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Buchstabenblut
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eBook149 Seiten2 Stunden

Buchstabenblut

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Über dieses E-Book

Folge den grauen Linien in die Welt der Phantastik. Triff Fleder, Schwarzsklaven und tapfere Menschen, die ihr Leben für Gerechtigkeit und Liebe opfern. Lese, wie sich die Natur gegen die Ausbeutung der Menschen erhebt und die Kraft der Schreibfeder Phantasien zum Leben erweckt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. Aug. 2021
ISBN9783753195179
Buchstabenblut

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    Buchvorschau

    Buchstabenblut - Eva von Kalm

    sis -e-book 063 - Eva von Kalm - Buchstabenblut

    Buchstabenblut

    Eva von Kalm

    e-book 063

    Erscheinungstermin: 01.12.2019

    © Saphir im Stahl

    Verlag Erik Schreiber

    An der Laut 14

    64404 Bickenbach

    www.saphir-im-stahl.de

    Titelbild: Igor Shaganov

    Lektorat: Anke Brandt

    Vertrieb: neobooks

    Buchstabenblut

    Eva von Kalm

    Widmung:

    Für meinen Mann, der mich durch meine verrückten Ideen begleitet, mich manchmal zügelt, immer anfeuert, anspornt, über mich hinauszuwachsen. Dies ist – wie schon so oft – der glücklichste Tag meines Lebens. Bis jetzt!

    Geleitwort:

    Eine Kurzgeschichte zu schreiben ist eine Kunst für sich. Eine ordentliche Handlung auf wenigen Seiten zu präsentieren, die unterhaltsam und auch noch spannend ist, gelingt nicht jedem Autor. Mir persönlich fällt das außerordentlich schwer und klappt nur in seltenen Fällen. Umso größer ist die Bewunderung für eine Kunstform, wenn man weiß, wie viel Können sie erfordert. Wer diese Kunst außergewöhnlich gut beherrscht ist Eva von Kalm. Zufälligerweise hältst du ja gerade ihr Buch in Händen und zu dieser Kaufentscheidung kann ich dich nur beglückwünschen. Wenn Eva bei Lesungen aus ihren Geschichten vorträgt, dann hänge ich an ihren Lippen und denke mir: »Ich will mehr hören!« Eva erreicht in kurzer Zeit eine Tiefe in ihren Erzählungen, für die andere Kollegen ein ganzes Buch brauchen. Man nimmt Anteil an ihren Charakteren, wie an einem geliebten Menschen. Umso enttäuschter bleibt man nach einer Lesung zurück, wenn sie die Geschichten nicht zu Ende ließt. Aber eine gute Geschichtenerzählerin verlässt ihre Zuhörer immer mit dem Verlangen nach mehr. In Buchstabenblut überzeugt für mich jede Geschichte auf ihre individuelle Art und Weise. »Der Pfeil«, fühlt sich außerdem wie der Prolog zu einer Buchreihe an, die ich noch gerne lesen würde. (Das soll hier natürlich keine subtile Aufforderung sein, dieses Projekt in Angriff zu nehmen, es ist eher der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl.) In den anderen Geschichten bleiben für mich jedoch keine Wünsche offen. Eva bringt den Mut auf, ihre Leser auch mal ratlos, nachdenklich oder selbst bis ins Mark erschüttert zurückzulassen und bricht die Tragik nicht auf ironische oder humoristische Art. Es bleibt mir nichts weiter also dir so viel Freude mit dieser Anthologie zu wünschen, wie ich sie hatte. Von dieser großartigen Autorin dürfen wir weiterhin Phantastisches erwarten.

    Lucian Caligo 21.10.2019

    Inhaltsverzeichnis

    Buchstabenblut

    Der Puzzler

    Graue Linien

    Der Pfeil

    Verbrannte Erde

    Eine Packung Zeitkapseln

    Gott mag keine Mörder

    Ilunas Licht

    Der Totengräber

    Danksagung

    Buchstabenblut

    Draußen tanzten Frostblumen an den Fensterscheiben, drängten sich aneinander, flüsterten. Erschrocken sah Arjuna auf, rieb sich die müden Augen und drehte den Kopf leicht schüttelnd wieder nach vorne. Wenn es nur endlich warm würde. Ihre Schreibfeder kratzte übers Papier, hinterließ bräunliche Tintenflecke. Wärme, dachte Arjuna. Die Sommersonne brannte erbarmungslos auf die Kreaturen der Erde, schrieb sie versuchsweise und lächelte. Wenn der Winter ihre Welt fest in seinem Griff hielt, bitte sehr, ihr standen viel mehr Welten zur Verfügung, als die, in der ihr Körper lebte. Sie hob das Blatt mit der frisch aufgetragenen braunen Tinte an die Nase und schnupperte, spürte die Hitze, die es versprühte.

