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MANGOKNÖDEL: Auf der Suche nach dem afrikanischen Glücksrezept
MANGOKNÖDEL: Auf der Suche nach dem afrikanischen Glücksrezept
MANGOKNÖDEL: Auf der Suche nach dem afrikanischen Glücksrezept
eBook225 Seiten2 Stunden

MANGOKNÖDEL: Auf der Suche nach dem afrikanischen Glücksrezept

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Über dieses E-Book

Ein Tiroler sucht sein Glück in Afrika.

Der Mittvierziger Wilhelm hat genug von seinem harten, traurigen Leben im tristen Tiroler Bergbauerndorf und beschließt, ins kleine westafrikanische Land Gambia aufzubrechen. Dort will er seinen Traum vom eigenen Restaurant wahr werden lassen und endlich eine Partnerin finden, die ihn wirklich liebt.
Auch die junge Gambierin Fatou hat einen Traum, der mithilfe von Wilhelm erfüllt werden könnte.


In diesem unterhaltsamen und spannenden Roman gewährt die Autorin tiefe Einblicke in zwei vollkommen verschiedene, ihr wohlbekannte Welten: Das karge Tiroler Bergbauernleben der 1960er/1970er Jahre und ein von Auf- und Ausbruch geprägtes westafrikanisches Land der Gegenwart. Sie lässt uns teilhaben am Versuch zweier Menschen, trotz dieser Unterschiede einfach glücklich zu werden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. Juni 2019
ISBN9783748597667
MANGOKNÖDEL: Auf der Suche nach dem afrikanischen Glücksrezept

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    Buchvorschau

    MANGOKNÖDEL - Nina Waitz

    WILHELM - PITZTAL

    Kapitel 1

    Wilhelm steht am offenen Grab seiner Mutter und starrt hinunter auf den Sarg, der schon bald mit Schnee bedeckt sein wird. Er ringt mit sich selbst, er fühlt sich schuldig, denn er kann keine Trauer empfinden. Alles, was er in sich spürt, ist Befreiung, es fühlt sich an, als würde er fliegen, als wäre eine große Last von ihm genommen worden. Er kann es kaum erwarten, sich in sein neues Leben zu stürzen, mag es allen anderen auch noch so verrückt und unvernünftig vorkommen.

    Er schaut sich um auf dem kleinen Friedhof in St. Leonhard. Hier ist das Pitztal, seine Heimat, besonders eng und dunkel. Drei Monate im Jahr schafft es die Sonne nicht, mit ihren wärmenden Strahlen zwischen den steilen Felswänden hervorzukommen. Dementsprechend kalt und lange sind die Winter. Wilhelm erschaudert ob der eisigen Kälte um ihn herum und auch in seinem Inneren. Sein Blick fällt auf die umliegenden Gräber. Sie sehen alle gleich aus. Ausnahmslos bestehen sie aus einem kleinen, mit grauen Ziegeln eingefassten Blumenbeet, dahinter befindet sich der Grabstein aus grauem Granit mit Inschrift – natürlich alle in der gleichen verschnörkelten Schriftart – und darauf steht ein schwarzes, schmiedeeisernes Kreuz. Aus der Reihe tanzen wird auch hier nicht gerne gesehen. 

    Alle Nachnamen auf den Grabsteinen sind Wilhelm ein Begriff, viele der Verstorbenen hat er selbst gekannt, von fast allen kennt er jemanden aus der Familie. Das Gemeindegebiet hat zwar eine Fläche von ungefähr 200 km2, jedoch besteht der Großteil aus steilem Gebirge und Felsen. Deshalb ist die Einwohnerzahl auch nicht besonders groß, in den drei Dörfern und unzähligen kleinen Weilern leben gerade mal 1400 Menschen. Und man kennt sich in St. Leonhard, schon seit Generationen. „Zuagroaste" - Leute, deren Stammbaum nicht vorwiegend im Pitztal herangewachsen ist – gab es immer schon wenige. Das karge, enge Tal mit den langen, kalten Wintern und schwierigsten Arbeits- und Lebensbedingungen war nie sehr attraktiv für Zuwanderer. Deshalb blieb man unter sich im hintersten Pitztal.

