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REJ - Der spezielle Gefangene: Der spezielle Gefangene
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eBook558 Seiten8 Stunden

REJ - Der spezielle Gefangene: Der spezielle Gefangene

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Über dieses E-Book

Nach einem schweren Unfall sitzt Rej Lio'Ta querschnittsgelähmt im Rollstuhl - und im Hochsicherheitsgefängnis der Stadt Xiantiao. Dort muss sich der freche und wortgewandte junge Mann gemeinsam mit seinem redseligen Zellengenossen und Pfleger Sajan gegen Beleidigungen und Erniedrigungen erwehren, sich mit täglichen Verhören herum schlagen und die abendlichen Besuche bei dem misanthropischen Gefängnismedic ertragen. Die kommenden sechs Wochen im Xiantiao Haupt sind ein Spießrutenlauf. Und gleichzeitig sind es seine letzten sechs Wochen. Am Ende dieser wartet auf Rej die öffentliche Exekution. Denn Rej Lio'Ta ist als Gründer der Terrororganisation Song wegen Landesverrat verurteilt - und streitet seine Verantwortung über die Straftaten überhaupt nicht ab. Eine nicht ganz gewöhnliche Geschichte über einen nicht ganz gewöhnlichen Menschen in einer nicht ganz gewöhnlichen Welt.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum27. Feb. 2017
ISBN9783741896453
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    Buchvorschau

    REJ - Der spezielle Gefangene - Beli / Tanja Sorianumera / Giesecke

    REJ - Der spezielle Gefangene

    Widmung

    0 - Anklagepunkte

    1 - Arzt oder Arsch

    2 - Widerstand ist doch zwecklos

    3 - Ich bin wie ein Fahrstuhl

    4 - Erniedrigung und der Gnom

    5 - Der Müde, der Köter und der Experte

    6 - Gnom und Grillgemüse

    7 - Xenon an Rej, sind Sie noch im Orbit?

    8 - Kaffeeklau

    9 - Herr Sadist und Herr Terrorist

    10 - Dämmerung

    11 - Hering unter Haien

    12 - Den Tod verdient

    13 - Ich bin Krankenpfleger, keine OP-Schwester

    14 - Nicht pflegeleicht und nicht sympathisch

    15 - Aber die Kinder!!

    16 - Mot? Echt jetzt?

    17 - Wozu das ganze?

    18 - Freiheit und Konsequenz

    19 - Ein Höllentag

    20 - Was zum Henker...?

    21 - Badeente

    Glossar

    Bild der Hauptpersonen

    Widmung

    ...gewidmet den heiligen Spindinhabern,

    den geometrischen Formen

    und dem Möbelhaus-Tribe...

    0 - Anklagepunkte

    Herr Lio'Ta, was wollen Sie noch zu Ihrer Verteidigung vorbringen?

    Der Angeklagte war fast dankbar darüber, dass der Vorsitzende der Richter des Obersten Gerichts von Xiantiao ihn immer beim Namen nannte, wenn er ihn direkt ansprach. Dies half ihm dabei, zu erkennen, wann es für ihn wichtig war, seine Aufmerksamkeit auf das Geschehen vor sich zu lenken. Es kostete ihn viel Kraft, sich an dem Verfahren zu beteiligen, viel Anstrengung, sich auf die Stimmen und die vielen Personen um sich herum zu konzentrieren. Mühsam hob er den Blick und sah dem Obersten Magister Hel, dem Gerichtsvorsitzenden, ins Gesicht. Er konnte ihn nur als blassen hautfarbenen Schemen in dunklen Gewändern ausmachen, denn vor seinen müden und geschädigten Augen blieb alles unklar und verschwommen. Aber er war sich bewusst, dass gerade in diesem Moment mehrere Kameras auf ihn gerichtet waren, dass die Monitore, die sich links und rechts von dem Wahrzeichen Xiantiaos über den Köpfen der sechs Richter befanden, ihn in Großaufnahme zeigten, dass seine Reaktionen, seine Mimik und jedes seiner gesprochenen Worte in ganz Xiantiao, vermutlich sogar über die Grenzen der Landesgroßen Stadt hinaus, zu sehen und zu hören waren.

    Dieser Moment war wichtig, vielleicht sogar wichtiger, wie alle vorangegangenen Möglichkeiten, bei denen man ihm Fragen gestellt hatte. Denn bis auf die knappen hundert Personen, die für den Prozess als Zuschauer zugelassen worden waren, um behaupten zu können, dass das Volk als Zeuge bei diesem wichtigen Gerichtsverfahren zugegen gewesen war und jede seiner Aussagen mit verfolgt hatte, würden seine Worte einer sehr strengen Zensur unterliegen. Das Videomaterial würde beschnitten, die Berichte der Presse kontrolliert und an den Stellen gekürzt werden, an denen er die gefährliche Wahrheit zu verbreiten gesucht hatte. Statements der Journalisten würden überprüft und wie das Videomaterial zeitverzögert und gekürzt frei gegeben werden.

    Aber dieser Moment war der letzte, an dem man ihm vor Gericht das Wort überließ. Und an dieser Stelle etwas von seinen Worten heraus zu schneiden, oder zu verändern, wäre äußerst schwierig, vor allem aber auch auffällig gewesen. Das vor der Öffentlichkeit erklären zu müssen, sollte diese irgendwie dahinter kommen, dass seinen Aussagen ein Teil fehlte, war ein zu großes Risiko für die Verantwortlichen. Das hoffte er zumindest. Denn dies war die letzte Chance, die Menschen da draußen wissen zu lassen, welchen Lügen sie aufsaßen. Und es war die letzte Chance, eine Nachricht an seine Leute zu übermitteln. Es war die letzte Chance, Verantwortung zu übernehmen.

    Nichts, war jedoch das vorerst einzige Wort, dass er keuchend über die Lippen brachte und das über das Mikrophon an seinem Ohr verstärkt wurde. Ihm fehlte die Luft zum Atmen, jeder Atemzug tat weh, das Sprechen war anstrengend und zehrte an seinen noch wenigen verbliebenen Kräften. Die Fesseln an seinen Oberarmen, die über Verstrebungen mit Manschetten an Oberschenkeln und Fußknöcheln verbunden waren, waren das Einzige, was ihn noch irgendwie aufrecht hielt. Er war nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft aufrecht zu halten, vor dem Gericht nieder zu knien, dass er zu Beginn des Prozesses nicht mal als das seine anerkannt hatte, weil sein Bestehen auf einem Lügengebäude aufbaute und die Leichtgläubigkeit der Bewohner Xiantiaos schamlos ausnutzte.

    Wie bitte? Können Sie das noch einmal wiederholen?, fragte der Oberste Magister Hel, als habe er nicht richtig gehört und beugte sich über das Pult zu ihm vor. Auch die anderen Richter, die mit über sein Schicksal entscheiden würden, lehnten sich über den länglichen Tisch, warteten gebannt auf seine weiteren Ausführungen. Ihre Irritation war für ihn deutlich spürbar.

