Der neapolitanische Kater: ....auch Vulkane haben Seelen
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Über dieses E-Book
Ihr gemeinsames Ziel : den Mörder des Geistes zu finden, doch dieser kontrolliert zunächst auch die möglichen Verbündeten.
Da der Geist selbst nicht mit seinen Schwester auf Seelenebene kommunizieren kann, übernimmt diese Aufgabe der alte Kater. Auf diese Weise können sie schrittweise den Kreis ihrer Verbündeten erweitern. Dabei finden sie auch heraus, dass dem Geist noch eine Aufgabe zugedacht ist:
Er soll die gefährlichsten Vampire unserer Zeit in ihre Welt zurückdrängen - die Gefühlsvampire.
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Buchvorschau
Der neapolitanische Kater - Adam Imrish Clemm
Es ist schon später Vormittag….
als die Sardine auf das Kopfsteinpflaster der schmalen Gasse fällt.
So schnell es seine Behinderung erlaubt, humpelt der alte Kater zu der Stelle, an der sie reglos liegen geblieben ist.
Eingehend betrachtet er sie.
Keine große Sardine, aber noch frisch, konstatiert er zufrieden.
Er sieht sich um, doch die Straße ist leer.
Mit der Pfote verjagt er ein paar lästige Fliegen. Doch außer ihnen gibt es noch andere hungrige Mäuler - zwei seiner Artgenossen schleichen gerade um die Ecke.
Er packt die Sardine am Kopf und müht sich, sie schleifend in Sicherheit zu bringen. Ziemlich umständlich diese Art, denn er muss aufpassen nicht bei jedem Schritt auf den Fischschwanz zu treten.
Immer wieder muss er eine Pause einlegen. Hilfesuchend schaut er sich um:
die Steinmauer und der knochige Baum daneben kommen wie gerufen.
Gerade als er zum Sprung ansetzt, schießen seine Artgenossen hinter der Mauer hervor. Böse fauchend versuchen sie dem alten Kater sein Mittagessen abzujagen.
Er weiß, er hat nur einen Versuch. Glück gehabt, er ist oben.
Ohne sich noch einmal umzublicken, verschwindet er im hohen Gras des dahinterliegenden Gartens.
Die Spielgefährtin
Bild 204977 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.Das Klacken ihrer Absätze auf dem Kopfsteinpflaster hört man lange bevor sie sieht.
Ein schmales Gesicht, mandelförmige hellbraune Augen und ein weicher Mund, umrahmt von dunkelbraunen Locken mit einem leichten Rotschimmer und ein schlanker Körper biegt um die Ecke.
Das schwarze ärmellose Kleid scheint als wäre es aus übereinander gelegten Stoffbahnen gewickelt, die in der Nachmittagssonne schimmern.
Ein breiter roter Ledergürtel im Farbton ihrer Fußbekleidung und eine kleine Umhängetasche runden ihre sehr anziehende Erscheinung ab.
Einige Schritte später ist sie vor ihrer Haustüre angekommen. Sie zieht den Schlüssel aus ihrer kleinen Tasche und stutzt.
Aus den Augenwinkeln, bemerkt sie eine Bewegung in einer gegenüberliegenden Mauernische - ein Mann. Sie kennt ihn.
Auf ihr Zeichen, löst er sich aus der Wand und huscht er an ihr vorbei ins Haus. Schnell schließt sie die Türe hinter ihm.
Kunden schätzen ihre Diskretion.
Ihr heutiger Kunde hat immer dengleichen Spielewunsch: „Nicht-Petzen".
Dieses Spiel erfand vor vielen Jahren seine ältere Schwester.
Jedes Mal, wenn sie auf ihn aufpassen musste und er etwas tat, das sie missbilligte, drohte sie es den Eltern zu sagen.
Damit sie ihn nicht verpetzte, durfte sie etwas von ihm verlangen!
Mit der Zeit hatte sie sich einen kleinen Katalog von Bestrafungen für ihren Bruder ausgedacht. Eine ihrer Lieblingsstrafe war es, ihn nackt in die Ecke zu stellen.
