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Neusatz / Novi Sad: Kleine Stadtgeschichte. Mit einem literarischen Essay von Lászlo Végel
Neusatz / Novi Sad: Kleine Stadtgeschichte. Mit einem literarischen Essay von Lászlo Végel
Neusatz / Novi Sad: Kleine Stadtgeschichte. Mit einem literarischen Essay von Lászlo Végel
eBook260 Seiten2 Stunden

Neusatz / Novi Sad: Kleine Stadtgeschichte. Mit einem literarischen Essay von Lászlo Végel

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Über dieses E-Book

Auf einem Felsen über der Donau thront die Festung Peterwardein als das Wahrzeichen der serbischen Stadt Novi Sad, die auf Deutsch Neusatz heißt. Drei Brücken verbinden die Stadtteile rechts und links des Flusses. Die Kleine Stadtgeschichte zeichnet kompakt und beispielreich die Entwicklung der königlichen Freistadt nach, die heute nach Belgrad die zweitgrößte Stadt Serbiens ist.
Neusatz blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, in der es seine Landeszugehörigkeit mehrfach gewechselt und Kriege miterlebt hat, zuletzt 1999. Durch das Zusammenleben vieler verschiedener ethnischer Gruppen, darunter auch Donauschwaben, entwickelte die Stadt einen ganz eigenen Charakter. Diesen Charakter reflektiert László Végel in seinem Essay auf literarische Weise.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Jan. 2022
ISBN9783791761961
Neusatz / Novi Sad: Kleine Stadtgeschichte. Mit einem literarischen Essay von Lászlo Végel

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    Buchvorschau

    Neusatz / Novi Sad - Ágnes Ózer

    Neusatz / Novi Sad – Eine multiethnische Stadt

    Die Stadt Neusatz im Norden Serbiens ist eine aufregende, vielschichtige und im besten Sinne des Wortes europäische Stadt. Mit der Erhebung zur königlichen Freistadt im Jahr 1748 erhielt sie gleichberechtigt vier Namen: Novi Sad für die serbische, Újvidék für die ungarische, Neusatz für die deutsche Bevölkerung, und Neoplanta hieß sie auf Lateinisch. Ihr klingender und facettenreicher Name deutet auf den besonderen Kontext ihrer Entstehung hin: Sie ist – wie sich zeigen wird – jung und alt zugleich. Ihre topografische Lage lässt angesichts ihrer Gründung im einst sumpfigen Überschwemmungsgebiet der Donau durchaus baugeschichtliche Vergleiche mit niederländischen Städten zu. Häufig wird die Stadt in Anbetracht ihrer Bedeutung als geistiges Zentrum auch als »serbisches Athen« bezeichnet, in der historischen Literatur mit Blick auf ihre Lage und die Festung Peterwardein gar als »ungarisches Gibraltar«. Heute haben wir es mit einer individuellen und eigentümlichen, einer jugendlichen und dynamischen Stadt zu tun, deren historische Spuren allerdings nicht zu übersehen sind. Auf die Besucher von Neusatz, aber auch auf diejenigen, die hier leben oder gelebt haben, wirkt dieser Ort wie ein Magnet – und die meisten kehren immer wieder zurück.

    Diese am Donauufer entstandene Stadt ist heute nach Belgrad die zweitgrößte Serbiens und als Verwaltungssitz der autonomen Provinz Wojwodina deren administratives, wirtschaftliches, kulturelles, wissenschaftliches und touristisches Zentrum. In der einstigen k.-u.-k.-Monarchie der Habsburger schloss die damals mittelgroße Stadt im Laufe des 19. und frühen 20. Jhs. sowohl hinsichtlich ihrer Bevölkerungszahl als auch in ihrer ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung zu den Großstädten der umliegenden Staaten auf.

    Die geografischen Koordinaten zeigen Neusatz in etwa auf der Höhe von Venedig und in ihrer Ost-West-Ausrichtung ungefähr auf einer Linie mit Krakau. Die Stadt befindet sich auf einer Meereshöhe von 70 bis 80 Metern; dabei ragt der Peterwardeiner Felsen noch markant darüber hinaus. Mit ihrem gemäßigten Kontinentalklima liegt die Stadt am Stromkilometer 1255 der Donau. Die Verkehrsmöglichkeiten wirkten sich auf die städtische Entwicklung von Anbeginn günstig aus. Zu Land und zu Wasser entstanden wichtige Handelsrouten. Heute liegt Neusatz am paneuropäischen Korridor X und am Donaukorridor VII: Der eine verbindet Budapest mit Belgrad und Thessaloniki, der andere Westeuropa mit dem Schwarzen Meer. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 250.000 im direkten Stadtgebiet und 350.000 im urbanen Großraum.

    In jeder Stadt, so auch in Neusatz, wirken sich die geografische und strategische Position und die historischen Ereignisse und Kontexte auf den urbanen Charakter aus. So ist Neusatz etwa im Zusammenhang mit der ungarischen Niederlage gegen das osmanische Heer unter Suleiman I. in der Schlacht bei Mohács im Jahr 1526 zu sehen, die eine fast zweihundertjährige Herrschaft der Osmanen nach sich zog. Mehrere Befreiungsversuche von der Fremdherrschaft spielten sich in den südlichen ungarischen Grenzgebieten ab. Und im Jahr 1716 wurde diese Scharnier-Position in der Schlacht von Peterwardein besonders deutlich, die etwa drei Jahrzehnte später, im Jahr 1748, zur Erhebung zur freien königlichen Stadt führen sollte.