    Nichts - zu meiner Verteidigung, gab er sich Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. Nichts zu meiner Verteidigung vor diesem verlogenen Gericht. Das hier ist ein Schauprozess. Das Urteil steht schon längst fest. Das tut es, seit man mich zum Staatsfeind ernannt hat, meine Familie - die Song - als eine terroristische Vereinigung verboten hat. Er hustete und die verschwommenen Flecken vor seinen Augen tanzten, wurden farblos und grau. Nach jedem zweiten oder dritten Wort musste er kurz inne halten, um nach Luft zu schnappen. Aber der Gedanke an seine Leute ließ ihn sich zusammenreißen und noch ein weiteres Mal tief Atem holen. Habe ich dieses Urteil verdient? Bin ich schuldig, im Sinne dieser Anklage?Er legte alles Vertrauen in seine brüchige Stimme und alle Selbstsicherheit in seinen glasigen Blick und in seine nächsten Worte. Ja, und ja, das bin ich. Ich bedauere jedes unschuldige Opfer, dass uns dieser Kampf bisher gekostet hat, uns dieser Kampf noch kosten wird. Unbeteiligte Tote und Verletzte, wie bei der Stilllegung des Energieverteilers in ThanaVelu, hätte es niemals geben dürfen. Ein unverzeihlicher Fehler. Das Sprechen war so anstrengend, dass Sterne vor seinen Augen zu flirren begannen. Ihm war bewusst, dass er für all zu lange Ausführungen nicht genug Sauerstoff bekam - gleichzeitig konnte er sich keine längeren Sprechpausen leisten, denn das hätte man als Ende seiner Verteidigungsrede interpretiert. Das tut mir sehr leid. Es wurden Fehler gemacht und ich habe auch falsche Entscheidungen getroffen, die nicht zu entschuldigen sind. Dafür und für alle weiteren unschuldigen Verletzten und Toten übernehme ich die volle Verantwortung. Er schloss für einen kurzen Moment die übermüdeten geröteten Augen, um dann mit noch mehr Entschlossenheit im Blick wieder zu den Kameraaugen aufzusehen. Aber das bedeutet nicht, dass unsere Forderungen falsch sind - im Gegenteil! Die Menschen in Son'Gashania verdienen es, gehört zu werden! Sie verdienen es, unter menschenwürdigen Bedingungen zu leben! Sie verdienen es, eine faire Chance zu erhalten! Gerne hätte er sein Plädoyer mit einer energischen Handgeste unterstrichen, allerdings erlaubten die schweren Metallmanschetten, die seine Arme auf dem Rücken festhielten, keinerlei Bewegungen. Und die Menschen aus Xiantiao verdienen es, endlich die Wahrheit über die verlogene Regierung zu erfahren! Über... Eigentlich hatte er vorgehabt, noch weiter zu sprechen, den Anwesenden mitzuteilen, was er über die Gründung der AneLAAN, des Regierungsapparates von Xiantiao, über den Alaver-Bezirk ThanaVelu und über den Vorfall des Xuemenchkara wusste, aber man hatte ihm das Mikrophon abgestellt und damit für ihn beschlossen, dass seine Rede nun zu Ende war. Seine bläulich verfärbten Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. Damit hatte er ja gerechnet - nur nicht schon so früh. Wenigstens war es nun gleich vorbei.

    Im Publikum war es währenddessen zu einem Murmeln und Raunen gekommen, welches der vorsitzende Richter unterbrach, in dem er seine Stimme dagegen erhob. Als formaler Verteidiger des Angeklagten haben Sie das letzte Wort, bevor wir uns zur Urteilsberatung zurückziehen werden. Solicidan Tela Enika, Ihr Plädoyer, bitte.

    Der angesprochene junge und unerfahrene Mann stand hinter seinem Pult auf, verschränkte nervös seine Finger vor dem Schoss und richtete seinen Blick erst auf den neben ihm knienden Angeklagten, dann nacheinander auf die Richter. Er räusperte sich demonstrativ und brachte dann rasch den einen Punkt vor, der nicht von der Hand zu weisen war. Herr Lio'Ta gilt im Laufe der Verhandlung als umfangreich für sich selbst geständig und ist bereit, die komplette Verantwortung für die Verbrechen der Song auf sich zu nehmen. Die fixe Idee einer Verschwörung mag ihn in seinen Fehlentscheidungen und in seinem verwerflichen Handeln negativ und ungesund beeinflusst haben. Darum bitte ich das Oberste Gericht von Xiantiao um ein wenn möglich mildes Urteil.

    Der Solicidan hätte genauso gut auch gar nichts sagen können - vermutlich wäre das sogar noch eher hilfreich gewesen. Aber dem Angeklagten war das egal, er hatte es nicht anders erwartet. Bald war dieser in seinen Augen lächerliche Schauprozess überstanden und dann spielte sein Leben keine weitere Rolle mehr. Dann lag alles weitere nur noch in den Händen seines Bruders, Shen To.

    Die Richter erhoben sich und sammelten ihre Datenpads zusammen. Damit ziehen wir uns zur Urteilsfindung zurück. Bitte bleiben Sie in der Nähe des Sitzungssaales - zur Verkündung wird mittels GeRi-System gerufen. Demonstrativ deutete der Magister Hel auf sein Handgelenk, an dem ein schlichtes Armband glänzte, das mit der genannten Technologie verbunden war, dann wandten sich die Amtsmänner zum Gehen.

    Gleich darauf wurde es um einiges lauter im Saal und der Angeklagte schloss die Augen, blendete den Tumult aus, er versuchte erst gar nicht, dem Treiben mit einem seiner Sinne zu folgen. Er würde hier, in seinen Fesseln fixiert, die Wartezeit verbringen müssen, ständig vom aufgestockten Sicherheitspersonal beobachtet, kraftlos in sich zusammen gesunken, gegen diabolische kaum auszuhaltende Schmerzen ankämpfend.

    Nach einer Weile machte sein schlaksiger schwarzhaariger Pflichtverteidiger mit einem dezenten Räuspern auf sich aufmerksam. Widerwillig hob der Gefangene die Lider und blickte in die verschwommenen Gesichtszüge des nervösen Mannes. Was wollen Sie?, flüsterte er müde, mit leicht gereiztem Unterton.

    Der Solicidan, Tela Enika, kratzte sich verlegen am Kopf und hielt ihm dann ein Glas vor die Nase. Ich... ich habe Ihnen etwas zu trinken geholt, Herr Lio'Ta, stotterte er unbeholfen. Sie sehen sehr erschöpft aus.

    Ich hab' leider keine Hand frei, Tela, gab er zurück, obwohl er es nett von dem jungen Mann fand, dass er sich um ihn bemühte.

    Ich... ich könnte es Ihnen halten, bot dieser nun noch unsicherer an und schob seine zitternde Hand mit dem Gefäß etwas näher. Der Angeklagte fragte sich, ob der junge Verteidiger nur vor Aufregung zitterte, oder weil er Angst vor ihm hatte. Obwohl er das selbst als unnötig empfand, hätte er dies trotzdem verstanden. Ja, in Xiantiao erzählten manche tatsächlich herum, dass er aus Spaß Kinder bei lebendigem Leibe grillte. Das wäre sehr nett von Ihnen..

