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Per Anhalter durch die Menschheit: Die Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest
Per Anhalter durch die Menschheit: Die Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest
Per Anhalter durch die Menschheit: Die Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest
eBook572 Seiten7 Stunden

Per Anhalter durch die Menschheit: Die Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest

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Über dieses E-Book

Es gab eine Zeit, da dachte der Mensch, er sei der Mittelpunkt des Universums.
Heute wissen wir es besser.
Die Erde bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von hunderttausend Kilometern in der Stunde um die Sonne. Unser Sternensystem mit seinen Planeten wirbelt acht Mal so schnell um das Zentrum der Milchstraße. Und unserer Heimatgalaxie rast inmitten eines ganzen Haufens weiterer Galaxien in jeder Stunde zwei Millionen Kilometer weiter durchs All.
Der Menschheit muss aufgrund dieser Erkenntnis schwindlig geworden sein.
Jedenfalls scheint sie seit längerer Zeit von einem Problem ins nächstgrößere zu taumeln.
Orientierung tut Not.
Genauso wie kluge Anleitung und vernünftige Zielsetzung.
Für all das sorgt dieser Reiseführer.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. Feb. 2021
ISBN9783753180014
Per Anhalter durch die Menschheit: Die Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest

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    Buchvorschau

    Per Anhalter durch die Menschheit - Kendran Brooks

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    Kendran Brooks

    Per Anhalter

    durch die Menschheit

    Die Antwort auf die ultimative Frage

    nach dem Leben, dem Universum

    und dem ganzen Rest

    pb

    Erstausgabe 2021

    Copyright © Kendran Brooks

    Umschlagbild: Arek Socha, Pixabay

    Umschlaggestaltung: Kendran Brooks

    Es gab eine Zeit, da dachte der Mensch,

    er sei der Mittelpunkt des Universums.

    Heute wissen wir es besser.

    Die Erde bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von hunderttausend Kilometern in der Stunde um die Sonne. Unser Sternensystem mit seinen Planeten wirbelt acht Mal so schnell um das Zentrum der Milchstraße. Und unsere Heimatgalaxie rast inmitten eines ganzen Haufens weiterer Galaxien in jeder Stunde zwei Millionen Kilometer weiter durchs All.

    Der Menschheit muss aufgrund dieser Erkenntnis schwindlig geworden sein.

    Jedenfalls scheint sie seit längerer Zeit

    von einem Problem ins nächstgrößere zu taumeln.

    Orientierung tut Not.

    Genauso wie kluge Anleitung und vernünftige Zielsetzung.

    Für all das sorgt dieser Reiseführer.

    Der Autor

    Kendran Brooks ist das Pseudonym des Schweizer Autors Rolf Rothacher. Er schreibt Abenteuerromane und Kurzgeschichten. Geboren in der Schweiz, wuchs er in der Schweiz auf, genoss seine Ausbildung in der Schweiz, war fast ausschließlich in der Schweiz berufstätig und lebt heute noch in der Schweiz. Zuerst Kaufmann, dann Buchhaltungsexperte, machte er sich als Unternehmensberater in der Informatik selbständig und arbeitete lange Jahre für verschiedene internationale Konzerne. Vor einiger Zeit zog er sich aus dem Berufsleben zurück und verlegte sich aufs Schreiben. Mit seinen über fünfzig Lebensjahren plagt er sich mit den üblichen Beschwerden herum. Schütteres Haar, Hüftgold und galoppierender Griesgram. Sein Lebensmotto entnahm er dem Roman Der Landarzt von Honoré de Balzac: »Über Nützliches zu sprechen, kostet mich nicht mehr als überflüssiges Zeug zu reden.«

    Das Sachbuch

    Per Anhalter durch die Menschheit entstand im Laufe der letzten dreißig Jahre, ohne Absicht oder Plan. Was die lange Dauer erklärt. Doch der Inhalt des Reiseführers ist dermaßen gewaltig, um nicht zu sagen gewalttätig, dass am Stoff lange zu kauen war.

    Das Buch ist keine Einzelleistung, sondern entstand im lockeren und engeren Austausch mit mehr als einem Dutzend Sachverständigen, darunter Mediziner, Ökonomen, Philosophen und Soziologen. Ihre Eindrücke und Erkenntnisse flossen genauso in den Reiseführer ein, wie das Wissen verschiedenster Sachbuchautoren.

    Darum erscheint das Buch unter dem Pseudonym des Autors und führt keine lange Liste von Mitwirkenden auf, die in manchen Fällen von ihrer Beteiligung gar nichts wissen.

    Der Kopf ist rund,

    damit das Denken die Richtung ändern kann

    Francis-Marie Martinez Picabia (1879 – 1953)

    Französischer Schriftsteller, Maler und Grafiker

    Wir beglückwünschen Sie zum Kauf dieses Reiseführers mit dem sinnreichen und zutreffenden Titel Per Anhalter durch die Menschheit. Unser Ratgeber wird Sie vom heutigen Tage an auf allen weiteren Lebenswegen begleiten und sicher durch jede noch so große Turbulenz führen. Mit seiner Hilfe werden Sie sich viele Umwege ersparen und die meisten Engstellen und Sackgassen, die das Leben ständig für uns bereithält, glücklich vermeiden.

    Unsere gemeinsamen Reisen durch die Menschheit werden Ihre Sichtweise auf das Leben in einem Ausmaß erklären, vereinfachen und verändern, dass Sie sich schon bald verwundert die Augen reiben und sich fragen werden, wie Sie jemals ohne ihn zurechtkamen.

    *

    Unsere gemeinsamen Fahrten führen uns zu allen entscheidenden Stationen des Homo Sapiens. Es sind allesamt Plätze, die sich die Menschheit im Laufe der letzten Jahrtausende mit lockerer Hand und sprühendem Geiste schuf und bis heute in ständigem Betrieb hält. Die meisten dieser Orte werden Ihnen wohlbekannt erscheinen. In manchen Fällen werden Sie gar denken, längst alles über sie zu wissen. Doch täuschen Sie sich nicht. Den Homo Sapiens zu entschlüsseln, für uns erklärbar und damit fassbar zu machen, ist ein komplexes Unterfangen.

