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Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten
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Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten
eBook230 Seiten5 Stunden

Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

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Über dieses E-Book

Warum musste Gott am Anfang erst mal das "Tohuwabohu" aufräumen? Gilt Noah eigentlich als Archetyp? Wollte Jona Walfreiheit? War Jesus Christ? Wieso macht der gute "Vater im Himmel" gleich zwei Testamente? Hätte nicht ein Evangelium gereicht? Und: Wie kann ein 2000 Jahre altes Buch heute noch aktuell sein?
Fabian Vogt gibt Antworten: Fundiert, übersichtlich und dabei höchst unterhaltsam lässt er die großen Erzählungen der Bibel neu lebendig werden, erläutert die Zusammenhänge und zeigt, welche lebensstiftende Kraft in ihnen steckt. Das Buch ist ein Lesevergnügen für Heiden wie für Fromme aller Couleur.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum2. Sept. 2014
ISBN9783374039470
Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten
Autor

Fabian Vogt

Dr. Fabian Vogt (Jg. 1967) ist Schriftsteller, Theologe und Künstler. Er arbeitet bei "midi", der Zukunftswerkstatt für Kirche und Diakonie - wenn er nicht gerade als Autor oder Kabarettist (Duo Camillo) neue Geschichten erlebt und schreibt. Für seinen Roman "Zurück" wurde der kreative Pfarrer mit dem "Deutschen Science Fiction Preis" ausgezeichnet. Außerdem ist er regelmäßig beim Kultsender hr3 und als Kolumnist verschiedener Zeitschriften zu erleben. Besonders faszinierend findet Fabian Vogt es, wenn er von komplexen theologischen Themen so erzählen kann, dass sie für alle nachvollziehbar und inspirierend werden. Und wenn die Leserinnen und Leser Lust bekommen, weiter zu denken. www.fabianvogt.de

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    Buchvorschau

    Bibel für Neugierige - Fabian Vogt

    Fabian Vogt

    Bibel für Neugierige

    Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

    Fabian Vogt, Dr. theol., Jahrgang 1967, hat Theologie, Germanistik und Gesang studiert. Er ist Pfarrer, Sachbuchautor und Kabarettist („Duo Camillo) – und in allen drei Berufen bekannt. Der vielseitige Autor gehört der Künstlervereinigung „Das Rad an und wurde mit dem „Deutschen Science-Fiction-Preis 2001, der „Honnefer Zündkerze 2010 und dem „Wertheimer Affen 2013" (in Silber) ausgezeichnet. Vogt lebt mit Frau und Kindern in Oberstedten.

    Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie;

    detaillierte bibliographische Daten sind im Internet

    über http://dnb.dnb.de abrufbar.

    © 2014 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Gesamtgestaltung: Kai-Michael Gustmann, Leipzig

    Titelillustration: Thees Carstens

    Autorenfoto: Nicole Kohlhepp © 2011 Gemeinnützige MEDIENHAUS GmbH,

    Frankfurt/ M.

    ISBN 978-3-374-03947-0

    www.eva-leipzig.de

    Für alle,

    die noch glauben können,

    dass „wer sucht,

    auch findet". (Mt. 7,7)

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    Eine kleine Geschichte Israels

    Gemeinsam sind wir stark

    Der Bund zwischen Gott und den Menschen

    Mit Gott auf Du und Du

    Gott, der Schöpfer und Freund

    Freiheit, die ich meine

    Erlösende Taten eines Gottes, der zuhört

    Durch dick und dünn

    Gottes sanfte Menschlichkeit

    Aus Hoffnung leben

    Das bewusste, gesegnete Warten auf Gott

    Fazit 1

    Eine kleine Geschichte der ersten Christen

    Von einem, der auszog, das Fürchten zu besiegen

    Was wir von Jesus wirklich wissen

    Schreib mal wieder!

    Von der Macht der Briefe

    Eine Geschichte, drei Leidenschaften

    Was Markus, Matthäus und Lukas von Jesus erzählen

    Lauter Missverständnisse und Herausforderungen?

