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Der Fall Bahran
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eBook448 Seiten5 Stunden

Der Fall Bahran

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Über dieses E-Book

Wer tötete die Geistheilerin Patricia Bahran? Eine Frau, die so viel Gutes getan hat? Das fragen sich alle und keiner kann es begreifen. Nach "Mörderliebe" ermittelt das Duo Weinfeld und Albrecht endlich wieder gemeinsam in gewohnt spannender Weise in diesem komplizierten Mordfall. Ein unübersichtliches Kundenbuch, viele Verdächtige und eine Wunderheilerin, die anscheinend zu viel über ihre Kunden gewusst hat. Karla und Zacharias kämpfen nicht nur gegen das Schweigen der Verdächtigen an, sondern auch gegen die mörderische Hitze eines Jahrhundertsommers.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Dez. 2018
ISBN9783742710154
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    Buchvorschau

    Der Fall Bahran - Elke Maria Pape

    Prolog

    Vor der Tat, Ende Februar

    Unglaublich.

    Da war doch tatsächlich ein Bericht über sie in der Zeitung!

    Zwar nicht auf der ersten Seite, nein auf Seite fünf.

    Aber immerhin.

    Sie hatte gar nichts darüber erzählt.

    Dass ein Reporter über sie berichten wollte, ganz offiziell.

    Wo sie ihre Tätigkeit doch normalerweise nicht an die große Glocke hing, obwohl sie in der Stadt viele Leute kannten. Oder zumindest von ihr gehört hatten.

    Die Person faltete die Zeitung ordentlich auseinander und fuhr mit den Fingern über die geknickten Stellen. Das muss ich lesen, dachte die Person.

    Unbedingt.

    Es war eigentlich Zufall, dass diese Person eine Ausgabe der Zeitung, die einmal im Monat erschien, gekauft hatte. Aber gab es wirklich Zufälle im Leben? War nicht alles irgendwie gelenkt, wie von einer unsichtbaren Hand, von Fäden, an denen gezogen wurde, nicht so fest, dass man es sofort spürte, aber doch entschieden. Wie ein Pendel, das sich immer in die Richtung bewegte, in der es der Geist eines jeden, der es bediente, befahl?

    Wahrscheinlich war es so.

    Also, was blieb einem anderes übrig, als den Bericht zu lesen?

    Berichterstattung Ausgabe Februar

    > Gesichter einer Stadt<

    Vom 14. Februar

    Das Interview begann mit dem üblichen Geplänkel. Kurze Vorstellung, einführende Worte, Erklärungen an die Leser. Am Anfang hatte man ein wenig das Gefühl, das Patricia Bahran nicht zu den eifrigsten Lesern der Serie über bekannte Persönlichkeiten dieser Stadt gehörte, was der Reporter zu überspielen versuchte. Gehört hatte sie davon, ja, aber sonst. Den Lesern gefiel es bestimmt, dass sie so ehrlich war. Warum auch nicht?

    Sie erwähnte einen Bericht über einen Schlagerstar, der hier in der Stadt lebte, und der, zum großen Verdruss seiner doch recht konservativen Fans, in den Bordellen im Rotlichtbezirk ein und ausgegangen war. Man hatte ihn dort mehrfach gesehen. Patricia merkte an, dass die Zeitung jedoch nicht mit eben diesem Schlagerfuzzi gesprochen hatte, sondern mit einer Prostituierten, die sich wohl ausgiebig um den Herrn gekümmert hatte. Der Reporter antwortete daraufhin schlagfertig, dass es sich bei der besagten Dame ja schließlich auch um ein Gesicht dieser Stadt handelte, und da musste Patricia Bahran ihm wohl oder übel Recht geben.

    Die nächsten Fragen und Antworten überflog die Person. Es ging um Allgemeines. Was Patricia genau machte, wie sie es machte und warum.

    Uninteressant.

    Jedenfalls für die Person.

    Weil sie es wusste. Nur zu gut.

    Dann kam der Reporter an einen Punkt, der ihm wohl am Herzen zu liegen schien.

    Er schien einer der Menschen zu sein, die zwar nicht ausschließen wollten, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gab, die man nicht ohne weiteres erklären konnte, aber die sich doch noch eine große Spur Skepsis bewahrt hatten und auf Nummer Sicher gingen. Doch lieber das glaubten, was zu beweisen war.

    „Das heißt, man muss schon ein großer Menschenfreund sein, um diesen Beruf auszuführen, richtig?"

    „Ja, das stimmt. Und das bin ich auch. Ich liebe die Menschen."

    „Alle?"

    „Vielleicht nicht alle. Aber die meisten. Wenn man sich Mühe gibt, kann man an jedem Menschen etwas Schönes entdecken."

    „Haben Sie gar keine Angst dass da mal irgendetwas schief geht?"

    „Wie meinen Sie das denn? Was soll da schief gehen?"