    Seine Hals brannte wie Feuer, als das Wasser seine Kehle hinab rann. Er fühlte sich wie eine Wüste, innerlich ausgetrocknet und verdörrt, und obwohl das Schlucken schmerzte, genoss er es, endlich seinen Durst löschen zu können. Danke, keuchte er, als das Glas leer war und der Solicidan es neben sich auf das Verteidigerpult stellte. Als Tela sich nicht entfernte, war dem Gefangenen klar, dass das noch nicht alles gewesen war.

    Ich... ich..., fing Enika erneut unbeholfen an. Dass ihm extrem unwohl dabei war, konnte der Angeklagte sogar mit seinen beschädigten Augen sofort erkennen. Der Norm hatte kalten Schweiß auf der Stirn stehen und seine Finger kneteten ständig an seinen Handballen herum. Schließlich hielt er plötzlich ganz still, dann quoll es aus ihm heraus, was ihm auf dem Herzen lag. Herr Lio'Ta, ich konnte Sie nicht besser verteidigen - das wissen Sie! Ich bin nur Ihr Pflichtverteidiger und Sie ein Terrorist. Aber die Sache ist die:, er rieb sich nervös über die Nase, ich konnte es nicht, nein, ich durfte es nicht. Sie... verstehen Sie, was ich sagen will...?

    Das Herumgestottere war zwar nicht sonderlich deutlich, aber der Angeklagte verstand sofort, um was es dem Solicidan ging. Trotz der Schmerzen, die seinen gesamten Körper traktierten, brachte er ein schwaches Lächeln zustande. Keine Sorge, Tela, das ist mir schon klar. Unabhängig Ihrer persönlichen Motivation mussten Sie tun, was man von Ihnen verlangt. Er holte tief Luft, um dann dem jungen Kerl etwas zu verdeutlichen. Man hat mir mit Ihnen einen der jüngsten und unerfahrensten Verteidiger zur Seite gestellt. Aber glauben Sie nicht, dass es Zufall war, dass es Sie getroffen hat, Tela. Er verfiel für ein paar Augenblicke in Schweigen, da das Sprechen zu anstrengend für ihn wurde.

    Der Schwarzhaarige beugte sich zu dem Gefangenen vor und flüsterte: Was meinen Sie?

    Diese Verhandlung hier führt zu meiner Hinrichtung. Aber - das sollte Ihnen bewusst sein - es ist auch die Ihre. Er blickte zu dem Pflichtverteidiger auf und sah ihm ernst ins Gesicht. Man hat Sie ausgewählt, weil Ihre weitere Karriere für sie unbedeutend ist. Und weil Ihre Karriere mit dem heutigen Urteil auch beendet werden wird.

    Der Solicidan runzelte die Stirn und wich ein Stück vor dem Angeklagten zurück. Versuchen Sie nicht, mir Angst zu machen, Herr Lio'Ta. Was nützt Ihnen das denn?

    Sein Gegenüber schüttelte leicht in Unverständnis den Kopf, schloss die Augen und lächelte erneut. Das versuche ich nicht, Tela, ich sage Ihnen einfach nur... wie es laufen wird. Haben Sie sich nie gewundert, warum man Sie, trotz Ihrer C-Herkunft, so gefördert hat. Sicherlich auch, weil aus Ihnen ein guter Verteidiger werden hätte können. Aber vor allem, um für einen Schauprozess wie diesen ein Lamm zu haben, das problemlos geopfert werden kann. Glauben Sie, irgendwer wird sich danach noch für Sie interessieren?

    Lassen Sie sich keinen Unfug vom Angeklagten einreden, Herr Enika, mischte sich plötzlich die unangenehm laute Stimme des Regierungsanwaltes ein. Seine breitschultrige Silhouette war neben der Gestalt des jungen Mannes aufgetaucht und hatte diesem ganz väterlich eine Hand auf die Schulter gelegt. Sie wissen doch, er beherrscht die Gabe, Leute in sein Geschwätz einzuwickeln, um sie für seine verächtliche Sache zu gewinnen. Habe ich nicht Recht, Herr Lio'Ta?

    Der Gefangene verzog das Gesicht, weil der Tonfall des älteren Mannes in seinem Schädel dröhnte. Sie dürfen... außerhalb des laufenden Prozesses... nicht mit dem Angeklagten, mit mir, sprechen, keuchte er atemlos. Halten Sie sich gefälligst... an Ihre Regeln und Gesetze..., die Sie so sehr verehren!

    Der Regierungsanwalt stieß einen Laut der gespielten Überraschung aus. Ha! Sie kennen sich also doch mit den Gesetzen von Xiantiao aus, wer hätte das gedacht? Er schnipste mit dem Finger direkt vor seinem Gesicht in die Luft. Na, hätten Sie sich mal besser an sie gehalten! Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem eingeschränkten Blickfeld des Gefangenen.

    Dieser hätte ihm gerne noch etwas Unschönes hinterher gerufen, aber er sparte sich den Atem lieber.

    Ich bin kein Opferlamm!, zischte Tela Enika wütend zu ihm herüber und ließ sich hinter seinem Pult nieder, begann dann akribisch seine Unterlagen zu sortieren.

    Der Angeklagte wurde aus einem sich endlos zu wiederholen scheinendem Sekundenschlaf gerissen, als ein tiefer Signalton ankündigte, dass sich zur Urteilsverkündung versammelt werden sollte. Er hörte, wie hinter ihm die Tore geöffnet wurden und die Menschen, die zuvor den Saal verlassen hatten, in Scharen wieder herein strömten. Nun richteten sich zu den Augen des Wachpersonals auch wieder unzählige Kameralinsen auf ihn, aber das spielte kaum eine Rolle. Da er sowieso wusste, wie das Urteil aussah, da dieses keine sonderliche Überraschung mit sich bringen würde, konnten die Reporter auch nichts einfangen, was sie seiner Meinung nach nicht hätten zeigen sollen. Er würde sicherlich nicht weinen, oder um Gnade bitten - er war darauf vorbereitet, was kam.

    Auch die Staatsanwaltschaft nahm auf der Tribüne der LAAN-Akudanaies wieder Platz, die Zeugen, die zuvor ihre Aussagen gemacht hatten, reihten sich auf ihre Stühle dahinter, die Richter betraten als letzte wieder den Gerichtssaal. Kurz darauf erklang der Signalton ein zweites Mal und es wurde schlagartig sehr Stil in dem großen Raum.

    Die sechs Magister Hel erhoben sich und der Vorsitzende ergriff das Wort. Wir möchten Sie bitten, sich zur Urteilsverkündung zu erheben. Vielfältiges lautes Rascheln signalisierte, dass die Anwesenden der Aufforderung auch nachkamen. Allein das war schon ein Witz. Zur Verkündung des Urteils sollten sich alle zu Ehren des Gesetzes von Xiantiao erheben, nur dem Angeklagten selbst, dem, den es am meisten betraf, war dies nicht möglich. Allerdings wäre es ihm auch ohne die ihn aufrecht haltenden Fesseln nicht gelungen aufzustehen.

