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Eiszapfen: Kartl und Neuner - die Woche des Grauens
Eiszapfen: Kartl und Neuner - die Woche des Grauens
Eiszapfen: Kartl und Neuner - die Woche des Grauens
eBook221 Seiten2 Stunden

Eiszapfen: Kartl und Neuner - die Woche des Grauens

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Über dieses E-Book

Die Eröffnung des Christkindlesmarktes in Nürnberg prägt am Abend viele Menschen. Für die beiden Kommissare Kartl und Neuner beginnt mit dem Prolog des Christkindes eine ganz
besondere Woche. Die Woche ihres persönlichen Grauens.

Was für eine Hatz betreibt der Mann mit dem Rollator?
Welche Rolle spielt der Eiszapfen?

Wie persönlich beschneidet der Fall die Sicherheit und das
unbeschwerte Leben der Kommissare und ihrer Angehörigen?

Verfolgen Sie einen fränkischen Krimi, der nicht nur bei den
Akteuren seine Spuren hinterlassen wird.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum7. Jan. 2019
ISBN9783748170341
Eiszapfen: Kartl und Neuner - die Woche des Grauens
Autor

Harald Weiss

Harald Weiss; Geboren bin ich am 17.6.1960 in Nürnberg. Lange Zeit in Nürnberg aufgewachsen, an unterschiedlichen Orten um Nürnberg herum mal mehr oder weniger beheimatet gewesen, lebe ich jetzt wieder in Nürnberg. Schreiben hat mich schon immer fasziniert. In jeder Altersepoche meines Lebens. Schon als Jugendlicher begann ich, Gedichte zu schreiben. Danach folgten Kindermärchen. Doch über all die Jahrzehnte sind die Manuskripte immer wieder in diverse Schubläden verschwunden. 2012 begann ich dann einen Krimi zu schreiben. Bald kristallisierte es sich heraus, dass es ein fränkischer Krimi wird. Schnell waren zwei Charaktere, die ermittelnden Kommissare Kartl und Neuner, gefunden. Nach drei Jahren des Schreibens war der Aufwand zu groß, um dieses Ergebnis einfach wieder auf die Seite zu legen. So überlegte ich, wie ich diese Zeilen zu einem Buch und auf dem Markt bringen könnte. Ich nahm ein halbjähriges begleitendes Lektorat, ließ den Titel gestalten und veröffentlichte im Dezember 2015 meinen ersten fränkischen Krimi "Spiel des Schattens". Oktober 2016 erschien der zweite Band des Ermittlerduos Kartl und Neuner unter dem Titel "Die Mondfrauen". Zwischen diesen beiden Büchern arbeitete ich noch an einem Märchenbuch. Ich fand eine Illustratorin, Elsbeth Schmidt, die meine Geschichten perfekt in Bilder umsetzte. Mitte Oktober 2016 war es dann soweit, dass dieses als Hardcover zur Verfügung steht. Neu seit November 2017 ist der dritte Krimi "Das Minzblatt", in dem wieder Kartl und Neuner unterwegs sind. Zudem veröffentlichte ich einen Kurzroman "Das verlassene Dorf" der die Leser an den Gardasee führt.

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    Buchvorschau

    Eiszapfen - Harald Weiss

    Nord.

    Kapitel 1

    Für Günther, den Gerichtsmediziner der PI Forchheim, gab es fast nichts Schöneres im Leben, wie die Eröffnungsfeier des Christkindlesmarktes in Nürnberg. Alle zwei Jahre gönnte er sich das Erlebnis. Dieses Ritual zog er schon seit ein paar Jahrzehnten so durch.

    Ein letzter Blick in den Spiegel, ein kurzes Streichen durch das volle Haar, bevor er sich endgültig nach Nürnberg aufmachte.

    Da er dem Andrang und den damit verbundenen Chaos vorbeugte, fuhr er zeitig los und ergatterte einen der freien Plätze in einem Parkhaus nahe der Lorenzkirche.

    Wenig später ließ er sich von den Menschenmengen hinunter zum Markt treiben. Voller Vorfreude genoss Günther die weihnachtliche Dekoration. Seine Nase sog die verschiedenen Düfte begierig ein und überraschend fand er einen Platz zwischen den Buden am Markt. Einen Hauch eines freien Blickes auf die Empore der Frauenkirche gönnte ihm diese Stelle.

    Fast eine Stunde stand er schon am Fleck, bis der Blick auf seine Armbanduhr verriet, dass das Warten bald ein Ende fand.

