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Anaphase - Gefangene der Angst: Band 1 der Near Future Scifi Dystopie
Anaphase - Gefangene der Angst: Band 1 der Near Future Scifi Dystopie
Anaphase - Gefangene der Angst: Band 1 der Near Future Scifi Dystopie
eBook407 Seiten5 Stunden

Anaphase - Gefangene der Angst: Band 1 der Near Future Scifi Dystopie

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Über dieses E-Book

»Tag siebzehn, der Prozess gegen Aoife Aubert dauert an – und so auch unsere Berichterstattung. Sie konnten bisher nicht einschalten? Wir haben die wichtigsten Infos für Sie:

Aoife Aubert, eine der führenden Gentechnikerinnen dieses Landes, wird verdächtigt, Teil der Opposition zu sein. Grund dafür ist belastendes Material, das Ende letzten Jahres an ihrem Arbeitsplatz gefunden wurde. Gänzlich unklar ist, ob Auberts Mitgliedschaft bei der Opposition auch einen Zusammenhang mit den Mutanten bedeuten würde, die immer häufiger gesichtet werden.

Bleiben Sie dran, denn wir schreiben einen besonderen Tag in diesem Prozess: Wissenschaftsminister Lazarus Zephyr hat sich soeben im Gerichtssaal eingefunden. Wir sind gespannt, was er seinem ehemaligen Liebling zu sagen hat.«
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. März 2023
ISBN9783910615687
Anaphase - Gefangene der Angst: Band 1 der Near Future Scifi Dystopie

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    Buchvorschau

    Anaphase - Gefangene der Angst - Lara Roner

    Anaphase.jpg

    Copyright 2022 by

    Dunkelstern Verlag GbR

    Lindenhof 1

    76698 Ubstadt-Weiher

    http://www.dunkelstern-verlag.de

    E-Mail: info@dunkelstern-verlag.de

    ISBN: 978-3-910615-68-7

    Alle Rechte vorbehalten

    Für Simon, meinen liebsten Wissenschaftler. Ohne dich hätte ich mir dieses Buch nie zugetraut. »Anaphase« ist nur dank deiner Hilfe entstanden <3

    Inhalt

    Inhaltshinweis

    Die Regierung des Neuen Regimes

    Playlist

    Prolog

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Epilog

    Nachwort

    Danksagung

    Inhaltshinweis – die Liste

    Inhaltshinweis

    Liebe*r Leser*in,

    dieser Roman enthält Themen und Ereignisse, die nicht jede*r lesen will. Damit niemand unfreiwillig gespoilert wird, befindet sich hinten im Buch eine Liste mit allen Inhalten, auf die wir hinweisen möchten. Dabei wird unterschieden, ob die Themen explizit dargestellt oder angedeutet/angesprochen werden. Die Liste befindet sich hinter der Danksagung.

    Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass die »Anaphase«-Dilogie neben vielen anderen politischen Themen auch einen Krieg thematisiert, der in der Vergangenheit der Handlung stattgefunden hat. Dieser nimmt jedoch keinerlei Bezug zu realen Begebenheiten. Mit Ausnahme der COVID-19-Pandemie sind sämtliche Ereignisse, die in der Handlung vorkommen, gänzlich fiktiv. So ist es auch das Land selbst, in dem »Anaphase« spielt. Mehr dazu steht im Nachwort.

    Wir wünschen ein schönes Leseerlebnis!

    Lara Roner & der Dunkelstern Verlag

    Die Regierung des Neuen Regimes

    Präsidentin: Quinn Pacis

    Ministerin für Außenpolitik: Ilya Pyret

    Minister für Bildung: Hayward Pendelton-Hodges

    Minister*in für Finanzen: Daly Chamberlain

    Ministerin für Gesundheit: Tadita Hayes-Costley

    Ministerin für Justiz: Adamaris Gordon

    Ministerin für Medien und Kultur: Wenona Findly

    Minister für Sicherheit: Greyson Villin

    Minister für Soziales: Flick Verlander

    Minister für Umwelt: Ripert Gabler

    Ministerin für Verteidigung: Annette Flanagan-Dalton

    Minister für Wirtschaft und Arbeit: Hayward Ricks Ducros-Woods

    Minister für Wissenschaft und Forschung: Lazarus Zephyr

    Playlist

    INFECTED – STARSET

    Strange Days – Three Days Grace

    bury a friend – Billie Eilish

    Infra-Red – Three Days Grace

    when the party’s over – Billie Eilish

    Empire to Ashes – Sleeping With Sirens

    you should see me in a crown – Billie Eilish

    Over and Over – Three Days Grcae

    Me Against You – Three Days Grace

    The Abyss – Three Days Grace

    The Real You – Three Days Grace

    i love you – Billie Eilish

    Gone Forever – Three Days Grace

    Anaphase

    (Substantiv, feminin)

    Stadium der Mitose (einfache Zellteilung). Die Chromosomen sind auf der Äquatorialebene der Zelle angeordnet, an ihnen docken die Spindelfasern an. Durch Verkürzung dieser werden die Chromosomen in ihre beiden Chromatiden geteilt und anschließend zu den entgegengesetzten Polen gezogen.