Während er reglos dastehen musste, erzählte sie ihm von ihren sexuellen Phantasien. Da er noch sehr jung war, dauerte es eine Weile bis diese Geschichten die erwünschte Wirkung bei ihm erzielten.
Später erfand sie eine Zusatzregel, die es ihm verbot dabei sein Glied zu berühren, bis sie es erlaubte. Versuchte er es trotzdem, schlug sie ihm mit einem Lineal auf die böse Hand.
Wenn sie ihn genug gequält hatte, musste er sich vor einem Spiegel befriedigen.
Dabei stand sie daneben und feuerte ihn an. Manchmal schlug ihm auch mit einem Lineal auf den nackten Hintern. Mit der Zeit empfand er die Schläge als zusätzliche Lust.
Anschließend musste er unter ihrer Aufsicht alles saubermachen. Erst dann war seine Strafe verbüßt.
Um sich in der sonderbaren Wünsche Welt ihrer Kunden nicht zu verlieren, hält sie ihren Kundenstamm bewusst klein.
Während sie sich umzieht, bleibt ihr Kunde alleine im Zimmer.
Ein Buch mit hocherotischen Zeichnungen hat sie absichtlich auf dem kleinen Tisch liegen gelassen. Fasziniert blättert er noch darin, als sie lautlos das Zimmer wieder betritt.
„Du weißt, dass du das Buch nicht nehmen sollst! Ich werde es Mama und Papa sagen!" herrscht sie ihn an.
„Nicht sagen, bitte. Ich mache alles was du willst!" Bittend kniet er sich vor sie hin.
„Zieh dich jetzt aus", befiehlt sie barsch.
Hastig befolgt er ihren Befehl.
„Geh zum Spiegel!"
Schweigend stellt er sich nackt vor den großen Spiegel an der Wand.
Sie stellt sich ganz nah hinter ihn.
Mit einem kleinen Stock fährt sie langsam zwischen die Schenkel hoch. Das kalte Leder des Griffs lässt ihn erschauern und sein kräftiges Glied richtet sich auf wie eine Schlange, die Beute wittert. Doch bevor er es berühren kann, trifft ein gezielter Hieb seine Hand.
Flüsternd beginnt sie ihr Spiel.
Tief atmet er ihren anregenden Geruch, lauscht ihrer verführerischen Stimme und lässt seiner Phantasie freien Lauf.
Immer wieder versucht er sein zuckendes Glied zu berühren, doch die Spielgefährtin weiß es immer wieder zu verhindern.
Es dauert unendlich lange, bis ihr erlösender Befehl kommt.
In mehreren Wellen entlädt er sich auf seinem Spiegelbild.
Sie betrachtet seine Entspannung im Spiegel.
Zitternd greift er schließlich nach einer Stuhllehne und setzt sich.
Nachdem er sich beruhigt hat, reinigt er alles mit den vorbereiteten Tüchern.
Ohne seine Peinigerin anzusehen, zieht er sich wieder an, legt das Geld in den kleinen blauen Keramikaschenbecher und verlässt die Wohnung
Die Türe fällt ins Schloss.
Während sie das Honorar in das kleine Astloch hinter dem Foto steckt, muss sie an ihren Bruder denken.
Seit zwei Tagen hat sie nichts von ihm gehört.
Ein seltsames Treffen
In dem verwilderten Garten hinter der Mauer hatte der alte Kater einen Platz zum Ausruhen gefunden. Er war erschöpft von der Jagd, doch sein Mittagessen hatte er gerettet.
Die herrliche Ruhe und die wärmenden Strahlen der Mittagssonne verfehlten ihre Wirkung nicht - in Zeitlupe senkten sich seine Augenlider und mit einer Pfote auf seinem Mittagessen schlief er ein. Kurz darauf befand er sich in einem Traum, den seine Seele aus einer anderen Zeit mitgebracht hatte:
Er spielt auf dem kühlen Marmorboden des Haustempels. Es ist sehr ruhig um die Mittagszeit, da Bewohner die kühleren Abendstunden für ihre Gebete bevorzugen.