    Fünfzehn Minuten. Beide Hände steckten fest in den Manteltaschen. Um sich herum blendete er für diesen Moment alles aus. Die Geräusche, die Menschen, die Stimmen.

    Fünf Minuten. Naive Freude überflutete sein Inneres.

    Eine Minute. Das Licht der Marktbuden erlosch und tauchte den Platz in eine geheimnisvolle Atmosphäre.

    Seine Augen gierten gebannt nach oben und ein leichter Schauer überfiel ihn, als das Christkind mit dem Prolog anfing.

    Starr verharrte Günther auf der Stelle. Seine Augen füllten sich leicht mit Tränen, bevor er am Ende in den gleichen euphorischen Jubel aller Anwesenden einfiel.

    Bis er den Schmerz verspürte, der ihn ohnmächtig werden ließ.

    Kalt, durchdringend, zerstörend.

    Ihm wurde übel, seine Beine versagten ihren Dienst und er kippte schnell nach vorne weg. Sein Geist tauchte im gleichen Moment in die Dunkelheit ab.

    Den Abtransport und die sofortige Operation realisierte Günther nicht mehr. Erst das Erwachen auf der Intensivstation zeigte ihm, dass es ein Problem gab.

    Spärliches Licht fiel auf den Arbeitsbereich in seinem karg eingerichteten Wohnzimmer. Vorsichtig nahm er das Werkzeug zur Seite und inspizierte lange den Gegenstand in seinen Händen. Behutsam und langsam legte er ihn ab.

    Neben dem Tisch stand ein moderner Fernseher auf einer alten Kommode. Immer wieder schenkte er dem Bildschirm seine ganze Aufmerksamkeit.

    Fünf quälende Stunden sind seit der Eröffnung des Marktes vergangen. Warum taucht keine Meldung über das Ereignis dort auf? Über mein Vorgehen.

    Verärgert schleuderte er den Schraubenzieher gegen die Wand. Laut scheppernd fiel dieser über ein Wandregal auf den Holzboden hinab.

    Verflucht, warum schreibt da keiner darüber? Was für eine Ignoranz. Alle hängen sie mit drin. Die Polizei, die Presse. Diese Lügenpresse. Liest man überall.

    Voller Zorn schaltete er auf den Videotext seines Fernsehgerätes. Mit jeder Textseite ärgerte er sich mehr.

    Nichts, nichts, nichts.

    Die Fernbedienung nahm den Weg des Schraubenziehers, schlug hart am Boden auf und das Batteriefach öffnete sich. Beiden Batterien kullerten unter das Zweisitzer-Sofa im Raum.

    Verdammter Mist. Alles verschwört sich gegen mich. Aber ihr werdet mich wahrnehmen. Wartet ab.

    Fest ergriff er den Gegenstand von der Arbeitsplatte und schraubte ihn dorthin, wo er ihn vorher abgenommen hatte.

    Ich werde ein Exempel statuieren, fluchte er bitterböse. Gleichzeitig entstand ein Plan in seinem Kopf. Ein perfider Plan.

    Die beiden Kommissare Sepp Kartl und Max Neuner eilten spät am Abend durch die Räume der Chirurgie, um die dortige Intensivstation zu finden.

    Kurz vor ihrem Ziel erblickten sie das bekannte Gesicht von Dieter, ihrem Freund aus der PI Nürnberg. Dieser erwartete sie schon ungeduldig.

    „Danke, dass ihr so schnell gekommen seid."

    „Was ist passiert?", wandte sich Kartl kurzatmig an Dieter.

    „Nach unserer Recherche ist auf Günther ein Mordanschlag verübt worden. Absicht oder nicht? Zu diesem Zeitpunkt unmöglich, dir die Frage zu beantworten."

    „Und wie?" Verzweifelt rang Kartl nach Worten. Die Wände des Ganges schwankten vor seinen Augen.

    Mit bleichem Gesicht zuckte Dieter die Schultern nach oben.

    „Genaueres wissen nur die Ärzte. Es gibt wohl eine Einstichwunde. Aber nicht die eines Messers, vom Dolch oder Ähnlichem. Was Exotischeres."

    „Exotischeres?" Ratlos schaute Max dabei direkt in Dieters Augen.

    „Frag den Arzt. Obwohl innere Organe verletzt sind, scheint wohl keine äußere Blutung stattgefunden zu haben. Sie halten sich extrem bedeckt."

    „Wie ist der Gesundheitszustand von Günther?", fragte Max voller Sorge um ihn.

