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Selfie: ... jeder hat eine Schwachstelle
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eBook156 Seiten1 Stunde

Selfie: ... jeder hat eine Schwachstelle

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Über dieses E-Book

Selfie spielt im Berlin der Gegenwart und handelt von Malte Lichtermann, einem Hacker, der per QR-Code einen Trojaner in Handys einschleust. Dieser Trojaner sendet ihm von jedem erstellten Selfie eine Kopie plus Audioaufzeichnungen. Auf einer dieser Audioaufzeichnungen hört er unfreiwillig einen Mord an einer Hostess, und während seiner Recherchen stirbt eine weitere Hostess. Er erkennt ein Muster und versucht einen dritten Mord zu verhindern. Als dies misslingt, wendet er sich an die junge Staatsanwältin Jantina Alfering. Er zeigt ihr alle seine Recherchen und gesammelten Beweise und muss ihr dabei offenbaren, wie er zu all den Daten gekommen ist. Um ihr alles erklären zu können, müsste er sich allerdings als Hacker outen. Es kommt zum Showdown in der Berliner Waldbühne. Selfie führt den Leser zu einem sehr überraschenden Ende und informiert darüber, was heutzutage technisch möglich ist, um nahezu unerkannt an die intimsten Geheimnisse eines Mitmenschen zu gelangen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum28. Juni 2016
ISBN9783738075113
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    Buchvorschau

    Selfie - Michael Beilharz

    So viel Zeit muss sein

    Für meine Eltern, Manou, Tim, Marius, Michelle und Emma

    Dieses Buch wäre niemals ohne die be­dingungslose Unterstützung meiner Frau entstanden, die mich immerzu ermutigte, mein erstes Buch zu vollenden, und ich darf diese Gelegenheit einfach nicht verstreichen lassen, um ihr von ganzem Herzen zu danken.

    Weiterhin danke ich meinem Lektor Dr. Peter Henkelmann für seine Geduld und seine immerwährende Unterstützung.

    Meine Arbeitsumgebung:

    Betriebssystem: Linux Mint®

    Programme: FocusWriter®

    PatchWork®

    LibreOffice®

    Prolog

    Was ist Schuld?

    Ab welchem Punkt hat man sich schuldig gemacht?

    Was wiegt schwerer im Sinne von Schuldig­sein: wenn ich im vollen Bewusstsein etwas tue oder etwas unterlasse – tätig oder untätig bin?

    Was ist schlimmer und damit härter zu be­strafen: jemanden in einen Fluss mit starker Strömung zu werfen oder zuzuschauen, wie dieser Jemand um sein Leben kämpft und diesen Kampf verliert?

    Was Schuld ist und was Schuld nicht ist, ist immer von den Voraussetzungen des ver­meintlich Schuldigen abhängig. Wie war seine moralische und ethische Erziehung? In welcher kulturellen Umgebung ist er aufgewachsen? Wie sieht es mit seiner momentanen psychischen Verfassung aus? Wie ist es um seine körperliche Verfassung bestellt?

    Egal, welche Faktoren an der Schuldfähigkeit eines jeden Einzelnen beteiligt sind, letzten Endes wird Schuld, sofern es dazu kommt, vor einem Gericht diskutiert, verhandelt, definiert, entschieden und festgelegt. Es liegt am Geschick einer Staatsanwaltschaft, an der Raffinesse einer Verteidigung und der Tages­form des Gerichts, ob es zu einem Schuldspruch kommt und wie viel Zeit man bekommt, um sich in einer Justizvollzugs­anstalt über seine Schuld Gedanken zu machen.

    Malte Lichtermann fühlte sich schuldig. Seit Tagen spürte er die ständig wachsenden Schuldgefühle, die immer schwerer auf seine Seele drückten und von seinen Gedanken Besitz ergriffen, indem sie Malte an nichts anderes mehr denken ließen. Immer mehr erdrückte ihn diese Last und machte seinen Alltag unerträglich.

    Malte Lichtermann musste handeln!

    Staatsanwaltschaft Alfering

    »Ich verstehe es immer noch nicht!«, unterbrach die Staatsanwältin Jantina Alfering Maltes Versuch, alles zu erklären. Jantina Alfering, die junge, ehrgeizige Staatsanwältin im zweiten Jahr, wirkte mit ihren sportlich durchtrainierten 1,60 und ihrem modischen Kurzhaarschnitt eher wie ein Teenager, der darauf bedacht war, cool und hip zu wirken, denn als eine Staatsanwältin.

    »Was verstehen Sie denn nicht? Es ist doch alles klar und deutlich!«, widersprach ihr ein inzwischen genervter Malte.