    Prolog

    Guten Morgen, sehr geehrte Zuhörende, ich begrüße Sie zu Tag siebzehn unserer Berichterstattung. Auch heute darf ich wieder sämtliche Informationen zur Gerichtsverhandlung von Aoife Aubert mit Ihnen teilen. Zumindest jene Infos, an die wir rankommen. Wie gewohnt findet der Prozess abseits der Medien statt. Wir bemühen uns, baldmöglichst an ein Interview zu gelangen. Wer die letzten Tage nicht einschalten konnte, hier ein kleines Update: Aoife Aubert, eine der führenden Gentechnikerinnen dieses Landes, steht unter Verdacht, Kontakt zur Opposition zu pflegen oder sogar Teil davon zu sein. Grund dafür ist belastendes Material, das Ende letzten Jahres an ihrem Arbeitsplatz gefunden worden ist. Gänzlich unklar ist bisher, ob Auberts mögliche Mitgliedschaft bei der Opposition auch einen Zusammenhang mit dem Vorkommen der Mutanten bedeuten würde. Bleiben Sie auf alle Fälle dran, heute erfahren wir mehr. Womöglich wird sogar ein Urteil gefällt – schließlich haben wir einen besonderen Tag in diesem Prozess.«

    ○●

    Stille. Der Gerichtssaal war zum ersten Mal seit Prozessbeginn randvoll, dennoch hörte man keinen Mucks. Man hätte meinen können, das läge an der Anspannung. In Wahrheit war die Ruhe der Gleichgültigkeit geschuldet. Die Verhandlung ließ die meisten Anwesenden kalt.

    Der Richter bemühte sich sichtlich, interessierter als die Politiker zu wirken, doch er hatte sämtliche Leidenschaft verloren. Nicht einmal das wichtigste Justizereignis des Jahres begeisterte ihn. Wenig verwunderlich. Sein Beruf hatte nichts mit Gerechtigkeit zu tun.

    »Frau Aubert«, sprach er Aoife an, »wie stehen Sie zu diesen Anschuldigungen?«

    Quietschend rutschte der Stuhl zurück, als sie sich erhob. Ihre Knie zitterten, ihr Gesicht glühte vor Hitze, aber das war nicht annähernd so schlimm wie die Blicke der dreizehn Menschen auf der Anklagebank. Sie waren brennende Nadeln, die sich in ihr Fleisch bohrten. Außer der von Lazarus. Der glich einem Dolch.

    Aoife hatte gehofft, er würde nicht erscheinen; diesen Termin wie seine Vorladungen als Zeuge ignorieren. Natürlich konnte er das nicht. Nun saß er zur Rechten der Präsidentin und wartete auf ihre Verteidigung.

    Aoife räusperte sich – leise, um ihren Gegnern keine Angriffsfläche zu bieten. Dann begann sie zu sprechen. »Ich beteuere erneut meine Unschuld in sämtlichen Anklagepunkten.«

    Die Festigkeit in ihrer Stimme beruhigte ihr wummerndes Herz ein klein wenig. Sie versagte nicht einmal jetzt, obwohl sie nervöser war denn je. Zwar würde ihr das nichts bringen, doch es schonte ihren Stolz. Ich muss ich selbst bleiben, sagte sie sich seit Prozessbeginn immer wieder, auch wenn ich alles verliere.

    Die Augenbrauen des Richters wurden steil. »Ich erinnere Sie an Ihren Schwur zur Ehrlichkeit. Der Anklagepunkt Besitz verschwörerischen Materials gilt als bewiesen. Sie können nicht unschuldig sein!«

    Beinahe wäre ihr ein Schnauben entkommen. Dieselbe Diskussion hatte sie am Vortag geführt, und an dem davor. Doch sie ließ sich nicht aus der Fassung bringen und erst recht nicht ihre Wut anmerken. Aoife korrigierte ihre Haltung, straffte die Schultern und widersprach dem Richter.

    »Um Besitzerin der gefundenen Schriften zu sein, müsste ich einen Besitzwillen haben. Den habe ich nicht, noch hatte ich ihn zu irgendeinem Zeitpunkt. Das sogenannte verschwörerische Material ist nicht in meinem Besitz, war es nie, und ich hatte keine Ahnung von seiner Existenz, bis ich von Ermittlerinnen und Ermittlern damit konfrontiert wurde.«

    Die Züge des Richters erhärteten sich. Er wusste aus Erfahrung, dass Aoife auf jedes Gegenargument eine Antwort hatte. Sein Interesse, erneut in einer dreistündigen Diskussion zu versinken, war verschwindend gering. Doch er musste dagegenhalten.