    Um uns die Aufgabe zu erleichtern, hält der Reiseführer außergewöhnliche Wendungen und skurrile Abkürzungen für uns bereit. Wir betrachten den Homo Sapiens aus neuen Blickwinkeln und verknüpfen Dinge miteinander, die bislang lose vor uns lagen. Manch neuer Eindruck wird Ihre Fantasie beflügeln. Andere werden Ärger in Ihnen auslösen. Denn wir Menschen sind nun einmal das Produkt aus sehr viel Halbwissen und noch mehr Emotionen. Wie meinte einst der theoretische Physiker Albert Einstein so treffend? »Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen, die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat.« Doch keine Sorge. Unser Reiseführer wird Sie nie vom rechten Weg abkommen lassen und sicher zu jedem neuen Ziel hinführen. Obschon der moderne Mensch bekanntlich an vier ernsthaften Krankheiten leidet, gegen die auf Dauer kaum ein Kraut gewachsen scheint.

    Ungenauigkeiten in der Sprache erschweren jedes gemeinsame Verständnis. Eine zu große Detailverliebtheit versperrt uns gleichzeitig den Blick auf das Wesentliche. Ein mangelhaftes Gedächtnis lässt uns dieselben Fehler immer wieder von Neuem begehen. Zudem verhindert eine ausgeprägte Ignoranz manch sinnvolles Geschäft in unserem Leben.

    Gegen jede der vier Krankheiten findet der Reiseführer wirksame Mittel dank klaren Ansagen und Strukturen. So wird er sich im Laufe der nächsten Wochen zu Ihrem persönlichen Gefährten entwickeln, der Sie überall dort berät und beruhigt, wo Sie sich bislang von Ihrer Umwelt gegängelt oder bedroht fühlten, wo Sie befürchten mussten, sich zu verzetteln oder zu verirren.

    *

    Was Sie in Per Anhalter durch die Menschheit erfahren, ist nie stupides Wissen, wie man es Ihnen in der Schule eingetrichtert hat oder wie Fachbücher Ihnen zu erklären versuchen. Unser Reiseführer arbeitet einzig mit Erkenntnissen. Der Unterschied zu simplem Wissen liegt in der wachsenden Befähigung eines jeden Lesers, sich selbstständig und immer rascher in jeder Lebenslage zurechtzufinden und sich mit allen Fragen viel genauer als bislang auseinanderzusetzen. Wissen funktioniert im Grunde genommen wie Ja oder Nein, Null oder Eins, Weiß oder Schwarz. Erkenntnisse erlauben uns hingegen, auch alle übrigen Antworten, Zahlen und Farben zu entdecken, zu ergründen und einzuordnen.

    Am Ende unserer Reise werden Sie die Menschheit, aber auch Ihr Umfeld, ja sogar Ihre eigene Person durch andere Augen betrachten. Auf die künstlichen Aufregungen des modernen Lebens können Sie in Zukunft viel gelassener antworten, behalten auch dort stets den Durchblick, wo früher Chaos herrschte. So finden Sie für sich selbst den inneren Frieden, den viele suchen, bislang aber nur wenige finden konnten.

    Als Anhalter durch die Menschheit lernen wir aber nicht nur die Menschheit als Ganzes verstehen. Endlich werden Sie begreifen, warum Ihre letzte Ehe in die Brüche ging. Sie werden zudem auf den wahren Sinn des Lebens stoßen und womöglich doch noch Ihr Glück finden. Auch vertreiben wir Ihre Kopfschmerzen für alle Zeiten und ohne jede Nebenwirkung, kümmern uns sogar um alle Ihre Zwänge und Routinen, sowie um alle Ihre unbegründeten Ängste. Auch der Gedanke an den eigenen Tod, für viele Menschen bislang unerträglich, wird für Sie nach der Lektüre des Reiseführers jeden Schrecken verloren haben.

    Viel versprochen? Aber sicher. Zu viel versprochen? Lesen und urteilen Sie selbst.

    *

    Einige Fragen müssen wir noch klären, bevor wir unsere Reise gemeinsam antreten. Warum sind wir derart bescheiden und per Anhalter unterwegs? Weshalb setzen wir uns nicht ans Steuer des eigenen Fahrzeugs? So kämen wir doch rascher und zielgerichteter voran? Anhalter genießen allerdings einige Vorteile. Sie dürfen sich gemütlich hinsetzen und sich schon während der Fahrt zum nächsten Ort in aller Ruhe umschauen. Ohne Anstrengung oder Ablenkung entdecken Anhalter viel Neues und wirklich Nützliches. Wer sich hingegen selbst hinters Steuer klemmt, muss die meiste Zeit auf den Verkehr und die übrige Umwelt achten. Ganz zwangsläufig entgeht ihm Wertvolles oder gar Entscheidendes. Als Anhalter sind wir zudem gezwungen, neugierig zu sein und tolerant zu bleiben. Wer seine Ansichten und Vorurteile nicht zurückzustellen vermag, für den hält kein passendes Fahrzeug. Nur als Anhalter entwickeln wir die notwendige Demut vor dem Leben, um uns der Menschheit vorbehaltlos zu nähern. Zudem müssen wir als Anhalter stets eine gewisse Risikobereitschaft in uns aufrechterhalten, uns immer wieder auf neue Situationen einstellen. So lernen wir Momente der Verunsicherung oder der Furcht auszuhalten. Im Englischen nennt man das treffend »to be open minded« und meint damit »aufgeschlossen bleiben«. Diese Grundhaltung ist unabdingbar für unsere Reise durch die Menschheit. Denn wir werden über viele Tatsachen stolpern, über die Sie bislang keine, nur eine vage oder eine völlig falsche Vorstellung entwickelt haben. Aber Vorsicht. Der Reiseführer wendet sich nicht an oberflächliche Leser, die sich von Büchern vor allem einen hohen Unterhaltungswert versprechen. Per Anhalter durch die Menschheit richtet sich vor allem an jene Abenteurer, die tatsächlich hinter die Rätsel des Homo Sapiens blicken wollen.

    Machen wir uns also gemeinsam auf den Weg. Aber bitte mit möglichst wenig Gepäck. Denn je mehr Sie schon zu Beginn unserer Reise in Ihrem Rucksack mitschleppen, desto langsamer werden wir vorankommen und umso rascher ermüden. Der Reiseführer funktioniert für Sie umso zielgerichteter, je weniger voreingenommen Sie den Erklärungen folgen und je stärker Sie bereit sind, bisherige Ansichten zu hinterfragen. Lassen Sie ruhig allen Ballast zu Hause stehen, der sich im Laufe Ihrer Lebensjahre angesammelt hat. Er behindert Sie bloß auf unseren Ausflügen zu den Wirkungsstätten der Menschheit.

