Bonnie & Blue: oder: Huskies - reine Nervensache
Von Judit Siddi
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Über dieses E-Book
Judit Siddi
Judit Siddi wurde 1967 in Budapest geboren und wuchs in Mannheim/Deutschland auf. Nach ihrem BWL-Studium arbeitete sie viele Jahre im Ausland, wo sie vorwiegend im Marketing-Bereich diverser internationaler Firmen tätig war. 2007 zog sie wieder nach Mannheim, wo sie neben ihrer Arbeit als Übersetzerin und Texterin, sowie ihre Tätigkeit als Dozentin, auch ihr Erstlingswerk \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\"Bonnie & Blue oder Huskies - reine Nervensache\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\" schrieb. Judit Siddi lebt mit ihrer Familie und ihren Hunden Bonnie & Blue in Mannheim.
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Buchvorschau
Bonnie & Blue - Judit Siddi
Schlusswort
Wissenswertes über Siberian Huskies im Allgemeinen
Der Siberian Husky ist eine vom größten kynologischen Dachverband, dem FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannte Hunderasse (Gruppe 5, Sektion 1, Standard Nr. 270) aus den USA.
Die Vorfahren des Siberian Husky stammen ursprünglich aus dem nördlichen Teil Sibiriens. Sie waren viele Jahrhunderte lang die ständigen Begleiter/Nutztiere der dortigen Nomadenvölker, wie z.B. der Tschuktschen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Teilnehmer bekannter Schlittenhunderennen, die mit Sibirian Huskies antraten, zuerst wegen ihrer „kleinen Hunde" belächelt. Als solche Gespanne aber immer mehr Rennen gewannen oder einen der führenden Plätze belegten, wurden Sibirian Huskies offiziell als Schlittenhunde zugelassen und 1910 wurde in Alaska die erste Sibirian Husky Zucht durch den Musher (= Schlittenhundeführer) Leonard Seppala gegründet.
Ein Sibirian Husky ist bei entsprechendem Training in der Lage das Neunfache seines eigenen Körpergewichts zu ziehen. Aufgrund dieser Eigenschaft ist er bis heute ein überlebenswichtiges Nutztier der Inuit, das wie ein richtiges Familienmitglied in die Familiengemeinschaft integriert wird. Die Husky-Welpen werden zusammen mit den eigenen Kindern im Haus aufgezogen, wodurch das menschen- und kinderfreundliche Wesen der Huskies gefördert wird. Huskies sind daher auch keine „Ein-Mann/Frau-Hunde", d.h. auf eine besondere Person fixiert, sondern müssen unbedingt allen Familienmitgliedern gleichermaßen gehorchen, da die Hundeschlitten in der Regel nicht von einer bestimmten Person gelenkt werden, sondern das Fortbewegungsmittel aller Familienmitglieder sind.
Sibirian Huskies besitzen einen hervorragenden Orientierungssinn, und kommen so nie von einem ihnen bekannten Weg ab, selbst wenn dieser wegen Schnee und Eis nicht mehr erkennbar ist.
Für die Weiterzucht werden immer nur die folgsamsten und freundlichsten Hunde ausgewählt.
Auszug aus dem Rassestandard Nr. 270 der FCI:
„Das charakteristische Temperament des Siberian Husky ist freundlich und sanftmütig, aber auch aufmerksam und kontaktfreudig.
Er zeigt nicht die besitzbetonenden Eigenschaften eines Wachhundes, noch ist er allzu misstrauisch gegenüber Fremden oder aggressiv gegenüber anderen Hunden. Von einem erwachsenen Hund darf ein gewisses Maß an Zurückhaltung und Würde erwartet werden. Seine Intelligenz, Lenkbarkeit und sein Eifer machen ihn zum angenehmen Begleiter und willigen Arbeiter."
Die Vorgeschichte – oder wie ich auf den Hund – Verzeihung: Husky kam
1. Ich habe einen Vogel
Wie kommt man/frau auf den Hund? Und woher kommt der Wunsch nach einem solchen überhaupt?
