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Auf den Rucksack fertig los!: Oder auch: Wie ein deutscher Angsthase, ein russischer Vielfraß und ein Darmparasit Südamerika bereisen
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Auf den Rucksack fertig los!: Oder auch: Wie ein deutscher Angsthase, ein russischer Vielfraß und ein Darmparasit Südamerika bereisen
eBook244 Seiten2 Stunden

Auf den Rucksack fertig los!: Oder auch: Wie ein deutscher Angsthase, ein russischer Vielfraß und ein Darmparasit Südamerika bereisen

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Über dieses E-Book

Ein besonderes Reisetagebuch, geschrieben mit viel Witz und Emotionen. In zwei Monaten bereisen der luxusverwöhnte Unternehmensberater und die ängstliche Erbsenzählerin mit dem Rucksack den Südamerikanischen Kontinent. Das deutsch-russische Paar trifft auf südamerikanische Lebensart. Sie nehmen uns mit durch Peru, Bolivien, Teile Ecuadors, Panama City und Nicaragua. In kleinen, liebevoll geschriebenen Geschichten und Anekdoten teilen die Beiden ihre anfänglichen Ängste und Sorgen, sowie persönlichen Highlights und Erlebnisse. Tipps, Empfehlungen und tägliche Erkenntnisse animieren den Leser zum Losreisen. Kleine und größere persönliche Macken, ab und an auftretende Rückschläge und ein nerviger Darmparasit werden in eine ironische, aber von Herzen kommende Erzählung verpackt. Ein etwas anderes Reisetagebuch, das Spaß und kribbelige Füße macht, sodass man sofort selbst die Tasche packen und losfahren will.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Dez. 2017
ISBN9783742766922
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    Buchvorschau

    Auf den Rucksack fertig los! - Jana Ludwig

    Wie alles begann

    Alles beginnt mit einem handfesten Streit zwischen mir und meinem Freund.

    Wir sind: Dmitriy (meist Dima genannt), 33 Jahre alt, in Sankt Petersburg geboren, in Ungarn aufgewachsen und durch einen Schulaustausch in Deutschland gelandet. Seitdem ist er nur noch für Urlaube nach Russland zurückgekehrt. Beruflich als Unternehmensberater unterwegs und privat ein Sportfreak. Er kann an keinem guten Essen vorbeigehen und hat ständig Hunger. Muskulös gebaut, Grübchen im Gesicht, blonde Haare und die typisch slawischen Gesichtszüge einschließlich flachem, russischem Hinterkopf machen ihn für mich zum schönsten Mann der Welt. Durch seine Arbeit als Berater ist er viel auf Reisen und ein bisschen luxusverwöhnt – Business Lounge, Priority Check-In und vier Sterne Hotels. Backpackerunterkünfte und Economy Flüge betrachtet er eher mit Skepsis. Vom Charakter her ist er ein sehr entspannter Typ und immer überlegt. Nichts bringt ihn aus der Ruhe und er lenkt das Chaos, welches ich von Zeit zu Zeit anrichte.

    Ich bin Jana, 32, in einer deutschen Kleinstadt geboren und aufgewachsen. Ich arbeite als Finance Manager in einem internationalen Konzern, mag auch Sport, aber nicht so verrückt wie mein Liebster. Für mich ist es kein Problem mal Fünfe gerade sein zu lassen. Ich bin ein eher ängstlicher Typ und leicht aus der Ruhe zu bringen. Vor allem mag ich keine Höhe: Sobald sich der Boden mehr als nötig von meinem Blickfeld entfernt schnürt sich in mir alles zusammen und mein Körper ist geradezu bewegungsunfähig. Stur bin ich auch noch dazu und ich setze gerne meinen Kopf durch: Ich will immer alles und das sofort. Auch ich mag gutes Essen, bin jedoch eher wählerisch was Qualität und Herkunft angeht.

    Trotz dieser unterschiedlichen Mentalitäten und Charaktereigenschaften sind wir schon ein paar Jahre zusammen und glücklich (falls vorangegangener Text das Gegenteil vermuten lässt). Nicht verheiratet aufgrund fehlenden Antrages von russischer Seite und sturer Haltung auf deutscher, da das ja wohl Männersache ist. Trotzdem haben wir erst kürzlich in eine gemeinsame Wohnung in Berlin investiert – der Grundstein ist also gelegt und für das Nest ist gesorgt.

