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Wenn die Seele träumt
Wenn die Seele träumt
Wenn die Seele träumt
eBook169 Seiten2 Stunden

Wenn die Seele träumt

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Über dieses E-Book

Menschen in verschiedenen Zeiten scheinen auf rätselhafte Weise miteinander verknüpft zu sein. Ereignisse nehmen aufeinander Bezug und setzen sich in immer neuem Kontext auf spannende Weise fort. Eine Seele wandert durch Leben und Geschichten, verfolgt von einer geheimnisvollen Macht. Sie besinnt sich auf sich selbst, auf das, was sie antreibt und das, was ihr Leben ausmacht. Dabei geht sie intensive Beziehungen zu anderen handelnden Personen ein und bleibt von den Schattenseiten des Lebens nicht verschont. Die fesselnd realistische Darstellung einzelner Szenen und Orte lässt den Leser nicht los. Er wird aus der Realität in eine Welt zwischen Alltäglichem und wirklichen Grenzerfahrungen entführt. Eine Folge scheinbar völlig verschiedener Einzelgeschichten mündet in einem überraschenden Ende.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum3. Okt. 2017
ISBN9783745026245
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    Buchvorschau

    Wenn die Seele träumt - Gioia Großmann

    Wenn die Seele träumt

    Wenn die Seele träumt

     Gioia Großmann

    Wenn die Seele träumt

    Wenn die Seele träumt

    Ein Roman von Gioia Großmann

    Impressum:

    Text: © Copyright by Gioia Großmann

    Bild: © Copyright by Gioia Großmann

    2017 im Selbstverlag von: 

    Gioia Großmann, Ledenweg 29, 01445 Radebeul

    Veröffentlichung: epubli - ein Service der 

    neopubli GmbH, Berlin

    - Erstes Leben -

    Kapitel 1

    Sind wir nicht einfach nur selbstlose Hüllen? Ist es nicht die Wahrheit, dass wir nicht einfach irgendwer sind und nur dieses sogenannte »ich« steuern und sein Leben in der Hand haben? Wenn nichts echt wäre, alles bloß Fantasie und Überzeugung.

    Was bin ich? Wer bin ich? Was bedeutet denn noch ein Name – ein Wort, welches das Leben bestimmt. Was ist der Sinn des Lebens? Ist es der Tod? - Das Ereignis, wo alles hinführt, dem wir jede Stunde und jede Sekunde näher kommen? Und – was ist Zeit? 

    Es gibt keine Zeit.

    Es existiert tatsächlich bloß Fantasie und Überzeugung. Das Gefühl, es besser zu wissen, es genau hinzubekommen. Ich spüre, dass das Universum eine kugelähnliche Gestalt hat. Ich rieche Farben, sehe Stimmungen, schmecke das Leben. Aber früher glaubte ich, dies alles wäre nichts weiter als eine kleine Schneekugel in einem großen Laden oder eine schlichte, verloren gegangene Murmel im Sandkasten. Aber nun weiß ich, es ist anders.

    Es war langsam Herbst geworden. Ich radelte mit meinem kleinen runtergekommenen Fahrrad den Berg hinauf. Der eisige Wind verscheuchte alle überflüssigen Gedanken aus meinen Kopf und ich hatte die Zeit, über die Dinge, die mir nicht aus dem Kopf gehen wollen, nachzudenken. Ich spürte meine Finger kaum noch, obwohl gerade erst der Herbst anbrach. Ich liebte den Herbst. Schon immer. Er war so farbenfroh und vielfältig ohne dabei zu vernachlässigen, die grauen Seiten des Himmels zu zeigen. Der Herbst ist eine ehrliche Jahreszeit.  Zu diesem Zeitpunkt war ich fünfzehn Jahre alt und hatte noch keinen blassen Schimmer von der wirklichen Welt, auch wenn ich das vielleicht glaubte. Ich wartete wie jeden Morgen eine halbe Ewigkeit vor der Haustür meiner besten Freundin Hazel. 

