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Blutige Fäden
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eBook382 Seiten5 Stunden

Blutige Fäden

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Über dieses E-Book

Liebe oder Verbrechen? Atmosphärisch dichter Roman, der aus dem kühlen Hamburg in die Welt der Schönen und Reichen an die traumhafte französische Mittelmeerküste führt. Was verschweigt die erfolgreiche Modedesignerin Maren Hagena?
Sven Terhagen, abgebrochener Jurastudent und fristlos entlassener Mitarbeiter einer Hamburger Detektei, versucht auf eigenen Beinen zu stehen. Sein erster Auftrag als selbstständiger Privatermittler erweist sich gleich als große Herausforderung. Eine Mutter sucht ihren Sohn, der als Student gerade ein Praktikum in der Modebranche gemacht hat. Terhagen nimmt die Fährte auf. Sie führt ihn nach Südfrankreich zu der attraktiven Modedesignerin Maren Hagena und ihrer hübschen Tochter Nicole.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum5. Sept. 2015
ISBN9783738039313
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    Buchvorschau

    Blutige Fäden - Fabian Holting

    I

    Über die Mode von gestern lächelt man,

    aber für die Mode von vorgestern begeistern wir uns,

    wenn sie die Mode von morgen zu werden verspricht.

    Marlene Dietrich

    1. Auflage

    Teil 1

    1

    Ein langes Pfingstwochenende, das nicht trister hätte sein können, lag hinter mir. Ein zäher Hochnebel hatte sich entgegen den Prognosen der Meteorologen nicht annähernd aufgelöst und für eine bedrückende Stimmung gesorgt. Außerdem war es tagsüber so kühl wie im März gewesen, sodass die angekündigten zwanzig Grad nicht einmal zur Hälfte erreicht wurden. Auf den Hochnebel waren bereits am Montagabend Regenwolken gefolgt, die zwar etwas mildere Luft mitgebracht hatten, sich an diesem trostlosen Dienstagmorgen aber unnachgiebig ihrer feuchten Fracht entledigten. Ich stand am Fenster und schaute hinaus auf die belebte Straßenkreuzung, auf der sich zäh Stadtbusse, schwere Lastwagen und jede Menge Autos im Regen dahinschleppten. Scheibenwischer bewegten sich im Gleichtakt und unter aufgespannten Regenschirmen hasteten die wenigen Passanten ihrem Ziel entgegen.

