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Warum liebst du mich nicht?
Warum liebst du mich nicht?
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eBook411 Seiten6 Stunden

Warum liebst du mich nicht?

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Über dieses E-Book

Luna ist überzeugt, dass Silvan die Liebe ihres Lebens ist. Doch anstatt sich bereits während der Schulzeit glücklich ineinander zu verlieben, ist Lunas Leben gespickt von Missverständnissen, Zufällen und ganz viel schlechtem Timing. Wird sie Silvans Liebe jemals für sich gewinnen können? Und werden Lunas Freundinnen irgendwann verstehen, dass sie nicht besessen sondern einfach hoffnungslos verliebt ist? Gibt es sie wirklich, die eine grosse wahre Liebe?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. Jan. 2022
ISBN9783754181638
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    Buchvorschau

    Warum liebst du mich nicht? - Lisa Sturm

    Teil 1

    Donnerstag, 8. Januar 1976

    „Der ganze Himmel war mit Wolken bedeckt. Noch heute kann ich mich an die Worte meiner Mutter erinnern. „Ein eintöniger Tag. Grau in grau. Doch dann kamst du. In dem Moment, als du das Licht der Welt erblickt hast, haben sich die grauen Wolken verzogen und die Sonne erschien am Himmel. Ja, die Sonne hat vom Himmel gelacht und dein Daddy und ich waren so unendlich froh, dass du nun da warst. Luna Lauener, unser Sonnenschein. Mir wurde später erzählt, dass meine Mutter mich überhaupt nicht mehr losließ. Stundenlang habe sie mich festgehalten und mich angestrahlt. Kinderlieder habe sie gesummt und immer wieder leise geflüstert: „Du wirst ein wunderschönes Leben haben, liebe Luna. Dir stehen alle Türen offen. Man hat nur ein Leben, also mach das Beste daraus. Denn, Luna, dir gehört die Welt."

    „Der ganze Himmel war mit Wolken bedeckt. Ein eintöniger Tag. Grau in grau. Doch dann kamst du."

    Samstag, 14. Februar 1981 (5 Jahre alt)

    An diesem Samstag ging ich mit meinen Eltern Schlitten fahren. Auf dem wunderbar verschneiten Bernsteinhügel gleich bei uns in Fuchswil. Da sah ich ihn zum ersten Mal. Silvan Parpan. Er ging gemeinsam mit meinem Cousin Lars in die erste Klasse und war an diesem Wintertag ebenfalls mit seinen Eltern und seinem Bruder Flurin mit dem Schlitten unterwegs. Er trug ein Stirnband und seine strohblonden Haare standen in alle Richtungen. Seine blauen Augen funkelten frech in der Wintersonne und seine humorvolle Art gefiel mir sehr. Als ich mich am Abend ins Bett legte, war ich mir sicher, dass es auf der ganzen Welt nur zwei Jungs gab, die wirklich blonde Haare hatten. Der Schauspieler Terence Hill und eben er, Silvan Parpan, Liebe meines Lebens. Damals war ich mir sicher: Den Jungen werde ich einmal heiraten.

    Donnerstag, 4. April 1985 (9 Jahre alt)

    Obwohl Lars mit Silvan in einer Klasse war, hatten die zwei Jungs nicht viel gemeinsam. Doch an diesem Tag wollte Silvan Lars besuchen. Hierzu muss ich noch erwähnen, dass Lars bei meinen Eltern und mir aufwuchs. Die Vorfreude war nicht nur bei Lars riesig. Nach wie vor bewunderte ich Silvan und freute mich deshalb ebenfalls auf seinen Besuch. Damit sich Silvan bei uns zu Hause auch wohlfühlte, bastelte ich gemeinsam mit Lars ein Schild, worauf „Silvan Parpan – Herzlich Willkommen stand. Dieses hängten wir an die Haustür und freuten uns wie zwei kleine Kinder aufs Christkind. Allerdings hielt sich Silvans Freude in Grenzen. „Was soll denn der Scheiß?, fragte er zur Begrüßung, worauf ich mich enttäuscht in mein Zimmer verzog und Silvan wieder vergaß.

    Montag, 4. September 1989 (13 Jahre alt)

    Laila und ich waren schon sehr nervös. An diesem Montag war der letzte von drei Kirmes-Tagen bei uns in Fuchswil und wir wollten gemeinsam hin. Wir kannten uns noch nicht so gut und waren auch noch nicht lange befreundet, denn Laila war erst im August in unsere Schule gekommen. Heimlich hoffte ich, dass Laila und ich gute Freundinnen würden. Denn meine bisher beste Freundin war im Sommer weggezogen und nun fühlte ich mich manchmal ein wenig alleine. Umso mehr freute ich mich nun auf diese Kirmes und die Chance, schon bald eine neue beste Freundin zu haben.

