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Tempus Z: Die Zeit danach 2
Tempus Z: Die Zeit danach 2
Tempus Z: Die Zeit danach 2
eBook614 Seiten8 Stunden

Tempus Z: Die Zeit danach 2

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Über dieses E-Book

Seit Monaten schon wandeln die Untoten über die Erde. Ganze Herden bedrohen die letzten Enklaven der Überlebenden.
Otis Flanagan und Jessica Warden, zwei Agenten des AFISR Geheimdienstes, sollen die Besatzung der ISS in die Vereinigten Staaten zurückbringen. Wissenschaftler des militärischen Stabes hoffen, aus dem Blut der Astronauten einen Impfstoff entwickeln zu können. Doch der Flug nach Kasachstan entwickelt sich anders, als von allen erwartet wurde ...
Charlotte Jones ist zurück in Deutschland. Von der Festung Frankfurt begibt sie sich auf das elterliche Gut. Doch auch hier droht Gefahr, denn in Deutschland hat sich die politische Lage stark verändert. Die Marodeure dringen immer weiter vor. Schließlich fällt die Festung Frankfurt und Charlotte muss sich entscheiden.
Joshua, Candy und Huntington haben den Lake Winnepesaukee erreicht, doch die Ruhe auf der idyllischen Insel wird schnell von Fremden gestört. Wer sind die Eugeniker, was ist ihr Ziel? Bald schon geraten die Kinder der Überlebenden in die Fänge der selbst ernannten Übermenschen. Candy ist bereit, bis zum Äußersten zu gehen.
Cleveland Air Force Base Nova erscheint wie der Fels in der Brandung in dunklen Zeiten, doch es gibt einen General in Minnesota, dem der Stützpunkt und die vielen Zivilisten ein Dorn im Auge sind. Wird Cleveland im Atomorkan verbrennen? Dazu gesellen sich Spione und Saboteure der Weißen Zelle Amerika, die gleichfalls nach der Macht streben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...
Und da sind die Sprinter. Eine neue Art von Untoten, tödlich und schnell, kaum zu überwinden ...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Nov. 2016
ISBN9783738092905
Tempus Z: Die Zeit danach 2

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    Buchvorschau

    Tempus Z - Jo Caminos

    Buch

    Seit Monaten schon wandeln die Untoten über die Erde. Ganze Herden bedrohen die letzten Enklaven der Überlebenden.

    Otis Flanagan und Jessica Warden, zwei Agenten des AFISR Geheimdienstes, sollen die Besatzung der ISS in die Vereinigten Staaten zurückbringen. Wissenschaftler des militärischen Stabes hoffen, aus dem Blut der Astronauten einen Impfstoff entwickeln zu können. Doch der Flug nach Kasachstan entwickelt sich anders, als von allen erwartet wurde ...

    Charlotte Jones ist zurück in Deutschland. Von der Festung Frankfurt begibt sie sich auf das elterliche Gut. Doch auch hier droht Gefahr, denn in Deutschland hat sich die politische Lage stark verändert. Die Marodeure dringen immer weiter vor. Schließlich fällt die Festung Frankfurt und Charlotte muss sich entscheiden.

    Joshua, Candy und Huntington haben den Lake Winnepesaukee erreicht, doch die Ruhe auf der idyllischen Insel wird schnell von Fremden gestört. Wer sind die Eugeniker, was ist ihr Ziel? Bald schon geraten die Kinder der Überlebenden in die Fänge der selbst ernannten Übermenschen. Candy ist bereit, bis zum Äußersten zu gehen.

    Cleveland Air Force Base Nova erscheint wie der Fels in der Brandung in dunklen Zeiten, doch es gibt einen General in Minnesota, dem der Stützpunkt und die vielen Zivilisten ein Dorn im Auge sind. Wird Cleveland im Atomorkan verbrennen? Dazu gesellen sich Spione und Saboteure der Weißen Zelle Amerika, die gleichfalls nach der Macht streben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...

    Und da sind die Sprinter. Eine neue Art von Untoten, tödlich und schnell, kaum zu überwinden ...

    Das Leben in der Welt der Untoten wird noch gefährlicher, das Überleben schwieriger. Dazu gefährdet ein eiskalter Winter alles Leben. Viele werden in den Camps erfrieren und selbst zu Untoten werden.

    Grelle Schreie hallen durch die Straßen, wenn die neuen Untoten sich ihre Opfer suchen, denn es ist Sprinterzeit, in der Zeit danach ...

    Information

    Formatiert nach Verlagsstandard, Umfang: 631 Normseiten.

    Anzeige auf dem E-Book-Reader variiert je nach Gerät.

    Tempus Z - Reihe

    Bisher erschienen:

    Tempus Z: Die Zeit danach / ASIN: B01GU0XYJ2

    1 Rückkehr

    Deutschland

    Festung Frankfurt

    Charlotte Jones fluchte wie ein Rohrspatz, als die Wachhabenden auf Frankfurt Festung sie in Gewahrsam nahmen und in einen Sicherheitstrakt des gesicherten Stützpunktes überführen wollten. Streng genommen konnte sie den Männern und Frauen für ihr Verhalten keinen Vorwurf machen, auch wenn sie es doch etwas seltsam fand, dass weder die Crew der Transall noch die Leute des Stützpunktes in den USA die Leute in Frankfurt über den einzigen Passagier an Bord informiert hatten, zumindest über sein etwas seltsames Aussehen. Und in diesen Zeiten konnte das Aussehen unter ungünstigen Umständen über Leben und Tod entscheiden. Charlotte Jones sah verlebt aus, mehr noch: Sie wirkte ausgezehrt, krank. Und unter ungünstigen Lichtbedingungen war sie einer Untoten nicht unähnlich. Eine schwere Krebserkrankung hatte Charlotte gezeichnet. Mit aller Kraft hatte sie sich gegen die Krankheit gestemmt und sie bekämpft - und schließlich besiegt. Es war wohl die Abscheu vor ihrem Mann gewesen, die sie nicht hatte aufgeben lassen. Sam sollte sehen, dass auch sie kämpfen konnte, auch wenn sie sonst vor ihm kuschte, sich fügte und unterordnete. Vorbei. Sam war tot, erlöst von ihr, seiner Frau. Er war zu einem Untoten geworden und hatte sie angegriffen. Aber sie war es, die im Ende dominiert hatte - einmal im Leben. Damals hatte sie es bedauert, dass es so schnell gegangen war. Sam hatte leiden sollen, lange, sehr lange.