    Aoife rätselte, ob das normalerweise in den Aufgabenbereich eines Richters gefallen wäre. Sie rätselte, wie eine richtige Gerichtsverhandlung ausgesehen hätte – eine, deren Ausgang nicht von Anfang an klar war. Um bei der Vielzahl an Verfahren Geld zu sparen, hatte die Regierung die Justiz erheblich umgebaut und bei politischen Prozessen sowohl Dauer als auch Personalaufwand von Verhaftung bis Verurteilung gekürzt.

    In den letzten Tagen hatte die Regierung Vertreter geschickt, die Aoife ausgequetscht hatten. Keine Anwälte, solche kamen bei Fällen wie ihrem kaum zum Einsatz. Die Spitze der Politik brauchte sie nicht und den Angeklagten konnte ohnehin niemand mehr helfen, deshalb hatte Aoife auf einen Verteidiger verzichtet. Wenn die Regierung meinte, sie zerstören zu müssen, würde sie sich dem persönlich entgegenstellen. Denn egal, ob irgendwelche Vertreter oder der Richter ihr die Worte im Mund umdrehten, letztendlich argumentierte sie gegen die Präsidentin und ihre Minister. Diese waren jedoch nicht für ein Wortgefecht gekommen, sondern um Informationen zu sammeln und ihre Pflicht zu erfüllen.

    »Das Material war in Ihrem Spind«, fuhr der Richter mit derselben Leier fort.

    »Technologie ist nicht unfehlbar. Jemand hat das Schloss gehackt und mir das Material untergejubelt.«

    »Niemand wurde in der Nähe Ihres Spinds gesehen.«

    Obwohl Bitterkeit sie erfüllte, lächelte Aoife gewinnend. »Vollkommen richtig. Niemand. Das bezieht mich mit ein. Wie bekannt ist, nutze ich meinen Spind nicht. Habe ich in meinen neun Dienstjahren nie. Die Kameraaufnahmen beweisen das. Die einzigen Personen, die sich meinem Spind genähert haben, gehören zum Personal, das die Kontrollen durchgeführt hat.«

    Der Richter zuckte die Achseln, als wäre das in seinen Augen kein valides Argument. »Selbst wenn die Unterlagen nicht Ihre wären, müssen Sie von einem Mitglied der Opposition stammen, mit dem Sie vertraut sind.«

    Ein Ziehen breitete sich in Aoifes Bauch aus. Wie sie diese Aussage hasste! Wie sie es hasste, dass ihre Familie, Freunde und andere Kontaktpersonen ihretwegen beobachtet wurden. Sie alle liefen Gefahr, im Gefängnis zu landen – einzig und allein, weil sie sie kannten.

    Sie wehrte sich dagegen, trotzdem huschten ihre Augen zu Lazarus. Wenn ihr jemand in den letzten Jahren nahegestanden hatte, dann er. Ob sie ihn in Bedrängnis brachte? Präsidentin Pacis war skrupellos. Ihn zu ersetzen hätte ihr ähnlichgesehen.

    Nach Sekundenbruchteilen wandte sich Aoife wieder ab. Ihre Aufmerksamkeit sollte dem Richter gelten.

    »Ich pflege nicht wissentlich Kontakt zu Mitgliedern der Opposition«, teilte sie diesem mit.

    »Wissentlich?«

    Sie nickte und riss sich aus der Starre, in der sie sich befunden hatte. Sie entdeckte ihre Körpersprache für sich neu. Neutral und in Begleitung ruhiger Gesten führte sie aus: »Angehörige der Opposition verstecken sich bekannterweise gut. Ich schließe nicht aus, dass sich in meinem beruflichen Umfeld jemand befindet, der oder die dazugehört. Insofern kann durchaus der Kontakt mit Oppositionsmitgliedern Grund dafür sein, dass diese Unterlagen in meinen Spind gelangt sind. Allerdings macht mich nichts davon eines Gesetzesverstoßes schuldig.«

    »Danke, Frau Aubert.« Der Richter ließ seine Stimme schleifen, als er das sagte. Ihre Worte interessierten ihn nicht im Geringsten. Daher ahnte Aoife, was folgen würde.

    »Hören wir uns die Position der Anklagenden dazu an.«

    Mechanisch, wie eingerostet, ließ sich Aoife auf ihrem Stuhl nieder; auf der Kante, weil sie versäumte, ihn heranzuziehen. Ihre Gliedmaßen pochten vor Aufregung. Oder Angst?

