Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Kein Nebel in Havanna: Roman
Kein Nebel in Havanna: Roman
Kein Nebel in Havanna: Roman
eBook529 Seiten7 Stunden

Kein Nebel in Havanna: Roman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Eine sehr persönliche Zeitreise in das Westdeutschland der späten 1970er-Jahre - Die schwierige Suche nach der eigenen Identität - Als LeserIn begleiten wir Paul Rothmanns individuellen, literarischen und politischen Aufbruch aus der tiefen Provinz über die pulsierende Metropole bis in die verheißungsvolle Karibik

Westdeutschland in den späten 1970er-Jahren: Dabei erlebt man als LeserIn Pauls Liebe zu Literatur, Musik und Tee hautnah und sinnlich mit. Die Gedanken des engagierten jungen Mannes drehen sich um Erotik und die Liebe, den Balanceakt zwischen Erwachsenwerden mit den Stationen Abitur, Zivildienst, Studium und dem Finden des eigenen Weges, um das Leben und die Literatur. Aber auch und gerade um die zukunftsweisende Zeit von Wettrüsten versus Abrüstung. Die Jugend erhebt sich, protestiert gegen die Politik in Westdeutschland und versucht auf ihre Weise, das Ruder für eine bessere Welt herumzureißen. Ein Vergleich der damaligen Friedensbewegung mit der Klimabewegung von heute zeigt viele deutliche und interessante Parallelen auf.
In seinem Buch räsoniert Paul Rothmann sehr offen und authentisch in Form eines Gedankengespräches über sein Leben, seine Werte, warum er sich politisch engagieren muss und auch darüber, dass langjährige Freundschaften sowie die Suche nach neuen WegbegleiterInnen von vielen Einflüssen geprägt sind.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum8. März 2022
ISBN9783755718321
Kein Nebel in Havanna: Roman
Autor

Leopold G. Haller

Leopold G. Haller lebt in Hessen und London. Beruflich ist er als IT-Experte für verschiedene Unternehmen deutschlandweit tätig.

Ähnlich wie Kein Nebel in Havanna

Ähnliche E-Books

Biografien / Autofiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Kein Nebel in Havanna

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Kein Nebel in Havanna - Leopold G. Haller

    1 Der Kampf beginnt oder: Wissen ist Macht

    und Fortschritt

    Halldorf, Mittwoch, 8. Februar (Aschermittwoch) – 19:00 Uhr – heißer Keemun – Pentangle (Light Flight)

    Ha! Raimund hat mir eine Kafka Werkausgabe besorgt! Zum halben Preis! (Kann ich mir zwar immer noch nicht leisten, aber…) Ist ein netter Zug von Raimund – er denkt an mich! – Möchte am liebsten sofort mit dem Lesen beginnen, aber andererseits will ich auch den begonnenen Dostojewski nicht gleich aus der Hand legen… Alles schön der Reihe nach! – Bin – bereits am Anfang des Monats – so radikal pleite, dass ich sogar mein Sparschwein erleichtern musste, um die 5 für Rilkes Duineser Elegien zusammenzukriegen… Hätte ich nur mehr Geld und Zeit! (Widerlich, dieses dauernde Gejammer über Geld und Zeit!) – Bekomme vom Friedensverein einige Schriften und von der Buchhandlung in Frommkirchen auch noch was (Engels, Dialektik der Natur, Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen…). – Werde Sarah bitten, mir eine einmalige Sonderzuwendung von 50 zu machen, damit bin ich dann aus dem Gröbsten raus… – Wäre nur das lästige Abitur nicht, dann hätte ich wenigstens Zeit zu lesen! – Aber noch einige Bemerkungen zu Rilkes 5. Duineser Elegie (Frau Hertha Koenig zugeeignet):

    Wer aber sind sie, sag mir, die Fahrenden, diese ein wenig Flüchtigern noch als wir selbst, die dringend von früh an wringt ein wem, wem zu Liebe niemals zufriedener Wille? Sondern er wringt sie, biegt sie, schlingt sie und schwingt sie, wirft sie und fängt sie zurück; wie aus geölter, glatterer Luft kommen sie nieder auf dem verzehrten, von ihrem ewigen Aufsprung dünneren Teppich, diesem verlorenen Teppich im Weltall.

    Muss ehrlich zugeben, bis auf den Anfang, der ein wenig nach dem Beginn von Homers Odyssee klingt, dass ich auch nach mehrmaligen Lesen kaum dahintergekommen bin… – Heute in Deutsch begannen wir die Besprechung. Griffler, unser Pauker, hat das Ganze geschickt gemacht… Es ging ihm zuerst überhaupt nur um die Frage, was steht eigentlich drin? Mittel zum Zweck war die syntaktische Zerlegung; dabei wurden doch viele Zusammenhänge klar, aber auch viele Doppelbedeutungen…

    21:30 Uhr – Sweet Smoke (ein Stück, dessen Namen ich nicht weiß, das aber sehr lang ist)

    Dieser seltsame Mensch, dieser Kafka, ich möchte ihn so gerne näher kennenlernen… – Er hat sehr viel gearbeitet, sehr viel geschrieben; oft bis tief in die Nacht hinein… So viel gelesen… – Fantastisches Trommelsolo… – Gleich – in einer Stunde – Fernsehfilm nach Bertolt Brecht… Hoffentlich gut. Vorher unter die Dusche – immer noch atemberaubendes Trommelsolo… – Morgen Biologie und Griechisch. Stehe früh auf, um mich noch vorzubereiten. – Der Mensch ist eine Reflexion, eine Widerspiegelung seiner Umwelt. – Im Vakuum kann es keine Zeit geben, denn Zeit ist immer mit irgendeiner Form der Bewegung verbunden; bewegen kann sich aber nur Materie. Wo keine Materie ist, da kann sich auch nichts bewegen, im Vakuum ist keine Materie, sonst wäre es kein Vakuum, also gibt es im Vakuum keine Zeit. – Der Mensch, insbesondere das Nervengewebe, ist nichts anderes als eine sehr hoch entwickelte Materie–Zusammensetzung. (Ich vermeide zu sagen: die Höchste.) – Der Denkvorgang ist eine Eigenschaft der Materie. – Die Menschen haben die Materie immer unterschätzt. Sie sagten, sie sei tot. Dabei sind sie selbst nichts, rein gar nichts anderes als eine spezielle Form eben dieser toten Materie, die dann, in dieser besagten spezifischen Zusammensetzung, eine Eigenschaft bekommt, die wir als Leben bezeichnen… – Wie lange wird es noch dauern, bis Wissenschaftler aus toter Materie Leben zu erschaffen gelernt haben werden? – Vielleicht räsoniere ich nachher noch ein wenig über den Brecht Film. – Wenn ich mich jetzt nicht endlich unter die Dusche stelle, komme ich zu spät…

    Donnerstag, 9. Februar – 0:30 Uhr

    Der Film: Turandot oder Der Kongress der Weißwäscher. Ein bemerkenswertes Stück. Später vielleicht mehr!

