Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Heroin: Drogen - Organ - Menschenhandel
Heroin: Drogen - Organ - Menschenhandel
Heroin: Drogen - Organ - Menschenhandel
eBook681 Seiten9 Stunden

Heroin: Drogen - Organ - Menschenhandel

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Vitae
Name Franz J. Bingenheimer
Geboren am 08.01.1945 in Oppenheim/Rheinland-Pfalz, (D)
Biografie
Erlernte zwei Berufe, besuchte die Technikerschule in Heidelberg. Danach Anstellung als Fernmelderevisor, Support-Ingenieur und Kaufmann. 1995 begann er zu schreiben. 2000 erschien sein Erster Roman "Keiner gibt uns die Zeit zurück". Fünf weitere Romane folgten.
Er lebt heute in Oppenheim am Rhein. Sein Ziel ist es, spannende, lebensnahe, Bücher zu schreiben.
Hobbys
Philosophie, Lesen, Wellness, Spazieren, Wandern.
Lieblingsautoren
Martin Heidegger/Karl R. Popper, (der Wortgewandtheit, Lebensweisheit) Heinz
Konsalik,Mario Simmel, (Dramaturgie, Ausdruckskraft in Wort und Schrift.)
Yuval Noah Harari ( Sein höheres Bewusstsein mit Blick auf die Welt, und unser Dasein auf dem Planeten Erde. )
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Feb. 2022
ISBN9783742770530
Heroin: Drogen - Organ - Menschenhandel
Autor

Franz Bingenheimer

Vitae Name Franz J. Bingenheimer Geboren am 08.01.1945 in Oppenheim/Rheinland-Pfalz, (D) Biografie Erlernte zwei Berufe, besuchte die Technikerschule in Heidelberg. Danach Anstellung als Fernmelderevisor, Support-Ingenieur und Kaufmann. 1995 begann er zu schreiben. 2000 erschien sein Erster Roman "Keiner gibt uns die Zeit zurück". Fünf weitere Romane folgten. Er lebt heute in Oppenheim am Rhein. Sein Ziel ist es, spannende, lebensnahe, Bücher zu schreiben.

Mehr von Franz Bingenheimer lesen

Ähnlich wie Heroin

Ähnliche E-Books

Polizeiverfahren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Heroin

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Heroin - Franz Bingenheimer

    Neapel

    Zur gleichen Zeit wird in Neapel der 22-jährige marokkanische Straßenhändler Ali Benjusuf vermisst.

    Seine Kleidung wird von einer Polizeistreife am Strand von Genua gefunden. Der Personalausweis, den man bei ihm findet, ist gefälscht. Denn er war illegal mit einem Überseeschiff über Spanien nach Italien vor wenigen Wochen eingereist.

    Von dem Geld, das er sich als Stricher und mit kleineren Drogengeschäften in Neapel verdient hatte, erkaufte er sich eine neue Identität. 

    Durch den neuen gefälschten Pass, den er vor wenigen Tagen bekommen hatte, fühlte er sich jetzt auf der sicheren Seite, wenn er in eine unverhoffte Polizeikontrolle kam. 

    Ahmed Jskandar, so lautete der richtige Name von Ala Benjusuf. Er war am 08.04.1998 im Libanon geboren und danach mit seiner Familie nach Marokko ausgewandert.

    Seinen richtigen Pass behielt der Fälscher in Genua und gab ihn weiter an den „Roten Mond." 

    So hatte die Untergrund-Organisation eine neue Identität, die man bei dem nächsten Mord der Polizei zuspielen konnte. Der gesuchte Mörder war somit niemals von der Justiz auffindbar. Den Lohn für die Ausstellung der gefälschten Papiere durfte der Fälscher selbst einbehalten.

    Dass Ala Benjusuf jetzt auf dem Zinktisch in der Pathologie der Universität Neapel lag, stand schon am Anfang seiner Flucht aus Afrika fest. 

    Noch lebte er und sah apathisch an die Decke der Leichenhalle. 

    Prof. Dr. Fuchs hatte ihm mit Morphin sein Bewusstsein ausgeschaltet, bevor er ihm bei lebendigem Leib die Transplantation-Organe entnehmen wollte. 

    Die Untergrund-Organisation „Roter Mond" hatte dem Marokkaner Ala Benjusuf, als er in Genua ankam, gute Geschäfte versprochen, und ihn in die Universität nach Neapel einbestellt. Es geht um Menschenhandel von Afrika nach Europa, sagte man ihm.

    In Wahrheit ging es um illegalen Organhandel. Dass er selbst das Organ besaß, das man benötigte, wusste er nicht. 

    Vor ein paar Stunden hatte man ihm in einem Nebenzimmer der Pathologie im Untergeschoss der Universität zur Begrüßung ein Getränk angeboten, dem hoch dosiertes Betäubungsmittel beigemischt war. 

    „Auf gute Zusammenarbeit", sagte der hinterlistige Professor, der freundschaftlich, mit einem Glas Champagner, mit ihm anstieß.

    Um ihn danach auf einem Seziertisch in der Pathologie für seine illegale Organentnahme vorzubereiten.

    Dieser kriminelle, korrupte Professor war Dr. Manfred Fuchs aus Deutschland! 

    „Der liebe Gott hat es mit mir nicht gut gemeint", sagte er öfter verärgert vor sich hin, wenn er sich im Spiegel ansah.   

    Sein knochiges schmales, abgemagertes Gesicht auf deren knollige Nase eine Brille mit Horn gläsern saß, passte zu seiner hässlichen Erscheinung. 

    Dass er mit seinen 1,56 Metern Körpergröße und seinem unmöglichen Aussehen keine Frau bekam, darüber wunderte man sich nicht, wenn man ihn an der Uni sah. 

    Klein und ungepflegt sah er aus in seinem zerknitterten Straßenanzug, der eher etwas zu groß für ihn ausgefallen war. 

    Auch war er keiner der besten Studenten seines Jahrgangs während dem Studium zum Arzt auf der Universität. Achtzehn Semester hatte er Medizin studiert, bis er dann endlich zur Prüfung zugelassen wurde. 

    Seine praktischen Fähigkeiten wären sehr gut, wenn es an das Sezieren von Leichenteilen in der Anatomie ging. Aber theoretisch sei er ein Versager, sagte der Dozent im Hörsaal der Universität in Heidelberg, in Anwesenheit aller Studenten. 

    Nach mehreren Fehlversuchen seine Approbation zu bekommen, fälschte er seine Zeugnisse und fing in der Chirurgie in Neapel an zu operieren. Er wurde durch seinen Ehrgeiz einer der besten Ärzte im Stadtkrankenhaus. Kurz vor dem er die Chirurgie Abteilung als Chefarzt übernehmen sollte, kam man in der Leitung der Klinik auf seine gefälschten Unterlagen.

    Die Geschäftsleitung des Krankenhauses ließ ihn wissen. Man würde von einer Anzeige Abstand nehmen und seine Arbeit könne er behalten. Nur an einem anderen Platz. 

    So wurde er durch die Möglichkeiten, die er hatte, Teil einer großen globalen Organhändler-Bande, die ihre kriminellen Vereinigungen weltweit über die Erde verzeigt hatte.

    20:30 Uhr war es, als Prof. Dr. Fuchs mit seiner grausamen Arbeit in der Anatomie der Uni von Neapel, vor Ali Benjusuf stand.

    Die ganze Nacht hatte er noch Zeit, um die Leichenteile zu sezieren. Der gespenstige Raum, in dem er arbeitete, war ohne Fenster. Und den einzigen Zugang zur Pathologie hatte er von innen abgeschlossen. Außer dem Gebäudeschutz waren sie alle schon im Untergeschoss der Klinik nach Hause gegangen. 

    Die Sicherheitsbeamten kannten ihn schon, wenn er des Öfteren am späten Abend unangemeldet in die Uni kam. 

    „Gehen sie wieder zu ihren Geistern?", fragte ihn das Wachpersonal makaber, ohne richtig zu wissen, was hinter den verschlossenen Türen geschah.