    Aoife fühlte sich so lächerlich. In den vergangenen Tagen hatte sie dafür gebetet, Lazarus würde erscheinen. Sie hatte danach gelechzt, seine Reaktion zu erfahren, nachdem er ihre Verhaftung mit undurchsichtiger Miene beobachtet hatte. Jetzt war er hier und sie fürchtete sich. Sie fürchtete seine Worte.

    Mit Glück würde Präsidentin Pacis sprechen, oder einer der anderen Politiker. Was ihr vorgeworfen wurde, betraf auch die Ministerien für Sicherheit und Gesundheit.

    Es versetzte ihr einen Stich im Herzen, als es kam wie erwartet und sich Lazarus erhob. Elegant – selbstbewusst – strich er die Falten aus seiner Anzugjacke. Seine Haltung war wie immer, seine Mimik gewohnt kühl. Trotzdem wirkte er auf sie verändert. Etwas lag in seiner Ausstrahlung, das sie nicht von ihm kannte. Er schien sich so verraten zu fühlen!

    Lazarus war von Aoifes Schuld überzeugt und sie konnte nichts dagegen tun. Selbst wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, mit ihm zu reden: Seine Rationalität siegte. Sie war eine potenzielle Gefahr für ihn und sein Lebenswerk, also musste sie beseitigt werden.

    Ohne Aoife anzusehen, begann er zu sprechen. Seine Stimme war kräftig, füllte den Saal und brachte dabei die schrecklichsten Worte bis in die letzte Ecke. »Wir sind nach wie vor von Frau Auberts Schuld in sämtlichen Anklagepunkten überzeugt. Wir halten sie für schuldig des Besitzes verschwörerischen Materials, des Kontakts zur Opposition, der Mitgliedschaft bei der Opposition und somit des Hochverrats.«

    Da war es wieder: Was im Gesetzbuch stand, interessierte die Regierung nicht. Nicht einmal ihn. Aoife hatte nichts anderes erwartet und doch traf es sie wie ein herabstürzender Fels.

    Sie wollte weg. Sie wollte Lazarus nicht zuhören. Sie wollte, dass dieser Prozess ein Ende hatte. Was das betraf, konnte sie allerdings durchatmen: Die Regierung war nicht zufällig heute erschienen. Bald sollte eine Entscheidung gefällt werden. Falsch, sie sollte verkündet werden. Gefallen war sie in dem Moment, in dem man die Unterlagen in ihrem Spind gefunden hatte. Aoife hatte in diesem Prozess nicht den Hauch einer Chance. Deshalb waren keine Journalisten im Gerichtssaal zugelassen, geschweige denn Zuschauer. Umso mehr Regierungsmitarbeiter, die aussagen sollten, und Sicherheitsangestellte waren anwesend.

    Aoife konnte sich nicht vor dem Rest der Verhandlung drücken, wie Lazarus es bei den bisherigen Terminen getan hatte. Deswegen musste sie seiner Rede zuhören – und er hatte zweifelsohne vor, sie damit zu zerstören.

    »Das Argument mit dem Personal als einzige Personen, die sich Zugang zum Spind verschafft haben, ist nett, jedoch irreführend«, erklärte er. »Die Unschuld des Personals ist bewiesen. Es wurde spontan und nach Zufallsprinzip für die Kontrolle ausgewählt, sodass die einzelnen Beteiligten einander überwachten, und hat sämtliche Vorgänge gefilmt.«

    Nett. Wie abwertend das klang. Aoife hatte den Angestellten zu keinem Zeitpunkt die Schuld gegeben, sie hatte lediglich Sachverhalte aufgezeigt. Sie hätte sich denken können, dass diese gegen sie verwendet werden würden; sie hatte es sich gedacht! Doch von Lazarus schmerzte es sie besonders.

    Alles in ihr verlangte danach, ihn darauf hinzuweisen, dass die Unschuld des Personals nicht ihre Schuld bedeutete. Aber er wusste das. Ihm und dem Rest der Regierung ging es nicht um Gerechtigkeit. Sie wollten eine mögliche Gefahr ausschalten, das durchschaute auch Aoife.

    Am Ende seiner Sprechpause ruckte Lazarus den Kopf zu Aoife. »Deswegen verlange ich im Namen der Regierung das in solchen Fällen übliche Strafausmaß von lebenslänglicher Haft.«

    Aoifes Herz blieb für einen Moment stehen. Er hatte mit ihr abgerechnet – und sie hatte alles verloren.