    8:30 Uhr

    Unsere Schüler–Wandzeitung Die Tribüne kommt gut an! Dabei haben wir – die Redaktion – nur ein großes Holzbrett neben der Turnhalle im überdachten Pausenraum angedübelt und kleben da unsere Artikel dran – mit Tapetenkleister. Wenn alles voll ist, wird von uns abgerissen oder drübergeklebt… Hat der Schülerrat auf unseren Antrag hin finanziert. – Das Thema Abtreibung wird an unserer arg katholisch und konservativ geprägten Lehranstalt sehr kontrovers diskutiert. Da sind auf der einen Seite

    die sogenannten Lebensschützer, die zwar gegen Rüstung und Militär nicht das Geringste einzuwenden haben, aber das ungeborene Leben über den Willen der Mutter hinweg schützen zu müssen glauben und diese in ihrer Entscheidung kriminalisieren wollen. Und auf der anderen Seite sind da die betroffen Frauen selbst und viele fortschrittlich denkende Menschen… In diesem Zusammenhang haben wir vor Kurzem ein kleines Gedicht von Agnes Hüfner zum Thema Antibabypille, das unseren Standpunkt sehr prägnant unterstützt, am Holzbrett der Tribüne angebracht:

    Alle Jahre wieder kommt das nächste Kind,

    weil wir arm und gläubig, gut katholisch sind.

    Weil Papst Paul der Sechste streng verboten hat,

    den Gebrauch der Pille, werden wir nicht satt.

    Auch wenn wir verhungern, bleiben wir dabei,

    lieber tot als schuldig, Christus macht uns frei.

    Klar, dass sich einige sehr konservative sehr männliche Leerkräfte unseres ehrwürdigen Bildungsinstituts mächtig drüber aufgeregt haben und auf ihren Schwanz getreten fühlten, so unser Strickkrawatten–γύψ (sein Kosename bei uns Schülern: Er sieht halt aus wie ein Geier (griechisch) und trägt nur Strickkrawatten…), Pflüger, Latein und katholische Religion… – Er hat uns als Diskussionsbeitrag zu dem Gedicht ein uraltes Spiegel–Interview mit Max Horkheimer zukommen lassen, in dem dieser alte autoritäre Patriarch bei Einführung der Pille nichts Geringeres als den Untergang der abendländischen Zivilisation befürchtet… – Habe mich mit dem Thema intensiver befasst und wir – die Redaktion – haben dazu den folgenden Artikel aus meiner Feder (Schreibmaschine) veröffentlicht:

    Das Christentum gab dem Eros Gift zu trinken: – er starb zwar

    nicht daran, aber entartete, zum Laster.

    (Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse)

    Es ist verwunderlich und höchst sonderbar, dass der betreffende katholische Religions– und Lateinlehrer über die Person Max Horkheimers versucht, mit Karl Marx und Sigmund Freud verstaubte Anti–Pillen–Dekrete Papst Pauls VI., dieser Reliquie ohne Heiligenschein, zu verteidigen. Aber fast genauso sonderbar scheint es mir, dass er hinter meinem Rücken Bemerkungen darü

    ber machen zu müssen glaubt, wie »tief gesunken« ich doch in seinen Augen sei. – Keinen Mumm, mich auf das ihm offenbar wichtige Thema direkt und persönlich anzusprechen?

    Horkheimer redet in seinem Spiegel–Interview von »wahrer« Liebe. Er verrät uns aber mit keinem Wort, was er darunter eigentlich versteht. Das wäre doch interessant gewesen! Trotzdem glaubt er, dass sie »für diesen Fortschritt geopfert werden muss« (Mit »Fortschritt« ist die Einführung der Antibabypille gemeint.) Wieso denn jenes, Herr Horkheimer?

    Er ist der Ansicht, die Pille bewirke »in der Gesellschaft tiefe und bedenkliche Veränderungen«, so würde etwa »die Familie, die ja nicht zuletzt auf sexueller Treue aufbaut«, verändert. Weiterhin würden »elementare ethische Strukturen unserer Gesellschaft infrage gestellt«. Armer Herr Horkheimer! Wozu so – prophetisch? Wozu so – hypothetisch? Am 5. Januar 1970, dem Zeitpunkt der Veröffentlichung des Interviews, konnte noch niemand, also auch nicht der sehr kluge Herr Horkheimer, absehen, wie die Pille auf irgendwelche nebulösen »elementare(n) ethische(n) Strukturen unserer Gesellschaft« wirken würde!

    Unter jenen Strukturveränderungen versteht er das Auseinanderfallen der traditionellen Familie durch den »Zusammenbruch des Vater–Mythos«. Argumentiert besagter Lehrer schon in Sinne der stillen Post mit einem Vertreter der Frankfurter Schule (Marx und Freud!), so sei mir dies auch gestattet:

    »Zur Erhaltung der autoritären Familiensituation gehört nicht nur die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau und der Kinder vom Mann und Vater… Die Frau darf nicht als Sexualwesen, sondern nur als Gebärerin erscheinen… Die Frau als Sexualwesen, dazu noch bejaht und anerkannt, würde den Zusammenbruch der gesamten autoritären Ideologie bedeuten… Zur Stütze der autoritären Familie gehört die Ideologie vom ›Segen des Kinderreichtums‹… ganz wesentlich mit der Absicht, die Sexualfunktion der Frau gegenüber ihrer Gebärfunktion in den Schatten zu stellen.« (Wilhelm Reich, Die Massenpsychologie des Faschismus)

    Ist man vielleicht deshalb gegen die Pille oder gegen Verhütungsmittel überhaupt? – Aber sehen wir zunächst weiter:

    »Die Kirche behauptet, dass die Anwendung von Empfängnisverhütungsmitteln gegen die Natur sei, wie jede Behinderung der natürlichen Fortpflanzung. Wenn die Natur so streng und weise ist, weshalb hat sie dann einen Sexualapparat geschaffen, der nicht nur so oft zum Geschlechtsverkehr drängt, wie man Kinder zeugen will, sondern durchschnittlich 2000– bis 3000mal im Leben? … Weshalb hat Gott im Geschlechtsapparat zweierlei Drüsen geschaffen, eine für Sexualerregung und eine für die Fortpflanzung? … Die verlegenen Antworten der kirchlichen Vertreter lösten Stürme von Gelächter aus… Die Mystiker waren geschlagen.« (Zitiert w. o.)

    Damit man mir aber nicht vorwerfen kann, ich ließe nur die ›linke‹ Seite zu Wort kommen, soll auch die ganz ›rechte‹ etwas sagen dürfen:

    »Ein völkischer Staat wird damit in erster Linie die Ehe aus dem Niveau einer dauernden Rassenschande herauszuheben haben, um ihr die Weihe jener Institution zu geben, die berufen ist, Ebenbilder des Herrn zu zeugen und nicht Missgeburten zwischen Mensch und Affe… Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein.« (Adolf Hitler, Mein Kampf)

    Also: Auf der einen Seite die Frau als Gebärmaschine (sie nimmt keine Verhütungsmittel!) und in jeder Hinsicht abhängig vom Mann. Auf der anderen Seite die Frau als sexuell gleichberechtigtes Wesen und unabhängig. Man entscheide selbst!

