Reise ins Feenland
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Über dieses E-Book
Eine abenteuerliche Reise beginnt. Vicky und Melisande, die Beraterin der Feenkönigin, die geschickt wurde, um Vicky abzuholen und sicher ins Feenreich zu bringen, müssen sich unterwegs der Feinde der Feenkönigin erwehren, die verhindern wollen, dass Vicky ins Feenreich gelangt und die Verfügung erfüllt.
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Buchvorschau
Reise ins Feenland - Marianne Christmann Fuhr
Vicky
Langsam senkte sich der Abend über das Land. Das Schloss der Feenkönigin lag in rötlich-goldenes Licht getaucht, das vom Sonnenuntergang herrührte und der Fluss spiegelte die verschiedenen Rot- und Goldtöne der untergehenden Sonne wider.
Eine große Ruhe und Harmonie lag über dem Land. Alles grünte und blühte. Das Schloss war umgeben von einer Wiese, auf der in unterschiedlichen Abständen verschiedene Bäume, Büsche und Sträucher standen. Am Ende der Grasfläche, mit bloßem Auge fast nicht zu sehen, erhob sich eine hohe und starke Mauer, die sich um das gesamte Schloss und die angrenzende Grünfläche zog. Die Mauer war mit einem Zauber belegt, den nur ganz wenige Lebewesen durchdringen konnten.
Im Schloss saß die Feenkönigin mit einigen anderen Feen und Elfen zusammen und unterhielt sich. Eine kleine Fee, etwa sechs Jahre alt, zupfte die Feenkönigin am Ärmel.
„Bitte Großmutter, erzähle mir doch noch einmal die Geschichte unserer Familie, ich will sie wieder hören." Erwartungsvoll sah die Kleine ihre Großmutter an. Die Feenkönigin lächelte und setzte ihre Enkelin auf ihren Schoß.
„Na schön, Livana, ich habe die Geschichte hier aufgeschrieben und lese sie dir vor. Hör schön zu."
Und die Feenkönigin begann mit leiser Stimme zu lesen:
Mein Name ist Victoria, aber alle nennen mich nur Vicky. Dies ist meine Geschichte. Es war der Vorabend vor meinem fünfzehnten Geburtstag. Ich lebte mit meinen Eltern Lilith und Marek in einem alten Haus auf dem Land und das, seit ich denken konnte. Ich wurde dort geboren. Wir verlebten hier wunderschöne Jahre in Frieden und Harmonie.
Dennoch hatte ich manchmal den Eindruck, dass meine Mutter etwas belastete, etwas auf ihrer Seele lag. In manchen Augenblicken, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, legte sich ein träumerischer und melancholischer Ausdruck über ihr Gesicht und dann starrte sie gedankenverloren mit sehnsüchtigem Blick in die Ferne, als sähe sie dort etwas aus lange vergangenen Tagen. Es waren nur kurze Momente aber sie blieben in meinem Gedächtnis haften. Auch meinen Vater überkam hin und wieder die Traurigkeit. Er war dann sehr einsilbig und zog sich in seine Werkstatt zurück. Aber diese Momente dauerten nicht lange.
Ich verbrachte eine unbeschwerte Kindheit. Da wir auf dem Land lebten, gab es auch immer irgendwelche Tiere, zahme, die unsere Hausgenossen waren oder auch freilebende wie Füchse, Kaninchen, etc.
In der näheren Umgebung gab es nur zwei weitere Höfe, der eine ungefähr zwei Meilen entfernt, der andere circa acht. Das waren unsere unmittelbaren Nachbarn. Im Sommer fuhr ich mit dem Fahrrad zu meiner Freundin Luisa, die auf dem näher gelegenen Hof wohnte oder sie kam zu mir. Wir konnten ungehindert umherstreifen, es gab keinen Autoverkehr und auch sonst keine Gefahren der Stadt. Natürlich war auch das Landleben nicht immer ganz ungefährlich, man konnte sich verirren, in eine Grube stürzen oder einfach mit dem Fahrrad verunglücken, ohne dass es jemand merkte, denn die Entfernungen waren recht groß. Meine Eltern verbrachten viel Zeit mit mir, wir machten Ausflüge, picknickten oder sie wanderten mit mir durch die Gegend. Meistens blieben wir in der näheren Umgebung und erkundeten dort die Natur.