    Charlotte Jones war ein kleines Persönchen von etwas über einem Meter fünfzig, mit einem verhärmt wirkenden Gesicht, in das sich tiefe Linien eingegraben hatten. Doch das waren Äußerlichkeiten. Sie war fit wie lange nicht mehr in ihrem Leben. Auf Whitehawk Air Force Base, wo sie zusammen mit ihren Studienkollegen und dem neu gewonnen Freund Joshua Cunningham, einem Journalisten, Zuflucht gefunden hatten - und vor allem die Zeit in Chesterville, wo sie den Irren und Wirrungen des selbst ernannten Senators Seamus Abigail ausgeliefert waren, hatten sie veranlasst, wieder an sich zu arbeiten. Die Trainingseinheiten auf der Hantelbank und die täglichen Übungen in Selbstverteidigung zeigten bald ihren Erfolg. Aber das alles zählte nicht mehr, als sie die Maschine in Frankfurt verließ. Es zählte alleine ihr Aussehen - und da konnte man sie in Zeiten der Untotenkrise durchaus für eine Untote halten. Zumindest so lange, bis Charlottes Lebensgeister erwachten und sie zu einer Schimpfkanonade ansetzte.

    »Hören Sie endlich auf herumzumeckern!«, herrschte sie eine der Wachen an. Der Mann war noch sehr jung, wohl erst Mitte zwanzig, trotzdem hatten sich um seine Mundwinkel tiefe Furchen eingegraben. Sein Blick aus wasserblauen Augen war hart.

    Charlotte wollte ihn angiften, besann sich dann aber eines Besseren. Es machte keinen Sinn. Die Leute taten nur ihre Pflicht, und angesichts dessen, dass schon ein einzelner Untoter in der Festung Frankfurt zur Katastrophe führen konnte, war es mehr als wünschenswert, jedem Verdächtigen auf den Zahn zu fühlen.

    Die Wachen führten Charlotte durch diffuse Korridore immer tiefer ins Labyrinth der Festung Frankfurt Flughafen. Sie war in ihrem Leben nicht oft nach Deutschland zurückgekehrt, doch als die Transall zur Landung ansetzte, war ihr klar geworden, dass von dem »alten« Frankfurt nicht viel übrig geblieben war. Die Türme des Bankenviertels ragten wie ausgebrannte Warnzeichen in die Höhe: Türme aus Glas und Stahl, in die die Schicksalstage, als die Toten sich aus den Gräbern erhoben, tiefe Brandwunden geschlagen hatten. Der Flughafen selbst war auch nicht wiederzuerkennen. Überall gab es Stacheldraht, Wachhabende patrouillierten, dazu Panzer und anderes militärisches Gefährt auf den Rollbahnen. Vor allem die Flammenwerferpanzer fielen ins Auge. Das Equipment sah zusammengeschustert aus, so, als hätte man aus der Not eine Tugend gemacht und irgendwie alles Verfügbare neu zusammengesetzt.

    Es war ein verregneter Tag gewesen, als die Maschine nach einem ereignislosen Flug in Frankfurt landete. Charlotte hatte während des Fluges nur selten aus dem Fenster geblickt, sie wusste, was dort unten auf sie wartete: eine Welt, in der die Untoten unterwegs waren, um die Lebenden zu jagen und zu fressen. Mehr als einmal waren ihr Zweifel gekommen, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Immer wieder sagte sie sich, es wäre Blödsinn, nach Deutschland zurückzukehren. Ihre Mutter war bestimmt längst tot, genauso ihre Schwester. Aber Charlotte hatte sich nun einmal für Deutschland entschieden. Nun war sie hier.

    Die Soldaten brachten sie in einen spartanisch eingerichteten Raum: drei unbequem aussehende Liegen, einige Stühle aus Stahlrohr, zwei Tische mit weißer Resopalplatte. Es roch nach Desinfektionsmitteln und nach abgestandener, mehrfach umgewälzter Luft. Und es stank, nach Schweiß, nach Blut, nach Urin und Kot; vielleicht sogar nach Tod. Die Soldaten forderten sie auf, in dem Raum zu warten.

    »Wie lange?«, fragte Charlotte.

    »Bis ein Arzt Zeit hat. Wir hatten vorgestern erneut einen Ansturm von Untoten. Das medizinische Personal ist überlastet.« Der Mann nickte ihr kurz zu, dann folgte er seinen Kameraden nach draußen.

    Charlotte drehte sich einmal um die eigene Achse, dann setzte sie sich auf einen der schmalen Stühle. Bleib ruhig, sagte sie sich. Immerhin hatte sie es bis nach Deutschland geschafft. Und es gab bestimmt schlimmere Orte auf der Welt, als diesen kahlen und ungemütlichen Raum irgendwo in den Katakomben des Frankfurter Flughafens.

    Sie dachte an den Anfang ihrer Odyssee zurück: die Trekking-Tour im Mark-Twain-Nationalpark, der Wunsch, der verhassten Ehe zu entfliehen und Sam endgültig zu verlassen. Dann die Katastrophe, auf die niemand vorbereitet war. Whitehawk Air Force Base ... All die vielen Menschen, die Trauer, der Schmerz - aber auch die Wut und so viel Hass. Thelma, die dicke Frau, die ihre Kinder verloren hatte. Roland, einer ihrer Studienkollegen, der in Whitehawk Air Force Base ums Leben gekommen war. Und dann Chesterville und der größenwahnsinnige Seamus Abigail. Charlotte drängte die Gedanken zurück. Ihr Freund Peter erschien vor ihrem inneren Auge. Fast schien es damals, sie hätten es geschafft, als auch er noch gebissen wurde, so kurz vor der Rückkehr nach Deutschland. Charlotte starrte zur Decke. Sie wollte nicht zynisch sein, doch selbst Peter hatte in gewissem Sinne Glück gehabt - er war erlöst worden, ein Stich ins Hirn, und er hatte sterben können, wirklich sterben. Nicht, wie so viele, die als Untote herumirrten ...

    Gut Hohefeld, ihre Mutter, ihre Schwester. Charlotte fröstelte. Erst einmal musste sie irgendwie dorthin kommen. Ich schaffe das, sagte sie sich. Es muss einfach gehen ...

    Drei Stunden später

    Man hatte Charlotte eine Schlafstätte in einer der Notunterkünfte zur Verfügung gestellt. Sie würde nicht verhungern oder verdursten, aber niemand zeigte sich gesprächsbereit. Ein letzter großer Ansturm von Untoten war in den letzten Tagen abgewehrt worden. Wieder mal. Die Soldaten waren müde, das medizinische Personal überlastet und am Ende seiner Kräfte. Charlotte sah ausgemergelte Gesichter, in denen sie nur selten Hoffnung fand. Fast beiläufig erwähnte sie an einem der Infostände, dass sie in den Hunsrück zurückkehren wolle. Die Frau hinter dem Schalter hatte nur müde gelächelt. »Überlegen Sie sich das lieber noch einmal gut!«, hatte sie gesagt. »Da draußen ist die Hölle. Und wir können nur hoffen, dass sie noch lange da draußen bleibt, bis ...« Die Frau hatte den Satz nicht beendet. Sie seufzte kurz, überflog scheinbar interessiert irgendwelche Notizen und ignorierte Charlotte, die kurz stehen blieb, dann jedoch für sich entschied, dass es keinen Sinn machte zu drängen. Ihre Zeit würde kommen.

