Was für ein Hund!: Wenn nichts mehr peinlich ist!
Von Martin Danders
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Buchvorschau
Was für ein Hund! - Martin Danders
Vorwort
Titel: „Was für ein Hund!"
Titel: „Wenn nichts mehr peinlich ist"
Die Geschichte und die darin vorkommenden Personen sowie der Hund sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten zu Menschen und Tieren wären rein zufällig. Tachoti liegt friedlich zu meinen Füßen und schläft gerade, was sie täglich ungefähr 20 Stunden tut. Nur 4 Stunden ist sie aktiv, wobei das Wort aktiv etwas untertrieben ist, denn sobald sie auf der Straße ist, legt sich bei ihr ein Schalter um, der sie vom Schlaf- auf den höchsten Aufmerksamkeitsmodus umstellt.
1. Kapitel
Der Halter von Tachoti bin ich. Bevor sie in meinen Leben trat, war ich ein unauffälliger Bürger, der sich immer gesetzeskonform verhalten hatte. Vor Tachoti hatte ich schon mal eine Kuvasz-Hündin, die Tisza hieß und lange nicht so ein Temperament und Jagdverhalten wie sie hatte. Mit meiner ersten Hündin konnte ich problemlos ohne Leine durch die Stadt laufen. Klar sie hatte auch ihre Macken, zum Beispiel mochte sie keine kleinen Kinder und keine Welpen. Außerdem suchte sie die Auseinandersetzung mit großen Hundeweibchen, um ihre Dominanz im Kiez zu zeigen. Als diese alte Hündin mit 11 Jahren verstarb, hielt ich es, trotz großer Trauer, gerade mal zwei Monate ohne Hund aus. Im Internet schaute ich mir Kuvasz-Welpen an, die zu kaufen oder verschenken waren. Doch dann entdeckte ich im Netz eine interessante Anzeige, die folgenden Text hatte: „Zweijährige Kuvasz-Hündin zu verschenken wegen Haarallergie". In der Anzeige wurde das Geburtsdatum, Gewicht, die Rasse und eine Adresse sowie Telefonnummer genannt. Die Anzeigenschreiberin wohnte in einem kleinen Dorf in der Nähe von Helmstedt. Beeindruckt war ich von dem Foto, das den Hund geduckt in Büschen zeigte. Dieses Bild überzeugte mich sofort handeln zu müssen. Kurzzeitig dachte ich, dass meine erste Kuvasz-Hündin wieder auferstanden ist. Aufgrund beruflicher Umstände konnte ich zu diesem Zeitpunkt keinen Welpen aufziehen. Deswegen entschied ich mich, diese zweijährige Hündin mal in dem Dorf zu besuchen. Ich wählte die Telefonnummer der Anzeigenschreiberin und telefonierte mit ihr. Nach einem relativ kurzen Gespräch bekam ich einen Besuchstermin bei einer Frau B..
Zu dieser Zeit pendelte ich beruflich immer zwischen Bremen und Berlin, sodass es für mich überhaupt kein Problem war in Helmstedt zu halten, da es quasi auf dem Weg lag. Als mir Frau B. die Tür öffnete, führte sie mich die Treppen hoch in ihr Wohnzimmer. Dort gab es zwei Hunde, zwei Katzen, mehrere Kaninchen und Meerschweinchen sowie Wellensittiche. Die Wohnung wirkte etwas dunkel und muffig. Vermutlich verfügte Frau B. nicht über viel Geld, denn ihre Wohnung war bescheiden eingerichtet. Meines Erachtens hatte sie auch ein Alkoholproblem, dafür hatte ich wegen meiner Menschenkenntnisse so ein Gespür. Nach ihrer Aufforderung setzte ich mich auf die Couch und wurde von ihren beiden Hunden bestürmt. Das eine war ein Labrador-Mix-Rüde von ungefähr neun Jahren und die andere war Tachoti, die etwas zu klein geratene zweijährige Kuvasz-Hündin. Frau B. erzählte mir, dass sie Tachoti von ihren Kindern geschenkt bekommen hatte, als ihre alte Hündin vor zwei Jahren verstorben war. Ihre Kinder hatten den Hund nicht beim Züchter erworben, sondern sich mit ungarischen Welpenverkäufern auf dem Autobahnrasthof Helmstedt getroffen und sie für 200 Euro gekauft. Als Tachoti ein Jahr alt war, wurde sie von dem Labrador-Mix-Rüden im eigenen Haus geschwängert und warf drei Mischlingswelpen, die Frau B. in der Region an gute Bekannte verschenkt hatte. Tachoti freute sich über meinen Besuch. Wenn ich sie streicheln wollte, quetschte sich jedes mal der Labrador-Mix-Rüde dazwischen, weil er scheinbar den dominanteren Part bei den beiden Hunden hatte. Nichts desto trotz schaffte ich es Tachoti zu streicheln, die meine Zuwendung sichtlich genoss. Allerdings mochte sie es nicht, wenn ich ihre Ohren streichelte.