    „Dass zum Bespiel einer Ihrer Besucher das Ganze missverstehen könnte. Vielleicht verliebt sich jemand plötzlich in Sie."

    „Nein, jetzt muss ich aber lachen. Das ist noch nie passiert, glauben Sie mir."

    „Aber es könnte doch passieren. Oder Sie geraten an einen Psychopathen, der Sie um den Finger wickelt ohne dass Sie es sofort merken und es gar nicht gut mit Ihnen meint. Alles möglich."

    „Jetzt übertreiben Sie. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Tätigkeit. Sie erfüllt mich und macht mir große Freude. Ich habe vor, das noch mindestens vier bis fünf Jahre zu machen. Anschließend möchte ich reisen. Das ist in der Vergangenheit etwas zu kurz gekommen. Und in jungen Jahren fehlte mir einfach das Geld. Nicht, dass ich durch meine Arbeit reich werde. Ich tue das einfach, weil es mich als Mensch glücklich macht."

    „ Frau Bahran, erlauben Sie mir anzumerken, dass ich ein bisschen skeptisch bleibe. Ich halte das für nicht ganz ungefährlich."

    „Machen Sie sich keine Sorgen um mich."

    „Trotzdem, tun Sie mir einen Gefallen und schauen Sie sich die Leute genau an, bevor Sie sie behandeln. Das Ganze macht mir ein bisschen Angst."

    „Das ist nett von Ihnen, dass Sie besorgt um mich sind, aber das ist unbegründet. Ich merke schon, wenn einer ernsthaft krank ist. Auch psychisch! Und den würde ich nicht behandeln und sofort an einen Facharzt verweisen."

    „Frau Bahran, ich danke Ihnen für dieses Interview. Geben Sie unseren Lesern doch noch ein paar kurze Stichpunkte zu Ihrem Leben."

    „Gern. Ich heiße Patricia Bahran.

    Ich bin sechsundfünfzig Jahre alt.

    Keine Kinder.

    Geschieden.

    Und mein Beruf ist Geistheilerin."

    „Vielen Dank. Und wie gesagt, passen Sie gut auf sich auf, Frau Bahran."

    Die Person legte nachdenklich die Zeitung zur Seite und war sich nun ganz sicher. Patricia Bahran würde helfen.

    Die Person musste nur immer wieder fragen. Notfalls flehen, auch wenn das schwer war, aber die Zustände erforderten es nun einmal.

    Unter Umständen musste Patricia Bahran auch gezwungen werden. Wenn es gar nicht anders ging. Aber darüber musste man im Moment noch nicht nachdenken. Noch war es zu früh für solche Pläne.

    Oder nicht?

    Kapitel 1

    Montag, der 01. August

    Konnte er nie dieses Nörgeln sein lassen?

    „Gertrud!" Jetzt rief er schon wieder nach ihr. Irgendwo von draußen aus dem Garten kam die Stimme.

    „Gertrud!"

    Sie seufzte. „Ja, was ist denn? Ich muss zur Arbeit!" Leicht genervt ging sie durch das kleine Wohnzimmer und blieb an der offenen Terrassentür stehen.

    Nach ein paar Minuten kam ihr Mann um die Hausecke und klopfte sich auf der Terrasse die schmutzige Hose ab. Endlos lange machte er das, anschließend zog er sich die Gartenhandschuhe aus, an denen noch kleine Ackerklumpen klebten.

    „Wo willst du hin?", fragte er atemlos.

    „Arbeiten, hab ich doch gesagt. Ich gehe jeden Morgen arbeiten, falls du dich erinnerst.", antwortete sie ungeduldig.

    Ihr Mann kratzte sich verlegen an der Stirn. „Ja, aber doch nicht so spät. Es ist neun Uhr. Ich dachte, du hättest heute frei."

    „Nein, hab ich nicht. Frau Bahran braucht mich heute später. Wie gesagt, hab ich dir alles schon erzählt."

    Er lächelte gequält. Er merkte sehr wohl, wie sein Gedächtnis immer mehr nachließ.

    „Es ist Suppe im Kühlschrank. Für heute Mittag. Also, ich muss jetzt wirklich los. Bis nachher."

    Gertrud Häberlein schloss die Terrassentür und öffnete sie sofort wieder.

    „Hast du einen Schlüssel? Nicht, dass ich dich jetzt aussperre."

    Er lächelte immer noch und griff in die Tasche seiner ärmellosen Weste.

    Ja, er hatte einen Schlüssel.

    Was er sie noch fragen wollte, hatte er vergessen.

    Sie blickte in den Spiegel im Flur und überprüfte kurz ihr Aussehen, dann ging sie los. Heute würde sie den Bus nehmen. Normalerweise ging sie immer zu Fuß. Aber heute hatte sie zwei Kilo sperrige Porree Stangen bei sich, die sie gestern für ihre Chefin auf dem Markt erstanden hatte. Eigentlich erledigte sie gerne Botengänge, dann durfte sie immer eine halbe Stunde eher gehen und konnte so auch noch für sich und ihren Mann etwas kaufen, meist für das gemeinsame Abendessen.