    Als sie das Papier senkte, ritzte es sie in den Finger. Mühsam unterdrückte sie einen Schrei gefolgt von einer Flut an Worten. Ein Tropfen Blut fiel auf das helle Holz des Tisches unter ihr. Sie kniff die Augen zusammen und sah noch einmal hin. Normales rotes Blut, beruhigte sie sich. Für einen winzigen Augenblick, keine Sekunde lang, hatte sie statt des roten Lebenssaftes Buchstaben zu sehen geglaubt. Mit zitternder Hand legte sie Papier und Feder zur Seite und stand auf. Sie hatte lange nichts gegessen. Von der Anrichte in ihrer sehr dürftig eingerichteten Küche nahm sie sich einen kleinen, in ein Handtuch geschlagenen Kanten Brot. Trocken, wie er war, hätte er sich besser als Entenfutter geeignet, doch sie hatte nichts anderes mehr. Sie stellte sich weiches, frisches Brot vor und biss gierig hinein.

    Den Kanten noch nicht ganz verschlungen, setzte sie sich wieder an den Tisch, nahm die Feder in die Hand und tauchte sie ins Tintenfass. Sorgsam las sie den letzten Satz, dann tanzte die Feder elegant übers Papier.

    Ein Tropfen, der sich auf dem Papier sammelte und die Tinte leicht verwischte, ließ Arjuna hochfahren. Verwundert rieb sie sich mit dem Ärmel über die Stirn, es war ihr warm geworden. Mit kraus gezogener Stirn schrieb sie die Worte, die durch den Schweißfleck nicht mehr lesbar waren, neu und widmete sich dann eine lange Zeit ihrer Arbeit, wobei die Hitze aus ihrer Geschichte auf sie überzugehen schien.

    Nachts schreckte Arjuna plötzlich hoch. Spät ins Bett gegangen, war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen und schließlich mit ausgetrockneter Kehle aufgewacht. Zitternd und benommen stand sie auf, um sich ein Glas Wasser zu holen. Das Schlucken tat weh, als hätte sie lange nichts mehr getrunken, und nach den ersten, gierigen Schlucken wurde ihr übel. Nur mit Mühe unterdrückte sie das Begehren ihres Magens, alles hoch zu würgen. Vielleicht war das Brot nicht mehr gut gewesen. Morgen würde sie sich etwas Neues zu Essen besorgen. Ihr Blick fiel auf ihren Schreibtisch. „Und du musst einen Tag warten", zischte sie ihn an und legte sich erschöpft in ihr Bett. Ihre Wohnung kam ihr schrecklich kalt vor, obwohl ihre Bettdecke nass von ihrem eigenen Schweiß war. Arjuna drehte sie um und zog sie bis zu ihrer Nase hoch. Gut, dass sie so klein war, dass sie komplett ausgestreckt unter der Decke verschwinden konnte. Ihre Lider fielen zu.

    Der nächste Tag brachte die gleiche Eiseskälte wie der Tag zuvor und Arjunas Nase lief, als sie aufstand. Sorgsam packte sie sich in mehrere Schichten ihrer Kleidung, fast alles, was sie überhaupt besaß, und legte sich zum Schluss eines ihrer wertvollsten Besitztümer um, einen dicken, braunen Wollmantel. Sie zog die Schublade auf, in der sie ihr Geld verwahrte, und starrte finster auf die wenigen Münzen, die vor ihr lagen. Es war zu lange her, dass sie eines ihrer Bücher verkauft hatte. Sie warf ihrem Schreibtisch einen sehnsüchtigen und zugleich vorwurfsvollen Blick zu und verließ die Wohnung, die Kapuze des Mantels tief ins Gesicht gezogen. Draußen wimmelte es trotz der Kälte bereits von Menschen. Zuerst erschreckte es Arjuna, wie es das immer tat, aber dann beruhigte sie sich damit, dass es nicht anders war als in einer ihrer Geschichten und einmal tief durchatmend passte sie sich dem Strom der Menschen an. Ihr Ziel war die nahe gelegene Bäckerei des Viertels. Als sie den Laden betrat, blickte die Verkäuferin, aufmerksam geworden durch die Ladenglocke, zur Tür und ein seltsamer Gesichtsausdruck huschte über ihr Gesicht. Ein wenig Erstaunen vermischt mit Freude, Besorgnis; mehr, als Arjuna glaubte verdient zu haben.

    „Arjuna, ich hab dich lange nicht gesehen, alles in Ordnung?"

    Arjuna streifte ihre Kapuze zurück und nickte. „Aber es ist mal wieder nichts mehr da", gab sie mit vor Kälte belegter Stimme und leicht tropfender Nase zurück.