    Am Ende des Gesprächs bemerkt Horkheimer: »Man wird das Theologische abschaffen. Damit verschwindet das, was wir ›Sinn‹ nennen, aus der Welt.« Die Pille schafft also den »Sinn« ab und »aus der Welt«! Unser neuer Prophet! Allerdings wäre es ein kranker »Sinn«, der dann verschwände, denn: »Es steht niemandem frei, Christ zu werden: Man wird zum Christentum nicht ›bekehrt‹ – man muss krank genug dazu sein.« (Friedrich Nietzsche, Der Antichrist)

    PS1: Ich bin nur auf die mir wichtig erscheinenden Punkte Horkheimers eingegangen eingedenk des Goethe–Wortes: »Mach es kurz! Am jüngsten Tag ists nur ein Furz.«

    PS2: Von diesem Artikel gibt es einen Durchschlag, der bei Bedarf ausgeliehen werden kann (bitte an ein Redaktionsmitglied wenden).

    23:30 Uhr – Sweet Smoke

    Am Abend im Jugendzentrum in Bierheim gewesen. Einen Film über die Auswirkungen eines möglichen Atomkrieges gesehen. Hinterher mit einigen Leuten drüber diskutiert… Zu müde, alles wiederzugeben. Morgen vielleicht mehr.

    Freitag, 10. Februar – 8:15 Uhr – Sweet Smoke

    Gleich in die Schule. Zwei Stunden Berufsberatung, dann Deutsch und Englisch… – Ein lächerlicher Tag! Habe mich zwingen müssen, hinzugehen. Lange werde ich das ja nicht mehr tun müssen! – Der Atomkriegsfilm gestern Abend hat mich gestärkt in meinem Pazifismus… – Der schöne H. war auch mit dabei! Ein Z2–Typ! Und – ein (Pseudo–) Christ… Allerletztes behauptet er jedenfalls! – Mich hat bis heute noch keiner davon überzeugt, dass sich Christentum und Militär (Bundeswehr) vereinbaren lassen! (Du sollst nicht töten… oder dich dazu ausbilden lassen!) – Aber das scheint leicht und schwerelos an den – ihre christlichen Gewissen ganz schnell verbiegenden – Pseudos vorbeizudriften…

    16:30 Uhr – Santana (Jingo) – heißer, auf braunem Kandis knisternder Assam

    Gemütlich an meinem Schreibtisch… Gemütlich? – Gestern, nein, vorgestern, eine Informationsschrift des Kultusministeriums über eine neu angedachte Schulform ans Wandzeitungsbrett geklebt, fand ich interessant und informativ… Am Tag danach war dieser Artikel fein säuberlich entfernt – aber nicht von uns! – Lief noch in der gleichen Stunde ins Büro der Sozialpartei, die den Landes–Kultusminister stellt, in der Nähe des Gymnasiums gelegen, und holte in weiser Voraussicht einen ganzen Stapel dieser Dokumente; die hatten die da… – Sofort mit Raimund wieder eins an die gleiche Stelle geklebt… – In einer großen Pause sagte man mir, Georg Hintermann, ein leicht schräger, nicht voll zu nehmender Lehrer–Sohn, sei dabei beobachtet worden, als er den Artikel abriss… Auf die Frage, wieso er das tue, habe er geantwortet, Frau Wonz, Lehrerin und Frauenvereinsvorsitzende der Christenpartei, habe es ihm befohlen… – Leider traf ich den armen Hintermann an diesem Tage nicht mehr an und auch gestern nicht; anscheinend ist er mir aus dem Weg gegangen… – Heute Morgen war mein erster Gedanke: Geh gleich mal zur Tribüne… Hatte mich nicht getäuscht: Der Artikel war zum zweiten Male abgerissen… Natürlich sofort ein neues Exemplar – ich hatte ja noch genug – drübergeklebt… Tja, und dann, in einer großen Pause, lief mir der fremdbestimmte Zensor tatsächlich über den Weg – Schorsch Hintermann… Der Arme! Ich glaube, er ist selten so zurechtgestaucht worden wie da von mir! Er wand sich wie ein Kriechtier… ekelhaft! Seine Erklärung: Der Chef (Oberstudiendirektor Professor Dr. Hermann Kleinacker) habe ihm verboten, seine(?) Flugblätter auf dem Schulgelände zu verteilen (Donnerwetter!). Wenn er nicht politisch in der Schule tätig sein dürfe, sollten wir es auch nicht (mit dem Artikel, der eine offizielle Informationsschrift des Kultusministeriums darstellt!). Er sei deshalb zu Wonz gegangen, die ihm befohlen habe, den Artikel abzureißen! – Das ist Meinungsfreiheit wie sie die Bierheimer Christenpartei versteht! – Diese Unverschämtheit stelle man sich nur vor: Da erdreistet sich so ein schwachköpfiger halbwüchsiger Hampelmann, zu alldem noch zu feige, seine Sache allein zu machen, abweichende Meinungen – abzureißen… – Wir hätten gerne und sofort eine inhaltliche Gegendarstellung von ihm veröffentlicht (angeklebt)! Aber dazu hats in seinem Spatzenhirn offenbar nicht gereicht… – Wettrüsten nach Berta von Suttner (Die Waffen nieder!):

    Meine Rüstung ist die Defensive,

    Deine Rüstung ist die Offensive,

    Ich muss rüsten, weil du rüstest,

    Weil du rüstest, rüste ich,

    Also rüsten wir,

    Rüsten wir nur immer zu.

    Samstag, 11. Februar – bei mir – hektische Musik (sehr gut!)

    Seltsame Dinge sind seit den letzten Tagen in unserer altehrwürdigen Schule (gegründet immerhin schon 1658 von einem ebenfalls altehrwürdigen und geistlichen Orden…) geschehen. Ja, sie sind teilweise so widersprüchlich, dass man sie fast schon dialektisch nennen könnte: Beklagte sich doch der Schülersprecher Wittich Rexer vor einiger Zeit mit Recht darüber, dass seine Aushänge abgerissen beziehungsweise mit unflätigen Bemerkungen versehen würden… – So weit, so schlecht.

    These:

    Nun wurde vor einer Woche von Reinhard Mansfeldt ein Plakat gegen die Neutronenbombe gegenüber der Tribüne ans Schwarze Brett unter die Rubrik Sonstiges geklebt. (Wer könnte dafür sein, wer könnte für dieses grässliche Massenvernichtungsmittel sein? – Seine Wirkung besteht darin, Gebäude bei einem Einsatz weitgehend nicht zu zerstören, sondern nur Menschen durch die massive Strahlung zu töten. Wahrlich, eine Perversion menschlichen Denkens, wie ein Politiker der Sozialpartei treffend meinte!) – Am gleichen Tag beobachtete man Wittich Rexer dabei, wie er eben dieses Plakat abriss…

    Antithese:

    Wie soll man sich diese sonderbaren Tatsachen zu einer dialektischen Einheit, einer Synthese, zusammenreimen? – Aber das ist ja noch gar nicht alles: In der letzten Schülerratssitzung gefragt, ob er das Plakat tatsächlich abgerissen habe, leugnete Rexer glattweg.