    Charlotte hatte sich im zivilen Bereich umgesehen. Die Menschen wirkten lethargisch. In kaum einem Blick sah sie Hoffnung, lediglich einige Kinder, die in einer Halle Ball spielten, zeigten so etwas wie Optimismus oder Lebensfreude. Wer konnte es ihnen verdenken?

    Charlotte war noch viel zu aufgekratzt, um sich hinzulegen. Auch im Quartier hatte es böse Stimmen gegeben, als sie hereingekommen war. Es lag an ihrem Aussehen, sie hatte nichts anderes erwartet. Wenigstens hatte sie so etwas mehr Privatsphäre, die drei anderen Betten waren leer geblieben - vorerst. Nur ein Bett schien bisher belegt zu sein, doch wer immer dort übernachtete, hielt sich momentan wohl sonst wo in der Festung auf. Sie würde ihre Ruhe haben - hoffentlich. Sie war nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Ein paar Tage, dann war sie weg. In der Festung herrschten strikte Verhaltensregeln, insbesondere, was das Verlassen des Stützpunktes anging. Niemand ging einfach so nach draußen. Sie würde sich gedulden müssen, bis sie einen entsprechenden Ansprechpartner gefunden hatte, mit dem sie über ihren Wunsch, Gut Hohefeld aufzusuchen, sprechen konnte.

    Der Flughafen war im Inneren nicht mehr wiederzuerkennen. Hier mussten heftige Kämpfe stattgefunden haben. Vielleicht ganz zu Beginn der Katastrophe, als etliche Maschinen Untote auf die Rollbahn und in den Flughafen entließen. Charlotte drängte die Bilder, die in ihrem Inneren aufstiegen, zurück. Sie dachte an das Amulett, das ihr verstorbener Freund Peter ihr für seinen Sohn mitgegeben hatte. Die ehemalige Lebenspartnerin von Peter sowie der Junge sollten sich irgendwo im Stützpunkt aufhalten. Charlotte hasste es von jeher, schlechte Nachrichten zu überbringen. Wenn ihr hier schon die Hände gebunden waren, wollte sie diese leidige Angelegenheit möglichst schnell aus der Welt schaffen. Sie kannte die Lebenspartnerin von Peter nicht, trotzdem war es Charlotte unangenehm, der Frau das Amulett zu übergeben. Was sollte sie mit ihr reden? Sie war eine Fremde - und Charlotte hatte ganz gewiss anderes im Sinn, als einer Trauernden seelischen Beistand zukommen zu lassen. Sie hatte mit sich selbst mehr als genug zu tun.

    Charlotte suchte erneut einen der vielen Infoterminals auf. Überall standen Menschen herum, die verzweifelt nach Angehörigen suchten. Kinder weinten, eine Frau verlor die Fassung und schrie einen Bediensteten an. Sofort näherten sich einige Männer und Frauen des Wachpersonals. Nach einer Weile war Charlotte endlich an der Reihe. Die Frau hinter dem Infoschalter wirkte völlig übermüdet, trotzdem blieb sie höflich. Peters Lebensgefährtin war schnell gefunden. Ihre Unterkunft befand sich im östlichen Teil des Flughafens. Charlotte überlegte noch einmal, ob sie zu einem späteren Zeitpunkt zu der Frau gehen sollte, entschied sich aber dann dagegen. Es machte keinen Sinn, unangenehme Dinge vor sich hinzuschieben. »Bring es hinter dich«, murmelte sie vor sich hin, als sie durch die spärlich beleuchteten Korridore ging. Und danach würde sie dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich aus dem Stützpunkt rauskam. Hier waren viel zu viele Menschen. Zu viel Gestank, zu viel düstere Atmosphäre. Irgendetwas stimmte nicht. Charlotte hatte an verschiedenen Stellen Gespräche mitgehört, dass erneut große Herden von Untoten unterwegs waren, obwohl der letzte Angriff noch nicht lange zurücklag. Doch da war noch etwas anderes: Marodeure, Plünderer, die immer wieder in den Stützpunkt einzudringen versuchten. Charlotte hatte nicht viel mitbekommen, doch was sie herausgehört hatte, verursachte bei ihr ein mehr als ungutes Gefühl. Wie es schien, gab es in der City von Frankfurt verschiedene Gruppen, die versuchten, an Lebensmittel und Medikamente des Stützpunktes heranzukommen. Es war zu mehreren Zwischenfällen gekommen, bei dem es viele Tote gegeben hatte. Die Marodeure schienen nicht zimperlich zu sein. Vor allem aber gab es Anzeichen, dass sich einige der Gruppen zusammengeschlossen hatten. Es hieß, die Leute wären paramilitärisch organisiert und akzeptierten nicht den militärischen Oberbefehl über die Festung. Das heißt Ärger, dachte Charlotte. Sie musste an Seamus Abigail denken, den selbst ernannten Senator von Chesterville, der Imperator seines Empire of Pan America hatte werden wollen. Warum sollte es in Deutschland anders sein? Vielleicht gab es auch hier irgendeinen Großkotz, der sich zum neuen Kaiser der Welt ausrufen wollte ... Und Charlotte hatte wirklich keine Lust, erneut zwischen die Fronten zu geraten. First things first, sagte sie sich, als sie die Tür zur Massenunterkunft im Ostflügel erreicht hatte. Erneut waren einige Menschen vor ihr zurückgewichen, aber wenigstens war es zu keiner Panik gekommen. Ich hänge mir am besten ein Schild um den Hals: Bin kein Zombie, ich kann sprechen!

    Charlotte grinste ironisch vor sich hin, dann ging sie nach rechts. An den Markierungstäfelchen, die überall an den Sperrholzwänden angebracht waren, konnte sie Gang und Bettengruppe ablesen. Sie war richtig. Bring es hinter dich, jetzt ...

    Keine Stunde später befand sie sich auf dem Rückweg in ihre Unterkunft. Das Zusammentreffen mit Peters Lebensgefährtin war vollkommen anders verlaufen, als Charlotte es sich ausgemalt hatte. Die Frau hatte Peter schon fast vergessen. Der gemeinsame Sohn war behindert. Er litt an einer speziellen Form von Autismus und reagierte so gut wie gar nicht auf seine Umwelt. Charlotte hatte der Frau das Amulett übergeben, einige warme Worte gewechselt, dann war sie wieder gegangen. Ohne zynisch sein zu wollen, dachte Charlotte, dass Peter sich eine riesengroße Illusion konstruiert hatte: Mama und Papa und der gemeinsame Sohn; eine gemeinsame Zukunft. Charlotte war es fast so erschienen, dass die ehemalige Lebenspartnerin von Peter ihn schon lange abgehakt hatte. Auch das Leiden ihres Sohnes schien die Frau nicht wirklich zu interessieren. Denk an deine eigenen Sprösslinge und das damit verbundene Chaos!, sagte sich Charlotte, als sie ihre Unterkunft erreicht hatte. Sie war wohl die Letzte, die andere Menschen und ihre Beziehungen zu ihren Kindern verurteilen sollte. Wie hieß es nicht so schön: Kehre zuerst einmal den Dreck vor der eigenen Tür. Und genau daran hielt Charlotte sich schon lange.