    Neben dem Zinktisch, auf dem Ali Benjusuf jetzt nackt lag, standen ein paar blaue Kühlboxen, in denen die Organteile, nachdem er sie seziert hatte, in Plastikbeutel gehüllt, in ein spezielles Eiswasser eingelagert wurden.

    Auf einem OP-Rollwagen, der griffbereit in seiner Nähe stand, stand außer seinen chirurgischen Operation-Instrumenten, noch eine 11/2 Galon – Flasche amerikanischer Whiskey. 

    Mit diesem hochprozentigen Alkohol betäubte er sich die Sinne, bevor er mit seiner grausamen Arbeit begann.

    Auf einem Computer-Monitor, an dem die Elektroden von Ali Benjusufs Körper angeschlossen waren, sah man jetzt die Herzfrequenz. 134/90 Puls-80. Ja! Es waren die diastolischen Werte eines gesunden Menschen, der sein Leben erst begonnen hatte. Sein Körper wurde jetzt nur noch künstlich beatmet, damit die Organe bis zur Entnahme reichlich mit Sauerstoff versorgt waren. Nur noch eine Narkose, die normalerweise ein Narkosearzt ausführen musste, und er konnte mit seiner grausamen Art des Tötens, das er Organentnahme nannte, beginnen.

    Ali Benjusuf lag jetzt regungslos, betäubt, mit starrem Blick auf dem Rücken und wartete auf seinen bevorstehenden Tod, dem er nicht mehr entrinnen konnte. 

    Eiskalt, ohne jede Gefühlsregung nahm Prof. Dr. Fuchs, wie er sich selbst gerne vorstellte, sein Skalpell, schaltete die OP-Strahler ein und zerstückelte den noch lebenden Körper des Opfers bis zur Unkenntlichkeit.

    Erst als ein Teil der Organe entnommen war, zeigte das Oszillogramm auf dem Monitor eine gerade Linie.

    Ali Benjusef war tot!

    Von der Angst des schrecklichen Ichs getrieben griff Fuchs Hilfe suchend nach seiner Whiskey Flasche, um seine bewussten Gedanken erneut zu betäuben. 

    Nachdem er einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen hatte, trennte er jetzt, mit zitternden Händen, das noch warme Herz nicht ganz fachgerecht aus seinem Corpus heraus. 

    Es war das letzte und wichtigste Organteil, das er entnahm. Fuchs war seit ein paar Monaten zum Massenmörder im Auftrag der Organ-Mafia in Europa geworden.

    Die ganze Nacht hatte er wieder gearbeitet, ehe er erschöpft auf seinen Drehstuhl zurückfiel. 

    Der süßliche Geruch, der im Wasser gelagerten Leichen, in den großen Steinsäure-Becken lag in der Luft, und bestimmte das Geschehen an dem fürchterlichen Tatort des Todes. 

    Von Ali Benjusuf war auf dem Zinktisch nicht mehr viel übrig.  Denn mit großer Fingerfertigkeit hatte er Nieren, Leber, Milz, Herz, Augen, aus dem leblosen Körper entfernt und in die Kühlboxen fachgerecht eingelagert. 

    Die Organe waren so vorbereitet, dass man sie in den nächsten Stunden an den Kliniken in Europa transplantieren konnte. 

    Die Whiskey Flasche, die griffbereit neben ihm stand, war nur noch Viertel gefüllt. Fuchs saß jetzt nervlich völlig am Ende auf seinem Drehstuhl vor der sezierten Leiche und weinte jämmerlich. Der Alkohol hatte ihn zermürbt und seinen Geist betäubt. >>Wie komme ich aus dieser Scheiße je wieder heraus? <<, stammelte er immer wieder verzweifelt vor sich hin. 

    Er wusste, dass es nicht mehr lange gut gehen konnte mit seiner illegalen grausamen Arbeit in der Pathologie der Universität. Vor 14 Tagen hatte er nach dem Konsumieren der Droge Kokain mit Heroin angefangen. Ihm war bewusst: War er nicht mehr verlässlich, würde man ihn beiseiteschaffen.

    Sein Nachfolger wird ihn aufschlitzen und seine Organe verkaufen, dachte er und sah sich schon selbst auf dem Seziertisch als Opfer. 8000 € gab man ihm nur im Monat! Was war das schon für diese Drecksarbeit, die er verrichten musste? Wenn er das Organ selbst verkaufte, bekäme er das Hundertfache.  Diese Gedanken ließen ihn seit einigen Tagen nicht mehr los. So beschloss er selbst, mit der Unterwelt in Neapel Verbindung, aufzunehmen. 

    Zwei Stunden hatte er jetzt noch Zeit, um seine Vorbereitungen für den illegalen Verkauf seiner entnommenen Organe zu treffen.

    Um 4:00 Uhr wollten sie kommen und die Organe abholen. 

    In einem kleinen Nebenzimmer der Pathologie, in dem er des Öfteren nach getaner Arbeit seinen Rausch ausschlief, hatte er sich ein älteres Sofa aufgestellt, neben dem ein abschließbarer Kühlschrank, mit großem Gefrieraufsatz stand. 

    Wenn man ihn nach dem Inhalt fragte, sagte er, es wären Kühlmittel für seine entnommenen Organe. 

    Dass er seine Whisky-Flaschen und Drogen, die ihm nie ausgehen durften, darin auch gelagert waren, durfte niemand erfahren. 

    Stark alkoholisiert legte er sich jetzt depressiv auf das alte abgenutzte Sofa und schmiedete einen fürchterlichen Plan. 

    Heute Nacht noch wollte er in die Bar „Zum Snowman" gehen und mit dem Türsteher Kontakt aufnehmen. 

    Dass der korrupte Türsteher für ein paar 1000 € namhafte Adressen aus spuken würde, das wusste Manfred Fuchs. 

    Nie wieder wollte er arm sein, dachte er, während er grinsend den letzten Schluck Whiskey aus seiner Flasche gierig trank. 

    *

    Frankfurt.

    Kai Raimann saß jetzt nachdenklich zurückgelehnt in seinem luxuriösen Auto vor der internationalen Bank. Die 50.000 €, die er in seiner linken Brusttasche spürte, gaben ihm endlich das Gefühl der finanziellen Freiheit, die er sich schon lange erhofft hatte und die jetzt für ihn beginnen sollte.

    Kurz entschlossen nahm er sein Smartphon und rief die Kundendienstleitstelle seiner Firma an.

    >>Ja, ich bin es Kai! <<, unterbrach er seinen Arbeitskollegen der sich meldete.

    >>Ich habe starke Zahnschmerzen und müsste dringend zum Zahnarzt. Kann ich etwas früher nach Hause gehen? <<, fragte er.

    >, >Wenn es sein muss! Du hast doch Zahnweh oder nicht? <<,

    Ja, es ist sehr schmerzhaft, log er gekonnt.

    >>O.K., dann bis morgen! <<, antwortete sein Arbeitskollege etwas verärgert, weil es schon wieder Probleme mit ihm gab, und trennte das Gespräch.

    Dass er in der Herrenboutique „Herot" auf der Zeil, der größten Geschäftsstraße in Frankfurt einkaufen wollte, konnte er ihm doch nicht sagen. 

    „Da kannst du armes Würstchen doch nicht einkaufen, mit deinen paar Cents", die Du verdienst in deinem Beruf als Service-Techniker, hätte er zu ihm gesagt und ihn ausgelacht.

    So gegen 16:00 Uhr betrat er eines der nobelsten Herrengeschäfte, die es in der Frankfurter City gab.

    Die Herrenboutique führte nur die besten Textilien! 

    Boss, Hermes und Armani, waren nur einige der besonderen Kleidungsstücke, die sie in ihren gut dekorierten Schaufenstern ausgestellt hatten.

    Mit seinem dunkelblauen abgetragenen Sakko und den etwas verwaschenen Jeans fiel Kai sofort auf, als er durch die Drehtür den feudalen Herrenladen betrat. 

    Die zwei Verkäuferinnen der Herrenboutique, die ihn an Models auf einem Laufsteg in Paris erinnerten, schauten ihn verblüfft an, als sie seine verschlissene billige Kleidung sahen.