    Um 9.15 Uhr stieg sie in die Linie 19 und ließ sich neben anderen Hausfrauen und Verkäuferinnen, die zur Arbeit fuhren, nieder.

    Das Frau Bahran sie manchmal etwas später bestellte, war nicht ungewöhnlich. Im Allgemeinen empfing sie dann einen ihrer Gäste, jemand, der nicht gesehen werden wollte. Vielleicht jemand Prominentes. Ihr konnte es nur recht sein, sie bekam trotzdem die volle Stundenzahl abgerechnet. Immer von acht Uhr morgens bis ein oder zwei Uhr nachmittags. Je nachdem.

    Gäste, so nannte ihre Chefin die Leute, die zu ihr kamen und diese sprachen sie immer mit „Madame Bahran" an. Gertrud Häberlein fand das ein bisschen affig. Aber was ging sie das an. Madame zahlte gut, und jetzt, da ihr Mann bereits in Rente war, konnten sie jeden Cent gebrauchen.

    An der Haltestelle Birkenweg stieg sie aus. Jetzt war es nur noch einen Katzensprung bis zum Tannenweg. Vor der Hausnummer vierzig kramte sie in ihrer großen Handtasche nach dem Schlüssel, öffnete wie immer die knarrende Gartentür und ging über den Steinweg zum Haus. Die üppigen Blumen links und rechts des schmalen Weges waren jetzt in der flirrenden Hitze des Hochsommers so schwer, dass sie sich mit ihrer ganzen Pracht zur Seite bogen und man kaum noch die Steinplatten unter den Füßen erkennen konnte.

    Frau Bahran war geradezu vernarrt in dieses unordentliche Blumenmeer. Gertrud Häberlein schüttelte den Kopf und schob bei jedem Schritt mit ihren Beinen die teilweise schon abgeknickte Blumen zur Seite.

    Sie hatte es lieber ordentlicher.

    Um punkt neun Uhr dreißig schloss sie die Haustür auf. Eine schwere alte Eichentür, deren Schloss immer ein wenig klemmte.

    Historisch, nannte ihre Chefin die Tür. Sie hatte sie irgendwo teuer erstanden und extra einbauen lassen. Frau Häberlein hatte das nicht verstehen können. Zumal sich vorher dort eine sehr moderne, neue Haustür befunden hatte. Dass man die durch eine alte ersetzten wollte, leuchtete ihr nicht ein.

    Der Flur mit den weißen Bodenfließen wirkte hell und freundlich und durch die halboffene Wohnzimmertür strömte zusätzliches Sonnenlicht herein.

    Sie stellte wie immer ihre Handtasche unter dem Garderobenglastisch ab und trug die Leinentasche mit dem Porree Gemüse in die Küche. Wie jeden Morgen stapelte sich auf mehreren Arbeitsplatten das dreckige Geschirr des letzten Tages. Frau Bahran schaffte es nie, die Sachen in die Spülmaschine zu räumen. Wenigstens das hätte sie doch machen können, dachte Frau Häberlein jeden Morgen, wenigstens das.

    Und so sortierte sie auch heute Tassen, Teller und jede Menge Gläser in die Spülmaschine, immer bedacht, möglichst wenig Lärm zu machen.

    Deswegen hatte sie auch einen eigenen Schlüssel. Frau Bahran wollte nicht gestört werden, wenn sie Gäste hatte. Auf gar keinen Fall. Meistens hielt sie sich mit ihren Kunden in einem extra dafür vorgesehenen Raum im ersten Stock auf.

    Kunden, so nannte Frau Häberlein diese Leute.

    Heute Morgen schien allerdings niemand von diesen Leuten da zu sein. Alles war ruhig.

    Vielleicht schlief sie noch.

    Nichts Ungewöhnliches.

    Frau Häberlein stellte die Spülmaschine an und wischte die Flächen der Einbauküche mit einem nassen Lappen ab. Frau Bahran mochte nicht, wenn man beim Hereinkommen in die Küche Fingerspuren an den Schränken erkennen konnte. Schon gar nicht am Kühlschrank.

    Und Frau Bahran ging sehr oft an den Kühlschrank. Das vermutete Frau Häberlein jedenfalls, weil fast täglich die Sachen, die sich gestern noch im Kühlschrank befanden, weg waren und wieder neue Sahne- und Joghurtbecher dort standen. Auch Salami und fettige Käsesorten, Packungen mit Kartoffelsalat und diverse Fertiggerichte wurden ständig aufgefüllt.

    Jeder hat wohl seine Schwächen, dachte Frau Häberlein. Und das war die Schwäche von Frau Bahran, was man ja auch an ihrem wohlgenährten Körper erkennen konnte.

