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Die Botschaft
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eBook449 Seiten6 Stunden

Die Botschaft

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Über dieses E-Book

Über Hamburg zerbricht ein Meteorit, der nicht nur aus Eisen und Nickel besteht. Er transportiert geheimnisvolle Fähigkeiten einer unbekannten Zivilisation. Jeder, der mit diesem Metall in Berührung kommt, erfährt eine geheimnisvolle Umformung seines Körpers. Daran ist eine Gruppe, die dem gefallenen Engel Azazel anhängt, besonders interessiert, denn sie vermuten, dass dieser Meteorit ihnen Informationen von ihm bringen soll. Doch niemand versteht die Botschaft, die das Himmelsmetall wirklich transportiert.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum5. März 2018
ISBN9783742747679
Die Botschaft

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    Buchvorschau

    Die Botschaft - Karlheinz Vonderberg

    Der Fund

    Die Botschaft

    Für meinen Enkel Richard Merlin, der das eines Tages lesen kann. Mögen seine Tage immer friedlich und gesegnet sein.

    Aber auch für alle, die wie ich glauben, dass wir nicht alleine in diesem großen Universum sind. Ich bedauere es zutiefst, dass in meiner Lebenszeit der Beweis hierfür nicht angetreten werden kann.

    Bemerkungen:

    Es wird wichtig sein, über einige Kenntnisse in Biologie zu verfügen, besonders über die Art und Eise, wie unsere Gene in den Keimzellen neu gemischt und verteilt werden, um so die Einzigkeit des Individuums zu gewährleisten. Wem diese Kenntnisse gerade nicht zur Verfügung stehen, der kann sich im Internet über Mitose, Meiosis, intra- und interchromosomale Rekombination, Befruchtungsvorgänge sowie über somatische Rekombination informieren. Für alle, denen das zu mühselig ist, habe ich am Ende des Romans eine Kurzfassung notiert, die vielleicht zum Verständnis ausreichend ist und wichtige Internetquellen angegeben.

    Da der Roman in großen Teilen in Hamburg spielt, wäre eine Übersicht über diese schöne Stadt auch hilfreich.

    Meine E-Mailadresse: karim.vonderberg@gmx.de

    Nick fährt die Langenhorner Chaussee hinunter. Wie üblich herrscht auf den Hauptstraßen Hamburgs dichter Verkehr. Obwohl es sich bis auf die großen Kreuzungen hier um eine einspurige Straße handelt, wird zweispurig gefahren. Nick denkt, dass das nichts für Landeier ist, die gewohnt sind, gemütlich ihre Dorfstraßen hinunter zu zuckeln. Nick weiß, wovon er redet, denn seit gut zwei Jahren lebt er mit seiner Familie in einem dieser Dörfer, genauer gesagt in Tangstedt, und von dort muss er die B432 nehmen, um zu seinem Arbeitsplatz in Großborstel zu kommen. Er arbeitet Ecke Offakamp – Nedderfeld. Nick ist Spezialist für die Beurteilung von Gebrauchtwagen, und davon gibt es hier im Nedderfeld mehr als genug.

    Schritttempo. Gut, dass er immer viel Zeit einplant, um zum Nedderfeld zu kommen. Er beschließt, NDR2 zu hören. Vielleicht ist es ja ein Unfall, der den Verkehr so verzögert. Ein leichter Druck auf die entsprechende Taste des Multifunktionslenkrades. „NDR 2", sagt er mit zum Mikrofon hin.

    Eine Sendersuche läuft über den kleinen Bildschirm hinter dem Lenkrad und stoppt bei NDR 2. Irgendeine Musik erklingt, mit der Nick nicht so viel anfangen kann. Eigentlich liebt er klassische Musik, nicht unbedingt Mozart, eher Rachmaninow oder Chopin. Aber wenn er sich so auf den Verkehr konzentrieren muss, will er keine Konzerte hören, die ihn weit wegführen. Nick wollte immer schon selbst Klavier spielen lernen, aber eine Handverletzung hatte dazu geführt, dass er an der rechten Hand eine verkürzte Sehne hatte. Verdammte elektrische Kreissäge! Vielleicht hätte er es geschafft, irgendwann einmal eine Sonate spielen zu können. Aber so? Mit seinen 36 Jahren wäre nicht zu alt zum Lernen und in dem kleinen Einfamilienhaus in Tangstedt hätte ein Klavier oder sogar ein Flügel auch Platz genug, aber die notwendige Operation hatte ihm Angst gemacht. Der Handchirurg hatte gelächelt und nochmals betont, dass gut die Hälfte dieser Operationen das gewünschte Ziel erreichen. Doch das war Nick nicht genug gewesen. Er konnte mit seiner Hand gut Sport betreiben, und trotz seiner fast 190 cm war er ein gelenkiger Typ. Aber so ist das mit der Angst und den Operationen. Nick dachte an seine Familie. Eine Frau, die er liebte und zwei Kinder. Anna war gerade fünf Jahre alt geworden, und Noah, sein Sohn, machte noch in die Pampers. Lustige 20 Monate alt, der Bengel. Aber er hatte seine Eltern und seine Schwester fest im Griff. Noah konnte auch mit Sarah, seiner Mutter, fast nach Belieben umgehen. Nick vermutete, dass den Kindern das Manipulieren so mitgegeben wird. Er muss grinsen und achtet deshalb nicht auf die Musik, sondern auf die Fahrerin, die in ihrem roten Peugeot links neben ihm fährt und einen gehetzten Eindruck mache. Sie ist doch nicht blond, denkt Nick und geht alle Blondinenwitze durch, die er kennt. Er findet keinen Autofahrerwitz über Blondinen. Gut, dass ich braune Haare und braune Augen habe, denkt er. Über diesen Menschentyp gibt es keine Witze.

