Weiblich, kompetent, FÜHRUNGSKRAFT: Warum wir mehr Frauen in Führungspositionen brauchen, um unsere Zukunftsprobleme zu lösen
Von Rainer Bartelt
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Buchvorschau
Weiblich, kompetent, FÜHRUNGSKRAFT - Rainer Bartelt
Vorwort
„Eigentlich besteht die Geschichte der Menschen nur aus Entscheidungen, die getroffen werden."
Michail Gorbatschow, russischer Politiker und Reformer
Dieses Buch ist all denjenigen gewidmet, die bereits im Beruf „ihren Mann" stehen und/oder wissen möchten, wie man so etwas am besten anfängt
Entscheidungen bestimmen unser Leben und zukünftig vielleicht sogar unser Überleben, auf jeden Fall aber das unserer Kinder und Kindeskinder. Diese Tatsache allein — die Tatsache, dass wir von dem Planeten, auf dem wir leben, Jahr für Jahr mehr abverlangen, als er auf Dauer zu leisten vermag — beweist, dass es um die Qualität unserer Entscheidungen nicht erst in der jüngeren Vergangenheit, sondern sehr wahrscheinlich schon seit Beginn des industriellen Zeitalters nicht besonders gut bestellt war:
Statt den technischen Fortschritt zu nutzen, um die historisch gewachsenen Plagen der Menschheit, wie zum Beispiel Hunger und Armut, zu bekämpfen und schließlich so weit wie möglich auszurotten, haben wir unsere technischen Neuerungen vor allen Dingen dafür verwendet, um uns aufzurüsten, Raubbau an der lebenden Natur zu betreiben und unseren Planeten an den Rand der Selbstzerstörung zu bringen. Sogar der erdnahe Weltraum, von uns Menschen erst vor gut einem halben Jahrhundert erschlossen, ist bereits so zugemüllt, dass dieser Müll zu einer realen Gefahr für die bemannte und unbemannte Raumfahrt geworden ist.
Soll es so weitergehen? Bis zum endgültigen Exitus? Nicht nur die FFF-Kids, auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimaforschung fordern von uns, viele der Grundsatz-Entscheidungen in Frage zu stellen, die wir dahingehend getroffen haben, wie wir als Menschen auf dieser Erde in Zukunft leben wollen. Hierzu zählen nicht nur Entscheidungen unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, die heute unser Leben bestimmen, sondern auch diejenigen politischen und privaten Entscheidungen, die wir zum jetzigen Zeitpunkt treffen und die für die nach uns folgenden Generationen irgendwann einmal von eminenter Bedeutung sein könnten.
Doch können wir heute überhaupt noch etwas tun? Wie kommen wir schnell zu einer besseren, einer viel stärker als bisher am Überleben unseres Planeten, am Überleben unserer menschlichen Rasse ausgerichteten Entscheidungsqualität? Die Kernthese dieses Buches lautet: Lasst mehr Frauen ans Ruder! Wir Männer hatten unsere Chance und haben — die gegenwärtige Realität beweist es — in fast allen Fragen eines nachhaltigen, Ressourcen schonenden Wirtschaftens mehr oder weniger versagt.
Aber sind unsere heutigen und in der Zukunft liegenden Probleme wirklich so einfach zu lösen? Frauen an die Macht, und alles wird gut? Wir werden sehen:
Im ersten Teil des Buches versuchen je drei mit weitreichenden Entscheidungskompetenzen versehene Frauen und Männer, aktuelle Praxisfragen aus Umwelt und neuester Digitaltechnologie zu beantworten. Im darauf folgenden zweiten Teil wird untersucht: Wer von ihnen wendet die richtigen Strategien an und kommt so einer sachlich begründeten Problemlösung am nächsten — Mann oder Frau? Das Ergebnis der Analyse zeigt uns, ob dieser Vergleich unentschieden oder zu Gunsten des männlichen beziehungsweise weiblichen Geschlechts ausgeht.