    Wir sprechen an dieser Stelle noch eine eindringliche Warnung an all jene aus, die stets bemüht sind, ihr Leben möglichst pflegeleicht zu gestalten. Dieser Reiseführer ist kein heiliges Buch voller Gebote und Verbote, denen Sie sich unterordnen können. Er enthält auch keine fixen Ideologien und schon gar keine allgemeingültige Philosophie, denen Sie blindlings folgen dürfen. Stattdessen verweben sich unsere Antworten ganz von allein mit Ihren bisherigen Erfahrungen und Erlebnissen. Daraus entwickelt sich in Ihnen ein individuelles Verständnis über die Menschheit, entsprechend Ihrer Persönlichkeit. Denn das Ziel unserer Bemühungen ist keinesfalls die Uniformität der Gedanken oder gar ein einheitliches, erzwungenes Verständnis über die Welt der Menschen. Wer so etwas sucht, ist bei den Religionen oder bei der Philosophie besser aufgehoben. Was wir auf unseren gemeinsamen Ausflügen finden werden, ist eine breite Palette an Ideen und Gedanken, ein wachsender Strauß an fundierten Meinungen und persönlichen Blickwinkeln. Denn der Homo Sapiens müsste verkümmern und aussterben, sollte er jemals seine Individualität verlieren.

    *

    Auf eine weitere Besonderheit unseres Reiseführers müssen wir Sie an dieser Stelle hinweisen. Per Anhalter durch die Menschheit greift oft auf Beispiele aus den westlichen Industrienationen zurück. Das ist keineswegs als Abwertung der übrigen fünfundachtzig Prozent des Homo Sapiens auf Erden gedacht. Doch Tatsache ist, dass in Sachen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Sport oder Kunst fast die gesamte Welt derzeit so tickt, wie sich diese menschlichen Tätigkeiten in Europa und Amerika während der letzten zweihundert Jahre entwickelt haben. Davon sind Sie nicht überzeugt? Nun denn. Steigen Sie ein erstes Mal ein und setzen Sie sich gemütlich hin.

    Wir benutzen weltweit fast nur noch den einen Kalender mit der christlichen Zeitrechnung. Wir haben die allermeisten Masse (Längen, Gewichte, usw.) global aufeinander abgestimmt, wobei einzig der industrialisierte Westen die Vorgaben lieferte. Selbst die höhere Mathematik, vor tausend Jahren aus Indien über den Nahen Osten nach Europa geschwappt, wurde ausschließlich im Westen weiterentwickelt und allgemeingültig für wissenschaftlich fundierte Erklärungen installiert.

    Was der Reiseführer mit dem letzten, etwas verschrobenen Satz meint?

    Alles, was sich mit Hilfe der Mathematik korrekt beschreiben lässt, ist für jeden kundigen Dritte nachvollziehbar und damit auch nachprüfbar. All jenes aber, welches sich der Mathematik entzieht, kann von anderen Menschen immer wieder in Frage gestellt und angezweifelt werden. Darum ist sich der Homo Sapiens in Sachen Physik, Chemie, Astronomie, Geografie oder Geologie weltweit ziemlich einig, während die Menschheit für Dinge wie Soziologie, Psychologie, Politik oder Wirtschaft weiterhin keine allgemein gültigen, von allen Völkern und Nationen akzeptierten Antworten zu finden vermochte.

    Alles klar? Wenn nicht, dann lesen Sie den letzten Abschnitt ruhig noch einmal durch. Überhaupt sollte sich niemand schämen, nach Beendigung eines Kapitels sich denselben Text gleich ein zweites Mal vorzunehmen. Dies ist kein Schnelllese-Wettbewerb.

    Ein weiteres Argument für die Führerschaft westlicher Industriestaaten finden wir in den weltumspannenden Organisationen. Ob wir von der UNO, der OECD, der WTO, der G-7, der G-20, von der Weltbank oder vom Internationalen Währungsfonds sprechen. Sie alle gehen auf Ideen und Initiativen der christlich geprägten, industrialisierten Nationen zurück. Darum liefern sie dem Reiseführer auch viel Anschauungsmaterial.

    Wir werden immer wieder auf die bloß 8,6 Millionen Einwohner zählende Schweiz (Stand 2020) zurückgreifen, um gewisse Zustände und Entwicklungen zu beleuchten und zu beschreiben. Warum uns ein solcher Winzling unter den Ländern der Erde als Beispiel für die Menschheit dienen kann? Nun, die Schweizerische Eidgenossenschaft, wie das Land amtlich korrekt heißt, hält für unsere Zwecke viele nützliche Besonderheiten bereit.

    Die Schweiz ist eine Republik und gleichzeitig das einzige Land auf Erden mit einer Direkten Demokratie. In diesem Alpenland entscheiden stets die Bürger über alle Gesetze und internationalen Verträge und nicht etwa gewählte Politiker, Monarchen oder Diktatoren. Die Schweizer Bürger dürfen zudem ihre Verfassung jederzeit mittels Unterschriftensammlung und Abstimmung verändern. Auf diese Weise schreibt das Volk seinen Politikern immer wieder vor, in welche Richtung sich das Land grundsätzlich weiterentwickeln soll. Auch entscheiden die Bürger der Schweiz über die Arten und die Höhe aller Steuern und Abgaben. Die Direkte Demokratie wirkt zudem auf allen drei politischen Ebenen des Landes, also in den Gemeinden, in den Gliedstaaten und im übergeordneten Bundesstaat. Dank der direkten Einflussnahme der Bürger auf Organisation und Ideologie des Landes können wir in der kleinen Schweiz viele politische und gesellschaftliche Prozesse gezielter beobachten und untersuchen als in Ländern mit anderen Herrschaftsformen.

    Die Schweiz ist zudem ein höchst internationales Land. Fast vierzig Prozent der ständigen Wohnbevölkerung besitzen einen Migrationshintergrund. Jeder vierte von ihnen hat in der Zwischenzeit die Staatsbürgerschaft erworben, nimmt an allen Wahlen und Abstimmungen teil, genauso wie die zehn Prozent Schweizer, die dauerhaft im Ausland leben. So finden wir in dieser föderalistischen, direkt-demokratischen Alpenrepublik einen überaus bunten Strauß an Ansichten und Absichten, Wünschen und Zielen, die sich allesamt unmittelbar und unverblümt politisch und öffentlich äußern können.

    Die Bedeutung der kleinen Schweiz in der Welt erkennen wir an den vielen internationalen Organisationen, die ihren Hauptsitz in der Alpenrepublik eingerichtet haben. Die UNO ist unter anderem mit der WHO, dem UNHCR und der ILO vertreten. Die WTO, das IKRK, das WEF, das IOC und die WADA, der WWF und die BIZ, die UPU, die FIFA, die UEFA und nicht zu vergessen das CERN und der Club of Rome sind die wohl bekanntesten unter vielen weiteren wichtigen Instituten und Institutionen.