    Meine Stimmung war nicht nur wegen des für Anfang Juni so enttäuschenden Wetters betrübt, zu allem Überfluss hatte mich eine Freundin am Pfingstsonntag mit einer fadenscheinigen Begründung versetzt. Ich hatte schon seit einigen Tagen daran gearbeitet, dass aus der Freundschaft deutlich mehr wurde. Für mich waren nicht nur die letzten Tage, sondern auch die letzten Monate alles andere als gut gelaufen. Ich sah einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Einzige, die trotz meines bisher ziemlich verkorksten Lebens noch zu mir hielt, war meine Mutter. Sie hatte mir für meinen gewagten Neuanfang Geld zukommen lassen, obwohl auch ihr der Glaube an meine berufliche Zukunft verloren gegangen war. Mein Vater war längst an mir verzweifelt und sprach bei den wenigen Anlässen, bei denen wir uns begegneten, nur meiner Mutter zuliebe noch das eine oder andere belanglose Wort mit mir. Dabei hatte alles so gut angefangen. Ich machte ein recht anständiges Abitur, ging pflichtbewusst und ganz im Sinne meines Vaters zur Bundeswehr und begann im Sommer darauf mein Jurastudium in Hamburg. An der Universität lernte ich auch meine Freundin Esther kennen und es sah für meine Eltern einige Jahre so aus, als wäre ihre zukünftige Schwiegertochter bereits gefunden. Doch es sollte alles ganz anders kommen. Esther beschloss, ihr Medizinstudium in München fortzusetzen, wofür ich zunächst Verständnis aufbrachte, bis ich schließlich herausbekam, dass sie einem Kommilitonen gefolgt war, in den sie sich unsterblich verliebt hatte. Es folgte ein tränenreiches Geständnis vor dem Hamburger Michel. Anschließend gingen wir in das nächstbeste Café. Bei einem Glas Latte macchiato, das heißt, ich hatte mir zur Beruhigung einen doppelten Ballantine`s bestellt, beschlossen wir, gute Freunde zu bleiben. Die Entfernung zwischen Hamburg und München half mir dabei. Daraufhin geriet mein bisher so geradlinig verlaufendes Leben etwas aus den Fugen. Eine zweite Sturm und Drang Zeit begann, die Erste fiel übrigens in meine Bundeswehrzeit. Ich ließ keine Party aus, hatte einige kurze aber intensive Beziehungen, One-Night-Stands inbegriffen und trank auch recht viel. Schließlich brach ich genervt vom Studentenleben und der finanziellen Abhängigkeit von meinen Eltern mein Jurastudium kurz vor dem ersten Staatsexamen ab. Ich hätte es vermutlich ohnehin nicht bestanden. Zum Entsetzen meines Vaters fing ich wenig später bei einer Privatdetektei an und überführte von da an arbeitsunwillige Angestellte, die sich statt krank im Bett zu liegen, auf dem Tennisplatz vergnügten, abtrünnige Ingenieure, die den Wettbewerber mit Informationen und Know-how versorgten sowie scheinbar integere Bürger, die ihre Versicherung über den Tisch ziehen wollten. Es lief gut für mich in der kleinen Detektei und die Arbeit machte mir sogar Spaß. Zu allem Überfluss hatte ich nach kurzer Zeit beim Inhaber ein Stein im Brett, was mir allerdings noch zum Verhängnis werden sollte. Wir waren insgesamt sieben Ermittler und ich hatte das Glück, fast ausschließlich in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität zum Einsatz zu kommen. Die Überführung von untreuen Ehemännern und Ehefrauen blieb mir also erspart. Es war leichter einem Personalchef die Bilder von der sauber durchgeschwungenen Vorhand des angeblich mit Lungenentzündung im Bett liegenden Vorarbeiters zu präsentieren, als der in Tränen aufgelösten Ehefrau die Fotos ihres Mannes in den Armen eines zwanzig Jahre alten Betthupferls zu zeigen. Mit den Zivil- und Privatangelegenheiten hatte ich also allenfalls vertretungsweise etwas zu tun. Der Inhaber der Detektei, eine rüstige Silberlocke Mitte sechzig, der nach drei teuren Scheidungen noch einmal ein junges hübsches Ding geheiratet hatte, war so zufrieden mit mir, dass er mich gelegentlich zum Abendessen zu sich nach Hause einlud. Vermutlich hegte er die Hoffnung, in mir einen würdigen Nachfolger für sein Unternehmen gefunden zu haben. Seine Frau, die auch als seine Tochter hätte durchgehen können und vielleicht zwei bis drei Jahre älter war als ich, kochte an diesen Abenden für uns. So wie sie mich ansah, war mir schnell klar, dass sie anders als ihr Mann, nicht meine gute Auffassungsgabe, die juristischen Kenntnisse und ein Gespür für die Ermittlungsarbeit schätzte, sondern vielmehr meine mit achtundzwanzig Jahren noch durchaus vorhandene Jugendlichkeit, meine sportliche Figur und ein Gesicht, welches sich vom Durchschnitt deutlich abhob. Kurzum, ich wirkte nicht unattraktiv auf sie, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie war zwar etwas einfältig, hatte aber eine Wespentaille, ein üppiges Dekolleté und das Antlitz von Elisabeth Taylor in der Rolle der Maggie in dem Film Die Katze auf dem heißen Blechdach. Alles in allem eine verlockende Konstellation, der wir beide nicht widerstehen konnten. Es dauerte also nicht mehr lange, bis ich mit seiner jungen Frau ins Bett ging. Obwohl ich es mir eigentlich hätte denken können, hatte mein Chef zu seinem Elisabeth-Taylor-Verschnitt nur wenig Vertrauen, sodass er gelegentlich einen Kollegen von mir auf sie ansetzte, um sich ihrer Treue zu vergewissern. Zu meinem Bedauern ließ das Ergebnis dieses berechtigten Misstrauens nicht lange auf sich warten. Eines schönen Tages präsentierte er mir in seinem Büro, mit vor Zorn gerötetem Gesicht, gestochen scharfe Fotos, die mir noch immer einen Stich versetzen, wenn ich daran denke. Zu meiner Entschuldigung muss ich hinzufügen, dass mein Verhältnis zu seiner Frau rein sexueller Natur war. Die Fotos, auf denen ich seine Frau besprang wie ein Hund eine Hündin, waren im Vergleich zu den vielen anderen Ablichtungen, die er mir der Reihe nach auf den Schreibtisch knallte, noch von der harmloseren Art. Bis heute frage ich mich, wie diese detailreichen Aufnahmen zustande kommen konnten. Natürlich wurde ich umgehend entlassen, und als ich schon nicht mehr damit rechnete, erhielt ich von meinem rüstigen Chef einen Fausthieb ins Gesicht, der einen Cut über dem rechten Auge zur Folge hatte. Ich verließ sein Büro mit blutverschmierter Visage und gebeugter Haltung. Die Platzwunde musste im Krankenhaus mit sechs Stichen genäht werden.