Nun, bei den meisten Menschen keimt der Wunsch nach einem eigenen Hund ja schon im Kindesalter auf. So war es auch bei mir. Lassie kam ununterbrochen im Fernsehen und sogar meine Klavierlehrerin hatte einen eigenen Hund, einen Rauhaardackel, von dem hier noch die Rede sein wird. Also konfrontierte ich meine Eltern mit dem typischen Kinderwunsch: „Ich möchte einen Hund – Biiiiiiiitte!!!!" Natürlich begleitet von dem obligatorischen bettelnden Augenaufschlag. Meine Eltern nahmen diesen Wunsch zur Kenntnis, diskutierten ihn und schenkten mir – einen Wellensittich! Man muss dazusagen, dass wir damals im 4. Stock eines Mehrfamilienhauses mitten in einer Großstadt wohnten, ich ca. 6 Jahre alt war, und somit natürlich noch zur Schule ging, während meine Eltern ganztags berufstätig waren, d.h. den ganzen Tag nicht zu Hause waren – alles in allem also nicht die idealen Voraussetzungen für einen Hund.
Da kann man ihre Entscheidung eigentlich verstehen. Aber als 6jährige mit dem sehnlichsten Wunsch, einen eigenen Hund zu besitzen, kann man das nun mal nicht. Ich wollte einen Hund und hatte – nein, natürlich nicht – ich bekam einen Vogel! So eine Ungerechtigkeit! Eine Gemeinheit! Und obwohl ich den kleinen Wellensittich, den ich fantasievoll „Piepsie" nannte, richtig lieb gewann und irgendwann sogar ein zweiter und ein dritter Wellensittich dazukam – war es eben doch kein Hund.
Was sollte Kind da machen? Nun, zum einen nahm ich mir als erstes vor, Zoologin zu werden. Dann würde ich alles, aber auch wirklich alles, über Tiere und somit auch über Hunde erfahren. Ich kaufte mir von meinem Taschengeld ein Buch über Hunderassen und kannte bald alle eingetragenen Hunderassen in- und auswendig. Ich konnte nahezu jeden Hund auf der Straße identifizieren, kategorisieren und die Haupteigenschaften seiner Rasse herunterbeten. Dann fand ich irgendwann heraus, dass man als Zoologe ab und an auch mal ein Tier sezieren muss – igitt, Blut!!! Mir wurde schon bei dem Gedanken schlecht und der Plan, Zoologin zu werden, wurde ad acta gelegt. Die Liebe zu Hunden aber blieb erhalten.
2. Der geliehene Hund
Nun versuchte ich in meiner Not, mich bei dem Hund meiner Klavierlehrerin einzuschmeicheln. Was auch gar nicht so schwierig war, denn es war ein wirklich netter Hund und ich hielt mich ohnehin mindestens einmal pro Woche „zu Besuch bei ihm zu Hause auf – meine Klavierlehrerin und meine Eltern nannten diese Besuche übrigens Klavierunterricht, aber sowas ist eben Ansichtssache und eine Frage der Prioritäten. Jetzt ist „bei ihm
natürlich verkehrt, denn es handelte sich um eine Rauhaardackel-Hündin, die mit dem klangvollen Namen „Yuuki (ob man das so schreibt, wissen nur die Japaner) gesegnet war, was auf Japanisch so viel heißt, wie „Die Sanfte
. Sie war auch eine wirklich Sanfte und Liebe, nur hatte sie eine Macke: Sie ging nur, und wirklich NUR mit Ihrem Frauchen aus dem Haus. Alle anderen, die es mit einem Spaziergang mit ihr versuchen wollten, scheiterten bereits an der Schwelle der Wohnungstür kläglich. Da ich nun aber ein Dauerbesucher im Hause Yuuki war, und sie wohl meine Zuneigung auch spürte, machte sie bei mir eine klitzekleine Ausnahme – aber eben nur eine ganz klitzekleine. Sie ließ sich von mir an die Leine legen, aus der Wohnung führen, fuhr mit mir den Fahrstuhl hinunter und lief mit mir bis über die Schwelle der Haustür – und da, genau da, legte sie sich jedes Mal platt auf den