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Das blaue Sternenschloss: Teil 2
Das blaue Sternenschloss: Teil 2
Das blaue Sternenschloss: Teil 2
eBook232 Seiten3 Stunden

Das blaue Sternenschloss: Teil 2

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Über dieses E-Book

Wer ist der schwarze Kater? Warum kennen Angelina und ihre Schwestern seinen richtigen Namen, obwohl sie ihn nie zuvor gehört haben? Warum können sie plötzlich eine Sprache verstehen und sprechen, die längst niemand mehr kennt? Wer ist die Person, die sie überall hinverfolgt? Und kann der schwarze Kater, mit seinen geheimnisvollen, gelben Augen, tatsächlich die Menschen verstehen?
Das und viel mehr fragen sich die drei Schwestern. Der schwarze Kater führt die drei in eine ganz neue, fast vergessene Welt, in der sie ähnlich wie im Mittelalter leben müssen, um sie nicht zu zerstören. Nur Auserwählte dürfen sie betreten.
Das Abenteuer beginnt mit Angelinas erster Begegnung mit dem schwarzen Kater.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Sept. 2016
ISBN9783738084788
Das blaue Sternenschloss: Teil 2

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    Buchvorschau

    Das blaue Sternenschloss - Franziska Pelikan

    Das blaue

    „Sternenschloss"

    Teil II

    Franziska Pelikan

    1. Aufregung auf der Polizeiwache

    „Herr Kriminalkommissar! Herr Kriminalkommissar!" Ein Soldat in Uniform stürmte in das Büro des Inspektors.

    „Herr Degener, was ist passiert?" Der Kommissar sah von seinem Schreibtisch auf.

    „Wir waren dabei den Wald zu durchsuchen. Dabei haben wir einen Kameraden verloren. Es schien mir, als ob er verrückt geworden sei. Wir versuchten ihn zurückzurufen, aber er hat nicht auf uns gehört." Der Soldat war ganz außer Atem.

    „Setzen sie sich erst einmal. Dann können sie mir noch mal alles in Ruhe erzählen. Wollen sie einen Kaffee?"

    „Oh ja, das wäre jetzt gut."

    Der Kommissar schenkte ihm aus einer Kaffeekanne in eine saubere Tasse ein.

    „So, jetzt noch einmal ganz langsam von vorn."

    „Also gut-, das war so: Wir haben den Wald bis zu einer bestimmten Stelle durchforscht. Plötzlich ging es nicht weiter. Nur einer unserer Kameraden, Herr Thomas Teichert kam weiter. Es schien, als währe eine Mauer zwischen ihm und uns. Wir haben ihn gerufen, aber er hat uns nicht gehört. Er war der einzige, der dort hindurchkam. Einige von uns haben versucht zu schießen, aber es löste sich keine Kugel aus der Pistole. Es war so seltsam!"

    Eine Pause trat ein. Der Kriminalkommissar notierte sich alles und rieb sich dann nachdenklich das Kinn. „Mmh, machte er. „So etwas Ähnliches hat mir auch so ein seltsamer Junge erzählt. Ich denke, langsam muss ich seiner Geschichte Glauben schenken.

    „Und was sollen wir jetzt machen? Wir kommen nicht weiter. Hinter der unsichtbaren Mauer muss sich das Geheimnis verbergen."

    „Erst einmal müssen wir warten. Vielleicht taucht Herr Teichert ja wieder auf."

    „Das bezweifle ich."

    Der Inspektor musste sich eingestehen, dass auch er nicht daran glaubte. Hatte der Sven Möhler sie nicht in diese Richtung gehen sehen? Kam nicht auch er nicht weiter? Nur war es bei ihm etwas anders. Er konnte zwar laufen, kam aber nicht voran.

    „Ist ihnen sonst noch etwas aufgefallen?" Der Kommissar hatte ein seltsames Gefühl in seiner Magengrube.

    Der Soldat überlegte. „Nicht das ich wüsste. Doch plötzlich erinnerte er sich an etwas, das ihm aufgefallen war. Im Wald hatte er es nicht sonderlich beachtet, aber jetzt schien es ihm entscheidend. „Doch, mir ist schon etwas aufgefallen. Dort wo Herr Teichert entlang ging, war der Waldboden wie ein Trampelpfad festgetreten worden.