    Obwohl die ganze Angelegenheit bereits zwei Monate zurücklag, meldete sich auch jetzt wieder, während ich missmutig in den Sprühregen starrte und über mein bisheriges Leben nachgrübelte, die Narbe über meinem rechten Auge mit einem unangenehmen Pochen. Ich wandte mich schließlich vom Fenster ab und betrachtete meine Büromöbel aus der Ikea-Serie Galant, die ich mir dank meiner liebevollen Mutter und ihrem grenzenlosen Verständnis zum Start in die Selbständigkeit hatte leisten können. Auch für die Miete des kleinen Siebzig-Quadratmeter-Büros in einer fast leerstehenden Gewerbeimmobilie in Hamburg-Harburg wollte meine Mutter so lange aufkommen, bis die Anzahl der Aufträge reichte, um mir meinen Traum von der Selbständigkeit mit eigenen Einkünften zu finanzieren. Ich hatte also, nachdem ich sowohl das Jurastudium, als auch meine vielversprechende Karriere in einer angesehenen Privatdetektei förmlich verschenkt hatte, den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern den Schritt nach vorne gewagt. Zu meiner eigenen Überraschung ging die Gewerbeanmeldung schneller über die Bühne, als ich angenommen hatte. Da ich aus Hamburg nicht wegwollte, erschien es mir sinnlos, mich bei einer der hiesigen Detekteien zu bewerben. Mein gehörnter Chef hatte mir nämlich versprochen, höchstpersönlich dafür zu sorgen, dass ich als Detektiv keine Anstellung mehr in Hamburg und Umgebung bekomme. Da er nicht ohne Einfluss in dieser Branche war, glaubte ich ihm sogar. Ich setzte mich hinter meinen Ikea-Schreibtisch und knipste die Arbeitsleuchte ARÖD an. Mein Ultrabook ließ ich aus dem Schlafmodus erwachen und prüfte noch einmal meinen Eintrag im Online-Branchenführer, der erst seit zwei Tagen für die Öffentlichkeit sichtbar war. Leider hatte die Zeit für einen Eintrag in das gedruckte Branchenverzeichnis nicht mehr gereicht, aber wahrscheinlich war das Internet ohnehin wichtiger.

    Detektei Sven Terhagen

    Private Ermittlungen für Wirtschaftskriminalität,

    Privat- und Zivilangelegenheiten

    www.detektei-terhagen.de

    info@detektei-terhagen.de

    Es folgten die Anschrift sowie die Fax- und Telefonnummer. Ich war mit dem Eintrag immer noch zufrieden und nahm mir vor, meine Website weiter mit Inhalt zu füllen. Zuvor kontrollierte ich noch einmal das E-Mail-Postfach, welches bis auf die Begrüßungsnachricht des Diensteanbieters leer war. Mit einer ersten Kundenanfrage hatte ich nicht ernsthaft gerechnet. Die Konkurrenz in Hamburg war groß und so hatte ich mich auf eine Durststrecke eingestellt.

    2

    Als ich gerade dabei war, meine Berufserfahrung als Detektiv zu beschreiben, schrillte die Türglocke. Ein fürchterlicher Ton, den ich mir allerdings nicht ausgesucht hatte, weil die elektronische Glocke zur Mietsache gehörte. Verwundert blickte ich von meinem Ultrabook auf. Meine Mutter konnte es nicht sein, sie war mit meinem Vater zu meiner jüngeren Schwester gefahren. An Kundschaft glaubte ich ebenso wenig, wie an den Heizungsableser. Vermutlich ein Vertreter, dachte ich und erhob mich von meinem Schreibtischstuhl TORKEL. Ich ging zur Tür und betätigte die Gegensprechanlage. »Ja bitte.« Keine Antwort. Dann klopfte es an der Tür. Das hätte ich mir denken können, schließlich war die Haustür unten noch nie verschlossen gewesen, auch nachts nicht. Mein Besuch, wer es auch immer sein mochte, war die drei Stockwerke hinaufgefahren und hatte direkt an der Bürotür geklingelt. Ich öffnete umgehend. Vor mir stand eine Frau mit gepflegtem Äußeren und nicht unattraktiv, obwohl sie ihre besten Jahre wohl hinter sich hatte. Über ihrer Schulter hing am langen Riemen eine hübsch gemusterte Tasche. Sie war sehr modisch gekleidet, soweit ich das beurteilen konnte. Ihr durchaus noch hübsches Gesicht war dezent geschminkt. Das Make-up kaschierte manche Unebenheiten darin, die das Leben dort in all den Jahren hinterlassen hatte. Sie sah mich einen kurzen Augenblick mit sorgenvoller Miene an. Dann streckte sie mir die Hand entgegen und rang sich ein Lächeln ab. Sie stellte sich mit Marion Kessler vor. »Terhagen«, erwiderte ich ernst. Ihr Händedruck war fester als ich erwartet hatte. Noch immer hielt ich es für ausgeschlossen, dass ich eine Kundin vor mir hatte. Ich dachte eher an eine andere Mieterin des Hauses, die neugierig darauf war, einen Privatdetektiv kennenzulernen. Solche Leute kannte man sonst nur aus dem Fernsehen oder dem Kino und nicht jeder glaubte wirklich an ihre Existenz. Sie bemerkte meinen überraschten Gesichtsausdruck und ihre Stirn legte sich in Falten. Etwas irritiert sah sie mich an. Ich reagierte umgehend. »Aber bitte kommen Sie doch herein.« Ich trat einen Schritt zur Seite und ließ sie durchgehen. Sie sah sich um und schien über mein übersichtliches Büro überrascht zu sein. Vermutlich hatte sie eine Detektei mit mehreren Mitarbeitern und Vorzimmerdame erwartet. Um ihrer Verwunderung ein Ende zu setzen, ergriff ich das Wort:

    »Bitte nehmen Sie doch Platz.« Ich zeigte auf den Besucherstuhl SÄRNA, von dem ich gleich zwei vor meinem Schreibtisch stehen hatte. Einen kleinen Konferenztisch und vier weitere Besucherstühle wollte ich erst anschaffen, wenn die ersten Aufträge etwas Geld ins Unternehmen gespült hatten. »Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«

    »Sehr gerne«, antwortete sie und betrachtete kurz meine Narbe über dem Auge, die sofort zu pochen anfing. Während Frau Kessler es sich im Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch bequem machte, ging ich rasch nach nebenan, wo sich eine kleine Küche befand. Ich hatte tatsächlich vor einer halben Stunde eine Kanne Kaffee aufgesetzt, den ich nur noch in die Thermoskanne gießen musste. Selbstverständlich war ich auf alles vorbereitet, denn das erste Gespräch mit einem möglichen Kunden war sehr wichtig, zumindest hatte dies mein ehemaliger Chef immer behauptet. Ich hatte mir also ein vernünftiges Kaffeeservice für sechs Personen mit den entsprechenden Accessoires zugelegt. Stumm, aber mit einem sanften Lächeln sah sie mir dabei zu, wie ich die Unterteller, die Tassen, den Zucker und das Milchkännchen auf den Schreibtisch stellte. Ihr Blick folgte mir, als ich noch einmal in die kleine Küche lief und mit der Thermoskanne und zwei Teelöffeln zurückkehrte. Vielleicht war sie doch meine erste Kundin, überlegte ich. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Sie musterte wieder mein bescheidenes Büro und ich hatte die Befürchtung, ihr würden Zweifel kommen, ob sie die richtige Detektei für ihr Anliegen ausgewählt hatte. Ich schenkte ein und begann vom schlechten Wetter zu reden. »Sind Sie gar nicht nass geworden?«

    »Nein, ich hatte das Glück, direkt vor dem Eingang parken zu können.«

    Ich setzte mich ihr gegenüber. Sie goss sich etwas Milch ein, nahm zwei Löffel Zucker und rührte um. Ich trank den Kaffee immer schwarz. Erst jetzt bemerkte ich die Schatten unter ihren Augen und mir fiel auf, wie müde ihr Gesicht trotz des Make-ups aussah. Sie schien einige schlaflose Nächte hinter sich zu haben.

    »Was führt Sie zu mir?«, fragte ich und mittlerweile war ich mir ganz sicher, meine erste Klientin vor mir zu haben. Bevor sie antwortete, prüfte sie den Sitz ihrer brünett gefärbten Haare, als hätte sie eine Mütze getragen, was aber nicht der Fall war. Sie war anscheinend genauso nervös, wie ich selbst.

    »Mein Sohn ist verschwunden.« Sie kämpfte gegen einen Gefühlsausbruch an und nippte rasch an dem noch heißen Kaffee. Ich hatte mir als ersten Fall etwas Leichteres gewünscht, als eine Vermisstensuche und hoffte, dass sie mir diesen Gedanken nicht ansah. Viel lieber hätte ich eine Vertragsverletzung im Krankenstand oder einen einfachen Versicherungsbetrug bearbeitet, aber das Leben war nun einmal kein Wunschkonzert. »Wie alt ist Ihr Sohn?«

    Sie zögerte einen kurzen Moment und ich befürchtete, sie könnte antworten, etwa in Ihrem Alter.

