Und plötzlich sieht dein Leben anders aus
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Über dieses E-Book
Seine "Heldentat" hinterlässt Eindruck bei den Mädchen: "Ein toller Kerl. Was der sich getraut! Und seine total schwarzen Haare!" Caro kann sich nicht enthalten, diese Feststellung mit einem tiefen Seufzer hervor zu bringen.
Wie das Leben so spielt, lässt sich eine Entwicklung nicht aufhalten. Bernie ist die Praktische und Schlagfertige. Das erste Zusammentreffen blockt sie ab, ist aber dann doch neugierig: "Ich komme mit, aber nur, um auf dich aufzupassen."
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Buchvorschau
Und plötzlich sieht dein Leben anders aus - Fritz-Dieter Kupfernagel
1.Aufpassen muss man schon
Carlo, denkt nicht darüber nach, ob das gut gehen wird. Wie so oft testet er seine Möglichkeiten, das Fahrrad extrem zu belasten. Der Naturweg im Stadtwald, der fast im Zentrum liegt, bietet sich geradezu an. Er ist steil, kurvenreich und vor allem heben sich viele Wurzeln von Bäumen aus dem Boden hervor. Selbst für Wanderer heißt es immerzu aufpassen. Auf diesem Stück des Weges bekommt man wenig von der Natur mit, weil zu sehr auf den Weg geachtet werden muss. Aufpassen muss man auch, wenn Spaziergänger auf dem Weg laufen, der diesen Naturweg schneidet. Diese Stelle ausgerechnet ist durch eine scharfe Kurve versteckt.
Das alles hindert ihn aber nicht, diesen Weg mit dem Fahrrad herunter zu fahren. Er hat das schön öfter getan. Seinem Körper sieht man es an. An vielen Stellen sind Narben zu entdecken. Da ist er aber hart im Nehmen. Ein wenig bedauert er es, dass Felix sich nicht für dieses Abenteuer begeistern kann. Seit ihrer Kindheit machen sie vieles gemeinsam. Den größten Teil ihrer Freizeit sind sie zusammen. Allerdings ist er der sportlich aktiverer Teil. Felix hat es mehr mit Abenteuern, die sich im Kopf abspielen. So kommt es auch, dass Carlo heute hier allein seinem Vergnügen nachgeht. Felix wird ihn aber gleich abholen. Dann kommt er auch mit seinem Fahrrad. Vielleicht kann er ihn doch einmal überreden, eine Strecke nach unten zu fahren?
Er steht auf den Pedalen und hält das Fahrrad in der Balance, indem er mit seinem Körper die Senkrechte auspendelt. Immer wieder hebt er leicht das Vorderrad an und ändert damit seine Position. Jetzt zurrt er seinen Helm fest, blickt noch einmal nach vorn und stürzt den Weg hinunter. Die ersten Meter tritt er noch kräftig in die Pedale, dann aber muss er sich voll auf die Lenkmanöver konzentrieren. Wenn er über eine Wurzel springt, fliegt das Fahrrad durch die Luft und er muss mit dem Körper lenken, damit er seine Spur wieder findet. Das erfordert schon einige Trainingseinheiten, um das so perfekt hin zu bekommen. Vor sich sieht er die dicke Buche auf sich zukommen, hinter der der Weg eine scharfe Rechtskurve macht.
Kurz davor, das weiß er, kommt die dicke Wurzel schlangenförmig aus der Erde. Diese muss er umfahren, sonst schafft er die Kurve nicht. Es gelingt. Er rutscht um die Kurve - und sieht Personen auf sich zukommen.
Wenn er jetzt nicht bremsen kann, wird es knallen. Er ist mit seinem Fahrrad zum Geschoss geworden.
Er kann nicht bremsen!
Weil ihm das schlagartig bewusst wird, bremst er gewaltsam. Er lässt sich fallen und rutscht nach rechts in das Gestrüpp. Er rutscht und rutscht. Es gelingt ihm aber, sich auf den Rücken zu drehen und die Beine nach vorn zu schieben. So kann er seine Schlitterpartie einigermaßen steuern. Am nächsten Baum endet die rasante Fahrt.