    Unter Hel, dem höchsten Gott der Gerechtigkeit und im Namen des einigen Volkes von Xiantiao, wird nun Recht gesprochen. Wir, die Magister Hel, sind zu folgendem einstimmigen Urteil gelangt: Der Angeklagte, Herr Rej Lio'Ta, hat sich in folgenden Anklagepunkten schuldig gemacht: Hochverrat durch die Angriffe auf den inneren Bestand und die verfassungsmäßige Ordnung Xiantiaos, Teilnahme an Kriegshandlungen gegen Xiantiao, Versuch des Sturzes der Regierung und versuchter Mord an der AneLAAN. Friedensverrat durch die Vorbereitung und Aufstachelung Dritter zu einem Angriffskrieg, Landesverrat durch Spionage, sowie Gründung und Leitung einer terroristischen Vereinigung.

    Es bereitete ihm große Mühe, aber der Gefangene sah dem vorsitzenden Richter, während dieser sprach, permanent in die Augen. Er würde das Urteil sicher nicht mit Demut entgegen nehmen, sondern so aufrecht, wie ihm nur möglich.

    Zudem ist er in den weiteren Punkten für schuldig zu erkennen: Verbreitung von Propagandamitteln einer verfassungswidrigen Organisation, Agententätigkeiten zu Sabotagezwecken und verfassungsfeindliche Sabotage, verfassungsfeindliches Einwirken auf die öffentlichen Sicherheitsorgane und die ShaoSetFai. Das Auskundschaften und Offenbaren von Staatgeheimnissen, Nötigung von Verfassungsorganen, Nötigung des Gouverneurs und von Mitgliedern der AneLAAN, Störung der Tätigkeiten der AneLAAN, Wahlbehinderung, Abgeordnetenbestechung, Störpropaganda gegen die ShaoSetFai, Sabotagehandlungen an Verteidigungsmitteln.

    Der Angeklagte fragte sich, wie viele der genannten Punkte auf jeden einzelnen der AneLAAN zutraf oder auch nur auf jeden einzelnen der Magister Hel. Aber dies stand hier nicht zur Debatte. Und nun konnte er auch nicht mehr aktiv dazu beitragen, dass dies jemals zur Debatte stehen würde.

    Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte der ShaoSetFai, Gefangenenbefreiung, Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten, Volksverhetzung, Anleitung, Belohnung und Billigung von Straftaten, Fälschung von Zahlungskarten und Schecks, Verleumdung gegen die AneLAAN. Außerdem Mord in mehreren Fällen, sowie fahrlässige Tötung in mehreren Fällen, mehrfache gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme und Nötigung. Den besonders schweren Fall des Diebstahls von Waffen, Entziehung elektrischer Energie, schwerer Raub mit Todesfolge, Strafvereitelung, Geldwäsche, Computerbetrug, Fälschung technischer Aufzeichnungen, Vorbereitung und Verschaffung von falschen amtlichen Ausweisen und der SASC, Sachbeschädigung, Datenveränderung, Computersabotage, Gemeinschädliche Sachbeschädigung, Zerstörung von Bauwerken und wichtigen Arbeitsmitteln, Brandstiftung mit Todesfolge, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Herbeiführen einer Überschwemmung, gemeingefährliche Vergiftung, gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr sowie dem Straßenverkehr, Störung von Telekommunikationsanlagen, Störung des GeRi-Systems, Beschädigung wichtiger Anlagen.

    Endlich war der Mann in den offiziellen Gewändern zu einem Ende der langen Liste an Verbrechen gelangt. Ja, der Gefangene hatte ja gesagt, er nehme alle Verbrechen der Song - seiner Organisation, seiner Familie - auf sich. Er übernehme die Verantwortung dafür. Schließlich hatte er über alle Aktionen den letzten Blick behalten und war an einigen sogar selbst beteiligt gewesen. Aber in der geballten Gesamtheit machte die Liste selbstverständlich großen Eindruck. Und genau das war ja auch das Ziel des Prozesses. Hervor zu heben, trotz seiner momentanen eher mitleiderregenden körperlichen Erscheinung, wie gefährlich und böse er war. Was für ein Monster er war. Und dieses Monster galt es in aller Öffentlichkeit durch die starke Hand der Regierung, der AneLAAN, zu vernichten.

    Der Angeklagte Lio'Ta wird deshalb zum Tode verurteilt, das Urteil wird durch die Elektroschockfolter vollstreckt. Die Hinrichtung findet in sechs Wochen statt, der Ort wird kurz vor der Exekution bekannt gegeben.

    Ein Raunen ging durch die Menge und auch der Gefangene war verwundert. Nicht über das Urteil an sich, damit hatte er ja gerechnet, sondern darüber, dass die Hinrichtung erst in sechs Wochen vollzogen werden sollte. Er verstand nicht, warum man sich dafür so lange Zeit ließ. Sonst wurden Exekutionen von Schwerverbrechern in Xiantiao meist recht rasch vollzogen. Und wollte die AneLAAN daraus ein ähnliches Spektakel machen, wie für diesen Schauprozess, dann reichten ihnen doch für die Vorbereitung auch wenige Tage - das hatten sie ja mit der Gerichtsverhandlung heute eindrucksvoll bewiesen. Warum also sechs Wochen und wie wollte man das bewerkstelligen?

    Rej Lio'Ta wird bis zum Vollstreckungstermin im Hauptgefängnis von Xiantiao im Hochsicherheitstrakt untergebracht. Der Haftbefehl bleibt selbstverständlich aufrecht erhalten. Zu den Gründen gibt es nur noch folgendes zu sagen: Das Urteil begründet sich auf die im Prozess glaubhaft dargelegten Beweise und Zeugenaussagen, die die LAAN-Akudanaies vorgebracht hat. Rej Lio'Ta, der ehemalige Anführer der terroristischen Vereinigung 'Song' und der ebenso ehemalige Kommendan des Flaggschiffs der Song 'Tahemetnesut' hat durch seine Taten versucht, die Grundfeste unserer Gemeinschaft zu erschüttern und ihre Tugenden zu Fall zu bringen, auf die Xiantiao baut - nämlich den Frieden, die Einigkeit, die Rechtsstaatlichkeit und die Demokratie. Er hat versucht im Volk von Xiantiao Unsicherheit und Angst zu sähen, um uns Zwietracht und Gewalt ernten zu lassen. Doch die AneLAAN hat gemeinsam mit den ShaoSetFai erneut eindeutig bewiesen, dass die Bemühungen dieser Terroristen umsonst waren, dass die Stärke der Bürger von Xiantiao weiter reicht, als die Schatten, die die Song über sie gebracht haben...

    Der Verurteilte beschloss für sich an der Stelle, der Rede des Richters nicht mehr weiter zu folgen. Das schwülstige Geschwafel machte seine hämmernden Kopfschmerzen nicht unbedingt besser und vermehrte nur die Übelkeit, die ihn immer wieder zu überwältigen drohte. Zudem kreisten seine Gedanken um die sechs Wochen. Er hatte geglaubt, nur noch wenige Stunden, maximal Tage für seine Familie aufrecht durchhalten zu müssen, aber nun sollten es sechs Wochen werden? Im Hochsicherheitsgefängnis von Xiantiao - und das in seinem Zustand? Es würde eine unvorstellbare Qual werden. Ironischerweise würde er bis zu seiner Exekution sicherlich nicht überleben.