„Gehen sie mal mit Tachoti ´ne Runde durch´s Dorf, aber lassen sie sie nicht von der Leine", sagte Frau B. mit einer versoffenen Stimme. Sie hielt mir Tachotis Hundeleine vor die Nase und grinste voller Vorfreude.
„O.K., mach ich", antwortete ich und nahm ihre Leine.
Sobald Tachoti innerhalb der Wohnung der Karabiner mit der Leine an ihrem Halsband einrastete, raste sie Treppen hinunter. Nachdem ich die Haustür geöffnete hatte, flitzte sie, wie eine wild gewordene Tarantel, los. Ihre 32 Kilogramm zogen mich, genau wie in einem Zeichentrickfilm, durchs Dorf. Bremsen war für mich kaum mehr möglich. Wasserski war gar nichts dagegen. Tachoti zog mindestens so stark wie ein Haski. Auf dem Weg zum Dorfrand begegneten wir einer Frau mit einem kleinen Hund auf der anderen Straßenseite, der Tachoti böse anbellte. Scheinbar hatte dieser Hund schon schlechte Erfahrung mit ihr gemacht, denn sonst wäre er nicht so ausgerastet. Tachoti und ich erreichten das Dorfende und bogen den ersten Feldweg nach links ab, um nicht auf der Landstraße neben den Autos laufen zu müssen. Dieser Feldweg ging stetig den Berg hinauf. Tachoti zog mich weiter, ohne an Kraft zu verlieren. Bis dahin hatte ich keine Ahnung, was dynamische Hunde für Zugkraft entwickeln können. Wir passierten mehrere kleine Brücken, ohne Zwischenstopp liefen wir weiter. Der Hund zog rücksichtslos weiter. Meine Haltemuskulatur zeigte erste Ermüdungserscheinungen, denn ich bin kein vor Kraft strotzender Muskelmann. Irgendwann musste sie doch schwächer werden, aber dem war nicht so. Erstaunlicherweise pinkelte sie sogar beim Rennen, was ich zuvor bei keinem Hund gesehen hatte. Als sie kacken musste, blieb sie erstaunlicherweise stehen. Allerdings schiss sie im Stehen, solch ein Verhalten kannte ich bisher von keinem Hund. Seltsam war, dass sie sich für Geruchsmarken anderer Hunde nicht interessierte.
Tachoti sah wie meine erste Kuvaszhündin aus, allerdings war sie 8 Kilogramm leichter und vom Verhalten komplett anders.
„Hatte ihr Frau B. Drogen gegeben," fragte ich mich.
Wir passierten eine mir unbekannte Landstraße und betraten einen Wald. Tachoti zog weiter an der Leine, wie versprochen nahm ich sie nicht von der Leine. Vermutlich würde sie türmen, wenn ich täte. Im Wald wollte ich umdrehen. Dieses Manöver war nicht so einfach, denn das verrückte Vieh wollte weiter geradeaus laufen. Nachdem ich sie von meinem Kurswechsel überzeugt hatte, drehte sie sich und rannte mich hinterher ziehend über den gleichen Weg den Berg hinunter. Bergab musste ich dummerweise viel mehr Abbremsen, denn sie zog weiter wie eine Furie, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen. Auf dem halben Rückweg an einer Brücke band ich an am Geländer fest, denn ich musste mal pinkeln. Der Hund war für mich bisher der absolute Wahnsinn, so etwas hatte ich zuvor noch niemals erlebt.