    Kapitel 1

    13 Tage seit der Verurteilung

    Martha wedelte vor Aoifes Augen mit dem Stoffstück herum, ehe sie es auf den Tisch knallte. »Noch mal!«, befahl sie Aoife. Entgegen ihrer Erwartung drehte sich die ältere Frau nicht weg, sondern verharrte an Ort und Stelle. »Los, mach!«

    Jene unterdrückte ein Schnauben und griff nach dem zusammengeknüllten T-Shirt. Sie klemmte die Schulternähte zwischen ihre Fingerspitzen und peitschte das Kleidungsstück in der Luft aus, dann legte sie es vor sich hin wie Martha es ihr eingetrichtert hatte: den Kragen zu ihrer Linken und auf der Bauchseite aufliegend. Die Ärmel faltete sie zur Mitte und den Unterrand zum Kragen. In dem Glauben, es dieses Mal geschafft zu haben, drehte sie das gefaltete T-Shirt nach oben – doch anstelle eines Quadrats war es erneut ein gequältes Trapez.

    »Unfassbar!«, zischte Martha und schubste Aoife zur Seite. »Mir geht die Geduld mit dir aus.«

    Aoifes Augen blitzten zornig auf. »Ich bin erst zwei Wochen hier«, verteidigte sie sich. Die Gefängniswäscherei war riesig und jeden Tag lernte sie etwas Neues. Sie konnte unmöglich sofort alles richtig machen.

    »Ich habe diesen Laden innerhalb von zwei Wochen übernommen«, entkräftete Martha ihr Argument und legte das T-Shirt selbst zusammen. Das war Aoife recht.

    Aufmerksam beobachtete sie Martha, die sich mit ihrem Können schmückte wie ein Pfau mit seinen Federn. »Sagtest du nicht, du hättest bereits vor deiner Inhaftierung in einer Textilreinigung gearbeitet?«

    »Ja«, bestätigte die Wäschereileiterin. »Du hattest aber auch einen Job, bei dem ich mehr Geschick vorausgesetzt hätte. Du stellst dich an wie der erste Mensch.«

    Aoife bereute es, Martha von ihrem früheren Beruf erzählt zu haben. Manchmal glaubte sie, sie trampelte nur deshalb auf ihr herum. Die Frau saß im Gefängnis, weil sie als radikale Oppositionelle verurteilt worden war. Bloße Mitgliedschaft bei der Opposition genügte für diese Einstufung nicht.

    »Zephyr war als Vorgesetzter deutlich angenehmer als du«, giftete Aoife, wohlwissend, dass sie das zur Weißglut brachte. In acht Minuten war ohnehin Schluss für heute, anschließend könnte sie Martha bis zum nächsten Morgen aus dem Weg gehen.

    Mitten in der Bewegung hielt sie inne und sah Aoife strafend an. Dann lächelte sie gekünstelt. »Wie schön. Schreib ihm doch später einen Brief und heul dich aus.«

    Miststück, dachte Aoife, hielt sich aber zurück. Mit einem Schlag fehlte ihr die Energie zum Zanken. Hinter ihren geschwollenen Augenlidern drückte die Erschöpfung, die sich seit ihrer ersten Nacht im Gefängnis anstaute. Daran war der unendlich ermüdende Gedanke an Lazarus schuld.

    Martha gab Aoife das fertiggefaltete T-Shirt in die Hand. »Aber jetzt sortierst du das erst mal ein – richtig, ausnahmsweise. Im Anschluss legst du die Geschirrtücher zusammen. Das schaffst sogar du, oder?«

    »Ja«, bestätigte Aoife, weil sie wirklich der Überzeugung war. Erst danach bemerkte sie, dass die Größe des Kleidungsstücks vom Etikett abgewaschen war. Zum Glück hatte Martha ihr den Rücken zugekehrt und machte sich auf den Weg, dem nächsten Sorgenkind zu helfen – einem älteren Herrn, der für den Besitz illegaler Zeitschriften eingebuchtet worden war. Ihm gegenüber war sie geduldiger.

    Aoife ging zu dem Metallgestell, in dem sich die Stapel häuften. Überall, wo sie hinsah, war nichts anderes als Grau: graue Oberteile, graue Hosen, graue Jacken. Das T-Shirt warf sie zu seinen Artgenossen der Größe L. Es hatte groß ausgesehen, als sie es gefaltet hatte.

    Für die letzten fünf Minuten stellte sie sich zu dem Haufen gewaschener und getrockneter Küchentücher. Aoife schnappte sich ein gelbes, das mal weiß gewesen war, und breitete es vor sich aus. Sie faltete es ein Mal, dann ein zweites Mal – und erstarrte. Schweiß trat auf ihre Stirn. Stimmte das so? Sie wusste, dass Martha diese Fetzen auf besondere Art zusammengefaltet haben wollte. Aber sie erinnerte sich beim besten Willen nicht, wie. Anders, als sie es zu Hause gemacht hatte. Das war das Problem, das sie hatte: Sie konnte mit Wäsche umgehen, nur nicht so, wie Martha es verlangte.

    Genervt knüllte sie das Tuch in einer Faust zusammen. Seit sie hier war, funktionierte ihr Gehirn nicht mehr. Aoife vergaß die einfachsten Sachen. Allein die Dinge, die sie innerlich auffraßen, hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt – allem voran Lazarus’ verdammende Worte.