    1 - Arzt oder Arsch

    Am Tag nach dem Prozess wurde der Gefangene zu einem Transporter gebracht und dort im Inneren innerhalb einer vergitterten Zelle fixiert. Rej, der die letzten Stunden damit verbracht hatte, darum zu kämpfen. um an der Oberfläche des Bewusstseins zu bleiben, sank in den Fesseln in sich zusammen. Er fühlte sich ausgelaugt und erschöpft, müde war gar kein Ausdruck dafür. Aber es war irgendwie beruhigend, endlich zu wissen, wie es nun weiterging.

    Sechs Wochen würde er also im Hauptgefängnis von Xiantiao verbringen und wenn er diese Zeit auch nur irgendwie überstand, was er sich kaum vorstellen konnte, dann würde er öffentlich hingerichtet werden. Seine Zeitlinie würde spätestens durch die Vollstreckung des Urteils beendet werden, sein Kampf für die Song dann endgültig vorbei sein. Aber solange er wusste, dass seine Familie, angeführt durch seinen Bruder Shen To, weiter für ihre Sache kämpfen würden, war es ein erträgliches Schicksal. Und Rej hatte in der kurzen Zeit, seit er aus dem künstlichen Koma gerissen worden war, erleichtert feststellen können, dass sich sein kleiner Bruder in den letzten zwei Wochen zu einem guten und selbstsicheren Anführer entwickelt hatte. Auch Hanma Cerasela hatte den Jüngeren akzeptiert, und das bedeutete wirklich sehr viel.

    Während der Fahrt fiel er immer wieder in einen Dämmerzustand, der die an seinen Kräften zehrenden Schmerzen ein wenig dämpfte. Er erwachte erst, als der Wagen endlich anhielt und die Türen von außen geöffnet wurden. Im starken Gegenlicht konnte er nichts von Draußen genauer erkennen. Er kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf zur Seite, da die Helligkeit ihn blendete, das grelle Licht sich wie glühende Lanzen in seine Pupillen bohrte.

    Mehrere Schatten beugten sich über ihn, zielten mit Waffen auf ihn, die Fixierungen, die ihn an Ort und Stelle gehalten hatten, wurden gelöst und er wurde empor gezerrt. Scheinbar hatte man immer noch nicht begriffen, dass er nicht dazu in der Lage war, selbst zu laufen. Man behandelte ihn wie einen normalen Häftling, aber Rej war es einfach nicht möglich, ihnen diesen Gefallen zu tun. Er spürte seine Beine über den Boden schleifen, seine nackten Füße auf dem Asphalt, aber er konnte sie nicht bewegen und auch nicht sein Gewicht mit ihnen abstützen.

    Sie schleiften ihn, an den Oberarmen eingehakt, aus dem Fahrzeug und ignorierten, dass er vor Schmerzen stöhnte, als sich sein Rücken durch die grobe Behandlung verdrehte und sich ihre behandschuhten Finger in seine wunde verbrannte Haut unter den verrutschten Bandagen drückten.

    Es waren nur wenige Meter im Freien, dann wurde er durch ein paar dunkle Gänge gebracht, die Arme noch immer mit einer metallenen Manschette auf den Rücken gefesselt. In einem etwas besser ausgeleuchteten Raum hielten sie schließlich für einen Moment an und jemand packte mit stahlhartem Griff sein Kinn und zwang ihn, seinen Kopf nach oben zu drehen. In Rejs Ohren rauschte das Blut, hämmerte durch seine Schläfen und riss seine Gedanken mit jedem Herzschlag in einzelne nutzlose Fetzen, aber ein paar der Worte seines Gegenübers drangen trotzdem zu ihm durch. Jedoch waren sie nicht direkt an ihn gerichtet, es waren nur weitere Befehle für die ShaoSetFai-Soldaten. Bringt ihn zu Dr. Bianco. Aber lasst ihn nicht aus den Augen und lockert auf keinen Fall seine Fesseln. Es gilt die oberste Sicherheitsstufe. Unterschätzt dieses Monster bloß nicht.

    Hätte er sich nicht so unendlich elend gefühlt, hätte Rej jetzt am liebsten laut gelacht. Ihn in diesem Moment zu unterschätzen kam einer wirklich schwierigen Aufgabe gleich. Denn der ehemalige Anführer der Song war nicht einmal in der Lage, seinen Kopf aus dem erniedrigenden Griff des Befehlsgebers zu befreien. Auch konnte er nicht erkennen, wie das Gesicht aussah, das vor seinen Augen schwebte und ihn vermutlich musterte.

    Erneut wurde er weiter gezerrt, nochmal durch dunkle Gänge - er verlor völlig die Orientierung. Sein Richtungssinn konnte gerade noch ausmachen, wo oben und unten war. Schließlich hielten sie für einen Moment an, warteten, dann ging vor ihnen eine elektrische Doppelflügeltür auf. Vermutlich hatten sie gerade eine Schleuse passiert.

    Dr. Bianco, hier ist der spezielle Gefangene, den Sie sich ansehen und die nächsten Wochen betreuen sollen.

    Es ertönte ein schnarrendes Signal, dann ging das automatisierte Schleusentor zu beiden Seiten auf und sechs ShaoSetFai-Soldaten kamen auf die Krankenstation gestapft. In ihrer Mitte hatten sie einen Mann, der wohl eigentlich von großer Statur war, allerdings völlig verkrümmt in sich zusammengesunken war. Noah legte den Bericht zur Seite und musterte den Neuankömmling von oben bis unten. So sah also der gefasste Anführer der Terrorgruppe Song aus. Erst hatte er von seiner Festnahme in den Nachrichten gehört, dann hatte man ihn informiert, dass der Mann in das Staatsgefängnis verlegt werden sollte und er eine spezielle medizinische Versorgung benötigen würde. Und Dr. Noah Bianco sollte sich darum kümmern. Für diesen Nachmittag hatte der junge Arzt extra alle Termine abgesagt, um sich Zeit für die Ankunft des Song-Kommendans zu nehmen und bei dessen Aufnahme nicht gestört zu werden. Und irgendwie hatte er sich da diesen Mann noch anders vorgestellt.

    Der Terror der Song verbreitete Angst und Schrecken. Die Medien berichteten immer wieder von ihren Taten, die die Regierung torpedierten und den Komfort des Alaver-Bezirks ThanaVelu beeinträchtigten. Auch hatten sie schon unbeteiligte Opfer gefordert. Das Bild, dass er aus den Nachrichten kannte, welches auch Rej Lio'Tas Akte zierte, die er gerade auf das Bord neben sich gelegt hatte, war in Noahs Kopf verbunden mit einem harten, entschlossenen und vor allem gefährlichen und bösen Mann. Einem Mann, der vermutlich lachte, wenn er hörte, dass es zivile Opfer gegeben hatte.