    »Er ist am 1. April dreiundzwanzig Jahre alt geworden.«

    »Wie lange vermissen Sie ihn schon?«

    »Ich habe seit drei Wochen nichts mehr von ihm gehört.«

    Ich überlegte kurz. »Ihr Sohn ist erwachsen, das muss nicht unbedingt etwas bedeuten.«

    »Das Gleiche hat mir die Hamburger Polizei auch erzählt«, entgegnete sie mit einem resignierten Lächeln.

    »Dann sind Sie davon überzeugt, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.«

    »Ja, weil es nicht seine Art ist, so lange nichts von sich hören zu lassen.«

    »Ist er Ihr einziges Kind?«

    »Ja.«

    »Und sein Vater?«

    »Ich habe ihn allein erzogen, sein Vater hat es vorgezogen, mit einer anderen Frau in die USA zu gehen.«

    »Vielleicht ist er zu ihm gefahren?«

    »Nein, ich habe vor zwei Tagen mit seinem Vater telefoniert. Dort ist er nicht.«

    Die Frau tat mir leid. Sie saß mittlerweile etwas zusammengesunken im Besucherstuhl und wirkte sehr zerbrechlich und entmutigt. Anscheinend war sie wirklich davon überzeugt, dass ihrem Sohn etwas Schlimmes zugestoßen war. Diese Einschätzung schien mir bei einem Dreiundzwanzigjährigen vollkommen überzogen zu sein. Wahrscheinlich hatte er sich einfach nur eine Auszeit genommen und war für einige Woche nach Mallorca geflogen. Ich versuchte das Gespräch möglichst sachlich fortzusetzen und hoffte, ihr etwas Angst nehmen zu können.

    »Gut, ich fasse noch einmal zusammen«, sagte ich und nahm mir Notizblock und Stift zur Hand. »Sie haben von Ihrem dreiundzwanzigjährigen Sohn seit drei Wochen nichts mehr gehört, bei seinem Vater in den USA ist er definitiv nicht. Bei der Polizei waren Sie ebenfalls. Ich nehme an, dass Sie dort eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben.« Ich blickte fragend von meinem Notizblock auf. Sie nickte mir zu und betrachtete wieder die Narbe über meinem rechten Auge. Ich berührte sie mit den Fingerspitzen. »Eine ärgerliche Sportverletzung«, bemerkte ich lapidar. »Wann waren Sie bei der Polizei?«

    »Letzten Freitag«, antwortete sie knapp und richtete sich in ihrem Besucherstuhl etwas auf.

    »Gut«, sagte ich wieder und grübelte ein wenig darüber nach, wie ich weiter vorgehen konnte. »Die Polizei wird nicht viel unternehmen, da Ihr Sohn volljährig ist, es sei denn, er wäre krank, nicht zurechnungsfähig oder hätte eine Straftat begangen.«

    Sie schüttelte entschieden mit dem Kopf.

    »Dann wird die Polizei den Namen Ihres Sohnes an die Landeskriminalämter weitergeben. Die werden den Vorgang ablegen und warten, bis jemand gefunden oder gemeldet wird. Erst dann werden sie wieder aktiv«, fuhr ich ein wenig abwertend fort.

    »Weil ich weiß, dass die Polizei nahezu nichts unternehmen wird, zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht, bin ich hier bei Ihnen«, erwiderte sie schon deutlich selbstbewusster, als zu Beginn unseres Gesprächs. Ich nickte nur und wünschte mir wieder, ich hätte die Personalchefin eines mittelständischen Unternehmens vor mir, die einem ihrer Mitarbeiter misstraute. Diese Aufgabe wäre leichter und vor allem überschaubarer gewesen. »Eine Vermisstensuche kann mit unterschiedlicher Intensität durchgeführt werden«, warf ich unvermittelt ein.

    Sie sah mich ernst und zugleich herausfordernd an. »Ich möchte, dass Sie meinen Sohn Tag und Nacht suchen.«

    Ich schluckte trocken und hoffte, dass Tag und Nacht nur sinnbildlich gemeint war. »Aber Sie kennen meinen Preis noch nicht«, entgegnete ich schnell.

