Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Nuclatom: Ein AKW-Thriller
Nuclatom: Ein AKW-Thriller
Nuclatom: Ein AKW-Thriller
eBook229 Seiten2 Stunden

Nuclatom: Ein AKW-Thriller

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Eine Explosion in einem Uranbergwerk in Niger/ Westafrika und erpresserische Forderungen erschüttern den französischen Staat. Wird das Atomkraftwerk Nuclatom Ziel eines Super-GAUs? Äußere Gefahren wie Terrorangriffe sind nie ganz auszuschließen. Man kann nur hoffen, dass die Reaktoren in einem solchen Fall standhalten. Dass aber auch im Inneren eines AKWs Gefahren lauern, die weit über technisches oder menschliches Versagen hinausgehen, zeigt Hans J. Muth am Beispiel eines fiktiven GAUs im Kraftwerk Nuclatom im deutsch-französisch-luxemburgischen Ländereck.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. Mai 2019
ISBN9783748592907
Nuclatom: Ein AKW-Thriller

Ähnlich wie Nuclatom

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Nuclatom

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Nuclatom - Hans J Muth

    Impressum

    Texte: © Copyright by Hans Muth

    Umschlagsfoto: © Ute Schlumpberger

    Umschlagsgestaltung: © Copyright by Hans Muth

    Verlag: Hans Muth

    Kapellenstr. 6

    54316 Lampaden

    hans.muth@icloud.com

    www.hansmuth.de

    Druck: epubli, ein Service der

    neopubli GmbH, Berlin

    Printed in Germany

    Nach dem Roman Fallout-Mit dem Westwind kommt der Tod", mit frdl. Genehmigung des Verlags Stephan Moll, Burg Ramstein, 2015

    Man kann noch so viele Demos organisieren und Appelle an die Regierung richten. Es wird nichts nützen, wenn nicht ein Augenmerk auf die Gefahr von Inneren eines AKW hergerichtet ist. Der sogenannte Schläfer hat seine Bezeichnung seines Namens wegen. Niemand wird Verdacht schöpfen, wenn er in verantwortungsvoller Position in einem AKW auf finale Befehle von außen wartet.

    Der Autor

    Für meinen Bruder Manfred, der mir bei meinen nicht immer leichten Recherchen stets fachkundig zur Seite stand.

    Der Autor

    Hans J. Muth al. Hannes Wildecker wurde 1944 im Kreis St. Goarshausen geboren, war einige Jahre Beamter der Schutzpolizei und anschließend 30 Jahre lang Kriminalbeamter beim Polizeipräsidium Trier. Mit dem Schreiben von Lyrik und regionalgeschichtlichen Abhandlungen begann er in den 70er Jahren. Die Liebe zur kriminalistischen Belletristik entdeckte er erst im Alter von 60 Jahren. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und lebt in der Nähe von Trier.

    Die Rom-Thriller-Reihe um Commissario Sparacio ist einer der literarischen Wege. Bereits erschienen sind „Nahtlos und „Tränen der Rache".

    Unter dem Pseudonym Hannes Wildecker schreibt er die Krimi-Reihe „Tatort Hunsrück. Seine regionalen Kriminalromane handeln im Hunsrück und beschreiben neben dem eigentlichen Fall die Eigenarten der Natur und den natürlichen bodenständigen Charme der Bewohner von Hunsrück und Hochwald einfühlsam. Erschienen sind bisher acht Romane aus dieser Reihe. Mit „Nuclatom will Muth den Leser auf die vielfachen Irrwege der Atomkraft-Politik und auf mögliche Angriffe auf Atomkraftwerke hinweisen.

    ES MUSSTE IRGENDWANN SO KOMMEN!

    Eine Explosion im Uranbergwerk in Niger/Afrika und erpresserische Forderungen erschüttern den französischen Staat. 50 Milliarden Euro als unverhandelbare Summe? Wird das Atom-Kraftwerk Nuclatom an der deutschfranzösischen Grenze, im Dreiländer-Dreieck Frankreich-Luxemburg-Deutschland, Ziel eines Super-Gaus?