    Synthese:

    Ein Schülersprecher, Mitglied der Jugendorganisation der Christenpartei, der vor versammeltem Schülerrat bewusst die Unwahrheit sagt, also lügt, sollte umgehend zurücktreten! – Genauso lautet die Forderung, die wir, die ISO (Innerschulische Opposition) am Montag in der Tribüne veröffentlichen werden.

    Habe heute bei und mit Tobias mindestens ein Kilo Bohnen mit Zwiebeln und Nudeln gegessen. Zwei Enzympillen geschluckt, da sonst keine Überlebenschance für den morgigen Tag… – Die Sachen aus der Buchhandlung sind mittlerweile da. – Heute Abend die Bohnen abtrainieren… – Training macht mir wieder Spaß! Zu sehen, wie die Muskeln wachsen… – Morgen endlich mal was für die Schule tun. Wird Zeit! – Ach ja. Den Idioten dann doch weggelegt und widme mich jetzt mit ganzer Energie Engels Ursprung der Familie… In die gleiche Richtung wie er zielt auch Freud mit Totem und Tabu und W. Reich mit Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral… – Es ist interessant zu sehen (zu lesen), wie sich mit den veränderten ökonomischen Verhältnissen die Familienstruktur umkrempelt… – Der ökonomischen Basis das Primat! – Einige Kernsätze von Engels:

    Sie (die Monogamie) war die erste Familienform, die nicht auf natürliche, sondern auf ökonomische Bedingungen gegründet war, nämlich auf den Sieg des Privateigentums über das ursprüngliche naturwüchsige Gemeineigentum. Herrschaft des Mannes in der Familie und Erzeugung von Kindern, die nur die seinigen sein konnten und die zu Erben seines Reichtums bestimmt waren – das allein waren die… ausschließlichen Zwecke der Einzelehe. … Die moderne Einzelfamilie (die vierte Auflage des Buches stammt von 1891!) ist gegründet auf die offene oder verhüllte Haussklaverei der Frau, und die moderne Gesellschaft ist eine Masse, die aus lauter Einzelfamilien als ihren Molekülen sich zusammensetzt. … Da nun die Monogamie aus ökonomischen Ursachen entstanden ist, wird sie verschwinden, wenn diese Ursachen verschwinden.

    Sonntag, 12. Februar – 15:00 Uhr – mein letzter Vanille Tee – Cembalo– Musik

    Beginnen wir mit gestern Abend. Im dritten Programm wurde die 9. Symphonie e–Moll von Antonin Dvorak (Aus der Neuen Welt) gebracht. Es ist aufschlussreich, ein Musikstück einmal nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. (In einer klassischen Musikaufführung selbst, persönlich, war ich bisher noch nie…) – Habe doch gemerkt, wie kunstvoll–schwierig–genial es sein kann… – Wehe, wenn ein Streicher seinen Einsatz auch nur um eine Sekunde verpasst! Das ganze Stück wäre im Arsch. – Danach ein grausamer Film. New York im Jahre 2022. 40 Millionen Einwohner. Verdreckt, versumpft, überbevölkert. Es gibt nur noch synthetische Nahrung, die von einem großen Konzern(!) hergestellt wird. Obst, zum Beispiel Erdbeeren, kostet Unermessliches, Fleisch wird mit Gold aufgewogen… Bäume, Wiesen, Blumen, kurz Natur, hatten die (jüngeren) Leute noch nie gesehen. – Eine Szene hat mich neben dem Schluss am stärksten beeindruckt: Der Freund des Hauptdarstellers, ein alter Mann, ließ sich einschläfern, weil er dahintergekommen war, dass die synthetische Nahrung des Konzerns aus den eingeschläferten Menschen, also aus Leichen, hergestellt wurde… Hatte man seine Einschläferungseinverständnis–Unterschrift geleistet, wurde man in einen Raum geführt, auf eine Art Bett gelegt und bekam den Todestrank. Vorher hatte man jedoch noch einen letzten Wunsch äußern dürfen, wie, auf welche musikalische Weise, man sterben wollte. Der Todgeweihte entschied sich für Klassik (Es war ein ganz bekanntes Stück.) Die Musik ertönte, der alte Mann allein – zum Sterben bereit – in der Mitte eines Raumes aufgebahrt. Plötzlich – lebten die vier Wände des Raumes: Man sah Wiesen, blühende Blumen, Berge, Schafe, das Meer… Ein überwältigender letzter Eindruck. So etwas hatte der alte Mann zuletzt in seiner frühen Jugend gesehen… Es war wie ein Traum. Tränen rollten aus seinen Augen, bevor er starb. – Es war verboten, aus New York herauszugehen. Man war gezwungen, in diesem Sumpf bei synthetischer Nahrung zu verrecken. Das Schlimmste an dem ganzen Film war, finde ich, dass er nicht einmal unrealistisch erschien. Es gibt heute schon Anzeichen dafür, dass es mal so werden könnte… – Mein altes Tonband ist im Eimer! Eine Spule weigert sich zu drehen. Sitze also bei Radiomusik, bis der Kasten wieder in Ordnung ist. (Oder gehe gleich zum Musikhören zu Tobias rüber, ins Kepplersche Musikstudio, hahaha…) – Hab sogar einmal, heute Morgen, Bandsalat fabriziert. Mindestens einen Meter rausgeschnitten und geklebt… – (Ach ja, habe noch einen alten Kassettenrekorder von Tobias, da kann ich Musik aufnehmen und bei mir hören…) – Die Antragsbegründungsaufforderung für meine Kriegsdienstverweigerung (Wort ist zu lang, kürze es in Zukunft ab: KDV) bekommen. Innerhalb von zwei Wochen… Es hängt sehr viel von der Begründung des Antrags ab. Muss mir also sehr viel Mühe geben. Die ganze nächste Woche wird dabei draufgehen. – Die meisten (Pseudo–) Christen der Christenpartei sprechen sich für die Neutronenbombe aus. Einer ihrer führenden Vertreter forderte die US-Regierung kürzlich öffentlichkeitswirksam auf, die Waffe unbedingt in Europa zu stationieren! Sind das Christen!