    »Da Sie neu im Geschäft sind, gehe ich davon aus, dass Sie deutlich günstiger sein werden, als die übrigen Detekteien, bei denen ich mich erkundigt habe.«

    Ich sah sie überrascht an. So unbedarft, wie ich gedacht hatte, war sie doch nicht in mein Büro gekommen. Sie musste sich nach mir erkundigt haben und ich war bis zu diesem Zeitpunkt der Meinung gewesen, einer naiven Person gegenüberzusitzen, die sich die erstbeste Detektei aus dem Internet herausgesucht hatte. Ich überlegte einen Moment. Sie nutzte die Pause und fügte noch hinzu:

    »Außerdem gehe ich davon aus, dass Sie wesentlich motivierter an die Sache herangehen werden, als es manch ein Kollege von Ihnen tun würde.« Scheinbar zum Beweis ihrer Aussage, sah sie sich im Raum noch einmal um, bevor sie mir wieder fest in die Augen sah. Hoffentlich hatte sie auch recht mit ihrer Feststellung. Ich nannte ihr einen Stundenpreis, der deutlich unter dem meiner Konkurrenten liegen musste. Sie sah mich zufrieden an und griff nach ihrer Tasche, die neben ihr angelehnt am Stuhlbein stand. Als sie ihre Hand wieder aus der Tasche zog, hielt sie ein Bündel Hunderteuroscheine zwischen Daumen und Zeigefinger. Ihre Fingernägel waren rot lackiert. Sie warf das Bündel auf meinen Schreibtisch.

    »Ich denke, das wird für die erste Woche reichen. Ich bin zwar keine besonders reiche Frau, aber dennoch habe ich mir etwas Geld zurücklegen können. Sie können sich also schon einmal darauf einstellen, sofern notwendig, eine ganze Zeit lang nach meinem Sohn zu suchen. Falls er tot sein sollte, möchte ich darüber Gewissheit haben, verstehen Sie?«

    Natürlich verstand ich, wenngleich ich nicht davon ausging, dass ihr Sohn bereits nicht mehr unter den Lebenden weilte. Wir erledigten die Formalien und am Ende unterschrieb sie den Auftrag für eine Vermisstensuche mit höchster Intensität. Dass sie es mit einem Ein-Mann-Unternehmen zu tun hatte, war ihr offenbar bewusst und schien sie nicht weiter zu stören. Natürlich hatte ich viele weitere Fragen, die sie mir alle mit größter Geduld beantwortete. Ihr Sohn heiße Sascha und wohne hier in Hamburg in einem Studentenwohnheim. Er studiere Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Marketing und sei bereits im sechsten Semester. Soweit meine Klientin wusste, hätte er derzeit keine Freundin und sei auch sonst zu ihrem Bedauern eher ein Einzelgänger. Das würde die Suche nicht unbedingt erleichtern, dachte ich. Meine Auftraggeberin wohnte in Düsseldorf und hatte bisher mindestens einmal die Woche, meist sonntags, mit ihrem Sohn telefoniert. Vor drei Wochen das letzte Mal. Danach hätte er sich nicht mehr gemeldet und sie hätte vergeblich versucht, ihn zu erreichen. Im Studentenwohnheim wisse auch niemand, wo er sei, allerdings hätte ihn auch keiner seiner Mitbewohner bisher so richtig vermisst. Ich machte mich auf einiges gefasst. Das Letzte, woran sich Frau Kessler erinnern konnte, war, dass ihr Sohn von einem Praktikum in Hamburg erzählt hatte, ohne allerdings Näheres darüber zu berichten. An der Universität wisse auch niemand etwas über seinen Verbleib. Sie hatte im Sekretariat und bei einigen Studenten aus seinem Semester nachgefragt. Es gab also praktisch keine Anhaltspunkte und etwas verzweifelt stellte ich meine letzten Fragen.

    »Hat Ihr Sohn irgendwelche Hobbys oder anderweitige Leidenschaften?« Sie sah mich irritiert an, vermutlich gefiel ihr das Wort Leidenschaften nicht, weil es aus meinem Mund ein wenig anrüchig klang.

    »Er ging gern mal ins Kino und wie die meisten jungen Leute auch in Diskotheken.«

    »Allein oder mit Freunden?«

    »In Düsseldorf hat er einen kleinen Freundeskreis, vorwiegend Schulfreunde. Wen er hier in Hamburg kennengelernt hat, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.«

    »Hat er irgendeinen Sport gemacht?«

    »Er hat im Verein Schach gespielt, aber soweit ich weiß, hat er hier in Hamburg damit nicht wieder angefangen. Er ist eher ein Stubenhocker, müssen sie wissen. Das war schon in seiner Kindheit so.« Auch das noch, dachte ich und sah ihr dabei zu, wie sie wieder in ihrer Tasche kramte. Sie zog einen Schnellhefter heraus.

