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Jakob: Aus dem Tagebuch von Claudia W., geb. L.
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eBook48 Seiten24 Minuten

Jakob: Aus dem Tagebuch von Claudia W., geb. L.

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Über dieses E-Book

Die vorliegende Geschichte ist eine Tagebucherzählung. Die Geburt ihres Sohnes Jens nötigt die Protagonistin Claudia dazu, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, die sie bislang verdrängt hat. Durch Sohn Jens kommt die Erinnerung an ihren jungen Cousin Jakob zum Vorschein, mit dem sie sich in ihrer Heimatstadt Reichenberg beschäftigt hat und der später im Alter von fünf Jahren bei einem Bombenangriff in Berlin ums Leben kommt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum18. Jan. 2014
ISBN9783738090697
Jakob: Aus dem Tagebuch von Claudia W., geb. L.

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    Buchvorschau

    Jakob - Ingo T. Herzig

    Berlin, 15.6.1961

    Ingo T. Herzig

    Jakob

    Aus dem Tagebuch von Claudia W., geb. L.

    Jens schläft und ich finde endlich wieder Ruhe und Muße für mein Tagebuch, das lange untätig in der Schreibtischschublade ausharren musste.

    Seit zwei Tagen bin ich wieder aus dem Krankenhaus draußen. Die Geburt war nicht leicht und dauerte lange; aber schließlich und endlich entschloss sich unser Kleiner nun doch, sich ins Leben zu wagen.

    Mutter und Kind sind wohlauf – und der glückliche Vater ebenfalls. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ihm die Geburt mehr Schmerzen bereitet hat als mir. Männer!

    Auch die Sonne scheint sich zu freuen. Am Tag vor meiner Entlassung war es noch grau und regnerisch; doch als es nach Hause ging, strahlte die Sonne ebenso wie die ganze junge Familie Wolf.

    Der Kleine ist aufgewacht. Ich muss nach ihm sehen.

    16.6.1961

    Jens hat mich gestern ganz schön auf Trab gehalten. Er ist unglaublich lebhaft, braucht eine Menge Aufmerksamkeit. Darin unterscheidet er sich von Jakob.

    Jakob! Auf einmal denke ich wieder an ihn. Die ganzen letzten Jahre habe ich so gut wie gar nicht an ihn gedacht.

    Ja, genau darin unterscheidet sich Jens von Jakob. Jens braucht eine Menge Aufmerksamkeit und Zuwendung und holt sie sich auch; aber Jakob war die Ruhe in Person. Er meldete sich nicht, selbst wenn man ihn mal vergaß. Selten bei Babys.

    Und doch sind sich beide so ähnlich. Wenn ich Jens so im Kinderwagen oder in der Wiege liegen sehe, fühle ich mich geradezu um zweiundzwanzig Jahre zurückversetzt und meine, Jakob vor mir zu haben. Sie haben beide außerdem fast am gleichen Tag Geburtstag. Jakob hatte am 9. Juni Geburtstag. Jens ist gerade mal einen Tag später geboren als Jakob – einen Tag und zweiundzwanzig Jahre später.

    18.6.1961

    Stimmt, je mehr ich mir meinen kleinen Sohn anschaue, desto mehr bestätigt es sich: Er sieht meinem verstorbenen Cousin Jakob unheimlich ähnlich. Das Wort „unheimlich" passt hier wie angegossen.

    Ist „verstorben eigentlich das richtige Wort? „Verstorben klingt für mich eher nach einem natürlichen Tod. Jakob

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