Wasser für Abu Dhabi
Von Hermann Mezger
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Über dieses E-Book
Kartzows Bruder Peter fordert Hauptkommissar Bramme auf, mit ihm nach Abu Dhabi zu reisen und den Tod seines Bruders aufzuklären. Dort angekommen, stellen sie fest, dass Pauls Suite bereits geräumt war und seine Habseligkeiten, darunter auch ein Modell mit der Membrane in einen Abstellraum gebracht wurde.
Einbrüche, Anschläge, eine Entführung und eine Notlandung mit dem Hubschrauber mitten in der Wüste, machen Bramme das Leben schwer. Nach unsäglichen Strapazen bringt er Slatter und dessen Hintermänner zur Strecke.
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Buchvorschau
Wasser für Abu Dhabi - Hermann Mezger
Impressum
Wasser fur Abu Dhabi
Hermann Mezger
Copyright: © 2016 Hermann Mezger
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-9250-5
Dieser Roman einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.
Die Handlung dieses Romans ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen, Personen – lebend oder verstorben –, Firmen und Institutionen wäre rein zufällig.
Titelbildgestaltung: hank-mediengestaltung.de
Fotonachweis: 123rf.com, nyul, Nataliya Hora, jahmaica, pixello.de Georg Wittberger und angieconscious.
1. Kapitel
Eine leichte, warme Brise verhalf den Schwingen eines Smaragdspints, der soeben den Fluss überquerte, zu mehr Auftrieb und trug ihn noch höher in die Luft hinauf. Vor dem makellos blauen Himmel glänzte und schimmerte sein grünes Gefieder wie der Edelstein, dem er seinen Namen verdankte. Mühelos wie der Wind glitt er über Abu Dhabi hinweg, der Stadt der märchenhaften Paläste, der Moscheen aus schneeweißem Marmor und der imposanten Hochhäuser. Die unermesslich reiche Stadt erstreckte sich wie ein Teppich aus funkelnden Kristallen entlang des Khor al Baghal, dessen wogendes Blau in der Sonne glitzerte. Wie eine diamantbesetzte Viper schlängelte er sich zwischen Wolkenkratzern und Parks dahin, bis er sich am Horizont verlor. Die Pracht und der Glanz Abu Dhabis erstrahlten an diesem Morgen in allen Farben und machten eindrucksvoll klar, welch paradiesische Oase hier in den letzten Jahren entstanden war.
Das pulsierende Leben und die einzigartigen Bauwerke zogen Touristen wie Einheimische gleichermaßen in ihren Bann. Auch aus der Luft betrachtet war diese Stadt ein Juwel.
Inzwischen überflog der Smaragdspint die beeindruckende Kuppel des Emirates Palace, eines der luxuriösesten Hotels der Welt, ein großes Shopping-Center, eine Formel-1-Rennbahn, eine Meerwasserentsalzungsanlage und er schaute zu, wie Rassepferde, auf deren seidenglattem Fell Wassertropfen glitzerten, durch ein Schwimmbad geführt wurden. Übermütig erhob er sich noch höher in die Luft, flog eine Schleife, korrigierte mit ein paar Flügelschlägen die Richtung und spähte hinab auf das unverkennbar saftige Grün des Yas-Links-Golfplatzes. Dort unten auf dem Rasen waren zwei ameisengroße Männer zu erkennen, die neben einem Buggy standen und sich unterhielten.
Mit der Hand über den Augen sah Paul Kartzow in den Himmel hinauf und ließ sich die warme Sonne auf die Nase scheinen. Als er den kleinen Vogel entdeckte, lächelte er. Die Artenvielfalt in und um Abu Dhabi war ein Segen, und er selbst würde keinen allzu bescheidenen Beitrag dazu leisten, diese Fauna zukünftig vor Umweltschäden zu bewahren. Pauls Lächeln wurde breiter, er schien mit sich und der Welt sehr zufrieden zu sein, und während er so dastand und die Sonnenstrahlen genoss, stieg Vorfreude in ihm hoch.
In wenigen Stunden würde er hier in Abu Dhabi auf der Weltklimakonferenz sein Lebenswerk präsentieren und als gefeierter Mann das Rednerpult verlassen. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet, dafür geschuftet, auf Urlaub verzichtet und die Familie vernachlässigt. Nun war es endlich so weit!
In der verbleibenden Zeit wollte er entspannen, Sonne tanken und Kräfte sammeln für den großen Auftritt. Und er konnte nirgends besser abschalten als auf dem Golfplatz. Der Yas-Links-Golfplatz, auf dem er nun stand und der zu den interessantesten Golfplätzen der Welt zählte, war hierfür geradezu ideal.