    Nachdem sie mit der Küche fertig war, und das dauerte meistens vierzig Minuten, ging sie zurück in den Flur und nahm sich den Kellerschlüssel, der an einem Haken an der Wand hing. Beim Blick, den sie durch die halboffene Wohnzimmertür warf, konnte sie einige rote Flecken auf dem Fußboden ausmachen. Frau Häberlein zuckte mit den Schultern. Da würde sie sich später drum kümmern.

    Sie hatte immer ihren festgelegten Rhythmus. Sonst konnte man schnell etwas vergessen.

    Und jetzt war zuerst das Obergeschoss dran.

    Sie ging die Kellertreppe hinunter und griff sich ihre Putzutensilien, die dort unten neben einem Waschbecken standen.

    Ein Eimer, ein Wischer mit mehreren, ordentlich zum Trocknen aufgehängten, passenden Bezügen, ein Fensterleder und einen Schwamm für den groben Schmutz, obwohl es den in diesem Haus eigentlich gar nicht gab.

    Dazu noch einen Glasreiniger für Fenster und die vielen Spiegel, Scheuermilch und einen Allzweckreiniger. Fertig!

    Sie packte alles in ein dafür vorgesehenes Körbchen und schleppte die Sachen mit samt Wischer und Eimer nach oben.

    In der Küche ließ sie Wasser in den Eimer und auf dem Weg in den ersten Stock wischte sie schon einmal über das Treppengeländer.

    Oben stand die Schlafzimmertür von Frau Bahran offen. Sie war also schon aufgestanden. Das Bett war ordentlich gemacht.

    Seltsam.

    Normalerweise kümmerte sich Frau Häberlein auch da drum. Sah nach, ob die Bettwäsche gewechselt werden musste, legte ansonsten die Bettdecke ordentlich zusammen und knickte das aufgeschlagene Kopfkissen, so dass es aussah wie in einem Luxushotel.

    Wo war sie heute Morgen nur? Frau Häberlein sah auf ihre Uhr. Bereits kurz vor elf.

    Die Tür zu dem so genannten Beratungszimmer war geschlossen. Aber dort schien niemand zu sein. Ansonsten konnte man bisweilen gemurmelte Stimmen aus dem Innern des Zimmers hören, manchmal sogar leises Schluchzen. Das kam auch vor.

    Sollte sie hinein gehen und nachschauen? Sie legte ihre Hand auf die Türklinke und drückte sie herunter. Dann überlegte sie es sich anders. Lieber nicht.

    Aber wo steckte sie nur? Oder war sie gar nicht zu Hause? Wenn sie heute einen Termin gehabt hätte, dann hätte sie doch etwas gesagt. Aber sie war ihr schließlich keine Rechenschaft schuldig.

    Trotzdem, es wäre nicht zu viel verlangt, ihr Bescheid zu geben, dachte Frau Häberlein. Aber was sollte man machen? Sie putzte einfach in ihrem gewohnt ruhigen aber stetigen Tempo weiter. Zuerst das Bad, dann überall Staubwischen, dann die Teppiche saugen und das Fenster im Schlafzimmer war auch mal wieder dran.

    Wo war sie bloß?

    Viertel nach Zwölf! Jetzt musste sie sich aber beeilen. Schließlich hatte sie heute weniger Zeit, aber die Räume mussten trotzdem alle gemacht werden. Zum Bügeln würde sie wohl nicht mehr kommen. Aber im Wohnzimmer musste sie unbedingt nach den roten Flecken sehen, die ihr eben aufgefallen waren. Wahrscheinlich wieder von diesem klebrigen und dickflüssigen Kirschsaft, den ihre Chefin oft abends trank. Frau Häberlein hasste dieses Zeug. Und wenn das erst einmal eingetrocknet war, nicht nur am Boden, sondern auch in den ständig neuen Gläsern, die sich Frau Bahran aus der Vitrine nahm, hatte man seine liebe Mühe mit dem Zeug.

    Schon im Flur spannte sie ein feuchtes Tuch auf den Wischer, fuhr sich mit der Hand über ihre schweißnasse Stirn, und ging anschließend ins Wohnzimmer.

    Gegen Mittag wurde die Hitze unerträglich. Auch hier im Haus.

    In dem großen Raum wischte sie zuerst über die unzähligen Kirschsaftflecken. Diesmal gingen sie überraschender Weise ganz leicht ab.

    So, Frau Häberlein wischte sich ihre nassen Hände an ihrer alten Hose ab und überlegte. Wenn Madame noch nicht da ist, kann ich heute ja mal in Ruhe die Polster absaugen, nahm sie sich vor, kniff die Augen aufgrund den flutenden Sonnenlichts, das durch die großen Scheiben schien, leicht zusammen und sah sich um.

    Sie lag neben dem wuchtigen Glastisch. Direkt hinter dem großen Sofa, das die Sicht versperrte.

    Und hier war alles voll von roten Flecken.

    Überall.

    Sie waren überall.