    Was will der denn hier! Würden sie wohl denken, dachte Kai etwas beschämend und überlegte sich, ob er wohl doch nicht besser die Boutique verlassen sollte. 

    Die schwarzhaarige junge Verkäuferin, die in etwas an eine brasilianische Sambatänzerin in Rio de Janeiro erinnerte, kam eilig auf ihn zu. 

    >>Wir verkaufen nur an Boutique Klubmitglieder mit Kundenkarte<<, lies sie ihn freundlich, bestimmend wissen um in los zu werden. 

    >>Ich zahle in bar! <<, antwortete Kai freundlich. 

    Sein Geld reicht noch nicht für ein Paar Socken in unserer Boutique! dachte sie, während sie ihn abwertend von oben bis unten noch einmal heimlich musterte. 

    Kai hatte sich, ehe er in den Laden ging 7000 € zu einer Rolle gewickelt und in die Hosentasche gesteckt.

    >>Reicht das nicht? <<, fragte er verärgert zynisch und zeigte der Verkäuferin beiläufig die Geldscheine. 

    >>Oh! Entschuldigen sie bitte! Sie wissen ja<<, antwortete sie verlegen, nachdem sie den Bündel Euroscheine, gesehen hatte.

    >>Möchten Sie einen Kaffee? <<, fragte plötzlich ihre charmante blondhaarige etwas jüngere gutaussehende Kollegin, die das Geschehen aus nächster Nähe beobachtet hatte.

    >>Ja, gern! <<, antwortete Kai sofort siegesbewusst.

    lies die schwarzhaarige Dame mit einem abweisenden Blick stehen und ging auf attraktive, geschäftstüchtige Verkäuferin zu.  

    Die beiden Boutique-Angestellten waren auf solche Situationen eingearbeitet. 

    Drohte das überraschend gute Geschäft zu platzen, sprang die Kollegin sofort ein. So hatte man eine neue Ausgangsposition, um doch noch einen erfolgreichen Geschäftsabschluss zu bekommen.

    Kai kannte diese Strategie! In tagelangen Kundendienstschulungen hatte man ihm das Verhalten gegenüber den Kunden beigebracht. Nur ging es bei ihm um Aufträge in Millionenhöhe.

    >>Kommen Sie bitte, ich berate sie gerne! <<, lies die Verkäuferin ihn wissen und versuchte ihren unwiderstehlichen Charme, den sie besaß, für Ihren Verkauf einzusetzen.

    Durch eine verglaste halbhohe Pendeltür, die auch als Spiegel geeignet war, führte sie ihn in ein kleines Nebenzimmer. 

    >>Setzen Sie sich bitte! Ich bin Naomi, die Chefin der Boutique<<, sagte sie selbstbewusst, während dem sie in Front zu ihm einen Kühlschrank öffnete und dabei in die Hocke ging. 

    Ihr kurzer schwarzer Minirock war jetzt weit hoch über die Oberschenkel ihrer langen schlanken Beine gerutscht, sodass man ihren aufreizenden Po, der nur mit einem roten knappen String bedeckt war, sehen konnte.

    >>Möchten Sie Kaviar, oder lieber etwas Lachs mit Wachteleiern<<, fragte sie und hielt in der reizvollen Stellung inne.

    >>Das dürfen Sie entscheiden<<, antwortete Kai ganz verlegen und genoss den erotischen Einblick, den sie ihm freigab.

    In dem schwarzen kurzen Lederrock und dem engen roten Pulli, durch den die Spitzen ihrer Brüste zu erkennen waren, sah sie frivol und verführerisch aus. 

    Vierundzwanzig Jahre, älter war sie nicht, schätzte Kai. Eilig nahm sie noch ein Champagner-Piccolo aus dem Kühlschrank, stand auf und kam auf ihn zu. 

    >>Jetzt habe ich es endlich<<, meinte sie und setzte sich ihm gegenüber an einen kleinen runden Tisch, an dem drei ledergepolsterte Korbsessel standen.

    An der Wand hingen Autogrammkarten von namhaften Prominenten aus der ganzen Welt. 

    Rod Stuart, Omar Sharif, Bruce Willis und Sportler wie Boris Becker, durften an ihrer prominenten Wand auch nicht fehlen.

    >>Waren sie alle schon da? <<, fragte er sehr interessiert, um einen Gesprächsstoff für ihre Unterhaltung zu finden. 

    >> Ja klar! bei uns verkehrt nur die nobelste Gesellschaft! <<, antwortete sie, sah ihm für ein paar Sekunden tief in die Augen und reichte ihm ein Glas Champagner, das nur zur Hälfte gefüllt war. Kai nahm ein kleines Stück Weißbrot, auf dem der rote Kaviar reichlich belegt war, und versuchte es. 

    >>Es schmeckt vorzüglich<<, merkte er genussvoll an mit halb vollem Mund.

    >>Prost! <<, erwiderte sie, während sie das Sektglas mit ihm anstieß.

    Dabei kam sie so nah an ihn heran, dass er ihren Atem spüren konnte. Ein Hauch von prickelnder Erotik, ließ den Augenblick für beide zu einem Erlebnis werden.

    >>Auf gute Geschäfte! <<, erwiderte er und trank das Glas Champagner in einem Zug leer.

    So hatte er noch nie eingekauft. Jetzt verstand er auch, dass Shopping zu einem Erlebnis werden konnte, wenn man nur das notwendige Geld dazu hatte. 

    Naomi Kramer hatte es wieder einmal geschafft, ihren Kunden auf einen guten Geschäftsabschluss vorzubereiten.

    >>Möchten Sie noch ein Glas Champagner? Oder möchten Sie sich erst einmal unsere schicken Auslagen ansehen <<, fragte sie und lächelte ihn dabei charmant an. 

    >>Ich suche einen schicken Anzug für besondere Anlässe und eine Kombination<<, legte er sich gleich fest, während sie aufstanden und zu den voll behangenen Kleiderständern gingen.

    >>Wir werden schon etwas Hübsches für Sie finden<<, merkte sie an, und führte ihn durch die Herrn-Boutique. 

    An alles hatte man in der noblen Boutique gedacht. Einkleidung von Kopf bis Fuß. Sogar Schuhe, Herrenschmuck und der dazu passende Binder lag für den Kunden bereit.

    Vor den langen Reihen der Kleiderständer standen maßgefertigte Dekorationspuppen, die vollständig, fachgerecht bekleidet waren. 

    >>Dieser würde mir gefallen! <<, sagte Kai und zeigte auf eine der angezogenen dekorierten Puppen.

    Es war ein dunkelbrauner Anzug, mit silbernen Nadelstreifen durchzogen. Er war aus den edelsten Stoffen hergestellt. Was ihm sofort auffiel! Keines der Kleidungsstücke war mit Preisen ausgezeichnet. Es wäre eine Beleidigung für den Kunden gewesen, ihn mit dem Preis vor dem Kauf der Ware zu beeinflussen.

    >>Geld hat man, oder? <<, sagte Naomi Kramer einmal zu einem ihrer Kunden, als er nach dem Preisschild fragte. 

    >>Ja, das könnte hinkommen! <<, meinte sie und schaute unter den Kragen der Jacke, die einer Puppe angezogen war.

    Möchten Sie die Garderobe komplett? <<,

    >>Wenn der Anzug passt<<, erwiderte Kai und ging in eine der großen Umkleidekabinen, um sich auszuziehen.

    In der Zwischenzeit stellten die beiden Verkäuferinnen eine weitere komplette Garderobe für ihn zusammen.

    >>Wie war ihr Name noch mal bitte? <<, fragte ihn Naomi Kramer, die unbemerkt herbeigeeilt war, um auf seine besonderen Wünsche einzugehen.

    >>Sie dürfen mich ruhig Kai nennen! <<, antwortete er laut aus der Ankleidekabine, so dass man es bis an die Kasse hören konnte. Da Kai den Vorhang nicht ganz zugezogen hatte, konnte sie seinen männlichen fast nackten makellosen Körper sehen. Nur einen dunkelblauen Slip hatte er noch an. Die Konturen seiner Männlichkeit waren für sie klar zu erkennen.