Paul Kartzow war ein gut genährter Fünfziger, der ein weites, weißes Hemd und eine passende Hose trug, dazu ein Paar bequeme, ebenfalls weiße Golfschuhe. Noch einige Augenblicke sah er dem kleinen Vogel hinterher, wie er in Richtung Stadt davonflog, dann drehte er sich zu seinem Caddie um. Dieser, ein junger Filipino, stand schon bereit und hielt ihm den Driver hin. Doch anstatt den Schläger entgegenzunehmen, setzte sich Kartzow in den Buggy und betrachtete die nächste Spielbahn auf dem Monitor des Bordcomputers. Ein Par 3 mit einer Länge von 182 Metern lag vor ihm. Zwischen dem Abschlag und dem Green wogte auf einer Breite von 130 Metern ein Seitenarm des Arabischen Golfs. Eine echte Herausforderung, die ein Kribbeln in seinen Fingerspitzen auslöste. Er stieg aus und ging, den Caddie im Schlepptau, zum Abschlag. Mit kritischem Blick nahm er die Spielbahn in Augenschein.
„Schon wieder Wasser!, Kartzow sah seinen Caddy an, der nur verschmitzt lächelnd die Achseln zuckte. „Eine Herkulesaufgabe jagt hier die nächste. Das sind doch nie und nimmer nur 182 Meter!
„Sie müssen aber zugeben, dass dies eines der schönsten Löcher ist, antwortete der Filipino und wies mit einer ausladenden Handbewegung auf das makellose Green, auf dem ein rotes Fähnchen im Wind flatterte und die genaue Position des Lochs anzeigte. „Mit dem Driver schaffen Sie das schon!
„Muss denn alles, was schön ist, auch schwer sein?", Kartzow schüttelte lachend den Kopf, besah sich noch einige Augenblicke das Loch und ging dann an dem Caddy, der immer noch den Driver loswerden wollte, vorbei zum Buggy.
„Keinen Driver?"
„Doch, doch!, Kartzow zwinkerte. „Aber bei diesem Anblick muss ich mich erst einmal stärken.
Über dem Hinterrad des Buggys war eine mit Eiswürfeln gefüllte Kühlbox installiert. Ihr entnahm er eine kleine Flasche Mineralwasser und leerte sie in einem Zug. Auf die Idee, dass auch der Caddy Durst haben könnte, kam er nicht. Tatendurstig nahm er dem Filipino den Driver aus der Hand und ging zum Abschlag. Paul Kartzow setzte den Ball behutsam auf das Tee, nahm noch einmal Maß, machte einen Probeschwung und holte weit aus. Mit der Zungenspitze zwischen den Zähnen konzentrierte er sich auf das Ziel. Doch dann hielt er mitten im Schwung inne. Noch einmal ging er zu dem Buggy zurück, fischte eine Praline aus dem Eiswasser heraus, wickelte sie aus und steckte sie genüsslich in den Mund. Dann machte er sich wieder daran, seinen Ball abzuschlagen. Bevor er ausholte, zerdrückte er die Praline mit der Zunge. Sofort spürte er, dass irgendetwas nicht stimmte. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als hätte er auf Stacheldraht gebissen. Schweißperlen standen plötzlich auf seiner Stirn und er japste nach Luft. Instinktiv umklammerte er den Griff des Drivers noch fester und er versuchte sich darauf zu konzentrieren, alle verfügbaren Kraftreserven in den Schwung zu legen. Doch als er den Schlägerkopf Richtung Ball sausen lassen wollte, gehorchte ihm sein Körper nicht mehr. Aus Händen, die wie zu Stein erstarrt waren, fiel der Schläger zu Boden. Auch seine Beine versagten nun ihren Dienst und knickten weg. Der Länge nach schlug er auf das akkurat gestutzte Gras hin und verlor augenblicklich das Bewusstsein. Mit schreckgeweiteten Augen beugte der Caddy sich über ihn und suchte hektisch nach Kartzows Handy. Als er das Clubhaus anrief, zitterten seine Hände so stark, dass er sich mehrmals verwählte.
2. Kapitel
Der Geruch neuer Ledersitze schlug Ali al Das entgegen, als er die Tür seines sündhaft teuren Geländewagens öffnete, um einzusteigen. Unter seinem Gewicht ächzte das Leder und er genoss das sanfte PLOPP, das zu hören war, als die Fahrertür ins Schloss fiel.
Ali al Das war ein athletisch gebauter, selbstbewusster Mann in den besten Jahren, der es mit dem Instinkt eines Tigers, dem Verstand eines Fuchses und dem Gedächtnis eines Elefanten in jahrelanger Arbeit zum Polizeichef von Abu Dhabi gebracht hatte. Die Brust seiner Uniform zierten Verdienstorden und Abzeichen aller Farben und Formen, sodass niemand hätte übersehen können, mit wem er es zu tun hatte. Heute jedoch trug er Zivil. Er mochte es nicht, wenn Leute schon aus großer Entfernung sehen konnten, dass die Polizei anrückte.
