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Doga Datscha: Omm....oder auch nicht.
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eBook306 Seiten4 Stunden

Doga Datscha: Omm....oder auch nicht.

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Über dieses E-Book

Auch im Schwabenländle kann es romantisch und humorvoll zugehen. Und Weiber? Sie können Segen oder Fluch sein. Wenn diese dann noch eng befreundet sind und ihre dazugehörigen Vierbeiner noch voll mitwirken, dann ist alles möglich. Yoga, Männer und Hunde, eine durchaus interesannte und manchmal explosive Mischung. Es darf mit Christa und Co. gelacht und gelitten werden, wenn zuviele Köche bei ihrem Start-Up Unternehmen mitmischen wollen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Feb. 2016
ISBN9783738057263
Doga Datscha: Omm....oder auch nicht.

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    Buchvorschau

    Doga Datscha - Gabriele Boecker

    VORAB...

    Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten ist in den Hunden enthalten.

    Franz Kafka

    If you don't see the book you want on the shelf, write it.

    Beverly Cleary

    WOHL BEGONNEN IST HALB GEWONNEN (HORAZ)

    George wälzte sich auf dem Rücken, alle vier Pfoten von sich gestreckt, seine süße Schnute zu einem breiten Grinsen mutiert. So liegt ein glücklicher Hund, dachte ich mir, als meine heiß geliebte Fellnase sich seines Lebens freute und sich auf meinem Ikea Teppich rekelte. George ist zur Zeit der einzige Mann in meinem Leben, teilt mit mir Tisch und Bett und fungiert als mein DOGI. Den Namen George hat er wegen seiner wunderschönen, sanften schwarzen Augen mit dem ever so treuen Blick. Als ich ihn zum ersten Mal im Tierheim sah, guckte er mich herzzerreißend mit diesen Guckern an und ich war hin und weg. Erster Gedanke? Erinnert mich an George Clooney (sorry George, du könntest aber einen schlimmeren Namensvetter haben). Ach, und DOGI heißt, er hilft mir beim Unterricht, ist sozusagen meine vierbeinige Muse. Ich bin nämlich Doga-Trainerin, YOGA + Hund (Dog) = DOGA, gebe Kurse in meiner Doga-Datscha in Esslingen und habe dadurch viele Gleichgesinnte kennengelernt, die von zweibeinigen Partnern auf der vierbeinigen Variante umgestiegen sind. Daran dachte ich gerade als ich in meiner Frauenzeitschrift blätterte und einen Schluck grünen Tee trank.

    Und so will ich nun meine Story beginnen. Ich bin Christa Schellinger und dies ist meine Geschichte. George ist ein Maltipoo, also Mischung Malteser-Pudel, den ich vor drei Jahren aus dem Tierheim holte. Ich habe es auch nicht nur eine Minute bereut. Die ersten drei Jahre seines Lebens waren wohl nicht so toll und als wir zusammen kamen, konnte er rein gar nichts. Stubenrein? Fehlanzeige! An der Leine laufen? Auch nicht! Angst vor jedem lauten Geräusch? Aber hallo! Ausflippen, wenn ich den Müll herunter bringen wollte? Das auch heute noch. Eine Treppe hatte er wohl bis zu dem Zeitpunkt im Leben nie gesehen, jedenfalls wusste er nicht wie hoch oder runter und im Auto kotzte er bei jeder Fahrt. Aber, das alles war vor drei Jahren und, bis auf die Müllentsorgung, habe ich mit Geduld und Spucke den idealen Partner, der auch für sein Leben gerne mit mir umher fährt und mich überall hin begleitet. Übrigens hat er bessere Manieren als manche Gören.