    »Da ich wusste, dass Sie solche Informationen benötigen werden, habe ich hier einige Notizen gemacht. Das Meiste kennen Sie schon. Aber Sie finden dort auch die Anschrift des Studentenwohnheims. Und hier ist der Schlüssel zu seinem Zimmer. Ich habe ihn heute Morgen bereits von der Hausverwaltung abgeholt. Sie werden sich dort sicherlich umsehen wollen. Ich habe übrigens keine Hinweise gefunden, die erklären, wo er abgeblieben sein könnte.« Sie reichte mir den Schnellhefter und den Schlüssel. Auf dem ersten Blatt klebte ein Foto von Sascha. Das wäre meine nächste Frage gewesen. Er wirkte auf dem Bild jünger als dreiundzwanzig, was nicht nur an der Akne in seinem Gesicht lag. Die Haare waren kurz geschnitten und vorne hochgestylt. Alles in allem hatte er ein Allerweltsgesicht. Die Ähnlichkeiten mit seiner Mutter hielten sich in Grenzen. Er musste wohl eher nach dem Vater kommen. Ich legte den Hefter auf den Tisch und dabei fiel mir ein, dass ich von meiner Klientin selbst bisher noch sehr wenig erfahren hatte. »Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?«

    »Ich betreibe eine recht gut gehende Boutique in Düsseldorf.«

    »Haben Sie Angestellte?«

    Sie sah mich verwundert an. »Ja, ich beschäftige insgesamt sechs Mitarbeiterinnen.« Ich nickte nur und glaubte zu wissen, dass es sich um eine Boutique für Damenmode handelte, die vermutlich nicht ganz klein war.

    »Falls Sie jetzt denken, jemand könnte meinen Sohn entführt haben, um Lösegeld von mir zu erpressen, muss ich Sie enttäuschen. Wir kommen zwar gut über die Runden, aber wahnsinnig viel wirft die Boutique nicht ab.«

    Ich schüttelte mit dem Kopf. »Daran denke ich nicht im Entferntesten, denn dann hätten sich die Entführer längst bei Ihnen gemeldet.«

    Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Ich muss heute noch zurück nach Düsseldorf.«

    »Leben Sie allein?«, fragte ich. Sie lächelte mich an.

    »Für eine Partnerschaft habe ich zu wenig Zeit. Außerdem können mir die Männer gestohlen bleiben. Ja, ich lebe allein. Darum müssen Sie mir helfen, meinen Sohn zu finden.«

    Damit war soweit alles gesagt. Wir erhoben uns und ich begleitete sie zur Tür. An der Tür stehend, vereinbarten wir noch, dass ich sie jeden Tag gegen achtzehn Uhr anrufe, um ihr den aktuellen Stand meiner Ermittlungen mitzuteilen. Wir verabschiedeten uns. Als ich wieder allein in meinem Büro war, wusste ich nicht, ob ich mit meinem ersten Tag zufrieden sein sollte oder nicht. Der Blick auf das Bündel Hunderteuroscheine auf meinem Schreibtisch vertrieb meine Bedenken ein wenig.