    Was Johannes von Jesus denkt

    Warten auf Gott

    Apokalyptische Freundlichkeiten

    Fazit 2

    Wegweisendes zum Schluss

    Register

    Buchempfehlungen

    Vorwort

    Warum musste Gott am Anfang erst mal das „Tohuwabohu aufräumen? Gilt Noah eigentlich als Archetyp? Wie war das noch mit den biblischen Urvätern Abraham, Isaak und Jakob? Wollte Jona Walfreiheit? Wer, bitteschön, heißt freiwillig Nebukadnezar? Wieso war die Ehe von Samson und Delila bloß so eine haarige Angelegenheit? Puh. Alles ganz schön kompliziert, oder? Zudem gehen die Fragen im Neuen Testament ja noch weiter: War Jesus Christ? Hatte Petrus wasserfeste Füße? Werden Jünger älter? Gibt es auch Ungleichnisse? Wieso macht der gute „Vater im Himmel zwei Testamente? Hätte nicht ein Evangelium gereicht? Und: Wie kann ein 2000 Jahre altes Buch heute noch aktuell sein?

    Um ehrlich zu sein: Die Bibel ist ein ziemlich verrückter Schmöker. Eine riesige Sammlung von Geschichten, Gedichten, Gedanken und Gefühlen. Tausende von Seiten voller wundersamer Erfahrungen aus einer fernen, antiken Welt im Vorderen Orient. Erstaunliche Erzählungen, denen kaum etwas Menschliches fremd und nur sehr wenig peinlich ist. Und doch durchzieht ein grandioser Gedanke all diese Texte: „Es gibt nichts Schöneres, als mit Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, in Kontakt zu kommen." In allem Elend, aller Hoffnung, aller Freude und aller Sehnsucht vertrauen die Protagonisten darauf, dass Gott sie auf einem guten Weg führt – hin zu einem großen Ziel. Ja, die Erzähler schwärmen davon, wie sich in ihren persönlichen Erfahrungen Himmel und Erde verwebt haben.

    Doch jetzt kommt das große Aber: Die Schönheit dieser „göttlichen Geschichten erschließt sich einem oftmals erst dann, wenn man etwas über die Hintergründe und die Zusammenhänge weiß. Vor allem, weil – so nannte es der Dichter und Philosoph Gotthold Ephraim Lessing einmal – zwischen der biblischen Welt und unserer modernen Gesellschaft nun mal ein „garstiger breiter Graben liegt, den man nicht so leicht überqueren kann. Ist doch wahr: Wer im 21. Jahrhundert mit seinem Smartphone lässig durch eine belebte Fußgängerzone latscht, braucht eine Menge Vorstellungskraft, um sich in einen Zolleintreiber oder eine Witwe im Römischen Reich des Jahres 30 hineindenken zu können. Sprich: Da kann ein bisschen Wissen über die damaligen Verhältnisse nicht schaden. Und mal unter uns, die meisten Leute wissen heutzutage meist nicht mehr, was die zwölf kleinen Propheten wollten, wann Samuel gelebt hat und worin sich die vier Evangelien unterscheiden. Ja, mal Hand aufs Herz, welcher Nichttheologe kann denn in wenigen Sätzen die Grundaussagen des Alten und des Neuen Testaments zusammenfassen? So viele werden es wohl nicht sein.

    Das ist an sich auch gar nicht tragisch. Nur passiert es dann bisweilen, dass jemand unvorbereitet die Bibel zur Hand nimmt und – wenn er Pech hat – erst einmal auf endlose Namenslisten, abschreckende Rituale und einen Wust seltsam klingender Namen und Orte stößt – was alles nicht gerade einlädt, sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzten. Dazu kommt: Wer die Bibel kaum kennt, dem kann man viel erzählen. Was ja in der Weltgeschichte der letzten 2000 Jahre leider allzu oft passiert ist. Ich meine, was hat man nicht alles an Grausamkeiten und Irrwegen mit der Bibel begründet: Kriege, Rassismus, Völkerhass, Folter, Frauenfeindlichkeit, Machtmissbrauch oder Unterdrückung. Eine unfassbare Aufzählung an Leid und Elend. Immer mit der vollmundigen Erklärung: „Die Bibel sagt das so!" Unfassbar. Tragischerweise wurden dabei irgendwelche Aussagen wild aus dem Zusammenhang gerissen, um damit eigene Interessen zu kaschieren. Das heißt aber auch: Wer mehr über die zentralen Ideen der Bibel weiß, der schützt sich und Gott vor Missbrauch.