    Als sie dann endlich fertig war, traten wir heftig in die Pedale, um es noch vor dem letzten Klingeln zu schaffen. Dasselbe Prozedere wie jeden Morgen. Aber dieser Schultag wurde nicht so wie alle anderen. Gut, er war langweilig und ätzend, wie das eben so ist, aber in der Englischstunde passierte es dann. Hazel rutschte urplötzlich von ihrem Stuhl, ohne dass es sonst jemand bemerkte. Sie fummelte genervt an ihrem Schuh, soweit ich das mitbekam. Dann stöhnte sie kurz auf und kam ruckartig hoch, wobei sie allerdings nicht bedacht hatte, dass sich über ihr ein Tisch befand. Es machte also einen lauten Knall und die ganze Klasse drehte sich grinsend um. Hazel war aber nicht von der Sorte Mädchen, die jetzt beschämt erröten, sondern sie lachte selbst am lautesten und längsten über ihre Dummheit. Als wieder Ruhe eingekehrt war, sah sie mich mit einem leicht verstörten Blick an. Sie hatte etwas in der Hand aber ich konnte es wirklich nicht erkennen, also zuckte ich mit den Schultern. Ohne darauf zu achten, was andere Leute denken könnten, legte sie sich auf den Tisch. Und da wir in Reihen sitzen, schob sie sich über zwei Bänke hinweg zu mir und legte ein kleines Zettelchen in meine Federmappe. Mit ihrem engelsgleichen Lächeln schob sie sich nun wieder rückwärts auf ihren Platz. Ich weiß nicht, wie viele Blätter sie knickte und wie viele entsetzte Blicke sie bekam. Man hätte das Briefchen ja auch einfach werfen können. Nein,  Hazel kann nicht werfen, meinte sie immer. 

    Immer noch etwas amüsiert holte ich mir das Papierchen aus meiner Federmappe, ohne mir dabei große Gedanken zu machen. Die Zeiten mit den Zetteln waren schon längst vorbei, aber Hazel hatte vielleicht ein tolles Bildchen gekritzelt. Das Papier fasste sich seltsam an und auch die Tinte und die Schrift hatte ich noch nie gesehen. „Für Lu. Das stand da. Es war mit einer schon alten Feder reingeritzt worden und als ich dann auf die Tinte achtete, schossen mir die Worte „wie getrocknetes Blut in den Kopf. Anscheinend schossen sie mir nicht nur in den Kopf, sondern ich hatte es auch noch laut gesagt. Mein Lehrer drehte sich verwundert um. „Schön, auch mal was von dir zu hören, Lunadea. Was war noch gleich deine Antwort? Oder hast du sie dir da auf das reizende Zettelchen geschrieben? … Gib mal her. Mich würde ja jetzt wirklich interessieren, was wichtiger ist als unser Thema. Und dann nahm er mir den Zettel aus der Hand, faltete ihn auseinander, drehte ihn um und hielt dann kurz inne. „Ihr werdet immer einfallsloser, Kinder. Wer auch immer den geschrieben hat, ist echt lustig. Genauso viel wie da drauf steht, ist glaube ich, auch in euren Hirnen. Also weiter geht's. Er legte den Zettel zurück auf meinen Platz. Ich nahm ihn in die Hand. Er war leer. Na danke.

    Ich hatte diesen Typen noch nie gemocht. Ich fragte mich oft, wie so jemand Lehrer werden konnte, aber viel wichtiger war in diesem Moment … wer hatte diesen Zettel verfasst, auf dem nichts weiter als mein Name stand? Mir wurde etwas flau im Magen und schummrig, als ich die Tinte näher betrachtet hatte. Ich kannte sie nicht und das ist sehr selten, da ich mich mit Tinten wirklich auskenne. Aber die Tinte roch sehr streng, ja sie stank geradezu bestialisch. Ihre Spur deutete auf eine messergleiche Klinge hin, mit welcher der mysteriöse Zettel beschrieben worden sein musste. Nach der letzten Stunde hatte ich es eilig, mich von Hazel zu verabschieden und machte mich sofort auf den Weg zu Magdalena, meiner Kalligraphielehrerin. Wir nannten sie Magda.