    Soweit meine Liebeserklärung an George. Wir zwei wohnen in einem Mehrfamilienhaus in Esslingen, das Klein Venedig des Schwabenlands, direkt an einem Kanal des Neckars und nahe an einem Park, so dass mein Kleiner seine Notdurft, die selbstverständlich ordentlich von meiner Wenigkeit entsorgt wird, bequem verrichten kann. Sechs Familien, jeweils drei Zimmer, ich im EG rechts, Miss Piggy, meine Nachbarin, im EG links. Miss Piggy ist keine Hundeliebhaberin, aber sie duldet meinen Liebling. Auch wenn George sie vom kleinen Küchenbalkon aus immer anbellt wenn sie nach Hause kommt. Obwohl ihre Wohnung die spiegelverkehrte Version meiner Wohnung ist, hat Miss Piggy keinen Küchenbalkon. Ihrer ist verglast worden und dient jetzt als Loggia. Erwähne ich nur, weil diese Loggia mir auch immer wieder gute Laune beschert. Nein, ich bin kein Voyeur. Aber Miss Piggy pflegt ihre Wäsche direkt am Fenster des besagten Anbaus zu trocknen. Insbesondere ihre Büstenhalter sind sehenswert. Sie hängen immer in Reih' und Glied auf ihrem altbackenen, hölzernen Wäscheständer mit ebenso altbackenen, hölzernen Wäscheklammern à la Oma. Immer fünf. Für jeden Tag einen? Na, wäre sicherlich nicht erheiternd, wenn diese Möpshüllen gestärkte, weiße liebes tötende Gerüste wären. Sind sie aber nicht, Miss Piggy's Büstenhalter sind Schalen BHs, Körbchengröße D und in Neonfarben. Ja, ich denke eine andere Farbe für jeden Wochentag, Neon gelb, grün, blau, pink und orange. Sie hängen immer Samstags im Fenster, nur diese Wäschestücke von den altmodischen Holzklammern gehalten. Keine Slips, keine Höschen. Immer nur diese Produktpalette. Natürlich geht meine Fantasie manchmal mit mir durch und ich frage mich, wie die dazugehörige Höschen aussehen mögen – oder trägt sie am Ende keine? Und was, wenn überhaupt, hüllen diese Lustmacher am Wochenende ein? Geht mich nichts an! Ach, und sie heißt natürlich nicht Miss Piggy. Meine Nachbarin heißt im echten Leben Antje und fährt einen dunkelblauen BMW, den sie immer direkt unter ihrer Glasloggia zu parken versucht. Komme was wolle. Sie hat lange blonde Haare und, na ja, Körbchen Größe D mit den dazugehörigen Maßen, und eine Physiognomie, die mich zumindest an diesem bestimmten Schweinestar erinnert. Den dazugehörigen Kermit habe ich bei ihr noch nicht entdeckt. Soviel dazu. Seitdem heißt Antje bei mir nur noch Miss Piggy. Nichts für Ungut, Kleine.

    In der Wohnung über uns wohnt ein schwuler Friseur. Wahnsinnig netter Typ, hat einen Kater, der Mephisto heißt und der einen Buckel macht, wenn er George nur von weitem sieht. Ihm gegenüber wohnt Frau Holle (na eigentlich Frau Schwartz). Sie ist Rentnerin und auch ganz toll lieb. Sie bäckt doch tatsächlich Hundeleckerli für George und passt auch mal auf ihn auf, wenn ich abends ohne ihn weg muss (kommt nicht oft vor und eigentlich immer seltener). Unterm Dach wohnen Max und Moritz (diesmal kein Spleen von mir, die zwei Studenten heißen tatsächlich so). Von denen sehen und hören wir wenig, da sie an der TH studieren und nur wenig daheim sind. Ja, soviel zu unserem ehrenwerten Haus. Die sechste Wohnung steht zur Zeit noch leer.

    Und nochmal zu meiner Person, nein, ich bin weder Esoterikerin, homosexuell, noch bin ich eine Männer verachtende Amazone, habe aber viele Freunde die sich so katalogisieren lassen und die ich alle liebe. Aber ich persönlich war sogar schon mal verheiratet, habe zwei erwachsene Söhne, die allerdings der Meinung sind, sie hätten im Mutter-Roulette eine Niete gezogen. Aber mehr dazu später. Das Weiterlesen lohnt sich, gibt hoffentlich einige Lach- und Aha-Momente mit Wiedererkennungswert. Und abgesehen von einigen amourösen Abenteuern, bin ich bisher bekennender Single. Und ist die Liebe zu meinem ehemaligen Göttergatten inzwischen glücklich den Neckar hinab geflossen, so ist meine heiße Liebe zu diesem schmucken mittelalterlichen Städtchen Esslingen geblieben und ich hänge hier unwiderruflich fest.