    Und hier sind wir auch schon beim Streitthema: Während ich extreme Wanderlust verspüre und bereits den nächsten mehrwöchigen Urlaub plane, ist mein Liebster der Meinung jetzt erstmal ein bisschen Geld sparen zu wollen und in der neuen Wohnung anzukommen, da sich der Kredit ja nicht alleine abzahlt. Natürlich hat er damit Recht, dennoch sehe ich es noch nicht so ganz ein auf den alljährlichen Urlaub zu verzichten, da mir persönlich ein Minus auf dem Konto lieber ist, als ein verpasstes Abenteuer. Den Grund für die Abenteuerlust sehe ich darin, dass wir beide relativ geradlinig in unseren jetzigen Positionen gelandet sind: Studium in Regelzeit, im Anschluss direkt der erste Job und auch während der Semesterferien, den Eltern zur Freude, immer brav Praktika gemacht oder gejobbt. Das Reisen ist bei uns immer zu kurz gekommen. Die Karriere stand im Vordergrund und nun hat sich bei mir in den letzten Jahren einiges angestaut. Jedes lange Wochenende und jeder noch so kurze Urlaub müssen genutzt werden, um mein nervöses Gemüt ruhig zu stellen.

    Zurück zum handfesten Streit. Dieser verläuft mit einigem Hin und Her, etlichen Diskussionen und ordentlich Argumenten Schlagabtausch. Sturheit schlägt Vernunft und tadaaaa - plötzlich ist aus dem zweiwöchigen Sommerurlaub der Plan entstanden, sich auf eine zweimonatige Reise zu begeben. Schließlich können wir in dieser Zeit die Wohnung vermieten und den Kredit trotzdem abbezahlen. Gesagt getan, eine Woche später einigen wir uns auf ein Ziel, welches ziemlich einstimmig auf Südamerika fällt. Jeder stellt spontan eine Liste mit seinen Top Drei zusammen und bei Beiden steht Südamerika ganz oben. Unsere (ganz persönlichen) Argumente sind die folgenden: Ich kann ganz gut Spanisch sprechen, es hat Abenteuercharakter und ist daher einfacher zu zweit (Australien, Neuseeland, USA kann man auch mit Nachwuchs machen), wir hoffen auf weniger Backpacker als in Südostasien, es ist günstig und es ist Sommer im Dezember/Januar.

    Nun müssen wir noch die Chefs überzeugen. Bei Dmitriy ist das ziemlich einfach: Als Berater lässt er sich einfach für eine gewisse Zeit nicht disponieren, während ich in der Finanzabteilung eines internationalen Konzerns sitze. Hier müssen härtere Kaliber aufgefahren werden. Eine lange Liste mit Argumenten und eine strategisch gut durchdachte Rede werden vorbereitet. Dima und ich üben zuhause verschiedene Szenarien ein, in die das Gespräch gelenkt werden könnte, bevor ich anschließend einen Termin mit meinem Boss vereinbare.

    Der finale Dialog im Chefbüro sah dann letztendlich folgendermaßen aus:

    Jana: „Heute muss ich unbedingt mit Ihnen über eine private Angelegenheit sprechen. Ich habe es hier noch niemanden gesagt, weil ich wollte, dass Sie es zuerst erfahren..."

    Chef rutscht unruhig auf dem Stuhl hin und her, kleine Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn.

    Jana: „Ich bin ja jetzt bereits fünf Jahre hier im Unternehmen und über dreißig bin ich auch. Da muss man sich ja irgendwann mal Gedanken machen was man im Leben will und ob man nicht mal was für sich tun sollte..."

    Chef ist jetzt ganz weiß im Gesicht.

    Jana: „Mein Partner und ich haben beschlossen, dass wir eine kleine Auszeit von unseren Jobs brauchen und wollen zwei Monate durch Südamerika reisen."

    Chef sieht irgendwie auf einmal entspannter aus.