    Es war, als ob der Hammer auf den Amboss schlug. - Sie hatten eine Spur.

    Auf der Insel war es kalt geworden. Die Diener schürten jetzt jeden Tag das Feuer in den Kaminen. Es war schwer die großen Räume zu heizen, denn es dauerte lange, bis sie warm wurden.

    Nasmil die Zofe von Angelina und Joe der Lakai von Dario stranden morgens schon früh auf, um die Gemächer ihres Herrn und ihrer Herrin zu heizen. Schnee fiel noch nicht und die Insel sah lustig aus mit ihren bunten Bäumen und den grünen dazwischen. Die Diener hatten auf Elisabeths Geheiß, Obst und Gemüse aus dem Wald geerntet. Sie hatte es entweder getrocknet oder eingekocht. Einen Kühlschrank gab es ja nicht. Die Fischer trafen auch Vorbereitungen für den kommenden Winter. Sie räucherten Fisch und trockneten ihn. Manchen legten sie auch einfach nur in Salzlauge ein.

    Angelina war jetzt im dritten Monat schwanger. Man konnte ihren Bauch schon langsam erkennen. Dario und sie freuten sich sehr auf das Baby. Sie konnten es kaum noch erwarten.

    Heute saßen sie beide am Mittagstisch, als plötzlich ein Butler in den Speisesaal trat.

    „König Dario, eure Majestät wird im       „Roten Zimmer" erwartet. Er verbeugte sich und schritt wieder hinaus.

    Das „Rote Zimmer" ist ein Aufenthaltsraum für Gäste. Wenn sie gerade erst auf die Insel kamen, wurden sie dort aufgenommen, bis der König oder jemand anderes kam, sie zu holen.

    Dario sah Angelina an. „Iss du ruhig weiter. Ich gehe nachschauen wer es ist."   

    Er erhob sich.

    Das „Rote Zimmer" befand sich, wenn man im Flur vor der Schlosstür stand, vor der Treppe links. Hier war eine Tür. Dario öffnete sie und gelang in einen langen Korridor. Gleich die erste Tür rechts von ihm, befand sich der Aufenthaltsraum für die Gäste.

    Er trat in einen etwa acht Meter langen und breiten Raum. Auf den Holzdielen in der Mitte des Raumes lag ein roter Läufer. An beiden Enden war er mit grünen und roten  Fransen versehen. Auf dem Läufer stand ein kleiner quadratischer Tisch. Er war aus dunklem Holz und mit einer roten Tischdecke bedeckt, auf der eine Vase mit ebenfalls roten Blumen stand. Um ihn herum befanden sich vier Stühle. Sah man geradeaus, erblickte man ein Fenster, vor dem ein roter Vorhang hing. Er verdeckte es nicht ganz, sondern hing oben in einem Halbkreis und an den Seiten herunter. Links stand ein Schrank, welcher von Tassen und Tellern aus Porzellan verziert wurde. Er war aus dem gleichen dunklen Holz, wie der Tisch und die Stühle. Etwas weiter entfernt, nahe der Tür, hatte man einen mit roter Farbe verzierten Kamin gebaut. Jetzt prasselte darin ein kleines Feuer. Vor ihm stand ein Hocker. Auch er war rot bemalt mit grünen Füßen. Zwischen dem Kamin und dem Schrank stand ein Stuhl, auch und in den Ecken rechts der Tür. Dazwischen befand sich ein niedriger Schrank, auf dem eine gehäkelte, rote Spitzendecke lag. Dieses Zimmer sah sehr gemütlich aus und war größer, als es aussah.

    Derjenige, der Dario erwartete, saß auf dem Stuhl zwischen dem Schrank und dem Kamin und wärmte seine Hände am Feuer. Dario kannte ihn nicht. Er hatte ihn auch noch nie gesehen. An dem Tisch saß einer der Wachen. Beide standen auf, als Dario eintrat und verbeugten sich. Der Fremde war in Soldatenuniform gekleidet.

    „Herr Thomas Teichert, Soldat, Majestät, stellte die Wache ihn vor. „Er hat euch etwas zu berichten, Hoheit.

    Dario forderte ihn durch ein Nicken auf, loszulegen.