    19:45 Uhr

    Gewissermaßen als Exkurs Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen durchgearbeitet. Wenn man bedenkt, dass die Schrift 1876 verfasst wurde, kann man nur sagen: Donnerwetter, gut gemacht! – Sitze jetzt an meinem nächsten Exkurs: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger zweifle ich an der materialistischen Auffassung, wird sie doch ständig durch die Wissenschaft bestätigt… – Werde mich jetzt von meinem vielen Sitzen erholen und 20 Kilometer auf dem Trimmrad abstrampeln. – Da fällt mir ein: Aus dem Widerspruch der Ruhe der Pedale und der Kraftanwendung meiner Beine entsteht – die Bewegung. Dialektik, wo man geht und – strampelt…

    23:45 Uhr

    Der arme Tobias! Nur 5. bei den Meisterschaften. Sein Knie ist im Arsch… Die Nerven wären ihm vor den Wettkämpfen durchgegangen, erzählte er. Völlig abgespannt und müde. Er hat sich dieses Los aber selbst gewählt. Kann er sich also beklagen? – Gehe ich morgen zur Schule oder nicht? – Sportlich an diesem Wochenende viel getan: 400 Klimmzüge, 8 Tonnen Krafttraining, 30 Kilometer Trimmrad. So viel wie lange nicht mehr… Trotzdem: Lachhaft im Vergleich zu früher!

    Montag, 13. Februar – 18:00 Uhr – bei Tobias im gemeinsamen Arbeitszimmer – Gunpowder: grüner unfermentierter Tee, der es in sich hat – Sweet Smoke (Just A Poke / Darkness To Light)

    Tobias Knie im Eimer! Jetzt in Frommkirchen im Krankenhaus. Meniskus? – Heute Morgen Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie zu Ende. Sehr gut. Sehe immer klarer! – Den ganzen Nachmittag damit verbracht, Tobias Wohnung auf Vordermann zu bringen. Der Arme humpelt nur noch so durch die Gegend… – Nachdem ich ihn zum Bahnhof gebracht hatte, eineinhalb Stunden mit Raimund telefoniert (auf Tobias Kosten, aber ich ersetze sie ihm). – Was ich heute Abend noch mache? – Kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass Miriam heute noch vorbeikommt…

    19:45 Uhr

    Marx, Lohnarbeit und Kapital. Ganz schön kompliziert… Aber interessant! – Werde mich jetzt ein wenig ausruhen (bei Mahavishnu), dann Abendessen gehen, danach einen kleinen, nächtlichen Walk machen und mich schließlich früh schlafen legen, damit ich im Bett noch lange in Kafkas Tagebüchern blättern kann… – Wissen ist Macht. – Anscheinend hatte ich mich mit Miriam getäuscht. Der Wunsch war Vater des Gedankens… Rufe sie gar nicht gern an. Sie ist manchmal dann so ekelhaft triumphierend überheblich, wenn sie sagt, sie habe heute keine Zeit für mich… – Viel zu tun zu haben, dauernd irgendetwas unternehmen zu müssen, bedeutet für sie eine Aufwertung, wichtig zu sein. Dieses Aufgewertetsein spielt sie anderen, nicht nur mir gegenüber, aus. Schließt man negativ zurück, kann man an dieser Tatsache die Größe ihrer Minderwertigkeitskomplexe erkennen… Muss man den Aktivisten geben, damit andere einen für wichtig halten? – Willy Zacharias hat auf meinen Brief vom 15. Januar immer noch nicht geantwortet. Diese Träne! Er hat einige Bücher von mir schon seit einem halben Jahr ausgeliehen! Kein Wort davon, dass er auch nur angefangen hätte, sie zu lesen! – Schreibe mir jetzt alle Bücher auf, die ich verleihe, sonst komme ich überhaupt nicht mehr klar. Im Moment sind es ungefähr zwanzig! (Die meisten hat Miriam!) Wenn ich alle zurückhabe (Hoffnung!), werde ich mich schwer hüten, sie noch mal zu verleihen oder überhaupt wieder welche fortzugeben… Einmal sehen sie nicht besser davon aus, zweitens langt es mir, ständig dahinter herlaufen zu müssen! – Können die Leute sich denn nicht denken, dass ich sie nach sechs Monaten vielleicht ganz gerne wieder zurückhätte? – Genug davon jetzt!

    Dienstag (Valentinstag), 14. Februar – 13:00 Uhr

    Liege auf Tobias Sofa und höre Simon & Garfunkel. Bridge Over Troubled Water. – Mein Ich erwartet von mir eine schwerwiegende Entscheidung: Soll ich jetzt Tee kochen, in Kafkas Tagebüchern weiterblättern, Marxens Lohnarbeit und Kapital zu Ende arbeiten oder Biologie lernen? Oje! Hätte ich als Kind auch nur geahnt, welche existenziellen Diffikultäten auf mich als Erwachsenen zukommen würden… Niemals wäre ich erwachsen geworden! – Bloß zwei Stunden Literatur heute Morgen in der Schule… – Habe Engels zu Ende gelesen. Dann zwei Stunden in der Stadt mit Raimund Kaffee getrunken und (sehr guten) Apfelkuchen gefuttert… – Es schneit gewaltig! Tatsächlich! Die ganze Schule hat morgen schneefrei. Die ganze Schule? – Ja, bis auf die Jahrgangsstufe 13! Also ich! – Diese lächerlichen Lehrer–Popanze! Können es nicht verantworten, uns auch freizugeben, da wir schon praktisch im Abitur stehen würden! Soll man nun heulen oder lachen? Kann man beides gemeinsam? – Miriam konnte gestern Abend nicht kommen, sie habe Grippe bekommen, nachdem sie sich im Schnee gewälzt(?!) hätte, sagte Carola, ihre beste Freundin… – Denke, ich rufe sie im Laufe des Nachmittags mal an. – Es ist schön, im Schnee spazieren zu gehen – alles ist so hell, so rein, die Geräusche so gedämpft. Und gar nicht mehr so kalt… Bin bisher noch viel zu wenig Schneespazieren gegangen! – Es ist seltsam, wenn ich Carola treffe… Nach anfänglichen Begrüßungszeremonie–Worten sagt keiner mehr etwas. Überhaupt können wir uns sehr schlecht unterhalten. Hat der eine Angst vor dem andern? Weshalb? Man könnte natürlich irgendwelchen Blödsinn reden, der ja den Gesprächsstoff von sehr vielen darstellt… Dann sage ich aber lieber gar nichts. Ob sie genauso denkt? Na, wenn ja, ist – Schweigen. – Ich würde sehr gerne schreiben. Irgendetwas. Nicht nur so kurze Sachen wie für die Tribüne. Es braucht nicht mal unbedingt politischer Natur zu sein. Nur schreiben… Was Längeres, ein Buch, einen Roman? Ich weiß bloß (noch) nicht – was… Finde keinen Stoff… Ja, aber ich würde den Roman dann wohl unter einem Pseudonym veröffentlichen… Ist doch viel spannender und man kann sich auch viel mehr rausnehmen… Ein Name zusammengesetzt aus Einzelbestandtteilen von Charakteren, die mir jetzt oder in ferner Zukunft wichtig waren, sind oder noch sein werden… Leopold etwa wie der Bloom von Joyce oder Haller wie der Harry von Hesse und was von einer politischen Frau, Rosa Luxemburg… Unter welchem Namen hat sie viele ihrer Artikel veröffentlicht?