    Technisches oder menschliches Versagen kann durchaus Ursache für einen Super-Gau in einem Atomkraftwerk sein. Dass Gefahren aber durchaus terroristischer Art sein können, begründet Hans J. Muth am Beispiel eines Super-Gaus im fiktiven Kraftwerk Nuclatom an der deutschfranzösischen Grenze.

    Wie kann es dazu kommen, dass von außerhalb geplante Sabotage im Inneren des AKW seine Vollendung findet?

    „Ein Super-GAU würde die Evakuierung von 1,5 Millionen Menschen bedeuten."

    (Das sagte bereits der ehemalige saarländische Umweltminister Jo Leinen im Jahr 1986)

    Handlung und Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Sollte irgendjemand eine Ähnlichkeit mit gleichgelagerten Vorfällen auf der Welt zu sehen glauben, so wird nichts dagegensprechen, ihm das abzunehmen. Diesen Fall hat es allerdings niemals gegeben, jedenfalls nicht während der Zeit, in der dieser Roman entstand. Ich hoffe inständig, dass auch im Nachhinein nichts Derartiges geschieht.

    Der Autor

    Prolog

    Niger (Afrika), AKWAB Uran-Minen, 16:00 Uhr

    Die Detonation kam überraschend und vernichtend.

    Die Druckwelle hatte ihren Ursprung in einer Halle gleich neben dem Förderturm, bahnte sich brutal den Weg durch die Bauten der Anlage, und ließ Holz und Metallpfosten knicken wie Streichhölzer. Orkanartig fegte die Welle über den grauen, uranhaltigen Schutt, der sich im Freien des riesigen Betriebsgeländes wie großflächige Dünen ausmachte, hinweg, wirbelte ihn in die Höhe, um ihn dann gleichmäßig über den Baracken der Arbeiter und dem Gelände abregnen zu lassen. Menschen schrien, Tote lagen von der Druckwelle in den Uranstaub gepresst, andere liefen, das eigene Leben zu retten.

    Es war nicht das erste Mal, dass es auf dem Gelände des französischen Urankonzerns zu einer Explosion gekommen war. Sabotage und Selbstmordattentate gehörten hier schon fast zur Regelmäßigkeit, doch sich dagegen zu wehren oder Vorkehrungen zu treffen, war offensichtlich nicht möglich. Nicht immer war klar, wer hinter diesen Anschlägen stand. Es gab Vermutungen über Zusammenhänge mit dem Kriegseinsatz der Franzosen im Nachbarstaat Mali, denn kurz nach dem Kriegseintritt der Franzosen in der Sahel-Region kam es auch in Algerien zu einer Terroraktion an einer Gasförderungsanlage, wobei es zahlreiche Tote zu beklagen gab.

    Die Betriebsleitung war spontan von einem Anschlag mutmaßlicher Angehöriger der malischen islamistischen Miliz Mujao ausgegangen, denen in der Vergangenheit solche Anschläge angelastet werden konnten. Doch in diesem Fall hatte man schnell Erkenntnisse, dass die Ursache anderer Natur war. Als ein Bekennerschreiben bei der Betriebsverwaltung einging, wusste man, dass dies erst der Beginn einer Terrorwelle werden könnte, deren Ausmaße unvorstellbar sein würden.

    „Euer Land wird ein Inferno erleben, wie es noch nicht dagewesen ist."

    Mit diesen Worten begann der halbseitig in französischer Schrift verfasste Brief, den der Leiter des Förderbetriebes, Marcel Laurent noch am selben Tag in der Hand hielt. Er zitierte sofort Pascale Federence, Sicherheitsingenieur und gleichzeitig seinen Stellvertreter, zu sich, denn er alleine wollte nicht die Last dessen tragen, was geschehen war und offensichtlich noch geschehen sollte.

    Laurent war 42 Jahre alt, korpulent, aber dennoch muskulös. Seine dunklen Haare hatte er auf Streichholzlänge gestutzt und so fiel sein kräftiger Oberlippenbart, der in französischer Manier die Oberlippe vollends bedeckte, umso mehr auf. Laurent war seit drei Jahren Chef des Förderbetriebes und lediglich sein monatliches Gehalt ließ ihn weiter an seinem Arbeitsplatz haften. Nur das Geld entschädigte ihn für eine menschenunwürdige Umgebung, ein Leben in Kontamination und der Angst vor täglichen Anschlägen. Dieser heute war einer davon und er dankte Gott dafür, dass es ihn nicht getroffen hatte.