    „Wie schon gesagt, Majestät, ich bin Thomas Teichert. Von Beruf Soldat. Wir wurden von dem Kriminalkommissar Kunz in Kirbeck aufgefordert, ihren Wald auf dem Festland zu durchsuchen. Dabei sind wir an eine komische Stelle gelangt, die nur ich betreten konnte. Ich wollte es eigentlich gar nicht, aber es war wie ein Sog. Ich konnte nicht anders. Ich musste dem Sog folgen. Die anderen standen hinter mir. Es schien mir, als befänden sie sich vor einer unsichtbaren Mauer. Als ich mich umdrehte sah ich, sie riefen mir etwas hinterher, doch ich konnte sie nicht verstehen. Jetzt kennen sie die Fährte, der sie folgen müssen, um zum See zu gelangen, nur können sie, sie nicht betreten. Nach etwa einer Stunde traf ich auf ein Bootshäuschen. In ihm wohnte ein Bootswart, der mich hierher brachte, nachdem ich auch ihm meine Geschichte erzählt hatte. Da er mit mir eure Sprache gesprochen hatte und ich sie verstand, wusste er, dass ich ein Auserwählter sei, wie er sagte. Majestät, könnt ihr mir erklären, was er damit meinte und was es mit all dem auf sich hat? Ich weiß jetzt, wo sich der Maler Rejan Ezat und all die anderen befinden. Hier, euer Hoheit. Was hat das alles zu bedeuten?"

    Dario erklärte es ihm so kurz und bündig, wie es ihm gelang.

    „Und ich muss jetzt auch hier bleiben, Majestät?, fragte der Soldat verzweifelt. „Aber was ist mit meiner Freundin. Ich möchte nicht ohne sie leben. Ich möchte sehr gern hier bleiben, aber was wird aus all meinen Bekannten, Hoheit?

    „Mit ihrer Freundin lässt sich ganz vielleicht etwas regeln. Aber mit den anderen nicht. Wollen

    sie hier bleiben, müssen sie alles, wie es auch die anderen getan haben, zurücklassen. Sind sie dazu bereit?"

    „Wenn meine Freundin auch hier leben kann, ja, Majestät."

    „Dann werden sie zu den Wachen gehören. Zeigen sie Herrn Teichert, wo sein Zimmer sein wird, wandte sich Dario an die Wache.

    Sie verbeugte sich und verließ mit Thomas Teichert, der sich ebenfalls verbeugt hatte, den Raum.

    Dario ging zurück zum Speisesaal.

    „Und? Wer war es?", fragte Angelina neugierig.

    „Ein Neuer. Der Kriminalkommissar in Kirbeck, hat Soldaten benachrichtigt, damit sie den Wald durchsuchen." Dario erzählte ihr alles. Die anderen die mit am Tisch saßen, hörten aufmerksam zu.

    „Mist!, fluchte Angelina. „Dann kennen die jetzt den Weg hierher.

    Dario nickte: „Aber sie können ihm nicht folgen."

    „Ich frage mich noch immer, was das für ein seltsamer Zauber ist der Fremde abhält, zum Bootshäuschen zu gelangen", wunderte Simeon sich, der mit im Speisesaal speiste.

    Elisabeth hatte sich auch zu ihnen gesellt. „Das wüsste ich auch mal gern", stimmte sie Simeon bei.

    „Ich kann euch dazu auch nicht mehr sagen", bedauerte Dario.

    Am nächsten Tag kam der Leutnant der Soldaten in die Polizeiwache nach Kirbeck. Hitzig diskutierte er mit dem Kriminalkommissar.

    „Wir haben jetzt zwar die Fährte gefunden, können ihr aber nicht folgen. Egal, was wir machen", sagte der Leutnant.

    „Last euch etwas einfallen. Ich will jetzt noch nicht aufgeben, wo wir doch eine sichere Spur haben."

    Der Leutnant nickte wütend mit dem Kopf. „Sehen sie einmal aus dem Fenster. Sehen sie es?"

    „Was?"