    15:00 Uhr – J.J. Cale (Magnolia)

    Somnus hat mich all meiner Diffikultäten enthoben. Tut er oft… – Das letzte Kapitel aus Ursprung der Familie(Barbarei und Zivilisation) sollte man wiederholen, weil Engels hier grundlegende Aussagen über den Staat macht.

    17:00 Uhr

    Marxens Lohnarbeit und Kapital fertig. Höchstens einige Sachen hängen geblieben. Haste zu schnell durch… Möchte aber auch möglichst rasch einen großen Überblick über das ganze Denkgebäude erhalten… Denn lange habe ich nicht mehr Zeit: Die Abiturklausuren stehen ja wie es selbst vor der Tür. Deshalb jetzt: Engels Dialektik der Natur. – Heute Abend Sport. Krafttraining.

    Mittwoch, 15. Februar – 15:30 Uhr – in meinem Arbeitszimmer

    Versucht, Engels Grundformen der Bewegung (in: Dialektik der Natur) zu verstehen… Fehlanzeige! Habe gemerkt, dass mir die grundlegendsten physikalischen Begriffe fehlen. Ich blicke nicht durch. Mein Kopf rauchte nach sieben Seiten bereits so, dass ich den Motor abstellen musste… – Das Kapitel Dialektik ist aber jetzt einigermaßen klar. – Werde wohl in den nächsten Tagen und Wochen kaum zum Arbeiten kommen. Schulisch was tun… Am Wochenende meinen KDV–Antrag begründen… Tja, und dann stehen praktisch die Klausuren unter Abiturbedingungen vor der Tür: 27. Februar Geschichte, 6. März Religion, 8. März Biologie. Deswegen gehe ich jetzt auch gleich zu Raimund. Wollen versuchen, den potenziellen Stoff für die Klausuren zu sondieren.

    22:45 Uhr

    Miriam und Margarete waren ein paar Stunden da. Dann zu Tobias gegangen… (Habe nicht die geringste Ahnung, wo er zurzeit ist…) – Bin froh, dass sich das Verhältnis zu Miriam entkrampft hat. Bringe ihr Griechisch bei. Mal sehen, wie lange sie es durchhält… – Freue mich gleich auf meine Dusche. – Morgen ist erst um 12:25 Uhr Schule. Griechisch. – Vier Stunden bei Raimund gewesen…

    Donnerstag, 16. Februar – 15:00 Uhr – in meinem Arbeitszimmer

    Wo ist Tobias? – Am Anfang war die Tat! Versuche in diesen Tagen, mir den dialektischen Materialismus beizubringen. Sozusagen als Arbeitsmethode. Ein philosophisches System bestehend aus Leitsätzen verallgemeinerter Wissenschaft:

    1. Gesetz vom Umschlagen der Quantität in Qualität

    2. Gesetz von der Durchdringung der Gegensätze

    3. Gesetz der Negation der Negation

    Kernpunkt des dialektischen Materialismus ist das Verhältnis von Materie und Bewegung. Bewegung ist die Daseinsweise der Materie, d.h. ohne Bewegung kann keine Materie existieren, jede Materie ist also ständig in Bewegung.

    23:00 Uhr

    Heinrich Böll ist ein Schelm. In der Präambel zu Katharina Blum merkt er an, dass Personen und Handlung seiner Erzählung frei erfunden seien. Und sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistische Praktiken etwa Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild–Zeitung ergeben, so seien diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich. – Nachmittags und abends Biologie gepaukt, aber zu nicht viel gekommen… Im dritten Programm gerade Wolf Biermann gesehen. Der Kerl gefällt mir! Vor allem sagt er, was er denkt. Ich kenne fast keinen Menschen, der dies tut… – Spritzig, vehement, vital.

    Freitag, 17. Februar – 7:00 Uhr

    Nur schnell: Bin kurz vor dem Platzen. Solche Blähungen hatte ich noch nie! – Zwischen 4:00 Uhr und 6:00 Uhr über den dialektischen Wissenschaftsbegriff nachgedacht: Wissenschaft ist der Gegensatz zwischen der völligen Unkenntnis und dem menschlichen Wissensdrang (ethologisches Neugierverhalten auf der jeweiligen historischen Stufe!). – Demnächst vielleicht mehr!

    16:00 Uhr – Alexander Borodin, Polowetzer Tänze Nr. 8 aus der Oper Prinz Igor (Radio)

    Gefällt mir gut, der Borodin… – Raimund sollte jeden Augenblick kommen, wollen über unsere KDV–Angelegenheiten sprechen, er verweigert natürlich auch… Werde ihm meine blutigen Zitate vorlesen (v. Suttner, Remarque). – Die bestellte Literatur vom Friedensverein ist immer noch nicht da… Hoffentlich kommt sie morgen, denn morgen meine KDV– Begründung ausarbeiten. – Raimund, du bist ja fast noch unpünktlicher als ich! Ich bin mal gespannt, wann du heute endlich kommst! – Der Tee wird doch kalt! – Vor einer Minute angerufen. Muss noch dieses und jenes machen… – In der Zwischenzeit eine Tasse Earl Grey (lange nicht mehr getrunken) eingeschenkt. Noch heiß… – Also nochmal: Wissenschaft ist der dialektische Gegensatz zwischen der Unmöglichkeit des Erkennens allen Wissens und dem menschlichen Neugierverhalten. – Kafka. Tagebücher… Man kann sie nicht lesen, man kann sie nur durchblättern und an einigen Stellen gedankenversunken verweilen… – Irgendetwas muss mit meinem Magen nicht in Ordnung sein. Allerdings geht es jetzt schon ein wenig besser. (Gewöhn dir Essmanieren an, schling nicht so!) – Habe mir Stifters Brigitta als Nachtlektüre rausgesucht.

    23:00 Uhr – Jethro Tull (Heavy Horses)

    Raimund und Miriam da gewesen. Nichts Besonderes geredet… – Sehe mir gleich einen Spielfilm an oder lese ich Kafka oder Stifter? – Letztere beiden laufen mir ja nicht weg… Spielfilm. – Morgen nicht zur Schule. Nur eine Stunde Griechisch… – Ach, bevor ichs vergesse, habe Miriam heute die erste Griechischstunde gegeben. Stellt sich gar nicht mal dumm an… Glaube, sie ist für Sprachen wesentlich begabter als ich. – Morgen Vormittag wahrscheinlich lesen, dann KDV. Auf ein Dutzend Leute gekommen, die für mich Zeugenaussagen schreiben würden, sollen. Wenn das nicht reicht… – Franz Kafka, Tagebücher (1914):

    2. August. Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. – Nachmittags Schwimmschule.

    Irgendwie in einer traurigen Stimmung. Ich ahne warum, aber… – Vermute, nur ein schönes liebes Mädchen – es muss fröhlich, intelligent und heiter sein – holt mich aus meinem Jammertal heraus… – Dienstagnachmittag wahrscheinlich bei Kurt Kaguth. Ein ein wenig seltsamer progressivistischer Typ, zuhause ausgezogen, lebt jetzt in einer WG. Jedenfalls ist er sehr kritisch eingestellt gegenüber der Christenpartei, das reicht. Gute Nacht!