    Auch die Sprachvielfalt ist in diesem Winzling von Nation bemerkenswert. So gehören Deutsch, Französisch, Italienisch und das folkloristische Räte-Romanisch schon lange zu den vier Landes- und Amtssprachen. Aber auch Englisch ist aufgrund des bereits vor hundertfünfzig Jahren einsetzenden Tourismus schon lange fester Bestandteil im täglichen Leben vieler Eidgenossen. Durch Zuwanderung sind ergänzend die Weltsprachen Spanisch und Portugiesisch stark vertreten. Gerade im Zeitalter fortschreitender Globalisierung können wir die Schweiz als eigentlichen Mikrokosmos für unsere Untersuchungen nutzen. Hier wurden Erfahrungen geleistet und Entwicklungen vollzogen, die in anderen Ländern noch anstehen und erst in der Zukunft zu bewältigen sind. Die Schweiz hat es dabei fast immer verstanden, die unterschiedlichsten Bedürfnisse eines ständig wachsenden Völkergemischs unter einen einzigen, ausgesprochen friedvollen Hut zu bringen. Und das seit über hundertsiebzig Jahren. Von all diesen Erfahrungen können wir Anhalter durch die Menschheit nur profitieren.

    *

    Manch ein Leser mag sich nun fragen, ob er überhaupt den notwendigen Sachverstand mitbringt, um sich im immensen Dschungel der Menschheit zurechtzufinden. In dieser Hinsicht können wir Sie beruhigen. So schrieb bereits der italienische Marxist Antonio Gramsci sinngemäß und völlig zu Recht: »Alle Menschen sind Intellektuelle, auch wenn nicht alle Menschen diese Funktion in der Gesellschaft ausüben.« Der deutsche Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe hielt ebenfalls unbewusst seine schützende Hand über die Leser dieses Reiseführers als er meinte: »Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken.« Und wir schließen die letzten Zweifel mit einem Bonmot des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain aus: »Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.« Sie sehen, nichts kann uns daran hindern, bei der Enträtselung der Menschheit erfolgreich zu sein.

    Wie jeder Experte, der zum Unwissenden wird, sobald er sein Spezialgebiet verlässt, werden auch wir ausgesprochen dilettantisch vorgehen. Überall dort aber, wo unsere Untersuchungen über eine durchschnittliche Bildung hinausgeht, erklären wir die Umstände ausführlich. Wir verzichten zudem auf die meisten Fremdwörter. Sie dienen den Spezialisten dieser Welt doch vor allem dazu, ihre Zuhörer zu verwirren und sich selbst als ganz besonders kompetent zu präsentieren.

    *

    Wie nach jeder Reise werden auch wir hinterher den Daheimgebliebenen viel zu erzählen haben. Mit Sicherheit werden die Aha-Momente im Vordergrund stehen. Aber auch über so manche Igitt-Geschichte werden wir zu berichten wissen. Denn wir Menschen sind nun einmal lauter Individualisten mit unseren ganz persönlichen Ansichten, Zielen und Wünschen. Wir sind weder ein gleichgeschaltetes Ameisenvolk noch eine Herde von Schafen, selbst wenn uns so mancher Politiker oder Herrscher gerne so sieht und uns oft genug danach zu behandeln versucht. Wie sang Robert Palmer bereits 1978 so treffend?

    »It takes every kind of people«

    »To make what life's about«

    »Every kind of people«

    »To make the world go 'round«

    Frei übersetzt: »Es braucht alle Sorten Menschen, um das Leben zu gestalten, alle Sorten Menschen, um die Welt am Laufen zu halten.«

    Unter den Lebewesen unseres Planeten zeichnet sich der Homo Sapiens durch seinen hohen Drang nach Individualität und Selbstverwirklichung aus, durch seine oft skurrilen Ideen, wilden Träumen, festgefahrenen Meinungen und unklaren Bedürfnissen. Diese Fähigkeiten lassen wir uns auch in Zukunft von niemandem absprechen oder streitig machen.

    Die vier Krankheiten der Menschheit

    Beginnen wir mit der Behandlung der vier schlimmen Übel, mit denen sich der Homo Sapiens wohl seit Anbeginn herumzuplagen hat.

    Jede Ungenauigkeit in der Sprache führt zu Missverständnissen. Wir erkennen das Problem an Schlagworten wie Kultur oder Gerechtigkeit. Was genau beinhalten sie? Jeder Mensch entwickelt darüber seine eigenen Ansichten. Selbst Experten geraten meist in Streit, wenn sie eine allgemeingültige, alles umfassende Antwort für derartige Begriffe finden sollen. Sie scheitern schlichtweg an der Aufgabenstellung, weil ein Konsens unter lauter Individuen oftmals unmöglich ist. Sie erinnern sich? Nur was sich mit Hilfe der Mathematik beweisen lässt, kann von Dritten nachvollzogen und ohne jeden Zweifel akzeptiert werden.

    Unser Reiseführer beschreibt die für uns wichtigen Begriffe eindeutig und abschließend, wenn auch oft auf seine eigenwillige, für Sie womöglich schwer verdauliche Weise. Doch unsere Absicht liegt nicht im Finden von weltweit akzeptierten Erklärungen. Das ist für uns genauso unmöglich wie für alle Experten. Wir wollen einzig erreichen, dass sich die Leser unseres Reiseführers untereinander verstehen und sich auszutauschen vermögen. Weitergehende Ansprüche an unsere Erläuterungen stellen wir nicht. Klammern Sie sich bitte nicht an anderslautende Beschreibungen, die Sie im Internet, in Sachbüchern oder vergraben in einer Ihrer Gehirnwindungen finden. Denn es geht uns nicht um wissenschaftliche Exaktheit, die sowieso von irgendeiner Seite her in Frage gestellt wird. Unser Ziel ist einzig die Entwicklung einer gemeinsamen Basis der Verständigung unter allen Anhaltern durch die Menschheit.

    Die Wissenschaften werden sowieso überschätzt. Viel zu oft erweisen sich ihre angeblich gesicherten Erkenntnisse als falsch, unvollständig oder belanglos. Zudem sind sich selten zwei Experten zum selben Thema ihres Fachgebiets einig. Die Wissenschaft, mit all ihren Strömungen und Meinungen, Hypothesen und Diagnosen entwickelt sich zudem immer stärker zur reinen Glaubensfrage. Sie sind anderer Meinung? Vertrauen den Fachleuten dieser Welt? Dann sind wohl ein paar klärende Beispiele angebracht.