    Ich werfe noch ein paar gute Argumente in den Raum, dass ich danach wieder voller Energie sein werde und mit neuen Ideen und frischer Motivation dem Unternehmen viel mehr Mehrwert bieten kann. Außerdem erläutere ich ihm auch meinen Plan der Arbeitsaufteilung mit den Kollegen und was ich vorbereiten werde. Nach all der Dramatik ist seine Reaktion gar nicht so negativ wie erwartet. Er ist sichtlich erleichtert, dass ich „nur verreisen will und nicht schwanger bin. Meine Aussage war auch keine Frage, sondern eine Konfrontation vor vollendete Tatsachen. Er hatte also so schnell keine Möglichkeit mit einem einfachen „Nein zu antworten. Ich war so überzeugt davon, dass ich diese Reise unbedingt machen muss, dass er viele Argumente gebraucht hätte, um mich davon anzubringen. Zudem muss ich dazu sagen, dass ich das Gespräch bereits acht Monate vor der Reise suchte und somit genug Zeit hatte Vorbereitungen zu treffen und Übergaben zu machen. Es folgen ein paar Absprachen im Team und dem Urlaub steht nichts mehr im Wege. Da wir keinen unbezahlten Urlaub nehmen können, fahren wir von Dezember bis Januar und nutzen jeweils zwanzig Tage Urlaub aus dem aktuellen und die anderen zwanzig aus dem neuen Jahr.

    Wir haben nun acht Monate Zeit zu sparen, uns impfen zu lassen, einen Zwischenmieter für unsere Wohnung zu finden und eine grobe Reiseroute zu erarbeiten. Wer schon mal eine Reise durch Südamerika geplant hat, dem fällt auf, dass zwei Monate eigentlich lächerlich wenig sind. Nach langer Recherche und Abwägen was in unseren Zeitplan passt soll unsere grobe Route dann die folgende sein: Start in Panama, danach ein Abstecher nach Ecuador, inklusive der Galapagosinseln, anschließend ein Trip durch Bolivien und Peru und Ausklang in Costa Rica oder Nicaragua, was zum Planungszeitpunkt noch unklar ist. Wir haben uns für Panama City als Anflug- und Abflugziel entschieden, da es das perfekte Drehkreuz zwischen Süd- und Zentralamerika ist und die Flüge im Planungszeitraum sehr günstig waren.

    Da wir „nur acht Wochen Reisezeit haben und unsere Wunschländer zum Teil weit auseinanderliegen, haben wir auf Empfehlung einige Flüge vorgebucht. In Südamerika fliegen nur die „Reichen und spontane länderübergreifende Flüge sind somit teuer. Außerdem kosten die Tickets für Ausländer mehr als für die Einheimischen. Für die Impfungen haben wir uns im Tropeninstitut beraten und auch immunisieren lassen. In einige Länder darf man angeblich ohne eine Gelbfieberimpfung nicht einreisen. Wir wurden am Ende zwar nie kontrolliert, als wichtig erachte ich diese dennoch – auch wenn das hier nur meine persönliche Empfehlung ist. Ausrüstung haben wir uns sehr wenig zugelegt, da wir uns sicher sind, auch ohne die teuren Outdoor-Markenprodukte und ohne Partnerlook gut voran zu kommen. Sogar auf Wanderstiefel verzichten wir. Die guten alten Turnschuhe tun es hoffentlich auch. Schließlich ist die Bevölkerung vor Ort auch nicht in Jack Wolfskin und Co unterwegs und überlebt trotzdem. Außerdem sehe ich irgendwie keinen Sinn darin Unmengen an Geld in diese Produkte zu investieren und dann auch noch auszusehen wie einer unter Tausenden anderer Touristen. Das meiste Geld haben wir für einen Reiserucksack für Dima ausgegeben, der am Ende jeden Cent wert ist. Während ich alles von oben in einen geliehenen Treckingrucksack stopfen muss, hat mein Liebster immer alles ordentlich gefaltet und ohne Fluchen parat. Es ist mein erster Rucksackurlaub und ich bin nervös, wie ich mit nur wenigen Sachen auskommen soll, da mein Kleiderschrank im wahren Leben doch eher einer Lagerhalle gleicht.