    Die blonde Fahrerin sieh zu ihm hinüber und gibt ein Handzeichen. Sie möchte nach rechts wechseln und bittet ihn um eine Lücke. Kein Problem für Nick. Er hat Zeit, und ist beim Autofahren eher passiv. Er nickt und bremst vorsichtig an. Die Lücke öffnet sich und die blonde Frau schwenkt nach rechts hinüber. Sie schenkt ihm ein Lächeln und winkt mit der Hand.

    Die leise Musik wird in diesem Augenblick unterbrochen. Verkehrsfunk. Laut und deutlich.

    „Hier ist das NDR 2- Verkehrsstudio mit einer dringenden Meldung für alle Autofahrer auf der Langenhorner Chaussee, die sich stadteinwärts bewegen. Es hat auf der Höhe Orchideenstieg einen Unfall mit Personenschaden gegeben. Die Polizei bittet alles Autofahrer, rechts heran zu fahren und eine Rettungsgasse freizumachen. Autofahrer in Richtung Eppendorf müssen mit Behinderungen rechnen. Die Polizei bittet alle Autofahrer, zügig am Unfallort vorbeizufahren und nicht zu verlangsamen, um Aufnahmen zu machen. Die Unfallstelle wird videoüberwacht. Alle, die versuchen, von dem Unfallgeschehen Aufnahmen mit dem Handy oder anderen Aufnahmegeräten zu machen, werden strafrechtlich verfolgt. Es wird ortskundigen Fahrern empfohlen, über andere Straßen auszuweichen."

    Die Durchsage wird wiederholt. Nick kann entlang der Straße sehen, wie sich Bremslichter von weit vorne wie ein Lauffeuer auf ihn zu bewegen. Er bremst auch leicht ab. Dann kommt der gesamte Verkehr zum Erliegen. Die Signalhörner von Polizei und Rettungswagen sind zu hören, schwellen immer stärker an. Blaulicht tanzt über die stehenden Autos.

    Nick nimmt es gelassen. Er wird den Weg Beim Jäger nehmen, um die Langenhorner Chaussee zu umgehen. Das hat er schon öfter gemacht, wenn auch der Weg an den Terminals des Flughafens vorbeiführt. Aber hinter dem Flughafen wird er freie Fahrt haben, da ist er sich sicher. Aber noch steht der Verkehr, und Nick überlegt, ob er doch nicht seine Klassik-CD einschieben soll. Mit halbem Ohr hört er dem Sprecher von NDR 2 zu.

    „Das ist nun er dritte Unfall, der heute Morgen in kurzer gemeldet wird, stellt er fest. „Offenbar hat wieder jemand versucht, beim Fahren den Himmel abzusuchen. Die Experten von der Sternwarte haben festgestellt, dass ein Objekt von mindestens 80 cm Durchmesser in der hohen Atmosphäre auseinandergebrochen ist. Es muss wohl ein kohlenstoffhaltiger Meteorit gewesen sein. Die Astronomen haben jedem, der ihnen ein Teil des Objekts bringt, eine Belohnung von zwei Euro pro Gramm versprochen. Da lohnt es sich schon, auf den himmlischen Niederschlag zu achten. Obwohl jetzt nur noch winzige Trümmerteile in der Atmosphäre verglühen, könnte das doch ein Hinweis darauf sein, wo die vermutlich metallenen Brocken heruntergekommen sind. Seien Sie also vorsichtig, liebe Autofahrer. Augen noch vorne, nicht nach oben!

    Nick denkt an die zwei Euro pro Gramm. Wenn so ein Trümmerstück ein Kilo auf die Waage bringen sollte, wären das schon 2000 Euro. Nicht schlecht.

    Vor ihm steigt die Blondine aus, sieht sich kurz um und kommt zu ihm ans Autofenster.

    „Kenn Sie einen Umweg nach Großflottbek?, fragt sie. „Ich habe es ziemlich eilig, und nun dieses Durcheinander hier. Nick nickt. „Biegen in den Weg Beim Jäger ein und lasse Sie mich vorfahren, dann lotse ich Sie zum Nedderfeld. Von da können Sie zur A7. Bahrenfeld dann raus und schon sind Sie in Großflottbek. Er macht eine Pause, zumal sich der Autokorso nicht bewegt. „Wissen Sie, was hier eigentlich los ist? Ich habe das mit dem Meteoriten wohl nicht mitbekommen. War noch zu früh.

