Der Anrufer
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Über dieses E-Book
Renate Gatzemeier
Die Autorin Renate Gatzemeier wurde am 30. April 1951 in Herzberg am Harz geboren. Seit Anfang der achtziger Jahre lebt sie mit ihrem Ehemann in Duderstadt, einer beschaulichen mittelalterlichen Kleinstadt in Südniedersachsen. In ihrer Freizeit schreibt sie leidenschaftlich gern Thriller, aber manchmal auch Geschichten für Groß und Klein.
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Buchvorschau
Der Anrufer - Renate Gatzemeier
Impressum:
Copy-Right Text: Renate Gatzemeier
Am Mönchberg 17 A 37115 Duderstadt
Copy-Right Bilder: Renate Gatzemeier
E-Mail: rebecker.rezi@web.de
Telefon: 01754290513 Homepage:
http://autorinrenategatzemeier.jimdo.co m/
Die Personen und die Handlung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit ist rein zufällig und nicht gewollt.
Vorwort:
Liebe Leser,
ich habe meine Leidenschaft zum Schreiben erst mit 59 Jahren entdeckt. Seitdem nutze ich jede freie Minute, um meine vielen Ideen zu Papier zu bringen. Zunächst waren es nur kleine Geschichten aus dem alltäglichen Leben, aber mittlerweile habe ich mein Lieblings-Genre gefunden und schreibe in erster Linie Thriller.
Für meinen Heimatort Fuhrbach ist inzwischen auch das bezaubernde Märchen „Bebike" entstanden, dass man beim Fuhrbacher Fan-Shop käuflich erwerben kann unter …
http://td-dud.de/produkt- kategorie/fuhrbach/
Vita:
Die Autorin Renate Gatzemeier wurde am 30. April 1951 in Herzberg am Harz geboren. Seit Anfang der achtziger Jahre lebt sie mit ihrem Ehemann im beschaulichen Ferienort Fuhrbach,
der einen Ortsteil der mittelalterlichen Kleinstadt Duderstadt darstellt.
Ihre eBooks sind bei allen üblichen Buchhändlern sofort erhältlich.
Die Taschenbücher hingegen müssen oftmals erst bestellt werden.
Prolog
Der Krach in der Wohnung über Marion nahm stetig zu. Er war kaum noch auszuhalten. Aus dem anfänglichen Schaben war ein heftiges Poltern geworden. So, als würde jemand Möbel rücken. Obwohl sie sich bereits Ohrenstöpsel in die Ohren gepfropft und das Kissen über den Kopf gepackt hatte, wurde der Lärm immer unerträglicher. Sie versuchte die nervenraubenden Geräusche zu ignorieren, wälzte sich im Bett hin und her, fand jedoch keine Ruhe. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und in ihrem Schädel schien ein Presslufthammer am Werk zu sein. Wütend schlug sie die Decke zur Seite und sprang aus dem Bett. Diesmal nicht so leise wie vorhin. Mit den Füßen angelte sie nach ihren Hausschuhen und streifte sich eine am Stuhl hängende Strickjacke über. In der Küche setzte sie Kaffee auf
und steckte eine Zigarette in Brand. Während das koffeinhaltige Getränk röchelnd in die Kanne lief, schaltete sie an der Haustür die Außenbeleuchtung ein und warf einen Blick durch die Butzenscheiben nach draußen auf den Hof. Außer ihrem Kleinwagen war weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Noch während sie ihren Gedanken nachhing, klingelte das Telefon im Wohnzimmer. Hastig eilte sie dorthin. Unterwegs stolperte sie über eine Teppichkante und fiel der Länge nach zu Boden. Obwohl sie sich dabei den Kopf am Tischbein stieß, rappelte sie sich so schnell wie möglich wieder auf, um dem schrillen Ton ein jähes Ende zu bereiten. Ihre Hände zitterten und ihr Körper bebte, als sie den Hörer von der Gabel nahm.