    „Eine gottverfluchte Schweinerei!"

    Mit diesen Worten erschien Federence in der Tür und bevor sich Laurent über dessen Zustand auslassen konnte, kam ihm jener zuvor.

    „Es bleibt einem hier nichts erspart."

    Er sah an seiner schlanken hochgeschossenen Figur hinab, auf dessen blauem Overall sich ein grauer Staubfilm angelegt hatte. Sein schmales bartloses Gesicht war ebenfalls mit einem grauen Schleier belegt. Da er einen Helm trug, war es Laurent klar, dass er irgendwo im Werk unterwegs gewesen sein musste. Federence machte mehrmals täglich seine Runde, fuhr auch schon mal hinab in den Schacht, um nach dem Rechten zu sehen und sich um Kranke zu kümmern oder auch schon mal einen Toten ans Tageslicht bergen zu lassen.

    „Sie lassen nicht locker, diese islamistischen Mujao, bis wir entweder die Förderung einstellen oder ..."

    „Das waren nicht die Mujao, unterbrach ihn Laurent mit gepresster Stimme. Lesen Sie selbst.

    Federence besah seine Hände und holte aus, um sich den Staub von der Kleidung zu schlagen, was Laurent mit einem stechenden Blick verhinderte. Federence nickte ergeben und streckte die rechte Hand nach dem Schreiben aus, das Laurent ihm entgegenhielt.

    „Das ist ja ungeheuerlich!, entfuhr es Federence, als er den Brief überflogen hatte. Kommentarlos begann er erneut, jedes Wort erneut zu lesen, um das glauben zu können, was dort geschrieben stand: „Euer Land wird ein Inferno erleben, wie es noch nicht dagewesen ist. Was heute geschah, ist nur ein Vorgeschmack dessen, was geschieht, wenn ihr nicht auf unsere Forderungen eingeht.

    „Wer steckt dahinter?", fragte Federence leise und es war eine rhetorische Frage, nicht an Laurent gerichtet. Er sprach sie automatisch vor sich hin.

    „Lesen Sie!", forderte Laurent ihn erneut auf, der die Frage auf sich gemünzt sah. Stockend begann Federence zu lesen.

    „Wir fordern:

    1. den Abzug Ihrer Spezialeinheiten, die für militärischen Schutz Ihrer Uranminen sorgen;

    2. die Einstellung des Uranabbaus in unserem gesamten Lande mit gleichzeitigem Rückbau der Minenanlagen

    3. In der Wüstenregion verbraucht der Abbau des Urans unsere Wasservorräte, die aus sehr großen Tiefen gefördert werden. Dieses Wasser brauchen wir zum Leben. Doch es ist durch Ihre Schuld verseucht und unsere Leute sterben oder siechen dahin. Deshalb fordern wir von der französischen Regierung für den anschließenden Wiederaufbau und die Regeneration unserer Lebensbereiche den Betrag von 50 Milliarden Euro. Fünf Bankverbindungen finden Sie am Ende des Schreibens. An jede dieser Verbindungen transferieren Sie 10 Milliarden Euro. Und denken Sie jederzeit daran: Wir lassen nicht mit uns spaßen. Die Explosion heute und hier war nur ein Warnschuss. Das werden Sie bald verkraftet haben. Ob Sie aber verkraften können, dass wir drei Ihrer besten Männer in unsere Gewalt gebracht haben, das wird die Zukunft zeigen.

    Sie werden schnell feststellen, um wen es sich handelt. Wir geben Ihnen vier Tage. Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden oder eine Hinhaltetaktik Ihre Strategie sein wird, werden wir jeden Tag einen Ihrer Männer hinrichten. Wir geben Ihnen noch etwas Zeit, wir sind ja keine Unmenschen. Der erste Ihrer Männer stirbt in drei Tagen, am kommenden Dienstag, um 16:00 Uhr Ihrer Zeit. Sollten Sie aber bereit sein, diese Menschen zu opfern, wird es zu der ultimativen Maßnahme kommen, die wir Ihnen eigentlich ersparen wollten.