    Die theoretische Physik kann sich bis heute (Stand 2020) nicht auf die String-Theorie oder auf die Schleifenquantengravitation einigen. Beide Modelle verfolgen allerdings völlig unterschiedliche Ansätze, um die Quanten-Mechanik von Max Plank mit der Relativitätstheorie von Albert Einstein zu verknüpfen. Obwohl unüberwindbare Gegensätze zwischen den beiden Theorien bestehen, leben trotzdem tausende von Physikern ganz gut von ihrer Uneinigkeit und damit, zu Ende gedacht, von ihrer völligen Unwissenheit.

    Oder nehmen wir das Alter der Erde. Die theoretische Physik ging im 19. Jahrhundert aufgrund der Größe unseres Planeten und der erwarteten Abkühlung von 20 bis 100 Millionen Jahren aus. Damals wusste man noch nichts über die Vorgänge im Erdinneren, die für ständigen Hitzenachschub sorgen. Allerdings widersprachen die Geologen. Sie gingen aufgrund ihrer Beobachtungen von einem viel höheren Alter aus. Auch Charles Darwin gab zu bedenken, dass nach seiner Meinung die Kreidefelsen von Dover mindestens dreihundert Millionen Jahre zu ihrer Entstehung benötigt hatten. Ab 1862 tobte zwischen der theoretischen Physik, der Geologie und weiteren wissenschaftlichen Disziplinen ein erbitterter Streit um die Deutungshoheit. Am Ende entschied die theoretische Physik den Experten-Wettkampf zu ihren Gunsten. Denn der spätere Lord Kelvin hatte das Alter der Erde mit mathematischer Präzision auf 24,1 Millionen Jahre berechnet. Ab dem Jahr 1903 galt die Erde deshalb, wissenschaftlich fundiert und zweifelsfrei mittels Mathematik belegt als exakt so alt. Lord Kelvin starb 1907 noch im festen Glauben an die Richtigkeit seiner Berechnungen. Doch 1911 datierte der Geologe Arthur Holmes mit Hilfe der natürlichen Uran-Blei-Zerfallsreihe den Beginn des Kambriums, ein lange zurückliegendes Erdzeitalter, auf 600 Millionen Jahre. Wenig später hatte Holmes bereits Gesteinsproben mit einem Alter von 1,5 Milliarden Jahren analysiert. Zu guter Letzt setzten sich die Geologen, unter gütiger Mithilfe der experimentellen Physik, gegen die theoretischen Physiker mit ihren völlig falschen Annahmen und sinnfreien Berechnungen also doch noch durch. Womöglich ist Dr. Dr. Sheldon Cooper, der theoretische Physiker in der US-amerikanischen Sitcom The Big Bang Theory aufgrund dieser frühen Niederlage seines Berufsstands derart schlecht auf die Geologie zu sprechen? Merken wir uns an dieser Stelle:

    Selbst exakte mathematische Berechnungen mit ausgefeilten

    Rechenmodellen und Formeln führen nicht immer zu wertvollen

    Erkenntnissen. Beruhen sie auf unvollständigen Daten,

    und das tun sie eigentlich immer, kann das Ergebnis

    vollkommen falsch ausfallen.

    Doch weil wir gerade so schön am Erörtern wissenschaftlicher Fehlleistungen sind, noch eine weitere amüsante Geschichte. Denn die Geologie ist im vorherigen Beispiel eindeutig zu gut weggekommen. 1915 veröffentlichte Albert Wegener die Theorie der Kontinentalverschiebung. Er hatte seine These auf Basis der Küstenformen, der Edelsteinlagerstätten und der Funde von Fossilien in Afrika und Südamerika entwickelt. Die Experten lachten den Mann allerdings aus. Denn Wegener war kein studierter Geologe, sondern Meteorologe, Polar- und Geowissenschaftler, und damit auf keinen Fall fachlich kompetent, um derartige Aussagen zu treffen. Die damals von den meisten Geologen favorisierte Landbrücken-Hypothese zwischen Afrika und Südamerika musste allerdings fallengelassen werden, nachdem ein Deutsches Forschungsschiff von 1924 bis 1927 den Meeresboden zwischen den beiden Kontinenten per Echolot gründlich, aber erfolglos nach den vermuteten, längst versunkenen Landverbindungen abgesucht hatte. Trotzdem wurde Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung aus dem Jahr 1915 erst mit der Erforschung der Plattentektonik ab den 1960er Jahren als einzig korrekt anerkannt. Merken wir uns als Anhalter durch die Menschheit:

    Selbst gröbste Fehler in der Wissenschaft können sich

    für viele Jahrzehnte an der Spitze des angeblich

    gesicherten Wissens der Menschheit halten.

    H.G. Wells schrieb bereits 1895 in seinem Buch Der Besuch: »Erklärungen sind die Trugschlüsse eines wissenschaftlichen Zeitalters.« Denken wir, wann immer wir mit der Wissenschaft zu tun haben, an die Möglichkeit ihres völligen Versagens. Selbst wenn sich eine Mehrheit der Wissenschaftler einer einheitlichen Meinung anschließen und alle anderen Hypothesen bekämpfen oder ins Lächerliche ziehen, bedeutet nicht, dass sie richtig liegen.

    Totalitarismus und Wissenschaft schließen sich gegenseitig aus.