„Ja, Hallo, wer ist da?", flüsterte sie und presste die Muschel fest an ihr Ohr.
Doch statt des erwarteten Keuchens
war nur ein Klicken zu vernehmen, bevor ein langgezogener Ton das Ende des Anrufes ankündigte.
„Neeeeeiiiiiiin! Du verfluchter Idiot!, schrie sie. „Was bildest du dir eigentlich ein wer du bist? Du kannst doch nicht mitten in der Nacht hier anrufen und dann einfach wieder auflegen, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Wir waren doch schon ein ganzes Stück weiter. Die Zeit des Schweigens sollte endlich der Vergangenheit angehören, du gottverdammter Scheißkerl!
Schluchzend umschloss sie mit beiden Händen den Hörer derart fest, dass die Handknöchel weiß hervortraten und sie von einem Weinkrampf geschüttelt zu Boden sank. Kleine schwarze Punkte tanzten vor ihrem geistigen Auge auf und ab. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in Armen und Beinen aus. Als es nahezu unerträglich wurde, gab sie dem Drängen ihres Körpers nach
und gestattete sich eine gnädige Auszeit.
Montag, 07. Oktober 2013,
23:50 Uhr
Marion Wobrich saß auf der Couch ihres Wohnzimmers. Die Arme um die angezogenen Beine geschlungen, betrachtete sie nachdenklich das knisternde Feuer im Kamin ihrer ebenerdigen Räumlichkeiten. Ab und zu nippte sie an dem Rotweinglas das vor ihr auf dem Tisch stand. Trotz der angenehmen Raumtemperatur begann sie allmählich zu frösteln und zog die Jacke enger um die Schultern.
Zusätzlich griff sie nach der am Fußende des Sofas liegenden Wolldecke, um sie über die Beine zu wickeln. Vor zwei Wochen erst war sie in die neue Wohnung eingezogen, die sich im Erdgeschoss eines alten Zweifamilienhauses befand. Die Zimmer über ihr wurden von dem alleinstehenden Besitzer als Zweitwohnung genutzt für den Fall,
dass er sich einmal in dieser Gegend aufhalten sollte. Es handelte sich um einen älteren Herrn, der irgendwo in Norddeutschland lebte und den sie bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Die Vermietung der Wohnung erfolgte über eine renommierte, Hamburger Immobilienkanzlei, deren Dienstälteste Maklerin ihr dieses einsam gelegene Anwesen empfohlen hatte. Das Haus befand sich etwas außerhalb von Fuhrbach, einem Ortsteil von Duderstadt. Nach dem tödlichen Verkehrsunfall ihres Ehemannes Maximilian hatte die zweiundfünfzigjährige Marion nach reiflicher Überlegung alles hinter sich gelassen und war von Hamburg ins südliche Niedersachsen gezogen. Aus Liebe zur Natur und der damit verbundenen Ruhe hatte sie sich für das Untereichsfeld entschieden, um in
dieser malerischen Umgebung noch einmal von vorn zu beginnen. Ein Wohnsitz auf dem Land war schon seit jeher ihr ganz persönlicher Traum gewesen.