    Frau Häberlein presste in einem stummen Schrei völlig verkrampft die Hände an ihren Mund.

    Überall dieses Rot.

    Unten auf dem Boden.

    An den Wänden.

    Am Fenster.

    Auf dem Sofa.

    Sie sah hoch.

    Auch an der Decke!

    Der Kopf der toten Madame Bahran war umspült von Blut, so als hätte jemand ein fliesend rotes Seidentuch drapiert. Ihr Gesicht war nur noch eine blutige Masse. Sekundenlang, minutenlang starrte die Haushälterin regungslos auf ihre Chefin, sie kniff die Augen zusammen, riss sie wieder auf, und doch verschwand es nicht, das Grauen, dieser lähmende Schock.

    Das hier war kein Film, nicht einer dieser Krimis, die sie immer sah. Keine Szene, die sich gleich auflöste. Hier lag Madame Bahran, fürchterlich zugerichtet, ja geradezu entstellt. Es war, als hörte man selber auf zu existieren, während man auf die Leiche starrte, als stände das eigene Herz still und die ganze Welt.

    Später wird sich Frau Häberlein nicht mehr erinnern können, wie sie aus dieser Hölle nach draußen gekommen war.

    Die thailändische Haushaltshilfe der Nachbarn sah sie gegen halb ein Uhr mittags, wie sie, die Hände erhoben, über die Terrasse lief.

    Sie war gerade dabei, das Badezimmer ihrer Arbeitgeber zu putzen und hatte die große Badematte zum Lüften aus dem Fenster gehangen. Die Frau Häberlein ist aber heute spät dran, dachte sie noch, normalerweise bringt sie den Müll schon kurz nach acht raus. Sie winkte ihr und lächelte ihr freundlich zu in ihrer scheuen Art.

    Aber Frau Häberlein lächelte nicht zurück, das war seltsam, nein, sie fuchtelte und ruderte geradezu panisch mit den Armen um sich.

    Mülltüten hatte sie auch nicht dabei. Die Thailänderin beugte sich verwirrt aus dem Fenster, während Frau Häberlein im selben Augenblick der Dame des Hauses in die Arme lief.

    Plötzlich hörte sie wie die Haushälterin von Frau Bahran anfing zu schreien und nicht mehr aufhörte. Also lief sie eilig die Treppe herunter und zusammen mit ihrer Chefin gelang es ihr irgendwann, die völlig verängstigte Frau zu beruhigen.

    Was diese dann allerdings unter Tränen und am ganzen Leib zitternd berichtete, war so ungeheuerlich, dass beiden das Blut in den Adern gefror.

    Kapitel 2

    Montag, der 01. August

    Er sah die Nummer auf dem Display seines Telefons. Reichte es nicht, dass sie ihn eine Woche zu früh aus dem wohlverdienten Urlaub geholt hatten? Seit Tagen schob er Überstunden ohne Ende. Es war schon schlimm genug dass nicht weniger als fünf Kollegen aus dem Kommissariat mit einer schweren Sommergrippe im Bett lagen.

    Wenigstens das Mittagessen konnte man ihm doch gönnen, oder?

    Zacharias Weinfeld seufzte laut und erhob sich von seinem Küchenstuhl. Gerade hatte er sich ein leckeres Steak in die Pfanne gehauen, das er jetzt erst zur Hälfte gegessen hatte. Er aß bei geschlossenen Jalousien um die Hitze draußen zu lassen.

    „Weinfeld."

    „Chef, es gibt einen neuen Fall. Tut mir leid, aber ich..., ach Entschuldigung, hier ist Steffen Döber, ich…"

    „Ich kenne deine Stimme, Steffen. Also, was gibt’s?"

    „Ja, es wäre mir auch lieber wenn…." Steffen Döber hatte wohl den genervten Tonfall seines Vorgesetzen bemerkt.

    „Nun rede schon. Du kannst ja nichts dafür. Oder hast du jemanden umgebracht?"

    „Sehr witzig, wirklich."

    „Also, ein Mord?"

    „Ja. Sieht so aus."

    „Oder ist die Sache unklar? Kann nicht erst mal der Kriminaldauerdienst vorbei kommen?"

    „Ist schon da. Es ist eindeutig Mord."

    „Wo soll ich hinkommen?" Zacharias Weinfeld hielt Block und einen Stift bereit, um sich Notizen zu machen.

    Es raschelte. Sein Kollege Döber blätterte in irgendwelchen Zetteln:

    „Tannenweg 40."

    „Oh, schicke Gegend. Hab Verwandte dort."

    „War ja klar."

    „Wie bitte?"

    „Schon gut. Du kannst den Tatort nicht verfehlen. Da muss es schon vor Einsatzwagen wimmeln. Spurensicherung und Gerichtsmedizin sind auch schon da, beziehungsweise unterwegs."

    „Und du?"

    „Ich? Ich bleibe hier. Einer muss ja die Stellung im Büro halten."