    Nichtsdestotrotz nach etlichen Monaten des Wartens ist endlich der neunundzwanzigste November und wir können starten. Die Wohnung ist vermietet und Zeit das Konto etwas zu füllen, hatten wir auch. Das Packen ging Dank ein paar hilfreicher Bloggertipps relativ einfach von der Hand und unsere Rucksäcke wiegen wirklich nur zwölf bis vierzehn Kilogramm. Tatsächlich hat es nur das Nötigste in unser Gepäck geschafft. Die Bedenken alles auf meinem doch eher schmalen Rücken schleppen zu müssen waren größer als die Angst vor einer inkompletten Garderobe.

    Anreise und Ankunft

    Über Paris geht es heute endlich nach Panama City. Dank Entertainmentprogramm im Flieger vergehen die zwölf Stunden relativ schnell. Endlich hat Dima die Chance alle Actionfilme zu schauen, die er in den letzten Jahren verpasst zu haben scheint. Wenn ich ihn so beobachte, wie er wild kaugummikauend auf den Bildschirm starrt, überlege ich mir ihn öfter mal übers Wochenende alleine zu lassen – fast ein bisschen apathisch mein Liebster. Nicht mal die ständigen Ansagen, die den Film jedes Mal unterbrechen, aufgrund von Turbulenzen, Duty-Free Verkäufen oder Fluginformationen, scheinen ihn zu stören. Gut, dass wir noch einen Rückflug haben – dann müsste er alle Filme geschafft haben. Ich hingegen verbringe die Zeit mit meinen Reiseführern, die ich aufgrund zu hohen Arbeitspensums vorher nicht lesen konnte. Dank diesen bin ich nun einiges an Paranoia reicher und weiß jetzt was wir in Südamerika alles NICHT machen und essen werden.

    Wir landen nach Mitternacht in Panama City – IM DUNKELN. Gerade habe ich noch gelesen, dass in Panama City im Dunkeln überhaupt nicht gut Munkeln ist. Das fängt ja gut an. Das Gepäck ist da und nachdem wir von den unfreundlichen Zollbeamten unsere Stempel bekommen haben, dürfen wir auch Einreisen. Wir satteln die Rucksäcke und machen uns auf die Suche nach unserem Taxifahrer, den uns das Hostel schicken wollte. Nach Verlassen des Flughafengebäudes kommt es uns vor, als wären wir im Berliner Tropenhaus gelandet. Hitze und Luftfeuchtigkeit sind enorm und verwandeln unsere Shirts binnen Minuten in nasse Lappen – Hitzeschock extrem. Wir drehen diverse Runden sowohl in der Ankunftshalle als auch am Taxi- und Busterminal, um dann fünfundvierzig Minuten später festzustellen, dass der Shuttle Service wohl nicht funktioniert hat. Nach einer kurzen Verhandlung mit einem anderen Fahrer machen wir uns selbst auf den Weg. Endlich im Panama Hat Hostel angekommen unterziehen wir uns einer langwierigen Anmeldeprozedur, die von Anil geleitet wird. Anil ist ein kleiner, etwas fülliger, freundlich grinsender Panamaer. Er sitzt an der Rezeption des Hostels und begrüßt uns sehr freudig. Es scheint als hätte er heute noch nicht allzu viele Menschen getroffen, da er munter in einem schnellen Spanisch drauf los erzählt. Hierbei merke ich, dass mein Spanisch doch etwas eingerosteter ist als gedacht. Ich lächele und nicke mehr, als dass ich antworten kann. Anil beginnt das Einchecken - mit dem Ein-Finger-Tipp-System. Alles ganz langsam und gewissenhaft. Müsste ich wetten, würde ich sagen, es ist sein erster Tag heute. Immer wieder fragt er dieselben Fragen und das Anmeldeformular in seinem Computer scheint endlos lang zu sein. Ich wiederhole meine Passnummer, dann Dimas, dann wieder meine, dann nochmal buchstabieren, dann eine Kopie vom Ausweis und unsere Adressen – und so weiter und so fort. Der Flug, das Wetter und der Gedanke, dass ich ab jetzt zwei Monate frei habe, machen mich gleichgültig und überaschenderweise geduldig. Ich bin ganz entspannt und schaue voller Vorfreude auf das, was kommen mag. Von meiner Reisebegleitung neben mir kann man das nicht gerade behaupten. Ich spüre förmlich das Blut in seinem Körper rauschen. Mit jedem weiteren Buchstaben, den Anil mit dem Zeigefinger in den Computer drückt, stöhnt er lauter. Ich säusele ihm ein paar beruhigende Worte ins Ohr und hoffe, dass das Prozedere bald vorbei ist. Nach einer gefühlten Unendlichkeit ist es geschafft und wir bekommen die Zimmerschlüssel. Jetzt ist es also soweit - der hotelverwöhnte Dima betritt das Hostelzimmer: Weiße Fliesen, ein Metallschrank und Neonröhren. Nicht sonderlich gemütlich, aber sauber mit bequemen Betten. Er wirkt nun entspannter und auch ein wenig erleichtert. Ich glaube, er hat sich sein erstes Hostel schlimmer vorgestellt.