Nur ganz selten fuhren wir weiter weg, manchmal zum Einkaufen aber dann oft auch nur mein Vater allein. Oder Luisas Eltern brachten uns unsere Einkäufe mit. Für mich war das ganz normal und natürlich und auch Luisa fand nichts ungewöhnlich daran. Die Schule war im nächsten Ort, der etwa zwölf Meilen entfernt war und meine Eltern oder Luisas brachten uns abwechselnd hin oder holten uns ab. Das änderte sich auch später auf der höheren Schule nicht.
Abends wurde ich, als ich noch klein war zu Bett gebracht und wollte dann immer noch eine Geschichte hören. Wie alle Eltern, erzählten mir auch meine vor dem Schlafengehen eine solche oder lasen mir etwas vor. Meine Mutter erfand immer etwas von Elfen und Feen und einem alten, schon seit langer Zeit bestehenden Feenreich. Ich fand diese Erzählungen immer total spannend und wollte alles bis ins kleinste Detail wissen. Meine Mutter konnte das alles so erzählen, als hätte sie es selbst erlebt.
Ja, manchmal sprach sie sogar so, als sei sie eine der Feen aus der Geschichte. Sie sah auch so aus wie ich mir eine Fee vorstellte. Ihr langes dunkelblondes Haar fiel ihr in Wellen bis auf die Hüften und ihre Augen waren von einem tiefen Dunkelblau. Daher wünschte ich mir damals nichts sehnlicher, als eine Fee zu sein. Nachts träumte ich manchmal, ich sei selbst eine Fee und würde das Land besuchen, um die Feenkönigin kennenzulernen. Natürlich wusste ich, dass es kein Feenreich gab, dass das nur eine Geschichte war. Aber mein Innerstes war da anderer Meinung und ließ mich in meinen Träumen das Land besuchen obwohl ich keinerlei Vorstellung davon hatte, wie es dort wohl aussehen könnte. Aber immer war ich auf der Suche nach der Feenkönigin und jedes Mal erwachte ich, bevor ich sie gefunden hatte. Als ich älter wurde brauchte ich keine Geschichten zum Einschlafen und so dachte ich bald nicht mehr daran. Aber vergessen hatte ich sie nie.
Kapitel 2
An diesem Vorabend meines fünfzehnten Geburtstages war ich allein zu Hause. Meine Eltern besuchten Freunde in der Nachbarschaft und wollten in den frühen Morgenstunden zurück sein, um mit mir dann später meinen Geburtstag feiern zu können. Es war eine düstere Oktobernacht, in der Ferne blökten Schafe und der Hund, der sie hütete, hatte schon ein paarmal angeschlagen als er gegen Mitternacht endlich Ruhe gab. Unruhig wälzte ich mich noch eine Weile hin und her, hörte das alte Haus ächzen und knarren und war gerade eingeschlafen, als ich spürte, dass es ganz hell im Zimmer geworden war. Schlaftrunken öffnete ich die Augen und sah ein warmes Licht, das den ganzen Raum ausfüllte. Zuerst dachte ich, ich hätte das Licht angelassen und wäre eingeschlafen, aber dann sah ich, dass es nicht von der Lampe kam, sondern überall im Raum war.
Ich setzte mich auf, um genau sehen zu können woher das Licht kam, als mir eine Gestalt auffiel, die mitten im Zimmer stand. Ich erschrak fürchterlich und wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Obwohl mein Puls noch immer raste und ich auch noch Angst hatte, zwang ich mich, genauer hinzusehen.
Dort stand eine Frau mit langem, hellblondem Haar, das ihr bis auf die Hüften fiel. Sie sah nicht gefährlich aus. In der Hand hielt sie eine kleine Kugel, die das Licht verbreitete. Erst dachte ich, es sei meine Mutter, aber sie war es nicht. Ein Gewand aus feinem Material, das aussah wie Chiffon und zartblau war, umhüllte sie und nur die Füße und ein Teil der Waden waren zu sehen. Sie trug keine Schuhe. Ihre Augen hatten das tiefe Blau eines Bergsees und ihr Gesicht war fein geschnitten, fast zart und von einer hellen Farbe. Ich starrte die Gestalt mit offenem Mund an und wusste nicht, ob ich träumte oder wach war. Gerade als ich fragen wollte, was hier los sei, sprach sie mich an.
„Hallo Vicky, hab‘ keine Angst, ich will dir nichts tun. Ich bin Melisande, die Vertraute und Ratgeberin von Lusiande, der Feenkönigin. Sie schickt mich, weil wir deine Hilfe brauchen."