    Um die verabredete Zeit traf ich bei ihr zu Hause ein und gleich zogen wir los. Alle Stände wurden begutachtet, alles genau besichtigt und natürlich auch jede Bahn, sah sie noch so gefährlich aus, ausprobiert. Wie immer, wenn in Fuchswil etwas los war, kannte man an jeder Ecke jemanden. Fuchswil war ein Dorf mit ungefähr 2.000 Einwohnern. Man kann nicht behaupten, dass jeder den anderen kannte, aber da sämtliche Schüler aus unserer Schule anwesend waren, gab es doch viele bekannte Gesichter. Laila und ich gingen zwar ins selbe Schulhaus und waren auch gleich alt, aber besuchten nicht die gleiche Hauptklasse. Unsere Klassenkameradinnen und -kameraden waren darum auch sehr erstaunt, als sie uns zusammen sahen. Denn, dass wir befreundet waren, wusste offenbar noch niemand. Gut, es war ja auch der erste „öffentliche" Anlass, bei dem man uns gemeinsam sah. In Fuchswil waren die Klassen je nach Schulfach unterschiedlich aufgeteilt. Darum besuchten Laila und ich die gleiche Mathematikklasse, wo wir uns auch ein Pult teilten. So haben wir uns kennengelernt und die Idee entwickelt, gemeinsam zur Kirmes zu gehen. Bis zu dem Tag sah ich in Laila eine normale Klassenkameradin. Dass wir schon sehr bald dicke Freundinnen würden, ahnten wir an diesem September-Montag noch nicht.

    Bei unserer Dorfjugend war der große Hit der Kirmes natürlich der Autoscooter. Wie alle anderen aus unserer Klasse verbrachten auch wir den Montagnachmittag dort. Meine Güte, wir waren gerade mal dreizehn Jahre alt und fühlten uns doch so erwachsen und so frei. Doch als ich die anderen Mädchen aus meiner Klasse aus dem Augenwinkel beobachtete, war ich ein wenig niedergeschlagen. Sie hatten sich alle herausgeputzt und geschminkt. Ich stand da, in meinen Jeans, trug einen viel zu weiten Pullover und was Schminke war, wusste ich nur aus Erzählungen. Natürlich bemerkte Laila, dass meine Laune plötzlich schlechter wurde und ich erzählte ihr, was mich bedrückte. Doch Laila lachte nur und meinte, wir würden auch so unseren Spaß haben. War doch egal, was die anderen über uns dachten. Vergnügt sprangen wir auch schon in den nächsten freien Autoscooter. Laila saß am Steuer und ich daneben. Gerade als sie losfahren wollte, merkte ich, dass mein Geldbeutel aus meiner Tasche gerutscht war.

    „Warte", rief ich und hob ihn auf.

    „Gib Acht. Es wäre schade, wenn du dein gesamtes Kirmes-Geld verlieren würdest", meinte Laila. Ich nickte und schon ging die Fahrt los. Wir kreischten und lachten und hatten richtig Spaß, wie es sich für 13-jährige Mädchen so gehört.

    „He, rief ich plötzlich, „ich habe eine Idee. Wir suchen uns jemanden bestimmten aus, auf den wir dann immer losfahren. Laila war einverstanden. So schauten wir uns um und konnten uns zuerst nicht entscheiden. Doch als ich zum Kassenhäuschen sah, blieb mein Herz beinahe stehen. Da stand ein Junge in Jeans und einer Jeansjacke. Er war strohblond und hatte leuchtend blaue Augen. Vermutlich hatte ich ihn zu offensichtlich angestarrt, denn er begann zu lachen. Mir war das Ganze furchtbar peinlich und ich schaute schnell in eine andere Richtung. Als die nächste Fahrt begann, stieg er ebenfalls in einen Scooter ein.

    „Laila, komm wir fahren auf ihn los", schlug ich vor.

    „Ja, warum nicht. Sie war glücklicherweise einverstanden. Also fuhren wir mit voller Wucht in seinen Scooter hinein. Wir fanden uns selbst ja so lustig und mussten laut lachen. Er rammte uns kurz später mit der genau gleichen Wucht und das Spiel ging immer so weiter, bis alle Fahrchips aufgebraucht waren. Als wir aus unserem Scooter ausstiegen, winkte er uns zu. Dies blieb unseren Klassenkameradinnen nicht verborgen. Sie sagten, dass wir gar nicht so strahlen müssten, denn so, wie wir aussähen, hätten wir bei ihm sowieso keine Chance. Es war nämlich so, dass sowohl Laila als auch ich eher dick waren. Zudem war mein ganzes Gesicht mit Pickeln übersät und meine kurzen, „kackbraun-farbenen Haare, wie sie die anderen immer nannten, standen in Strähnen in alle Richtungen. Kurz schluckte ich, aber in dem Moment war ich viel zu glücklich, um mir meine gute Laune von ihnen verderben zu lassen.

    Gemeinsam mit Laila ging ich zum Kassenhäuschen, wo wir neue Fahrchips kaufen wollten. Freudig griff ich in meine Tasche - aber diese war leer.