    In diesem Buch möchte ich Ihnen gerne einige der geistlichen Leitgedanken der „Heiligen Schrift, die historischen Hintergründe und das soziale Umfeld der biblischen Texte so nahebringen, dass Sie einen grundlegenden Überblick bekommen und in Zukunft die vielen bewegenden Geschichten und Texte in ihrem Kontext verstehen und dadurch auch besser in unsere Lebensverhältnisse übertragen können. Ich behaupte mutig: Erst wenn man die Worte der Bibel als Mosaiksteine in einem großen Bild wahrnimmt, entfalten sie ihre eigentliche Kraft. Erst dann wird deutlich, dass das, was da vor Jahrtausenden geschehen ist, eine zeitlose Relevanz hat. Und erst dann bekommt man Lust zu fragen: „Was haben diese Geschichten eigentlich mit mir zu tun? Ja, ich wünsche mir, dass Sie am Ende Ihrer Lektüre sagen können: „Hey, jetzt verstehe ich endlich, wie das alles zusammenhängt."

    Eines möchte ich dabei vorneweg noch erwähnen: Nach wie vor gibt es Christinnen und Christen, die der Überzeugung sind, die Worte der Bibel wären so heilig, dass sie überhaupt keiner Erklärung bedürften. Ja, dass es sogar ein Sakrileg sei, sich ihnen mit Hilfe sogenannter „historisch-kritischer Methoden zu nähern, die die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte der Texte betrachten. Nun, das sehe ich anders. Vor allem erlebe ich es völlig anders. Mir passiert es andauernd, dass ich durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse auf kostbare Details in einer „göttlichen Geschichte aufmerksam gemacht werde, mit deren Hilfe ich sie noch viel tiefer und besser verstehe. Mein Glaube wächst daran. Insofern möchte ich Sie in diesem Buch gerne an solchen „kleinen Offenbarungen" aus meiner theologischen Arbeit teilhaben lassen, die das Heilige hervorholen.

    Allerdings gibt es einen Einwand gegen mein Büchlein, den ich sofort nachvollziehen kann – und wenn Sie kurz mal zum Inhaltsverzeichnis zurückblättern, wissen Sie auch, was ich meine: Ja, es ist eine ziemlich dreiste Vorstellung, die Fülle der biblischen Weisheiten ließe sich in zehn Kerngedanken wiedergeben. Und trotzdem versuche ich es. Wohl wissend, dass ich hochkomplexe Themen stark vereinfache, dass es zu einigen meiner Thesen in der Wissenschaft gut begründbare Gegenthesen gibt und dass bei meinem Vorgehen viele nicht weniger bedeutsame Botschaften unter den Tisch fallen. Aber das macht nichts. Ich habe ja vor allem das Anliegen, Ihnen elementare Einsichten zu vermitteln, die mir und anderen geholfen haben, die Schatztruhe der Bibel neu zu öffnen. Außerdem verrät schon der Titel „Bibel für Neugierige", dass es sich hierbei um eine unterhaltsame Einführung handelt, die nicht den Anspruch hat, es allen Experten recht zu machen. Und wenn Sie am Ende einen anregenden Überblick über die Bibel haben, steht es Ihnen ja frei, fröhlich einen der tausendseitigen Bibel-Kommentare zu ergattern und ihre Kenntnisse begierig zu vertiefen.