    „Stabil. Was immer das heißt."

    „Ist er vernehmungsfähig?", lautete Kartls Frage.

    „Nein, sie haben ihn in ein künstliches Koma gelegt. Aber mit Glück erwischt ihr einen Arzt, der bei der Operation dabei war und euch Auskunft gibt."

    Betretenes Schweigen trat ein, bevor Dieter sein Anliegen losbrachte. Kurz unterbrach er sich, eine Tür öffnete sich, aber der daraus wegeilende Arzt lief von ihnen weg.

    „Und da bin ich schon an meinem wichtigsten Punkt angekommen. Sepp, Max, übernehmt ihr den Fall? Es ist ja ein Kollege von euch."

    Nachdem Kartl ein wenig nach Luft japste, entschied er sich für die Aufnahme der Ermittlungen.

    „Ja. Ehrensache. Max, bist du dabei?

    „Das sind wir Günther schuldig."

    „Habe ich mir fast gedacht, entgegnete Dieter. „Alles Glück euch. Von unserer Seite veröffentlichen wir erst einmal nichts an die Presse. Wie ihr das handhabt, ist euer Part.

    „Danke Dieter", Kartl drückte seinem Freund kräftig die Hände.

    Im nächsten Moment verschwand dieser und ließ zwei verstörte Kommissare zurück.

    „Die Videoaufzeichnungen vom Hauptmarkt bekommt ihr bald." Für diese Aussage kehrte Dieter kurz zu ihnen zurück.

    „Du bist der Wahnsinn", grinste Max, obwohl es ihm schwerfiel.

    „Wir brauchen jetzt einen Arzt", forderte Kartl Max auf.

    So begaben sie sich auf die Suche. Als Erstes führten sie ein kurzes Gespräch mit der diensthabenden Krankenschwester, die daraufhin zum Hörer griff.

    Abschließend führte sie die beiden den Gang entlang zu einem Arztzimmer.

    Nach dem Betreten verschwand die Krankenschwester und Kartl stellte sich und Max dem Arzt vor.

    „Sie wünschen?", fragte sie ein drahtiger Arzt, der hinter seinem Schreibtisch lümmelte.

    Bevor Kartl sich eine Antwort abrang, versuchte er, sein Gegenüber einzuschätzen. Junger, dynamischer Kerl. Vermutlich sein Studium erst vor Kurzem beendet. Daher die volle Motivation für den Bereitschaftsdienst. So wie bei uns, der Polizei.

    „Herr Dr. Subitor", las er an seinem Namensschild am Arztkittel ab.

    „Lassen Sie das Dr. weg."

    „Herr Subitor. Wir brauchen eine Auskunft über den Notfall, der heute Abend eingeliefert worden ist."

    „Beschreiben Sie es etwas ausführlicher. Wir haben hier nur Notfälle."

    „Der Patient vom Hauptmarkt."

    „Was ist Ihr Begehren?"

    „Von welchen Verletzungen sprechen wir?"

    „Am Anfang irren wir uns in der Diagnose. Kein Hinweis auf Fremdverschulden. Kein äußeres Blut. Zumindest nichts Sichtbares. Keine Diagnose auf Herzinfarkt, Gehirnblutung, Schlaganfall. Er ist fast gestorben."

    Verständnislos warfen sich Kartl und Max Blicke zu.

    „Schließlich entdecken wir eine winzige Wunde im linken mittleren Rückenbereich. Zwar haftet hier ebenso wenig Blut. Nur der Bereich ist komplett nass gewesen. Ein Indiz für uns."

    „Was bedeutet das?", unterbrach ihn Max in diesem Moment. Es hörte sich ein bisschen wie eine Erzählung aus einem Science-Fiction-Roman an.

    „Bei der anschließenden Operation stellt der Arzt fest, dass die Milz im linken Oberbauch einen Treffer abbekommen hat. Sie ist von einem spitzen Gegenstand angepiekt worden. Zudem kratzt das Geschoss an einer Arterie."

    „Ein Schuss? Ein Messer?" Kartl verstand im Moment nicht, auf was der Arzt sie hinwies.

    „Wir haben Eiskristalle gefunden. Reste zumindest."

    „Eiskristalle???", jetzt begriff Max überhaupt nichts mehr.

    „Ja. Projizieren Sie die absurde Vorstellung in Ihr Gehirn, dass Eis, in welcher Form auch immer, von außen in seinen Körper eingedrungen ist", forderte sie der Arzt am Schluss auf.