    Ein Läuten wie von einer Schulglocke verkündete, dass es endlich sechzehn Uhr war. Achtlos warf Aoife das Geschirrtuch zurück auf den Haufen. Im Augenwinkel nahm sie dabei Marthas hochrotes Gesicht wahr. Morgen, wenn sie mehr Energie hatte, würde Aoife sie um ihre Hilfe bitten. Dann würde Martha wieder Geduld haben. Schließlich war beiden bewusst, dass sich die jeweils andere in Wahrheit bemühte. Sie konnten es nicht besser.

    Aoife war eine der Letzten, die die Wäscherei verließen. Das Wachpersonal musterte sie bereits skeptisch, als sie um drei Minuten nach vier zum Ausgang kam. Dort legte sie das Armband mit dem Chip auf den Sensor. Die Tür wurde entriegelt und sie ging auf den Gang hinaus.

    Menschen in grauer Kleidung passierten sie, ein Gesicht leerer als das andere. Die meisten von ihnen waren auf dem Weg zur Kantine. Bis siebzehn Uhr wurde dort zwar keine Nahrung ausgegeben, aber man konnte beisammensitzen und plaudern. Ein paar vertrieben sich die Zeit lieber im Trainingsbereich.

    Aoife war eine der wenigen, die zu den Zellen abbogen. Einige Schritte später war sie allein, von den Aufsehern abgesehen. Sobald sie in ihre Nähe kam, spannten sich ihre Muskeln an und die Hände rutschten zu ihren Knüppeln. Aoife wurde behandelt wie Staatsfeindin Nummer eins. War das die Angst davor, dass sie etwas mit den Mutanten zu tun haben könnte? Sie fand das lächerlich.

    Woran es auch lag, die Aufmerksamkeit des Personals war beklemmend. Jedes wachsame Augenpaar war wie ein Stein an ihren Gliedmaßen, der ihr die Fortbewegung erschwerte. Sie vermutete, dass sämtliche ihrer Regungen hier beobachtet, aufgezeichnet und interpretiert wurden – alles andere als gutgesinnt.

    Deshalb fiel eine Last von ihr, als sie die Tür zu ihrer Zelle erst entriegelte und dann hinter sich schloss. Heute war ihr danach, sich zu verkriechen. An anderen Tagen hielt sie es in diesem Zimmer nicht aus. Die wenige Ausstattung, die es hatte – Bett, Schrank, Mülleimer, Waschbecken, Toilettenraum – drängte sich dicht an dicht. Bis auf das Porzellan der Sanitäranlagen war alles Grau. Der Sicherheitsminister hatte eine Vorliebe für diese Farbe. Er hatte eine Vorliebe für den Psychoterror.

    Meistens war Aoife die Zelle zu eng, zu voll, zu laut, zu warm. Dabei hatte sie nur ein Minimum an persönlichen Gegenständen mitgenommen, machte keinen Mucks und nutzte die Heizung kaum. Manchmal war es gerade deshalb umgekehrt: zu leer, zu still, zu kalt. Gepasst hatte es bisher nie. Außer heute.

    Erschöpft trottete sie zu ihrem Bett am hinteren Ende der Zelle und ließ sich auf die Matratze sinken. Obwohl die Metallfedern in ihren Rücken stachen, wollte Aoife nicht wieder aufstehen. Sie erwog, die Zelle bis zum Abendessen nicht mehr zu verlassen. Eigentlich hatte sie heute Sport geplant, aber der beißende Geruch ihres Schweißes war schon jetzt nicht auszuhalten. Sie hatte gestern einen ihrer drei wöchentlichen Eintritte in die Duschräume verbraucht, war allerdings aufgrund der Warteschlange ungeduscht in ihre Zelle zurückgeschickt worden. Mit diesem System musste sie erst umgehen lernen.

    Doch sie war sich der Gefahr bewusst, so lange mit ihren Gedanken allein zu sein. Sie sollte sich ihr Grafiktablet schnappen und in den Innenhof gehen. Das Wetter war okay – bewölkt, aber trocken, wie sie zwischen den Gitterstäben des Fensters erkannte. Sie würde es bereuen, diese Gelegenheit ungenutzt zu lassen. Jedoch würde sie es genauso bereuen, wenn sie sich zu Produktivität quälte, obwohl sie hätte nichts tun können.

    Worin lag der Unterschied, ob sie herumlag oder sich eine Beschäftigung suchte? Weder das eine noch das andere hatte einen Sinn. Nicht für sie. Für den Staat vielleicht – der an ihr ein Exempel statuiert hatte, sie zum Teil der Unterdrückungsmaschinerie machte und zusätzlich als Arbeitskraft ausbeutete. Für Aoife als Menschen blieb nichts. Nur Arbeit, Sport, das Zeichnen und das Herumliegen. Diese vier Dinge bis in ihren Tod.