Masaru hat bei seiner Menschenfamilie ein schönes Leben. Er wird gut versorgt und genießt absoluten Schutz. Nur eine Einschränkung hat sein Katzenleben:
Er darf nie nach alleine nach draußen.
Wenn die Familie ausgeht, muss er in einem Käfig sitzen und wird spazieren getragen.
Deshalb beneidet er die Straßenkatzen. Die sehen nicht so hübsch aus, haben auch nicht immer genug zu essen, aber dafür sind sie frei. Doch Masaru ist zu wertvoll, um alleine draußen zu leben.
Er hat schon mehrere Zuhause gehabt, denn einer so wertvollen Katze kann es schnell passieren, dass sie als Geschenk den Besitzer wechselt. Seine frühere Besitzerin durfte er sie immer begleiten, wenn sie abends nach Yoshiwara ging. Er hatte dann eine schönes Lederhalsband an und konnte er ein wenig herumlaufen, soweit es die Leine erlaubte.
Es war ein sehr besonderer Stadtteil, es gab hier die besten Gerüche in der ganzen Stadt und es fiel immer etwas Leckeres für ihn ab.
Einer der Herren war oft zu Gast bei seiner Herrin und eines Tages hatte Masaru wieder ein neues Zuhause.
Ein Kitzeln in seinem linken Ohr weckt den alten Kater. Schlaftrunken kratzt er sich, doch es hört nicht auf.
Er hebt seinen Kopf und sieht hunderte Ameisen, die auf dem Weg zu seiner Sardine die Abkürzung über seinen Kopf nehmen.
Sofort springt er auf und schüttelt sich so lange, bis das Kitzeln aufhört. Nachdem er mit viel Mühen sein Mittagessen vor seinen Artgenossen in Sicherheit gebracht, will er es jetzt nicht den Ameisen überlassen: Krachend zerbrechen die Gräten zwischen seinen Zähnen.
Genüsslich leckt er sich die Schnauze und Barthaare, während die Ameisen die wenigen Reste abtransportieren dürfen. Bald ist auch die letzte Schuppe verschwunden.
Frisch gestärkt und unternehmungslustig beginnt er seinen Streifzug durch das hohe Gras des verwilderten Gartens.
Eine alte Scheune weckt seine Neugierde. Tief geduckt schleicht er einmal um sie herum. An der Wand lehnt eine zerbrochene Glasscheibe, die außer der langsam untergehenden Sonne auch sein Spiegelbild zeigt.
Sein schwarzes Fell ist zwar nicht mehr so glatt wie früher, doch wirkt es immer noch gepflegt. Nur seine kleine weiße Blesse ist heute nicht ganz sauber.
Das doppelflügelige Tor ist geschlossen. Gleich daneben jedoch befindet sich eine kleine, ein wenig verzogene Türe.
Mit der Pfote versucht der alte Kater in den kleinen Spalt zu gelangen, endlich öffnet sie mit einem leichten Quietschen.
Sofort weiten sich seine Pupillen und mit aufgestellten Ohren blickt er in den düsteren Raum.
Fahles Mondlicht, fällt durch die Lücken der fehlenden Ziegel.
An den Wänden lehnen hier, wie auch überall im Garten, die Überreste alter Maschinen. Einige werfen gespenstische Schatten.
Von der Decke baumelt eine Kette herunter.
Im Vorbeischleichen bekommt sie mit der Pfote einen Schubs. Leises Rasseln - ein gespenstisches Geräusch in der Dunkelheit.
„Macht’s Spaß?".
Angewurzelt bleibt der alte Kater stehen. Langsam dreht er den Kopf. Er ist sich nicht sicher, ob da wirklich etwas war.
Vorsichtig setzt er eine Pfote vor die andere, als hätte er Angst etwas Unsichtbares zu zertreten.
„Keine Angst. Ich kann dir nichts tun. Ich bin nur ein Geist!" tönt es in seinem Kopf.
„Geist?"