    »Bist du wirklich sauber?«, fragte der dicke Mann, der angezogen auf dem Nachbarbett lag. Charlotte fuhr zusammen. Ihr Mitbewohner schien zurückgekehrt zu sein. Sie war so in Gedanken gewesen und derart hundemüde, dass sie ihn beim Hereinkommen gar nicht bemerkt hatte. Einige Minuten später war sie schlauer. Er hieß Erwin und schien ein gemütlicher Zeitgenosse zu sein. Nicht unbedingt der Hellste, bestimmt nicht der Schönste, aber hoffentlich pflegeleicht.

    Charlotte ließ sich ächzend auf ihrer Liege nieder und wandte ihm das Gesicht zu. »Ob ich sauber bin, hast du vorhin gefragt …« Sie überlegte kurz, dann hatte sie eine Idee. Sie nahm ihr Gebiss heraus und grinste den dicken Mann breit an. »Hascht du schon einmal einen Zschombie geschehen, der schein Gebisch herauschnehmen kann, Alder

    Der Mann stutzte, dann begann, er brüllend zu lachen.

    »Du bist mir eine Type«, sagte er glucksend.

    Charlotte nickte nur. Sie setzte ihr Gebiss wieder ein, wälzte sich dann auf den Rücken und schloss die Augen. Morgen, sagte sie sich. Morgen muss ich hier raus.

    Erwin schien sich unterhalten zu wollen. Er ächzte kurz und nahm eine neue Position auf der unbequemen Liege ein.

    »Du, Charlotte. Ich glaube, die Marodeure werden bald wieder angreifen. Was denkst du?«

    Charlotte wollte eigentlich ihre Ruhe haben, trotzdem drehte sie sich zur Seite und sah Erwin ins Gesicht. Marodeure … Sie hatte einige Gespräche mitverfolgt, und was sie mitgekriegt hatte, verursachte bei ihr eine Gänsehaut. Einmal zu oft wurde sie an Chesterville und Seamus Abigail erinnert.

    Das seltsame Gefühl war wieder da, diffus, irgendwo im Hinterkopf nagend. Gefahr! Es war fast so wie ein innerer Radar. Etwas braute sich zusammen, und es war bestimmt nichts Gutes.

    »Wie schlimm sind die?«, fragte sie.

    »Ziemlich schlimm. Die kennen kein Pardon. Zuerst schießen, dann fragen. Die machen alles platt, was sich ihnen in den Weg stellt. Das sind Nazis, die wollen die Uhr zurückdrehen und ein neues Reich hochziehen. Einer der Anführer kommt aus dem Osten, heißt es. War ein großes Tier bei den Rechten, bevor die Welt den Bach runterging. Irgendwie hat er überlebt, als der Großraum Berlin im Chaos versank. Jetzt sieht er offenbar seine Chance gekommen, hier sein großes Ding zu drehen. Ich hab kein gutes Gefühl.«

    Charlotte stöhnte unterdrückt. Es hätte sie auch gewundert: Seamus Abigail und seine Ableger. Die Welt war im Arsch, und trotzdem gab es noch genügend Idioten, die diese Welt erobern und beherrschen wollten.

    »Hast du keine Angst?«, fragte Erwin.

    Charlotte grinste. »Ich hab einiges hinter mir. Abgesehen davon: Ich will hier weg. Und das so schnell wie möglich.«

    »Weg?«

    Charlotte verdrehte die Augen. »Erwin, ich bin müde. Ja, ich will weg. Ich will auf den Hunsrück zu meiner Familie. Reden wir morgen weiter, wenn es sein muss ...«

    Erwin richtete sich auf der Liege auf. Er wirkte geradezu entsetzt. »Du bist wirklich bekloppt! Auf dem Hunsrück gibt es nur noch einige wenige Lebenszonen, aber da sieht es nicht gut aus. Die militärische Führung wollte die Leutchen in die Festung umquartieren, doch die haben sich geweigert. Und da willst du hin?«

    »Jaaaaa!«, erwiderte Charlotte gedehnt. »Familiensache.«

    Erwin zuckte mit den Achseln. Er grinste. »Ein Gutes hat die Zombiekrise doch. Meine Frau und meine bekloppte Schwiegermutter hat es ganz am Anfang erwischt. Ich hätte nicht geglaubt, einmal im Leben so viel Glück zu haben.« Er gluckste, als hätte er einen Witz gerissen.

    Charlotte schmunzelte. Tja, so hatte selbst die Zombiekrise für einige noch ein Gutes. Sie drehte sich um, untrügliches Zeichen, dass sie ihre Ruhe haben wollte. Erwin schien ein Einsehen mit ihr zu haben und schwieg.

    Charlotte trieb in Gedanken ab. Joshua, Candy und Huntington, der Psychiater, die nach Lake Winnepesaukee aufgebrochen waren ... Gesichter, Stimmen, Erinnerungen. Dann sah sie vor ihrem inneren Auge das Gesicht eines Mannes. Es war kein hübsches Gesicht, doch für Charlotte war es der attraktivste Mann, den sie in ihrem Leben getroffen hatte: Otis Flanagan, Sonderagent irgendeiner dubiosen Sicherheitseinrichtung einer nicht mehr existenten Regierung. Was mochte er machen? Lebte er noch?

    Sie seufzte. Ja, Otis lebte noch. Irgendwie wusste sie es. Sie kam sich dämlich dabei vor, für einen Mittdreißiger zu schwärmen. Andererseits: Warum nicht? Otis hatte ihr ja klipp und klar gestanden, dass er auf ältere Frauen stand.

    Du bist meschugge!, schalt sie sich selbst. Otis war am anderen Ende der Welt. Es war wohl eher unwahrscheinlich, dass sie ihn in diesem Leben jemals wiedersehen würde. Und selbst wenn: Diese Welt der Untoten hatte keinen Platz für Liebesgeschichten, hier ging es ums Überleben. Das war alles.

    Erwin schnarchte mittlerweile.

    Charlotte verdrehte die Augen. Bei dem Gesäge würde sie keinen Schlaf finden. Sie schwang sich aus dem Bett, zog sich eine Jacke über und beschloss, etwas durch den Stützpunkt zu wandern. Die Müdigkeit war plötzlich wie weggeblasen. Marodeure, Übergriffe auf die Festung - dann dieses komische Gefühl. Vielleicht schadete es nicht, Augen und Ohren offen zu halten. Sie hatte zwar vor, Frankfurt so schnell wie möglich zu verlassen, aber wer konnte schon sicher sein, dass sich diese seltsamen Marodeure, die sich in der verfallenen City herumtreiben sollten, mit dem Flughafen zufriedengeben würden. Zuerst den Flughafen, dann den Rest der Welt ...