    „Na -, es regnet draußen. Und das jetzt schon längere Zeit. Sie können sich ja mal draußen zwölf Stunden lang aufhalten und versuchen, die unsichtbare Mauer, die sich obendrein immer wieder verändert, zu durchdringen. Mir kommt es vor, als ob Sie uns ärgern möchten. Denken wir es ist geschafft, war es nur unser Werkzeug, welches durchkam. Ziehen wir dann die Hand wieder zurück, fällt es herunter und bleibt hinter der Mauer liegen. Andauernd müssen wir uns neues besorgen und das schindet auch Zeit. Sie können ja mal die Kosten bezahlen, die dabei aufkommen."

    „Wieso versucht ihr nicht einfach mal, sie mit kleinen Panzern zu zerschießen."

    Der Leutnant tickte sich an die Stirn. „Kommen sie einfach mal mit und sehen sie sich das an. Dann müssen wir nämlich vorher den halben Wald abholzen lassen."

    Dem Kommissar kam eine Idee. „Wieso tun wir dies nicht einfach?"

    Der Leutnant sah ihn sprachlos an. „Sie wollen die Natur also noch ein kleines Stück weiter zerstören!? Stellen sie sich mal vor, wenn jeder Polizist so denken würde, wo wären dann unsere Wälder, so viele Verbrecher wie es gibt?"

    „Stellen sie sich nicht so an. Es denkt ja nicht jeder so wie ich."

    „Sie knallen wohl langsam durch", sagte der Leutnant leise und schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

    Der Kriminalkommissar wurde vor Wut rot. Ganz leise drohte er: „Noch eine Beschimpfung mir gegenüber und ich werde dafür sorgen, dass sie in den Knast wandern."

    „So einfach geht das aber nicht."

    „Ich frage mich, wie die Förster es schaffen, den ganzen Wald zu beobachten, wenn sie nicht weiter als ein paar Kilometer kommen", überlegte der Kommissar laut. Er sah den Leutnanten an, als ob er eine Antwort erwartete.

    Der sagte nichts.

    „Ich bestehe weiter darauf, dass sie versuchen, die Stelle zu durchbrechen. Mir egal, wie sie dies anstellen. Ich werde morgen mit dem Förster sprechen."

    „Ich schlage ihnen noch einmal vor, sich die Stelle doch selber anzusehen."

    „Dafür habe ich nicht genügend Zeit."

    „Ach nein? Dann werden wir auch nicht mehr weitermachen. Wir streiken! Haben schließlich schon einen unserer besten Leute verloren."

    Der Kriminalkommissar lächelte. „Sie werden schon noch schön weiter arbeiten."

    Der Leutnant sah, er schenkte ihm keinen Glauben. „Das wollen wir einmal sehen", waren seine letzten Worte, bevor er das Büro verließ.

    Angelina und Dario saßen im Thronsaal. Dort befanden sie sich jetzt fast jeden Nachmittag. Es war die Zeit, in der die Schlossbewohner zu ihnen kommen konnten, um mit ihnen Dinge zu besprechen, die ihnen auf dem Herzen lagen. Es kamen nur selten mehr als sieben Bewohner. Die meiste Zeit saßen Dario und Angelina da und unterhielten sich. Heute war es anders. Dario hatte Luke Gunn zu sich rufen lassen, einer der Wachen, die in einem der Türme saß.

    Rechts und links vor den Stufen, die zu den drei Thronen führten, standen zwei Wachen. Auch vor und hinter der Thronhallentür. Vor dem Schlosseingang passten auch noch einmal links und rechts je eine Wache auf, wer in dass Schloss wollte. Zwar glaubten Dario und Angelina nicht, dass sie jemals jemand töten wollen könnte, aber sicher war sicher.

    Jetzt öffnete sich die Tür des Königssaales und herein trat Nicolai Moddos gefolgt von Luke Gunn. Der Butler verbeugte sich kurz vor Angelina und Dario und deutete mit der Hand auf Luke Gunn: „Hier ist Luke Gunn, nach dem ihr schicken ließet, euer königlichen Hoheit." Er verbeugte sich noch einmal und verließ die Halle wieder.

    Luke Gunn kniete sich ganz tief auf den Stufen vor Dario und Angelina nieder. Seine Stirn berührte sie. „Majestät, sie haben mich zu euch rufen lassen. Ich stehe ihnen zu Diensten." Er richtete sich wieder auf.