    „Ja, das weiß ich. Die haben einen Meteoriten bemerkt, der auf einer völlig verrückten Bahn in die Erdatmosphäre eingetreten ist. Da es sich um kein besonders großes Objekt gehandelt hat, dachte man, es würde völlig verglühen. Aber offenbar waren Eisenteile in ihm enthalten, die den Erdboden erreicht haben. Kleine Kohlenstück oder was das ist schwirren noch durch die Atmosphäre und verglühen. Normalerweise würde das keine Meldung wert sein, aber es war wohl die Bahn, die so ungewöhnlich war." Die Blondine sieht ihn an, als ob er mit dieser Bemerkung viel anfangen könnte. Sie sieht aber in seinem Gesicht, dass das wohl nicht der Fall ist.

    „Es ist so, dass Meteoriten offenbar eine bestimmt Zugbahn im All haben. Sie kennen das doch sicherlich von den Meteoritenschwärmen im Frühjahr und Herbst. Da rennen doch alle nachdraußen, um die verglühenden Staubteile zu sehen. Die Geminiden und Perseiden sind doch bekannt. Das sieht dann so aus, als kämen sie aus dem Sternbild Zwillinge oder Perseus."

    „Ich verstehe immer noch nicht so richtig, stellt Nick fest. „Was hat das mit diesem Meteoriten zu tun?

    „Na ja, der scheint entgegen der allgemeinen Richtung geflogen zu sein. Die Blondine sieht ihn immer noch gespannt an. Ob die Informationen ihm helfen würden? Eher wohl nicht, wie sie feststellt. „Einer der ganz Schlauen, die sich immer sofort auf das Telefon stürzen, um ihr Wissen preiszugeben, hat als Kommentar dazu abgegeben, dass es wohl der Jupiter gewesen war, der den Meteor so abgelenkt hat, dass er falsch herumflog.

    „Und das kommt offenbar selten vor, wiederholte Nick. „Obwohl das sicher keinen darauf hat, aus welchem Material er besteht. Meteorit ist doch Meteorit. Oder nicht?

    Die Blondine lächelt.

    „Bevor Sie mich hier als Expertin für Meteoriten ansehen, was definitiv nicht stimmt, denn ich weiß nur, was da heute Morgen gesagt wurde, will ich mich erst mal vorstellen. Ich heiße Sonja Schwenk, sagen Sie einfach Sonja."

    Sie reicht nicht die Hand. Der nickt ihr zu, ergreift die Hand und meint: „Nick Menning, einfach Nick. Sie sehen da an meinem Kennzeichen: HH – NM. Freut mich, jemanden zu treffen, der morgens wirklich zuhört, was im Radio gesagt wird. Sonja muss lachen. „Nicht nur zuhören, sondern sogar die Staumeldungen überhören, wie Sie sehen.

    „Und was hat das mit dem Geld auf sich, das es für diese Eisenteile geben soll?, fragt Nick nach und sieht gespannt in das blasse Gesicht der blauäugigen Blondine. „Die Astronomen sind hinter dem Kram her. Sie haben zwei Euro pro Gramm versprochen, und nun suchen alle nach den Aufschlagorten. Das könnte sich ja lohnen.

    Nick sieht nach vorne und erkennt die ersten Bewegungen in der Blechschlange. „Es geht weiter. Fahren Sie in den Weg Beim Jäger, dann kann ich Sie lotsen." Die Blondine hastet zu ihrem Auto und steigt an, gerade noch rechtzeitig. Die Hamburger Autofahrer neigen stark dazu zu hupen, wenn sie sich ausgebremst fühlen.

    Ganz langsam geht es weiter, aber dann führt die Blondine in den Weg Beim Jäger. Nick überholt und setzt sich vor sie. Hier geht es zwar auch nur langsam weiter, aber es geht schneller als auf der Chaussee.

    Sonja hält sich dicht hinter ihm Nick hofft, dass sie ihm bei diesem geringen Abstand nicht auffährt. Es geht ganz langsam an den Terminals vorbei, dann beschleunigt sich der Verkehr, und das Schlimmste scheint überstanden. Nick steuert in Richtung Kollaustraße, um Sonja den Weg zur Osterfeldstraße zu zeigen, die zur A7 führt. Nun geht es zügig voran, und er denkt schon an seine Aufgaben in der Firma. Aber ein Blick in den Rückspiegel zeigt ihm, dass Sonja ganz dicht hinter ihm ist. Ob sie den Weg zur A7 wirklich ganz alleine findet, fragt er sich. Er könnte doch in der Firma anrufen und mitteilen, dass er sich verspätet. Dann hätte er Zeit, den großen Ortskundigen zu spielen und die nette Blondine bis zur Auffahrt auf die A7 zu führen. Das erscheint ihm eine gute Idee, und er aktiviert Bluetooth und ruft seine Firma an.