    Die Aussage überraschte die Beamten. Für einen Augenblick herrschte ratloses Schweigen im Zimmer. Als Erster fand Max die Sprache wieder. Ihm fiel in diesem Zusammenhang eine Romanpassage oder ein Artikel ein.

    „Ein spitzer Eiszapfen mit Druck in den Körper geschossen."

    „Du spinnst doch, fiel ihm Kartl abwertend ins Wort. „Was denkst du dir für einen Blödsinn aus?

    „Nein. Kein Witz. Wenn der Eiszapfen nicht zu dick, tief gefroren und vorne spitz ist, dringt er mit der entsprechenden Geschwindigkeit nach seinem Abschuss problemlos in einen menschlichen Körper ein."

    „Wie dringt ein Eiszapfen durch die dicken Klamotten?"

    „So wie ein Schuss. Mit Wucht, Schnelligkeit und somit großer Durchschlagskraft."

    „Dazu passen die Löcher im Mantel und in seinem Hemd. Außer Nässe in den Fasern haben wir nichts Verdächtiges entdeckt", ergänzte der Arzt.

    Für ein paar Sekunden zweifelte Kartl an seinem Verstand. Und an dem, was Max und Herr Subitor zusammen ausheckten.

    „Eiszapfen?" Kartl fühlte sich völlig erschlagen.

    „Ja, gab Max bestimmend zurück. „Es wird oft über den perfekten Mord spekuliert. Kennst du nicht die Geschichte des Mannes, der mit einer Thermoskanne in der Sauna erscheint?

    „Max!" Vorsichtig ermahnte Kartl ihn für seine lebhafte Fantasie.

    „Das ist der perfekte Mord gewesen. Zumindest annähernd, ließ dieser sich nicht beirren. „In der Thermoskanne versteckt der Mann einen Eiszapfen. Damit ersticht er einen anderen Gast in der Sauna. Das Wasser ist durch die Hitze verdampft und so ist nirgends eine Mordwaffe gefunden worden.

    „Genau wie bei unserem Patienten, verbündete sich Dr. Subitor mit ihm. „Aus ärztlicher Sicht passt das perfekt zu den Spuren, die es gibt. Gleichwohl wir keine Gerichtsmediziner sind, wie Ihr Kollege auf der Intensivstation. Unsere Arbeit gilt den noch Lebenden.

    „Ihr macht mich fertig, analysierte Kartl die letzten Minuten. „Wenn ich euch beide richtig interpretiere, spaziert da draußen ein Kranker umher, der es darauf anlegt, den perfekten Mord zu verüben?

    „Bingo", strahlte Max zurück.

    „Das macht mir Mut. Wann ist Günther, realistisch gesehen, ansprechbar, Herr Subitor?"

    „In ein, zwei Tagen, wenn alles nach Plan verläuft und wir ihn wieder aus dem künstlichen Komma zurückgeholt haben. Lebensgefahr besteht im Moment nicht mehr."

    Kartl und Max schnauften hörbar und dankbar durch.

    „Danke, wandte sich Kartl an den Arzt. „Wir melden uns wieder bei Ihnen.

    Die Kommissare verließen den Raum. Die Schritte hallten durch den Flur und wenig später an der frischen, kalten Luft fassten sie den ersten klaren Gedanken.

    „Sag mal, Max. Meinst du das alles so, was du gesagt hast?"

    „Ja. Ich weiß, dass es unglaubwürdig klingt."

    „Unglaubwürdig? Was für ein Witz. Mir fehlt jeglicher Glaube an diese These."

    „Wie forschen wir weiter?"

    „Fahren wir ins Präsidium. Ich schließe mich mit Dieter wegen der Daten der Überwachungskameras kurz. Unter Umständen eine Hilfe für uns."

    „Drück dir die Daumen."

    „Dann los mit uns", forderte Kartl Max auf, warf ihm den Schlüssel zu und eilte voraus zum Wagen.

    „Links, rechts, links, rechts. Eins, zwei, eins, zwei", Helga Friedrich gab mit ihrer klaren Stimme diese Anweisungen vor. Sie stand in der Mitte des Raumes im evangelischen Gemeindehaus von Gebersdorf.

    Einmal in der Woche begrüßte sie dort acht ältere Menschen, die einen Rollator zur täglichen Fortbewegung nutzten, in ihrem Kurs. Immer Freitag, 13:30 Uhr, trafen sie sich zu dieser nicht alltäglichen Bewegung.

    Der erste Tanzkurs mit Rollator für Senioren.