    Meine Brötchen verdiene ich jedenfalls mit Doga-Unterricht, will heißen, ich bin zertifizierte Yoga-Lehrerin und gebe jetzt eben Unterricht in Yoga mit Hunden. Nein, die Vierbeiner müssen sich nicht verrenken, auf dem Kopf stehen oder die Hinterpfoten verbrezeln. Aber mitmachen tun sie auch so nicht ungern.

    Ein netter Nachbar mit einem alten Laden hat mir seine Räumlichkeiten umsonst zur Verfügung gestellt und so muss ich nur Strom und Wasser zahlen. Alles Paletti, ansonsten könnte ich es wahrscheinlich nicht stemmen. Aber George und ich kommen glücklich über die Runden.

    So, und nun erst einmal stenographisch zu meinen lustigen Mitstreiterinnen, die alle auch eine interessante Story zum Besten geben können und ohne die ich nicht die wäre die ich bin.

    Als erstes denke ich an Janina Ruprecht (mit dem Knecht weder verwandt noch verschwägert). Zweiundvierzig Jahre alt, Mutter einer zwölfjährige Tochter, alleinerziehend und – 1,32m groß. Nein, das ist im Grunde nicht wichtig, nur ggf. interessant wenn man bedenkt, dass es sich bei ihrem Haustier und DOGI um eine Deutsche Dogge handelt. Homer misst alleine schon stolze 80cm. Janina ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Ingenieurin von Beruf, freiberuflich tätig, arbeitet von Zuhause aus und hat schon jede Menge Lover gehabt. Aber auch sie findet, dass ihr Frauenhaushalt optimal von Homer ergänzt wird. Will sagen, Hausschuhe und Zahnbürste darf keiner bei ihr dauerparken. O-Ton Janina „hier werden Männer nur ambulant, nicht stationär behandelt". Aber zu ihrer Story auch noch später. Stay tuned, es könnte Ihnen gefallen. Auch zu der Geschichte von Homer. Denn die meisten Hunde, die hier mit von der Partie sind, sind aus dem Tierheim adoptiert worden.

    Dann kommt unsere geliebte Gerri. Geraldine Mason, eine Afroamerikanerin, Leutnant der U.S. Army, die in Stuttgart-Vaihingen stationiert ist und in Esslingen wohnt, einfach weil sie dieses wunderschöne malerische Städtchen so beautiful findet. Gerri ist vierzig, solo, und hat ihren Hund Heinz aus dem Tierheim in Esslingen geholt. Sie wird noch eine Weile in Germany sein, doch wenn sie geht, dann wandert der liebe Heinz mit nach USA aus und wird dort wohl ein Hot Dog. Ohne ihren Heinz geht gar nichts. Er heißt übrigens so angelehnt an den amerikanischen Werbeslogan der Firma Heinz aus dem Jahre 1896, wonach die Firma 57 verschiedene Variationen von Produkten angeboten hat. Na ja, und da Heinz ein undefinierbarer Mischling ist, war Gerri der Meinung, dass Heinz geradezu prädestiniert war so zu heißen. Heinz ist ein braun-weißer Knuddelhund mit Dackelblick und Schnute, Terrierohren und langen Schwanz der ständig in Bewegung bleibt. Eine richtige Knutschkugel und er macht bei unserem DOGA- Unterricht immer ganz toll mit. Und Gerri ist durchtrainiert. Außer unserem DOGA joggt sie regelmäßig und boxt auch noch. Und wenn sie lauthals lacht, müssen wir alle einfach mit einstimmen. Ist ansteckend. Warum Gerri solo ist? Auch hierauf kommen wir noch.