    So einen sportlich durchtrainierten, braun gebrannten Körper hatte sie seit langer Zeit nicht mehr in ihrer Boutique bewundern können. Der muskulöse Körper und sein knackiger Hintern, den sie sah, brachte sie in eine leichte sexuelle Erregung. 

    Mit ihm würde sie auch einmal ausgehen! Wenn er sie danach fragen würde, dachte sie, während sie ihn heimlich weiter, in der Garderobe, beobachtete. 

    >> Geben sie mir bitte den Anzug? <<, bat Kai sie, nachdem er sie im Wandspiegel vor der Ankleidekabine stehen sah. 

    Dass sie ihn beobachtet hatte, gefiel ihm. Er hatte es längst schon bemerkt. 

    >>Ja! antwortete sie erschrocken, als habe man sie bei etwas Verbotenen ertappt und ging auf den nicht ganz geschlossenen Vorhang zu. 

    Kai zog den Vorhang jetzt ganz zur Seite. 

    >>Hoffen wir das es passt? <<, sagte er erfreut, und lächelte sie an. 

    Eilig gab sie ihm die Bekleidung und sah ihn dabei etwas verlegen an. Dann wollte sie gehen.

    >>Bleiben sie bitte, Naomi! <<,

    Jetzt sprach er das erste Mal ihren Vornamen aus. Kai zog den Vorhang ein wenig zu und probierte die Kleidung an, die sie ihm zur Anprobe gegeben hatte. 

    >>Das war ja noch nie da! <<, sagte sie zu ihrer Kollegin, die mit neu ausgesuchten edelsten Kleidungsstücken herbeigeeilt war.  Alles passte, als sei es extra für ihn maßgeschneidert angefertigt worden. Hemd, Binder, Hose, Socken und sogar der Anzug saßen wie für ihn wie maßgeschneidert. 

    >>Die passenden Schuhe noch bitte! <<, sagte Kai scherzend. 

    >>Was haben Sie denn für eine Schuhgröße? <<, fragte sie zu seiner Überraschung.

    Wie konnte er wissen, dass es in einer Bekleidungsboutique auch Schuhe gab!

    >>Dreiundvierzig, vierundvierzig<<, antwortete er zögernd, erfreut über seinen gelungenen Einkauf.

    In wenigen Minuten hatte ihre Kollegin ein paar auf die Kleidung abgestimmte edle Designer-Schuhe herbeigeholt. 

    Auch sie passten, wie für ihn bereitgestellt. 

    Schnell schlüpfte er hinein und stellte sich stolz vor die Ankleidekabine. 

    >>Laufen sie mal bitte ein Stück, <<, forderte Naomi ihn auf. 

    Kai bewegte sich absichtlich so elegant in der Boutique auf und ab als sei er auf einem Laufsteg in Mailand. 

    >>Sie könnten bei der nächsten Modeschau in meinem Hause mitlaufen<<, ließ ihn die Chefin wissen, nachdem sie die spaßige Einlage von ihm sah.

    >>Das nehme ich! <<, sagte er hocherfreut bestimmend, ohne nach dem Preis der Kleidung zu fragen. 

    Kurze Zeit später hatte er den Anzug und verschiedene Kleidungsstücke gekauft. Jetzt war die Tür am Eingang aufgegangen und ein neuer Kunde betrat die Boutique.

    >>Hallo, Mister Becker! <<, rief die blonde, Verkäufern ihm zu, ging ihm eilig entgegen und gab ihm die Hand.

    Seine teuer auffällige Rolex-Uhr an seinem Handgelenk war nicht zu übersehen. Das Zifferblatt seiner Uhr war dezent mit Diamanten in Goldrand eingefasst. 

    Am rechten Ringfinger trug er einen goldenen Siegelring, in den ein Saphir eingelegt war.

    Als Kai die Rolex-Uhr gesehen hatte, zog er, ohne es zu wollen, seine Ärmel an seiner Jacke etwas herunter. Denn seine billige Quarzuhr, die er bei Neckermann für 30 € gekauft hatte, passte nicht in diese noble Boutique. 

    Naomi Kramer war schon zur Kasse gegangen und hatte seine Kleidung bereitgestellt.

    >>Wohnen sie in Frankfurt? <<, fragte sie ihn interessiert.

    Dabei blickte sie ihm anhaltend fest in seine Augen.

    >>Warum? <<, fragte er verlegen.

    >>Wir bringen ihnen die Kleidung auch auf Wunsch nach Hause! Kostenlos versteht sich<<, bot sie ihm mit listiger Klugheit an, um ihr Interesse an ihm zu unterstreichen. 

    >>Nein, nein! Ich nehme sie schon mit<<, erwiderte Kai. 

    Naomi Kramer drehte jetzt zweimal an der Kurbel der nostalgischen alten Ladenkasse, so dass die Schublade, in der das Geld lag, kräftig aufsprang. 

    >>3416 € <<, sagte sie erfreut, während sie ihm die handgeschriebene Quittung auf den kleinen Tisch legte. 

    Kai nahm etwas zögernd überrascht von dem Rechnungsbetrag den Bündelgeldscheine aus seiner Hosentasche und legte 4000 € auf den kleinen antiken Tisch neben der Kasse. 

    >>Ich habe leider nur einen 500 € Schein! Wechselgeld benötigen wir nicht! Bei uns wird nur mit Karte gezahlt! <<, lies sie ihn entschuldigend wissen. 

    >>Ist schon in Ordnung so! <<, antwortete er, zwinkerte ihr zu mit dem linken Auge und steckte die restlichen 500 € Scheine ein. >> Oh! herzlichen Dank! hier ist meine Visiten-Karte. Wir würden uns freuen, wenn sie uns wieder besuchen! <<, meinte sie und blickte ihm noch einmal kurz intensiv in die Augen. 

    Ihre Blicke verrieten ihm, dass da mehr war, wie das geschäftliche Interesse. Naomi Kramer lies in ihren Gedanken nicht locker!

    Denn sie wollte ihn unbedingt wiedersehen. 

    >>Ich komme auch gerne zu Hause bei dir vorbei, wenn du eine Kleidung nach Maß möchtest <<, sagte sie so leise jetzt zu ihm, dass nur er es verstehen konnte.

    >>Ich bin doch kein alter Mann der nicht mehr laufen kann<<, erwiderte er ungewollt und gab ihr gefühlvoll die Hand. 

    Für einen Augenblick hielten sie ihre Hände gegeneinander leicht fest. Dann schaute er sie noch einmal an, lies ihre Hand los und ging zum Ausgang.

    >>Halt! Du hast deine Einkaufstüte mir der Kleidung vergessen! <<, rief sie ihm nach und lief ihm hinterher.

    Beide lachten sie jetzt und dachten das Gleiche. Dann verließ er zufrieden die Boutique.

    Auf der Geschäftsstraße war reger Einkaufsbetrieb. Man musste vorsichtig sein, wenn man über die breite, mit grünen Bäumen angelegte Fußgängerzone ging. Denn einige junge Leute fuhren mit ihren Inlineskater mit hoher Geschwindigkeit über die von Menschen belebte Einkaufsmeile. 

    Öfter kam es vor, dass ein vorbeifahrender Inlineskater mit einem Fußgänger absichtlich zusammenstieß. Nicht selten hatte sich der Schuldige nach wenigen Sekunden aus dem Staub gemacht. Und die Brieftasche samt dem Schmuck am Körper war gestohlen. Bis man es bemerkte, war der Dieb über alle Berge. 

    Kai nahm neugierig die Visitenkarte, die er vom Naomi bekommen hatte, aus seiner Jackentasche und las.

    Armani-Club Boutique für Herrenmode Inhaberin: Naomi Kramer stand auf der Karte in goldener, geschnörkelter, auffälliger Designer Schrift.

    Nachdem er die Visitenkarte gelesen hatte und einstecken wollte, bemerkte er, dass auf der Rückseite noch etwas von Hand geschrieben stand.

    Ruft mich an, wenn du möchtest!  069 … 

    >>Das werde ich tun! <<, sagte er laut vor sich hin, schmunzelte, und steckte freudestrahlend die Visiten-Karte wieder in seine Jackentasche zurück.