    „Laila, stöhnte ich, „ich muss meinen Geldbeutel im Scooter verloren haben. Sofort meldeten wir dies der Aufsicht, die gleich mit uns zum entsprechenden Scooter kam. Der Wagen war jedoch leer. Das Einzige, was noch im Wagen lag, war der Armreif, den ich getragen hatte. Dieser war zerbrochen. Das war auch der Beweis dafür, dass mein Geldbeutel gestohlen worden war, denn wir mussten wirklich in genau diesem Wagen gesessen haben.

    „Tut mir leid, ich kann da nichts machen, erklärte der Typ von der Aufsicht. Oh, wie enttäuscht ich war. Den Geldbeutel hatte ich mir doch gerade erst gekauft. Traurig ging ich zur Kasse, um zu fragen, ob jemand eine Brieftasche abgegeben hatte. Der Mann verneinte, aber versprach, einen Aufruf zu machen. Er wollte wissen, wie ich heiße und ich nannte ihm meinen Namen. Wenig später hörte man über den Lautsprecher: „Eine Luna hat ihre Brieftasche verloren. Eine kleine Schwarze. Falls jemand sie gefunden hat, bitte an der Kasse abgeben. Die Leute starrten mich an, was mir einmal mehr sehr unangenehm war. Schließlich stand ich nicht gerne im Mittelpunkt. Erstaunlicherweise kamen meine Klassenkameradinnen zu mir und versuchten mich zu trösten, was mich hingegen wieder sehr freute. Aber so ganz war meine Traurigkeit doch nicht verschwunden. Laila und ich stellten uns zu einem der Pfosten und beobachteten, wie die anderen Scooter fuhren und Spaß hatten. Aus dem Nichts tauchte der blonde Typ von vorhin in einem Scooter auf und lächelte mich an. Laila sah mich neugierig an und fragte: „Sag mal, gefällt dir der etwa? Nickend folgten ihm meine Blicke noch immer. Laila begann zu lachen und sagte: „Weißt du, ich wusste nicht, dass du dich auch schon für Jungs interessierst. Er gefällt mir übrigens auch. Nun lachten wir beide. Wir stellten fest, dass wir offenbar genau die gleichen Interessen hatten und ebenfalls dieselben Probleme. Denn auch Laila ärgerte sich über die anderen Mädchen aus unserer Klasse, die uns dauernd hänselten.

    Meine Sorge um die gestohlene Brieftasche war schnell vergessen, denn immer wieder fuhr „Blondie an uns vorbei und wir konnten unsere Blicke nicht mehr von ihm lassen. Mit der Zeit wurden auch unsere Klassenkameradinnen auf ihn aufmerksam und versuchten, ihm zu imponieren und seine Blicke auf sich zu ziehen. Doch „unser Blondie zeigte kein Interesse an ihnen. Er ließ sie links liegen und schien nur Augen für uns zu haben. Na ja, das dachten wir zumindest. Wir waren rundum glücklich, was in dem Alter eine Seltenheit war. Leider ging auch der schönste Moment einmal zu Ende. Gegen 18 Uhr verließ der schöne Junge den Autoscooter.

    „Schnell, Luna. Wir folgen ihm", keuchte Laila und verschwand auch schon in der Menschenmasse. Hastig liefen wir ihm hinterher. Doch in der Menge verloren wir ihn leider ziemlich schnell aus den Augen. Fort war er. Ziemlich bedrückt spazierten wir zum Autoscooter zurück.

    „Luna, flüsterte Laila leise, „ich glaube, ich bin verliebt. Ich habe richtige Bauchschmerzen.

    „Mir geht es genauso", bestätigte ich. „Ich habe ein Gefühl im Bauch wie noch nie zuvor. Als wir wieder beim Autoscooter angelangt waren, machten unsere Kameradinnen Witze über uns, weil uns unser Traumprinz einfach im Stich gelassen und offenbar doch kein Interesse daran hatte, uns tatsächlich kennenzulernen. Die dummen Sprüche und blöden Witze wurden immer mehr, so entschieden wir uns, den Autoscooter zu verlassen und weiter übers Festgelände zu spazieren.

    Bei der „Berg-und-Tal-Bahn" blieben wir stehen und schauten neugierig zu. Und dann sah ich ihn wieder. Silvan Parpan. Er stand gemeinsam mit einem Freund bei derselben Bahn. Lange war es her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, und ich staunte nicht schlecht. Denn er trug Jeans und eine Jeansjacke und war ja zu allem Überfluss auch blond.

    „Denkst du das Gleiche wie ich?", flüsterte mir Laila ins Ohr.