    „Ich stecke im Stau, erklärt er. „Ich werde mich wohl 20 Minuten bis eine halbe Stunde verspäten.

    „Kein Problem, Nick, tönt es ihm entgegen. „Die Hälfte des Personals steckt im Stau. Sieh zu, dass du gesund und ohne Blechschaden hier ankommst.

    Nick ist zufrieden. Bei der ersten roten Ampel hastet er zu Sonja, die das Fenster herunterdreht. „Ich werde Ihnen den Weg zur A7 zeigen. Fahren Sie einfach hinter mir her." Dann hastet er zurück. Gerade noch rechtzeitig, um bei Grün loszufahren.

    Nick konzentriert sich auf die Straße, denn die Sache mit dem Umweg ist nicht nur ihm eingefallen, sondern auch anderen Autofahrern, die nun dabei sind, einen neuen Stau aufzubauen. Da blendet Sonja ihr Fernlicht auf. Nick sieht es sofort, denkt an eine Motorpanne und bremst ab.

    „Haben Sie das gesehen, Nick?", fragt sie atemlos, nachdem sie ausgestiegen und zu Nick gehastet ist.

    „Was soll ichgesehen haben?, fragt er. „Den kleinen Lichtblitz auf der rechten Seite. Sie zeigt hinüber. „Das sah so aus, als wäre dort ein Stück des Meteoriten heruntergefallen. Sie ist aufgeregt und fuchtelt mit beiden Händen herum. Hinter Ihr geht ein Hupkonzert los. „Sind Sie sicher?, fragte Nick und sieht sie zweifelnd an. „Offenbar sind Sie die Einzige, die das gesehen hat."

    „Ich bin ganz sicher. Die anderen haben es vielleicht für einen Lichtreflex gehalten."

    „Und was nun?, fragt Nick, dem das Hupen auf die Nerven geht. „Sollen wir nun die Autos hier abstellen und nach dem Stück suchen?

    „Auf jeden Fall sollten wir das tun, schlägt Sonja vor und gibt den nachfolgenden Autos ein Zeichen. Das Hupen wird noch lauter. „Fahren wir in die Bucht da vorne, meint Nick, dem wieder diverse Blondinenwitze einfallen. Sie fahren ein Stück vor und parken in der Straßenbucht. Aus den vorbeifahrenden Autos werden ihnen wütende Blicke und einige Stinkefinger geschenkt. Nick zuckt mit den Schultern und zeigt einfach auf Sonja.

    „Und wo soll das Stück niedergegangen sein?, fragt er. „Da drüben, nahe beim Zaun. Ich habe gesehen, wie es dort aufschlug. Sonja zeigt in die Richtung. „Da sollten wir suchen, aber so tun, als hätten wir etwas verloren."

    „Wie denn das, wenn wir hier einen Umweg fahren?, fragt Nick entgeistert zurück. „Das fällt doch sofort auf. „Dann sollten wir uns auf die Büsche dort zubewegen. Jeder wird denken, dass wir die Blase leeren müssen. Das ist verständlich bei einem so langen Stau. Also?"

    Nick kommt sich blöde vor. Er hat das Blitzen nicht gesehen. Im Grunde genommen fühlt er sich von der Blondine, die sich Sonja nennt, überrumpelt. Aber nun steht er schon einmal hier. Da kann er auch zu dem Zaun hingehen. Immerhin gibt es 2 Euro für ein Gramm des Meteoriten. Bei einhundert Gramm hätte sich der Umweg schon gelohnt.

    Das Gras ist trocken, und Nick und Sonja eilen zu der Buschgruppe vor dem Zaun. Nick stellt sich so hinter die Büsche, dass alle Autofahrer denken müssen, er hätte ein dringendes Problem. Sonja hat sich ein wenig entfernt, was ja auch angemessen ist, wenn ein Mann die Blase entleert. Sie geht am Zaun hin und her, so, als würde sie auf Nick warten, aber sie inspiziert den Boden.

    „Nick, ruft sie leise. „Hier! Nick tritt verwundert hinter den Büschen zurück. Sollte Sonja Recht behalten mit ihrer Beobachtung? Er geht auf sie zu. Mittlerweile nimmt niemand mehr auf der Straße von ihnen Kenntnis. Alle wollen nur schnell weiter.

    „Sehen Sie, ich habe es doch richtig gesehen!, triumphiert Sonja. „Da, der frische Einschlag.

    Nun sieht Nick auch, was sie meint. Es sieht aus wie ein aufgeworfener Maulwurfshügel, in den jemand getreten hat. Sehr frisch, da ist er sich sicher. Er geht hin und kniet sich nieder. Die Erde fühlt sich sehr warm an, riecht irgendwie qualmig. Vorsichtig buddelt er in der Erde, die nach unten hin heißer wird. „Das ist ganz schön warm, stellt er fest. „Hoffentlich verbrenne ich mir da nicht die Finger. „Ich kann nach einem Stock suchen, Nick, schlägt Sonja vor. „Aber das fällt dann auf, und wenn andere dann aufmerksam werden und fragen, was wir hier tun, sind wir den Fund schnell los.