„Ja, ein Geist! Wenn du willst, erzähle ich dir gerne wie man einer wird!"
Der alte Kater setzt sich unter die Kette und blickt an ihr empor. So hat er wenigstens einen realen Orientierungspunkt, als die Stimme zu erzählen beginnt:
„Ich wollte nur die Straße überqueren, da hörte ich das Heulen eines Motors. Zum Reagieren war es zu spät und gleich darauf lag ich unter einem Auto.
Schon im nächsten Augenblick betrachtete ich alles aus einer schwebenden Perspektive, ein ziemlich komisches Gefühl kann ich dir sagen.
Der Fahrer stieg aus, zog mich unter seinem Wagen hervor und steckte mich in den Kofferraum. Es machte ihm überhaupt nichts aus, dass er mich eben getötet hatte. Dann fuhr er mit mir hierher."
„Und wo bist du jetzt? Ich meine, dein Körper?"
„Schau mal noch oben!"
Der alte Kater legt den Kopf in den Nacken. Über ihm baumelt, mit dem anderen Ende der Kette verschnürt, ein Paket.
„Das bin ich oder besser gesagt, der Rest von mir."
„Wann ist das passiert", erkundigt sich der Kater.
„Gestern, glaube ich!"
„Aber was machst du jetzt noch hier?"
„Ich bleibe in der Nähe meines Körpers, bis meine Seele abgeholt wird!"
„Abgeholt? Von wem ?"
„Von Baumgeistern, Engeln oder so! Meine Seele kann doch nicht als Geist einfach hierbleiben, oder?"
Der alte Kater ist wirklich erstaunt über diese Antwort
„Bist du denn ganz alleine da oben?"
„Ich weiß nicht, aber außer dir hatte ich noch mit niemandem Kontakt. Aber im Schintoismus glaubt man, dass alles eine Seele besitzt. Es gibt heilige Berge, heilige Flüsse, heilige Bäume und verschiedenes andere." fährt der Geist auf einmal fort. Anscheinend will er sich selbst Mut zusprechen.
Manche Japaner glauben, dass die Seelen unserer Ahnen in einem Schattenreich weiterleben, andere wiederum glauben, dass die Seelen in anderen Körpern wiedergeboren werden und sie so in den Kreislauf der Lebenden zurückkehren.
„Wer hat dir denn das alles erzählt?" fragt der alte Kater erstaunt.
„Meine Mutter!"
„Deine Mutter?"
„Ja, eigentlich war sie meine Stiefmutter. Sie war Halbjapanerin" fügt der Geist erklärend hinzu.
„Sehr interessante Philosophie. Was glaubst du denn, wie es jetzt weitergeht" stellt der alte Kater die Frage in den Raum und hofft seinen neuen Bekannten von seinem Trübsal etwas abzulenken.
„Keine Ahnung!"
„ Aber aktiv scheinst du ja zu sein", fährt er fort.
„Aktiv? Was meinst du damit?" erkundigt sich der Geist.
„Ich meine damit, dass deine Seele aktiv ist."
Schweigen.
„ Wir beide kommunizieren unsere Gedanken über unsere Gefühle und das funktioniert nur, wenn unsere Seelen aktiv sind. " führt der alte Kater seine Gedanken zu Ende.
„ Dann müssen unsere Seelen auf einem ähnlichen Energieniveau schwingen. Vielleicht sind wir sogar Seelenverwandte!" stellt der Geist erfreut fest. „Oh, wir haben uns ja noch gar nicht vorgestellt: Carlo oder was von ihm noch übrig ist"
„Angenehm Don."
Der alte Kater schließt die Augen. Das macht er immer so, wenn er nachdenkt.
„ Ich hoffe nur, dass meine Seele nicht irgendwohin geschickt wird, wo ich mich nicht auskenne." schreckt ihn sein Gesprächspartner aus seinen Gedanken wieder auf.
„Wie meinst du das?"
„Ein nettes Tier wäre ja nicht so schlimm, aber als Stein oder Baum, den jeder Hund anpinkelt, möchte ich nicht enden!"