    Samstag, 18. Februar – 1:00 Uhr

    Die Gefräßigen – ein ungewöhnlicher (französischer) Film. – Kafka weiter.

    Sonntag, 19. Februar – 2:45 Uhr – natürlich im Bett

    Die ersten vier Seiten meines KDV–Antrages fertig. Kommen frisch aus der Maschine. Mindestens sieben Stunden drangesessen heute… Heute? Gestern? Von etwa 19:30 Uhr bis eben… Bin auch entsprechend müde. Aber kaum – trotz der sehr späten Stunde – Tippfehler gemacht, war voll konzentriert. – Brecht in diesen Tagen 80 Jahre alt. Er wird viel zu wenig gewürdigt. Warum hat er nie den Literatur-Nobelpreis bekommen? Lebte er dafür im falschen Deutschland? Allein sein Gedicht Lob des Revolutionärs, in dem er grundlegende, aber zu oft vergessene und vernachlässigte Fragen thematisiert, wäre den Preis wert. Fürsten, Könige, sehr reiche Menschen – woher kommt denn eigentlich ihr Reichtum? Ist er ehrlich erworben? Wie naiv ist das denn? In den meisten Fällen ist Besitz und Reichtum doch ursprünglich eher gewaltsam angeeignet, enteignet… wieviel Blut mag an vielen Besitztümern kleben? Und ist es auch nicht gerade sehr nützlich und gewinnbringend, etwa Gesetze oder Gesetzesvorhaben immer unter der Frage zu betrachten cui bono?

    Er organisiert seinen Kampf

    Um den Lohngroschen, um das Teewasser

    Und um die Macht im Staat.

    Er fragt das Eigentum:

    Woher kommst du?

    Er fragt die Ansichten:

    Wem nützt ihr?

    Aber jetzt erst mal die Augen schließen. Gute Nacht!

    11:30 Uhr – noch im Bett – es ist Sonntag!

    Uff! Mein antimilitaristisches Manifest ist fertig! Endlich! Jetzt muss ich nur noch meine Zeugen zusammenkriegen. – Nach dem Mittagessen erst mal erholen und spazieren gehen. Dann vielleicht was für die Schule… Und abends Ausgleichssport! Wird mal wieder nötig.

    15:30 Uhr

    Nach einem Spaziergang bei herrlich klarem blaukaltem Schneewetter, einer Tasse Lapsang Souchong und nach nochmaliger Lektüre meiner KDV–Begründung… Finde sie gar nicht mal schlecht… Unter normalen Umständen dürfte ich es damit schaffen. Aber man kann ja bekanntlich nie wissen… Ist es nicht schön formuliert, wenn ich dort schreibe:

    Das Volk, das die Hungersnöte des Krieges hungern muss, das die Toten des Krieges nicht nur zu beklagen, sondern auch zu begraben hat – dieses Volk ist noch nie danach gefragt worden, ob es einen Krieg will oder nicht.

    Habe zitiert: Berta von Suttner, Erich–Maria Remarque, Bert Brecht, Kurt Tucholsky, Albert Einstein. – Noch ein bisschen Kafka lesen gleich. Er war zumindest hochneurotisch. Schreiben war für ihn der Versuch, mit seinen Problemen fertig zu werden… – Halte es in meinem Zimmer nicht mehr aus… Schuld daran ist die jämmerliche Radiomusik! – Gehe zu Tobias rüber, kann mir was für den Rekorder aufnehmen!

    23:30 Uhr

    Endlich, endlich im Bett! – Es ist so kalt geworden, dass es nicht einmal mehr Spaß macht, abends spazieren zu gehen… – Im Sommer ist es so heiß, dass alles vertrocknet, im Winter so kalt, dass man nicht einmal mehr raus will. – Heute Nachmittag bei Tobias Simon & Garfunkel, J.J. Cale und Alan Stivell gehört, der mir mit jedem Male besser gefällt. Seine Musik ist so frisch, unverbraucht. – Brigitta gelesen… Und den Riesenmaulwurf. Kafka baut ganz schön verzwickte Sätze. Ist richtig anstrengend, ihn zu lesen… – Hab mir aus der Kepplerschen Privatbibliothek Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ausgeliehen… Es aber wieder weggestellt – nach einigem Blättern – weil ich für so was Zeit brauche, die ich jetzt vor dem Abitur aber leider nicht habe… Dafür bin ich schon richtig scharf auf Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivität von Alexander Mitscherlich. – Wenn ich drüber nachdenke, lese ich zwar viel, aber alles kreuz und quer durcheinander… Ist eigentlich kein System drin… (Muss denn eins drin sein?) – Heute Abend sogar eine halbe Stunde was für die Schule getan! – Shakespeare, der englische Goethe. (Passender Vergleich?) – Troilus und Cressida. Was passieren würde, wenn die Sonne nicht mehr majestätisch thronte und alles in Ordnung hielte… – Und ein bisschen Deutsch. – Puccinis Tosca auf Italienisch im Fernsehen. Fand es tatsächlich ganz hervorragend. Die Handlung ist einfach: Tosca liebt den Maler Mario Cavaradossi. Irgend so ein Typ mit viel Macht namens Scarpia will aber auch an Tosca ran. Versucht es auch, aber sie widersetzt sich mit allen Mitteln. Darauf lässt der Fürst Cavaradossi foltern, um Tosca zu zwingen, ihm zu Willen zu sein. Er schafft es auch, fast, doch Tosca ersticht ihn. Mario wird schließlich erschossen und Tosca stürzt sich von der Engelsburg in den Tod. Tragisch. Oper halt.

    Montag, 20. Februar – 7:30 Uhr – am Frühstückstisch – gleich in die Schule Also, bin dabei, ein richtiger Trauerkloß zu werden, und das Schlimmste ist, bilde mir auch noch ein, Grund dazu zu haben… Bedenke ich, was an Schönem und Interessantem alles noch vor mir liegt, ist meine Trauerkloß–Melancholiker–Mentalität wirklich überflüssig… – Drehe ich mich auf meinem Stuhl rum, so kann ich aus dem Fenster sehen: Ein schwaches, schon im Begriff sich aufzulösendes Morgenrot… Kalt. Es sind keine erkennbaren Wolken am Himmel; er scheint eine einzige Wolke zu sein, so gräulich ist er. Schnee ist schon seit einigen Tagen keiner mehr gefallen. Der alte wird langsam schmutzig und immer zertretener… – Latsche gleich zum Bus, werde da Raimund treffen, an der heiß geliebten Schule aussteigen, mit ihm vier neue Artikel (meine; vielleicht hat er ja auch welche geschrieben?) ankleben, dann Englisch… – Letzte Stunde geschwänzt. Als Entschuldigung nichts Besseres als Halsschmerzen… (Darmgrippe kommt auch immer gut…) – Geschichte, Geschichte, Religion, Deutsch. Ein alltäglicher Alltag. Warum Worte an ihn verschwenden, wo auf der Welt so viele wichtige Worte nicht gesagt werden?