Im dritten und letzten Teil werden schließlich vier einfache Vorgehensweisen vorgestellt, mit denen jedermann — ganz gleich ob Frau oder Mann — nachgewiesener Weise zu einer besseren Entscheidungs- und Argumentations-Kompetenz kommen kann. In der frohen Erwartung, langfristig gesehen ein gutes Pfund für seinen (ihren) beruflichen wie privaten Erfolg getan zu haben.
In der Vergangenheit war die Frage, welchem biologischen Geschlecht die unbedingte Führungsrolle an den Schaltstellen der Macht zugedacht ist, eindeutig geklärt: Damals, als unsere bundesdeutsche Republik noch in ihren Kinderschuhen steckte, bedurften Frauen noch der Zustimmung ihres Mannes, wollten sie einer bezahlten Arbeit nachgehen. Küche, Kinder, Kirche — auf diesen Dreiklang wurden Frauen damals reduziert. Nicht nur in der Wunschvorstellung ihres eigenen „Göttergatten", sondern auch in der Rechtsprechung, zumindest bezogen auf die freie Berufswahl.
Und heutzutage? „Frauenquote überfällig?, fragt ein (männlicher!) Leser in einer Zuschrift an die örtliche Tageszeitung, nachdem diese kurz zuvor darüber berichtet hat, wie zur Eröffnung einer neuen Bankfiliale „insgesamt sieben Herren der Filialleitung, Regionalleitung und des Vorstands
die Kunden begrüßten. Und führt weiter aus: „Wenn ich eine Kundin der... wäre, würde ich mich fragen, ob ich als Frau hier willkommen bin. Eigentlich hätte im Hintergrund nur die weibliche Bedienung mit Tablett gefehlt."
„...die weibliche Bedienung mit Tablett" — warum nicht umgekehrt: Sieben Frauen aus dem Führungsstab der Bank und dahinter ein Mann mit Sektgläsern auf einem Serviertablett? Absurd? Unrealistisch? Wieso eigentlich?
Tatsächlich gibt es ernst zu nehmende Untersuchungen darüber, wer in finanziellen Dingen der bessere Anlagestratege ist, Mann oder Frau: Es mag viele überraschen, aber in der Regel waren die Sieger keinesfalls männlichen Geschlechts.
Noch weiter gedacht: Sind Frauen nicht vielleicht ganz generell — auch in anderen Fragen — die besseren Entscheider? Womöglich die von uns gesuchten besseren Managerinnen einer lebenswerten Zukunft?
Frauen in Führungspositionen: Wäre das nicht vielleicht schon heute deutlich besser für das Überleben unserer (noch) grünen Erde als der jetzige Zustand einer in fast allen Top-Positionen immer noch weitestgehend von Männern dominierten Gesellschaft?
Wagen wir doch einfach mal einen kleinen Blick in die heutige Praxis...
TEIL EINS: FALLBEISPIELE
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen."
Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain zu einer Zeit, als fast die ganze Welt noch allein von Männern regiert wurde
Es war ein sonniger Vormittag auf dem Schulhof der Raabeschule in Braunschweig, als die Bombe hochging. Nicht sprichwörtlich, sondern ganz real. Glücklicherweise kamen die Schülerin und der Schüler, die just in dem Moment auf der solide gemauerten Bank saßen, unter der der Sprengsatz deponiert worden war, mit dem Schrecken und einem veritablen Knallschaden davon.
Ein, zwei Tage später fand eine außerplanmäßige Lehrerkonferenz statt, in der es um die Bestrafung der jungen Delinquenten ging: ausnahmslos Schüler, keine einzige SchülerIN dabei!
Selbstverständlich musste ich als frisch gebackener Studienreferendar für Mathematik und Physik unbedingt an dieser wichtigen Versammlung teilnehmen. Nur kurz wurde darüber diskutiert, wie es angehen könne, dass minderjährige Jugendliche alle für den Bombenbau erforderlichen Zutaten einfach so in einer stinknormalen Chemikalienhandlung kaufen konnten. Einfach so — ohne jede kritische Rückfrage.