Das Leben könnte trotz der Trauer um ihren Mann auch für die leidgeprüfte Marion einigermaßen angenehm sein, wäre da nicht die ständige Sorge um den geheimnisvollen Anrufer, der sie seit Freitag belästigte und der sie nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. Obwohl er bislang nicht ein einziges Wort mit ihr gesprochen hatte glaubte Marion zu ahnen, dass es sich am anderen Ende der Leitung um einen Mann und keine Frau handeln musste. Sie spürte seinen stickigen Atem ganz dicht an ihrem Ohr und glaubte seine körperlichen Ausdünstungen förmlich riechen zu können. Allein der Gedanke daran, dass er sie durch die großen Fenster heimlich beobachten könnte,
verursachte ihr eine Gänsehaut. Womöglich schaute er sogar während der Anrufe aus dem in der Nähe gelegenen Wald mit einem Nachtsichtfernglas zu ihr herüber und weidete sich an ihrer Angst. Viel schlimmer aber noch als das war die Vorstellung, ihn hinter einem der Büsche des weitläufigen Gartens versteckt zu wissen. Zu Marions Leidwesen verfügte das Wohnzimmer mit dem integrierten Wintergarten nämlich weder über Jalousien noch über Stores. Die schweren Übergardinen hatte sie wegen des modrigen und verqualmten Geruches am vergangenen Freitag in die Reinigung gegeben, aber aufgrund des dazwischenliegenden Wochenendes würden die Vorhänge erst am Mittwoch wieder abholbereit sein. Bis dahin musste sie sich noch in Geduld üben und zusehen wie sie mit der puren Nacktheit der Fenster zurechtkam. Das Wohnzimmer war der
größte und hellste Raum der ganzen Etage. Ihn gedachte Marion während der Übergangszeit als einzigen zu beheizen, da er ihren anheimelnden und wohlfühlenden Lebensmittelpunkt darstellte. In den ersten Tagen genoss sie den Ausblick durch den Garten zum nahegelegenen Wald, der bei Tageslicht unglaublich imposant wirkte, abends jedoch durch den zunehmenden Mond, welcher durch die Baumwipfel fiel, eher gespenstisch und bedrohlich wirkte. Dennoch mochte sie die Abgeschiedenheit und die damit verbundene absolute Stille. Hin und wieder konnte sie das Blöken von Schafen oder Kühen auf den angrenzenden Weiden hören, die sich auf ihre Weise bemerkbar machen wollten. Gelegentlich eilten auch Wanderer vorüber, die sich miteinander unterhielten und von denen sie nur Wortfetzen aufnehmen konnte. Ein bisschen Abwechslung tat gut, aber die
ersehnte Ruhe siegte letztendlich über den Wunsch nach menschlicher Nähe.
Das nächste Haus lag etwa zweihundert Meter von diesem Grundstück entfernt und wurde angeblich von einem kinderlosen Ehepaar mittleren Alters bewohnt. Der Mann und seine Frau betrieben neben ihrem eigentlichen Beruf einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb aus Freude an genau dieser Arbeit. Bei ihnen wollte Marion sich künftig die frische Milch und das Gemüse aus biologischem Anbau besorgen. Alles andere konnte sie im sechs Kilometer entfernten Duderstadt erledigen, wo sich auch ihre neue Arbeitsstelle befand. Zum Glück besaß sie einen Kleinwagen, der sie innerhalb kurzer Zeit von A nach B brachte, ohne dass sie auf den Bus angewiesen wäre. Am ZOB gab es genügend Parkplätze, wo sie ihren
Wagen gegen eine geringe Gebühr abstellen konnte.
Das Warten
Marion schaute nervös auf die Wanduhr, deren Zeiger sich unaufhörlich vorwärtsbewegten. Das leise Ticken, welches sie bislang als beruhigend empfunden hatte, ging ihr bereits seit gestern fürchterlich auf die Nerven. Wie so einiges andere auch stammte die antike Uhr mit dem Pendel aus dem Nachlass der verstorbenen Vormieterin Luise Findler. Marion war für jedes Teil dankbar gewesen, das sie nicht kaufen musste, sondern zu einem günstigen Preis übernehmen konnte.
Im Nachhinein ärgerte sie sich darüber, die schweren Fenstervorhänge nicht selber gewaschen zu haben, denn dann würden sie jetzt vermutlich schon
wieder an Ort und Stelle hängen. Doch diese Einsicht kam nun zu spät und ließ sich im Nachhinein nicht mehr ändern. Mittlerweile war es dreiundzwanzig Uhr fünfzig. Wenn sich der Anrufer an seinen Zeitplan der vergangenen Tage hielt, müsste er in etwa zehn Minuten von sich hören lassen. Beim ersten Mal am Freitag hatte das Telefon exakt um einundzwanzig Uhr geklingelt. Am darauffolgenden Samstag um zweiundzwanzig Uhr und am Sonntag um dreiundzwanzig Uhr. Da sich der Anrufer heute bislang noch nicht gemeldet hatte, rechnete sie diesmal um Mitternacht fest mit seinem Anruf.