    Das musste damals auch Galileo Galilei erfahren. Allerdings völlig anders als uns die Schulweisheit bis heute beizubringen versucht. Der italienische Astronom kopierte das in den Niederlanden entwickelte Fernrohr, gab es als seine eigene Erfindung aus. Als sein Arbeitgeber von diesem Betrug erfuhr, kürzte er Galilei das zuvor erhöhte Gehalt. Der italienische Astronom war der Meinung, er hätte unwiderlegbare Beweise für das heliozentrische Weltbild des Kopernikus gefunden. In der Folge machte er sich über die Bibel, aber vor allem über den Papst in mehreren seiner Schriften lustig. Doch nicht alles, was Galileo Galilei so vehement vertrat, entsprach auch der Wahrheit. Im Jahr 1610 veröffentlichte er eine Zeichnung der Mondoberfläche. Darauf ist ein großer Krater eingetragen, den es nie gab. Er glaubte zudem bis an sein Lebensende 1642, dass sich die Planeten in Kreisbahnen um die Sonne bewegen. Dabei hatte der deutsche Mathematiker Johannes Kepler bereits 1611 die Ellipsen-Bahnen nachgewiesen. Galilei behauptete zudem, Ebbe und Flut hingen von der Sonne ab, obwohl die damaligen Astronomen längst erkannt hatten, dass die Gezeiten durch die Mondanziehungskraft angeregt werden. Doch weder seine astronomischen Fehler noch seine Beleidigungen gegen Papst und Kirche wurden dem Italiener zum Verhängnis. Es war einzig seine sture Rechthaberei, die ihn zu Fall brachte. Denn sein flammender Kampf gegen das ptolemäische Weltbild der Bibel stand im schärfsten Gegensatz zu den Ansichten der beiden Reformatoren Luther und Calvin. Sie hatten die Hypothesen von Kopernikus bereits im 16. Jahrhundert scharf verurteilt und sie als Blasphemie und Ketzerei beschimpft. Der Papst aber, gegenüber Galileo Galilei stets geduldig und tolerant, geriet zunehmend in Verdacht, selbst an der Bibel zu zweifeln. Vor allem aus diesem Grund setzte er die Inquisition gegen den italienischen Astronomen 1632 ein. Galileo Galilei erlitt dabei aber weder Kerkerhaft noch Folterqualen. Während den Monaten der gerichtlichen Untersuchung wohnte er die meiste Zeit über in der florentinischen Botschaft, verbrachte nur wenige Tage im Palast der Inquisition, belegte dort mehrere Zimmer zusammen mit seinem Diener, wurde weiterhin aus der florentinischen Botschaftsküche versorgt, die zu den besten im Rom zählte. Seine Strafe bestand im Grunde genommen darin, zu erklären, dass er nicht über die einzige mögliche Wahrheit verfüge, sondern dass auch andere Hypothesen möglich sind und bleiben. Zudem wurde ihm jede Lehrtätigkeit auf Lebenszeit verboten.

    Heute sagt man dem Katholizismus eine Wissenschafts-Feindlichkeit nach. Dem Bibel-Leugner Galileo Galilei wurden aber im römisch-katholischen Italien die Lehrstühle an den Universitäten nachgeschmissen. Zudem erhielt er sechs private Audienzen beim Papst. Johannes Kepler hingegen, im protestantischen Tübingen, erhielt nie eine Professur. An der katholischen Universität Salamanca in Spanien lehrte man ab 1561 Astronomie nach der biblischen ptolemäischen Variante und nach dem heliozentrischen Weltbild des Kopernikus. Die Studenten sollten beide Hypothesen kennenlernen. Der katholische Inquisitor Robert Bellarmin hielt bereits 1606 fest, dass jede wissenschaftliche Behauptung stets Hypothese bleiben muss. Denn selbst der überzeugendste Beweis für die Richtigkeit eines Lehrsatzes kann niemals alle übrigen Denkansätze vollständig ausschließen. Schon aus diesem Grund musste die katholische Kirche gegen die sture, rechthaberische und damit letztendlich unwissenschaftliche Haltung von Galileo Galilei vorgehen. Als der französische Physiker Pierre Duhem im Jahr 1908 allerdings meinte, im Prozess gegen Galileo Galilei habe die wissenschaftliche Logik dort gestanden, wo sie immer noch stehe, nämlich auf der Seite der Inquisition, wurde er von seinen Berufskollegen fast gelyncht. Der amerikanische Philosoph Karl Popper machte später aber ebenso deutlich, dass es in der Wissenschaft keinen Totalitarismus geben darf. Und der österreichische Philosoph Paul Feyerabend meinte 1976 richtigerweise: »Die Kirche zur Zeit Galileis hielt sich viel enger an die Vernunft als Galilei selber, und sie zog auch die ethischen und sozialen Folgen der Lehre von Galilei in Betracht. Ihr Urteil gegen Galilei war rational und gerecht, und seine Revision lässt sich nur politisch-opportunistisch rechtfertigen.«

    Sie sehen, Johann Wolfgang von Goethe behält auch in diesem Fall recht. »Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken.« Wissenschaft bedeutet, immer wieder über dieselben Fragen nachzudenken und immer wieder neue Lösungswege zu finden und zu akzeptieren.

    *

    Kommen wir nun zur zweiten Krankheit der Menschheit, der Verzettlung in den großen Dingen. Immer öfters stoßen wir auf eine ungeheure Komplexität, sobald wir an einer Stelle des Lebens tiefergraben. Die Wirtschaft zeigt uns das mit ihrer Arbeitsteilung deutlich auf. Wenn wir die Fertigungskette eines Passagierflugzeugs von der Förderung der Rohstoffe bis hin zur Auslieferung der Maschine betrachten, so sind mehrere Dutzend Länder und tausende von Unternehmen an der Bewältigung dieser einen Aufgabe beteiligt. Komplexität scheint also das Gebot der Stunde zu sein.

    Oder nehmen wir die Wissenschaften (schon wieder?). Sie sind in eine derart große Zahl von einzelnen Disziplinen verzettelt, dass noch nicht einmal Wikipedia sie alle aufzulisten vermag. Wir sind in allen großen Dingen ausgesprochen kleingeistig geworden. Das hängt sicher mit der Vielfalt und der Tiefe menschlichen Wissens zusammen, das wir uns aneignen konnten. Doch je kleinräumiger wir nach neuen Erkenntnissen forschen, desto eher verlieren wir jede Übersicht und verkennen wichtige Zusammenhänge. Oder wir verrennen uns in unbedeutende Teilaspekte. Diese Erfahrung machen viele chronisch-kranke Menschen, die mit ihrem Leiden von Facharzt zu Facharzt eilen, ohne jemals Linderung oder Heilung zu erfahren. Das medizinische Wissen scheint zwar vorhanden zu sein. Doch es ist viel zu sehr verzettelt, um stets erfolgreich eingesetzt zu werden.

    Obwohl das menschliche Wissen ständig weiter zunimmt, verstehen wir die Welt als Ganzes immer schlechter. Vereinfachungen sind dringend nötig. Und sie sind tatsächlich möglich. Selbst wenn uns Experten und Politiker gerne etwas Anderes einzureden versuchen.

    Das Expertentum ist der wahre Grund, warum wir uns immer stärker verzetteln und die Übersicht verlieren. Denn die Macht aller Fachleute liegt im Kleingeist. Jeder Experte erschafft sich notgedrungen ein exakt abgestecktes, meist winziges Betätigungsfeld. Dieses Areal bearbeitet er mit hoher Energie und großer Leidenschaft. Er ähnelt darin einem Rentner in seinem Schrebergarten. Der wischt jeden Morgen von jeder heranwachsenden Tomate sorgfältig den Tau ab. Doch im Gegensatz zum Mini-Landwirt in der Vorstadt müssen Experten von ihrer Kleinst-Berufs-Parzelle leben können. Darum hegen, pflegen, düngen und jäten sie ihre winzige Fläche im Übermaß, verteidigen sie gegen alle anderen Schrebergärtner ringsum, aber auch gegen sämtliche Unkräuter und Schädlinge, die ihnen die Ernte streitig machen.