    „Hey, was gibt’s. Dir ist schon klar, dass dein Kurs erst in einer Stunde anfängt, oder? „Jaja, ist mir klar. Hast du trotzdem kurz Zeit? „Warte, ich schreib noch die letzte Zeile hier fertig, dann bin ich ganz für dich da. Nimm dir doch noch ein paar Nudeln. Ich hab noch welche in der blauen Schüssel in der Küche. Die Küche ist ein Zwei-Quadratmeter-Raum und bis zur Decke hin vollgerümpelt mit allem möglichen Zeugs. Die Teller stapeln sich etwa einen halben Meter hoch und auf dem Boden liegen vereinzelt ein paar Löffel und Teeverpackungen herum. Kein Wunder, dass an der Tür ein Schild hängt: Privat. Betreten nicht erwünscht. Aber Magdalena kommt mit der Unordnung klar, oder wie sie sagen würde: „Ich pflege das geordnete Chaos und füttere es aus Nächstenliebe. Da ist nichts dran auszusetzen. Wo sie recht hat, hat sie recht. Ich setzte mich in den weinroten Ohrensessel und ließ meinen Blick durch das Geschäft schweifen. Täglich wird es hier immer voller. „So. Jetzt bin ich da. Was ist los? Ich kramte den merkwürdigen Zettel aus meiner Jackentasche und hielt ihn ihr unter die Nase. „Igitt. Was ist das denn bitte? Riecht ja so, als wäre es verwestes Papier. „Was ist das für eine Tinte? „Von wem hast du das? „Weiß ich nicht. Das ist es ja. „Nichts, was ich schon gesehen habe. Ich habe eine Vermutung, aber das würde bedeuten, dass das keine Tinte ist. Ich leg es mal unter das Mikroskop, in Ordnung? Vorsichtig drehte und wendete sie den Zettel und kam schließlich zu dem Ergebnis, es wäre wirklich keine Tinte. „Ich bin grad ein wenig überrumpelt, Lu. Du weißt wirklich nicht, von wem das ist? Ich bestätigte es ein weiteres Mal. „Lunadea, das ist Blut. Menschenblut vermutlich. Das hat man damals auf der Insel Haligu genommen. Die Insel war berühmt für die Schriften. Sie lag mitten im Pazifik und war - egal wie - ihrer Zeit weit voraus. Manche nehmen an, die Einwohner wären Außerirdische gewesen, die einen Angriff planten oder zeitreisende Kriminelle. Und als man dann versuchte, mit dem Schiff dorthin zu gelangen, war die Insel plötzlich auf unerfindliche Art und Weise verschollen und seitdem wurde sie nie wieder gesehen. Manche Seemänner sagen, dass die Anzeigen auf ihrem Schiff bei diesen Koordinaten jedes einzelne Mal herumspinnen würden, andere halten das alles für totalen Schwachsinn. Das fällt mir jetzt spontan dazu ein. Ich werde dir vorerst nicht mehr erzählen; ich muss kurz die Kundin da vorne betreuen. Vielleicht ein anderes Mal, wenn genügend Zeit ist. Pack das Teil erstmal gut weg und pass drauf auf. Ich wusste nicht recht, was ich davon halten sollte. Ich beschloss letztendlich, mich nicht verrückt zu machen und davon auszugehen, irgendein Spinner hätte sich einen Spaß erlaubt. 