    „Also werde ich der einzige sein vor Ort?"

    „So siehst momentan aus. Wir sind nur noch zu zweit. Jedenfalls so lange, bis mich die Grippe auch noch nieder streckt."

    Zacharias grummelte. „Mal bloß nicht den Teufel an die Wand. Wer ist denn der Tote?"

    „Die Tote!"

    „Eine Frau?"

    „Ja, und eine sehr bekannte noch dazu."

    „Ich versteh nicht."

    „Fahr erst mal hin, dort werden sie dir alles Weitere erklären."

    „O.K. Zacharias klemmte sich den Hörer unters Kinn, schleppte seinen halbvollen Teller zurück in die Küche und stellte ihn in den Kühlschrank. „Bin schon unterwegs!

    Er musste nicht lange suchen, bis er das Haus, eine eckige kleine Stadtvilla, fand. Zwar war das Wohnhaus durch einen mächtigen Bestand an alten Bäumen und großen Büschen und Sträuchern vor den Blicken der Passanten relativ gut geschützt, aber die noch immer eingeschalteten Blaulichter wiesen ihm den Weg.

    Er parkte seinen Wagen zirka zehn Meter weiter am Straßenrand und ging an zahlreichen Schaulustigen, neugierigen Nachbarn in kurzen Hosen und den üblichen Vertretern der Presse, die wahrscheinlich wieder den Polizeifunk abgehört hatten, vorbei zu einem Streifenbeamten, der ihm bereitwillig das Absperrband hoch hielt.

    „Die Spurensicherung ist hoffentlich schon da?", fragte Zacharias.

    Der Beamte nickte stumm.

    Zacharias nestelte an einem Hemdknopf herum und lockerte seine Krawatte. Sein Hemdkragen war jetzt schon durchnässt. Die Temperatur änderte sich kaum, als er durch die geöffnete Haustür ging. Hier drinnen war es genauso stickig wie draußen.

    Leute der Spurensicherung kamen ihm entgegen und nickten ihm mit ihren schweißnassen Gesichtern zu.

    „Wie lange seid ihr schon hier?", fragte Zacharias.

    „Schon über eine Stunde.", sagte einer.

    Die blonde Inge Braukmann hatte ihre langen Haare zu einem raffinierten Knoten hochgesteckt und beugte sich gerade konzentriert über den Körper der Ermordeten. Zacharias mochte die junge Rechtsmedizinerin, die es mit Fleiß und Ehrgeiz recht schnell geschafft hatte, sich auf der Karriereleiter nach oben zu kämpfen, trotz einiger Widerstände ihrer männlichen Kollegen.

    Ihrer verbindlichen Art und der fachlichen Kompetenz konnte man recht schnell vertrauen.

    „Tag, Herr Weinfeld!" Sie strich sich mit dem Unterarm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht, peinlich darauf bedacht, nicht mit den Händen ihren Kopf zu berühren.

    Die medizinischen Handschuhe waren voller Blut.

    „Verdammt heiß heute, nicht wahr?"

    Sie nickte gequält.

    „Weiß man schon wer die Tote ist." Zacharias stand jetzt in unmittelbarer Nähe der Leiche. Ein fürchterlicher Anblick, dachte er. Die arme Frau war von einer riesigen Lache Blut umgeben, ihr Gesicht war kaum zu erkennen. Auch der Oberkörper wies zahlreiche Wunden auf, die stark geblutet hatten. Hier hatte jemand mit äußerst brutaler Gewalt agiert.

    Sie hatte keinen leichten Tod gehabt.

    Inge Braukmann hatte nicht auf seine Frage geantwortet, so konzentriert war sie bei der Sache.

    „Es ist wohl die Dame des Hauses., kam ihr ein Mann der Spurensicherung zur Hilfe. „Patricia Bahran. 56 Jahre alt. Ihre Haushälterin hat sie gegen Mittag gefunden.

    „Ist sonst noch jemand im Haus gewesen?"

    „Nein, die Frau lebte alleine hier."

    Er sah sich um. Die Wohnung war hell und freundlich eingerichtet. Insgesamt überwiegten zarte Pastelltöne, Farben, die sich nicht zu sehr dem Auge aufdrängten aber trotzdem eine heimelige Gemütlichkeit zauberten. Wäre da nicht das viele Blut gewesen.

    „Und die Haushälterin?"

    „Wohnt in einem anderen Viertel. Sie kommt jeden Morgen hier hin und hat einen eigenen Schlüssel."

    Zacharias kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Aha, und wo ist sie jetzt?"

    „Im Krankenhaus. Sie steht unter Schock. Kein Wunder bei dem Anblick. Der Mann von der Spurensicherung nickte in Richtung der Leiche. „Nachbarn haben sich um sie gekümmert und die haben auch die Polizei gerufen. Zuerst war der Kriminaldauerdienst da, aber die sind schon wieder weg. Sie wurden zu einem neuen Fall gerufen. Ein Rentner, der schon mehrere Wochen tot in seiner Wohnung lag. Das hier ist eindeutig ein Fall für die Mordkommission.