    „Er sieht aus wie Blondie", antwortete ich atemlos. Da fühlten wir uns gleich wieder besser. Noch lange standen wir da und beobachteten ihn einfach. Am meisten faszinierte mich, wie cool er da stand. Keine Ahnung, wie lange wir ihn anstarrten, aber ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihm lösen. Das fiel ihm natürlich auf und er wusste wohl nicht recht, warum er für uns so interessant war. Später tauchten dann unsere Klassenkameradinnen auf, die uns sicherlich gesucht hatten um uns weiter zu ärgern. Schnell stellten sie fest, dass wir Silvan beobachteten, und demonstrierten uns gleich, dass sie ihn persönlich kannten. Glücklicherweise zeigte er absolut kein Interesse an ihnen. Leider aber auch nicht an Laila oder mir. Als wir dann später nach Hause gingen, meinte Laila, dass sie Blondie sehr vermisse. Doch ich hatte Blondie bereits wieder aus meinen Gedanken und meinem Herzen gestrichen. Für mich gab es nur noch Silvan und ich freute mich bereits auf den nächsten Schultag. Schließlich hatte er sein Klassenzimmer ganz in der Nähe von unserem. Bevor ich mich von Laila verabschiedete, versprachen wir uns, am nächsten Morgen gemeinsam zur Schule zu gehen.

    Als ich wieder zu Hause war, fühlte ich mich überglücklich. Einerseits spürte ich, dass ich eine neue Freundin gefunden hatte, und andererseits war ich bis über beide Ohren verliebt. Wenn ich später an diesen Tag zurückdachte, wünschte ich mir oft, dass wir nie zu der „Berg-und-Tal-Bahn" gegangen wären. Mir wären so viele Sorgen und Tränen erspart geblieben. Doch es war nun mal passiert. In diesem Moment hätte ich wohl auch nie gedacht, dass das Gefühl des Verliebtseins noch stärker werden könnte, denn ich fühlte mich ja bereits wie im siebten Himmel. Bereits am Abend überlegte ich mir, was ich am nächsten Tag anziehen könnte. Solche Dinge waren mir bis zu diesem Moment völlig egal gewesen. In der Nacht lag ich im Bett und dachte an Silvan. Irgendwann schlief ich ein und träumte voller Hoffnung und Optimismus den ersten von wohl einer Million Träumen von Silvan.

    Dienstag, 5. September 1989 (13 Jahre alt)

    Natürlich stand ich am nächsten Tag wie verabredet an der Kreuzung und wartete auf Laila. Glücklicherweise erschien auch sie pünktlich. Als wir kurz vor dem Schulhaus angelangt waren, blickte sie über die Schulter zurück und sagte: „Das glaube ich jetzt nicht. Da hinten ist Silvan." Schnell schaute ich ebenfalls in seine Richtung und beobachtete, wie er gerade die Straße überquerte. Mein Herz schlug schneller und mein Puls raste. Ohne es miteinander abzusprechen, verlangsamten wir unsere Schritte, in der Hoffnung, dass er uns einholte. Doch auch er schien langsamer zu gehen und so trafen wir beim Schulhaus ein, bevor er an uns vorbeigehen konnte. Wir gingen in unsere jeweiligen Klassenzimmer. So saß ich in der Schule, doch wovon mein Lehrer, Herr Rüdisüli, sprach, bekam ich nicht mit, denn meine Gedanken kreisten nur noch um Silvan.

    Als dann endlich die Pausenglocke erklang, sprang ich so schnell wie nur möglich auf den Pausenplatz hinaus, wo Laila schon ungeduldig auf mich wartete. Silvan ging mit ein paar Kameraden auf dem Pausenplatz auf und ab, wobei wir ihn natürlich beobachteten. Auch Laila und ich wurden beobachtet, allerdings nicht von Silvan. Der würdigte uns keines Blickes. Dafür schauten uns unsere Klassenkameradinnen skeptisch zu. Dass Laila und ich eines Tages befreundet sein könnten, hatte wohl niemand erwartet. Wir passten offenbar nicht gut zusammen. Laila kleidete sich im Gegensatz zu mir modischer und mit Stil. Ich hatte eigentlich immer nur alte T-Shirts oder weite Pullover an. Auch hatten wir verschiedene Persönlichkeiten. Kurz gesagt: Laila war eine Teenagerin, ich noch ein Schulmädchen. Doch vielleicht verstanden wir uns genau aus diesem Grund so gut.

    In der nächsten Pause fragte ich Laila, ob sie noch an Blondie dachte, doch sie meinte, sie fände Silvan viel interessanter. Lachend berichtete ich, dass es mir genau gleich ging. Erstaunlicherweise gab es deswegen keine Probleme zwischen uns. Wir saßen auf unserer Bank auf dem Pausenplatz und verstanden uns blendend, obwohl wir für den gleichen Jungen schwärmten. Es machte mir nichts aus, dass sie auch Gefühle für Silvan hatte, weil ich trotz meiner Unsicherheit genau wusste, dass sich Silvan niemals in sie verlieben würde. Er war mein Traummann, er würde sich für mich entscheiden, wenn er wählen müsste. Vermutlich dachte Laila genau gleich über mich, denn auch sie störte sich nicht daran, dass ich ebenfalls für Silvan schwärmte. Stattdessen fragte sie mich, ob ich am Nachmittag mit nach Schafikon, die Nachbarstadt, käme. Begeistert sagte ich Ja.