    Wilhelm wurde im Weiler „Neurur geboren, zu dieser Zeit, 1958, standen dort 8 Häuser, jetzt sind es sage und schreibe 23. Jedes dieser 8 Häuser war ein sogenannter „Hof, ein Bauernhof einer Bauernfamilie, die seit Generationen hier in ärmsten Verhältnissen lebte und unter härtesten Bedingungen auf den steilen Wiesen ihre Felder bestellte und damit versuchte, sich und ihre Tiere durch die harten Winter zu bringen. Neben der Landwirtschaft konnte man damals ein wenig Geld im Fremdenverkehr dazuverdienen.

    Auch Wilhelms Vater, Roman Neururer, dem Hofnamen nach „Zischgn-Roman genannt, war wie viele seiner Nachbarn Bauer und zusätzlich Berg- und Schiführer. Wenn er mit den „Fremden, den Touristen, am Berg war, musste Wilhelms Mutter den Hof alleine bewältigen. Im Sommer die steile Wiese mähen und das Heu in den Stadel bringen, sobald es einmal nicht regnete, und im Winter den Stall und die Tiere versorgen. Mit dem kleinen Nebenerwerb vom Vater schlugen sie sich verhältnismäßig gut durchs Leben und konnten sich sogar den Luxus eines Fernsehapparats leisten, als der Empfang auch im hintersten Tal endlich möglich war, zwar noch mit Rauschen und natürlich schwarz/weiß, aber die „Zischgns" fühlten sich in einem neuen Zeitalter angekommen.

    Dann, am 2. März 1964 änderte sich alles – Wilhelm erinnert sich noch genau an diesen Tag, obwohl er erst 6 Jahre alt war. Er saß vor dem Fernseher, draußen schneite es wieder einmal wie wild. Doch in der Stube war es wohlig warm, der Kachelofen glühte beinahe. Plötzlich klopfte es, hämmerte es an die Türe – „Hartls Katie, die Nachbarin mit der Poststelle und dem einzigen Telefon im Ort stand aufgelöst im Schneegestöber und stammelte zu seiner Mutter: „A Lena am Taschachferner – eine Lawine. Wilhelm wusste genau, was das war, schon als kleiner Junge. Im Pitztal wuchs man mit dieser in jedem Winter drohenden Gefahr auf. Jedes Jahr wurde die Bundesstraße durch die Schneemassen verlegt, und man war abgeschnitten vom Rest der Welt. Einmal ging sogar knapp neben ihrem Haus eine Lawine vorbei, Wilhelm spürte die gewaltige und machtvolle Druckwelle und hörte das unheimliche Rauschen schon Minuten, bevor er den Schnee ins Tal kommen sah. Dann starrte er wie gebannt aus dem Fenster und beobachtete, wie sich die irgendwie träge aber doch blitzschnelle weiße Masse ins Tal wälzte. Beinahe jedes Jahr starb jemand aus dem Bekanntenkreis in den Schneemassen – vor allem beim Tourengehen mit Touristen. Wilhelm hatte immer schon große Angst vor den „Lenen".

    An jenem Tag musste er nun zusehen, wie die Augen seiner Mutter immer glasiger wurden, wie die ersten Tropfen aus ihren Augenwinkeln hervortraten und über ihre Wangen liefen, gefolgt von einem nie enden wollenden Schwall an Tränen. Ein fremder, fast unmenschlicher Schrei drang aus ihrem Mund, Wilhelm hatte plötzlich schreckliche Angst und ahnte, dass es nie mehr so sein würde wie zuvor.