    Obwohl es schon mitten in der Nacht ist, will er nochmal raus, weil er natürlich Hunger hat – es gab ja schließlich nur zwei Mahlzeiten und ein paar Snacks im Flieger. Ich bin unsicher und versuche ihn mit meinem neuerlernten Wissen zu überzeugen, dass wir im Dunkeln nicht mehr rausgehen und auch nicht alles essen sollten. Ich will nicht. Nach dem was ich gelesen habe, wartet hinter jeder Ecke ein fieser Gangster, der uns ausrauben will. Ich fühle mich ungewohnt fremd, die ganzen Warnungen haben mich unruhig und paranoid gemacht. Im Nachhinein weiß ich wie dämlich das war, aber zu diesem Zeitpunkt bin ich hysterisch und eine ziemlich nervige Reisebegleitung. Da ich aber auch nicht alleine im Zimmer bleiben will, machen wir uns doch auf und gehen eine Runde um den Block – mein mutiger Russe mit suchendem Blick nach etwas Essbaren und ich, mit suchendem Blick nach hinten um Verfolger rechtzeitig zu erkennen. Unsere beiden Augen erspähen nicht das Gesuchte. Anscheinend ist es sowohl für Verbrecher als auch für Essen schon zu spät. Tatsächlich haben wir nicht einen Menschen gesehen, auch keine Banditen, Fieslinge oder andere Halunken. Nach der Rückkehr in unser Zimmer, fallen wir dennoch in einen Tiefschlaf, ich erleichtert und Dima hungrig.

    Erkenntnisse des Tages: Wir müssen irgendwie ganz schnell mehrere Gänge zurückschalten. Mein Spanisch ist blöderweise doch nicht so gut, wie ich dachte. Auch mit Ein-Finger-Tipp-System kann man sehr gut klarkommen.

    Tag Eins - Oder auch: Kennt Ihr jemanden, der jemanden kennt, der in einem roten Hop-on-Hop-off-Bus entführt worden ist?

    Frisch und ausgeruht starten wir in den Tag. Mein immer noch hungriger Liebster drängt sofort zum Frühstück. Dort erwartet uns schon ein mürrisches Gesicht aus der offenen Küche und fragt, was wir essen wollen. Es gibt entweder Rührei oder Cornflakes. Es kommt zum ersten Problem des Tages: Dima möchte Beides! Nachdem die Köchin eingesehen hat, dass mit einem russischen Hüngerchen nicht zu spaßen ist, bekommt er seine doppelte Frühstücksportion. Derweil bin ich gespannt, wie es hier die nächsten drei Tage weitergehen wird mit dem Frühstücksproblem.

    Wir beschließen eine Runde auf der Panama Promenade zu flanieren. Direkt am Wasser mit Skyline im Rücken, spazieren wir unter Palmen den kilometerlangen Fußgängerweg entlang. Überall blühen bunte, farbenprächtige Blumen, das Gras ist gemäht und alles ist sehr gepflegt. Es gibt viele Sportplätze, Basketballkörbe und Spielplätze. Nur Menschen sehen wir nicht – keinen einzigen weit und breit. Was ist denn los? Wo sind sie denn alle? Haben wir irgendetwas verpasst, einen Katastrophenalarm oder so? Nach wenigen Minuten fällt es uns wie Schuppen von den Augen beziehungsweise merken wir es an den bereits nassen Shirts – es sind vierzig Grad

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