    Um 14 Uhr wollten wir uns am Bahnhof treffen. Der Fuchswiler Bahnhof war sehr klein. Es gab auch nur ein Gleis. Man konnte auf drei Sitzbänken auf den Zug warten. Egal, auf welcher Bank man saß, man schaute immer direkt auf ein türkisfarbenes Wohnhaus. Es war nicht irgendein Wohnhaus, sondern es war der Wohnblock, in dem Silvan zu Hause war. Als ich da auf der Bank saß und auf Laila wartete, erinnerte ich mich wieder daran, dass Silvan und ich als Kinder gemeinsam Schlitten gefahren waren. Er hatte immer noch dieselben strohblonden Haare wie damals.

    Als Laila eintraf, löcherte ich sie mit Fragen, was sie denn eigentlich einkaufen wollte. Sie erklärte mir, dass sie Schminke brauche, und zwar auch für mich. Schließlich mussten wir uns für Silvan schön machen, wenn wir eine Chance bei ihm haben wollten.

    „Luna, wir müssen uns verändern, sonst wird das nie was", hörte ich sie noch sagen, während ich in Gedanken schon wieder abschweifte und mir vorstellte, wie erstaunt er mich am nächsten Tag anblicken würde, wenn er mich geschminkt sähe. Sie hatte recht, Laila wusste genau, auf was Männer standen. Allerdings war ich ein Mauerblümchen und ob mir Schminke tatsächlich stand, da war ich noch nicht so sicher. Doch der Gedanke, am nächsten Tag als veränderter Mensch in die Schule zu gehen, ließ mich nicht mehr los. Schließlich konnte man mit Make-up sehr viel machen. Bestimmt würde man dann auch meine Pickel nicht mehr sehen.

    In den Läden hatte es Unmengen an Lippenstiften und Nagellack in allen möglichen Farben. Wie sollte man sich da nur entscheiden können? Schließlich hatte ich keine Ahnung, was mir eigentlich stand. Laila begann, mich zu beraten. Ich kaufte einen zartrosa-farbenen Lippenstift und den dazu passenden Nagellack. Der war zumindest für den Anfang nicht so auffällig. Laila wollte die Schminke gleich ausprobieren und fragte, ob ich noch mit zu ihr nach Hause kam, was ich natürlich mit Begeisterung tat.

    Als wir bei Laila zu Hause waren, lernte ich auch ihre Mutter kennen.

    „Nenn mich doch einfach Barbara", meinte sie freundlich und ich war stolz, dass ich sie duzen durfte. Barbara zeigte uns, auf was man beim Nägellackieren achten musste und half uns dabei, damit es auch schön aussah. Fasziniert nahm ich mir vor, das nächste Mal meine Mutter zu fragen, ob auch sie mir meine Nägel lackieren würde. Als ich mich dann aber das erste Mal im Spiegel sah, mit den rosafarbenen Lippen, wurde ich wieder unsicher.

    „Ich weiß nicht recht", stammelte ich vor mich hin.

    „Es sieht toll aus", schwärmte Laila, die neben mir stand und sich selbst einen Kussmund im Spiegel zuwarf.

    „Sieht es nicht … ein wenig … ich weiß nicht … angemalt aus?", zweifelnd schaute ich mich nochmals an. Mein Spiegelbild konnte ich ohnehin nicht ausstehen. Nun trat Barbara zu uns.

    „Luna, es sieht toll aus. Die Farbe passt genau zu deinem Typ und ist nicht zu auffällig. Wenn du morgen so zur Schule gehst, würden dich bestimmt alle Jungs am liebsten gleich küssen wollen. Sie nickte mir im Spiegel aufmunternd zu, während ich dachte: „Einer reicht mir.

    Heimlich beneidete ich Laila darum, dass ihre Mutter so aufgeschlossen war. Mir wäre nie im Leben die Idee gekommen, mit meiner Mutter über Jungs zu sprechen. Später stand ich in unserem Wohnblock im Treppenhaus und wischte den Lippenstift rasch weg, bevor ich in die Wohnung eintrat. Trotzdem zeigte ich meiner Mutter voller Freude, was ich gekauft hatte und wollte sie gleich fragen, ob sie mir dann auch einmal die Nägel lackiere. Doch im Gegensatz zu Barbara konnte sich meine Mutter nicht mit mir freuen. Im Gegenteil, sie wurde sehr wütend und machte mir eine Riesenszene. Ich wäre noch viel zu jung und bräuchte nicht wie eine Nutte herumzulaufen. Wieso sagte sie so etwas? Barbara hatte mir doch noch bestätigt, dass die Farbe zu mir passte und nicht zu auffällig sei. Das Schlimmste aber war, dass sie mir die Schminke gleich wieder wegnahm, worauf ich natürlich zu weinen begann. Wie sollte ich bei Silvan eine Chance haben, wenn ich weiterhin als hässliches Entlein zur Schule musste? Mehrmals versuchte ich, meine Mutter davon zu überzeugen, dass Schminke in unserem Alter normal und ich eine Außenseiterin sei, wenn ich ungeschminkt zur Schule ginge. Es nützte nichts. Sie verbot mir ein für alle Mal, mich zu schminken. Sie schien trotz der vielen Tränen, die ich vergoss, kein Mitleid zu haben. Vorbei der Traum, dass ich Silvan jemals gefallen könnte. Vorbei auch die Vorstellung, dass mir meine Mutter die Nägel lackieren würde, so wie Barbara es tat. Enttäuscht weinte ich mich am Abend leise in den Schlaf.