    Und so war es auch - von nun an gab es nur mehr ihn und seine Mutter – und den Hof. Die Nachbarn und Verwandten im Weiler halfen so gut es ging, aber jeder hatte alle Hände voll damit zu tun, die eigene Familie durchzubringen, sodass die meiste Arbeit doch bei Mutter und Sohn hängenblieb. Schon mit 7 Jahren stand Wilhelm im steilen Feld, mähte mit der viel zu großen Sense, rechte zusammen und hängte kleine Grashäufchen um die „Huanzen", Holzgestelle, an denen das frisch gemähte Gras aufgehängt wurde, damit es schneller trocknete und nicht verfaulte. Dann jedes Jahr das bange Hoffen auf gutes Wetter, Dauerregen könnte die gesamte Heuernte verfaulen und unbrauchbar werden lassen.

    Die Mutter musste lernen, mit dem ungeliebten Traktor umzugehen, doch schon bald übernahm das auch Wilhelm. Das getrocknete Gras musste als Heu in den Stadel gebracht werden, um das Vieh, das in den Sommermonaten auf der Alm „Urlaub" machte, durch den langen Winter zu bringen. Sie hatten meist um die zehn Kühe und vier Schweine.

    Im Winter war dann die meiste Arbeit im Stall zu erledigen. Die Tiere mussten gefüttert, die Kühe zweimal täglich gemolken und der Stall gereinigt werden. Der Mist kam auf den Misthaufen, um im Frühjahr als Dünger verwendet werden zu können.

    Wilhelm mochte den Winter, die Arbeit mit den Tieren und die Weiterverarbeitung der Milch immer lieber als die harte, anstrengende Feldarbeit. Er konnte es immer gut mit dem Vieh, seine Mutter meinte immer: „Wenn du in den Stall kommst, lacht auch noch der Hintern der Kühe". Er verstand es, sie sanft zu melken und niemals kam es vor, dass eine Kuh ausschlug oder seinen Milcheimer umwarf, wie es doch des Öfteren seiner Mutter passierte. Er liebte das Geräusch, wenn die Milch frisch von der Zitze in den Eimer spritzte und ihm der Duft der weißen, warmen Flüssigkeit in die Nase stieg.

    Am liebsten aber half er immer seiner Mutter beim Weiterverarbeiten der Milch, drehte an der „Fuga" – der Zentrifuge - und beobachtete, wie aus einem Röhrchen die Magermilch und aus dem anderen süßer Rahm floss. Manchmal durfte er sogar seinen Finger in die wertvolle cremige Flüssigkeit eintauchen und davon kosten. Er wird nie diese Momente vergessen, wie er seinen Finger genussvoll in den Mund steckte und den Rahm abschleckte – und wie ihn seine Mutter dabei mit einem zärtlichen und liebevollen Lächeln beobachtete. Damals spürte er zum ersten Mal, dass Essen und Kochen ihn glücklich machten. Wenn er seiner Mutter helfen durfte, fühlte er sich endlich wieder geborgen, denn nur noch selten konnte er ihre Zuneigung spüren.

    Seit dem Tag, an dem „Hartls- Katie in der Tür gestanden hatte, und dieser fast unmenschliche Aufschrei aus dem Mund der Mutter herausplatzte, schien es so, als wäre sie versteinert, oder zumindest ihr Herz. Nur selten berührte sie Wilhelm, es gab keine zärtlichen, herzlichen Worte mehr für ihren Sohn, und dieser begann sich schuldig zu fühlen für den Tod seines Vaters. Anders konnte er sich die Verwandlung seiner einst liebevollen Mutter nicht erklären. Einmal, es musste ungefähr drei Wochen nach dem verhängnisvollen Tag des Todes seines Vaters gewesen sein, fragte Wilhelm seinen „Tet, seinen geliebten Paten und Onkel Josef: „Tet, warum isch die Muater auf einmal so anders, hat sie mi nimmer lieb?. Josef schaute den siebenjährigen Buben mitleidsvoll an und sagte nur: „Lass ihr Zeit, Bua, sie hat grad das zweite Mal ihren Halt im Leben verloren. Wilhelm wusste damals noch nicht wirklich viel mit diesen Worten anzufangen und die Zeit verging, aber es änderte sich nichts am Verhalten seiner Mutter.

