie ein Kropf und sie werden auch nichts anderes feststellen als wir, aber bei einem unbekannten Toten ist das nun mal Vorschrift. Und Vorschrift ist Vorschrift.
Stevenson wandte sich zum Gehen, doch der Hilfssheriff zupfte ihn am Ärmel und hielt ihn zurück.
„Haben Sie seine Hände gesehen, Sir? Den Händen nach hat der Mann nicht viel gearbeitet."
„Es soll ja auch Menschen geben, die mit dem Kopf arbeiten", belehrte ihn Stevenson.
„Aber doch nicht in Houston, Sir!, sagte der Hilfssheriff mit einem ironischen Unterton, und damit noch nicht genug, fügte er sogleich hinzu: „Auch sein Anzug sieht nicht so aus, als ob er von der Stange wäre.
Stevenson schnaubte ob dieser wichtigtuerischen Feststellungen, schob die Hände noch tiefer in die Tasche und wandte sich an die Anwesenden.
„Ihr kommt alle heute Nachmittag in mein Büro in der Red Bluff Road. Verstanden?"
„Ich auch?", rief ein Angestellter der Hafenwacht, der abseits gestanden hatte und nun wenig begeistert dreinschaute.
„Ich habe alle gesagt!"
„Können Sie denn das Protokoll nicht gleich hier aufnehmen?", fragte einer der Seemänner, der anscheinend ebenfalls nicht scharf auf die Vorladung war.
Stevenson stampfte gereizt mit dem Fuß auf den Boden.
„Nein! Wenn Sie erlauben, frühstücke ich erst mal. Ich habe einen Bärenhunger!"
2. Kapitel
Im Büro der Amerikanischen Drogenabwehr DEA herrschte eine ausgelassene Stimmung. Hinter einem mit Bildschirmen über und über bestückten Schreibtisch, zwischen leeren Cola-Flaschen und zahlreichen Telefonapparaten, vor einer an die Wand gepinnten Landkarte und unter einem summenden Deckenventilator saß George Simon, der Chef dieser Behörde. Er machte den Eindruck eines gutmütigen Bären, doch wer ihn näher kannte, der bescheinigte ihm gerne einen außergewöhnlich hohen IQ-Faktor und trotz seiner Körperfülle eine erstaunliche Beweglichkeit. Seine Augen blitzten vital in dem speckigen, rosa Gesicht. Die übergewichtige Figur kaschierte er mit einem weiten T-Shirt.
Ihm gegenüber, lachend und jugendlichen Elan versprühend, fläzte sich Hauptkommissar Holger Bramme in einen bequemen Stuhl. Seine Erscheinung hätte zu der Simons nicht gegensätzlicher sein können. Gekonnt lässig frisiertes, blondes Haar, meerblaue Augen, ein athletischer Körper und ein selbstbewusstes Auftreten drückten aus, dass er von Erfolgen verwöhnt und von den Frauen bewundert wurde.
Die freundschaftliche Atmosphäre zwischen den beiden Männern war offensichtlich und wie sie so einander anlachten, wirkten sie wie übermütige Schuljungen.
„Schön, dass du gekommen bist, Holger!", freute sich Simon.
Bramme winkte grinsend ab.
„Ich kann doch deine Einladung nicht ausschlagen! Und wenn es darum geht, der Drogenmafia das Handwerk zu legen, muss ich unbedingt dabei sein!"
„Diesmal geht es aber nicht nur um die Nachschubwege, sondern auch um die Anbaugebiete, erklärte Simon, stellte eine Schale mit Erdnüssen auf einen wackeligen Stapel Akten und machte Bramme mit einer einladenden Handbewegung darauf aufmerksam. „Wir werden in Kolumbien mit einer Spezialeinheit der Armee in die Berge gehen, um uns dort einen Überblick über die Anbaumethoden zu verschaffen.
„Und was versprichst du dir von dieser Bildungsreise?"
„Man kann nur bekämpfen, was man auch kennt. Simon griff beherzt nach den Erdnüssen, schnippte eine davon in die Luft, um sie dann mit dem Mund aufzufangen. „Ich möchte mitreden können, wenn es darum geht, Maßnahmen gegen die Drogenbarone zu beschließen.
„Verstehe! Bramme rieb sich unternehmungslustig die Hände und schnalzte erwartungsvoll mit der Zunge. „Wann geht die Reise los?
George Simon musste angesichts dieser Ungeduld lachen. Und wenn er das tat, war sein ganzer, massiger Körper im Einsatz. Sein Lachen war so unbeschwert und herzlich, dass Bramme unwillkürlich mitlachen musste.
„Nach deinen letzten Abenteuern in Zentralasien und den unerfreulichen Begegnungen mit den dortigen Drogenbossen, müsste dein Eifer eigentlich erlahmt sein. Lässt dich dieses Milieu denn nicht mehr los, oder hat dir unser guter, alter Freund Massud noch nicht gereicht?"
Bramme grinste und schloss für einen Moment die Augen. Im Zeitraffertempo erinnerte er sich an die halsbrecherischen und lebensgefährlichen Ereignisse seines letzten Einsatzes.
„Massud hat mir zwar den Appetit nicht verdorben, aber im Grunde führen wir doch einen Kampf gegen Windmühlen. Zieht man einen dieser Verbrecher aus dem Verkehr, erscheinen zwei neue auf der Bildfläche. Trotzdem dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen. Wann also geht es los?"