    Auch meine Namensvetterin Christa ist Anfang vierzig, verheiratet, hat zwei Kids im Teenage-Alter und eine Berner Sennenhündin namens Amy. Amy ist ebenfalls drei, hat die Ruhe weg und meint trotz ihrer Größe ein Schoßhündchen zu sein. Auch sie kommt gerne zu den DOGA Treffs. Christa ist Bankkauffrau, sportlich und mit einem Kollegen verheiratet, den sie noch von der Schule her kannte. Na ja, kann es auch geben. Ist wohl mehr oder weniger glücklich verheiratet und mehr oder weniger Mutter zweier pubertierender Kinder, dafür aber überzeugte Mami ihres Berner Sennenhundes Amy. Auch Christa hat eine Story, die zwar aufgeschoben, doch nicht aufgehoben wird. Sie ist die einzige der Mädelrunde, die noch in einer festen Beziehung steckt.

    Rauhaardackel Rupert hat auch ein pfiffiges Frauchen, nämlich die Mariela. Mariela ist fünfundvierzig und Physiotherapeutin von Beruf. Rupert ist immer dabei, hat gelernt, sich ganz ruhig mit im Raum zu verhalten, wenn Patienten zur Behandlung kommen. Er ist überhaupt ein Käpsele. Rupert hat Mariela übernommen als er erst ein Jahr alt war. Seine Familie musste wegziehen und konnte ihn nicht mitnehmen. Daher kein „Heinz 57 sondern ein reinrassiger Mitglied unserer Runde. Übrigens betone ich musste und konnte", weil das für mich sehr faule Ausreden sind. Sich einen Hund anzuschaffen, heißt eine Verpflichtung einzugehen, und zwar eine lebenslange, solange die Fellnase halt lebt. Es sind Familienmitglieder und keine Möbelstücke, die man nach Belieben ausrangiert. Ja, da kann ich fuchsig werden. Aber der 6-jährige Rupert hat es genial getroffen, wird auch heiß geliebt und, da Mariela auch mehr oder minder solo ist, ist er Herr im Horst und sehr glücklich.

    Last not least, unser Küken, nämlich Sarah. Kosmetikerin und Fachverkäuferin ihres Zeichens. Sie ist erst sechsundzwanzig Jahre jung und, was Männer betrifft, ein gebranntes Kind. Natürlich wird sich das ändern, tut es auch fast täglich, dafür hat sie Mopshündin Lotta. Lotta bekam sie zum Abitur geschenkt und die kleine, sehr bestimmende, Dame wird nun stolze sieben Jahre alt. Kein Alter für einen kleinen Hund, da die Kleinen wesentlich länger leben können als ihre größere Artgenossen. Sie kommt auch gerne zum DOGA, macht aber nur die Asananas mit, dir ihr genehm sind. Als sie zu uns stieß, trug Sarah nicht nur sau teure Yoga Klamotten (wir anderen begnügen uns mit dem, was Lidl, Aldi und C & A hergeben, will sagen, muss die Kasse nicht sprengen), zwei Paar falsche Wimpern (kein Scheiß) und 3 cm lange, knallbunte Fingernägel. Okay, den Zahn haben wir der Lady bei unserem ersten gemeinsamen Stammtisch dann gezogen. Seitdem ist Sarah, na sagen wir, modemäßig von XXL zur Normalgröße geschrumpft, dafür aber mega zufrieden. Der Stammtisch bescherte Sarah auch eine Alternativlösung für die Unterbringung von Lotta, wenn sie arbeiten muss. Normalerweise ist Sarahs Mutter die Hundesitterin erster Wahl, doch wenn das mal nicht klappt, dann kann sie Lotta jetzt zur Mariela bringen, denn Rupert und Lotta finden sich gegenseitig richtig gut.