    Erst Jahre später konnte Wilhelm langsam die Kälte seiner Mutter nachvollziehen, nachdem ihm sein „Tet" die Geschichte seiner Eltern erzählt hatte...

    Kapitel 2

    Die Geburt war lange und schwierig und die Hebamme befürchtete, auch dieses Mädchen würde es wieder nicht schaffen. Ida, Wilhelms Mutter, wurde 1928 in Neurur geboren. Zu jener Zeit waren Hausgeburten üblich, es gab keine Autos und keine vernünftigen Straßen, um rechtzeitig in ein Krankenhaus gelangen zu können. Maria hatte bisher vier Buben das Leben geschenkt, zwei Mädchen starben bei der Geburt und ein weiteres mit einem Jahr an Tuberkulose. Doch Ida schaffte es. Sie war zwar immer klein, zierlich und ein wenig kränklich, doch irgendwie zäh. Seit ihrer Geburt war sie der Mittelpunkt der Familie, die lang gewünschte Tochter und Schwester. Vor allem der älteste Bruder Matthias kümmerte sich immer liebevoll um sein Schwesterchen und wurde Idas Bezugsperson -mehr noch als der Vater, der die meiste Zeit mit der Landwirtschaft beschäftigt war. Schon mit drei Jahren verkündete Ida: „Wenn ich groß bin, heirate ich Matthias!" Und sie waren wirklich unzertrennlich, Matthias nahm seine kleine Schwester überall hin mit, aufs Feld, in den Stall, am Sonntag betraten sie Hand in Hand die Kirche und sogar zum Frühschoppen durfte sie ihn oft in den kleinen Gasthof Kirchenwirt begleiten. Zum Missfallen der Mutter, denn weibliche Wesen hatten dabei eigentlich nichts zu suchen, doch Ida ließ sich nicht davon abhalten, immer in Matthias’ Nähe zu sein und auch er genoss es und war stolz, der Beschützer seiner kleinen Schwester sein zu dürfen.

    Doch dann kam der Zweite Weltkrieg und Matthias musste einrücken. Von einem Tag auf den anderen war Idas zweites Ich nicht mehr da. Sie war wie ausgewechselt, jede Fröhlichkeit war aus ihrem Wesen verschwunden, sie war ängstlich und hilfesuchend. Ihre Mutter tröstete sie immer damit, dass Matthias bald heimkommen würde, dieser fürchterliche Krieg wäre bald vorbei und dann wäre alles so wie früher. Doch die Mutter sollte nicht recht behalten.

    Die Jahre vergingen. Immer mehr schreckliche Meldungen kamen im Pitztal an, viele verloren ihre Brüder, Verlobten, Ehemänner und Väter. Ida wollte davon nichts hören, sie wurde immer verschlossener, verhielt sich wie ein verschrecktes junges Reh und mied Menschen. Nur die Poststelle beim Nachbarn besuchte sie jeden Tag, um zu sehen, ob nicht ein Brief für sie gekommen wäre. Und nur wenn „Hartls Frieda" sie dort mit einem Lächeln erwartete, war auch Ida für einen kurzen Moment glücklich, sie hatte wieder ein Lebenszeichen von Matthias erhalten. In seinen Briefen schrieb er ihr immer, wo er gerade war und dass es eigentlich nicht so schlimm sei und er bald zurückkommen würde. Sie spürte, dass er nicht immer die Wahrheit erzählte, aber wenigstens wusste sie, dass er noch lebte und sie verstand, dass sie für ihn immer noch das kleine Mädchen war, das er zurückgelassen hatte. So rettete sich Ida von Tag zu Tag, von Brief zu Brief.