    Eine Frau, die an ihm vorbeiging, und sich angesprochen fühlte, sah ihn verwundert an. Kopfschüttelnd schaute sie ihm hinterher.

    Jahrelang passierte nichts Besonderes in seinem Leben und plötzlich lief alles bestens für ihn! dachte er, während er mit seinem dunkelblauen, sportlich tiefer gelegten BMW in Gedanken an Naomi Kramer nach Hause fuhr. 

    Innerhalb von wenigen Stunden hatte sich sein Leben  verändert. Das viele Geld, das er bekommen hatte. Kontakte, zur gehobenen Gesellschaftsschicht und einen Auftrag, der ihn reich machen sollte. War es ein Traum? Nein! Es war das pure Leben, das er jetzt endlich in sich spüren durfte. 

    Jetzt hatte er es geschafft, dachte er überglücklich und fuhr, ohne es wahrzunehmen, mit überhöhter Geschwindigkeit durch die vom Verkehr belebte Frankfurter Innenstadt. 

    Gut gelaunt ging er eilig, nachdem er sein Wagen in der Tiefgarage abgestellt hatte, zum Aufzug, der ihn in seine Wohnung bringen sollte. Eine ältere Frau, die ihn gesehen hatte, hielt ihm den Aufzug an, damit er zu steigen konnte.

    Das Glück hatte auch endlich ihn getroffen. An seinen Gedächtnisverlust vor wenigen Stunden dachte er nicht mehr.  Warum auch? Eine schwere Krankheit passte nicht zu seinem perfekten Lebensglück, das er glaubte, gefunden zu haben. 

    >>Danke, Frau Schneider! <<, sagte Kai freundlich zu der älteren Dame, als er näherkam und sie erkannte. 

    Sie wohnte im gleichen Stockwerk wie er. Man wechselte ein paar nette Worte, wenn man sich begegnete, mehr aber nicht. 

    Der Aufzug war jetzt in der achten Etage angekommen.

    >>Schönen Abend! Herr Raimann! <<, wünschte ihm die Frau freundlich, als sie vor ihm den Aufzug verließ. 

    Seine kleine Wohnung war gegenüber dem Auszug. Es waren nur wenige Schritte bis zu seiner Wohnungstür. 

    Während er nach seinem Wohnungsschlüssel suchte, hörte er, dass leise Musik aus seiner Wohnung kam. Komisch, nur sein Freund Ken hatte noch einen Schlüssel, dachte er.

    Erst vor wenigen Tagen hatten sie beide die Zweitschlüssel ihrer Wohnung getauscht. Nur im Notfall wollten sie davon Gebrauch machen. Es war sehr merkwürdig für ihn. Seine Wohnung war auch nicht mehr verschlossen! Durch eine leichte Drehung des Schlüssels nach rechts ließ sich die Wohnungstür öffnen. 

    >>Ken, bist du es? <<, > rief er vorsichtig und ging in die Richtung, aus der er die Musik kam. 

    Durch die weit offenstehende Tür in der Diele konnte er jetzt ungehindert in das Bad sehen. 

    Was er sah, stockte ihm den Atem!

    Es war die Angst, die blitzschnell in ihm hochkroch und ihn fast erstarren ließ.  Langsam zögernd, was ihn erwartete, ging er weiter ins Bad.  Jetzt erst konnte er richtig erkennen, was in seiner Abwesenheit in seiner Wohnung, geschehen war. 

    Sein alter Freund Ken lag leblos auf dem Rücken im kalten Wasser der halb vollen Badewanne. 

    Seine leblosen Augen waren weit geöffnet! 

    In dem starren Blick seiner Pupillen sah man die Angst der letzten Sekunden vor seinem Tod. 

    Sein nackter, von den Drogen abgemagerter Körper zeigte mehrere blaue Flecken , die mit Blut unterlaufen waren.

    Jetzt sah Kai das furchtbar Schreckliche.

    Man hatte seinem Freund die Zunge auf grausamste Weise aus dem Mund herausgeschnitten. 

    Das seichte, eklige, riechende Wasser, in dem er lag, war rot von seinem Blut gefärbt. 

    Und auf dem Boden vor der Badewanne, lag ein stark verschmutztes, gebrauchtes Heroinbesteck mit einem dünnen Gummischlauch. Nicht weit davon lag eine gebrauchte Einwegspritze, die mit klebrigem Blut beschmiert war. 

    Auf seinem linken Oberarm hatte man ihm ein kleines Zeichen mit einem spitzen Gegenstand tief in die Haut eingeritzt. Es sah aus wie die Sichel eines Mondes. 

    Was Kai nicht wusste: Es war das Zeichen der Untergrundorganisation „Roter Mond", die in Europa die Vorherrschaft im Rauschgiftgeschäft übernehmen wollte. 

    Koste es, was es wolle! Die Toten, die die Operation „Weißer Schnee", so nannten sie das Vorhaben, forderten, nahm man skrupellos in Kauf. 

    Kai stand jetzt wie angewurzelt unter Schock, in Angst, zitternd, in Unruhe im Bad. Sein Gesicht war zu einer aschfahlen Grimasse erstarrt. Mit Blässe im Gesicht las er den kurzen Satz, der, mit einem fast schwarzen Lippenstift, auf dem Spiegel über dem Waschbecken geschrieben stand. 

    Wo ist das Rauschgift!

    Es musste eine Frau gewesen sein, die seinen Freund auf grausame Weise umbrachte, dachte er sofort.

    Plötzlich ertönte der Rufton von seinem Telefon! 

    Kai erschrak so heftig, dass ihm fast das Herz stehen blieb.  Lass es klingeln, nur nicht jetzt zum Telefon, dachte er in Apathie. 

    Schreckliche, grausame Gedanken verwirrten jetzt seine Sinne. >>Einen kühlen Kopf muss ich behalten<<, sagte er leise vor sich hin, sodass er sich selbst hören konnte. 

    Was sollte er tun? Normalerweise musste er jetzt die Polizei holen. Nein, das wollte er nicht! Seine Fingerabdrücke waren überall. Keiner würde ihm glauben, dass er unschuldig war und mit dem Mord nichts zu tun hatte.

    Oh Gott! 46.000,00 € Schwarzgeld hatte er noch in der Tasche.  Und dann! Die teuren Kleidungsstücke, die er sich in der Boutique gekauft hatte. Wie sollte er es ihnen erklären, woher plötzlich das viele Geld kam? 

    Man würde ihn sofort mit allem, was in seiner Wohnung geschah, in Verbindung bringen. Drogen, Mord!

    Was stand alles noch dahinter? 

    In den Knast würde man ihn bringen und ungerecht ein Leben lang hinter Gitter sperren, dachte er.

    Kai Raimann war völlig überfordert mit der eingetretenen Situation und tat das Falsche. 

    >>Ganz ruhig! <<, sagte er sich immer wieder in seinen Gedanken, um nicht in Panik zu geraten. 

    Das Telefon hatte jetzt aufgehört, zu klingeln. 

    Wie hatte er immer zu seinem Freund Ken gesagt, wenn er dem Elend nahe am Boden zerstört um Hilfe flehte!

    „Hör auf mit den Drogen. Sie bringen dir langsam, aber sicher den grausamen Tod!" Auf keinen Fall wollte er mit seiner Drogensucht konfrontiert werden. Ohne dass er es wollte, war er soeben zur Hauptfigur in diesem grausamen Drogengeschäft geworden. 

    Jetzt erst sah er, dass Ken seine Hand krampfhaft vor seinem Tod verschlossen hatte. Ohne zu überlegen, dass sein Fingerabdruck ihn des Mordes überführen konnte, nahm er die Finger der Hand und öffnete sie mit etwas Gewalt. 

    Einem Toten hatte er noch nie die Hand geöffnet. Das Leben war aus seinem Körper gewichen. Sein Freund war unbeweglich und steif geworden. Die Totenstarre war schon eingetreten.

    Was bedeutete die Zahl „1009", die mit einem Kugelschreiber in die Innenfläche seiner Hand geschrieben war? 

    Was war das für eine geheime Nummer? dachte er. Dann legte den leblosen Arm vorsichtig zurück auf seinen erkalteten, toten, mit Blut befleckten menschlichen Körper. 