    Bleibt noch zu fragen: Warum hat dieses fröhliche Büchlein die anmaßende Bezeichnung „Handbuch? Ganz einfach: Möchte man im 21. Jahrhundert irgendwoher Antworten bekommen – etwa weil der Computer kryptische Warnmeldungen ausspuckt, das Auto fürchterlich quietscht und qualmt, ein unbekanntes, zwei Meter langes Reptil im Garten herumkriecht oder die Liebesbeziehung in die Weltfinanzkrise gerät – dann besorgt man sich … genau: ein Handbuch. Zum Nachschlagen. Zum Informieren. Und zum Lösungen-Finden. Nun, das, was Sie gerade in den Händen halten, versteht sich in diesem Sinn als Handbuch. Eben eines der Bibel. Und es hat den festen Willen, Ihre Fragen zu beantworten. Fundiert, hilfreich, übersichtlich und dabei fröhlich bietet es so etwas wie eine kleine „Gebrauchsanleitung für das Alte und das Neue Testament. Und glauben Sie mir: Ohne solche Anleitungen würde ich vieles in meinem Alltag nicht verstehen. Das heißt aber auch: Wissbegierige können dieses Buch gerne in einem Rutsch durchlesen, andere schauen vielleicht aus einem speziellen Interesse erst einmal nur eine bestimmte Thematik an. Beides ist erlaubt.

    So! Und jetzt lassen Sie uns eintauchen: in eine der turbulentesten, farbenfrohsten und folgenreichsten Epochen der Geschichte, in die Gründerzeit des Volkes Israel und in die Zeitenwende, als Jesus den Menschen von einem Gott vorschwärmte, der jede und jeden unfassbar liebt. In eine Welt, in der man es genoss, „göttliche Geschichten zu erzählen". Es warten zehn inspirierende Ausflüge auf uns. Los geht’s!

    Eine anregende Lektüre wünscht

    Fabian Vogt

    Eine kleine Geschichte Israels

    Bevor wir uns mit den großen theologischen Leitbildern der Bibel befassen, kann es sicher nicht schaden, erst mal einen kleinen Abriss des Geschehens zu bekommen. Und dazu sollten wir mit dem Alten Testament beginnen. Tja, und hier fangen auch schon die Herausforderungen an: Will man die rund 1500 Jahre der „Geschichte Israels" mit all ihren verrückten Wendungen zusammenfassen, dann gelingt das nämlich nur, wenn man sich auf einige wenige Motive beschränkt. Na, versuchen wir’s mal:

    Gott beruft einen Mann namens Abraham und macht ihn zum Gründervater eines neuen Volkes. Seine Nachfahren bauen im Land Kanaan einen Staat auf, dessen Pracht im ganzen Orient gerühmt wird. Dann zerstreiten sich die Menschen, vernachlässigen ihren Glauben an Gott, und verlieren dabei so viel Kraft, dass es ihren Feinden gelingt, das Reich zu zerstören. Einige dieser „Israeliten" überleben in Gefangenenlagern in Babylon und kehren gedemütigt, aber glaubensstolz zurück, um auf eine Neugeburt ihres Volkes zu hoffen.

    Kürzer geht es wohl kaum. Und doch zeigt schon dieser kleine Überblick, dass das Volk Israel tatsächlich alle Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz durchlaufen hat. Neben Anerkennung, Erfolg und Macht auch Sklaverei, Elend und Ohnmacht. Ja, man kann sagen: Die Bibel kennt das Leben. Deshalb weint sie mit den Weinenden, lacht mit den Fröhlichen, betet mit den Frommen und zweifelt mit den Hadernden. Nun, ich finde, wir sollten uns gerade deshalb diese erstaunliche Zeit doch noch ein wenig genauer ansehen:

    Als Gott zum Urpatriarchen Abraham, dem späteren Gründer dreier Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam), kam und ihm Mut machte, sich auf eine ungewisse Wanderung in das „gelobte Land Kanaan aufzumachen, lagen solche Aufbrüche gerade „voll im Trend. Es war nämlich die Zeit der „Aramäischen Wanderung", in der viele Stämme die Krisen der umliegenden Großmächte nutzten und ihre Zelte einpackten, um sich eine neue Heimat zu suchen. Ja, schon Abrahams Vater Terach hatte für einen derartigen Umzug gesorgt und war aus der Stadt Ur in Chaldäa ausgezogen, um mit der Familie in den Ort Haran zu ziehen.