    Wenn das mein Leben ist, dachte sie, hoffentlich sterbe ich früh.

    ○●

    Der Tag endete. Wenn die Glocke einundzwanzig Uhr schlug, blieb die Zellentür bis zum Morgen verschlossen und Aoife hatte keine Wahl mehr: Sie musste sich dem stellen, was sie tagsüber zu vergessen versuchte.

    Die Nacht verlief wie jede davor. Ein letztes Mal rollte sich Aoife im Bett hin und her, dann gab sie auf. Sie würde nicht mehr einschlafen, also konnte sie die Zeit bis zur Morgenglocke genauso gut nutzen. Deshalb warf sie die feuchte Decke zur Seite und richtete sich auf. Das Ächzen des Metallgestells unter ihr fuhr ihr durch Mark und Bein und vertrieb die letzte Schläfrigkeit. Aoife zupfte an ihrem Shirt. Schweißgetränkt klebte es an ihrem Körper und ließ Kälte unter ihre Haut kriechen. Über Nacht hatte es stark abgekühlt, deswegen griff Aoife zum Heizkörper und schaltete ihn an. Eine Erkältung konnte sie nicht brauchen. Gefängnisinsassen hatten keine Krankenversicherung.

    Müde schob sie sich von der Matratze und setzte ihre Brille auf. In ihren Armen und Beinen brannte der Muskelkater von vorgestern – ein angenehmes Gefühl, das sich über ihre Taubheit hinwegsetzte. So wusste sie, dass sie noch lebte, ohne das volle Leid zu erleben. Unglücklicherweise würde dieser Zustand nicht ewig anhalten.

    Im Dunkeln stapfte sie zu ihrem Schreibtisch und nahm auf dem dazugehörigen Stuhl Platz. Alles Licht, das sie zur Orientierung brauchte, fiel durch das Fenster herein. Dahinter lag die Hauptstadt. Sie war durchzogen von hellen, bunten Flecken; manche still, manche bewegt. Bedrohlich ragte das Gefängnis auf einem Hügel über ihnen auf und stellte eine Warnung für alle außerhalb dar. Es war ein gigantischer Gebäudekomplex, der laufend erweitert wurde und mit vielen anderen seiner Art das Stadtbild prägte. Nichts wuchs so rasant wie die Menge der Gefängnisse im Land, weil die Leute schneller Straftaten begingen, als sie starben. Doch es war ein Ende in Sicht. Mit jedem Jahr seit der Einführung des Neuen Regimes nahm die Anzahl politisch motivierter Verbrechen ab.

    Aoife beachtete die Stadt nicht, sondern zog ihr Grafiktablet heran. Sie steckte das Ladegerät aus, drehte die Helligkeit runter und öffnete die Zeichnung, die sie gestern angefertigt hatte. Ihr Ziel war gewesen, ihre ehemalige Wohnungstür darzustellen – etwas, das sie jeden Tag mehrmals gesehen hatte. Aber irgendetwas passte nicht. Ein Detail fehlte und ruinierte das Gesamtbild.

    Aoife griff nach dem Zeichenstift, setzte ihn am Display an und … stoppte. Sie fand nicht, was sie störte. Es war nicht die Maserung des Holzes oder die genaue Form des Schlüssellochs, das konnte sie sagen. Sicherlich hatte sie diese nicht perfekt getroffen, aber solche Kleinigkeiten waren egal. Etwas Banales raubte ihr den Verstand, eine Proportion oder ein Umriss. Womöglich eine Kante, die zu scharf oder zu weich war. Vielleicht ein Griff, der zu groß oder zu klein war. Eventuell auch die Schattierung des Schuhständers.

    Ihre Hand begann zu zittern, wodurch die Stiftspitze immer und immer wieder auf das Tablet traf und einen tippenden Laut verursachte. In ihrer Brust machte sich ein Druckgefühl breit – als würde sie in einem Metallkorsett stecken, das mit Drähten zugeschnürt wurde. Wenn sich ihre Erinnerungen auflösten, was blieb dann von ihr?

    Eine Weile saß sie so da und verlor sich in diesem Gedanken, bis das Licht anging. Die Morgenglocke ertönte. Es war sechs Uhr.

    Erschöpft ließ Aoife den Stift fallen und lehnte sich zurück. Sie war nicht bereit für die Morgenroutine; war nicht bereit für diesen neuen Tag. Es war irrwitzig: Aoife konnte nicht schlafen, aber sie kam auch nicht hoch. Bis zum Schreibtisch, ja. Doch aufzustehen und sich fertig zu machen, war eine Bürde für sie.

