Wo Glaube ist, da ist auch Lachen: Kabarettistische Leckerbissen zur Reformation
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Über dieses E-Book
Lachen befreit – und alles, was Luther anstiftete, sollte Menschen befreien. Also: Vorhang auf für die ergötzlichen Leckerbissen von Christina Brudereck, Martin Buchholz, Hans Greifenstein, Clajo Hermann, Lutz von Rosenberg-Lipinsky, Andreas Malessa, Ingmar von Maybach-Mengede und Fabian Vogt.
Zitat: Wo der Glaube ist, da ist auch Lachen (Martin Luther, Tischreden, hrsg. Kurt Aland, Reclam Stuttgart 1989, S. 195)
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Buchvorschau
Wo Glaube ist, da ist auch Lachen - Ingmar Maybach
Christina Brudereck, Martin Buchholz,
Hans-Joachim Greifenstein,
Clajo Herrmann,
Lutz von Rosenberg Lipinsky,
Andreas Malessa, Ingmar Maybach
und Fabian Vogt
Wo Glaube ist,
da ist auch Lachen
Kabarettistische Leckerbissen
zur Reformation
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
2. Auflage 2017
© 2016 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.
Cover: Kai-Michael Gustmann, Leipzig
Coverillustration: Thees Carstens
Satz und Gestaltung: Steffi Glauche, Leipzig
E-Book-Herstellung
: Zeilenwert GmbH 2016
ISBN 978-3-374-04721-5
www.eva-leipzig.de
»Wer immer
und überall lachen kann,
der ist ein wahrer
Doktor der Theologie.«
Martin Luther
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Zitat
Vorwort
Wo Glaube ist, da ist auch Lachen
Noch mehr Vorwort
Wer lacht, hat keine Angst
Andreas Malessa
Luthers Leben
Hans-Joachim Greifenstein
Glaube
Fabian Vogt
Gnade
Clajo Herrmann
Christus
Lutz von Rosenberg Lipinsky
Freiheit
Christina Brudereck
Bibel
Martin Buchholz
Kirche
Ingmar Maybach
Die Folgen der Reformation
So was wie’n Nachwort
Los geht’s!
Die frohe Schar
Weitere Bücher
Vorwort
Wo Glaube ist, da ist auch Lachen
Die Geschichte der Neuzeit beginnt mit einem Anschlag. Und zwar einem ziemlich behämmerten. Total vernagelt tackert der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Reformationstag 1517 »95 Thesen wider den Ablass« an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg – und kriegt vermutlich direkt eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder sein Zeug an fremde Haustüren ballert? Das wollen Sie bestimmt auch nicht. Ja, probieren Sie ruhig mal, ihre letzten Facebook-Kommentare an die Tür von Schloss Bellevue zu nageln. Dann ahnen Sie, was damals abging.
Aber Luther hat eine Mordswut im Bauch. Weil irgendwelche kirchlichen Drückerkolonnen durchs Land ziehen und den Leuten schäbige Abos andrehen: »Zahl kräftig, denn bekommst du Rabatt in der Vorhölle.« Ein ganz interessantes Geschäftsmodell, das heute unter anderem in der Anti-Aging-Werbung weiterlebt: »Kauf diese widerlichen Schmierakel-Cremes oder Gurkenmasken, dann schaust du nicht halb so alt aus, wie du dich fühlst.« Oder anders ausgedrückt: »Man sieht dir die Sünden deines verdorbenen Lebenswandels in der Endphase nicht mehr ganz so deutlich an.« Vor allem, wenn die Gurken noch drauf sind. Man vertraute zu Luthers Zeiten also auf eine Art mittelalterliches »Faith-Lifting«. Heute würde man sagen: Sakrales Botox für die Seele.
Genau diese unseriöse Versicherung gegen Qualen in der Vorhölle hieß »Ablass«. Und weil der Wortstamm »lassen« ursprünglich »schlaff werden« bedeutet, ging es quasi darum, die Impotenz der menschlichen Schuld hervorzuheben. Oder eben gerade nicht. Man kann sagen: Das war so eine Art »Negativ-Viagra« zur Unterstützung der »Erektilen Dysfunktion« im moralischen Bereich. Was natürlich zugleich ein äußerst unfeines Spiel mit der Angst hervorbrachte: »Die Seele aus dem Feuer springt, wenn das Geld im Kasten klingt.« So lautete damals der coole Slogan, oder wie man heute sagen würde: der »Claim« der ganzen Kampagne. Und die war ein absoluter Hit.