    Malte machte auf Jantina Alfering einen undefinierbaren Eindruck, eine Mischung aus einem viel zu jungen Spätachtundsechziger, einem Ökofanatiker und einem Bank­angestellten. Malte war schlank, aber wirkte nicht sportlich oder athletisch, eher wie ein Vegetarier oder gar ein Veganer – ›hager‹ wäre das treffende Wort gewesen. In Ver­bindung mit seinen 1,85 machte Malte eher einen leicht kränklichen Eindruck als einen gesunden. Sein Haarschnitt war nicht modisch, aber er passte zu seinem Gesicht, der Dreitagebart war keine Absicht, sondern wohl eher Zufall. Er war das krasse Gegenteil eines Label-Hunters, an seiner Kleidung war nirgends auch nur andeutungsweise eine Herstellerlogo zu erkennen. Am meisten fielen der Staatsanwältin seine Schuhe auf. Jantina Alfering litt an der – wie sie sich immer dafür entschuldigte – ›typischen Frauenkrankheit‹: dem Schuhfetischismus. Sie schaute ihrem Gegenüber immer zuerst auf die Schuhe und bescheinigte sich dabei selbst eine gewisse Kompetenz zum Thema Schuhe, aber Maltes Schuhe hatte sie noch nie gesehen. Sie hätte ihn so gerne nach diesen Schuhen gefragt, nur um ihre persönliche Enzyklopädie zu vervollständigen, aber sie fand es, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, unpassend. Sie konnte das Material der Schuhe einfach nicht definieren.

    »Es sind Schuhe aus Hanf!«, hörte sie Malte Lichtermann ziemlich fassungslos sagen. »Anscheinend interessieren Sie sich mehr für meine Schuhe als für mein Anliegen. Oder wie soll ich Ihr ›Gestarre‹ auf meine Schuhe deuten?«

    Die Staatsanwältin fuhr erschrocken hoch: »Bitte entschuldigen Sie vielmals, ich war … na ja … kurz abwesend, Entschuldigung! Zurück zu Ihnen: Sie haben mich warum ausgesucht? Und … wie haben Sie es geschafft, anonym E-Mails an mich zu schicken?«

    »Nicht schon wieder! Wir verlieren Zeit! Wichtige Zeit!« Maltes Nerven lagen blank. Die momentane Situation war alles andere als angenehm oder einfach für ihn. Er war der festen Überzeugung, dass er seine Schuld­gefühle nur dadurch loswerden konnte, dass er dabei half, Schlimmeres zu verhindern und die Täter so schnell wie möglich dingfest zu machen.

    Jantina Alfering blieb gelassen: »Bevor ich mir aber nicht sicher bin, dass Sie kein Spinner sind, werde ich rein gar nichts unternehmen oder veranlassen. Überzeugen Sie mich!«

    Verzweifelt antwortete Malte: »Das versuche ich bereits seit zwei Stunden! Was soll ich denn noch machen?«

    Jantina schaute Malte lange an – sie hätte so gerne diesen bestimmten durchdringenden, kühlen Blick gehabt, der ihrem Gegenüber die Knie weich werden ließ. Doch der entsetzte Blick Maltes mit einem fragenden »Was? Was ist?« holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück … an dem Blick musste sie noch arbeiten.

    »Am besten von vorne.«

    »Bitte? Noch mal? Spreche ich Kisuaheli? Herrgott noch mal, das darf doch alles nicht wahr sein!«

    Sie spürte, dass Malte – sollte sie zu weit gehen oder es übertreiben – zerbrechen könnte. Malte war sensibel und hatte eine filigrane Psyche, die gerade dabei war, zu zerbrechen.

    »O. K., Jantina«, überlegte sie, »verlier ihn nicht! Vielleicht musst du es anders angehen? Beruhige ihn!«

    »Malte«, begann sie ruhig, und soweit sie es konnte, mütterlich, »du musst auch mal mich verstehen: Woher weiß ich, dass du zum Beispiel kein Stalker bist? Kein Halbstarker, der seinen Kumpels etwas beweisen muss? Du sagst, dass du mich ›ausgesucht‹ hast – warum mich? Du hast mich mit anonymen Mails kontaktiert. Ich glaube fast, dass du von mir mehr weißt, als ich es erahne, und mit Sicherheit mehr, als ich von dir. Und deine Geschichte … du erzählst von Morden, von Senatoren, von hohen Polizeibeamten, von Richtern … also, für mich ist das schon eine ziemlich extreme Geschichte, von der du mich da überzeugen möchtest!«

    Malte senkte den Kopf und versank ein wenig auf dem Stuhl, auf dem er seit über zwei Stunden saß. Mit ruhelosem Blick starrte er auf den Boden vor sich und verfolgte die Muster der Holzmaserungen im Parkett. Seine unruhigen Finger schienen nach etwas zu suchen, und seine rechte Ferse sprang nervös auf und ab. Und doch … er beruhigte sich etwas.