    „Wird schon gehen, knurrt Nick und buddelt weiter. „Wie tief kann das Ding denn im Boden stecken? Sonja hat keine Ahnung. „Sehr tief kann es nicht sein, denn die Luft hat es ja schon abgebremst. Soll ich Sie mal ablösen?"

    Doch da stößt Nick einen kleinen Schmerzensschrei aus. „Verdammt, ist das Ding heiß! Er zieht die Hand zurück. „Ich glaube, ich habe mich etwas verbrannt. Hoffentlich ist das Teil nicht infektiös. Nick hatte schon einmal eine Infektion, die ihn längere Zeit in Atem gehalten hat. Das will er nicht noch einmal erleben. „Buddeln Sie mal, fordert er Sonja auf. „Aber vorsichtig.

    Nun erst bemerkt er eine kleine Wunde an seiner Hand. Das muss wohl ein scharfer Schrat gewesen sein. Ein Blutstropfen klebt daran. Er zeigt ihn Sonja. „Da macht es sich ja mal bezahlt, dass ich einen top Verbandskasten im Auto habe."

    Sonja greift nun in die Erde. Sie spürt die Wärme, die ihr entgegenkommt und dann plötzlich das heiße Metall. „Au", murmelt sie, findet aber, dass die Hitze nun zu ertragen ist. Sie greift fester zu und nimmt das Stück Metall mit der umgebenden Erde in die Hand. Es ist nicht schwer, stellt sie enttäuscht fest. Dafür wird es nicht viel Geld geben. Sie zeigt es Nick, der neugierig auf ihre Hand blickt und auch etwas enttäuscht ist.

    „Viel ist das ja nicht", stellt er fest. Sonja pustet die Erde fort, und nun sehen sie die Form. Es ist eine Art kleiner Hantel, die platt gedrückt wurde und viele kleine scharfe Ecken ausweist. In der Mitte ist es dünn, fast wie eine Taille. Nach außen hin liegen die dickeren Teile. Es glänzt wie poliertes Eisen.

    „Sieht interessant aus, stellt Nick fest. „Aber das sind nicht viele Gramm. Damit können wir höchstens eine große Portion Eis essen. Jeder von uns. Und dafür diesen Aufwand! Er klingt enttäuscht.

    „Ich hatte auch mehr erwartet, stimmt Sonja zu. „Was machen wir jetzt damit? Wir haben es ja beide gefunden. Verkaufen und das Geld teilen? Sie sieht Nick mit großen blauen Augen an.

    Sonjas blick geht über den Zaun und sie sieht, dass dort auch ein Mann im Boden wühlt. Sie denkt nicht weiter darüber nach. Das da drüben ist Lufthansagebiet. Sie wendet sich wieder Nick zu, der sie gerade anspricht.

    „Wir könnten es bei Ebay anbieten. Da kriegen wir sicher mehr als von diesen Astronomen, schlägt er vor. „Ich fotografiere das hier mit dem Handy, dann haben wir einen kleinen Beweis. Er zieht sein Handy aus der Tasche. „Haben Sie die Option, die Koordinaten einzublenden?, fragt Sonja. „Dann klingt alles noch authentischer. Nick sieht sie mit großen Augen an. „Wow, das hätte ich nicht gedacht, dass Sie sich damit auskennen, gibt er anerkennend zurück. „Ja, ich habe eine App, die die Koordinaten darstellen kann. Das mache ich, und dann sende ich das Foto gleich an Sie. Vielleicht noch ein Selfie mit dem Fund?

    Sonja muss lachen. „Ja, das muss sein. Nick und Sonja, die Kometenjäger."

    Nick erledigt das mit dem Selfie und den Koordinaten. „Und jetzt?, will er wissen. „Wie soll es weitergehen? Wer von uns wird das Stück mitnehmen? Sonja überlegt. „Das war ja ein schönes Abenteuer, Nick, und ein schöner Fund. Ich habe eine bessere Idee als Ebay. „Und? „Wir teilen es einfach und jeder bekommt ein Stück davon. Das können wir dann noch in 100 Jahren zeigen und die Story erzählen Wäre das in Ordnung? „Das ist mehr als in Ordnung. Sehen Sie, wie diese Hantelform dazu einlädt, es zu teilen? Nur ein paarmal biegen, und schon reißt es auseinander. Geben Sie mal her.

    „Ich bin nicht so schwach, wie eine Blondine aussieht", lacht Sonja zurück und beginnt, das Metall in der Mitte zu biegen. Schon nach der zweiten Bewegung bricht es auseinander.