    Hatte er jetzt den Schock und die Angst überwunden? Nein, jetzt erst begriff er langsam, was geschehen war! 

    In den fürchterlichen Gedanken, dass sein Freund auf grausamste Art ermordet wurde, saß er traurig, nervlich völlig am Ende, ratlos auf dem Rand der Badewanne und weinte. 

    „Lass endlich die Finger von den Drogen! Es wird dich dein Leben kosten", sagte er noch vor ein paar Tagen zu ihm. 

    Eine halbe Stunde musste er schon nach einer Lösung suchend auf dem Rand der Badewanne gesessen haben, als der Anrufbeantworter seines Telefons sich einschaltete, und ihn in die grausame Gegenwart zurückholte. 

    >>Hallo Kai! Hier ist Beate. Wo warst du? Ich habe in der Bar „Serena" auf dich gewartet. Ruf mich bitte dringend zurück! Es geht um Ken<<, sagte seine Bekannte auffordernd. Dann trennte sie das Gespräch. 

    Kai sah sich jetzt ängstlich um. Seine Fingerabdrücke waren überall. Nein, er konnte in seiner Situation keine Polizei anrufen. Sie hätten ihm nicht geglaubt. Außerdem hatte ihn die alte Frau im Aufzug vor einer Dreiviertelstunde gesehen. Diese Zeugenaussage reichte aus, um ihm den Mord an seinem Freund in die Schuhe zu schieben. 

    Nach reiflicher Überlegung beschloss er noch heute Nacht die Leiche an einen anderen Platz zu bringen und alle Spuren, die ihn verdächtig machen konnten, zu beseitigen. 

    In Übelkeit dem Erbrechen nahe, zog er gegen seinen Willen den Stöpsel des Ablaufes der Badewanne heraus. 

    Das rote, mit Blut gefärbt nach Urin penetrant riechende Wasser konnte jetzt ungehindert ablaufen. Dann brauste er den nackten Körper seines leblosen Freundes mit einem Badetuch ab. 

    Woher hatte er nur die Kraft, dies alles zu tun? Ja, die Macht der Angst trieb ihn zu dem Unmöglichen! 

    Die Zunge, die jetzt wie ein Stück lebloses Fleisch eines Tieres auf dem Boden der ausgelaufenen Badewanne lag, sah ekelerregend aus und musste beseitigt werden. 

    Mit einem Stück Toilettenpapier hob er, ohne hinzusehen, die abgetrennte Zunge seines Freundes auf, und warf sie mit großer Überwindung in die Toilettenschüssel. 

    Das blasse Gesicht und der kalte Angstschweiß auf seiner Stirn zeigten jetzt den seelischen Zustand, indem er sich befand. 

    Durch das mehrmalige kräftige Drücken der Wasserspülung wurde das Teil der Zunge seines Freundes, in wenigen Sekunden in den Abwasserkanal gespült.

    „1009". Wo hatte er diese Nummer schon einmal gehört? fragte er sich immer wieder, bis es ihm einfiel. 

    Ja, es war das Postfach von Ken! 

    Eilig holte er eine Wolldecke im Wohnschlafzimmer und legte sie über die Leiche in der Badewanne, die ihn mit seinen leblosen, weit geöffneten Augen leblos, anstarrte. 

    Dann ging er in den Schlafraum zurück, um nach seinem Geheimfach zu sehen. Jetzt bemerkte er, dass alle Türen seines Schlafzimmerschrankes offenstanden. Alle Kleidungsstücke waren ausgeräumt. Zerstreut lagen sie auf dem Boden verteilt im Zimmer umher. In Eile, von der panischen Angst vorangetrieben, zog er die Sockelleiste seines Kleiderschrankes nach vorn weg. 

    Ja, sie war noch, da, seine kleine Kassenbox! die er sicher an einem geheimen Platz versteckt hatte, den man nicht so schnell ausfindig machen konnte. 

    Kontoauszüge, Personalausweis und den Zweitschlüssel von Kens Wohnung bewahrte er darin auf. 

    Eilig nahm er die kleine Geldkassette unter dem Schrank hervor und kontrollierte den Inhalt. Nichts fehlte! 

    Es war ein sicheres Versteck, auf das man erst einmal kommen musste. Die 46.500,00 € Schwarzgeld, die er noch nach seinem luxuriösen Einkauf übrighatte, nahm er aus seiner Jackentasche und legte sie in die Geld-Box. Dort war das Geld vorerst am sichersten. Danach holte er die Wohnungsschlüssel von Ken heraus, schloss die Kasse wieder ab, und schob sie so weit, wie es möglich war, unter den Schrank weit zurück. 

    Durch das sorgfältige Einklicken der Holzleiste an der Vorderseite des Schlafzimmerschrankes war das geheime Versteck nicht mehr zu sehen. Er sah, „1009", stand auf dem kleinen Schlüssel eingestanzt, der an Kens Schlüsselbund hing.

    Ja, er wollte und musste es wissen, was in dem Postfach lag, bevor ein Fremder ihm zuvorkam. 

    Eilig verließ er in Gedanken an das Geschehene die Wohnung und fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage des Hauses. Ängstlich schaute er sich noch einmal um, bevor er in seinen Wagen stieg.

    Von panischer Angst getrieben, fuhr er jetzt in Gedanken mit dem schrecklichen Anblick seines toten Freundes zum Postamt.  Als er ohne jedes Zeitgefühl ankam, sah er, dass die Post schon geschlossen war. Eilig stieg er aus und sprang leichtfüßig an den Post-Eingang. Aufatmend sah er den Türöffner. Mit seiner normalen Euroscheckkarte, die er zum Glück dabeihatte, konnte er über eine Codierung-Tastatur, die neben der Außentür angebracht war, die Tür zum Vorraum des Postamtes öffnen. 

    Jetzt kam er ungehindert in den Vorplatz der Poststelle, von dem man die Schließfächer erreichen konnte. 

    Da das Postamt schon geschlossen hatte, war er ganz allein in der großen Vorhalle. Sich noch einmal umschauend, dass er nicht beobachtet wurde, öffnete er das Schließfach. 

    Mit der Angabe, er wäre selbstständiger Unternehmer, hatte sich sein Freund ein größeres Postfach angemietet. Mehrere Päckchen, die man als Briefpost verschicken konnte, lagen im Fach.

    Sie waren mit einem Aufkleber für den Bücherversand versehen. Der Absender, der seltsamen Post, war von einem Buchverlag in der Schweiz gekennzeichnet. 

    Was wollte er mit so vielen Büchern? dachte Kai und nahm eines der Päckchen heraus. 

    Astro-Verlag Zürich, stand auf den DIN A5 verpackten Kartonagen. Sie hatten das Gewicht eines Buches. In der Dicke waren sie ungleich. Sechs Päckchen und zwei Briefe lagen im Postfach. 

    In einer unauffälligen Einkaufstüte, die sich Kai mitgebracht hatte, verstaute er die Päckchen nach einer Weile der Überlegung. Vorsichtig drehte er sich noch einmal um, umzusehen, dass ihn auch niemand bei seiner Entnahme der Post beobachtet hatte. 

    Nein, es war zu seinem Glück nichts Auffälliges zu sehen!

    Sich immer wieder umschauend verließ er eilig das Postamt und stieg schnell in seinen Wagen ein.

    Seine Neugier war jetzt so groß, da er unbedingt wissen wollte, was in den kleinen Paketen war. 

    Vorsichtig nahm er die Plastiktüte und holte das kleinste Paket hervor. Dann roch er an einem Paket. Nichts! dachte er. 

    Der Inhalt musste geruchlos sein? 

    In großer Anspannung öffnete er vorsichtig die obere Seite der Verpackung und sah hinein. Ein Buch war das erste, was er sehen konnte. Was wollte er mit all diesen Büchern? Er las doch nie! dachte Kai und zog eines davon vorsichtig heraus. 

    „Wenn die Liebe vergeht", stand auf dem Umschlag des Buches.