    Jede Vereinfachung erschwert den Fachleuten das Leben nachhaltig, bedroht ihre Arbeit und ihr Auskommen. Darum sind sie schon aus existentiellen Gründen gegen jede Simplifizierung.

    Aber damit wir uns richtig verstehen. Dieser Kampf um die Details ist das gute Recht aller Experten. Jeder Mensch soll für seine Belange und Interessen mit all seinen Möglichkeiten einstehen. Fachleute sind zudem zwingend nötig, um immer mehr Wissen zu erarbeiten und zu noch tieferen Erkenntnissen zu gelangen. Denn nur auf dieser Basis können wir dank Umsetzung in Technik und Wirtschaft den Wohlstand und damit auch die Wohlfahrt als große Errungenschaften der Menschheit stetig weiter voranbringen. Aber denken wir immer daran. Ein Geologe hat mit Hilfe der experimentellen Physik den groben Trugschluss der theoretischen Physik entlarvt. Und ein Meteorologe korrigierte die Fehlüberlegungen der Geologen. Albert Einstein entwickelte im Rahmen seiner Speziellen Relativitätstheorie eine der bedeutendsten mathematischen Formeln der Menschheit. E = m · c². Doch Einstein war kein Mathematiker, sondern theoretischer Physiker. Jahre später meinte er lakonisch: »Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.«

    Die Nützlichkeit des Expertentums wird heute allgemein überschätzt und fälschlicherweise als einzig gültig angesehen. Denn gerade in den Bereichen, in denen die Mathematik zur Erklärung wenig taugt, also in der Soziologie, der Medizin, der Politik, der Wirtschaft, den Religionen oder der Kunst, um ein paar Beispiele zu nennen, sind alle Experten in erster Linie die Entwickler von Thesen und die Verteidiger ihrer persönlichen Meinungen und keinesfalls unfehlbare Forscher, die uns ewig gültige Wahrheiten erzählen könnten. In vielen Wissensgebieten aber, in denen die Mathematik grundsätzlich greift, mangelt es uns an der Vollständigkeit der Daten, um unumstößliche Beweise erbringen zu können. Schenken wir den Experten dieser Welt zu viel Raum und Zeit, so können ihre Bestrebungen sogar zu einer Verlangsamung der Entwicklung neuer Erkenntnisse führen. Vor allem, wenn es um die Beantwortung der ganz großen Fragen der Menschheit geht, zu denen auch Politiker ihre Positionen beziehen. Statt dass wir mit Hilfe von Experten den Überblick zurückgewännen, lauschen wir verständnislos ihren Grabenkriegen oder werden durch Millionen von publizierten Nichtigkeiten erschlagen.

    Später im Buch werden wir ab und zu auf Situationen stoßen, in denen wir erkennen, dass eine weitere Verfeinerung der Dinge nicht etwa zu mehr Klarheit und tieferer Erkenntnis führt, sondern bloß der Komplexität und damit dem Wirrwarr Vorschub leistet. Behalten wir gemeinsam den Überblick. Sonst ergeht es uns womöglich wie Henry Thomas Buckle, dem Schöpfer der History of Civilization in England. Der erste Band seiner geplanten Trilogie erschien im Juni 1857. Buckle zog sich wenig später bei den Vorarbeiten zum zweiten Band eine eigentliche Gehirnlähmung zu. Er hatte vergeblich versucht, tausende von schottischen Predigten des 17. und 18. Jahrhunderts zu analysieren. Derartiges wird uns in diesem Reiseführer nicht zustoßen. Wir behalten den Überblick und verzetteln uns nicht.

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    Unsere Vergesslichkeit ist der dritte Stolperstein auf unserem Weg, die entscheidenden Vorgänge innerhalb der Menschheit zu begreifen und sie in Verbindung zueinander zu setzen. Denn die meisten Dinge, die den Homo Sapiens weiterhin ausmachen, liegen so weit in der Vergangenheit, dass keine gesicherten Aufzeichnungen über ihre Entstehung vorhanden sind. Wer erfand das Rad? Und zu welchem Zweck? Um ein Seil darüber zu führen und eine Last zu heben? Oder um ein erstes Gefährt zu bauen? Wer erfand die Verhüttung von Kupfererz? Entwickelte später den Bronzeguss? Verbesserte die Ofentechnik zum Schmelzen von Eisenerz? Wir wissen es nicht und werden es wohl nie erfahren. Doch das ist auch nicht notwendig für unser Bestreben, das heutige Leben und Wirken des Homo Sapiens als Ganzes zu erfassen und zu verstehen. Per Anhalter durch die Menschheit kümmert sich wenig um die Anfänge. Stattdessen interessieren wir uns für die Mechanik hinter allen Dingen. Und dazu brauchen wir die Ursprünge gar nicht zu kennen, sondern dürfen uns auf die aktuellen Bewegungen verlassen.

    Der Reiseführer bekämpft unsere natürliche Vergesslichkeit vor allem mittels Quervergleichen. So verknüpfen sich die entscheidenden Dinge miteinander, lassen in uns starke, einprägsame Netzwerke entstehen. Bleiben Sie als Leser stets offen für völlig Neues, Unerwartetes, aber auch für ausgesprochen Schräges. Selbst wenn Sie zu Beginn wenig damit anzufangen wissen. Warten Sie jeweils in Ruhe ab, wohin Sie die Reise tatsächlich führt, bevor Sie Ihr Urteil fällen. Nur weil Ihnen als Tourist in Rom schon am ersten Tag der Geldbeutel abhandenkommt, sind nicht alle Bewohner des Landes Taschendiebe.

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    Der Mensch ist ein Ignorant und damit sind wir bei der vierten ewigen Krankheit. Doch das muss der Homo Sapiens auch sein. Zu viel geschieht gleichzeitig in der Welt als dass wir uns um alles ernsthaft kümmern könnten. Radio, Fernsehen und Internet müllen uns zudem jeden Tag mit banalen Aktualitäten zu. Und die sozialen Medien stehlen den Rest unserer Zeit. Dabei entfalten die allermeisten Neuigkeiten keine Wirkung auf unser Leben. Ein Erdrutsch in Chile? Ein Vulkanausbruch im Indischen Ozean? Steigende Arbeitslosigkeit im Osten der Ukraine? Ein Raubüberfall in einer weit entfernten Stadt? Irgendwann blicken wir selbst in traurige Kinderaugen ohne echte Emotion, weil unsere Gefühlswelt längst überlastet und überfordert ist.