    3

    Während Frau Kessler vermutlich noch immer auf der Autobahn Richtung Düsseldorf unterwegs war, kurvte ich im Nieselregen auf der Suche nach einem Parkplatz im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel herum. Bevor ich mein Büro verlassen hatte, hatte ich mir das Bündel Geldscheine vorgenommen und es zweimal gezählt. Es waren genau fünftausend Euro und zugleich ein deutlicher Vertrauensbeweis. Grund genug für mich, gleich mit den Ermittlungen zu beginnen. Selbstverständlich musste ich jetzt mehr über Sascha Kesslers Leben hier in Hamburg herausfinden. Vielleicht wusste jemand in seinem Umfeld, sofern er überhaupt eines gehabt hatte, mehr über seinen Verbleib in den letzten drei Wochen. Beginnen wollte ich im Studentenwohnheim. Der Schnellhefter lag neben mir auf dem Beifahrersitz meines Fiat Cinquecento, den mir meine Mutter freundlicherweise vorerst überlassen hatte. Von dem Audi A6, den ich zuvor gefahren hatte, musste ich mich leider trennen, da er mir als Firmenwagen von meinem ehemaligen Chef zur Verfügung gestellt worden war. Der Gedanke an diesen schönen Wagen versetzte mir wieder einen Stich und ich bereute ein weiteres Mal, meinem Triebverhalten die große Chance auf einen erfolgreichen beruflichen Werdegang geopfert zu haben. Ich fand einen Parkplatz, und da mir der Magen knurrte, ging ich in eines dieser Bistros, die als Franchise-Unternehmen überall in der Stadt vertreten waren. Von den fünftausend Euro hatte ich mir fünfhundert eingesteckt. Den verbliebenen Batzen Geldscheine hatte ich in den Küchenschrank zu meinem Ikea-Kaffeeservice gelegt und fragte mich, ob nicht jeder halbwegs gescheite Einbrecher genau dort als Erstes nachsehen würde. Im gut besuchten Bistro schlug mir der übliche Geruch nach überbackenem Käse und angebranntem Weißbrot entgegen. Auf einer gusseisernen Platte dampfte der frisch verstrichene Teig für einen Crêpe. Die feuchte Luft war zum Scheiden und gerne hätte ich die Tür offen stehen lassen. Doch draußen war es noch immer regnerisch und sehr kühl. Es war kurz nach zwei. Bis auf einen Mann in der Uniform des Hamburger Verkehrsverbunds setzte sich das Publikum augenscheinlich aus Schülern und Studenten zusammen. Einem Milieu, dem auch ich bis vor etwa drei Jahren angehört hatte. Ich dachte an lange Kneipennächte, volle Hörsäle, geschwänzte Vorlesungen, ausgedehnte Cafeteriabesuche und hart umkämpfte Standardlehrbücher der Rechtswissenschaften in der Universitätsbibliothek. Alles in allem, an eine schöne, aber bisweilen anstrengende und etwas nervige Zeit in meinem Leben. Da ich noch keine dreißig war und mich nach wie vor leger und sportlich kleidete, war ich davon überzeugt, mich in diesen Kreisen noch immer bewegen zu können, ohne allzu sehr aufzufallen. Ich bestellte ein vegetarisches Baguette bei einer schick beschürzten Blondine, wohl ebenfalls Studentin und dachte kurz darüber nach, dazu ein Glas Weißwein zu trinken. Ich sah mich um. Auf den anderen Tischen standen Limonaden in verschiedenen Farben, große Latte macchiato-Gläser und Cappuccino-Tassen. Daraufhin bestellte ich eine Fritz-Cola. Ich setzte mich und schlug den Schnellhefter auf, den ich natürlich nicht im Auto liegengelassen hatte. Frau Kessler hatte mir vorsorglich auch die Anschrift vom Vater ihres Sohnes in den USA aufgeschrieben. Ich fragte mich, ob sein Vater sich die gleichen Sorgen machte, wie meine Auftraggeberin. Vielleicht sollte ich ihn mal anrufen. Möglicherweise wusste er, wo sein Junge stecken könnte. Ich blätterte um. Sascha studierte also im sechsten Semester Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Marketing. Wenn er so erfolgreich studiert hatte, wie ich annahm, dann konnte er kurz vor dem Bachelor stehen. Sechs Semester, das waren etwa drei Jahre. In meiner Zeit als Jurastudent hätte ich ihm also fast noch auf dem Campus begegnen können. Komischer Gedanke. Und jetzt hatte man mir die Aufgabe übertragen, ihn wiederzufinden. Mein vegetarisches Baguette wurde ausgerufen. Die Fritz-Cola hatte ich bereits selbst aus einem hohen Kühlschrank mit Glastür nehmen dürfen. Ich holte mir mein Baguette vom Tresen. Es lag auf einem großen, von vielen Messern zerfurchten Holzbrett. Der Käse quoll am Rand des Baguettes zu allen Seiten dick heraus. Darunter schimmerten Tomaten- und Gurkenscheiben. An den meisten anderen Tischen wurden Smartphones gequält. Auf alle Fälle musste ich etwas über seinen Studiengang und vor allem seine Kommilitonen in Erfahrung bringen, dachte ich, während ich mein Baguette kritisch betrachtete. Während ich aß, legte ich mir meine Ermittlungsstrategie weiter zurecht.

    Es regnete nicht mehr, als ich auf die Straße trat. Die kühle Luft wirkte befreiend nach der stickigen Atmosphäre des Bistros, dessen Geruch jetzt in meiner Kleidung hing und mich noch eine Weile begleiten sollte. Bis zum Studentenwohnheim waren es nur noch ein paar Schritte, sodass ich getrost meinen kleinen Freund stehen lassen konnte. Die Stühle und Tische der Straßencafés, an denen ich vorbeischlenderte, standen gestapelt an der Seite. Das unbeständige Frühlingswetter hatte den Betreibern die Freiluftsaison bisher gründlich verdorben. Alte Bäume säumten die Straße zu beiden Seiten. Aus ihren Kronen fielen dicke Tropfen herab und platschten auf das Trottoir und gelegentlich auch auf meinen Kopf. Das Studentenwohnheim befand sich in einem mehrgeschossigen Altbau, der vor nicht allzu langer Zeit gründlich renoviert worden war. Die Außenanlage konnte nur als halbwegs gepflegt bezeichnet werden und verdeutlichte, dass die Stadt Hamburg klamm war oder aber das Geld lieber in ein großes Gebäude an der Elbe steckte. Vor dem Hauseingang standen zahlreiche Fahrräder kreuz und quer, die an Fahrradständern, Pfählen und einem halbhohen Zaun angeschlossen waren. Diese Stahlrahmenmenagerie wirkte wie ein

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