    Mittwoch, 6. September 1989 (13 Jahre alt)

    Am Morgen zog ich mir Handschuhe an, damit meine Mutter nicht sah, dass ich meinen Nagellack nicht entfernt hatte. Auf den Lippenstift musste ich aber wohl oder übel verzichten, diesen hatte sie nämlich zusammen mit dem Nagellack beschlagnahmt und benutzte ihn vermutlich einfach selbst. Sie durfte ja, sie war schließlich erwachsen.

    Laila stand bereits an unserer Kreuzung, natürlich war sie geschminkt. Erstaunt fragte sie mich, warum ich mich nicht geschminkt hatte und ich erzählte ihr, was vorgefallen war.

    „Ach Luna, so interessiert sich doch niemand für dich, begann sie. „Sei mir nicht böse, aber so ohne Schminke siehst du einfach langweilig aus. Das war mir sehr wohl bewusst, doch was sollte ich tun? Meine Mutter war nun mal konservativ und streng, nicht so wie Barbara. Als wir dann beim Schulhaus angekommen waren, drückten wir uns noch so lange vor dem Eingang herum, bis Silvan erschien. Doch er ging, ohne ein Wort zu sagen an uns vorbei. Eigentlich hatten wir gehofft, dass er uns grüßt. Wir hätten ihn ja auch grüßen können, aber wir trauten uns nicht. Laila beklagte sich: „Er hat nicht einmal gemerkt, dass wir geschminkt sind." Wie sollte er auch? Er hatte uns ja kaum angesehen.

    Unsere Klassenkameradinnen schienen mit meiner Mutter einig zu sein, dass uns Schminke nicht stand. Den ganzen Tag über musste ich mir blöde Sprüche anhören über meine Fingernägel, die ich offensichtlich mit Tipp-Ex bestrichen hatte. Aber mal ganz davon abgesehen, würde man jetzt nur noch mehr auf meine Hände starren und feststellen, dass meine Finger allesamt krumm sind. Das hatte ich bis zu diesem Tag nicht bemerkt und aus meinem Selbstbewusstsein wurde ein kleines Häuflein. Hatte ich tatsächlich krumme Finger? Beinahe war ich froh, dass meine Lippen nicht angemalt waren, denn was Laila alles zu hören bekam, war noch unfreundlicher als die Kommentare, die sie mir nachschrien. Auf jeden Fall entfernte ich den Nagellack am Abend freiwillig und das Thema Schminke war für mich erledigt.

    Donnerstag, 7. September 1989 bis Freitag, 29. September 1989 (13 Jahre alt)

    In den Pausen war Silvan stets mit seinen Freunden zusammen und es war für uns darum nicht möglich, mit ihm ins Gespräch zu kommen, schließlich sah man ihn fast nie alleine. Nach der Schule saßen wir meistens bei Laila zu Hause und malten uns aus, wie es wäre, wenn wir mit ihm zusammen sein könnten. Wir fanden ihn beide so unglaublich cool und bewunderten seine Selbstsicherheit. In der Schule war er bei allen sehr beliebt. Kein Wunder: Er war so humorvoll, immer gut aufgelegt und hatte dauernd einen lustigen Spruch auf den Lippen. Man könnte sagen, dass er der „Star" unserer Schule war. Und genau in diesen Star war ich unglaublich verliebt. Aber so unbeliebt, wie ich in der Schule war, hatte ich sowieso keine Chancen bei ihm.

    Es war alles wie immer. Laila und ich trafen uns jeden Morgen an unserer Kreuzung und gingen zur Schule. Wir betraten aber das Schulhaus immer erst, wenn Silvan eingetroffen war. Somit musste er beim Schulhauseingang jeden Tag an uns vorbei. Doch er sagte nie auch nur ein Wort. Jeden Morgen hofften wir erneut, dass er uns grüßen würde, doch nichts geschah. Jeden Tag hofften wir, dass wir den Mut zusammenbrächten, ihn selbst zu grüßen, doch wir trauten uns nicht. Was er wohl dachte, warum wir jeden Tag am Eingang Spalier standen? Nichts änderte sich, alles blieb beim Alten. In den Pausen stand er noch immer mit seinen Freunden herum. Laila und ich hingegen saßen zu zweit auf einer Bank, von wo aus wir ihn gut beobachten konnten. Wir sonderten uns damit immer mehr von unseren Klassenkameradinnen ab, was unsere Beliebtheit auch nicht sonderlich unterstützte.

