Kurzgeschichten - Mystery -
Von Daniela Mattes
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Über dieses E-Book
Hier geht es um das ungewöhnliche und endgültige Ende einer Freundschaft, darum, wie man seine Lebenszeit sinnvoll verbringen sollte, was uns auf der anderen Seite des Spiegels erwartet, warum wir im Garten vorsichtig sein sollten, wie Nachtschwestern ab und zu arbeiten, wie ein Hausputz das gesamte Leben umkrempelt und um Besuche aus anderen Sphären. Lesen Sie, welche Probleme ungewöhnliche Jugendliche heutzutage haben, wie gefährlich der Job von Bauerbeitern ist, wie ungeliebte Buchhalter eskalieren können, was wahre Liebe bedeutet, wie sich der Kreis schließt, wie man unerwünschte Leichen entsorgt – oder auch nicht, und dass nicht jeder Wald Erholung bedeutet.
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Kurzgeschichten - Mystery - - Daniela Mattes
Daniela Mattes
Kurzgeschichten
Mystery
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Impressum
Texte: © Daniela Mattes
Umschlagfoto: © Susanne Klimt
Verantwortlich
für den Inhalt: Daniela Mattes
Schwarzwaldstr. 13
78549 Spaichingen
www.daniela-mattes.de
Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Inhaltsverzeichnis
Der Teich
Lebenszeit
Durch den Spiegel
Tödliche Umarmung
Nachtschwester Gundula
Hausputz
Wo ist Oma?
Die Clique
Fenster zur Hölle
Der Buchhalter
Bettgeflüster
Wieder zurück
Frühstück mit Leiche
Ausgang in Sicht
Die Geschichten stellen eine Auswahl der besten Geschichten aus den beiden vergriffenen Bänden „Grey Anthology und „Dark Ladys Night
dar.
DER TEICH
Wie schon an jedem Tag in diesem Sommer, der eigentlich viel zu heiß für die Gartenarbeit war, machte sich Birgit auf den Weg zu ihrer besten Freundin Martina, um ihr beim Anlegen des neuen Gartenteiches zu helfen. Die beiden Enddreißigerinnen waren bereits seit Kindertagen eng befreundet und gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Das Leben hatte es jedoch unterschiedlich gut mit ihnen gemeint.
Während Birgit alleinerziehende Mutter eines 10-jährigen Sohnes war und in einer kleinen Wohnung im 3. Stock des Hochhauses mitten in der Stadt wohnte, war Martina gut situiert verheiratet und stolze Mitbesitzerin eines kleinen Häuschens im Neubaugebiet in bester Wohnlage. Birgit beneidete die Freundin seit dem Einzug, besonders um den hübschen Garten, den sie in ihrer Hochhauswohnung schmerzlich vermisste.
Umso lieber war sie bereit, von Zeit zu Zeit mit anzupacken und der Freundin bei der Gestaltung unter die Arme zu greifen. Sie genoss es sichtlich, die Aufteilung der Gemüsebeete mitbestimmen zu dürfen und sogar ein, wenn auch kleines, Mitspracherecht bei der Auswahl der Zierpflanzen und Büsche zu haben.
Rund um das Grundstück hatten sie gemeinsam hohe, dichte Büsche gepflanzt, weil Martina viel Wert auf ihre Privatsphäre legte. Nach kleineren Veränderungen im Garten wollten die beiden nun noch einen hübschen Teich anlegen. Die im Versandhaus bestellten Utensilien waren vor Tagen eingetroffen und lagen überall im Garten herum.
Sobald das Loch für die Wanne groß genug gegraben war, wollten sie sie einsetzen und rund um den etwas erhöhten Rand Steinplatten legen. Erst wenn auch die Pflanzen eingesetzt waren und das Pumpen- und Filtersystem funktionierte, wollten sie gemeinsam Goldfische kaufen gehen. Sie kamen sich vor wie kleine Kinder, die zum ersten Mal ein Aquarium bekamen.
Schwitzend war Birgit knapp nach 15.00 Uhr eingetroffen und klingelte noch etwas außer Atem an der Haustür, die gleich darauf schwungvoll geöffnet wurde. Martina strahlte ihr entgegen und winkte sie hinein.
»Wo warst du denn so lange?«, fragte sie gespielt vorwurfsvoll. »Wir müssen noch eine ganze Weile graben, um die Wanne einsetzen zu können – und das sollten wir erledigt haben, bevor es zu regnen anfängt. Ich möchte nicht, dass uns die halb fertige Arbeit davon schwimmt!«
Birgit winkte ab. »Ach, mein Sprössling musste mal wieder nachsitzen und ich wusste nicht, wo er war. Bevor er nicht zu Hause war, wollte ich auf gar keinen Fall losgehen!«
»So ein Schlawiner. Aber das sind die Gene. Du warst schließlich auch ein ganz schönes Früchtchen damals! Und vielleicht hat er auch etwas von seinem Vater geerbt ...« Martina verstummte. Obwohl sie beste Freundinnen waren, hatte ihr Birgit auch nach all den Jahren noch nicht verraten wollen, wer eigentlich der Vater des Kindes war.