Als er daliegt, hört er es knacken und rascheln. Jemand kommt zu ihm. Er wendet seinen Kopf und sieht zwei Mädchen. Ganz entsetzt, aber auch besorgt, hocken sie sich zu ihm nieder. Die eine versucht ihn anzuheben. Das lässt er aber nicht mit sich machen. Er will die Beine anziehen, um sich aufzurichten. In dem Moment durchzuckt ihn ein wahnsinniger Schmerz. Es kommt ihm vor, als ob die Haut seines rechten Oberschenkels völlig zerrissen sei. Schmerzen empfindet man, zeigt sie aber nicht. Schon gar nicht vor den zwei Chicas, die vor ihm stehen. Die kümmert das aber gar nicht. Keinen Gedanken verschwenden sie daran, warum er außer seinem verzerrten Gesicht keinen Schmerz zeigt. Eine von ihnen zieht ihren Schal vom Hals und verbindet damit seine Wunde. Während sie einen straffen Knoten zieht, zuckt er doch noch einmal. Als das erledigt ist, helfen sie ihm aufzustehen.
„Wo ist mein Fahrrad? Danke." knurrt er. Es sind die ersten Worte, die ihm über die Lippen kommen. Den beiden Mädchen fällt in diesem Moment auf, dass auch sie bisher nichts gesagt haben. Das war es aber auch schon.
„Sag mal, bist du wahnsinnig?"
Er schaut sie beide an und muss erst einmal für sich realisieren, wer ihm da geholfen hat. Hübsch sind sie beide anzusehen, obwohl sie sehr unterschiedlich in ihrem Äußeren auf ihn wirken. Er grinst sie an: „Hey, ich bin Carlo und fünfzehn Jahre alt."
„Dann passen wir ja zusammen. Ich bin Caroline", sagt die etwas größere und schlanke Person, die direkt neben ihm steht. Sie hat dunkelblonde Haare und auffallend schlanke Beine. Ihre Stimme klingt für ein Mädchen recht tief. Überhaupt scheint sie genau zu wissen, was sie will. Zumindest wirkt sie so auf ihn.
Bevor sie ihre Freundin vorstellen kann, stellt diese sich selbst vor: „Ich höre auf den Namen Bernadette, aber alle sagen Bernie zu mir." Sie wirkt nun nicht gerade wie das Gegenteil von Caroline, stellt aber doch einen völlig anderen Typ dar. Sie ist einen Kopf kleiner als diese und nicht ganz so schlank. Durch ihre strohblonden längeren Haare, die scheinbar lange keinen Friseur gesehen haben, fällt sie sofort auf.
„Kommst du allein zurecht? Wir haben nämlich einen wichtigen Termin."
„Ja, ja, lasst euch nicht aufhalten. Ich muss erst einmal mein Rad begutachten und es dann wahrscheinlich nach Hause tragen."
Er überlegt noch, ob er sie fragen soll, wann sie sich wiedersehen. Ach, Ischenmüssen nicht sein. Die lenken nur ab.
Caro ist es anzumerken, dass sie lieber weiter dableiben würde, um zu helfen. Bernie aber drängt darauf, an ihren Termin zu denken. Also gehen die Mädchen weiter und er untersucht sein Downhill Bike. Der Lenker ist verbogen, das Rad ist schmutzig, aber sonst scheint alles in Ordnung zu sein. Er versucht aufzusteigen, stellt aber fest, dass seine Verletzung zu sehr spannt und weh tut. Er muss schieben.
Als er sein Handy nehmen will, merkt er, dass es aus der Tasche gerutscht sein muss. Also stellt er sein Fahrrad wieder ab und humpelt zurück zu seiner Unfallstelle, um es zu suchen. Es dauert nicht lange, da sieht er es liegen. Wer ihn jetzt beobachten könnte, wie er es aufheben will, würde sich vielleicht kaputt lachen. Die Verrenkungen sehen aber aus der Entfernung auch zu komisch aus. Das rechte Bein versucht er waagerecht zu halten, damit der Schmerz nicht zu stark wirkt und mit links geht er in die Hocke. Obwohl er sehr sportlich ist, gelingt ihm das nicht ohne Wackeln. Schließlich erreicht er sein Handy und hebt es auf. Gerade als er sich wieder aufgerichtet hat, sieht er im Gras ein weiteres Gerät liegen. Da es ein rosafarbenes Gehäuse hat, schließt er darauf, dass es eventuell einem der Mädchen gehören könnte. Er steckt es ein. Bei Gelegenheit wird er es zurück geben. Kurz überlegt er, seinen Vater anzurufen. Diese Schwäche will er aber nicht zeigen. Eigentlich müsste Felix schon hier sein. Sein Anruf bei ihm geht ins Leere. Sicher ist er schon unterwegs. Als er ankommt, stützt er Carlo, und sie schaffen es gemeinsam nach Hause.