    Dieses fiese Gefühl schien sich in ihrem Nacken festgesetzt zu haben. Es ließ sie einfach nicht mehr los. Wieder sagte sie sich, dass es ein Fehler war, nicht mit den anderen nach New Hampshire zum Lake Winnepesaukee geflogen zu sein. Joshua, Huntington und Candy waren so etwas wie ihre Familie geworden. Vielleicht mehr Familie, als sie im wirklichen Leben jemals gehabt hatte. Ihre Mutter, ihre Schwester ... Es war alles so verdammt lange her. Es hatte zu viele Konflikte, zu viel Streit, zu viel Entfremdung gegeben ...

    Hör auf, rührselig zu werden!, schimpfte sie mit sich selbst. Sie war mittlerweile in einer der alten Abflughallen angekommen und trat an die großen Fenster, die teilweise zu Bruch gegangen und mit Holzlatten verschlossen worden waren. Es zog. Die Landebahnen waren nur zum Teil beleuchtet. Offensichtlich wurde eine Maschine erwartet. Sicherheitspersonal stand dort unten in Bereitschaft. Ebenso einige Panzer und Mannschaftstransporter.

    Für einen Moment überkam sie die irrwitzige Idee, dass Otis in einer der Maschine sitzen würde. Charlotte schüttelte schmunzelnd den Kopf. Es war nicht zu glauben, der verfluchte Kerl ging ihr wirklich nicht aus dem Sinn.

    Bring dich auf andere Gedanken!, sagte sie sich und setzte sich in Bewegung. Zeit, die Lauscher auf Empfang zu schalten. Man konnte niemals genügend Informationen besitzen, besonders nicht in Zeiten wie diesen.

    2 Bergung

    USA - Kasachstan

    An Bord eines hypermodernen Tarnkappenjets

    Spätsommer

    Der Mann und die Frau schwiegen. Es gab für sie nichts zu tun. Sie konnten nur abwarten, bis sie ihr Ziel erreicht haben würden, das im fernen Kasachstan lag. Der Bestimmungsort befand sich geschätzte 150 Kilometer von der Stadt Scheskasgan entfernt in der kasachischen Steppe. Die Besatzungsmitglieder der ISS würden dort in den Sojuslandekapseln niedergehen. Der Auftrag war klar umrissen: Bergung der Besatzungsmitglieder und sofortige Rückkehr in die USA.

    »Mich macht das langsam nervös, einfach nur herumsitzen zu müssen und auf die KI der Steuerungsautomatik zu vertrauen«, sagte der Mann mit rauer Stimme. Ein leichtes Rauschen erfüllte die Kabine, LEDs blinkten. Hin und wieder erklang ein Klicken. Die Beleuchtung war auf Nachtmodus geschaltet, ein warmer Orangeton zeichnete die Gesichter und die mattschwarzen Armaturen weich. Der Name des Mannes war Otis Flanagan, und wie auch seine Kollegin, Jessica Warden, die sich mit ihm an Bord des ultramodernen Tarnkappenjets aufhielt, gehörte er einer geheimen Subdivision des AFISR, also der Air Force Intelligence, Surveillance and Reconnaissance Agency, an.

    Ein feines Lächeln erschien auf Jessica Wardens vollen Lippen. Sie schwang mit ihrem Sitz herum und sah Otis ironisch von der Seite her an. »Bleib ruhig. Zur Not fliege ich die Kiste auch manuell. Der Vogel ist zwar hypermodern, aber trotzdem nur ein Flugzeug. Mehr nicht …«

    Otis verzog das Gesicht. »Du hast nie erwähnt, dass du ausgebildete Pilotin bist. Und dass du Russisch nebst Kasachisch sprichst, ist mir auch neu ... Dieser Scheißvogel riecht einfach ekelhaft neu. Ich kann so was nicht ab, Jess. Und was ist, wenn diese hochgelobte künstliche Intelligenz der Automatik doch Mist baut? Kann man sich wirklich darauf verlassen?«

    Jessica zuckte schwach mit den Achseln und schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Hör schon auf, Otis! Die KI ist State of the Art. Bisher nicht die geringsten Probleme. Abgesehen davon hängen wir immer noch zusätzlich am Leitstrahl des Satelliten. Mehr Sicherheit geht fast nicht, und im Falle des Falles übernehme ich ganz einfach manuell. Klar?« Sie sah ihrem Kollegen tief in die Augen und fuhr dann fort: »Was das andere angeht: Ich kam als Kind mit meinen Eltern aus Kasachstan in die Staaten. Zu Hause bei uns wurde weiterhin die Muttersprache gesprochen. Und was die Pilotenausbildung angeht: Ich dachte, der General hätte dich darüber informiert.« Sie schwieg für einen Moment. »Ich musste zweimal mit dem Schleudersitz raus, damals … Deshalb wurde ich aus dem aktiven Flugdienst abgezogen, prophylaktisch, du kennst das ja. Aber ja - ich halte mich nach wie vor auf dem Laufenden und kann fast alle Maschinentypen fliegen. Und dieser neue Vogel hier ist dermaßen idiotensicher konzipiert, da bräuchte es im Grunde genommen überhaupt niemanden an Bord. Denke an die Informationen aus dem Briefing …«

    »Du überraschst mich immer wieder«, entgegnete Otis halblaut. Er winkte kurz ab und murmelte etwas frustriert: »Ist auch egal …« Er hielt einen kleinen Tablet-PC in der linken Hand und betrachtete nachdenklich die Einsatzunterlagen. »Klingt alles sehr simpel. Landen, die Leute von der ISS in die Maschine verfrachten und dann ab nach Hause.«

    »Der Jet ist die letzte Entwicklung, wir sind für die russische bzw. kasachische Luftabwehr - wenn es die noch gibt - praktisch unsichtbar. Aber ich gebe dir recht, es bleibt ein Restrisiko, da die Lage in Kasachstan unbestimmt ist. Keiner weiß, was dort los ist bzw. wie es dort aussieht.«

    Otis nickte. »Denkst du, dass an der Hypothese etwas dran ist, dass mit dem Blut der ISS-Besatzung ein Wirkstoff gegen die Zombieseuche hergestellt werden kann?«

    »Keine Ahnung. Wir können nur abwarten. Vielleicht funktioniert es.«

    Otis schnupperte für einen Moment irritiert in der Luft herum. Das Innere der Maschine roch förmlich neu, irgendwie nach zu viel Kunststoff und Reinigungsmitteln.