Boden und war nicht mehr dazu zu bewegen, auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu tun! Wenn ich also mit Yuuki „spazieren gehen durfte, war alles in bester Ordnung, bis ihre Pfote zum ersten Mal den Boden vor dem Haus berührte – von da an ging gar nichts mehr. Der Hund legte sich flach auf den Boden und rührte sich nicht mehr! Weder Schimpfen noch Locken noch irgendwelch Leckereien konnten Yuuki dazu bewegen auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu tun. So wurde aus dem Spazierengehen immer ein äußerst peinliches und kurzes „Spazieren ziehen
. Oder was glauben Sie, wie Sie von den Leuten auf der Straße angestarrt werden, wenn Sie einen vollkommen apathischen und bewegungslosen Hund hinter sich herziehen? Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele böse Blicke und Kopfschütteln ich bei solchen „Spazier-Schleppereien geerntet habe. Es war das reinste Spießrutenlaufen. Dabei wollte ich dem Hund doch nur etwas Gutes tun! So schleppte ich Yuuki nur die 2m bis zum nächsten Bordstein, wo sie meist so gnädig war, und schnell ihre Notdurft verrichtete, und gab nach einiger Zeit den Versuch, mit ihr auch nur einen Schritt weiterlaufen zu wollen, auf. Es ging direkt vom Bordstein vor dem Haus wieder zurück in das Gebäude. Und sobald Yuuki merkte, dass es wieder nach Hause und zu Frauchen ging, lief sie auch ganz artig wieder von selbst. Gar kein Problem. Gut gelaunt, „frisch entleert
und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck – man könnte es schon fast ein Grinsen nennen – lief sie brav mit mir zu Frauchen zurück. Dort tat sie dann so, als wäre alles in bester Ordnung und war wieder der liebste Hund der Welt. Tja, auch Rauhaardackel haben ihren eigenen Kopf. Warum sollte es andere Hundebesitzer besser gehen als mir? Aber dazu später mehr…
Das war also meine erste Erfahrung mit Hunden. Nicht wirklich ein voller Erfolg, aber auch nicht abschreckend genug, um mich von meiner kindlichen Hunde-Manie zu kurieren. Im Gegenteil! Ich war überzeugt davon, dass mein eigener Hund auf mich hören würde und bestimmt auch nur ausschließlich mit mir Gassi gehen würde. Und der Gedanke gefiel mir ausnehmend gut. Aber es sollte noch lange Jahre dauern, bis ich dann wirklich zu einem eigenen Hund kam.
So lebte ich zunächst weiterhin ohne Hund, dafür aber mit meinen Wellensittichen, die eigentlich ganz nette und lustige Tierchen waren, einem nur furchtbar auf die Nerven gehen konnten, weil sie immer ausgerechnet dann Krach machen mussten, wenn etwas furchtbar Spannendes im Fernsehen lief oder man gerade telefonierte. Ansonsten waren sie pflegeleicht und z.T. auch handzahm. Piepsie beispielsweise saß regelmäßig bei mir auf dem Klavier, während ich übte und war auch sonst ein treuer Begleiter. Und das ganze 12 Jahre lang! Ein stolzes Alter für so einen kleinen Wellensittich! Als sie eines Tages an Altersschwäche starb, hat mich das sehr mitgenommen. Mein zweiter Wellensittich, ein Männchen, das vom ersten Moment an über beide Ohren in Piepsie verliebt gewesen war und ihr bedenkenlos überallhin gefolgt ist, starb nur wenige Tage später, ohne jede Vorwarnung. Ich glaube, dass er an gebrochenem Herzen starb. Der dritte Vogel starb ein paar Wochen danach an Langeweile, wobei letzteres ebenfalls nur eine Vermutung ist. So blieb ich jedenfalls vollkommen tierlos zurück. Aber das sollte kein Dauerzustand werden.
3. Minnie zieht ein
Ein Jahr