    Einer seiner Kollegen kam mit einer Plastiktüte auf sie zu. „Hier., sagte er und hielt die Tüte direkt vor Zacharias Gesicht. „Das sollten Sie sich ansehen!

    „Was ist das?" Zacharias Weinfeld betrachtete neugierig die zwei blutverschmierten großen Gegenstände, die aussahen wie unförmige schwere Steine.

    „Vielleicht die Tatwaffe. Eine Skulptur, wahrscheinlich aus Sandstein. Der Täter hat wohl so fest zugeschlagen, dass sie in zwei Teile gebrochen ist. Sieht nach einer Menge Hass aus. Bei dem vielen Blut kann man nicht viel erkennen, aber es scheint so, als wenn es sich dabei um eine Darstellung eines Paares handelt, wenn man die Steine zusammensetzt. Aber fragen Sie mich nicht. Er hob seine linke Hand und machte eine abwehrende Bewegung. „Ich habe keine Ahnung von Kunst.

    „Ja, o.k. Das ist ja schon ziemlich viel., lobte Zacharias ihn. Er wandte sich wieder der Gerichtsmedizinerin zu. „Glauben Sie auch, dass eine schwere Steinskulptur das Tatwerkzeug gewesen sein könnte?

    Dr. Inge Braukmann schaute kurz hoch. „Schon möglich. Bei den Wunden. Der Kollege von der Spurensicherung hat sie unter dem Sofa gefunden. Da hat sich jemand keine besondere Mühe gemacht, das Ding verschwinden zu lassen, wenn Sie mich fragen."

    „Was können Sie sonst zur Leiche sagen?"

    „Todesursache sind mit Sicherheit die schweren Schläge auf den Kopf und auf den Brustbereich. Sie sehen ja das viele Blut. Aber wir müssen die Leiche im Institut zuerst säubern, vorher kann ich nichts Genaues sagen. Eins ist klar, der Täter muss wie in Raserei immer wieder zugeschlagen haben." Sie schüttelte sich, so als würde sie erst in diesem Moment bemerken, an welch grausigem Tatort sie sich gerade befand.

    Zacharias gab ihr Recht. „Ja, es immer wieder unvorstellbar, was Menschen anderen Menschen antun. Man gewöhnt sich nie an diesen Anblick."

    „Chef!"

    Zacharias blickte sich um. „Ach, der Klaus, hallo, hast du noch etwas für mich? Er kannte Klaus Bültmann schon einige Jahre. Er war der Dienstälteste im Team der Spurensicherung. „Wir haben den Fotografen gesagt, dass er sich besonders die Blutflecken vornimmt, so dass man hinterher genau… Er wurde unterbrochen von einem lauten und schrillen Gekreische einer Frauenstimme, die von draußen kam. Die Beamten verstanden nichts von dem, was die Frau von sich gab, aber es klang völlig verzweifelt, fast panisch.

    „Moment!, sagte Zacharias. „Merk dir, was du mir sagen wolltest. Ich schaue mal kurz draußen nach. Mit schnellen Schritten ging er zur Haustür.

    Draußen klammerte sich eine weinende Frau in einem weiß-geblümten Sommerkleid an den Arm eines Streifenpolizisten, die Schaulustigen verfolgten die Szene mit schweißroten und gierigen Gesichtern. Zacharias ging zu ihr und versuchte vorsichtig, sie anzusprechen. „Wer sind Sie, so hören Sie doch!" Sein Kollege von der Streife hatte seine liebe Not, die Frau davon abzuhalten, ins Haus zu stürmen.

    „Sie können da jetzt nicht rein. Es geht nicht. Zacharias fasste die Frau am Arm und übte leichten Druck aus. „Sie können jetzt nicht hinein. wiederholte er immer wieder gebetsmühlenartig Wort für Wort, so lange, bis die Frau es endlich zu kapieren schien. „Frau Bahran!, murmelte sie immer wieder, als sie sich nur langsam beruhigte. „Frau Bahran! Und: „Was mach ich bloß? Was mach ich jetzt bloß?"

    „Ist Frau Bahran eine Verwandte von Ihnen?" Zacharias hielt nach wie vor den Arm der Frau fest. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn.

    Sie schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. „Nein, nein!"

    „Woher kannten Sie sie?"

    „Nein, nein, ich verstehe es nicht."

    „Was verstehen Sie nicht?"

    „Sie ist tot, nicht wahr, tot?"

    Zacharias nickte betroffen. „Ja."

    „Ich habe es gehört, von den Nachbarn.", flüsterte sie.

    „Wohnen Sie auch hier? Wie ist Ihr Name?"

    „Wer macht so etwas? Wer bringt so eine Frau um? Wer?", weinte sie.