    So stand es damals im Einladungsflyer der Gemeinde. Am Anfang sahen diesen Kurs die meisten als Spinnerei an. Seit fast einem Jahr trafen sie sich regelmäßig. Ziel der Veranstaltung war, dass sich die Fitness und Beweglichkeit im Alter verbesserte.

    Mit Musik auf die Schrittfolge. So funktioniert es, erläuterte damals Frau Friedrich in einem Interview.

    „Links, rechts, eins, zwei, schallte die Stimme durch den Saal. „Georg, wo bist du heute mit deinen Gedanken?

    Erschrocken wandte er sich Richtung seiner Tanzlehrerin. Ein Missgeschick, denn er verkrampfte vollständig und stolperte, aus dem Takt gekommen, über seine eigenen Füße. Rechtzeitig fing er sich wieder und erlangte sein Gleichgewicht.

    „Pass doch auf", hörte er ihre mahnende Stimme.

    „Ist in Ordnung", murmelte er fast nicht verständlich.

    Dieser blöde Kurs nervt total. Georg Müller, 79 Jahre, wohnhaft in Gebersdorf, empfand schon lange keine Begeisterung mehr für diese Aktivität.

    Warum bin ich nur so feige? Nur einmal Nein sagen und ich komme nächste Woche nicht mehr wieder. Die mahnenden Worte der Kursleiterin störten seine weiteren Gedanken.

    „Denkt an unsere monatliche Aktion am Montagvormittag. Wir treffen uns hier um 10:00 Uhr. Wir fahren zum Hauptmarkt. Um 12:00 Uhr schauen wir uns das Männleinlaufen auf der Frauenkirche an."

    Freudige Stimmung, außer bei Georg, erfüllte den Raum.

    „Jemand verhindert?"

    Nachdem sich keiner meldete, ergänzte Frau Friedrich ihre Ausführungen.

    „Poliert einmal eure Rollatoren auf. Schluss für heute", klatschte sie ein letztes Mal in ihre Hände.

    Somit schoben sie ihre Rollatoren aus dem Raum. Sie unterschieden sich von sonstigen Geräten auf dem Markt.

    Seit zwei Stunden saßen Kartl und Neuner über dem Videomaterial aus Nürnberg. Sie sichteten eine schier nicht zu bewältigende Laufzeit.

    Trotz einer eingeschränkten Zeitspanne gestaltete sich die Suche nach Günther als schwierig.

    Die meisten Sequenzen zeigten die Personen nur von hinten. Zu Hunderten drängten sie in die Budengassen. Und wo es Aufnahmen von vorne gab, stachen nur die heraus, die mit ihrer Körpergröße alle überragten. Vielen Gesichter blieben verschwommen und unerkannt.

    „Wie schafft man es, nicht den Überblick zu verlieren?", klagte Kartl.

    „Warst du schon mal auf der Eröffnung?", fragte ihn sein Partner Max.

    „Nein. Ich bin kein Anhänger von solchen Massenaufläufen. Schau dir das doch an."

    „Halt, schrie Max in dieser Sekunde. „Dort, zeigte mit den Fingern auf den Bildschirm. „Günther."

    Mit zusammengekniffenen Augen ließ Kartl den Blick auf die Bildfläche des Monitors schweifen.

    „Wo?"

    „Da!" Dieses Mal zeigte sein Finger genau auf einen Punkt, den Max als Günther identifizierte.

    Den Kopf leicht zur Seite geneigt, beäugte Kartl die Szenerie, überlegte, grübelte und pflichtete Max letztendlich bei.

    „Möglich. Bekommen wir das größer?"

    Vorsichtig versuchte Max, einen Ausschnitt herauszuzoomen. „Lass es weiterlaufen", bat Kartl und konzentrierte sich auf die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte.

    Reges Gedränge herrschte um Günther herum. Immer wieder nahm jemand anderes den Platz hinter ihm ein. Als Kartl den Überblick verlor, stoppte Max die Aufnahme.

    „Hier. Ist dir das aufgefallen? Da steht seit einiger Zeit ein Mann hinter Günther und bewegt sich nicht."

    „Zeig es mir deutlicher? Oder ist es nicht möglich?"

    „Nein. Hoffentlich zaubern unsere Techniker was daraus."

    „O.k. Schauen wir es weiter an", bat Kartl.

    Der Mann blieb hinter Günther stehen. Bis zu dem Zeitpunkt, wo der Gerichtsmediziner plötzlich seinen Halt

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