    Alle unsere Vierbeiner harmonieren und so machen die DOGA Sessions richtig Spaß, sie machen alle super gut mit und es gibt nie Zoff. Ein Bild für die Götter, wenn sie wie die Orgelpfeifen aufgereiht dastehen und warten, bis wir die Matten ausgelegt haben. Mein George und Lotta sind die Kleinsten, gefolgt von Rupert und Heinz, Amy und Homer zieren dann den guten Schluss. Irgendwie bringen sie es auch jede Woche fertig, sich so aufzustellen. Wir sind natürlich auch die Schau, wenn wir uns mitsamt Fellnasen, ebenfalls einmal wöchentlich, zum Stammtisch treffen. Im Sommer gerne in einer der vielen schönen Gartenlokale unserer wunderschönen Stadt oder auch im Restaurant Palmscher Bau mit den schönen Holzdielen, worauf sie alle sechs schön unterm Tisch Platz finden. Oft treffen wir uns auch bei einer von uns Zuhause, bis auf bei Sarah, da sie noch bei ihren Eltern wohnt.

    Na ja, nun seid ihr im Bilde und wir können mal so richtig zusammen loslegen.

    CHRISTA

    Das wäre in dem Fall, und etwas ausführlicher, meine Wenigkeit und nicht die Bank Christa. Wie gesagt, ich bin achtundfünfzig Jahre jung, geschieden und Mutter zweier erwachsener, abtrünnig gewordener, Söhne. Ich war fünfundzwanzig Jahre verheiratet. Der Silberne-Hochzeitstag wurde noch gefeiert und dann kam heraus, dass auch mein Mann abtrünnig geworden war. Es tat nicht mal weh und so stellt ich fest, dass die Abstumpfung eigentlich bereits eingetreten und es wohl Zeit zu entrümpeln war. Eigentlich hätte es mir schon viel früher auffallen müssen. Wenn das Hauptthema des Tages sich um das laufende Fernsehprogramm und was es zu essen gibt dreht, dann haben sich wohl ziemlich viele Gemeinsamkeiten schon verabschiedet. Und wenn der Umgangston, letztendlich beidseitig, zum gegenseitigen Anschnauzen degradiert wird, dann hat die berühmte letzte Stunde geschlagen. Letztlich, wenn mit dem Smartphone zärtlicher umgegangen wird als mit der eigenen Ehefrau und wenn man auch tiefer ins PC Monitor als in den Augen seiner Holden schaut, dann ist genug geschwätzt. Die Trennung vollzogen wir vor drei Jahren. Wir verkauften unsere Eigentumswohnung, nahmen friedlich jeder die Erinnerungen, die uns vom gemeinsamen Lebensweg lieb geworden waren, mit, teilten sie fair auf und gingen beide unsere Wege. Es ist nie nur einer Schuld und so werde ich, selbst im Glashaus sitzend, nicht mit Steinen werfen. Wir lebten uns schlichtweg auseinander. Ich zog in meine jetzige Wohnung, frischte meine Yoga Kenntnisse auf, machte mein DOGA Zertifikat und holte mir meinen kleinen weißen Schatz aus dem Tierheim. Im früheren Leben, bevor ich Hausfrau und Mutter wurde, war ich Immobilienmaklerin. Hat Spaß gemacht aber nicht soviel, dass ich dort wieder anknüpfen wollte. Und Yoga mache ich seitdem ich mir mit Anfang 20 einen Club Med Urlaub auf Mallorca leistete. Das war lange bevor der Ballermann entstand und die Prols die Insel übervölkerten. Ich lernte in einer lauschigen Bucht Yoga und es ließ mich seitdem nicht mehr los. Also sollte nun alles ganz neu werden. Mein Ex-Gatte und ich sind im Guten auseinander und sind, mehr oder weniger, Freunde geblieben. Der vereinbarte finanzieller Puffer hielt mich über Wasser, bis ich auf eigenen Füßen stehen konnte. Da wir beide noch in der gleichen Stadt wohnen, sieht man sich manchmal hier oder dort. Beide hören wir wenig, wenn überhaupt, etwas von unseren Söhnen, die uns beide für völlige Fehlbesetzungen als Eltern ansehen. Jetzt heißt es George und ich gegen den Rest der Welt. Wir sind uns wichtig und dann kommt lange Zeit nichts mehr. Das ist echt nicht so brutal wie es sich vielleicht anhört, doch irgendwo muss man anfangen, den Graben um sein Schloss zu verteidigen, alleine um bei Verstand zu bleiben. Natürlich date ich von Zeit zu Zeit. Aber, love me love my dog. Wer das nicht tut, bekommt nicht einmal eine erste Chance. Basta!