    Wenn sie das Frühstück ausließ, sinnierte sie, konnte sie sich die nötige Vorbereitungszeit nehmen. Schnell kam sie zu Verstand und schüttelte den Kopf. Nein, das ging nicht. Der letzte Versuch der Nahrungsverweigerung hätte beinahe mit Einzelhaft geendet.

    Deswegen zwang sie sich, in die Gänge zu kommen. Oder der Staat zwang sie. Sie zwang sich, weil der Staat sie zwang. Also lag es am System und nicht an ihrer freien Entscheidung. Von diesem Gedanken breitete sich ein bitterer Geschmack auf ihrer Zunge aus. Sie hatte den Wert ihrer Freiheit unterschätzt, bis sie sie verloren hatte.

    Zum Glück war die erste Etappe ihres Morgenprogramms anspruchslos. Aoife musste nicht weit gehen und nicht viel tun. Auf einem Brett über dem Waschbecken warteten die Zahnbürste und Zahnpaste, Seife, ein Becher, ein Deodorant und eine Haarbürste. Mit brennenden Augen trottete sie hinüber und stützte sich neben dem Wasserhahn ab.

    Ohne aufzusehen, griff sie nach dem Becher und ließ dreihundert Milliliter Wasser vom Hahn runter – eine der zwanzig Rationen, die ihr pro Tag zustanden. Ihr Armband regelte alles: Wie oft sie Zugang zu den Duschräumen hatte. Wann sie einen Raum betreten und verlassen konnte. Welche Menge an Nährstoffen die Nahrungsergänzungspille enthielt, die sie zusätzlich zur winzigen Essensportion von einem Automaten holen musste, um keinen Mangel zu erleiden. Das und noch viel mehr.

    Seufzend trank Aoife die erste Wasserration, bevor sie den Becher erneut füllte, um sich damit die Zähne zu putzen. Mit Seife und einigen Tropfen der dritten Fuhre Wasser, die sie sich einschenkte, rieb sie die mit Kugelschreiber aufgetragenen Zahlen von ihrem Handgelenk.

    Aoife ertappte sich dabei, wie sie extra lange über die Stelle wischte, obwohl längst nichts mehr zu sehen war. Sie versuchte, den unangenehmsten Teil des Morgens hinauszuzögern: den Blick in den Spiegel.

    Jedes Mal kostete er sie Überwindung. Früher hatte sie jung und vital ausgesehen, ihren vierunddreißig Lebensjahren entsprechend. Seit Beginn ihrer Untersuchungshaft vor einem guten Monat schien sie um Jahre gealtert zu sein. Nach der Verurteilung war es noch schlimmer geworden. Sie war ein verkümmertes Häufchen Elend.

    Ein Knoten band sich in ihren Magen, doch Aoife schaute auf und stellte sich ihrem Ekel vor sich selbst. Ihr bronzefarbener Teint war unregelmäßig – geprägt von Hautunreinheiten, dem Schwarz ihrer Augenringe und den Schatten durch ihre Falten. Aber es waren nicht nur die Veränderungen ihrer Haut, die ihr jeden Morgen ein Messer in die Brust rammten. Früher hatte sie Piercings getragen, eins davon mittig über ihrer Oberlippe. Man hatte sie ihr weggenommen.

    Noch schlimmer war das, was die Zustände im Gefängnis ihren geliebten Locken antaten. Sie waren stumpf, glanzlos, und einige Zentimeter vom Ansatz entfernt ging die haselnussbraune Farbe in ihren natürlichen Kastanienton über.

    Aber war es das, was Aoife am meisten quälte? Nein. Es war, dass sie sich manchmal selbst die Schuld daran gab. Sie hätte es wissen müssen: Die Nähe zur Regierung war gefährlich. Alle hatten ihr das gesagt, schon während des Studiums. Doch Aoife hatte sich eingeredet, dass es sie nicht treffen würde, wenn sie vorsichtig war. Das Unglück widerfuhr nur anderen. Spätestens am Beginn ihrer Freundschaft mit Lazarus hätte sie zur Vernunft kommen müssen. Obwohl ihr nicht die zum Verhängnis geworden war. Oder? Sie war sich nicht sicher und hatte keine Hoffnung, es jemals herauszufinden. Aoife befürchtete, sie würde nie erfahren, wer ihr das angetan hatte.

    Sie wollte gerade mit dem Restwasser der dritten Ration ihr Gesicht reinigen, da ließ sie ein vertrautes Geräusch innehalten. Schritte. Der Morgendienst würde gleich hier sein. Flink trocknete sie sich die Hände in dem Handtuch und schlüpfte aus ihrer Kleidung. Shirt, Hose, Unterhose, Socken. Die dünne Jacke schnappte Aoife von der Stuhllehne. Im Anschluss holte sie den leeren Korb aus ihrem Schrank und stopfte alles

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