„Was hatte Frau B. bloß mit diesem Hund gemacht?" fragte ich mich.
Während sie am Geländer angeleint war, zog sie natürlich nicht mehr, aber nachdem ich die Leine gelöst hatte, ging das wilde Schlittenhunderennen weiter. Erschöpft kam ich bei Frau B. an.
„Und wie war´s?" fragte sie mich, als wir wieder in ihrem Wohnzimmer waren.
„Beeindruckend, ich bin vollkommen fertig von diesem Spaziergang".
„Haben sie kein Interesse mehr an dem Hund?", fragte sie besorgt.
„Doch, schon! Sie erinnert mich vom Aussehen sehr an meine alte Hündin, aber die hatte nicht so gezogen!"
Frau B. gab mir zur Stärkung ein Bier, das ich rasch austrank.
„Wollen sie den Hund immer noch?" fragte sie mich.
„Ich werde mir das Ganze nochmal überlegen."
Schließlich verabschiedet ich mich von ihr und fuhr weiter nach Berlin. In den nächsten Wochen folgten mehrere Besuche bei Frau B.. Jedes mal ging ich mit Tachoti spazieren. Unsere Ausflüge waren genauso chaotisch, wie der erste. Zunehmend kamen mir in stillen Momenten berechtigte Zweifel, ob Tachoti der richtige Hund für mich war. Allerdings war meine Sehnsucht nach einem Hund, so wie die Vorgänger-Hündin war, immer noch sehr groß. Trotz meiner Zweifel entschloss ich mich Tachoti zu nehmen. Immerhin wollte Frau B. kein Geld, somit gab es keinen finanziellen Aufwand.
Bei der verabredeten Übergabe bei Frau B. wollte sie nun doch 200 Euro. Ich gab ihr das Geld, obwohl sie vorher kein Geld wollte. Wahrscheinlich brauchte sie das Geld für ihren Alkoholkonsum. Sie gab mir eine viel zu dünne Hundeleine, ein Stofftier, eine Hundebürste, keine Steuermarke, keinen Impfpass und keine Belege über Tierarztbesuche. Scheinbar war der Hund noch niemals zuvor beim Tierarzt gewesen und auch nicht steuerlich angemeldet. Damit hatte ich kein Problem, aber mir war wichtig, dass der Hund äußerst gesund wirkte. Meines Erachtens war Frau B. froh diesen Bastard an Hund loszuwerden. Eine Haarallergie hatte sie bestimmt nicht. Meines Erachtens lag der Grund für ihre Hundeabgabe, dass sie das Tier kräftemäßig gar nicht halten konnte.
Frau B. brachte mich mit Tachoti bis zu meinem Auto. Als wir losfuhren, weinte sie dem Hund keine Träne nach. Tachoti benahm sich während der Fahrt nach Berlin vorbildlich. Scheinbar machte ihr das Autofahren keine Probleme. Häufig schaute ich zu ihr und hatte den Eindruck, dass sie die Fahrt hoch interessant fand. Übrigens hatte ich später Frau B. nie angerufen, was sie mir angeboten hatte. Auch sie hatte sich bei mir niemals telefonisch nach dem Hund erkundigt.