    »Die Zeit läuft uns davon«, fuhr er nach einer Weile fort. »Whitehawk Air Force Base scheint kurz davor zu stehen, von den Untoten überrannt zu werden. Zumindest lassen die letzten Meldungen, die durchkamen, keinen anderen Rückschluss zu. Und Cleveland kann nicht noch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Außerdem macht mir die unklare Kommandostruktur Sorgen. Da sind zu viele Köche am Werk, die den sprichwörtlichen Brei verderben können. Die östlichen Basen schweigen, sind vielleicht sogar zerstört, und was mit den Einheiten nördlich und südlich los ist, weiß keiner. Selbst die alten, todsicheren Telegrafenleitungen funktionieren nicht so, wie man es erwarten dürfte. Es liegen Sabotageberichte vor. Aber keiner weiß Genaues: Sind es ausländische Agenten, die nach wie vor aktiv sind - oder sind es diese Verrückten von der Weißen Zelle Amerika, die immer stärker aufmucken …? Es ist zum Auswachsen, Jess. Als steckten wir nicht schon mehr als genug im Schlamassel durch diese verdammten Untoten …«

    Jessica schürzte die Lippen. Sie sah Otis in die Augen. »Wenigstens konnten die letzten Großherden zurückgedrängt werden. Die Brandsätze haben das Gros der Untoten dem Erdboden gleichgemacht.«

    »Ja«, entgegnete Otis mit grimmigem Gesichtsausdruck. »Aber es werden einfach nicht weniger. Aus allen Himmelsrichtungen nähern sich neue Herden. Und langsam gehen uns die Brandsätze aus. Ich denke, die Tüftler sollten sich mal etwas Neues einfallen lassen.«

    »Hast du einen Plan, falls Cleveland fällt?«, fragte Jessica plötzlich.

    Otis hielt ihrem Blick stand. »Du meinst, wohin ich mich absetzen will, im Falle des Falles?«

    Jessica ließ den Joystick der Steuerkonsole los und hob fast entschuldigend die Hände. »Ich meine nur ...«

    »Schon gut. Wenn alles den Bach runter geht, ist jeder auf sich selbst gestellt. Ich könnte mir vorstellen, mich nach New Hampshire durchzuschlagen. Candy und die anderen sind wenigstens heil dort angekommen.« Er winkte ab. »Bringen wir diesen verfluchten Transportauftrag hinter uns. Danach werden wir ja sehen, ob sich etwas tut. Ich glaube einfach nicht daran, dass es auf die Schnelle gelingen wird, ein Heilmittel herzustellen. Selbst die Wissenschaftler sind sich da uneins …«

    »Du hast von Candy und den anderen gehört?«, fragte Jessica überrascht.

    Otis wiegelte ab. »Es kam eine kurze codierte Nachricht über Satellit. Ich hatte mit Candy vereinbart, dass sie mir Bescheid gibt, wenn sie und die anderen heil in New Hampshire angekommen sind. Das ist alles, was ich weiß. Die Nachricht kam im Raffercode, den ich mit ihr seinerzeit vereinbart hatte. Joshua hat mir damals gesteckt, dass diese Journalistin -« Er überlegte kurz. »Dass diese Mary-Ann über ein Satellitentelefon neuester Bauart verfügt. Ein mobiles Teil, das streng genommen nur an das Militär ausgeliefert wird. Die Frau scheint ihre Verbindungen zu haben.« Er winkte schnell ab. »Die Nachricht war kurz, aber eindeutig: Sicher angekommen. Aber keine weiteren Details. Kann man ja auch verstehen. Sie wollen bestimmt nicht, dass man auf ihre Position aufmerksam wird. Weiß ja keiner, wer da sonst noch unterwegs ist und eventuell die Satelliten anzapft ... Die Hütte soll ziemlich komfortabel und mit allem zum Überleben Wichtigen ausgestattet sein - hat mir Joshua damals kurz mitgeteilt.«

    Jessica lächelte. »Hast du da etwas geplant?«

    Otis schenkte ihr einen fragenden Blick.

    »Na ja. Ob du auch nach New Hampshire willst?« Jessica lächelte verstohlen. »Otis, wir kennen uns gut genug. Die Stimmung auf Cleveland Nova ist, gelinde gesagt, mies. Wir sitzen die meiste Zeit sinnlos herum, bekommen eine Einsatzorder, die im gleichen Atemzug wieder widerrufen wird. Und so geht das schon seit Wochen. Seit dem Einsatz gegen Seamus Abigail hat man für uns keine richtige Verwendung mehr.«

    »Ich weiß es nicht«, meinte Otis kurz angebunden. Sein Blick ging nach draußen, doch außer Schwärze war nichts zu sehen. Der Jet bewegte sich momentan in fast 15 Kilometern Höhe.

    Jessica zuckte schwach mit den Achseln und lehnte sich in ihren Sitz zurück. Das pneumatische Teil war ultrabequem, man konnte den Stuhl sogar zu einer komfortablen Liege umfunktionieren. Weggehen!, kreiste es in ihr. Auch ihr war der Gedanke in den vergangenen Wochen mehr als einmal gekommen. Doch - wohin? Alle wussten, dass die Situation auf Cleveland Air Force Base Nova einem mehr als kritischen Punkt entgegen strebte. Die Nahrungsmittel gingen zur Neige, immer mehr Flüchtlinge kamen an, die immer mehr Konflikte mit sich brachten. Irgendwann würde dieses Pulverfass aus menschlichen Emotionen hochgehen. Jessica kontrollierte einige Anzeigen. Sie wollte Otis nicht bedrängen. Sie waren ein gutes Team, mehr nicht. Seine privaten Pläne gingen sie nichts an. Ihr Blick ruhte auf der Treibstoffanzeige, alle Werte normal. Sie würden keine Probleme haben, bis zur Festung Frankfurt zurückfliegen zu können, wo der Jet aufgetankt werden sollte.

    »Wir befinden uns mittlerweile über russischem Hoheitsgebiet«, sagte sie nach einer Weile. »Scheint so, dass die Tarnung hält, was sie verspricht. Wir werden in anderthalb Stunden unser Ziel erreicht haben. Kurz vor Sonnenaufgang.«

    »Gut«, sagte Otis. »Ich mache für zwanzig Minuten ein Entspannungsschläfchen, dann gehen wir noch einmal die medizinische Ausrüstung durch. Den Jungs und Mädels von der ISS dürften die Beine ziemlich weich sein, nach dem langen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit. Schade, dass wir kein Ärzteteam dabeihaben.«

    Jessica erwiderte nichts. Otis hatte recht. Leider war es, bedingt durch die Enge im Jet, nicht möglich gewesen, noch weitere Passagiere mitzunehmen. Mit der Besatzung der ISS an Bord würde der Jet sowieso schon über Maximum belastet sein. Aber es musste irgendwie gehen.

    Otis erinnerte sich an das Briefing, als man ihn und Jessica über die technischen Spezifikationen des Tarnkappenjets informiert hatte. Der Jet war für den Antiterroreinsatz entwickelt worden. Schnell, wendig - dazu in der Lage, senkrecht zu landen und zu starten, konnte er Agenten und Spezialisten in das Einsatzgebiet bringen, wo sie zur Tat schreiten konnten. Der Jet war per Radar fast nicht auszumachen. Er war mehrfach überschallschnell, konnte bis auf 20 km steigen und hatte einen Autopiloten an Bord, der selbst einen Laien nicht vor eine unlösbare Aufgabe stellen würde, das Ding zu fliegen. Zusätzlich gab es die Option, den Jet über einen Remote-Link per Satellit ins Zielgebiet zu bringen - oder von dort zurückzuholen. Zeiten des Terrors ... All dies spielte keine Rolle mehr. Es gab nur noch einen Terror - und der kam vonseiten der Untoten.