    Das Unstete war Abraham also vertraut, als die verheißungsvolle Anfrage Gottes an ihn gestellt wurde: „Bist du bereit, in ein fremdes Land zu gehen, das ich dir zeigen werde?" Irgendwann im 15. Jahrhundert vor Christus könnte das gewesen sein. Vielleicht aber auch einige Zeit früher oder später. Klar ist nur: Ägypter, Babylonier, Assyrer und Hethiter kümmerten sich damals vor allem um den Erhalt ihrer eigenen Staaten und hatten wenig Zeit, auf die fruchtbare, kleine Region am Mittelmeer zu achten. Die Möglichkeit, sich dort eine neue Existenz aufzubauen, schien Abraham daher wie vielen anderen äußerst verlockend – und er zog los, um etwas ganz Neues aufzubauen.

    Niemand weiß genau, wann Abraham gelebt hat. Daher ist es auch fast unmöglich, die in der Bibel davor geschilderten Urgeschichten zu datieren: Weder der Bau des gigantischen Turmes von Babel, noch die Sintflut oder der Pakt Gottes mit Noah lassen sich historisch festlegen. Das Gleiche trifft auf die weiteren Vätergeschichten zu, die uns ja in Gestalt einer Familiensaga überliefert sind. Einige Bibelstellen weisen zwar darauf hin, dass die Autoren sehr alte Überlieferungen benutzt haben, in der heute vorliegenden Form wurden die Texte aber erst zwischen dem 8. und dem 2. Jahrhundert vor Christus verfasst.

    Tatsächlich klafft zwischen dem historischen Geschehen und der schriftlichen Fixierung eine Lücke von mehreren hundert Jahren. Dennoch beschreibe ich hier die Geschichte Israels erst einmal so, wie sie sich uns beim vordergründigen Lesen der Bibel erschließt – in der theologischen Vertiefung wird später deutlich, dass ein zweiter Blick so manche neue Sichtweise bringt. Also: Wie ging es weiter? Abraham zog tatsächlich nach Kanaan und trennte sich dort wenig später von seinem Bruder Lot, weil er mit ihm kräftig Krach um die Weidegründe bekommen hatte. Als der inzwischen uralte Mann sich im Pistazienhain von Mamre (später in Hebron) angesiedelt hatte, wurde ihm seine Kinderlosigkeit umso schmerzhafter bewusst, und Gott erlaubte ihm, mit seiner Magd Hagar ein Kind zu zeugen, was naturgemäß nicht gerade den Familienfrieden steigerte. Dann aber wurde auch die hochbetagte Frau Abrahams, Sara, noch schwanger. Das erste menschenfreundliche Wunder der Bibel.

    Ihr Sohn Isaak – zu deutsch „Es wird gelacht", weil Sara über die Ankündigung ihrer Altersschwangerschaft herzhaft gekichert hatte – bekam eine Frau aus Mesopotamien, weil Abraham sich strikt gegen eine Verbindung seines Sprösslings mit den Töchtern der einheimischen Kanaanäer wehrte. Offensichtlich pflegte Abraham als Zugezogener in Kanaan bewusst seine alte Kultur weiter. Nix mit Integration. Und: Nach dem Tod Saras heiratete Abraham noch einmal und bekam weitere Kinder. Seine erste Frau aber beerdigte er auf einem eigens dafür erworbenen Stück Land, dem ersten richtigen Grundbesitz der Israeliten.

    Auch Isaaks Frau Rebekka hat anfänglich Probleme, Kinder zu bekommen, bringt dann aber die Zwillinge Esau und Jakob zur Welt, die sich von Geburt an als Rivalen empfinden. Jakob, der nur ein kleines bisschen jüngere, haut seinen älteren Bruder mehrfach übers Ohr, luchst ihm das Recht des Erstgeborenen ab und erschleicht sich bei seinem fast blinden Vater Isaak den Segen (und damit den Auftrag, die Familientradition weiterzuführen). Allerdings muss er ob dieser Tricksereien erst einmal fliehen und wendet sich an die Verwandten in Haran. Der dortige Patriarch Laban macht mit dem Mittellosen einen Vertrag: „Sieben Jahre arbeitest du für mich, dann bekommst du meine Tochter Rahel." Jakob ist bereit, für Rahel, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat, einen solchen Preis zu zahlen, wird aber diesmal selbst hereingelegt, weil ihm Laban in der Hochzeitsnacht Lea, die hässlichere Schwester der Liebsten, ins Bett schiebt.

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