Komischerweise äußerte sich aber niemand aus der großen Runde kritisch oder auch nur verwundert darüber, dass denselben Jugendlichen das Rezept und damit quasi die Bauanleitung für ihren famosen Sprengsatz am gleichen Tag vom Chemie-Lehrer einfach so im Schulunterricht verraten worden war. (Ein allgemein zugängliches Internet, in dem man solche Informationen noch schneller und einfacher hätte finden können, gab es damals noch nicht!) Stattdessen wurde über eine angemessene Strafe für die reumütigen Bombenleger diskutiert.
Damals wie heute unterrichteten auch Lehrerinnen an diesem öffentlichen, allgemeinbildenden Gymnasium, aber die Wortführer in der sich über viele Stunden hinziehenden Aussprache waren ohne jeden Zweifel ihre männlichen Kollegen. Und so formte sich schon damals vor meinem geistigen Auge das erste genderbezogene Vorurteil:
—> Männern geht es nicht um die Sache, sie wollen sich in erster Linie präsentieren!
(Als Wissender, als Logik-Genie, als Obermotz — wie auch immer...)
Durch diese männliche Unart wäre die nervig lange Diskussion am Ende fast so ausgegangen wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen, denn die Testosteron-befeuerten Streithähne hatten allergrößte Mühe damit, sich auf die eine, pädagogisch einzig richtige Strafmaßnahme zu einigen: Den Pädagogen unter ihnen war die eine Hälfte der rechtlich zulässigen Strafen zu streng, den Hartlinern war die andere Hälfte zu lax. Ein Wunder, dass am Ende doch noch eine Einigung dabei herauskam. (Mehr darüber in: „Wir haben alle mal klein angefangen", eBook vom gleichen Autor.)
Mag es an der spezifischen Vorliebe meiner Geschlechtsgenossen für jede Art von Wettkampfsport liegen oder nicht, gleiches erlebte ich danach auch als technischer Angestellter in einem mittelständischen Traditionsunternehmen der gehobenen Messtechnik-Branche:
Kampfplatz Vertrieb
Das Telefon klingelt, der Kollege (wahrscheinlich ein studierter Ingenieur) hebt ab. Als leises Murmeln vernehme ich, wie am anderen Ende der Leitung ein Hilfe suchender Kunde sein ihm auf den Nägeln brennendes Messproblem schildert.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Mein Kollege präsentiert die gesuchte technische Lösung und legt auf. Wahrscheinlicher: Es folgt ein längeres Streitgespräch. Weil nämlich der (ebenfalls männliche) Kunde am anderen Ende der Leitung in den meisten Fällen mit dem von meinem Kollegen präsentierten Lösungsvorschlag überhaupt nicht einverstanden ist.
Buchstäblich Jahrzehnte hat es gedauert, bis in unser Großraum-Vertriebs- und Beratungsbüro die erste Frau (eine Ingenieurin) einzog. Mit einem Mal war alles anders:
Das Telefon klingelt, meine Kollegin hebt ab:
„Ach Herr Meier! Wie schön, dass Sie endlich wieder einmal bei uns anrufen — wir haben uns ja ewig nicht gesprochen! Wie geht es Ihrer Familie..."
Wie von Zauberhand ist das Kundenproblem in weite Ferne gerückt. Die unterschwellige Botschaft: Nicht das Problem ist wichtig, Herr Meier ist wichtig! Und so fühlt er sich auch. Ganz anders als bei meinem Kollegen:
Vielleicht hat Herr Meier vor dem Anruf in unserem Büro schon tage- und/oder nächtelang über seinem Problem gebrütet. Hat Bücher gewälzt, stundenlang gegoogelt, mit Kollegen diskutiert. Kurz und gut, seine halbe Firma hat er deswegen verrückt gemacht. Und nun kommt mein Kollege, holt einmal tief Luft und knallt Herrn Meier die perfekte Lösung vor den