    CHRISTA UND JANINA

    Als ich wieder einmal The Ladies Rosa Diner im Industriegebiet besuchte, um mir einen Vegan Burger im amerikanischen Stil der 50er Jahre einzuverleiben, natürlich in Begleitung von George, fiel mir eine Frau auf, die in dem Booth (also Sitzecke) vor mir saß auf. Übrigens ist im Diner alles in verschiedenen Rosatönen gehalten. So auch die besagten, mit Vinyl bezogenen Booths. Aber schnell zurück zur Janina. Die Tatsache, dass ihr Kopf mal gerade oben mit der Bank abschloss und dass ein Hundekopf mit der Größe eines mittleren Kürbis unterm Tisch hervorlugte faszinierten mich. George, der auf seiner Hundedecke zu meiner Rechten auf der Bank saß, wurde hibbelig beim Anblick des sanften Riesen. Ja, es war gleich zu erkennen, dass Homer die Ruhe weg hat. Sein Riesenhaupt parkte auf seinen ebenso riesigen Pfoten und er würdigte uns keinen Blick. Jedenfalls bestellte die Dame genau den gleichen Burger, den ich bestellt hatte, mit genau den gleichen Beilagen (George steht dort auf die lecker knusprigen Pommes, die muss ich also immer nehmen). Das gab den Anstoß. Ich bin nun ziemlich kontaktfreudig und so erlaubte ich mir zu bemerken, dass das Essen hier immer ganz toll ist. Da drehte sich Janina zu mir um, lächelte und sagte süffisant, Ja, das ist es, sie würde des Öfteren hier speisen. Speisen. Okay, dann. Sie prustete aber dann gleich los und meinte speisen, wie hört sich das aber gestochen an. Wir kamen also ins Gespräch, vis-a-vis über dem Bankrand hinweg. Ich wollte George noch nicht gleich mit der Bekanntschaft der Deutschen Dogge überfordern, obwohl sie zwischenzeitlich dicke Freunde sind. Nicht üblich für meinen kleinen Schisser, der gerne bei jeder neuen Bekanntschaft den Schwanz einzieht und kläfft, eh er sich zu einem eigentlichen Kennenlernen breitschlagen lässt. Wir zwei Hunde-Mamis verstanden uns aber prima und haben dann gleich Telefonnummern und E-Mail-Adressen ausgetauscht. Damals hatte ich noch nicht mit DOGA begonnen und so gab es erst mal nur Hunde Playdates. Eigentlich sind es meine diverse Damen, die mich dazu ermuntert haben, es mit der DOGA Datscha zu wagen. Aber auch dazu werde ich noch kommen.

    Jedenfalls habe ich dann eine Woche später über eine geteilte Flasche Prosecco erfahren, dass Janina Anfang vierzig und Mutter einer zwölfjährigen Tochter ist. Der Papa hat sich vom Acker gemacht, noch bevor Hanna geboren wurde und so beschloss Janina sich selbständig zu machen, damit sie als Alleinerziehende von Zuhause aus arbeiten konnte. Sie bewohnt mit Hanna ein Reihenhaus und hat sich ihr Büro im UG mit separatem Eingang eingerichtet, arbeitet mehr oder weniger als Consultant. Na, und als Hanna dann vor etwa drei Jahren mit den unumgänglichen Quengeleien nach einem Haustier anfing, entweder eigenes Pferd (LOL) oder Hund, da wurde wohl ein Kompromiss getroffen, da Homer irgendwo größenmäßig dazwischen liegt. Auch die beiden Mädels besuchten damals das Tierheim in Stuttgart-Botnang auf der Suche nach etwas Schnuckeligem. Nach Hause gekommen sind sie dann mit einer Doggenwelpe. Er war kleiner als jetzt aber mit riesigen Pfoten, die gut ahnen ließen, was auf die beiden Damen zukommen würde. Doch es war Liebe auf den ersten Blick. Und wenn meine wunderbare kleinwüchsige Freundin mit ihrem Kuscheltier Gassi geht, fällt sie auf jeden Fall auf. Alarmanlage Zuhause wird nicht mehr benötigt, denn wer Homer nicht kennt, ahnt nicht unbedingt, dass an ihm ein Schoßhund verlorengegangen ist.