2. Kapitel
Die ersten Spaziergänge in Berlin mit Tachoti gestalteten sich ähnlich chaotisch wie in dem Dorf bei Helmstedt. Nach kurzer Zeit war ihre Hundeleine, die ich von Frau B. geschenkt bekommen hatte, gerissen. Auch die äußerst stabile Lederleine von meiner alten Hündin Tisza war nach kurzer Zeit gerissen. Schließlich kaufte ich ihr eine nagelneue Rottweilerleine aus Leder, die super stabil war. Warum rissen alle Leinen? Weil diese Verrückte die Angewohnheit hatte nicht nur an der Leine zu ziehen, sondern sich mit voller Wucht und ihrem gesamten Körpergewicht in sie zu werfen. Dieser schlagartige Zug von 32 kg hatte nur noch die Rottweilerleine ausgehalten. Allerdings gingen nun regelmäßig die Karabiner zu Bruch, die aus Gusseisen waren. Wenig später kaufte ich mir im Baumarkt Drehhaken aus Edelstahl, die 250 kg Tragkraft aushielten. Diese Spezialhaken hielten in Kombination mit der Rottweilerleine ihre kurzzeitige Zugspannung aus. Allerdings musste ich auf der Straße höllisch auf den Hund aufpassen, damit ich auf ihren nächsten Sprung körperlich eingestellt war. Bei Gesprächen mit anderen Hundehaltern musste ich immer aufmerksam sein, ob Radfahrer Jogger, andere Hunde oder Katzen sich näherten. Ansonsten konnte es passieren, dass ein unvermittelter Sprung von ihr zu einem lauten Klacken in meinem Schultergelenk führte, weil der Gelenkkopf des Oberarms kurzzeitig herausgezogen wurde.
In der Stadt hatte ich den Hund ständig an der Leine, weil mir das Risiko zu groß war. Jederzeit könnte sie in ein Auto rennen, einem Fahrradfahrer oder Jogger hinterher jagen. Problematisch waren insbesondere Radfahrer oder Jogger, wenn die nahezu geräuschlos auf dem Gehweg von hinten kamen. Häufig reagierte ich einfach zu spät mit der Folge, dass sie angeleint hinterher sprang. Natürlich hopste sie auch bei Hundebegegnungen immer wie verrückt in die Leine, egal wie groß der Gegner war. Sogar bei Welpen sprang sie in die Leine und erkannte nicht, dass der Gegner harmlos war. Nach meiner Einschätzung war Tachoti sehr verunsichert und wollte eigentlich nur flüchten.
Ein paar Tage später fuhren meine Freundin S. und ich nach Ihringen am Kaiserstuhl im Breisgau in den Urlaub. Wir hatten eine Ferienwohnung für zwei Wochen gebucht. Natürlich war Tachoti mit dabei. An einem Rastplatz mit Restaurant holte S. zwei Milchkaffee, damit ich nicht am Steuer einschlafe. Zuvor hatte es ewig lange gedauert, bis Tachoti überhaupt kapiert hatte, dass S. dazugehörte. Wenn sie S. ein paar Tage nicht mehr gesehen hatten, hatte sie bei der nächsten Begegnung immer erneut gefremdelt, indem sie S. anknurrte. Mit diesem Verhalten hatte sie sich bei S. zunächst nicht gerade beliebt gemacht. Während der Autofahrt hatte sich Tachoti gerade etwas an S. gewöhnt, doch als sie wegen des Kaffees 10 Minuten fort war, hatte sie inzwischen vergessen, dass sie zu unserem Rudel gehörte. Sie knurrte S. an, als sie auf uns zukam. Auch anderen Leuten gegenüber war Tachoti nicht gerade freundlich. Da sie sehr schön war, wurde sie häufig von Frauen wegen ihrer Schönheit angesprochen. Derartige Aufmerksamkeiten mochte sie überhaupt nicht und wurden stets mit einem bösen, lauten Knurren beantwortet.
In der Ferienwohnung hatte sich Tachoti schnell eingelebt und schlief friedlich in ihrer Ecke. Futterzeiten waren natürlich besonders spannend, wie bei jedem Hund. Der Urlaub diente auch den Hund an mich zu gewöhnen, denn mir war klar, dass das einige Zeit dauern würde, bis so ein Hund einen anderen Halter als Bezugsperson ansah.
In einer menschenleeren Gegend nahm ich Tachoti das erste Mal von der Leine. Zu meiner Erleichterung flüchtete sie nicht, sondern kam immer brav wieder zurück zu mir. Allerdings war sie nicht mehr zu halten, wenn sie andere Tiere wie Katze, Reh, Hase sah. Dann raste sie hinterher mit einer Geschwindigkeit, die ich bei Tisza immer vermisst hatte. Sie hatte ein ausgesprochenes Jagdverhalten, was für die Rasse eher ungewöhnlich war. Wenn sie durch die Gegend flitzte, war sie n Sekunden später meilenweit von