    23:00 Uhr – im Bett

    Bei Miriam nichts Gutes erlebt. Ihre Mutter hatte einen Schwips und viel Blödsinn erzählt. Dummes Zeug… Mir. – Es war Miriam unendlich peinlich! Das wäre mir genauso gegangen. – Habe das Gefühl, eine Grippe ist gegen mich im Anzuge. Will sie aber nicht kriegen; bilde mir ein, dass, wenn ich sie nicht will, ich sie auch nicht kriege… Ist mir bisher immer so ergangen. Außerdem kann ich mir jetzt so ein Extra nicht leisten. Jetzt – wo die Klausuren vor der Tür stehen. – Gegenüber Miriams Eltern bin ich ein neurotischer Waisenknabe! – Sie lernt sehr gut Griechisch. Habe früher nicht halb so gut gelernt… Entschuldigung… aber meine Nase war gerade (fühle schon den nächsten Tropfen tropfen) eine ganz gewaltig tropfende… – Schlafen. – Miriams Leben ist ein Kampf, eine permanente, unglaublich kräftezehrende Auseinandersetzung mit ihren Eltern. – Müde. Jetzt aber wirklich: Schlafen.

    Dienstag, 21. Februar – 7:30 Uhr – im Bett

    Harter Kampf, ob zur Schule oder nicht… Wie entscheiden? – Aristoteles, der alte Ethiker aus der Griechischstunde, sagt, ich solle mich auf jeden Fall für die Wahrheit entscheiden:

    Τὸ δὲ καθόλου βέλτιον ἴσως ἐπισκέψασθαι καὶ διαπορῆσαι πῶς λέγεται, καίπερ προσάντους τῆς τοιαύτης ζητήσεως γινομένης διὰ τὸ φίλους ἄνδρας εἰσαγαγεῖν τὰ εἴδη. δόξειε δ᾽ ἂν ἴσως βέλτιον εἶναι καὶ δεῖν ἐπὶ σωτηρίᾳ γε τῆς ἀληθείας καὶ τὰ οἰκεῖα ἀναιρεῖν, ἄλλως τε καὶ φιλοσόφους ὄντας·ἀμφοῖν γὰρ ὄντοιν φίλοιν ὅσιον προτιμᾶν τὴν ἀλήθειαν.

    Und wo und wie finde ich die jetzt?

    21:30 Uhr – Tobias Arbeitszimmer – Shakti (Bridge Of Sighs – John McLaughlin)

    Gibt es etwas Erhabeneres als auf einem zugigen Bahnsteig, wartend auf einen verspäteten Zug, sich seine Migräne und seine Halsschmerzen in eine handfeste Grippe verwandeln zu spüren? – Warum sind Bahnsteige alle so grau? – Bei Kurt Kaguth gewesen… Viel besser unterhalten als mit anderen. – Auf grauem Bahnsteig über gesellschaftliche Werte nachgedacht: Warum kleiden sich Leute jeden Monat anders und lackiger (von Lackaffe), nur weil es irgendeine Modezeitschrift so vorschreibt? Warum rauchen Menschen demonstrativ? Warum ist es besser, mehr Geld zu verdienen als weniger? Warum muss man ein größeres Auto haben als der andere? Warum muss man besser, schneller, intelligenter, schöner sein als sein Nachbar? – Es gibt so viele gesellschaftliche Werte, die von vielen, der Masse Nichtdenkender als höchstes Ziel angestrebt werden… Solche Werte sind das eigene Haus, der Farbfernseher, das Auto, der gute Beruf mit viel Geld. – Lohnt es sich, für solche Werte zu leben, sein Leben nur zu leben, um am Ende Obiges erreicht zu haben, sein eigen nennen zu können? – Nein?! – Aber – wofür lohnt es sich denn dann zu leben? Was sollte man anstreben, was sollten die Ziele (s)eines Lebens sein? – Warum vegetieren die meisten Menschen nur? Ist das Dahinvegetieren, das Nichtsehen für sie die einzige Möglichkeit, ihr traurig–leeres Leben zu ertragen? Sozusagen ein Schutzmechanismus? Allerdings – wer sagt mir denn überhaupt, dass ich sehe, oder jedenfalls mehr als andere? – Blöde Gedanken! – Das Entscheidende an Plato und Aristoteles, die wir intensiv im Griechischunterricht beackern, ist, dass sie bestimmte Gedanken zum ersten Mal dachten, formulierten und schriftlich überlieferten. – Man hat oft das Gefühl, wenn man von irgendwas völlig Neuem hört, es sei eigentlich alt, man selbst sei nur noch nicht drauf gekommen… – Jetzt ein heißes Bad nehmen, um der Grippe vielleicht doch noch ein Schnippchen zu schlagen… Und danach noch was für die Schule tun. Heute ist Dienstag. Montag nächster Woche schreibe ich Geschichtsklausur, die Arbeitswoche beginnt…

    22:30 Uhr – im Bett

    Der Papst ist eine Mumie. Wie soll man ein 2.000 Jahre altes funktionsloses Begaffungsobjekt sonst bezeichnen?

    Mittwoch, 22. Februar – 16:00 Uhr – Souchong, den ich schon seit Tagen trinke, weil ich keinen anderen Tee mehr habe – J.J. Cale (Cocain)

    Das heiße Bad scheint der Grippe tatsächlich ein Schnippchen geschlagen zu haben, es geht mir schon viel besser… Weiter so! – Zitat aus meiner Religionsklausur:

    Die christliche Vorstellung vom besseren Leben nach dem Tode ist nichts als eine ideelle Negation des bestehenden Jammertals.

    Gleich zu Tobias rüber gehen, meinen KDV–Text umschreiben… – Zu Adrian Mühlenfranks Geburtstagsfete eingeladen… Adrian ist ein Schönling, ein glatter Ist–doch–alles–in–Ordnung–mit–dieser–Welt–Mensch. Jedenfalls nach außen hin wirkt er so auf mich… Wer kann schon tief in einen anderen Menschen hineinschauen? – In Geschichte die Voraussetzungen, wie die katholische Kirche den Nazismus vorbereiten half, an der päpstlichen Enzyklika Quadragesimo anno von 1931 aufgezeigt (Autorität, Anti–Sozialismus…). – Mich an Adrians Fete vorbeizudrücken versuchen. – Heute Abend bei Patrick Nombach, einem mir sympathischeren Menschen als Mühlenfrank, eingeladen zum Pizzaessen. Aber wahrscheinlich nicht hingehen wegen der idiotischen KDV–Umschreiberei… – Raimund hat als Begründung auf 22(!) Schreibmaschinenseiten ein philosophisches System des polytechnischen Totalitarismus entworfen, auf das er mächtig stolz ist… Meine Begründung, die ich ihm zu lesen gab, fand er nicht gut. – In der spätkapitalistischen Gesellschaft,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1