    Otis verzog zynisch die Lippen. Und so einfach ist es doch nicht. Er dachte an Seamus Abigail und die beunruhigenden Nachrichten, was es sonst noch so an politischen Extremisten gab, die langsam aus den Löchern krochen. Es gab eine Welt zu gewinnen. Eine Welt, die am Abgrund stand - oder schon längst darüber hinweggekippt war. Otis fühlte, wie ihm die Glieder schwer wurden. Kurz sah er zu seiner Agentenkollegin, dann fielen ihm die Augen zu.

    Jessica machte einige Atemübungen. Die Minuten rannen dahin. Ganz im Osten zeigte sich ein heller Streifen, der die beginnende Dämmerung ankündigte.

    Ein ungutes Gefühl kroch ihr den Nacken hoch.

    Nur ein Gefühl, sagte sie sich. War es das? Oder eher eine böse Ahnung?

    Bald würden sie das Zielgebiet erreicht haben. Der Autopilot mit seiner überragenden künstlichen Intelligenz arbeitete einwandfrei, zusätzlich stand die Satellitenverbindung mit Cleveland. Es war ein Routineauftrag: Bringt die Astronauten an Bord des Jets - und dann nichts wie zurück. Es gab keine Hinweise auf kasachische oder russische Truppenbewegungen. Die Steppe lag ruhig da, das besagten zumindest die letzten Satellitenfotos. Trotzdem ... Es klang alles zu simpel. Sie versuchte, sich zu beruhigen. Du denkst hin und wieder viel zu kompliziert und siehst überall Gespenster ... Vielleicht solltest du irgendwann doch den Job wechseln.

    3 Die Hütte am See

    USA

    Lake Winnepesaukee / New Hampshire

    »Nachrichten aus der großen weiten Welt?«, fragte Joshua Cunningham leise. Er trat hinter die Frau, die fast genauso groß war wie er, und küsste sie in den Nacken.

    Mary-Ann Parker lächelte. »Leider nein. Nur das Übliche. Hier ein Zusammenbruch, dort eine Durchhalteparole. Josh, es sieht verdammt schlecht aus.«

    Er küsste sie auf den Mund. »Hier sind wir sicher. Zumindest vorläufig.«

    Sie beide ließen den Blick über den See schweifen. Nebelschwaden zogen über das Wasser. Einige der weiter entfernt liegenden Inseln wurden von ihm verschluckt. Die Szenerie war friedlich, fast zu friedlich - und sie konnte vergessen machen, dass dort draußen eine Welt im Sterben lag, vielleicht schon gestorben war.

    Mary-Ann fröstelte. Sie drehte sich um und sah zurück zu ihrer Hütte, wobei die Bezeichnung Hütte die schamloseste Untertreibung des Jahrtausends war. Die Hütte war ein mit allem technischen Schnickschnack ausgestattetes High-end und High-Tech-Etablissement der oberen Nobelklasse. Hier ließ es sich aushalten.

    Joshua winkte der Frau zu, die aus dem am Ufer geparkten Helikopter ausstieg und langsam auf die Treppe zuging, die zum Eingang der Hütte hinaufführte. Es war Candy Borowsky, eine desertierte Pilotin der US Air Force, die zusammen mit Joshua, Edward Huntington und ihren beiden Kindern den Fängen des selbst ernannten Senators Seamus Abigail entkommen konnte.

    »Gehst du heute auf Erkundungstour?«, rief Mary-Ann.

    Candy blieb kurz stehen und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. Selbst auf die Entfernung hin war zu sehen, dass ihre Wangen etwas Schmieröl abbekommen hatten. »Nein. Ich bleibe nur bei meiner Routine und checke die Kiste regelmäßig durch. Meine Bell braucht das, sonst fühlt sie sich nicht wohl. Das ist alles.« Candy lächelte. Sie nickte den beiden zu, stieg die Treppe hoch und wollte gerade die Tür öffnen, als Edward Huntington, der Psychiater, der Joshua damals das Leben gerettet hatte, als Untote das Gefängnis überrannten, ihr zuvorkam. Hinter ihm erschienen Candys Kinder Janet und Leo in der offen stehenden Tür. Die beiden juchzten und hetzten die Treppe herunter und liefen in Richtung Ufer. Sie winkten ihrer Mutter kurz zu, als sie an ihr vorbeischossen. Candy wollte zu einer Ermahnung ansetzen, nicht zu laut zu sein, ließ es dann aber bleiben. Hier auf der Privatinsel hielt sich niemand außer ihnen auf. Keine anderen Menschen - vor allem aber keine Untoten. Und das Ufer zum Festland war weit genug entfernt.

    »Lass sie«, meinte Huntington lächelnd, als Candy neben ihm stehen geblieben war. »Wer weiß, wie lange sie noch so unbeschwert herumtoben können. Denk an den ganzen Scheiß, den wir hinter uns haben.«

    Candy grinste ihn an. »Scheiß? - und das aus deinem Mund. Edward, du machst dich immer besser.«

    Er grinste sie an und zuckte fast entschuldigend mit den Achseln.

    »Bin unter der Dusche. Muss etwas Schmieröl loswerden«, fuhr Candy fort und verschwand im Haus.

    Huntington sah zu Mary-Ann und Joshua, dann zu den beiden Kindern. Er sog die frische Luft des Morgens tief in seine Lungen und schloss für einen Moment die Augen. Hier auf Mary-Anns Privatinsel im Lake Winnepesaukee konnte man fast vergessen, dass die Welt untergegangen war. Aber die Ruhe war trügerisch. Niemand wusste, wie es im Rest der Staaten oder sonst wo auf dieser gottverdammten Welt mittlerweile aussah. Die radioaktive Wolke, die nach der Kernschmelze in Japan über den Pazifik getrieben war, hatte sich, so sah es zumindest aus, weiter nach Norden verzogen. Trotzdem. Keiner wusste, wie es um die vielen Kernkraftwerke bestellt war, ob man sie kontrolliert hatte herunterfahren können - oder ob irgendwo doch eine weitere Kernschmelze bevorstand. Die Diesellager in der Hütte waren nach vor gut gefüllt, und auch für Candys Hubschrauber gab es in der Region noch genügend Tankmöglichkeiten. Der Lake Winnepesaukee war ein gerne besuchtes Freizeitziel - gewesen. Wie es in den Hotels und Shoppingcentern der umliegenden Gegend mittlerweile aussah, war noch größtenteils ungewiss. Aber noch herrschte kein Mangel an Nahrungsmitteln. Der größte Vorteil war, dass die Hütte über eine Frischwasserquelle verfügte. Nach ihrer Ankunft aus Boston hatte Mary-Ann in den darauffolgenden Wirren die Umgegend auf dem Motorrad inspiziert. Als die ersten Warnmeldungen kamen, musste es zu einer Massenflucht aus dem Gebiet des Lake Winnepesaukee gekommen sein. Anstatt sich in die Wälder zu flüchten, hatten die meisten Feriengäste versucht, über die verstopften Highways nach Hause zu kommen. Auf den Straßen sah es böse aus. Da Mary-Ann jedoch mit einem Motorrad nach New Hampshire geflüchtet war, hatte sie die meisten Hindernisse zumeist problemlos umfahren können. Selbst die Untoten, die sich nach wie vor sehr langsam und schleppend bewegten, waren nicht die größte Gefahr gewesen, mit der sie sich während ihrer Flucht hatte herumschlagen müssen - die ging nämlich von einigen Idioten aus, die Mary-Ann das Motorrad hatten abnehmen wollen. Mehr als einmal war es ihr gerade so noch gelungen, ihren Häschern zu entkommen. Doch sie hatte es geschafft: ganz alleine, ohne fremde Hilfe. Dann hatte das Warten begonnen. Sie hatte am Satellitenempfänger gelauscht. Tag für Tag. In der ersten Zeit hatte sie noch ihren Blog gepflegt, doch die Internetverbindungen waren irgendwann zusammengebrochen. Nur noch sporadisch schien das Tor-Netz zu funktionieren.

