Seelentreppen
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Über dieses E-Book
Junge Menschen sind wissbegierig. Sie wollen möglichst alles kennen und für ihr Leben verwerten. Dieses kleine Buch ist von der Realität abgegriffen. Viele Gedanken meiner Hauptfigur, so glaube ich, liegen in uns allen. Nur, starke Menschen werden damit fertig und können sie richtig ordnen.
Schafft man das nicht, ist ein Kurzschluss, in irgendeiner Form, vorprogrammiert.
Diese Geschichte ist keine Biografie einer Tatsache. Sie ist frei erfunden und keinesfalls eine fachmännische Analyse einer Verzweiflungstat. Ich möchte, aus der Sicht eines einfachen Menschen heraus nahelegen, wie schwer es ein junger Mensch in unserer Welt haben kann.
Es beschäftigt, warum Menschen, die einen ansonsten guten Ruf genießen, plötzlich ihre Fassung verlieren und zu Taten fähig sind, die kaum mehr begreifbar sind.
Menschen ihre Fassung derart verlieren, das ihr eigenes Ich, dabei vollkommen verloren geht.
Welche Aspekte, welche fatalen Situationen sind für einen Amoklauf verantwortlich? Ist es ein Kurzschluss? Ist es der sogenannte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Ist die Tat gewollt? Geplant? Wahrscheinlich sowohl, als auch. Was spielt sich in einem Gehirn ab, bevor es zu dieser Tat kommt?
Es ist ein Prozess der sich langsam entwickelt. Es erwacht ganz klein und steigert sich dahin. Bis zum Seelenbruch. Der Verstand ist ausgeschaltet. Allein das Gefühl der Rache, an was, an wen auch immer, bleibt am Ende übrig und erwürgt die Vernunft.
Es liegt im Verborgenen. Es liegt da, wie in jedem von uns.
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Buchvorschau
Seelentreppen - Gerald W.T. Zajonz
Einführung
In Gedenken an Tim K.
Exposé
Wir leben in deiner Zeit, in der gerade Kinder und Jugendliche so viel verstehen und begreifen müssen. In einer Zeit, die nach immer mehr Kompromissen verlangt. Niemand wird je alles begreifen was in unserer heutigen Welt vorgeht. Viele Dinge geschehen ohne unser Wissen. Am Ende schließlich werden wir zwangsläufig damit konfrontiert. Wer versucht diese Welt zu verstehen steht auf einem verlorenen Posten.
Junge Menschen sind wissbegierig. Sie wollen möglichst alles kennen und für ihr Leben verwerten. Dieses kleine Buch ist von der Realität abgegriffen. Viele Gedanken meiner Hauptfigur, so glaube ich, liegen in uns allen. Nur, starke Menschen werden damit fertig und können sie richtig ordnen.
Schafft man das nicht, ist ein Kurzschluss, in irgendeiner Form, vorprogrammiert.
Diese Geschichte ist keine Biografie einer Tatsache. Sie ist frei erfunden und keinesfalls eine fachmännische Analyse einer Verzweiflungstat. Ich möchte, aus der Sicht eines einfachen Menschen heraus nahelegen, wie schwer es ein junger Mensch in unserer Welt haben kann.
Es beschäftigt, warum Menschen, die einen ansonsten guten Ruf genießen, plötzlich ihre Fassung verlieren und zu Taten fähig sind, die kaum mehr begreifbar sind.
Menschen ihre Fassung derart verlieren, das ihr eigenes Ich, dabei vollkommen verloren geht.
Welche Aspekte, welche fatalen Situationen sind für einen Amoklauf verantwortlich? Ist es ein Kurzschluss? Ist es der sogenannte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Ist die Tat gewollt? Geplant? Wahrscheinlich sowohl, als auch. Was spielt sich in einem Gehirn ab, bevor es zu dieser Tat kommt?
Es ist ein Prozess der sich langsam entwickelt. Es erwacht ganz klein und steigert sich dahin. Bis zum Seelenbruch. Der Verstand ist ausgeschaltet. Allein das Gefühl der Rache, an was, an wen auch immer, bleibt am Ende übrig und erwürgt die Vernunft.