    Doch dann eines Tages, Ida war inzwischen zu einer hübschen, jungen Dame herangereift, stürmte die Mutter in ihr Zimmer und rief voller Freude und Zuversicht: „Der Krieg ist aus – Matthias wird bald heimkommen! Ida brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie gerade gehört hatte, doch dann lächelte, ja lachte sie endlich wieder. Sie umarmte ihre Mutter und Tränen stiegen ihr in die Augen – „Dem Herrgott sei Dank, flüsterte sie ihr ins Ohr.

    Das lange hoffnungsvolle Warten begann. Die ersten Heimkehrer erreichten Neurur, aber Matthias war nicht unter ihnen, und es wusste auch niemand etwas über seinen Verbleib. Ida saß nun jeden Tag am Fenster und starrte auf die Straße, auf der nun immer mehr bemitleidenswerte Gestalten wieder in ihre Huamet, ihre Heimat, zogen.

    Wochen vergingen, Monate vergingen und immer noch kein Zeichen vom Bruder.

    Dann ein Brief, Hartls Frieda stürmte mit ihm in ihre Küche und übergab ihn Idas Mutter. Diese öffnete ihn, las kurz darüber, blickte auf und mit Tränen in den Augen nahm sie Ida in die Arme. „Wir müssen jetzt alle ganz stark sein, besonders du, mein Kind. Der Matthias wird nimmer kommen. Ida konnte zuerst nicht glauben, was sie da hörte, sie riss sich von der Mutter los und schrie: „Na, des isch nit wahr! Der Krieg ist aus und er wird bald kommen. Die Mutter nahm sie wieder in ihre Arme und schluchzte: „Er war in russischer Gefangenschaft und ist in einem Lager dort gestorben." Ida zerriss es das Herz, sie fühlte sich so allein wie noch nie zuvor, so haltlos, so schwach. Sie sank in sich zusammen und konnte nicht einmal weinen. Von diesem Moment an sprach Ida kein Wort mehr. Sie lag nur mehr in ihrem Bett, aß das Notwendigste und starrte an die Decke. Jeder dachte, sie hätte den Verstand verloren.

    Inzwischen kamen weitere Kriegsheimkehrer im Pitztal an, armselige, geschundene, traumatisierte Burschen, die Schreckliches erleben hatten müssen. Einer von ihnen war Zischgn Roman, der älteste Sohn des Nachbarhofes. Er war der beste Freund von Matthias gewesen und war auch mit ihm in den Krieg gezogen. Als er vom Schicksal der „Narreten – Ida", der verrücken Ida, wie sie inzwischen genannt wurde, hörte, machte er sich gleich zum Nachbarhaus auf.

    Er öffnete die Türe zur kleinen Kammer, in der Ida reglos auf ihrem Bett lag. „Ida – Madla – was machsch’ denn für Sachen? sagte er. Keine Reaktion, sie starrte weiter an die Decke. Roman nahm einen Stuhl und setzte sich neben sie. Er begann zu erzählen – von dem Tag an, als er und Matthias sich aufmachten, um das Vaterland zu verteidigen. Von der anfänglichen Euphorie, als sie mit Hunderten anderen Burschen im Zug – das erste Mal in ihrem Leben – saßen und deutsche Soldatenlieder sangen. Von den ersten Einsätzen, wo sie schon gleich mit der Grausamkeit des Krieges, des Todes von vielen Kameraden konfrontiert waren. Von der Angst in den Schützengräben und den grausamen Schlachten, die er und Matthias nur durch einen Schutzengel überlebten, von der eisigen Kälte – noch viel kälter als im Pitztal, an der Freunde neben ihnen verreckten. Und dann von der Gefangenschaft, als sie in ein Lager gesperrt und zu härtesten Arbeiten gezwungen wurden. Matthias war lange stark, am Abend betrachtete er immer ein Foto von seinem „Idale und versprach durchzuhalten. Doch dann bekam er plötzlich hohes Fieber, Roman sah den grau-weißen Belag auf seiner Zunge – jeder im Lager wusste, was das

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