    Unser strategisches Ziel wird eines Ihrer zahlreichen Atomkraftwerke sein, als deren Sklaven Sie uns ansehen: Nuclatom. Es wird der vierte Tag sein, von dem noch spätere Generationen mit Grauen berichten werden. Der vierte Tag, Punkt 16:00 Uhr. Leiten Sie also unsere Forderungen so schnell wie möglich weiter, wenn Sie das Leben Ihrer Leute retten wollen. Sie kontaktieren uns über die Telefonnummer am Ende des Schreibens."

    Unterzeichnet war das Papier mit Unabhängiges Niger 1960.

    Es folgte noch ein kleiner Zusatz, der daraufhin wies, dass ein Schreiben gleichen Inhalts auch auf dem Weg in das Elysee-Gebäude sei.

    Wie in Zeitlupe hob Federence den Kopf und sah zu Laurent hinüber. „Die beabsichtigen doch nicht ...?"

    Laurent ließ sich in seinen Sessel fallen. „Man wird diese Forderungen nie erfüllen. Sie wissen, was das bedeutet?"

    Federence nickte und starrte erneut wie gebannt auf den Brief.

    „Die Regierung wird verhandeln müssen, das ist der einzige Weg. Je eher Sie sich mit ihr in Verbindung setzen, desto intensiver können sie sich auf das Schlimmste gefasst machen. Wer ist das: ‘Unabhängiges Niger 1960'?, fragte er ungläubig. „Ich habe noch nie etwas von einer solchen Organisation gehört?

    Laurent sprang aus seinem Sessel hoch und begann, in seinem großräumigen Büro, dem einzigen Luxus, der ihm in dieser Einöde zur Verfügung stand, umherzugehen. Federence schaute ihm aus den Augenwinkeln zu, doch er vermied es, die Gedankengänge seines Kollegen zu unterbrechen. Dann blieb er abrupt stehen und sah Federence direkt an.

    „Niger wurde 1958 zu einer autonomen Republik der Französischen Gemeinschaft und erlangte am 3. August 1960 die Unabhängigkeit. Es ist der Unabhängigkeitstag, den sich die Gruppe offensichtlich namentlich zu eigen macht, sagte er und nickte zu seiner eigenen Bestätigung. „Offensichtlich eine fundamentale Organisation, die mit der derzeitigen Regierung nichts zu schaffen hat. Ist nur eine Vermutung, aber ...

    „Aber eine logische, führte Federence die Begründung weiter. „Korruption und langjährige politische Kontroversen, was auch die Mehrheitsbeschaffungen im Parlament betraf, könnte Grund für die Abspaltung sein. Das würde auch der Forderung dieser enorm hohen Summe ein Gesicht geben.

    „Ich kann Ihnen auch sagen, wie dieses Gesicht aussehen wird, nickte Laurent. Vermutlich wollen sie die derzeitige Regierung stürzen und beabsichtigen, die erpressten Mittel in einen Neuanfang zu investieren. Die Sklaven, wie sie unsere Arbeiter in den Werken bezeichnen, werden davon nicht viel mitbekommen.

    „Aber, warum verlangen sie dann, dass die Werke stillgelegt werden sollen. Das passt doch nicht zu den restlichen Forderungen."

    „Ich glaube, dahinter verbirgt sich eine raffinierte Ablenkungstaktik, begann Laurent zu kombinieren. „Das Abziehen der Truppen passt zu meiner PutschTheorie. Mit den anderen Forderungen wollen sie ihre wahren Absichten verschleiern. Sie werden keine der Gruben vernichten und sie werden keinen einzigen der Arbeiter aus den Minen herausholen. Sie beabsichtigen, die Uranminen weiter für sich und ihr neues Regierungsgebilde zu beanspruchen. Das ist es. Das erklärt diese enorm hohe Summe.

    Laurent sah auf seine Armbanduhr. „Der Premier, ich muss mich mit dem Ministre Premier in Verbindung setzen. Gott schütze

    Frankreich!"