Es liegt im Verborgenen. Es liegt da, wie in jedem von uns. Meist bleibt es in einer kleinen Ecke des Kopfes, wird eingesperrt von den Regeln und Gesetzen der Gesellschaft.
Manchmal bricht es aus jedem von uns heraus… ungestüm, wild.
Aus Wut geboren, durch Verzweiflung genährt.
Meist zieht es sich wieder zurück, wenn es besänftigt ist.
Wehe, aber wehe es zieht sich nicht wieder in seine Ecke zurück, sondern wird zu einem Gebilde, das sich im Gehirn manifestiert.
So entsteht eine menschliche Katastrophe!
Warum?
Diese Frage ist wissenschaftlich, psychologisch und menschlich nicht zu beantworten!
Nur das Gefühl allein, kann die Antwort geben!
Wir verstehen nicht, was wir nicht verstehen wollen!
Wir verstehen nicht, was gegen unsere heutige Logik verstößt!
Rudolf ist ein Gymnasiast, der aus relativ armen Verhältnissen stammt. Seitdem er diese Welt bewusst erlebte, musste er Qualen erleiden. Er erlebte mit wie sein Vater, da er ein so genannter ungelernter Arbeiter ist, immer aufs Neue, andere, schlecht bezahlte Beschäftigungen nachgehen musste. Wie seine Mutter, ebenfalls nicht hoch gebildet, dazu gezwungen war, Geld mit zu verdienen, um wenigstens das Nötigste anschaffen zu können. Da beide Eltern des Tags keine Zeit für Rudolf aufwenden konnten, sprangen die Großeltern ein. Zu seinem Opa fühlte er sich besonders hingezogen. Dessen Geschichten waren eine andere, faszinierende Welt für ihn. Der Opa wurde zu einer Art „Gott". Rudolf lernte es nie, Geschichten und Wahrheiten auseinander zu halten. In seiner Welt, die er sich durch seine Einsamkeit aufbaute, (ohne Eltern ist man einsam) gab es die Helden noch, die mit allen Problemen der Erde, fertig wurden.
Schlimm wurde es, als die Großmutter starb. Der Opa wusste allein mit Rudolf nichts anzufangen. Die Mutter gab kurzweilig die Beschäftigung auf. Der Vater, durch den plötzlichen Leistungsdruck, durch die Verzweiflung seine Familie nicht ernähren zu können, zerbrach. Er wurde zum Trinker. Wurde alkoholabhängig, zudem aggressiv, unberechenbar.
Rudolf sah mehr als einmal zu, wie sein Vater die Mutter schlug. Eines Tages begehrte der Junge auf, als es wieder so weit war. Sein Vater schlug ihm ins Gesicht, so fest, dass eine Narbe dabei entstand.
Jetzt griffen die Behörden ein.
Sein Vater musste sich wegen gefährlicher Körperverletzung, vor Gericht verantworten. Zur Tatzeit, so wurde es vom Gericht beschlossen, war er nicht zurechnungsfähig. Man schickte ihn in eine Anstalt, in der er einen Entzug über sich ergehen lassen sollte.
Zweimal brach er dort aus, um erneut zu trinken, um erneut seine Familie zu „besuchen".
Schließlich zog die Mutter mit dem Jungen in eine andere Stadt.
Irgendwann hörten sie davon, dass der Vater doch noch entschlossen war eine Entziehungskur durchzuführen.
Mit dem Fahrrad konnte Rudolf vom neuen Wohnort zu seinem Opa fahren. Die Mutter wählte absichtlich diese Stadt, wegen des Jungen. Ihr war bewusst, dass der Opa einen recht guten Einfluss auf den Jungen ausübte. Eine ganze Zeit über ging alles gut. Bis der Großvater von einem LKW- Führer überfahren wurde, dabei sein Leben verlor.
Jetzt war das schleichende Martyrium für den Jungen gelegt.