Als er nun wieder einmal in die Einfahrt des Emirates Palace einbog, hielt er vor Ehrfurcht die Luft an. Dieses Luxus-Hotel kam dem Traum aus Tausendundeiner Nacht am nächsten. Palmen, Sträucher und Blumen in allen Farben, verschlungene Spazierwege und eine exotische Vogelwelt verwandelten den Außenbereich wahrlich in einen Palastgarten. Dahinter erhob sich das Hotel in majestätischer Größe, mit hochaufragenden Stockwerken, kleinen Türmen und in ihrer Mitte, die innen mit Silber und Gold ausgelegte riesige Kuppel, die es an Höhe und Schönheit mit der des Peterdoms in Rom spielend aufnehmen konnte. Betont langsam fuhr al Das die Einfahrt hinauf und spähte dabei durch die Windschutzscheibe, bis er an der Pförtnerloge stoppte. Dem Pförtner streckte er durch das Fenster seinen Ausweis entgegen, dann machte er sich auf den Weg zum überdachten Eingang des Hotels hinauf.
Ein Dutzend Diener mit weißen Handschuhen standen dort in Reih und Glied, um die ankommenden Gäste in Empfang zu nehmen. Einer von ihnen machte al Das sogleich mit einer Verbeugung die Wagentür auf. Der Polizeichef ließ sich nicht lange bitten, stieg aus und ließ den Schlüssel stecken. Sofort setzte sich ein anderer Mann hinter das Steuer des Wagens und fuhr ihn weg. Ohne sich umzudrehen durchschritt al Das die riesige Eingangstür und ging auf spiegelglattem Marmorboden in das lichtdurchflutete Innere. Die Rezeption ließ er zunächst rechts liegen und blieb erst stehen, als er direkt unter der gigantischen Kuppel stand. Mit stolzgeschwellter Brust betrachtete er die vor Edelmetallen nur so strotzende architektonische Meisterleistung. Lange bewunderte er diese Kostbarkeit, dann besann er sich auf seine Aufgabe, machte kehrt und steuerte die Rezeption an, hinter der eine außergewöhnlich hübsche junge Frau ihn bereits lächelnd erwartete.
Karin Holm behauptete gern, sie habe einen sechsten Sinn für gewisse Dinge. Sie arbeitete schon lange genug als dienstbare Seele im Emirates Palace, um gewisse Dinge einfach zu wissen. Hoch gewachsen, blond, charmant und mit ausdrucksstarken meerblauen Augen zog sie die Blicke der meisten Gäste auf sich, die an der Rezeption vorbeikamen. Doch so sehr die Leute sie auch anstarrten, sie war es, die beobachtete. Kein Gast entging ihrem aufmerksamen Blick. Ein leichtes Humpeln bei einem älteren Herrn? Sofort den Liftboy kontaktieren. Eine Dame mit nur einem Ohrring? Dem Zimmermädchen Bescheid geben, die Augen offen zu halten. Eiserne Disziplin gepaart mit fundierten Sprachkenntnissen verliehen ihr eine natürliche Autorität.
Als Ali al Das nun direkt auf sie zusteuerte, schrillten bei Karin bereits sämtliche Alarmglocken. Polizei im Haus war ein heikles Thema, zumal jetzt, da die Lobby voller Gäste war. Mit geübten Handgriffen öffnete sie den Durchgang hinter der Rezeption und winkte al Das in das dahinterliegende Büro. Als der Polizeichef seinen Ausweis aus der Tasche zog, winkte sie ab.
„Ich weiß, wer Sie sind, sagte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und sah al Das direkt ins Gesicht. „Was immer Sie herführen mag, Diskretion ist in unserem Hause oberstes Gebot.
„Deshalb bin ich auch in Zivil und alleine gekommen."
Al Das musste lächeln. Diese Frau verstand etwas von ihrem Beruf, doch das Gleiche nahm er auch für sich in Anspruch.
„Nennen Sie mir auch den Grund Ihres Besuches?"
„Einer Ihrer Gäste, Herr Kartzow ist tot."
Karins Professionalität wurde auf eine harte Probe gestellt, sie löste die Verschränkung ihrer Arme und sah al Das erschrocken an.
„Ein Verkehrsunfall?", ihre Stimme klang wenig hoffnungsvoll. Es schien, als habe sie bereits alles vor Augen, was dieses Ereignis bedeuten konnte.
„Schön wär’s, al Das seufzte. Er überlegte kurz, doch dann entschied er sich dafür, ihr nicht mehr zu sagen, als sie unbedingt wissen musste. „Ich schicke Ihnen die Spurensicherung vorbei. Die sollen sich mal in seinem Zimmer umsehen.
„Herr Kartzow hatte kein Zimmer, sagte sie pikiert und reckte stolz das Kinn. „Er hatte eine Suite. Da fällt mir ein, dass ich ihn ja bei der Konferenz abmelden muss!
, sagte sie und fuhr sich mit einer Hand durch