„Gleich morgen früh. Allerdings müssen wir noch einen Umweg über Houston machen."
„Warum das denn?"
„Da kam gestern ein Anruf vom FBI. In Houston hat man einen Mann tot aus dem Wasser gefischt, der zwei sehr wertvolle Smaragde im Bauch hatte."
Bramme hätte sich beinahe verschluckt.
„Smaragde? Im Bauch? Na, klasse! Aber was haben wir denn mit Smaragden zu tun?"
„Die schönsten und wertvollsten Smaragde kommen aus Kolumbien. Das FBI vermutet eine Verbindung zur Drogenszene. Jeder der beiden Steine, die man bei dem Mann gefunden hat, ist ein Vermögen wert."
Die Schale mit den Erdnüssen war in der Zwischenzeit fast leer, auf dem Fußboden hingegen wimmelte es von all den Nüssen, die nicht im Munde des Amerikaners gelandet waren.
„Es könnte sich doch auch um einen Schmuggler handeln", gab Bramme zu bedenken.
„Natürlich! Alles Mögliche ist denkbar, aber deshalb dürfen wir doch den vermuteten Zusammenhang nicht ausschließen."
„Wir fliegen also morgen nach Houston und treffen uns dort mit den Leuten vom FBI?"
„Ganz genau, wir fliegen nach Houston. Ob wir uns dort mit den Beamten des FBI oder dem CIA treffen, ist aber noch nicht klar."
Simon trank eine Cola-Flasche aus und entsorgte sie in einem überquellenden Papierkorb.
„Nun mach´ s aber nicht so spannend! Was steckt denn noch hinter der Sache?"
Bramme mochte die bedächtige Art Simons, doch gerade in diesem Moment war die Neugierde, die ihn bei jedem neuen Fall überkam, nicht zu bändigen.
„Der Tote hat sich zwei Namen und Telefonnummern auf die Fußsohle gekritzelt. Erst wenn feststeht, wem diese gehören, entscheidet sich, mit wem wir in Houston sprechen werden."
Mit einem Stoßseufzer ließ Bramme sich im Stuhl zurückfallen und schüttelte verständnislos den Kopf.
„Die Sache wird ja immer mysteriöser! Weißt du denn wenigstens, wo wir uns treffen?"
„Natürlich weiß ich das! Sheriff Bud Stevenson stellt uns sein Büro in der Red Bluff Road zur Verfügung."
3. Kapitel
Auch im Büro des Sheriffs Bud Stevenson hing ein Ventilator an der Decke, der ununterbrochen surrte. Es war ein sonniger, heißer Tag und eigentlich viel zu schade, um ihn in einem muffigen Büro zu verbringen. Brammes Neugierde und die Leidenschaft für seine Arbeit verdrängten aber solche Nachteile. In dieser Hinsicht war er stets sehr großzügig.
Ein Berg von Zetteln stapelte sich auf dem Schreibtisch des Sheriffs. Cola-Flaschen und bis zum Rand gefüllte Aschenbecher rundeten das Bild ab. Um den Schreibtisch herum saßen sechs Personen in abgewetzten Stühlen. Vor jedem lag ein Foto des Ermordeten, und über der Szenerie lag eine interessante Mischung aus Geschäftigkeit und Spannung.
Der Sheriff tupfte sich noch einmal den Schweiß von der Stirn, dann stand er auf und stellte sich als Bud Stevenson vor.
„Darf ich die Herren miteinander bekannt machen? Mister Simon aus Washington ist Chef der Amerikanischen Drogenabwehr, Mister Bramme aus Germany ist ein sehr erfolgreicher Drogenfahnder, ihnen gegenüber sitzen Mister Sokrates vom CIA und Mister Hall vom FBI. Meinen Hilfssheriff und mich kennen Sie ja bereits."
Hall und Sokrates sahen aus, als ob sie direkt von der Universität kämen: Jung, gepflegt, bebrillt, smart, Durchschnittsgesichter. Bramme musterte sie, und er erinnerte sich mit einem Lächeln daran, welchen Ehrgeiz, welche Ambitionen und welche Träume er selbst in diesem Alter hatte.
„Wir haben es also mit dem FBI und der CIA zu tun?", stellte Simon stirnrunzelnd fest.
„Ja, antwortete Stevenson knapp und rückte einen Stoß Papiere vor sich zurecht. „Wir haben nämlich in der Zwischenzeit herausgefunden, wer der Tote ist.
„Wer ist es denn?", platzte es aus Bramme heraus, bevor Simon fragen konnte.
„Der Mann heißt Robert Bakov und war viele Jahre lang hier im Lyndon-B.-Johnson-Space-Center beschäftigt."
„Na und?", fragte Simon.
„Der Mann war dort in leitender Position tätig, ergänzte Sokrates. „Man hat ihm den Spitznamen Einstein verpasst, weil er angeblich jedes noch so knifflige Problem lösen konnte.
„Glauben Sie, dass sein Tod etwas mit Spionage zu tun hat?" Simon versuchte, einen Anhaltspunkt zu finden.
„Ich halte nichts von Spekulationen. Aber nach all dem, was wir bisher wissen, handelt es sich um einen sehr ungewöhnlichen Fall."
Simon nickte und es hatte den Anschein, als wolle er die