    „Nichts mehr verkauft? Miris Stimme war weich und verständnisvoll. Sie erinnerte Arjuna immer an ein warmes, frisch aus dem Ofen kommendes, süßes Brot. „Nein. Berek hat sich lange nicht mehr blicken lassen.

    Miri nickte. Berek war Arjunas Verleger, der jedoch immer nur ankam, wenn er eine neue Geschichte wollte, und sich zurückhielt, wenn es darum ging, ihr den verdienten Lohn zu geben. „Dann komm nach hinten, Schatz", forderte Miri sie auf und Arjuna schlüpfte dankbar nach hinten zur Backstube durch, wo sie den Mantel ablegte, sich die Hände gründlich wusch und sich dann gemeinsam mit dem taubstummen Georg, Miris Mann, ans Werk machte. Er nickte ihr freundlich zu, kümmerte sich aber ansonsten nicht weiter um sie, da er es gewohnt war, dass Arjuna aushalf, wenn ihre Schreibarbeit wieder einmal nicht zum Leben reichte.

    Den ganzen Tag arbeiteten sie zusammen, kneteten Brot, formten Gebäck und Kuchen, die von deutlich besser gekleideten Menschen, als Arjuna es war, gekauft wurden. Miris Bäckerei war beliebt, zum einen wegen der guten Qualität der Backwaren, aber vor allem, weil man Miri einfach gerne begegnete. Viele kamen, um ein kleines Schwätzchen zu halten, und so hielten sich immer einige in der Bäckerei auf, die mit Tee und Kaffee versorgt wurden. Arjuna mochte das Hintergrundgeschwätz, wenn sie sich erst wieder daran gewöhnt hatte, unter Menschen zu sein. Manchmal schnappte sie ein paar interessante Gesprächsfetzen auf, die sie zu neuen Geschichten inspirierten. Obwohl es Arjuna wirklich nicht an neuen Ideen mangelte. Eher an genügend Lebenszeit, alles aufzuschreiben. Die Geschichten flossen durch ihr Blut und aus ihr heraus, als würde sie mit der Tinte verbunden sein.

    Auch heute lauschte sie den Stimmen. Während der kurzen Mittagspause, die Arjuna, Miri und Georg gemeinsam in der warmen Backstube verbrachten, ging ihr eine Sache nicht aus dem Kopf, die sie kurz vorher gehört hatte.

    „Hast du mitbekommen, was die alte Breda vorhin erzählt hat, Miri?", fragte Arjuna schließlich, weil es sie so sehr aufwühlte.

    „Du meinst diese seltsame Sache mit ihrer Schwiegertochter? Die angeblich von einem Monster verfolgt wurde? Ich vermute eher, die liebe Schwiegertochter hat zu tief ins Glas geschaut. Wäre nicht das erste Mal und wundert mich bei der Ehe, die sie führt, auch nicht weiter."

    „Ja schon, aber … Arjuna biss sich auf die Zunge. „Ein Monster aus Lehm oder schlammiger Erde mit brennendem Feuer unter der Oberfläche denkt man sich doch nicht einfach so aus, oder?

    Miri lachte. „Und das sagt ausgerechnet unsere Schreiberin. Ich würde mir allerdings auch etwas mit Feuer wünschen, wenn ich nicht meine warme Backstube hätte. Iss dein Weckchen, Arjuna, und dann machen wir weiter."

    Bedrückt und gedankenvoll machte Arjuna sich wieder ans Werk. Obwohl sie an diesem Abend mit einem großen Beutel gefüllt mit Backwaren und ein paar anderen Dingen, die Miri ihr zugesteckt hatte, nach Hause ging, knabberten die Sorgen mehr an ihr als tags zuvor. Sie kannte das Monster, das die Schwiegertochter beschrieben hatte. Doch es war nicht von dieser Welt.

    Sie verstaute die Lebensmittel in dem dafür vorgesehenen Schrankfach, zog sich die warmen Sachen aus und setzte sich an den Schreibtisch, wo sie hektisch in den Blättern der vergangenen Nacht suchte. Endlich fand sie es, das Papier jaulte wie Wind in Bäumen in ihrer zitternden Hand.

    Eines Nachts erhob sich aus dem ausgetrockneten Flussbett ein Wesen aus Schlamm und Feuer, stand hier geschrieben in Arjunas eigener, krakeliger Handschrift.

    Aufgerichtet war es größer als ein aus der Menge herausragender Mann, zwei Arme hingen bis zu den Knien hinab, mit starken, verkrusteten Händen. Sein Kopf war kahl, von hier senkten sich die Feuerlinien, die unter der obersten Schlammschicht leuchteten, über seinen gesamten Körper hinab. Die Augen loderten hungrig, viel zu lange hatte er in seinem Flussgrab geschlafen.

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