    »Bitte verzeih, dass ich dich so einfach geduzt habe, aber ich denke, dass wir uns so einfacher miteinander unterhalten können – was meinst du dazu?« Jantina fühlte sich wie bei einem Blind Date, bei dem sie den Anfang machen musste. Sofort musste sie an ihr katastrophales Liebesleben denken, sofern man die völlige Abwesenheit einer Beziehung oder auch nur von so etwas Ähnlichem als Liebesleben bezeichnen konnte. Ihr letztes Date war mit einem Thorsten und lag sechs Monate zurück – und war schrecklich! Thorsten hörte sich am Telefon nicht schlecht an, er hatte zumindest eine angenehme Stimme … viel mehr Ansprüche stellte sie inzwischen schon nicht mehr: Stimme, Humor, intelligent und im Bett kein Totalausfall. Sie fragte sich immer wieder, ob dies denn so viel verlangt wäre? Aber selbst diese wenigen ›wichtigen Merkmale‹ schienen anmaßend zu sein, denn sie fand diese bei nicht einer ihrer letzten Verabredungen. Das Date mit Thorsten war grauenhaft; am Telefon noch o. k., war Thorsten, als sie sich trafen, nur noch peinlich. Er war ein Nerd, ein hundert­prozentiger Nerd! Nur Computer, Gears, Apps und Spiele im Kopf … Auf ihre Frage, welches sein Lieblingsbuch sei, antwortete er nur, dass er doch nicht im ›Off‹ leben würde und Bücher so was von ›unawesome‹ wären. ›Un­awesome‹ – ein schrecklicheres Wort hatte Jantina noch nie gehört! ›Awesome‹ ist ja o. k., aber ›unawesome‹? Zum einen gab es das Wort nicht und zum anderen: Warum konnte er nicht sagen, dass Bücher in Zeiten von E-Books überholt wären oder dass Bücher etwas für Romantiker wären? ›Un­awesome‹ war einfach nur schlimm! So wie Thorsten eben – er sprach hauptsächlich in der Nerd-Sprache: LOL, awesome, AFK, THX usw. Nein! Das ging auf gar keinen Fall! Aber sie hatte schon ewig keinen Sex mehr, und da sie unter falschem Namen – Thorsten hätte es wohl Avatar genannt – unterwegs war, wollte sie zumindest einen Quicky auf ihrer Haben­seite des Abends verbuchen können. Doch die 30 Sekunden in seinem Ford Ka waren mit Abstand das Schlimmste in Sachen Sex, was sie jemals erlebt hatte!

    »Ja, ist o. k.«, unterbrach Malte ihren Tag­traum.

    »Wa … was?«, stotterte Jantina, die überhaupt nicht wusste, was Malte wollte, und sich erst wieder orientieren musste.

    »Ja! Duzen ist in Ordnung!«, wiederholte Malte mit einem verwunderten Blick in Richtung Jantina.

    »Schön … ich bin Jantina!« Die Staats­anwältin war nun wieder im Hier und Jetzt.

    »Weiß ich.«

    »Freundlichkeit ist nicht dein Ding, oder?«

    »Sorry … ich … weiß noch nicht, wie ich Ihnen … dir … alles erklären kann, damit du mich verstehst, und ich habe Angst, dass wir Zeit verlieren und dass noch mehr geschieht.«

    »Was geschieht?«

    »Wieder ein Mord!«

    »Wieder?«

    »Ja, es gab schon drei

    Malte stand auf, stampfte mit kräftigen Schritten zur Wand, stieß seine Stirn ein paarmal gegen das Mauerwerk, drehte sich um und rutschte an der Wand entlang nach unten. Er saß nun auf dem Boden, schloss die Arme um seine angezogenen Knie, auf die er seine von den Stößen rot gewordene Stirn senkte, und weinte.

    »Ich bin schuld«, schluchzte er.

    »Woran bist du schuld?«, wollte Jantina wis­sen.

    »Wenn ich schnell genug zu dir gekommen wäre, dann könnte eine der drei Frauen vielleicht noch leben. Aber ich wollte alles alleine hinbekommen. Ich hab Scheiße ge­baut. Wie hätte ich denn das alles erklären sollen, ich wollte nicht auffliegen und …«

    »Auffliegen? Womit denn?«, hakte die Staats­anwältin nach.

    »Scheiße! Verdammte Scheiße! Ich bin so ein gottverdammtes Arschloch!«

    »Malte, so kommen wir nicht weiter. Wenn ich dir helfen soll, dann musst du dich konzen­trieren und dich beruhigen. Schaffst du das?«

    »Weiß nich’ …«

    »Wie wäre es, wenn ich dir erst einmal Fragen stelle? Ich bin richtig gut im Fragenstellen. Ist mein Job!«

    Malte hob seinen Kopf und schaute Jantina mit tränengefüllten, roten Augen an: »Könnte ich vorher einen Kaffee bekommen? Schwarz?«

    »Klar kannst du einen Kaffee bekommen, ich hole dir einen.«

    »Danke.«

    Jantina Alfering ging kurz aus ihrem Büro und holte für Malte und sich selbst einen

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