Ihre Stimme klang lieblich und ich beruhigte mich ein wenig.
„Wie … was ist los?, stotterte ich, „Fee … Feenkönigin, Hilfe? Woher kennst du meinen Namen?
Jetzt wurde es mir doch etwas unheimlich zumute. Ich schüttelte den Kopf und zwickte mich heimlich, um zu prüfen, ob ich das alles nicht vielleicht doch träumte, aber es war kein Traum. Noch immer starrte ich die Erscheinung ungläubig an. Melisande sah das und lächelte. Sie kam zu meinem Bett und erst jetzt entdeckte ich, dass ihre Füße nicht den Boden berührten, sondern ein paar Zentimeter darüber schwebten. Ich spürte einen leichten Windhauch, der von Flügeln herrührte, die sie auf dem Rücken hatte und die ich erst jetzt bemerkte. Mir blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Sie ließ sich auf meinem Bettrand nieder, wobei ihr Gewicht kaum zu spüren war und sah mir in die Augen.
„Lusiande braucht deine Hilfe!" Dabei sah sie mich prüfend an, mit einem Blick, der bis hinein in meine Seele zu gehen schien. Mir wurde unbehaglich.
„Ich habe gar nicht gewusst, dass es Feen wirklich gibt, sagte ich, wenig geistreich, „wie soll ich euch denn helfen? Wieso ausgerechnet ich? Sag, gibt es Feen wirklich?
„Ja, Feen gibt es tatsächlich und auch Elfen und Wichtel. Sie zeigen sich aber nur selten vor den Menschen. Hat dir deine Mutter nie vor dem Schlafengehen Geschichten von Feen und Elfen und einem Feenreich erzählt?", fragte Melisande und sah mich gespannt an.
„Doch … natürlich, stotterte ich erneut, „dann ist es also wahr, was meine Mutter gesagt hat? Ich hielt es immer für eine ausgedachte Geschichte. Aber, wie kann das sein? Wie konnte meine Mutter wissen, dass es ein Feenreich gibt?
Fragend sah ich Melisande an.
„Das ist eine lange Geschichte, ich erzähle sie dir unterwegs, aber jetzt müssen wir uns beeilen, wir haben nur wenig Zeit."
„Unterwegs? Bist du mit dem Auto da?, fragte ich, noch immer verwirrt. „Wie bist du überhaupt hereingekommen?
, wollte ich noch wissen.
„Nein, sagte sie und lächelte, „Autos haben nur die Menschen, solche hässlichen Dinger aus Blech, die einen Höllenlärm machen. Nein,
, sagte sie noch einmal, „wir Feen können fliegen. Und hinein komme ich überall."
„Und wie soll ich dann mit dir kommen? Ich kann nicht fliegen. Ich muss mich auch noch anziehen. Außerdem kann ich hier nicht so einfach weg, denn meine Eltern sind nicht zu Hause und wenn sie zurückkommen und ich verschwunden bin, bekommen sie einen Schreck und denken, es sei etwas passiert."
„Keine Sorge, deine Eltern werden benachrichtigt, außerdem können sie sich bestimmt denken, dass ich dich abgeholt und ins Feenreich gebracht habe."
Noch immer etwas geistesabwesend wollte ich nach meinen Kleidern greifen, hielt aber bei diesen Worten abrupt inne und starrte Melisande entgeistert an. „Wie … was? Sie wissen, dass du …" Weiter kam ich nicht, denn Melisande sagte:
„Zum Anziehen ist keine Zeit. Sie holte einen kleinen Stab mit einem Stern am oberen Ende hervor. Es war ein Zauberstab. Sie murmelte ein paar mir unverständliche Worte und mein Schlafanzug verschwand. Jetzt trug ich ein ähnliches Kleid wie sie, nur in einem kräftigen Grün, das gut zu meinen rotblonden Haaren passte. Dann holte sie ein Säckchen heraus, nahm eine Hand voll Staub daraus und ließ ihn über mich rieseln. „So, nun kannst du fliegen so wie ich. Das ist nämlich Feenstaub. Versuch es einmal. Du musst nur die Arme heben und sie ein wenig auf und ab bewegen, dann klappt es.
Noch immer zögernd tat ich, wie mir geheißen, tatsächlich erhob ich mich in die Luft und schwebte einen halben Meter über dem Boden.
„Phantastisch", stieß ich hervor.