    Zwar hatte der Arzt gehört, dass die Videoaufnahmen der Verhandlung vom Vortag nicht den erwünschten Effekt bei der Bevölkerung erzielen hatten können, immerhin hatte der Song-Kommendan in aller Öffentlichkeit seine Schuld an den unschuldigen Opfern eingeräumt, sich zudem als dazu verantwortlich bekannt und auch dazu bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen. Aber Noah selbst hatte die Aufnahmen nicht gesehen. Vielleicht auch, weil er befürchtete, dann einen Funken Sympathie für den Mann zu empfinden. Und für ihn sollte Rej Lio'Ta das personifizierte Böse bleiben.

    Doch als der Song nun vor ihm, völlig verkrümmt und mit Schmerzverzerrtem Gesicht, in dem Schraubstockartigen Griff der ShaoSetFai hing, begann die Vorstellung des ultimativen Bösen in Noah zu schwanken, das Bild zu bröckeln. In der Akte hatte er von den verheerenden Verletzungen erfahren, mit denen sie den Mann aufgegriffen hatten. Einige noch nicht ausgeheilte Knochenbrüche, Verletzungen des Rückenmarks und schwere teilweise auch innerliche Verbrennungen. Auch, dass der Song-Kommendan nur noch eine Niere und einen Lungenflügel besaß, war dort notiert gewesen. Trotzdem hatte die Vorstellung bis jetzt nicht in das Bild gepasst, dass sich der Doktor von dem Terroristenanführer gemacht hatte.

    Nun sah er jedoch mit einem Blick, dass dieser Mann keinerlei Gefahr darstellte. Bringen Sie ihn her, hörte sich Noah zu den ShaoSetFai sagen und deutete mit dem Plastift, einem nützlichen Multifunktionswerkzeug, auf die Diagnoseliege. Die Soldaten rührten sich nicht, stattdessen wollte der Gruppenleiter widersprechen. Der Direktor hat die höchste Sicherheitsstufe bei dem speziellen Gefangenen angeordnet. Keine Abnahme der Handschellen außerhalb der Zelle.

    Noch einmal ließ der Arzt seinen Blick über den in sich zusammen gefallenen Körper des Sträflings gleiten, dann schüttelte er entschieden den Kopf. Sehen Sie nicht, der Mann kann doch nicht mal stehen. Legen Sie ihn hier auf die Liege. Wir passen schon auf. Die Fesseln bleiben ja dran.

    Das schien dem XSF-Kommandanten zu genügen. Die Soldaten setzten sich in Bewegung und brachten Rej Lio'Ta zu der Liege. Sie hoben ihn hinauf und Noah half dabei, ihn auf die linke Seite zu drehen, da seine Hände auf dem Rücken mit einer Manschette zusammen gebunden waren. Er fixierte den Kopf mit einem Kissen und winkelte seine Beine leicht an, so dass der Körper nicht nach vorne kippte. Der Arzt beobachtete, wie sich das Gesicht des Gefangenen ein wenig entspannte, als der Zug auf seinen geschundenen Rücken endlich nach ließ.

    Schon in Ordnung. Sie können gehen, meinte er zu den ShaoSetFai und unterstützte seine Worte mit einer scheuchenden Geste. Die Situation war allein durch ihre Anwesenheit um einiges angespannter, als sie hätte sein müssen, und dadurch auch unberechenbarer und gefährlicher. Noah mochte es überhaupt nicht, die Wachposten auf seiner Krankenstation zu haben.

    Der XSF-Kommandant streckte ihm auf einem elektronischen Klemmbrett ein Dokument entgegen. Für die Übergabe brauchen wir noch eine Unterschrift. Noah griff nach dem Block und kritzelte mit dem Plastift seinen Namen irgendwo in die Tabelle. Dann verstaute er das Schreibgerät in seiner Brusttasche und wartete darauf, dass die Soldaten die Krankenstation verließen.

    Zwei meiner Leute sind gleich vor der Tür, Dr. Bianco. Falls Sie Hilfe benötigen, sind sie sofort zur Stelle. Der Arzt nickte das Angebot ab und beobachtete, wie die sechs ShaoSetFai den Raum verließen. Diese waren vielleicht geschult und dazu in der Lage, Gefahrenpotentiale einzuschätzen, aber sie hatten nicht das nötige medizinische Know-How, um zu erkennen, dass von Rej Lio'Ta wirklich keinerlei Bedrohung ausging. Der desolate Zustand des Häftlings half Noah dabei, Abstand zu seiner zuvor gemachten Vorstellung von dem Terroristen zu gewinnen. Vor ihm lag ein Gefangener, wie die anderen herkömmlichen Schwerverbrecher hier auch. Und dieser spezielle Gefangene war, so schwer es unter den Gesichtspunkten des Terrors, der von ihm ausgegangen war, auch zu akzeptieren war, in erster Linie ein Mensch.

    Als die Schleusentore sich geschlossen hatten, beugte er sich über Rej Lio'Ta und musterte sein Gesicht, spulte dann seine Begrüßungsrede ab. Sie befinden sich hier im Staatsgefängnis von Xiantiao auf der Krankenstation. Jeder neue Häftling kommt erst einmal zu mir. Ich bin Dr. Noah Bianco, der leitende Mediziner hier. Zuallererst werde ich die Aufnahme hier durchführen, Sie gründlich untersuchen. Im Anschluss werden Sie dann zu Ihrem Zellenblock überstellt. In Ihrem speziellen Fall werden wir uns täglich hier sehen, da Sie medizinische Leistungen benötigen. Sie können sich an mich wenden, wenn Sie gesundheitliche Schwierigkeiten oder Probleme haben oder bekommen sollten. Auch wenn Sie psychologische Unterstützung benötigen, kann ich Ihnen innerhalb eines gewissen Rahmens ein Ansprechpartner sein. Sie können sich mit jeglichen Fragen an mich wenden. Durch Ihren körperlichen Zustand erhalten Sie das Recht, jederzeit auf die Krankenstation gebracht zu werden, wenn Sie medizinische Leistungen benötigen. Außerdem sind spezielle Haftverschärfungen für Sie ausgeschlossen.

    Noah war sich nicht einmal sicher, ob der Gefangene ihm zuhörte. Seine müden blauen Augen waren unfokussiert, auf einen Fleck in der Ferne gerichtet, seine Atmung ging ruhig. Auch das hatte der Mediziner in der Akte über den Song-Kommendan gelesen: Er hatte eine starke Einschränkung der Sehkraft durch schwere Nervenschäden erlitten. Dass der Mann ihn nicht ansah bedeutete also nicht, dass er ihn absichtlich ignorierte. Verstehen Sie mich, Herr Lio'Ta?, fragte er deshalb deutlich. Können Sie mir folgen? Er wusste nicht, wie grob sie mit dem Gefangenen beim Transport umgegangen waren und ob er überhaupt bei vollem Bewusstsein war.