    „Danke, Herr Gunn, sagte Dario freundlich. „Es handelt sich darum, dass die neue Wache Thomas Teichert eine Freundin in Deutschland hat. Sie sind der einzige, den niemand dort kennt und der sicher allein den Weg mit dem Boot dort hinfindet. Ich wollte sie bitten, dass sie sich bei Herrn Teichert erkundigen, wo sie wohnt. Dann fahren sie los und suchen sie auf. Aber nehmen sie sich in Acht. Es wimmelt in dem Wald nur so von Soldaten. Suchen sie sich einen anderen Weg aus ihm hinaus. Nehmen sie Li Nú mit sich. Der wird ihnen schon behilflich sein.

    „Jawohl, Majestät", sagte Luke und verbeugte sich.

    „Noch etwas, fiel Angelina plötzlich ein. „Schauen sie bei meinen Eltern vorbei und bringen sie meiner Schwester, Miro das Kaninchen mit. Im Moment wird es von meinem Vater versorgt.

    „Jawohl, euer Hoheit, sagte Luke Gunn und verbeugte sich aufs Neue. „War das alles?

    Dario und Angelina nickten. „Sie können gehen", sagte Dario.

    Luke Gunn verbeugte sich zum Abschied noch ein letztes Mal und schritt dann davon.

    „Wo sollen wir das Kaninchen dann unterbringen?", fragte Dario Angelina.

    „Talia würde sich sehr freuen, es in ihrem Zimmer aufnehmen zu können", antwortete sie ihm.

    Er lächelte und küsste ihre Hand.

    2. Die unsichtbare Mauer

    Am nächsten Tag rief der Kriminalkommissar Kunz in der Försterei an. Er sprach mit einem Herrn Hartmut Herold, einem kleinen, rundlichen Mann mit Vollbart, der immer freundlich und zu Witzen aufgelegt war. Ein lustiger kleiner „Waldzwerg".

    „Guten Tag, hier Kriminal Kommissar Kunz von der Polizeiwache Kirbeck, meldete er sich am Telefon. „Ich wollte sie gern einmal sprechen. Wann haben sie heute wohl Zeit?

    Herr Herold am anderen Apparat war verunsichert. Hitzig überlegte er, was er wohl falsch gemacht haben könnte. Seine Hand zitterte, als er seinen Terminkalender zur Hand nahm und aufschlug.

    „Heute, sagten sie? Um zwei Uhr bin ich bei ihnen im Büro."

    „OK. Um was es sich handelt, erfahren sie dann. Auf Wiedersehen."

    Der Förster legte auf.

    „Wer war es denn?", fragte seine Frau, die aus der Küche kam.

    „Der Kriminalkommissar von Kirbeck."

    „Was wollte er von dir?"

    „Ich weiß es nicht. Er meinte nur, ich würde es, wenn ich da bin erfahren. Ich kann mich nicht erinnern, etwas verbrochen zu haben."

    „Vielleicht will er dich ja nur etwas über den Wald fragen, beruhigte seine Frau ihn. „Hast du mit verfolgt, was in den letzten Tagen für komische Dinge in der Zeitung standen?

    Er nickte. „Aber ich habe mit der Sache doch gar nichts zu tun."

    „Geh’ erst einmal hin, dann wirst du sehen, was er von dir möchte."

    Luke Gunn hatte sich auf den Weg gemacht. Er trug einen schweren mit Proviant gefüllten Beutel bei sich, den er mit einem Stock versehen hatte, um ihn besser über die Schulter hängen zu können. Da er keine andere Kleidung besaß, musste er seine Uniform mit dem gezackten Stern auf der rechten Brust anbehalten. Er erreichte den Strand. Ein kalter Wind wehte und die Wellen schlugen etwas kräftiger an den Strand, als es sonst der Fall war. Es war ein ungemütliches Wetter, kalt und feucht. Schwerfällig ließ er seinen Beutel von der Schulter gleiten und in eins der Boote fallen. Dann löste er es von seinem Strick, gab dem Ruderboot einen kräftigen Stoß und sprang hinein.

    Vorsichtig, aber sicher lenkte er es aus der Bucht in die offene See. Sie war nicht mehr so ruhig und leise, wie noch drei Monate zuvor. 

    „So, guten Tag. Ich bin Herr Herold.

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