    „Und die angrenzenden Länder", murmelte Federence. Doch Laurent hörte diese Bemerkung nicht mehr. Er hatte bereit den Telefonhörer in der Hand.

    1. Kapitel

    Die Zeit danach/Stadtklinik

    Ich werde sterben.

    Das ist eine Tatsache, die unausweichlich ist, an der kein Sterblicher etwas ändern kann. Sie werden wahrscheinlich angesichts dieser für Sie dilettantischen Aussage geneigt sein, das gerade begonnene Buch mit einer Geste des Unverständnisses enttäuscht beiseite zu legen. Denn sterben, das tun wir schließlich alle, irgendwann.

    Doch tun Sie es nicht, denn es ist nicht der lapidare Versuch, das Interesse in Ihnen wecken zu wollen, Sie weiter an die folgenden Zeilen zu fesseln.

    Ich werde sterben, schon bald.

    Bevor Sie meine Aussage nun tatsächlich zum Anlass nehmen, endgültig zu einem anderen Buch zu greifen, werde ich Ihnen den Grund offenbaren:

    Ich bin verstrahlt.

    Ja, Sie lesen richtig. Verstrahlt. Atomar verstrahlt. Mein baldiges Dahinscheiden beruht auf dem Versagen von Menschen, denen Macht und Geld vor der Sicherheit ihrer Spezies steht. Ich bin verseucht durch nukleare Energie. Obwohl, wenn ich es mir so überlege, Energie, bezogen auf meine Person, ist in diesem Zusammenhang der falsche Ausdruck. Was mich betrifft, ist Energie ein Zustand, der schon lange meinen Körper verlassen hat. Wobei auch der Begriff Zeit, bezogen auf meinen Zustand und meine Hilflosigkeit, als relativ eingestuft werden muss.

    Die Ärzte sagen, dass ich vor zwei Monaten eingeliefert wurde. Ich selbst kann mich kaum daran erinnern. Irgendwann vor ewiger Zeit, die man in medizinischen Kreisen wohl Koma nennt, verließen meine Gedanken das Dunkel und mithilfe der Ärzte und des Pflegepersonals schleicht sich die Erinnerung wieder mühsam und zaghaft in meine Gehirnwindungen.

    Ich weiß nicht, wie lange ich heute geschlafen habe, drei, vier Stunden oder mehr. Ist auch egal. Ich öffne meine Augen, deren Lider den Befehlen meines Gehirns zunehmend weniger zu gehorchen scheinen und warte, bis sich der Schleier vor meinen Augen langsam verflüchtigt.

    Die Zimmerdecke und zwei unter Reflektoren versteckte Neonröhren sind das Erste, was sich jeweils beim Öffnen meiner Augen in ihren Blickwinkel drängt. Ich rolle meinen Kopf langsam mühevoll zur rechten Seite und blicke zur Tür, erkenne einen Schrank daneben, einen Nachttisch dicht neben meinem Bett, auf dem eine Flasche Wasser und ein Glas stehen und verspüre angesichts der Flüssigkeit den Drang, meine Kehle zu befeuchten. Das kühle Nass lindert meine Schmerzen im Hals, zumindest für kurze Zeit und auch nur dann, wenn sich einer der Pflegekräfte bemüht, mir das Glas an den Mund zu setzen.

    Meine Arme liegen an meinem Körper entlang. Ich bewege die Finger. Sie gehorchen problemlos. Mein Schlafanzug, oder das, was ich dafür halte, bedeckt meine Arme und lässt nur eine Sicht auf meine Hände zu. Ich sehe kurz hin und schließe die Augen sofort wieder. Auf meinen Handrücken sehe ich, seit meine Erinnerung zurückkehrte, meine Zukunft. Ich wage mir nicht vorzustellen, was sich auf der Oberfläche meiner restlichen Haut abspielt.

    Seit meiner Einlieferung habe ich keine Gelegenheit, in einen Spiegel zu sehen. Aber, um ehrlich zu sein, hatte ich bisher nicht das geringste Bedürfnis, nach einem solchen zu verlangen.

    Mein Blick saugt sich an meinen Händen fest. Die roten Flecken, mit denen die Haut übersät ist, beginnen aufzubrechen. Glänzende

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1