    Ignoranz ist für uns Menschen eine überaus sinnvolle, hilfreiche und gesunde Fähigkeit. Andernfalls müssten wir an der Welt und ihren Umständen verzweifeln.

    Doch der Reiseführer will Erkenntnisse vermitteln. Dazu muss er unsere natürliche Ignoranz ausschalten. Aus diesem Grund sortieren wir alles aus, was keine echte Bedeutung für den Zweck unserer Reise hat und vor allem aus lautem Geschrei besteht, das um unsere Aufmerksamkeit buhlt. Auf diese Weise verringern wir unsere täglichen Aufregungen auf ein Minimum.

    Zugleich schärft Per Anhalter durch die Menschheit unser Auge, so dass wir bei den entscheidenden Bewegungen weitaus tiefer zu blicken vermögen als bislang. Und hier können wir unsere Emotionen tatsächlich nutzbringend einsetzen. Wir lernen zu analysieren, einzuordnen, zu verstehen und nachzuempfinden. Die Tür zu einer neuen Welt wird aufgestoßen, die ähnlich der Matrix (ja, die böse aus den Hollywood-Filmen) alle entscheidenden Punkte für uns zu einem fühlbaren, fassbaren Bild verbindet. Sie mögen die Matrix nicht? Kein Problem. Der Reiseführer sorgt dafür, dass Sie Ihre ganz persönliche Sichtweise auf die Menschheit entwickeln werden und sich dabei einen Kokon aus Erkenntnissen erarbeiten, in dem Sie sich stets sicher und geborgen fühlen.

    Das Tier genannt Mensch

    Wir haben vorhin behauptet, uns kaum um die Ursprünge des Homo Sapiens zu kümmern. Deshalb sprechen wir nun erst recht über sie. Denn ein paar Dinge müssen wir über die Lebensform Mensch verstanden haben, bevor wir unsere Reise sinnvoll antreten können.

    Zuallererst sind wir Rudeltiere. Wir unterscheiden uns sehr von Einzelgänger-Tierarten wie dem Bären oder dem Tiger. Auch von allen Arten, die Paarweise zusammenfinden und monogam leben wie Höckerschwäne oder Schwarzgeier. Und schon gar nicht gehören wir zu den Tierarten, die sich natürlicherweise in Massen zusammenfinden, seien es Insektenvölker, Vogel- oder Fischschwärme. Unsere Natur entspricht aber auch nicht einem Herdentier wie dem Büffel oder der Antilope. In größeren Gruppen lebt der Mensch nämlich erst seit 20'000 Jahren. Eine viel zu kurze Zeitspanne, um aus dem Homo Sapiens biologisch, sozial oder neuronal ein Herdentier zu formen. Wir haben es in dieser kurzen Zeitspanne noch nicht einmal geschafft, die Laktose-Intoleranz oder die Gluten-Unverträglichkeit flächendeckend zu überwinden.

    Doch wie lassen sich Rudeltiere von Herdentieren unterscheiden? Die Individualität kennen beide. Auch erkennen sich die einzelnen Mitglieder gegenseitig. Der tatsächlich entscheidende Unterschied liegt in der Jagd. Es gibt kein einziges Herdentier auf der Erde, das auf die Jagd geht. Um aber erfolgreich jagen zu können, mussten Rudeltiere die Arbeitsteilung entwickeln. Denken wir an die Wölfe, wo die meisten Mitglieder des Rudels eine Büffelherde in Panik versetzen und eine kopflose Flucht auslösen, während sich die Anführer des Rudels ein ganz bestimmtes Kalb aussuchen, um es gezielt von der Herde zu trennen. Der erfahrenste Wolf springt dann der Beute an die Gurgel. Dieses Verhalten kann man auch nicht mit einem jagenden Schwarm von Piranhas im Amazonas vergleichen, wo sich alle Tiere unkoordiniert und gleichzeitig auf die Beute stürzen.

    Nur Arten, die sich als Individuen gebärden und sich gegenseitig erkennen, gleichzeitig aber auch eine Arbeitsteilung entwickelt haben, sollten wir zu den Rudeltieren zählen. Alle anderen gehören zu den Herdentieren oder zu den Einzelgängern, den Paaren, den Völkern oder Schwärmen.

    Der Homo Sapiens kann von Fleisch über Fisch und Krustentiere, Eiern, Hülsenfrüchten, Getreiden, Beeren, Nüssen, Wurzeln, Gemüsen und Salaten fast alles nutzen, was Kalorien und Spurenelemente enthält. Nur darum konnte sich die Menschheit derart rasch und erfolgreich über die gesamte Erde verbreiten. Was aber zeichnet ein fast alles essendes, wenig sozialisiertes Rudeltier aus? Dazu schauen wir uns in der übrigen Tierwelt um und suchen nach vergleichbaren Arten.

    Nein, wir sind keine Löwen. Die gehören zwar ebenfalls zu den Rudeltieren. Unsere Ernährung ist aber weitaus vielfältiger. Darum unterscheiden sich unsere Lebensweise und unser Tagesablauf wesentlich von denjenigen der Raubkatzen. Wir sind wohl eher wie Wölfe, die in der Not auch mal Beeren oder Pilze fressen. Unseren Hunden mischen wir Getreideflocken und Gemüse unter das Futter. Es soll sogar arme Schweine unter den Hunden geben, die von ihren Besitzern vegan ernährt werden.

    Apropos Schweine. Wir ähneln biologisch und sozial wohl am ehesten dem Schwein. Ein Allesfresser, der in Rudeln lebt, eine gewisse Hierarchie kennt, jedoch keine strenge Rangordnung, wie sie sich Herdentiere oft geben, sondern bloß eine Struktur aus Führungskräften und Mitläufern.

    Wildschweine beobachten ist allerdings genauso schwierig, wie Schimpansen im Dschungel erforschen. Zuchtschweine analysieren bringt uns auf der anderen Seite nichts ein. Sie leben seit mehreren tausend Generationen in Gefangenschaft, werden nach bestimmten Eigenschaften gezüchtet und zudem nach wenigen Monaten geschlachtet, sterben nur selten einen natürlichen Tod nach einem langen Leben. So fehlt dem Hausschwein, nur um ein Beispiel zu nennen, in der Regel jeglicher soziale Austausch zwischen Ferkel und Eber.

    Betrachten wir uns stattdessen probeweise ein Hunderudel. Denn der Canis lupus familiaris ist ähnlich lang domestiziert wie der Mensch, begleitet uns auf jeden Fall, seitdem wir in festen Siedlungen zu leben begonnen haben. So ein Hunderudel könnte uns der Natur des Menschen ein

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