    Dann klirrte das Windspiel über der Tür ein weiteres Mal und Hazel kam, wie immer gut gelaunt, hereinspaziert. „Na hat der Verehrer dir noch mehr Zettelchen versteckt? fragte sie lachend. Ich hatte keine Lust, weiter auf dieses Thema einzugehen und antwortete nur, dass - falls ja - ich sie noch nicht direkt gefunden hätte, woraufhin Hazel direkt wieder auf Ostern letzten Jahres anspielte und das Thema sich erledigt hatte. Allmählich hatte sich die ganze Gruppe versammelt und am kleinen Tischchen niedergelassen. Gebannt hörten wir Magda zu und probierten alles Mögliche aus. Nach der Stunde blieb ich noch ein Weilchen bei ihr, um mich mit ihr zu unterhalten. Ich hatte mir immer eine große Schwester gewünscht, die sie, seit ich sie kenne, für mich verkörpert. Ihr erzählte ich schon immer mehr als meinen Eltern, sogar mehr als Hazel. Najuk, mein großer Bruder, war zweifellos toll, aber wir verbrachten schlichtweg viel zu wenig Zeit miteinander. „Lu, was hältst du davon, wenn ich den Zettel noch zu meinem Freund ins Labor bringe? Dort können sie das alles gescheiter überprüfen. Ich will dir hier nichts Falsches sagen, Mäuschen. Aber zugegebenermaßen interessiert mich das jetzt wirklich auch, meinte sie. Ich gab ihr den Zettel, dann verabschiedeten wir uns herzlich und ich machte mich auf den Weg zu meinem Rad, das ich mit dem verrosteten Schloss an den Fahrradständer gekettet hatte. Die Glastür hinter mir ging mit einem sanften Sog zu. Ich sah noch einmal Magda, die den Tisch aufräumte und gleichzeitig die gesamte Straße, die sich in der Scheibe spiegelte. Ich ließ den Wind wieder einmal an mir vorbeirauschen wie auch die gesamte restliche Welt. Ich blickte nach oben. Die Äste der Bäume bildeten vor dem leicht rötlichen Abendhimmel schwarze Silhouetten. Plötzlich hörte ich ein heftiges Bremsen. Ich war wohl von meiner Straßenseite abgekommen. Verschreckt starrte ich wieder nach vorne, wo ein wütender Fahrer wild gestikulierend in seinem silbernen Transporter saß. Ich fuhr schnell weiter. Dieses Mal richtete ich den Blick artig nach vorne. Meine Beine waren zittrig und versprachen nicht mehr sonderlich viel an sicherem Halt. Die Häuser und Villen zogen an mir vorbei, dann fuhr ich durch die grauen Blöcke mit den trostlosen Rentnern, die aus den Fenstern sahen und den leicht bekleideten Typen, die mit Bier und Kippe auf den Bürgersteigen hockten und wirres Zeug vor sich hin grölten oder mir hinterher pfiffen. Es ist immer ein Geschenk, wenn man dann an den schönen Feldern vorbei fahren kann, auf denen mal Sonnenblumen, mal Mohn, mal Getreide, mal Raps dann mal wieder Kornblumen oder anderes wächst. Das ist die Stelle, an der die Bäume am Straßenrand nicht mehr von Stadtgärtnern geschnitten werden, sondern ganz so wachsen können, wie sie wollen. Und schließlich kommt auf der linken Seite ein kleiner Wald und ein Waldweg, der zu unserem Haus führt. Ein schwarzer Rabe flog in die Weiten des Himmels. Er war mir schon in den letzten Wochen aufgefallen. Ich kam an, ließ mein Fahrrad scheppernd auf den Boden fallen und wurde im selben Moment von einem fröhlich gackernden Hühnchen begrüßt. Ursel. Ich nahm das kleine Federvieh auf den Arm und ging gemeinsam mit ihr rein.

    Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Bus bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Es fühlte sich an, als wäre es Nacht, so dunkel war es. Ich war vielleicht körperlich da aber geistig komplett abwesend vor lauter Müdigkeit. Die Müdigkeit fühlte sich nicht an, wie ein kleines Hügelchen an Müdigkeit. Nein. Sie war der Mount Everest. Ich ließ die Gedanken in meinem Kopf umher sausen. Und dann sitzt man so in der Bahn und merkt, dass es kaum eine bessere Metapher für das Leben gibt als eine Straßenbahn. Man sitzt in ihr und alles zieht an einem vorbei, die ganze Welt im Schnelldurchlauf. Man kann von der Strecke aus nicht alles sehen, das hängt ganz davon ab, wann man wohin guckt. Jeder hat von seinem Platz eine andere Perspektive. Die, die nebeneinander sitzen, meinen das Gleiche zu sehen, aber der Winkel macht trotz allem einen kleinen Unterschied. Man steigt an einem bestimmten Punkt ein und auf der Fahrt kommen mal alte, mal junge Seelen hinzu. Aber die Besetzung wechselt. Denn jeder muss mal aussteigen, manch einer ist eben schon älter, der Andere noch jung. Manchmal hat die Bahn kleine Pannen, die viele Leute betreffen, manchmal nur bestimmte. Manchmal kommt ein Kontrolleur, der einen aus den Gedanken reißt und prüft. Man sitzt da hinter der Scheibe und weiß, es gibt nur einen Ausweg. Was man mit der Zeit macht, ist jedem selbst überlassen und ob man sitzen kann oder stehen muss, bestimmt der Zufall und in manchen Fällen auch der Mut. Und irgendwann, irgendwann weiß man, es ist Zeit auszusteigen. Man drückt auf Haltewunsch und die Türen werden einem geöffnet, wenn es soweit ist. Endlich hat man richtige Luft, richtiges Licht, richtige Sonnenstrahlen, richtige Erde unter den Füßen und spürt alles so viel intensiver als in der stickigen Bahn. Teilweise wird man geblendet von dem hellen Licht. Aber es ist nicht vorbei. Man geht in eine andere Richtung, wo aber auch schon Leute sind, die zwar ab und zu die Straßenseiten

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