Die Sehnsucht, sich zu erleichtern, ist und bleibt eben urmenschlich, und so strömten die Leute scharenweise zu den mobilen Heils-Discountern, um einen gesiegelten Brief zu erhaschen, der vollmundig versprach, ihnen fünf oder gar zehn gruselige Jahre im Fegefeuer zu ersparen. Ja, vermutlich gab es auch noch Rabatt-Aktionen: »Buy one, get one free.« Je nach monetären Möglichkeiten. Kurz gesagt: Wer den Eindruck hatte, er könne vom Bösen nicht ablassen, der kaufte sich stattdessen einen bösen Ablass.
Nun, Martin Luther war nach langem Hin und Her und mehreren großangelegten, eigenen Feldversuchen zu der Überzeugung gelangt: Die abgrundtiefe Triebhaftigkeit des Menschen lässt sich finanziell nicht wirklich korrigieren. Falsch bleibt falsch. Und schon gar nicht kann man den Schöpfer des Himmels und der Erde mal eben bestechen und die menschlichen Fehlgriffe damit so mir nichts, dir nichts entschuldigen (Apropos »Fehlgriffe«: Man denke nur an Jogi Löw bei der EM 2016). Der einzige, der die tiefen Falten in unserem Gewissen wieder geradebügeln kann, ist Gott selbst. Und der macht das auch, sogar gerne … allein aus Gnade. Also: unentgeltlich. Wenn man ihn denn lässt.
Tatsache ist: Als Martin Luther voller Elan die Wittenberger Kirchentür in ein Nagelstudio verwandelt und die rüde Praxis des Sündendumpings verdammt, da sorgt er für einen unfassbaren »Ablass-Skandal«, gegen den der »Abgas-Skandal« von VW ein Sommermärchen bleiben wird. In höchst wildem Latein wettert der Theologe gegen die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche – wobei er sich zu seiner Zeit tatsächlich auf die fiskalischen Umtriebe beschränkt – und stellt damit das gesamte Machtgefüge seiner Zeit in Frage. Wenig später steht die Welt Kopf.
Natürlich waren die »Thesen wider den Ablass« vor allem ein Auslöser – nicht nur der Tropfen, der das Weinfass zum Überlaufen, sondern gleich der Funke an der Zündschnur, der das Pulverfass zum Explodieren brachte. Aber die Nagelprobe funktionierte: Die Gesellschaft wachte auf. Und einige standen sogar auf. Wobei Luther schnell klar wurde, dass man nicht nur gegen was sein kann, sondern auch deutlich sagen muss, wofür man ist. Sonst hat man ja immer nur Anti-Thesen und niemals Pro-Thesen.
Wie dem auch sei: In dem ganzen Tohuwabohu, das dieser enthemmte Anschlag 1517 auslöste, bekam der aufmüpfige Dickschädel Lust, den unerwarteten Schwung auszunutzen und gleich die ganze Kirche zu reformieren. Und den Rest der Welt noch dazu. Womit er auf ganz unterschiedlichen Ebenen auch zum Mitbegründer der modernen Gesellschaft wurde: Zivilcourage, Individualismus, Verantwortung, Menschenwürde und viele andere Säulen unserer bunten verwirrenden Lebenskultur im 21. Jahrhundert verdanken wir unter anderem den Impulsen des Wüterichs aus Wittenberg. Und die haben es wirklich in sich.
350 Veröffentlichungen hat Martin Luther im Lauf seines skurrilen und abenteuerlichen Lebens verfasst, um den Menschen eindringlich klar zu machen, wie das mit der »Erneuerung« (Reformatio) des Daseins funktioniert – und dabei immer wieder darauf hingewiesen, dass die wichtigste aller Reformationen die des Herzens ist. Wer sich selbst verändern kann, der hat auch das Potential, die Welt zu verändern. Insofern gilt es, herauszufinden: Woran merkt man, dass jemand ein befreites Herz hat? Luthers Antwort ist ganz einfach: am Lachen.
Daher sein markiger Ausspruch: »Wo Glaube ist, da ist auch Lachen.« Verständlicherweise: Wer mit sich und der Welt im Reinen ist und sich gut im Universum aufgehoben fühlt, der kann die zahllosen Ungereimtheiten des menschlichen Treibens ganz gelassen mit einem herzhaften Lachen quittieren. Oder wie man heute sagt: »Der hat gut lachen!« Der grobe Feingeist aus Wittenberg selbst beschrieb die Heiterkeit des Seins dann auch gerne mit folgenden Worten: »Aus einem traurigen Arsch kommt kein fröhlicher Furz.« Anders gesagt: Wenn ein Glaubender schon mal ein Arschloch ist,