    Huntington schüttelte den Kopf, als er an ihre Ankunft mit dem Helikopter dachte. Mary-Ann war auf einer Exkursion im Umland gewesen und just in dem Moment zurückgekehrt, als die Gruppe um Huntington die Hütte durchsuchte. Am nahe gelegenen Ufer war plötzlich ein schwarzes Motorrad erschienen, mit einem Fahrer in schwarzer Kluft. Es war Mary-Ann, die die Maschine mit Reisig und Tarnmatten im Gebüsch zurückließ und mit einem Boot mit Außenbordmotor zur Insel übersetzte.

    Und so warten wir, dachte Huntington nachdenklich. Doch worauf ...? Mary-Ann hatte berichtet, dass es auf einigen der Inseln weitere Überlebende gab, die jedoch keinen Kontakt wollten. Am Lake Winnepesaukee gab es ca. 250 Inseln, teils mit teuren Feriendomizilen, einige davon richtige Luxusvillen. Aber jeder machte sein eigenes Ding. Mary-Ann hatte berichtet, dass man auf sie geschossen hatte, als sie sich mit einem der beiden Boote den benachbarten Inseln genähert hatte. Offensichtlich war man der Ansicht gewesen, sie hätte es auf Nahrungsmittel oder anderes abgesehen. Seit der Zeit hielt sie Abstand. Und - zumindest - bis jetzt, war es zu keinen weiteren Zwischenfällen gekommen. Keiner der anderen Überlebenden hatte sich Mary-Anns Insel genähert. Abends sah man hin und wieder einen schwachen Lichtschein in den anderen Domizilen, aber das war es dann auch schon.

    Schwing dich aufs Trimmrad, sagte sich Huntington. Er war fit wie seit Jahren nicht mehr. Irgendwie hatte ihm die Zombiekrise die alte Unlust gegen alle Arten von Sport aus den Knochen getrieben. Nun ja, richtig Spaß machte es ihm immer noch nicht, sich im Fitnessraum zu quälen, aber es musste eben sein. Keiner wusste, was noch auf sie zukommen sollte. Für einen Moment dachte er an Cybil, die damals in der Arena von Seamus Abigail ums Leben gekommen war. Er vermisste sie noch immer, aber es tat nicht mehr ganz so weh. Wenigstens etwas. Familie ... Ja, Familie, das waren die Menschen, mit denen er hier zusammen war. Mehr Familie, als er in seinem bisherigen Leben überhaupt gekannt hatte. Er war ein Eigenbrötler gewesen: intellektuell, introvertiert. Vermögend, mit einer Villa am Rande von Kansas City, hin und wieder mit irgendeiner Geliebten, die bald wieder ging. »Du bist die größte Spaßbremse, die ich kenne«, hatte Lauren gesagt. Er hatte ihr nicht widersprechen können. Er war eben so. Einen Tag später war sie weg. Er hatte sie nicht wirklich vermisst, das besagte wohl alles.

    »Edward wirkt sehr nachdenklich«, sagte Mary-Ann. Sie winkte Candys Kindern zu, die Steine über die Wasseroberfläche springen ließen, dann sah sie Joshua in die Augen. Sie küsste ihn schnell zärtlich auf den Mund. Er erwiderte den Kuss und wollte seine Zunge zwischen ihre Lippen zwängen, doch sie wandte den Kopf zur Seite. »Nicht jetzt, Josh ...«

    Joshua Cunningham, ehemaliger Angestellter von Mary-Ann und Journalist beim Sender, runzelte die Stirn. »Edward ist sehr introvertiert, das wird sich kaum ändern. Aber mir gefällt, dass er seinen inneren Schweinehund endlich überwunden hat und regelmäßig Sport treibt. Wer weiß, wozu es gut ist - zukünftig ...«

    Mary-Ann wandte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an Joshuas Brust. »Bleib im Hier und Jetzt, Josh. Keiner weiß, was kommt. Vor den Untoten sind wir hier auf der Insel sicher. Trübsalblasen bringt überhaupt nichts. Uns geht es gut. Sehr gut sogar, wenn man an all die armen Menschen dort draußen denkt.«

    Joshua legte das Kinn sanft auf ihren Kopf und sog den Duft ihres Haares ein, das nach irgendeinem Blütenextrakt duftete, exotisch und erotisch. »Vor den Untoten mögen wir sicher sein, aber ich denke da eher an Menschen. Vielleicht höre ich das Gras wachsen, aber diese unwirkliche Ruhe hier macht mich langsam nervös. Abgesehen davon hat Candy von verschiedenen Flüchtlingsströmen berichtet. Das Seengebiet des Lake Winnepesaukee ist prominent. Da fällt es nicht schwer, auf die Idee zu kommen, sich auf eine Insel zurückzuziehen. Leider sind - so wie es scheint - alle Inseln bereits frequentiert. Von Menschen, die nichts vom anderen wissen wollen. Das ist Sprengstoff. Du hast etwas, was ich haben will. Und schon haben wir den großen Knatsch. Mir gefällt nicht, dass sich die anderen da drüben ...« Er zeigte zu den andern Inseln. »...dass sie sich so einigeln. Das ist nicht gut. Wir Überlebenden müssen zusammenhalten.«

    Joshua schwieg für einen Moment. Dann fuhr er fort: «Was ist mit der Codemeldung, die Candy durchgegeben hat? Ich halte es für keine gute Idee, unsere Position bekannt zu geben.«

    Mary-Ann löste sich von ihm, trat einen Schritt nach vorne und wandte sich dann zu ihm um. Sie winkte ab. »Candy hat lediglich einen mit Otis Flanagan, so heißt der Agent doch? - vereinbarten Code durchgegeben, dass ihr gut angekommen seid, das ist alles.«

    »Hoffen wir es.« Joshua vergrub die Hände in den Taschen und sah kurz zu Boden. »Die Lager sind zwar noch voll, aber ich denke, wir sollten nicht zu lange damit warten, uns weiter in der Gegend umzusehen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«

    Mary-Ann

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