Mehr geht nicht?: Eine Spurensuche nach den Ursachen von schlechten Nachrichten
Von Detlef Haus
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Buchvorschau
Mehr geht nicht? - Detlef Haus
Angaben
Tagesnachrichten
Geht es ihnen auch so? Sie hören jeden Tag die Nachrichten aus aller Welt und lesen ausgiebig die Tageszeitung und fragen sich, warum es so wenig freundliche und hoffnungsvolle Nachrichten gibt. Ich habe dieses Problem. Geschieht wirklich nicht viel Gutes auf unserem Planeten, das berichtenswert ist, sehe ich es nur nicht oder wird einfach nur nicht darüber berichtet? Ich möchte unbedingt an den zweiten Teil der Frage glauben, auch wenn viele gesellschaftliche Entwicklungen in den einzelnen Ländern, zunehmende militärische Konflikte, ausufernde Umweltprobleme und vieles mehr, dagegensprechen. Neben Ereignissen, wie Naturkatastrophen, die objektiv nicht beeinflussbar sind, werden die meisten schlechten Nachrichten durch den Menschen selbst verursacht.
Im Abgleich der verschiedenen Nachrichtenquellen bestätigt sich dann, dass der Anschlag wirklich stattgefunden hat und noch mehr Menschen als angenommen der Attacke zum Opfer gefallen sind, dass die Manipulationen im Abgasskandal von VW noch schwerwiegender sind als befürchtet, dass aufgrund von Nichteinhaltung der Sicherheitsbestimmungen einer der größten Öltanker leck geschlagen ist, und ein Naturschutzgebiet von dem auslaufenden Öl bedroht ist, dass ein großes Unternehmen der Pharmaindustrie ein Medikament auf den Markt gebracht hat, das nicht ausreichend getestet wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit für eine Serie von Fehlgeburten verantwortlich ist, dass ein weiterer Staat in Afrika kollabiert, weil Rebellen einen Putsch erfolgreich mit Hilfe von illegal gelieferten Waffen aus der EU durchführen konnten, usw., usw.
Ganz zu schweigen von Ereignissen, die einzelnen Personen oder Gruppen direkt zuzuordnen sind, und wo nicht einmal ein erklärbares technisches Versagen am Tod vieler Menschen schuld war oder eine andere akzeptierbare Erklärung herhalten könnte, sondern nur der niedere Instinkt im Mantel von falsch verstandenen Religionen, fanatischen Rassenideologien oder was auch immer für Gründe verantwortlich sind, und damit der direkte Zweifel am ‚Menschsein‘ selbst immer mehr die Oberhand gewinnt.
Es gibt wahrscheinlich nicht genug Papier, um den Wahnsinn der heutigen Zeit und auch den der vergangenen Zeit aufzuschreiben. Und dann suche ich gezielt nach guten Nachrichten und finde auch ein paar. Ein Musikfestival in Berlin war ein großer Erfolg, nach einem Erdbeben in Italien konnten Menschen gerettet werden, in einer, bis dahin benachteiligten, Branche wurde ein Mindestlohn eingeführt und einige mehr. Nur, es ist ein derartiges Missverhältnis zwischen den guten und den schlechten Nachrichten, dass ich mich jeden Tag frage: ‚Warum?‘.
Ich gehe davon aus, dass der allergrößte Teil der Menschen grundsätzlich kein gesteigertes Interesse an schlechten Nachrichten hat, er somit die ihm zugewiesene Statistenrolle mit Beobachterstatus für den beispielhaft geschilderten Wahnsinn eher widerwärtig in Anspruch nimmt. Und gerade, weil diese Ohnmacht mit Blick auf viele Fehlentwicklungen in den internationalen Gesellschaften bestanden und bestehen, werden Fragen zur Zukunft für viele Menschen immer bedeutsamer. Und so kommt zur Frage ‚Warum?‘, die nach dem Sinn einzelner Ereignisse fragt, eine allgemeine, auf die Zukunft ausgerichtete Frage, dazu: ‚Wo soll das alles hinführen?‘.
Leider wird dieses Buch aus Mangel an einer funktionierenden Glaskugel mit Weissagungen darauf auch keine Antwort geben können, so wie kein anderes Buch, das geschrieben wurde und noch geschrieben wird. Aber eine Ahnung oder besser noch das Wissen zu haben, warum Entwicklungen gestriger und heutiger Gesellschaften so oft scheitern bzw. stagnieren, kann helfen, mit dieser Welt besser klarzukommen.