    Ich verstehe Sie, antwortete der Häftling matt. Noah nickte, mehr für sich selbst, als für sein Gegenüber. Gut. Er machte einen Bogen um die Liege und öffnete dann mithilfe seines funkgesteuerten Armdisplays die Fesseln an Rejs Handgelenken. Erschrecken Sie bitte nicht, meinte Noah ruhig, als er die Handgelenke des Gefangenen berührte, um die Handschellen zu lösen. Ich mache Sie jetzt los. Bitte tun Sie mir den Gefallen und rühren sich nicht, solange ich es nicht von Ihnen verlange. Ich möchte nicht die ShaoSetFai rufen müssen. Der Song-Kommendan gab mit einem knappen Nicken seine Zustimmung.

    Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Noah sich in Gefahr gebracht hatte, weil er das Gefahrenpotential der Häftlinge falsch eingeschätzt hatte. Aber diese taten sich damit selbstverständlich keinen Gefallen. Das Schlimmste was dem Medic dabei bis jetzt passiert war, waren ein blaues Auge, eine aufgeplatzte Lippe oder ein paar Prellungen gewesen, doch für den Regelüberschreitenden Häftling bedeutete ein Übergriff auf den Arzt unangenehme Haftverschärfungen und harte Strafen.

    Vorsichtig hob er den rechten Arm des Gefangenen von dessen Rücken und legte ihn nach vorne. Obwohl seine schweren Verbrennungen von silbern beschichteten Mullbinden bedeckt waren und der Arm in einer Schiene steckte, war zu erkennen, dass sich Elektrizität verheerend auf die Gliedmaße ausgewirkt hatte. Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, die nicht von dem Verband verdeckt waren, waren wie zu einer Klaue verkrampft und lila und blau angelaufen. Die Fesseln des Obersten Gerichtes von Xiantiao hatten sicherlich nicht zur Besserung des Zustandes beigetragen. Vermutlich hätte man ihm den Arm durch einen Cyberarm ersetzt, wenn er kein Gefangener mit Todesurteil gewesen wäre.

    Ich werde Sie jetzt kurz scannen, bitte halten Sie still. Noah zog einen Roboterarm, der an einem Gerätebaum neben der Liege hing, heran und schob ihn über den Kopf des Gefangenen. Auf einem Display stellte er die Parameter 'Larca', das Alter von dreißig Jahren, die ungefähre Größe, den Name des Patienten und die Häftlings-Identifikations-Nummer ein und schickte den Scanner dann auf seinen Weg. Das Diagnosegerät umkreiste die Liege auf mehreren Bahnen und zeichnete dabei den körperlichen Zustand des Inhaftierten auf. Als es wieder zurück auf seinem Posten einrastete, warf der Medic einen knappen Blick auf die Uhr, dann speicherte er die erfassten Daten ab und warf einen groben Blick darüber. In der Akte, die man ihm für den speziellen Patienten vom Gericht übergeben hatte, waren die Verletzungen nach Sicht zwar grob zusammengefasst gewesen, aber das Diagnoseaggregat war sehr viel akkurater und Noah wollte sich nicht auf ungenaue Angaben der ShaoSetFai verlassen.

    Die Schadstoffwerte im Blut waren stark erhöht, der Gefangene benötigte eine Blutwäsche, um die ganzen Abbauprodukte, die durch die Heilung der Verbrennungen entstanden, herausgefiltert zu bekommen. An den Kaliumwerten sah der Mediziner, dass Rejs Niere zu schwach war, um diese Leistung zu vollbringen. Sie brauchen Dialyse, erklärte er dem Mann vor ihm. Danach werden Sie sich ein wenig besser fühlen. Aber dafür müssen Sie jeden Tag hier her kommen. Bis Ihre Organe diese Funktion wieder übernehmen können. Oder bis... Noah hielt inne. Er wollte es seinem Gegenüber nicht unter die Nase reiben, dass er ein Todeskandidat war, der auf seine Hinrichtung in sechs Wochen wartete. Bis..., versuchte er den Satz anders zu beenden, aber es fiel ihm nichts passendes ein.

    Schon in Ordnung, meinte der Häftling müde. Bis ich zu Tode geschockt werde. Dann brauch' ich keine funktionierenden Organe mehr.

    Noah verzog das Gesicht. Er erinnerte sich selbst nur ungern an die Ereignisse, wo er selbst mit einem Elektroschocker malträtiert worden war. Dass man dem Song-Kommendan nicht die mildere Strafe des Todes durch eine Giftinjektion gewährt hatte, lag vermutlich daran, dass er als Staatsfeind der Xiantiao-Regierung galt. Und zudem keinerlei Informationen über das weitere Vorgehen der Song unter Shen To preisgegeben hatte.

    Warum machen Sie sich eigentlich die Mühe, mich unter diesen Umständen einzuknasten? Warum werde ich erst in sechs Wochen getötet?, stellte der Gefangene die nicht irrelevante Frage. Wie der Medic es von den Videos aus der Gerichtsverhandlung gehört hatte, schien der Terrorist seinem Ende tatsächlich sehr gefasst entgegen zu blicken. Aber mit diesem zerstörten Körper war der Tod vielleicht auch eher eine willkommene Erlösung denn eine Strafe.

    Verstehen Sie mich nicht falsch, Dr. Bianco, setzte Rej Lio'Ta fort und schloss durch seine weiteren Worte Noahs soeben erstellte Theorie sofort wieder aus, ich hänge an meinem Leben. Aber für die LAAN ist das doch ein unnötiger Aufwand. Ein hoher Kostenfaktor.

    Noah erinnerte sich daran, dass man ihn nicht nur einmal vor dem Widerstandskämpfer gewarnt hatte. Der spezielle Gefangene habe eine gefährliche Art, Konversation zu führen. Zu leicht ließe man sich in seine Welt, in seine Sicht der Dinge ziehen, wechselte, ohne es zu merken ganz langsam die Seiten. Der Arzt musste auf der Hut sein, wenn er es weiter dulden wollte, dass der Gefangene so viel sprach. Auf der anderen Seite war er als leitender Gefängnismediziner auch dazu hier, um die psychologische Komponente für die Häftlinge abzudecken, insbesondere, wenn sie krank oder verletzt waren. Aber den Abstand zu wahren, war ihm auch schon bei anderen Klienten ganz gut gelungen. Sie sind hier, weil Sie den ShaoSetFai noch nicht ihre Fragen beantwortet haben. Aufgrund Ihres körperlichen Zustandes sind Sie nicht in der Lage, für Ihre Unterbringung und Nahrung zu arbeiten. Aber auch so wird der Aufenthalt für Sie hier kein Zuckerschlecken. Denn die ShaoSetFai werden Sie täglich zu den Befragungen abholen. Die LAAN ist sich sicher, sechs Wochen werden reichen, um an die benötigten Informationen zu gelangen. Danach sind diese auch nicht mehr all zu viel wert. Und Sie damit auch nicht mehr.

    Der Gefangene lachte bitter. Das haben die sich aber schön überlegt. Da bin ich gespannt, wer den längeren Atem behält.

    Sie, mit nur einem Lungenflügel? Dann sicherlich die ShaoSetFai, rutschte es dem Medic unüberlegt heraus und Rej lachte erneut. So gesehen... haben Sie vermutlich recht.