Sicher, Birgit hatte eine Menge Freunde gehabt, aber sie war intelligent genug, um zu wissen, was sie tat und eigentlich müsste sie auch ganz genau wissen, wer der Erzeuger des quirligen Jungen war. Warum nur, wollte sie nie darüber reden? Martina selbst war leider kinderlos geblieben und wollte nur zu gerne immer über das Thema reden, um an etwas teilnehmen zu können, das sie selbst nie haben würde. Doch auch heute war Birgit verstockt und warf ihr nur einen bösen Blick zu.
»Schon gut, schon gut! Lass uns lieber in den Garten gehen!« Die Freundinnen gingen durch das Haus in den unteren Stock und von dort aus in den Garten. Martina trug trotz der Hitze Gummistiefel, weil sie es nicht mochte, in der harten, trockenen Erde zu stehen oder in Steine zu treten. Sie trug ein altes, vom Waschen verfärbtes T-Shirt und hatte eine alte Arbeitshose ihres Mannes mit einem breiten Gürtel um die pummelige Taille befestigt. Die schwarzen störrischen Locken waren gebändigt und unter einem alten Kopftuch versteckt.
Birgit schaffte es, wie schon früher und sehr zum Neid der Freundin, auch bei der Arbeit ganz entzückend auszusehen. Mit engen 7/8-Leggins und einem ebenso engen Spaghettiträger-Top mit Glitzerdruck, festen Halbschuhen und einem weißen Sonnenhut, aus dem hinten das lange, geflochtene Haar heraushing und in der Sonne glitzerte wie fein gesponnenes Gold, sah sieh viel zu fein aus für die Gartenarbeit.
Aber sie war schon immer die Hübschere gewesen und Martina konnte zu ihrem eigenen Leidwesen nie über ihren Schatten springen, und sich statt in praktischer Arbeitskleidung in schicken Sommer-Outfits an die Gartenarbeit zu machen. Es kam ihr unnatürlich vor. Außerdem hatte sie sich mit der Zeit daran gewöhnt und hier im Garten konnte man von draußen sowieso nichts sehen. Niemand würde die schöne Freundin bemerken.
Die Frauen spuckten in die Hände und begannen anfangs unter Gekicher und flotten Sprüchen, später schweigend und konzentriert eine große Grube auszuheben, die sie vorher ausgemessen hatten. Die übrige Erde türmten sie hinter dem Teich auf und formten daraus ansatzweise bereits einen Hügel, den sie später noch bepflanzen wollten.
Als die Sonne langsam unterzugehen begann, stützte sich Martina schnaufend auf ihre alte Schaufel und wischte sich mit der freien Hand den Schweiß aus der Stirn.
»Wir hätten so spät nicht mehr anfangen sollen zu graben. Es wird bald dunkel und ich will nicht bis Mitternacht hier graben und gestalten und Hügelchen aufschütten. Meinst du, die Grube passt jetzt in etwa?« Birgit lachte.
»Wahrscheinlich ist sie sogar zu tief, aber aufschütten geht ja viel schneller, als ausheben. Hören wir am besten auf und bestellen uns eine Pizza. Vielleicht schicken sie einen knackigen Lieferanten?«
Kichernd wie zwei Teenager setzten sie sich auf die weißen, gepolsterten Stühle in die Gartenlaube, die bereits fertig war und Martina zückte ihr Handy, um die Nummer zu wählen, die sie schon auswendig kannte. Sie bestellte einen großen Salat und eine Pizza Romana und versuchte dann nochmals ihre Freundin auf den kleinen Sohn anzusprechen. Es blieb genug Zeit für ein ausführliches Gespräch, da die Lieferung mindestens eine Stunde dauerte, wie der überlastete Mann am Telefon ihr verraten hatte.
»Ich verstehe immer noch nicht, warum du es mir nicht verraten willst. Was wäre schon dabei? Was ist denn so schlimm an diesem Mann, dass ich nicht wissen darf, wer es ist? Ist er etwa ein Mörder? Oder eine Berühmtheit? Ein Sänger, ein Filmstar? Oder jemand, den ich kenne?«
Martina lachte beim letzten Satz lauter. Es wäre ihr sicher aufgefallen, wenn einer ihrer Bekannten zeitweise mit Birgit liiert gewesen wäre. Doch Birgits Lachen an dieser Stelle setzte etwas zu spät und zu gekünstelt ein. Genau genommen sah sie etwas erschrocken aus. »Aha!«, dachte sich Martina.
»Du bist eine Nervensäge«, antwortete Birgit und versuchte, die Situation zu retten. »Du kennst ihn natürlich nicht und ich wollte nichts erwähnen, weil der Mann verheiratet ist. Ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen, deshalb möchte ich es geheim halten.«
»War es denn ein One-Night-Stand oder etwas Ernstes?«, fragte Martina und beugte sich interessiert vor. Vielleicht bewegte sie ihre beste Freundin heute doch noch zu einem Geständnis.
»Nun ja«, druckste Birgit herum, »ich denke, wir haben uns wirklich geliebt, aber er wollte seine Frau nicht verlassen und ich wollte nicht nur die heimliche Geliebte sein. Es war schlimm genug, mit einer Lüge zu leben. Jahrelang musste er seiner Frau etwas von Tagungen und Fortbildungen erzählen, um sich abends oder übers Wochenende wegschleichen zu können. Wir haben uns dann in