    Dann bekamen wir ein Schreiben, dass Lailas und meine Klasse für eine ganze Woche zusammen in ein Lager fahre. Alle freuten sich, außer Laila und mir. Wir waren sehr enttäuscht, dass man uns eine ganze Woche von Silvan fernhielt. Stattdessen mussten wir eine gesamte Woche mit unseren „ach so lieben" Klassenkameradinnen verbringen. Von Freude konnte also keine Rede sein.

    Montag, 2. Oktober 1989 bis Freitag, 6. Oktober 1989 (13 Jahre alt)

    Bei der Abfahrt ins Lager ging es dann entgegen allen Erwartungen doch ziemlich lustig zu. Zu Laila und mir gesellten sich noch Caroline und Lea. Caroline war in Lailas und Lea in meiner Klasse. Die Hinfahrt mit dem Zug verbrachten wir zu viert. Da wir sehr viel zu lachen hatten und uns erstaunlicherweise ausgezeichnet verstanden, beschlossen wir, im Lagerhaus auch zu viert ein Zimmer zu beziehen. Als wir dann endlich im Lagerhaus angekommen waren, kam schon der erste Dämpfer. Es gab nämlich ein Massenlager und zwei Zweierzimmer. Natürlich wollten alle im Matratzenlager schlafen, da es weitaus interessanter war, ein Zimmer mit vielen Leuten zu teilen. Wie immer schafften wir es nicht, uns gegen unsere Kameradinnen durchzusetzen und somit wurde unser neu gebildetes Viererteam in zwei Zweierzimmer aufgeteilt. Also machten Laila und ich es uns in unserem Zimmer bequem. Bereits am Montag zählten wir die Tage, bis wir wieder nach Hause (zu Silvan) durften.

    Unsere Lehrer versuchten alles, damit das Lager ein Erfolg würde. Doch sie hatten es mit uns Schülern nicht immer sehr leicht. Bereits am zweiten Tag war ich mehr als verärgert über die kleinen Bosheiten, die sich unsere Klassenkameradinnen für uns ausdachten. Waren wir wirklich so einfache Opfer? Mal verschwiegen unsere Klassenkameradinnen um welche Zeit wird die Duschen benutzen konnten und meinten nachher wir würden stinken. Dann schenkten sie sich beim Frühstück gegenseitig Milch ein und für uns reichte es nicht mehr. Manchmal versteckten sie unsere Pantoffeln oder legten uns rohe Eier in die Schuhe. Pantoffeln konnte ich sowieso nicht leiden. Für dieses Lager hatte ich mir extra welche kaufen müssen. Und nun sollte ich diese Scheiß-Dinger auch noch die ganze Zeit suchen. Und Schuhe hatte ich nur zwei Paar dabei. Was sollte ich denn anziehen, wenn in beiden rohes Ei klebte?

    Darum fühlte ich mich im Lager immer unbehaglicher. Laila und ich verkrochen uns und je mehr wir uns verkrochen, desto weniger konnten uns die anderen leiden. Doch das bemerkten wir nicht, denn wir waren viel zu beschäftigt damit, sie zu hassen. Zudem lebten wir in unserer eigenen Welt, in der Silvan als Prinz mit seinem Pferd angeritten kam und uns aus diesem Leben, das sich so nicht zu leben lohnte, rettete.

    Am einen Abend durften wir eine Disco veranstalten. Die Freude war bei allen groß und der Ärger fast wieder verflogen. Schon begannen die Jungs darüber zu sprechen, welche Anlage wohl die beste sei und die Mädchen diskutierten, was sie anziehen könnten. Dabei fiel mir ein, dass ich überhaupt keine passenden Kleider dabei hatte. Einmal mehr wünschte ich mir, dass ich zu Hause wäre und mich verkriechen könnte. Doch das ging leider nicht. Laila spürte vermutlich, was in meinem Kopf vorging, denn sie fragte mich, ob sie mich schminken dürfe. Begeistert stimmte ich zu. Meine Mutter war schließlich nicht da und würde es auch nie erfahren. Der Tag ging vorüber und ich versuchte, mich doch noch einigermassen schön zu kleiden. Sofern das mit meinen Schlabberkleidern überhaupt möglich war. Laila schminkte mich, was ich sehr genoss, denn ich hatte mich ja nach der Nagellack-Krise mit meiner Mutter nie mehr geschminkt. Stolz blickte ich mich im Spiegel an. Was würden wohl die anderen aus der Klasse sagen? Es sah wirklich toll aus. Mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein trat ich in den Discoraum, wo sich alle zu uns umdrehten und dann gleichzeitig schallend zu lachen begannen. Sie meinten, dass wir wie Vogelscheuchen aussähen. So schlimm konnte es doch nicht sein, oder? Laila und ich waren völlig verunsichert und die bösen Kommentare schmerzten sehr. So saßen wir enttäuscht und zusammengekauert in einer Ecke und überlegten uns, wie Silvan wohl reagieren würde, wenn er uns so gesehen hätte. Die Jungs begannen Musik zu spielen und mit der Zeit tanzten alle.