    „Na bitte!, stellt sie fest und reicht Nick ein Stück. Doch bei der Biegerei hat auch sie sich eine kleine Wunde zugefügt. „Das mit den Zacken ist ganz schön ärgerlich, stellt sie fest und saugt an der Stelle am oberen Rand des Handtellers. „Gehen wir zurück, Nick. Aber es hat sich gelohnt, oder? Sie wirft ihm einen schelmischen Blick zu. „Wer kann schon von sich behaupten, dass er auf eine Umleitung gelockt wird und dann ein Stück Meteoriteneisen findet? Das findet Nick auch. „Und wir haben alles dokumentiert. Zeit und Koordinaten, sogar per Selfie das Bild der glücklichen Finder."

    „Sollten wir nicht in Verbindung bleiben?, fragt Nick. „Immerhin sind wir jetzt erfolgreiche Meteoritenjäger. Tauschen wir WhatsApp aus? „Ich halte nichts davon, meint Sonja. „Wir tauschen die E-Mailadressen aus. Dann können wir uns berichten, wie die anderen aus unserer Umgebung auf unseren Fund reagieren. Das ist sicher ganz lustig. So machen sie es, fotografieren auch noch ihre Autoschilder, steigen ein und fädeln sich in den Verkehr ein. Nun geht es schneller weiter. Sobald der Hinweis auf die A7 auftaucht, gibt Nick Sonja ein Zeichen. Nun kann sie alleine weiterfahren. Er versucht, über eine Seitenstraße zurückzufahren in Richtung Nedderfeld. Sonja winkt ihm noch einmal zu, dann ist sie weg.

    Nick stellt fest, dass er sie ganz nett findet. Natürlich darf Petra, seine Frau, das nicht so klar merken, wenn er von diesem Abenteuer erzählen wird. Das kleine Stück Metall aus dem Himmel wickelt er in ein Papiertaschentuch und verstaut es im Handschuhfach.

    Aber was weiß er von dieser Frau? Sie ist blond, heißt Sonja und hat die E-Mailadresse sonja87@hotmail.com. Er hat sogar vergessen, sich das Kennzeichen des Autos zu merken. Komisch, denn sonst ist das immer das Erste, was er checkt. Er schüttelt kurz den Kopf. Er kann ja eine Mail schicken, und es sieht ja auch so aus, als sei sie nicht an Kontakt interessiert. Schade.

    Mit fast einer Stunde Verspätung kommt er an der Arbeitsstelle an. Er brennt darauf, die Story zu erzählen und allen das Stück Himmelsmetall in die Hand zu geben. Alle betasten und betrachten es mit einem Anflug von Ehrfurcht. Sie reden davon, wie weit dieses Stück Metall wohl gereist sein mag, bevor es ihrem Kollegen vor die Füße fiel, und wie alt es wohl sein mochte. Angeblich sollen diese Stück ja noch aus der Zeit des Anbeginns stammen, jedenfalls des Anbeginns unseres Sonnensystems. Nick strahlt. Mit so viel Aufmerksamkeit hatte er nicht gerechnet.

    „ES gibt noch ein zweites Stück. Ich könnt das an der Bruchlinie erkennen, erklärt er und hebt das Metallstückhoch. „Das ist eine merkwürdige Geschichte, denn ohne eine besondere Begegnung hätte ich es nicht gefunden.

    „Los, erzähle!, fordern ihn die Kollegen und Kolleginnen auf. „Da kein Kunde wartet, haben wir Zeit.

    Nick lässt sich gerne bitten, und er erzählt die ganze Geschichte mit dramatischen Bewegungen seiner Hand. Alle hören ihm gebannt zu. An diesem kleinen Stück Metall hängt also mehr als die Frage nach Alter und Reiseweg. Da gibt es eine blonde Sonja, die Nick auf den Umweg gelockt hat. Insofern hat Nick zwei verschiedene Sachen gefunden, eine Blonde und glänzendes Stück Metall.

    „Für einen gewöhnlichen Morgen ist das eine ungewöhnliche Geschichte, fügt Nicole, eine Mitarbeiterin aus dem Verkauf, hinzu. „Was ist nun für dich toller, Nick, die Blonde oder das Metall aus dem Himmel?

    Alle lachen. Nicole ist immer so direkt, und sie ist immer in irgendjemanden verliebt. Für sie lauert die große Liebe an jeder Ecke, und, wie sie oft seufzend feststellen musste, entpuppte sie sich stets als Illusion.

    „Daraus werde ich nicht antworten, gibt Nick lachend zurück. „Ich freue mich schon, das Himmelsmetall Petra und meinen Kleinen zu zeigen. Oh, ich müsste sie schnell anrufen und alles erzählen.

    „Alles?", fragt Thomas unvermittelt. „Da wäre ich etwas zurückhaltender, wenn es um eine gut

    aussehende Blondine geht." Alle lachen. Nick verzeiht die Mundwinkel.

    Der Chef, Herr Burmer, tritt an Nick heran.

    „Wäre das nicht ein tolles Ausstellungsstück für unsere Vitrine, Nick?, fragt er. „Stelle dir vor, wie die Käufer vor der Scheibe stehen und das Stück des berühmten Hamburger Meteoriten ansehen! Ich ließe mir das auch etwas kosten.