    Jedenfalls wurde Janina meine engste Vertraute, mein BFF (best friend forever) schlechthin, wie man heute so schön auf Neudeutsch sagt, und daran hat sich nichts geändert. Wenn der Schuh irgendwo drückt, sind wir für uns gegenseitig die erste Anlaufstelle. Wir trafen, und treffen uns regelmäßig und bei einem solchen Treffen sind wir dann Geraldine begegnet.

    CHRISTA UND GERALDINE

    Als Janina, George, Homer und ich mal wieder einen guten Schoppen griechischen Wein bei Costas in Rüdern genossen, Homer unter dem Tisch, George fast auf ihm drauf und Costas' Promenadenmischung Snoopy immer um die beiden herum, da fiel uns eine Dame am Nebentisch auf. Eine äußerst attraktive Brünette, ebenmäßig schwarz. Sie saß alleine am Tisch und versuchte, in Ruhe die Speisekarte anzuschauen, wurde aber ständig von einem Jüngling mitsamt Begleitern vom Nebentisch angebaggert. Nun war es schwer zu schätzen, wie alt die Dame war aber mit Sicherheit einiges älter als die drei hippen Youngster, die sie anmachten. Wir zwei erfahrene Damen belächelten die Versuche des Junggemüses und waren uns ziemlich sicher, dass sie nicht fruchten würden. Die Dame machte nicht den Eindruck, auf einem Boy-Toy aus zu sein.

    Die Show war aber recht unterhaltsam und wir wunderten uns, wie lange es dauern würde, bis die Dame am Nebentisch in irgendeiner Weise die Handbremse ziehen würde. Irgendwann wurden unsere Fellnasen müde und legten sich bewachend zu unseren Füßen. Snoopy gesellte sich zu ihnen und so konnten wir uns voll auf die Romanentwicklung am Nebentisch konzentrieren. Da uns die Faszination damit auch noch von einer eigentlichen Essenbestellung abgehalten hatte, blieb uns reichlich Zeit für die Observation. Costas schaute von der Tür aus zu und fragte sich sicherlich, ob er nicht irgendwann schützend eingreifen solle. Aber, selbst ist die Frau, war überhaupt nicht notwendig.

    Nachdem die drei Jungs offensichtlich nicht locker zu lassen gedachten, stand Geraldine (die wir just in dem Moment kennenlernen würden) auf, klopfte auf den Tisch der drei Testostertonfässer, lächelte breit und meinte, Jungs, danke aber falsche Baustelle, stehe leider nicht auf männliche Hosenträger. Aha, also eher auf weibliche, dachte ich mir (das sollte sich aber als eklatante Ausrede ihrerseits herausstellen). Im Fernsehen hatte neulich eine Darstellerin einem ähnlich zudringlichen Teenager der auf MILFs stand (ich wähle hier die vornehme Übersetzung: Jünglinge die auf Damen mittleren Alters wegen ihrer sexuellen Erfahrungen stehen) eine Abfuhr mit dem Wortlaut grosse Klappe, kleine Gurke erteilt. Gefiel mir richtig gut und ich speicherte es sofort unter bei entsprechender Gelegenheit einzusetzende Zurückweisung. Fiel mir natürlich bei dieser Gelegenheit spontan ein. Derweil schlenderte Geraldine auf uns zu. Sie fragte, ob noch

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