Böses, stärker als die Liebe,
Schmerz, stärker als Geborgenheit,
führt stufenweise hinab, auf der Seelentreppe,
hinein in Bitterkeit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung!
Kapitel1
Seelentreppen!
Von Gerald W.T. Zajonz
Es ist wieder solch ein Tag. Ein Tag wie er in der letzten Zeit für Rudolf immer öfter beginnt. Ein Erwachen mit erdrückender Schwermut. Er ist allein zuhause. Seine Mutter bricht schon immer sehr früh auf, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen. Ist sie doch ein Mensch der niemals irgendwohin spät kommen würde. Alle fürchten sich immer nur vor dieser zeitbedingten Arbeitslosigkeit. Seine Mutter darf nicht krank werden, nicht zu spät kommen, darf keine Fehler machen… Verdammt! Sie ist doch nur ein Mensch! Alle sind doch nur Menschen! Seine Mutter ist ein einfacher Mensch. Sie schickt ihn zu dieser Schule. Er sollt etwas Besseres werden. Etwas Besseres?
Sind nicht auch die etwas Besseres waren, arbeitslos? Heute muss man nicht etwas Besseres sein, man muss außergewöhnlich besser sein. So sieht das aus. Diese ganze Schule ist doch nur eine Ausrede für die Art von Geltungszwang gegenüber anderen Menschen, etwas für sein Kind zu tun. Na schön, für Übel nimmt er es seiner Mutter nicht. Auch Erwachsene haben ihre Träume. Rudolf selbst sieht die Sache als verlorenen Posten an. Er ist nicht der Supermann der Bücher, ist nicht der Typ eines Gelehrten, wie seine Mutter hofft. Sie malt sich ein schönes Leben für ihn aus. Sie ist eine glatte positive Träumerin. Das Gegenteil von ihm. Seine Träume sind nur immer düster, sind schwarz. Diese Welt, so meint der Junge, ist total erledigt. Die Menschen vernichten sie jeden Tag ein Stückchen mehr. Diese Menschen. Zum Überleben zu dumm. Eigentlich dummer als Tiere.
Nach dem er seine Katzenwäsche hinter sich gebracht, trinkt er noch eine Tasse Kaffee aus der Warmhaltekanne, schnappt seine Büchertasche und verlässt das Haus. Jeden Tag das Gleiche. Aufstehen, waschen, ab in die Schule, Aufgaben machen, zwischendurch essen, schlafen gehen, und immer so fort. Später… Aufstehen, waschen, arbeiten, zwischendurch essen, schlafen gehen. Rudolf seufzt. Das soll das ganze Leben sein? Vielleicht zwischendurch ein kleiner Urlaub, einige Feiern, alt werden, irgendwann nicht mehr kriechen können, wieder von anderen Menschen drangsaliert werden…
Mehr nicht?
Dieser dämliche Mopedfahrer, mit seiner stinkenden, lärmenden Maschine, lässt ihn zornig werden. Mehrere Schüler seiner Klasse, besitzen ebensolche Stinkdrosseln. Warum kommen sie nicht Fahrrädern? Warum muss es dieser Angeberschrott sein? Von so weit her kommen sie alle nicht, die ein solches Fahrzeug gerechtfertigt hätte.
Auf dem Schulhof eines Gymnasiums, irgendwo in Deutschland.
Junge wissbegierige Menschen an jeder Ecke, diskutieren über dies und das. Nahezu brutal unterbricht sie der laute lang gezogene Summton, der Schulglocke. In der einen Ecke, etwas weiter von den meisten Schülern entfernt stehen zwei Jungs. Der eine von ihnen gestikulierte stark mit seiner rechten Hand. Es ist Herbert Haller der zu seinem Freund Rudolf sagt:
„Das ist nicht dein Ernst Alter. Du willst heute blau machen? Auf einen Montag? Doktor Kotze wird dich morgen wieder auszählen. Erzählt dir wieder, dass deine Stunden nicht zusammen kommen. Dass du nicht zur Prüfung zugelassen wirst. Du kennst das ja zu Genüge. Er hat Recht damit, weißt du? Du könntest das Abi schaffen. Bist besser als ich. Vor allem in Geo und Bio. Das versaust du dir echt selbst."