Ich weiß nicht, wie andere Menschen mit dem Verständnis über die uns umgebende Realität umgehen, aber für mich heißt mit der Realität zu leben, sie so einigermaßen zu verstehen. Das ist oftmals schwer genug und wird aufgrund der heutigen und zukünftigen komplexer werdenden Zusammenhänge immer schwieriger und nie umfassend sein. Aber zu versuchen, die großen Handlungsstränge der gesellschaftlichen Entwicklung auf das wesentliche zu reduzieren und durch die bewusst oder unbewusst geworfenen Nebelkerzen aller handelnden Akteure hindurchzusehen, wäre schön und erstrebenswert. Diesen Versuch möchte ich wagen.
Nun kann der Leser schon nach diesen ersten Sätzen sagen, was interessiert mich die Welt, also das große Ganze. Ich habe mit mir selbst genug zu tun, und warum sollten mich darüber hinaus noch irgendwelche Zusammenhänge der Politik, der Wirtschaft, der Finanzen und anderer Bereiche des gesellschaftlichen Lebens interessieren. Und die Vergangenheit schon gleich gar nicht. Und selbst wer einen gewissen Drang nach Erkenntnis verspürt, könnte sich darauf zurückziehen, dass die reine Erkenntnis als Selbstzweck sowieso nichts ändert, sondern nur eine Art heiße Luft ist, die verpufft, aber mit Sicherheit nichts in der Gesellschaft verändert. Es gibt also eine Menge Begründungen, sich mit einer ‚Sache‘ nicht zu beschäftigen. In diesem Fall herrscht wirkliche Freiheit. Keiner kann zum Erkenntnisgewinn gezwungen werden.
Wenn ich als Person Zusammenhänge zu kausalen gesellschaftlichen Entwicklungen verstehe, dann hat das zunächst keinerlei Auswirkungen. Wenn Menschenmassen Zusammenhänge zu kausalen gesellschaftlichen Entwicklungen verstehen, dann kann das vor allem in funktionierenden Demokratien andere Auswirkungen haben, die genau den Sinn von ‚Volksherrschaft‘ widerspiegeln. Es mangelte nicht an Versuchen, die Gesellschaft ‚besser‘, irgendwie gerechter zu machen, und bei der Betrachtung in großen Zeitachsen hat es natürlich bedeutende und vor allem positive gesellschaftliche Veränderungen gegeben. Betrachtet man beispielhaft die Entwicklung von der Sklavenhaltergesellschaft mit dem Eigentum an Menschen und Produktionsmitteln einer sozialen Klasse hin zu dem Leitbild der sozialen Marktwirtschaft im heutigen Deutschland unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen, dann liegen zwischen den Gesellschaftssystemen Welten. Gleich ist nur das Eigentum an Produktionsmitteln einer wiederum besitzenden sozialen Klasse. Unterschiedliche soziale Klassen prägen somit immer noch die Gesellschaft. Das heißt, eine soziale Klasse, oder auch Gesellschaftsklasse genannt, die in den Sozialwissenschaften als eine Klasse von Menschen mit gemeinsamen sozialen Merkmalen, vor allem wirtschaftlicher Art definiert wird, arbeitet trotz einer geradezu revolutionären gesellschaftlichen Entwicklung in allen Bereichen des Lebens über tausende von Jahren immer noch für eine andere soziale Klasse. Warum ist das so und warum ist es immer noch so? Klassenlose Gesellschaften scheinen unmöglich und das muss seine Gründe haben. Der Versuch Antworten zu finden, soll Bestandteil meiner kleinen Reise sein.
Ich habe etwas weiter oben im Text im Zusammenhang mit den oftmals schlechten Nachrichten unserer Zeit, die Frage nach dem ‚Warum‘ gestellt. Selbst mit einer gewissen Eingrenzung des Themas ist dieses Fragewort immer noch so allgemein und auch universell, dass zur Beantwortung ein eigentlich umfangreiches gesellschaftspolitisches Analysewerk mit wissenschaftlicher Methodik zur Entwicklung der Gesellschaften nötig wäre. Umso mehr, wenn man die Entwicklung von den Anfängen her betrachtet. Das kann ich nicht leisten und muss daraus schlussfolgernd nach dem Grundsatz arbeiten: ‚Halte es einfach‘.
Es gibt aber keine Reise ohne Gepäck und Ausrüstungsgegenstände. Diese