    Nick stellt klar, dass er das Stück Metall lieber auf seinem Tisch im Arbeitszimmer hätte. Herr Burmer zuckt enttäuscht mit der Schulter. „Überlege es dir noch mal, Nick. Das Angebot steht. Und es gibt mehr als zwei Euro pro Gramm. Dann sieht er sich um. „Dann an die Arbeit, Leute. Gleich kommen die ersten Kunden. Wir haben drei Neuzugänge, Nick. Für die brauchen wir die Expertisen. Sie stehen auf dem Hof. Dann mal los!

    „Die Staus lösen sich langsam auf, hört Nick im Firmenradio über NDR 2. „Es haben sich auch schon drei Hörer gemeldet, die ein Stück des Kometen gefunden haben. Mit einem der Glücklichen werden wir gleich sprechen. Erst noch einmal Musik.

    Nick macht sich auf den Weg. Er hat ja schließlich seine eigene Geschichte, die er eher nicht im Radio erzählen wird. Der Ratscher in seiner Hand macht sich leicht bemerkbar. Er streicht mit den Fingern darüber und überlegt, ob er nicht doch besser ein Antibiotikum darüber schmieren soll. „Indianerblut" hatte er das Zeug als Kind genannt. Aber dann entscheidet er sich dagegen. Da hatte er schon andere Wunden, die auch von alleine heilten.

    Er nimmt die drei Kaufverträge für die Neuzugänge und drei Bewertungsbögen, dann macht er sich auf den Weg.

    Er steht vor einem Opel Rekord, der noch ganz gut aussieht und nur wenige Kilometer gelaufen hat. Ein erster Blick über das Auto sagt ihm, dass es wohl in die Kategorie 6 oder 7 gehört, wobei 10 die beste und 1 die schlechteste Kategorie darstellt. Die Polster sind noch sehr gut erhalten, und der Pflegezustand deutet eher darauf hin, dass es sich um ein „Rentnerauto handelt. Gerade will er die Tür öffnen, als sein Handy klingelt. Es ist der Anfang von „Knocking on Havens door, der da ertönt. Nick liebt die Rolling Stones seit er die Musik mit den wilden Tagen, die es damals gegeben haben soll, in Verbindung gebracht hatte. Etwas Wildes in sich zu spüren, war immer sein Wunsch gewesen, aber sein Leben verlief eher sehr normal: wohlbehütetes Elternhaus, schöne Kindheit, langweilige Schule, die übliche Konfliktzeit in der Pubertät, dann schnelles Heranreifen, KFZ-Lehre, Spezialisierung auf Gutachten, ein sicherer Job, Petra heiraten und schnell zwei Kinder kriegen. Das war nicht der wilde Weg, den er gerne eingeschlagen hätte. Mit der Musik der Rolling Stones konnte er sich noch ein kleines Hintertürchen aufhalten, das ihm das Gefühl vermittelte, doch nicht so spießig zu sein, wie er nach Außen wirklich war.

    Er greift nach dem Handy. Es ist Sonja! Was die wohl will? Ob sie sich verfahren hat?

    „Nick, meldet er sich und fügt sofort hinzu: „Hi, Sonja. Na, wieder verfahren?

    „Nein, Nick, tönt ihm ihre bekannte Stimme entgegen. „Ich bin gut angekommen. Du bist ein guter Lotse, und ich habe auch schon unsere Geschichte erzählt. Aber deshalb rufe ich nicht an. Sie macht eine kleine Pause und fährt schneller fort, als Nick eingreifen kann. „Einer meiner Kollegen hier konnte sich nicht beherrschen und hat beim NDR angerufen. Die wollen nun unsere Geschichte hören. Ich habe aber keine Lust, Hamburg zu unterhalten. Es kann nun sein, dass der NDR bei deiner Firma anruft und nach dir fragt. Was denkst du?"

    Nick schüttelt den Kopf. Was hat sich der Kollege denn gedacht? So etwas macht man doch nicht ohne vorherige Absprache.

    „Da bin ich ganz deiner Meinung, Sonja, stimmt er zu. „Geht mir genauso. Ich werde jedes Interview ablehnen. Ich muss jetzt arbeiten. Wir bleiben in Verbindung, ja?

    „Und wir geben unser Stück des Himmelsmetalls nicht ab." Sonja war sich da ganz sicher und erhielt sofort Bestätigung.

    „Klar, Sonja. Schließlich ist es ja ein verbindendes Meteoritenstück, nicht wahr?" Er sieht förmlich, wie Sonja nickt. Nur ein Metallstück, das uns verbindet? Er schiebt den Gedanken fort, wechselt noch ein paar Floskeln mit Sonja und legt auf.