    Im selben Moment erklang erneut das schnarrende Geräusch von der großen Tür, dann setzten sich die Torflügel in Bewegung und zwei der ShaoSetFai tauchten in der Schleuse auf. Sie eskortierten einen Mann, der in der fürs Hauptgefängnis üblichen orange-schwarzen Gefängniskleidung steckte. Er hatte freundliche braune Augen, eine markante Nase, die aber gut in sein Gesicht passte und einen zu einem verschmitzten Lächeln verzogenen Mund. Das halblange dunkelbraune Haar hatte er sich lässig aus dem Gesicht gekämmt, allgemein machte er einen sehr gelassenen Eindruck, obwohl seine Arme mit einer Manschette auf den Rücken gefesselt waren.

    Hallo, Dr. Bianco, rief der Neuankömmling fröhlich durch die Krankenstation. Die netten Herren wollten auf die Fesseln nicht verzichten. Bitte verzeihen Sie meine Verspätung.

    Sie können mir Herrn Bjantiya hier lassen, forderte Noah die Soldaten auf, welche sich augenblicklich wieder versteiften und den Gefangenen in ihrer Mitte etwas fester packten. Der Häftling verzog das Gesicht zu einem noch schieferen Grinsen. Die sind heute einfach so ungemütlich. Ich weiß auch nicht, weshalb.

    Ruhe!, wurde er unwirsch von einem der ShaoSetFai angeblafft. Unterschreiben Sie hier das Übergabeprotokoll, Doktor Bianco. Wollen Sie wirklich mit zwei der Insassen in einem Raum alleine bleiben? Unter dem maskierten Gesicht sah Noah, wie der Soldat die Stirn runzelte. Die XSF waren heute tatsächlich etwas unentspannt. Wahrscheinlich lag es an dem speziellen Gefangenen. Vielleicht wollten sie in seiner Gegenwart besonders hart und unbeugsam wirken. Der Doktor zückte erneut seinen Plastift und quittierte das digitale Formular mit seinem Namenszug. Herr Bjantiya hat vielleicht ein etwas loses Mundwerk, aber er riskiert es sicherlich nicht, seine vorzeitige Haftentlassung in einem halben Jahr zu gefährden, indem er mir hier eine überbrät. Davon hätte er absolut keinen Nutzen. Er packte den braunhaarigen Mann am Arm und zog ihn aus der Schleuse. Sie können wieder gehen, ließ er die Wärter unhöflich wissen. Und draußen vor der Türe herumstehen. Die hier machen wir erst einmal ab. Er wandte sich den Handschellen des Neuankömmlings zu und löste sie durch eine Codeeingabe am dort angebrachten Display. Absolut sinnlos, murmelte er vor sich hin und legte die Fesseln zur Seite, schenkte den Soldaten keine weitere Beachtung mehr.

    Gemeinsam gingen sie zurück zu der Liege, auf der der spezielle Gefangene nur mit angehört hatte, was im Schleusenbereich vor sich gegangen war, und Noah schob den anderen Häftling in Rejs Blickfeld. Das hier ist Sajan Bjantiya. Er ist ebenfalls ein Insasse hier. Er wird Sie die nächsten sechs Wochen begleiten.

    Der mit dem Namen 'Sajan' vorgestellte Mann streckte dem Song-Kommendan die Hand entgegen, ließ sie dann aber wieder sinken, als er seinen schlecht bandagierten und geschienten rechten Arm sah.

    Ich habe die letzten vier Jahre im West gesessen, erzählte er stattdessen in entspanntem Tonfall. Da ich, bevor ich dort gelandet war, als Pflegekraft gearbeitet hatte, hat man mir das Angebot gemacht, mir ein Jahr Haft zu erlassen, wenn ich mich die nächsten sechs Wochen um Sie kümmere. Ich fand das sei ein faires Angebot. Er ging in die Hocke, um sich mit dem ehemaligen Terroristenanführer auf Augenhöhe zu begeben. Drum wurde ich gestern hier her verlegt. Ich habe mich mit Dr. Bianco schon ausgetauscht und mich mit den Gegebenheiten des Traktes hier vertraut gemacht.

    Noah beobachtete argwöhnisch, doch neugierig, den Blickwechsel zwischen den beiden Männern. Er war sich nicht sicher, ob der neue Gefangene sich darauf würde einlassen können. Wenn der Funke übersprang und sich die zwei einigermaßen verstanden, dann würde es ihm die Arbeit ungemein erleichtern.

    Sie sind ganz schön zugerichtet, Rej. Ich darf Sie doch 'Rej' nennen?, fragte der braunhaarige Mann geradeheraus und Rej Lio'Ta nickte. Rej? Ja, antwortete er knapp.

    Mich können Sie 'Sajan' nennen. Doktor Bianco nennt mich 'Herr Bjantiya', das geht auch, aber so förmlich muss es nicht sein. Der vor ihm liegende signalisierte mit einem Blinzeln sein Einverständnis. Der Krankenpfleger hob seine Hand auf Rejs Augenhöhe und streckte seine Finger in seine Richtung. Ich werde Sie anfassen müssen, Rej, erklärte er behutsam. Es wird ungewöhnlich für Sie sein, zu Beginn vielleicht auch unangenehm, aber daran werden Sie sich schnell gewöhnt haben. Und ich versichere Ihnen, ich passe gut auf Sie auf. Wenn Sie Schmerzen haben, müssen Sie mir das sofort sagen, oder irgendwie signalisieren. Wenn Ihnen etwas unbequem ist, dann äußern Sie auch das bitte. Ich werde versuchen, Ihnen so gut wie möglich zu helfen.

    Noah war sich nicht sicher, aber er glaubte. so etwas wie Unbehagen unter einer vorgeschobenen Maske von Gelassenheit bei dem Widerständler zu erkennen. Dass ihm ein Fremder so nahe kam und dabei um Erlaubnis bat, war etwas, dass er wohl nicht kannte. Es schien so, als sei ihm die Art von Kontakt unangenehmer, als die grobe ungefragte Behandlung durch die ShaoSetFai. Doch der Gefangene nickte schließlich erneut und gab dem Pfleger seine Zustimmung. Ich werde Sie jetzt berühren, ok?, erklärte Sajan seine nächste Handlung. Langsam streckte er seine Hand nach dem Song-Kommendan aus und legte sie ihm dann sanft auf seinen Unterschenkel. Der Medic war am Vortag mit ihm die in der Gerichtsakte notierten Verletzungen des speziellen Gefangenen durchgegangen und so wusste Sajan, wo er diesen berühren konnte, ohne ihm Schmerzen zuzufügen. Gut, führte er weiter aus, spüren Sie das?

    Ja, antwortete Rej leise. Der Pfleger hatte eine Art an sich, die den Gefangenen verletzlich und nachdenklich werden ließ. Hatte der Widerständler zuvor sogar noch über seine eigene Hinrichtung lachen können, wirkte er nun von der Sanftheit und Zugewandtheit extrem eingeschüchtert. Sajan erhöhte ein wenig den Druck auf dessen Bein, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich besser auf den ungewohnten Körperkontakt einzustellen. Sie spüren die Berührung an Ihrem Bein, aber Sie können Ihre Beine nicht bewegen?,

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