Sie grübelte darüber nach was er mit der Zeitverschiebung wohl bezwecken könnte. Warum zögerte er das Telefonat tagtäglich eine Stunde hinaus? Gedachte er sie peu á peu auf eine bestimmte Uhrzeit vorzubereiten, oder wollte er sie mit den zeitlichen Abständen in Sicherheit wiegen, um
dann plötzlich zu einer völlig anderen Uhrzeit anzurufen? War es seine Absicht sie nur zu verunsichern, oder steckte etwas ganz anderes dahinter und er wollte sie in den Wahnsinn treiben? So sehr sie auch darüber nachdachte, ihr fiel keine plausible Erklärung ein.
Außer den neuen Arbeitskolleginnen kannte hier in Fuhrbach und Duderstadt doch kaum jemand eine Frau namens Marion Wobrich und schon gar nicht deren Telefonnummer die zwar im Telefonbuch stand, aber noch unter dem Namen der Vorbesitzerin Luise Findler. Im Zeitalter von Handys empfand Marion ein Festnetz im Grunde genommen als vollkommen überflüssig, zumal sie in der Regel kaum Anrufe erhielt. Dennoch wollte sie den Anschluss für Notfälle erst einmal behalten. Immerhin hatte sie ihr Handy schon des Öfteren verlegt und es erst
nach einigen Tagen durch Zufall wiedergefunden.
Mit dem festen Vorsatz, den mysteriösen Anrufer heute unbedingt zum Reden bringen zu wollen, wartete sie nahezu sehnsüchtig auf das Klingeln des Telefons. Er musste ihr endlich sagen wer er war und warum er sie belästigte. Sollte er entgegen aller Erwartungen doch noch immer nicht zu einem Gespräch bereit sein, müsste sie ihm eben eindringlich und nachhaltig zu verstehen geben, dass er mit dieser Form von Psychoterror bei ihr nichts erreichen würde, auch wenn in Wahrheit genau das Gegenteil der Fall war.
Trotzdem Marion sich auf diesen Anruf gut vorbereitet hatte, beschlich sie bei dem Gedanken daran ein ungutes Gefühl. Ihre Nervosität nahm mit jeder
weiteren verstrichenen Minute zu. Natürlich konnte sie den Telefonhörer auch einfach neben den Apparat legen und so tun, als wäre die Welt in Ordnung. Aber dann würde sie nicht erfahren wer darauf aus war sie psychisch derart unter Druck zu setzen.
Das Feuer im Kamin war allmählich heruntergebrannt und spendete kaum noch Wärme. Dadurch wurde es im Raum immer dunkler, denn neben dem wärmenden Effekt handelte es sich gleichzeitig auch noch um Marions einige Lichtquelle während der letzten Tage. Aus Furcht gesehen zu werden verzichtete sie vorübergehend auf eine zusätzliche Beleuchtung. Von Unruhe befallen rutschte sie auf dem Sofa hin und her, bevor sie sich zu einer aufrechten Sitzposition entschloss. Ihr Puls beschleunigte sich mit jeder weiteren Sekunde und ihr Blick glitt immer wieder zur Uhr. Nervös griffen
ihre Finger nach dem Glas mit dem letzten Schluck Rotwein, als das Telefon zu klingeln begann.
Erschrocken stellte sie das Rotweinglas schnell zurück auf den Couchtisch und stieß dabei vor Aufregung dermaßen unglücklich gegen die Tischkante, dass der Kelch klirrend zerbarst