    Der dritte Finder

    Thomas Ellert ist Elektriker bei der Lufthansawerft in Fuhlsbüttel. Hier hat er von der Pike an gelernt und sich durch Fortbildungskurse immer wieder den neuen Anforderungen angepasst. Sein Spezialgebiet ist die Verdrahtung und Elektronik beim A320, aber wenn Not am Mann ist, und das ist oft der Fall, arbeitet er auch an anderen Maschinen. Mit seinen 42 Jahren ist er ein Experte auf seinem Gebiet, und er arbeitete sogar ein halbes Jahr lang in Abu Dhabi, auf besonderen Wunsch des Scheiches. In dieser Zeit hat er zwar viel Geld verdient, aber seine Ehe verloren, denn Marianne wollte nicht mitkommen. Sie hasst Hitze, Staub und hat jede Menge Vorurteile gegen die „Steinzeitmachos, die auf dem Öl sitzen", wie sie es nennt. Thomas wollte sich diese Chance, groß Geld zu verdienen, nicht entgehen lassen, und so gewann er eine Menge Geld, verlor aber Marianne. Das hatte sich schon vorher abgezeichnet, denn Marianne stand eher auf die athletischen Männer, nicht direkt auf leichte Bauchträger wie Thomas. Sie hatten vor 15 Jahren geheiratet, weil Marianne schwanger geworden war. Aber es wurde eine Frühgeburt, die nicht überlebte. Dennoch bleiben sie zusammen, denn sie nahmen das Ehegelöbnis sehr ernst. Glücklich waren sie aber beide nicht. Thomas trug gerne Jeans oder Cordhosen, was sie hasste. Sie hing in der Freizeit im Sportcenter herum, wie er es nannte, und das ging ihm gegen den Strich. Aber alles bewegte sich auf einem Niveau, das keine direkte Konfrontation erzeugte. Es gab immer noch genug Gemeinsamkeiten, um die Beziehung zu kitten.

    Bis Abu Dhabi anstand. Marianne nutzte die Chance, fand einen Mann nach ihren Vorstellungen, und als Thomas Ellert nach sechs Monaten zurückkam, konnte er gleich die Scheidungspapiere unterschreiben. Was er dann auch tat.

    Was Marianne nicht wissen kann, ist, dass Thomas ein Glückspilz ist. Nach der Scheidung gewann er fast zehntausend Euro im Lotto, erwischte bei einer Auktion das Auto, das er sich schon immer gewünscht hatte und stolperte fast über einen Teil des Meteoriten, als er von der Nachschicht nach Hause wollte.

    Er hört ein Sausen und sah einen Aufschlag auf dem Rasen hinter der großen Halle der Luftwerft. Sofort geht ihm durch den Kopf, dass einer der Flieger ein Teil verloren haben könnte, aber ein Blick in den frühen Himmel zeigt ihm, dass dort kein Flugzeug ist.

    Neugierig geht er zur Aufschlagsstelle und sieht, dass sich dort etwas Heißes so richtig in den Rasen gebohrt hatte. Es qualmt noch. Er nimmt einen Schraubenzieher aus seiner Tasche und legt das qualmende Ding frei. Dabei sieht er, dass auch außerhalb des Zauns zwei Menschen, eine Frau und Mann, in Richtung Zaun laufen und dann im Boden bohren.

    Das interessiert ihn aber nicht. Er ist zu müde, um irgendwelche Zusammenhänge von da draußen und hier drinnen herzustellen. Außerdem brummt der Kopf noch ein wenig. Der Lärmpegel war heute Nach besonders hoch gewesen, und an die vorgeschriebenen Ohrstöpsel kann er sich einfach nicht gewöhnen.

    Mit dem Schraubenzieher legt er ein Stück Metall frei, das völlig verbogen, aber sehr glatt ist.

    Er steckt es ein, wundert sich über die Hitze, die das Teil ausstrahlt und macht sich dann auf den Weg zur Busstation. Sein tolles Auto steht zu Hause in der sicheren Garage. Er bevorzugt den Bus. Der fährt fast bis vor die Haustür, bequemer geht es nicht. Und die Lufthansa bezahlt fast die gesamten Fahrkosten.

    Er überlegt kurz, ob er den Fund melden soll, entscheidet sich dann aber dagegen. Dieses Kuriosum will er behalten, hier würde s sicher im Altmetall landen.

    Die beiden anderen Personen, die er kurz gesehen hat, hat er schon vergessen. Er geht in seine Wohnung, duscht kurz und packt sich müde ins Bett. Es ist immer noch das Doppelbett, das er mit Marianne gekauft hatte. Groß und gemütlich. Und nun für ihn alleine.

    Spät am Nachmittag wacht er auf. Es ist schwierig für ihn, nach einer Nachschicht zum Schlaf zu kommen. Das ist gegen den Biorhythmus, hat Marianne immer gesagt. In Abu Dhabi hatte er Tagschicht. Da konnte er nicht schlafen, weil es nachts auch noch zu warm war und die Klimaanlage ihn störte.

    Wie immer packt er erst jetzt seine Tasche aus und findet das Stück Metall. Sofort fällt ihm ein, wie es gezischt hatte, als es einschlug. Nochmals überlegt er, den Vorfall zu melden. Immerhin ist es ein besonderer Vorfall, wenn ein solches Stück in der Nähe einer Halle niedergeht, in der Flugzeuge gewartet

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