    Jetzt erst bemerkte er, dass es kein gewöhnliches Buch war.  Denn es war nochmals Klarsicht verschweißt. Geduldig löste er mit einem leichten Schnitt seines Taschenmessers die Klarsichtfolie. Erst als er das Buch in der Hand hielt und es aufschlagen wollte, bemerkte er, dass es eine Attrappe war.

    Erstaunt sah er das blütenweiße, in Kunststoff eingeschweißte Päckchen im Inneren der Buchattrappe.

    Das ist Kokain! Schoss es ihm sofort durch den Kopf. 

    Dass sich in der Plastiktüte, in seinen Händen, reines Heroin im Wert, von ca. 1,6 Millionen Euro, wenn es gestreckt war, befand, wusste er zu diesem Zeitpunkt, noch nicht. 

    Vorsichtig schlitzte er jetzt von der Neugier gepackt, das wasserdichte Päckchen Heroin, mit seinem kleinen Taschenmesser auf. 

    Nach einer Weile der Überlegung nahm er aus seinem Handschuhfach eine kleine Plastiktüte und füllte ca. 20 Gramm von der weißen Menge in die Tüte. Das 1gr.… Heroin auf dem Schwarzmarkt ca. 80 € kostete, ahnte er nicht. 

    Heute Abend wolle er es in der „Disco Bar Serena" von Editha Serena prüfen lassen. Denn sie kannte sich bestens aus mit Drogen jeder Art, dachte er, und legte die geöffnete Heroin-Packung wieder in die Buchattrappe zurück. 

    Danach steckte er die kleine Drogenprobe, die er sich entnommen hatte, in seine Hosentasche. Er wusste, dass er das Rauschgift auf keinen Fall mit nach Hause nehmen konnte. 

    Fand die Mafia das Heroin, was er für Kokain hielt, bei ihm, war er ein toter Mann. Die Leiche seines toten Freundes in seiner Wohnung brachte ihn schon in größte Schwierigkeiten. Hätte man noch, das Rauschgift bei ihm gefunden, war er für die Kripo ohne jeden Zweifel der Mörder seines Freundes. 

    Nachdenklich schaute er auf die Drogen, die er besser nicht im Postfach gefunden hätte.

    Ja, das war es! Die „ International Bank!" Dort war das Rauschgift am sichersten. Heute noch musste er hinfahren und es verstecken, dachte er. So beschloss er wenige Sekunden später hinzufahren. Nie würde man das Kokain, wie er das Rauschgift einschätzte, man dort vermuten. 

    Gegen 20:00 Uhr betrat er mit seinem Techniker – Koffer, in dem er im unteren Teil die Päckchen mit dem Heroin verteilt hatte, die International-Bank. 

    >>Hallo, Herr Raimann! Was wollen sie noch so spät bei uns? <<, rief der Sicherheitsbeamte am Eingang der Bank ihm zu, als er ihn mit schnellen Schritten kommen sah. 

    >>Ich muss noch einmal kurz in die EDV. Die Computer- Anlage wird in Kürze heruntergefahren. Es gab heute Morgen Probleme mit der Technik, antwortete Kai um seinen späten Besuch in der Bank zu begründen.

    >>Sind Sie denn angemeldet in der EDV? <<, wollte der Sicherheitsbeamte zur Vorsicht wissen. 

    >>Nein, aber rufen Sie Herrn Ruthardtt von Anselm an, er weiß Bescheid<<, erwiderte Kai Raimann sofort. 

    Umgehend verschwand der Beamte in seinem verglasten Wachraum. Kai Raimann sah, dass er den Telefonhörer abnahm und eine Nummer wählte. Es war das Vorzimmer von Dr. Ruthardtt von Anselm, die er angewählt hatte. 

    >>Ja! <<, meldete sich von Anselm zu seiner Überraschung noch so spät forsch, etwas verärgert. 

    Da sein Vorzimmer nicht mehr besetzt war, wurde der Anruf direkt zu ihm durchgeschaltet. 

    >>Entschuldigen Sie Herr von Anselm! Hier ist ! Herr Alois Becker vom Werkschutz<<, sagte er ganz aufgeregt. 

    >>Ja, ist schon gut, was gibt es? fragte von Anselm als er bemerkte, dass sein Angstelter vor Aufregung fast kein Wort mehr herausbrachte. 

    >>Herr Raimann von der Firma Kommunikations-Computer ist da. Er möchte noch so spät in die EDV. Geht das in Ordnung? <<,

    >>Ja, lassen Sie ihn durch und sagen sie ihm einen schönen Gruß von mir. <<,

    >>Danke! Herr Dr. von Anselm<<, antwortete der Sicherheitsbeamte ehrfürchtig und legte den Telefon-Hörer auf. 

    Dass von Anselm schon vor ihm aufgelegt hatte, bemerkte er in seiner Aufregung nicht. 

    Dem Raimann sollte er einen Gruß ausrichten. Was hatte der denn mit seinem Chef zu tun? dachte er und ging zu Kai Raimann zurück, der alles durch die verglaste Pforte beobachtet hatte. 

    >>Ja bitte gehen sie in die EDV, Herr Raimann. Der Chef war selbst am Apparat. Kennen Sie ihn? <<, fragte er neugierig. 

    Kai hatte andere Sorgen. 

    >>Ja, ja, gut! <<, antwortete er, während er aufatmend mit schnellen Schritten in Richtung EDV ging.

    Hätte der Wachmann seine Tasche kontrolliert, wäre er sofort hinter Schloss und Riegel gekommen.

    >>Hallo, sind sie auch noch im Hause<<, begrüßte ihn die junge Informatikerin, als er die EDV-Anlage betrat. 

    Die Spätschicht der EDV hatte mit ihrer Arbeit um 20:00 Uhr begonnen. Ihre Aufgabe war es, die Datensicherung des Tagesgeschäftes durchzuführen.

    >>Wann fahren Sie den Computer herunter? <<, fragte Kai? 

    >>In zehn Minuten<<, erwiderte sie und gab die Befehle zur Datensicherung in ihrer Tastatur-Konsole ein. 

    Dass Raimann so spät noch in die EDV kam, war nichts Besonderes. Nächte lang war er schon da, wenn der Hobel stand. So nannte er die Computer immer, wenn sie nicht funktionierten. 

    Kai überlegte, wo er wohl das Heroin, das er für Kokain hielt, am sichersten verstecken konnte. Jetzt fiel ihm ein sicherer Platz ein. Ja, das war das sicherste Versteck, dachte er. 

    Am Mikro-Controller der Schaltungstechnik selbst. Außer ihm kam niemand an die Stelle, an der, der Mikroprozessor saß. Es war die CPU, der Kopf des Rechners. Dort war das Rauschgift am sichersten deponiert. 

    Kai schaute abwartend zu der EDV-Angestellten hinüber und zeigte mit dem Daumen nach unten. Sie nickte zustimmend mit dem Kopf und zeigte ebenfalls mit dem Daumen nach unten.  Dies war das Zeichen für ihn, dass der Computer heruntergefahren war. Alle wichtigen Daten waren gesichert! 

    Der Rechner war jetzt offline, und bereit für den Eingriff!

    Jetzt ging Kai an den Host. Dort befand sich das Herz des Rechners. Mehrere hochintelligente schnelle Mikroprozessoren arbeiteten an dieser wichtigen Schnittstelle in Nanosekunden miteinander. Mit der Eingabe eines Geheimcodes an der Master-Konsole, den außer dem EDV-Leiter nur er kannte, gab er den Computer für die anstehenden Wartungsarbeiten frei. 

    Jetzt kam es auf das Fachwissen von Kai an. Jeder Handgriff musste gut durchdacht sein. Gab er den Code nicht richtig ein, kam es beim Öffnen der Tür zum Innenleben des Computers zu einem akustischen Alarm. Gleichzeitig ging eine Meldung an die Hauptstelle der Frankfurter Polizeidirektion. Innerhalb von wenigen Minuten wäre die ganze EDV von Polizei umstellt gewesen. Und was das für ihn in seiner Situation bedeutet hätte, war kaum auszudenken. Vorsichtig öffnete er die kleine Tür des Großrechners. Hunderte winzige gelbe-rote Leuchtdioden (Lampen), flackerten ihm jetzt entgegen. Am Blinken der Lampenkombination konnte er nach einer Weile der Beobachtung den Arbeitszustand des Computers genaustens erkennen.