2. Was Neugier so verlangt
„Ich glaube, wir sollten doch zu einem Arzt gehen. Die Wunde sieht nicht gut aus. Felix ist in diesem Fall der entschlossenere Teil der beiden. Carlo bremst diesen Gedanken vorerst aus: „Ich leg mich erst einmal hin. In einer Stunde können wir das immer noch erledigen.
Bevor er sich seinem Bett anvertraut, leert er seine Taschen aus. Felix sieht das rosafarbene Handy und ist erstaunt: „Wen hast du denn beklaut? Oder woher kommt das Teil?" Carlo ist selbst erstaunt. Es war ihm ganz entfallen, dass das Handy neben seinem im Gras lag. Also erzählt er von den beiden Mädchen und ihrer ersten Hilfe.
„Waren sie wenigstens hübsch? Felix sagt es so hin. Carlo bleibt cool und tut so, als ob er sie gar nicht richtig angeschaut hätte: „Ich hatte doch mit mir zu tun; ich weiß nicht.
Felix bemerkt aber, dass sein Freund leicht errötet.
„Beschreibe sie doch mal."
„Was soll ich da groß beschreiben? Die eine war größer und schlanker, die andere kleiner und dicker."
„Was für eine Haarfarbe hatten sie denn? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Carlo wird fuchtig: „Haarfarbe hin, Haarfarbe her, ist das denn so wichtig? Die eine war dunkelblond und die andere strohblond. Sie heißen Caroline und Bernadette. So mehr weiß ich auch nicht.
„Und welche gefiel dir besser?"
„Mensch, lass mich doch in Ruhe."
Felix aber hat Feuer gefangen und will mehr wissen. Du hast doch das Handy. Schau doch mal, ob im Telefonbuch einer der beiden Namen zu finden ist. Pause. „Da kannst du doch anrufen.
„Warum sollte ich das machen?"
„Na zum Beispiel, um zu sagen, dass das Handy bei dir ist."
Das leuchtet Carlo ein. Er sucht die PIN, um das Telefon zu entsperren. Neben Zahlenkombinationen versucht er es auch mit den Namen. Bei „Caro" springt das Telefon an. Er blättert im Telefonbuch und findet Bernie. Aber kann er so einfach anrufen? Was wird Caro denken, wenn er einfach so ihr Telefon benutzt?
„Na, los, ruf an und schalte auf Mithören."
„Nein. Komm, wir gehen doch erst einmal zum Arzt. Ich glaube, die Wunde muss zumindest desinfiziert werden. Wasser darf man da nicht nehmen."
Felix gefällt das eigentlich nicht. Er ist zu neugierig auf die Mädchen. Aber natürlich muss der Arztbesuch im Interesse von Carlo vorgehen.
3. Eine Probe, die beflügelt
Die beiden Mädchen haben nicht gesagt, wohin sie so schnell müssen. Das geht fremde Jungen auch nichts an. Beim Weitergehen spielte Carlo aber eine Hauptrolle in ihren Gesprächen.
„Ein toller Kerl. Was der sich getraut! Und seine total schwarzen Haare! Caro kann sich nicht enthalten, diese Feststellung mit einem tiefen Seufzer hervor zu bringen. Bernie sieht sie von der Seite an und merkt, dass diese ganz weg ist. Sie denkt aber praktisch und sagt: „Eigentlich habe ich ein schlechtes Gewissen, dass wir ihn allein gelassen haben. Die Wunde am Bein sah ja wirklich gefährlich aus.
„Ach, der ist ein ganzer Kerl. Der schafft das schon."
„Dein Schal ist aber keine Binde. Was ist, wenn sich die Wunde entzündet?"
„Jetzt unterschätzt du ihn aber. Der wird schon den Arzt aufsuchen."
Schon sind sie an der Musikschule angekommen. Heute ist Orchesterprobe, deshalb konnten sie sich nicht aufhalten. Caro ist Pianistin und Bernie spielt die Piccoloflöte. So sind sie immer ohne größeres Gepäck unterwegs.
Immer wieder freuen sie sich über das Alte Schloss, das vor einigen Jahren zu neuem Glanz gekommen ist. Es soll um das Jahr 1260 von Heinrich von Meißen, der auch „Heinrich, der Erlauchte" genannt wurde, als Festungsanlage errichtet worden sein. An der hinteren Mauer sehen sie den Hexenturm. Über diesen dachlosen Turm hat ihnen Herr Mantzel einmal die Sage erzählt, dass der Teufel den Bau in einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei übernommen habe, aber durch einen frühzeitigen Hahnenschrei an der Vollendung gehindert wurde.
Deshalb trage