Rudolf winkt glatt ab.
„Hör doch auf so viel zu labern. Bist du vielleicht meine Mutter? Nah also. Das alles ist mir ja so was von egal, verstehst du? Ich gehe wohl erst mal in den Wald. Bis zum Kanal. Ich sitze gerne da. Das weißt du doch, mein liebes Herbertchen. Meiner Mutter werde ich sagen, Kopfschmerzen plagten mich wieder einmal. Falls Kotze bei ihr anruft, weiß sie was zu sagen. Fragt er dich, weiß du Bescheid. Geht das klar?"
Herbert zuckt die Schultern.
„Wie du willst. Trotzdem! Du sollst mich nicht immer Herbertchen nennen. Bin weder schwul noch …chen, ja? Also, ich gehe jetzt rein. Keinen Bock auf das Gelaber von Doktor Kotze. Seine Vorträge über die Pünktlichkeit kann ich nicht mehr hören. Heute Nachmittag ist Sport dran. Deshalb willst du heute blau machen, oder? Ich weiß ja was du immer sagst. Du mit deinem: Sport ist Mord. Nah, egal. Treffen wir uns nachher?"
Rudolf blickte nachdenklich über den Pausenhof. Ohne seinen Freund anzusehen spricht er leise:
„Wohl kaum! Mache später einen Abstecher ins Einkaufszentrum. Gucken, was es Neues gibt. Habe einen neuen Computer im Auge. Mein altes Ding schafft die neuen Spiele nicht mehr. Muss auch neue Reifen für mein Fahrrad besorgen."
Herbert schlägt ihn leicht auf die Schulter. Bewundernde Worte folgen:
„Du bist schon ein cooler Hund Rudi. Hast du Scheine für ´nen Neuen? Warte doch mal! Ich will dir noch was sagen. Das ist scheißwichtig. Du solltest lieber nicht so oft in den Wald gehen. Das mit meinem Bruder, ja also, wenn die dich erwischen, sag` bloß nicht, dass du von mir weißt wo sie ihren Stützpunkt haben. Mein Bruder killt mich. Echt! Der nimmt diese Nazikacke sehr ernst. Die spielen nicht nur so herum, weißt du? Das ist eine ganz gefährliche Truppe. Die haben echte Waffen."
Rudolf wendet sich gelangweilt zum Gehen um.
Er hebt den Arm:
„Alles klar. Mach dir nichts ins Hemd. Ich kann schweigen. Mit dem Moos, das ist so eine Sache. So einer wie der Spira könnte sich den teuersten PC kaufen und ein Notebook dazu. Unsereiner muss dafür knüppeln. Werde in den Ferien einen Job suchen müssen. Mal sehen was läuft. Wir sehen uns morgen. Pünktlich zur Standpauke von Kotze. Alles klar soweit?"
„Alles klar, Mann! Also dann! Mach´s gut, Rudi! Denk dran! Sei kein Verräter, klar?"
Weiter entfernt lachen Mädchen. Herbert hält Rudolf noch einmal auf:
„Warte kurz! Siehst du sie Rudi?"
„Was soll ich sehen? Ach so. Die Gänse."
„Die in der Mitte ist eine scharfe Braut. Die könnte mir gefallen. Mann! Hat die ein Fahrgestell. Geht eine Klasse unter uns. Leider tanzt sie in einem Schuppen ab, der für mich zu teuer ist. Sag mal, hat doch wirklich klasse Beine, oder? Was sagst du als Fachmann dazu?"
„Willst du das ehrlich wissen? Na schön. Die Beine sind viel zu dünn und zu lang. Das sind die reinsten Stelzen."
„Sei man nicht unfair. Schließlich können nicht alle so gut aussehen wie deine Rosi. Ich würde sie bald mal anbaggern. Hast du noch nicht gemerkt? Spira