    „Wohnen Sie auch hier?", fragte Zacharias noch einmal.

    „Wer, wer macht so etwas?", stammelte sie. Ihre Beine knickten weg und sie fiel mit den Knien auf die Steinplatten.

    „Haben wir einen psychologischen Betreuer vor Ort?" Zacharias ließ die Frau keine Sekunde aus den Augen.

    „Es ist ein Seelsorger hier, aus der hiesigen Pfarrei.", antwortete der Beamte der Streifenpolizei.

    „Gut, holen Sie ihn. Es soll sich um die Frau kümmern."

    Der Beamte stimmte zu, wohl auch froh, dass er das Problem bald los war.

    „Und wenn sich der Zustand der Frau nicht bessert, rufen Sie einen Krankenwagen. Der Pfarrer soll mal versuchen rauszubekommen, wer sie ist, und wie sie heißt. Vergessen Sie nicht, sich dann die Adresse der Frau aufzuschreiben."

    Der Beamte gab sich Mühe gewissenhaft zu nicken. Der Kommissar hielt ihn wohl für dumm.

    Zacharias ging zurück zur Haustür. Aus den Augenwinkeln sah er einen älteren Mann heraneilen, der trotz der Hitze einen schwarzen Anzug trug mit einem weißen Hemd und steifem Stehkragen darunter.

    Eindeutig der Pfarrer. Liebevoll nahm er sich der auf den Steinen hockenden Frau an, die immer noch vor sich hin wimmerte. Er half ihr hoch, legte schützend einen Arm um sie und führte sie fort, um sie vor den Blicken der Neugierigen abzuschirmen.

    Die Frau hatte sich auf den Steinplatten die Knie aufgeschlagen, sie schien den Schmerz der aufgeschürften Haut noch nicht einmal zu bemerken.

    Im Haus suchte Zacharias Weinfeld nach Klaus Bültmann. Er fand ihn im ersten Stock, wo er einem Kollegen zusah, der versuchte, Fingerabdrücke von dem Treppengeländer zu sichern.

    „Eins steht fest., nuschelte er in seiner weißen Montur. „So eine Putzfrau, wie die von Frau Bahran kann sich nur jeder wünschen.

    Zacharias blickte ihn fragend an.

    „Sie war ja mit dem Putzen fast fertig, als sie die Tote fand. Die Frau hat ganze Arbeit geleistet, das kann ich dir sagen."

    Zacharias zog die Krawatte endgültig von seinem Hals und stopfte sie in die Hosentasche. „Ihr habt keine Fingerabdrücke gefunden?"

    „Bis jetzt keinen einzigen. Wie gesagt, die Haushälterin hat keinen Winkel ausgelassen, alles blitzblank."

    „Hatte die Tote ein Handy?"

    „Keine Ahnung, wir haben keins gefunden! Aber jeder hat doch heute ein Handy."

    Ungeduldig fuhr sich Zacharias mit der Hand durch sein, von der Hitze, mittlerweile angeklatschtes Haar. „Irgendetwas wird sich doch wohl finden lassen!"

    „Lass uns Zeit. Noch sind wir nicht fertig. Das Haus ist groß.", bat Klaus Bültmann ihn.

    „Was wolltest du mir eben über den Fotografen sagen?", fragte Zacharias nach.

    „Ach ja, richtig. Er hat genügend Fotos gemacht von den Blutspuren, so dass ihr die Sache gut auswerten könnt."

    „Ja, das ist super, danke. Ich werde jetzt noch einmal nach unten gehen, also bis gleich!"

    Klaus Bültmann nickte ihm zu.

    Vor dem erfahrenen Kollegen der Spurensicherung wollte Zacharias es nicht zugeben, aber er musste sich eingestehen, dass diese verzweifelte Frau ihn eben ein wenig aus dem Konzept gerissen hatte und davon abgehalten hatte, sich das Muster der Blutflecke noch einmal genau anzusehen. Inge Braukmann kam ihm mit ihrem großen Metallkoffer in der Tür zum Wohnzimmer entgegen.

    Ihr Gesicht war vor lauter Anspannung und Hitze puterrot.

    „Fertig, Frau Doktor?", fragte Zacharias sie und lächelte.

    Sie gab sich nicht die Mühe zurück zu lächeln. „Ja, endlich!, antwortete sie erschöpft. „Den Bericht haben Sie frühestens übermorgen. Wir sind auch unterbesetzt. Es ist Urlaubszeit.

    Er seufzte. „Ja, Urlaub. Musste ich schon abbrechen!"

    „Sie Ärmster!"

    „Bei uns ist es eine Grippewelle!"

    „Jetzt, bei dieser Hitze?"

    „Fragen Sie mich nicht, wie das kommt. Ich vermute, ein Virus."

    Jetzt lächelte sie. „Na, dann wollen wir hoffen, dass wir verschont bleiben. Die Mörder machen ja leider auch

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