    Ein wenig später kam Roman zu mir und fragte, ob ich das Spiel von der Schweigeminute kenne. Mir war klar, wenn ich Nein sagte, hätte ich es spielen müsste. Roman war sowieso der Schlimmste aus meiner Klasse. Er war vorlaut und frech und hatte das Gefühl, er wäre der Größte. Wegen seiner dummen Witze und Streiche, die er immer machte, konnte ich ihn nicht leiden. Aber wenn ich so neben ihm stand, ich so klein und dick und er so dünn und groß, dann fühlte ich mich noch unbehaglicher. Um einer Blamage zu entgehen, antwortete ich: „Klar kenne ich das, ich finde es toll." Hoffentlich merkte er nicht, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach. Er meinte dann aber, dass er in diesem Fall jemand anderen suchen müsse, der es noch nicht kenne. Puh, noch mal Glück gehabt. Erleichtert stellte ich fest, dass er das Spiel mit Alanis machte, die er gnadenlos vor der ganzen Klasse blamierte. Nun standen alle da und lachten über Alanis. Eigentlich hatte ich gedacht, ich wäre froh, wenn sie einmal über jemand anderen lachen würden und dass sich das gut anfühlen müsste, aber mir tat Alanis einfach nur leid.

    An dem Abend kreierten die Lehrer mit uns einen eigenen Tanz. Dazu standen wir alle im Kreis und legten uns die Arme gegenseitig auf die Schultern. Und auf ein Mal gehörten wir dazu. Wir vier waren genauso in dem Kreis integriert wie die anderen und ich genoss dieses Gefühl sehr. Wir tanzten stundenlang und sangen dazu. Die ganze Zeit staunte ich darüber, dass sie uns plötzlich akzeptierten. Nie wäre ich darauf gekommen, dass sie uns aus dem Grund akzeptierten, weil wir endlich an etwas teilnahmen, was alle machten. Es wurde ein langer Abend und ich dachte einige Male daran, wie es wohl mit Silvan gewesen wäre. Was hätte er gedacht, wenn er mich bei diesem Gruppentanz gesehen hätte. Integriert und ein Bestandteil der Klasse. Als die Disco vorbei war, mussten wir ins Bett. Die anderen Mädchen versammelten sich noch zum Tratschen in ihrem Massenschlag, nur wir vier waren wieder nicht dabei. Somit war alles wieder beim Alten und das gute Gefühl war bereits wieder ein wenig verflogen.

    Wir lagen in unseren Betten und es war dunkel. Da sagte Laila plötzlich etwas zu mir, was ich nicht mehr vergessen konnte: „Du, Luna, wenn der Silvan jetzt zu dir käme und dich fragen würde, ob du mit ihm gehen willst, was würdest du ihm antworten? Nach langem Überlegen sagte ich: „Ich würde sagen, dass ich noch zu jung bin, aber dass ich eine Freundin habe, die ihn auch ganz toll findet. Hätte ich das wirklich gesagt? Genau so? Ja hätte ich sicher nicht geantwortet, denn ich hatte noch nie einen Freund gehabt und Angst davor, etwas falsch zu machen. Schließlich wollte ich Silvan nicht verlieren. Verlieren, bevor ich ihn jemals gewinnen konnte? Es war ja wohl zum Verrücktwerden. Ich war total verliebt, aber wenn er es auch wäre und mich fragen würde, könnte ich nicht einmal Ja sagen? Was war nur los mit mir? Laila sagte, dass sie bestimmt Ja sagen würde, denn sie fände ihn toll. In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht. Einerseits war ich ein wenig eifersüchtig auf Laila, die das alles so locker sah, und andererseits verstand ich meine eigenen Gefühle nicht mehr. Ich dachte doch ununterbrochen an Silvan, aber wozu?

    Am Tag der Nachhausefahrt standen alle auf Kriegsfuß miteinander. Wir wussten zwar nicht, was in der letzten Nacht geschehen war, aber offenbar war der Abend nicht so gelaufen, wie sie ihn geplant hatten. Laila und ich strahlten, als wir endlich abfuhren. Auf der Rückfahrt saßen wir wieder mit Caroline und Lea zusammen. Mit Lea verstand ich mich mittlerweile sehr gut, doch als wir da so im Zug saßen und zusammen lachten, wurde Laila plötzlich, in meinen Augen grundlos, wütend auf Lea und meinte, sie sollte mich in Ruhe lasse, ich wäre ihre Freundin. So kam es, dass wir vier

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