    Ja, das Ground-Polling lief zeitlich richtig! dachte er zufrieden.  Langsam, mit gezielten Handgriffen, klappte er jetzt die einzelnen elektronischen Teile, der Minieinschübe zur Seite. Ein falscher Handgriff und die Anlage, ging in den Download.

    Hunderte von Mitarbeiter in der Bank könnten morgen früh ihre Arbeit nicht planmäßig beginnen.

    Ja, das war der Nervenkitzel, den er liebte. Er benötigte keine Drogen. Seine Welt waren die Computer.  Geheimnisträger war er, und in seiner Fachwelt ein geachteter Mann. 

    Jetzt sah er die zwei freien Einschübe, die noch nicht mit elektronischen Minieinschüben bestückt waren. Er wusste genau! 

    Diese Bestückungsplätze brauchte man nicht mehr.

    Denn der Rechner war ausgelastet. Wenn notwendig, würde man einen zweiten Rechner anhängen. 

    Außer Kai und der Informatikerin war niemand im EDV-Raum anwesend. Schnell sich noch einmal umschauend, dass die Informatikerin nicht in seiner Nähe war, klappte er seinen Techniker-Koffer auf und holte das Rauschgift hervor. 

    Die Buchattrappen mit dem gefüllten Heroin passten genau in die zwei freien Einschubplätze im Computer.

    Bis jetzt war alles nach Plan gelaufen. Langsam und vorsichtig brachte er die elektronischen Teile in seinen Ursprungszustand zurück. Ein fachkundiger, prüfender Blick über das Lampenfeld zeigte ihm, dass der Rechner wieder korrekt arbeitete. 

    Vorsichtig schloss er die Tür vom Gehäuse des Rechners. Danach gab er über die Tastatur der Master – Konsole den Computer den Anwendern frei.

    Jetzt waren die Alarmleitungen zur Polizei und Feuerwehr wieder aktiv durchgeschaltet.

    >>Fahren wir noch einmal hoch! <<, rief er erleichtert der Informatikerin zu. 

    Sie nickte ihm zu und gab ihre Befehle über die Tastatur-Konsole in den Computer ein. Nach wenigen Minuten war der Großrechner wieder „online". 

    2286 Bildschirme und 663 Drucker sowie alle Datenfernleitungen, die über schnelle Modems in die ganze Welt Verbindung hatten, waren wieder angeschaltet. Dies war der Betriebszustand des Computers vor Arbeitsbeginn in der International-Bank.

    Kai Raimann schaute mit versteinertem Blick über die Schulter der Informatikerin, die jetzt vor ihm vor der Masterkonsole saß. 

    „Ready", kam die Meldung auf den Bildschirm. 

    Dieses Kommando bestätigte ihm, dass der Großrechner fehlerfrei arbeitete. 

    >>Herzlichen Glückwunsch Herr Raimann! <<, sagte sie erleichtert, dass der Computer wieder lief und drehte sich um. 

    Normal war Kai Raimann Freuden strahlend, wenn ihm ein solcher Eingriff in das Herz des Rechners, ohne Probleme gelang.  Doch in seinen Gedanken war er in diesem Augenblick bei seinem Freund, der jetzt tot war. 

    >>Vierundzwanzig Jahre ist er nur geworden<<, sagte er leise ungewollt heraus. 

    Ein paar Tränen liefen ihm an seinen Wangen herunter. 

    Am liebsten hätte er laut herausgeschrien: 

    >>Gebt ihm sein Leben zurück und holt euch den heiß ersehnten

    Stoff ihr verdammten Schweine! <<,

    Er wusste, dass er, das Geschehene, nicht mehr rückgängig machen konnte. 

    >>Was haben Sie? Kann ich Ihnen helfen? <<, fragte die Informatikerin ihn ganz erschrocken, als sie sein erblasstes Gesicht und seine Tränen an seinen Wangen sah. 

    >>Meine Mutter ist vor wenigen Stunden gestorben<<, log er verbittert, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen. 

    >>Herzliches Beileid<<, merkte sie mitleidig an und gab ihm verständnisvoll die Hand. 

    Ja, sein Freund war gestorben! Er konnte ihn nicht beerdigen, so wie es normal gewesen wäre. Nein, er musste sich seiner Leiche heute Nacht noch entledigen. Jetzt kam für Kai die Religion ins Spiel. Gab es einen Gott, der dies alles zuließ? dachte er zweifelnd, verbittert, enttäuscht. 

    >>Gute Nacht und vielen Dank für ihre Unterstützung<<, sagte er in Gedanken an das grausam Geschehene kaum hörbar, und verließ schweigend die EDV. 

    >>Alles Gute Herr Raimann! <<, rief die Frau ihm nach, die sein Verhalten verstehen konnte und Mitleid mit ihm hatte. 

    Gegen 22:00 Uhr verließ er die Bank. Draußen wurde es langsam dunkel. Als er an der Bank hochschaute, sah er, dass im 43.

    Stock im Büro von Dr. von Anselm noch Licht brannte. 

    Nicht selten saß er bis tief in die Nacht in der Bank und telefonierte mit Ländern, bei denen gerade der neue Tag begann. 

    Eigentlich müsste er jetzt nach Hause. Aber er wollte und konnte nicht in seine Wohnung zurück. Viel zu groß war die Angst, die ihn ihm hochkroch und der Schmerz, der ihn quälte. So beschloss er noch für eine Stunde in die Disco Bar „Serena" zu fahren, um alles zu überdenken. Außerdem wollte er das Rauschgift von Editha Serena überprüfen lassen.

    Die Disco-Bar „Serena" war im Frankfurter Westend. Einem Industriegebiet, in dem sehr viele Fabriken stillgelegt waren.  Da das Industriegebiet nicht von Bürgern der Stadt bewohnt war, gab es keinerlei Probleme mit den Anwohnern wegen Lärmbelästigung und Parkplätzen. 

    Kai war jetzt vor der Disco Bar mit seinem sportlichen Wagen angekommen. Durch die alten verglasten Fabrikfenster konnte er schon von Weitem die hell erleuchteten farbigen Lichtblitze der Laserstrahl Kanonen über der sehr großen Tanzfläche erkennen. Langsam, erschöpft in seinen Gedanken stieg er aus seinem Wagen und ging auf den Eingang der Nobel-Diskothek zu. 

    Über einen Lastenfahrstuhl, der zwanzig Personen faste, konnte man die Disco-Bar im zweiten Stock erreichen. Der dritte Stock war privat und konnte nur mit einem Schlüsselschalter über den Aufzug erreicht werden. In der über 3000 qm großen ehemaligen Fabrik-Lagerhalle über der Disco, lebte Editha Serena. Sie war eine Deutsche mit italienischer Abstammung. 

    Sie sei süßer als Schokolade und heißer als starker Kaffee!  sagten die Frauen, die schon einmal mit ihr geschlafen hatten. Erst vor vier Jahren hatte sie die Disco Bar eröffnet. Ein Jahr später war ihre Disco der Geheimtipp in Deutschland, in der Szene. Ihre Macht in der Unterwelt war bekannt in dem Rotlicht und Drogenmilieu, um die Frankfurter Bahnhofsmeile.

    Durch zwei kräftige hünenhafte große muskulöse Türsteher, die am Eingang des Aufzuges standen, wurde der Zugang gesichert.  Sie wählten die Gäste aus. Kleidung und Geld spielten eine große Rolle beim Einlass in die erlebnisreiche Hölle des Frankfurter Nachtlebens. 

    >>Hallo Kai! <<, begrüßte ihn einer der beiden Türsteher freundlich, als er mit sehr vielen Disco-Besuchern den überfüllten Lastenaufzug betrat. Nachdem sie die zwei eisernen Türen des Aufzuges von Hand geschlossen hatten, fuhr der Aufzug langsam nach oben. Die erdrückende Stille und die schlechte Luft im Aufzug bestimmten den Augenblick. Jetzt öffneten sich endlich die beiden eisernen Flügeltüren des

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1