    Die Anfänge des heutigen, modernen Neusatz sind in der Umgebung des linksseitigen Fährhafens zu suchen. Gegenüber der Festung Peterwardein, am anderen Donauufer, entstanden zwischen 1692 und 1788 die ersten Siedlungen, die man zunächst Alt-Peterwardein oder Marktwardein nannte. Diese Siedlungen wurden im Zuge der Wiederherstellung der Festung erbaut, die während der habsburgisch-osmanischen Kriege zerstört worden war. Die Rekonstruktion der Festungsanlage und die endgültige Vertreibung der Osmanen durch die militärischen Aktionen der Habsburger sowie der Bau des Brückenkopfes an der Donau-Schiffsbrücke, die sog. Brückenschanze, waren nicht nur für die Siedlung Peterwardein (Petrovaradin) von Bedeutung, sondern auch für die angrenzenden Ansiedlungen – etwa Ratzenstadt, Croatendorf oder Schwabendörfl –, die sowohl militärischen als auch zivilen Zwecken dienten und die später zu Teilen von Neusatz werden sollten. Die städtische Entwicklung hing also zunächst eng mit militärischen und handelsstrategischen Aspekten zusammen.

    Für die Neusatzer ist die Uferpromedade gegenüber der Festung ein beliebter Aufenthaltsort.

    Die unterschiedlichen Interessenlagen der Neusatzer Bevölkerung erzeugten zwischen den angesiedelten ethnischen Gruppen – Serben, Ungarn und Deutsche, um die prägendsten zu nennen – stellenweise Spannungen, die etwa im Rahmen des Ungarischen Unabhängigkeitskriegs zum offenen Konflikt gerieten: 1849 wurde die Stadt fast vollkommen zerstört. Für das urbane Gebilde wurde aus solchen Erfahrungen klar, dass sich Gegensätze auch auf das Entwicklungstempo lähmend auswirken und zu erheblichen Rückschritten in Bezug auf Wohlstand und Lebensqualität führen können. Nach all den Zerstörungen und Konflikten erholte sich Neusatz in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. von den Rückschlägen und wurde mit den neu aufgebauten Brücken, die sich über die Donau spannten, immer dynamischer und größer.

    Der Stadtkern, der im 17. Jh. begonnen hatte, seine bis heute sichtbaren Konturen herauszubilden, zeigt in seiner geografischen Lage typische Merkmale damaliger Donausiedlungen. Die religiösen und ethnischen Zugehörigkeiten waren vielfältig. Von Zeit zu Zeit scheinen sie in Bräuchen und Lebensgewohnheiten auf, die auch auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit Serbiens zum Osmanischen Reich zurückzuführen sind.

    Heute stellen die Serben die mit Abstand größte Bevölkerungsgruppe dar. Als Universitätsstadt im 21. Jh. steht der Ort für einen innovativen Zeitgeist und für Weltoffenheit. Die Stadt wirkt jung und progressiv. Mit dem Musikfestival EXIT konnte sie ihre internationale Bekanntheit im positiven Sinn ausbauen, und sie zieht jährlich Tausende Besucher und Musikbegeisterte an. Die legeren Lebensauffassungen, die Ansprüche an die Kultur oder auch die politische und gesellschaftliche Sensibilität der Bewohner haben eine besondere Mentalität hervorgebracht, die als typische Neusatzer aufgefasst werden kann. Neusatz erhielt 2022 den Titel Europäische Kulturhauptstadt!

    Links der Donau: Neusatz entsteht

    Vor- und Frühgeschichte

    Die verbreitete Auffassung, wonach Neusatz eine recht junge Stadt sei, ist dem Umstand zu verdanken, dass nach dem Ende der Osmanenherrschaft eine große Migration einsetzte und die Ansiedlung eine neue Dynamik entwickelte. In der Tat lässt sich mit Blick auf die eigentliche Gründung im 18. Jh. von einer im europäischen Kontext relativ jungen Stadt sprechen. Das bedeutet allerdings nicht, dass es auf dem Gebiet der heutigen Stadt in der Zeit vor der osmanischen Herrschaft keine Siedlungen gegeben hätte. Archäologische Ausgrabungen sowie die verschiedenen Fundorte belegen eine Besiedlung schon weit vor den Ungarn und Osmanen, und zwar nicht nur auf dem Peterwardeiner Felsen, sondern auch am linksseitigen Donauufer, dem heutigen Stadtzentrum.

    Betrachtet man diese Gebiete, so muss man deren besondere geografische, topografische, aber auch strategische Position betonen – gegeben vor allem durch die Donau als verbindende Verkehrsader zwischen Mittel- und Südosteuropa und zugleich als Grenze, die Einflussgebiete gliedert. Zum spezifischen topografischen Setting gehört zweifelsohne der Peterwardeiner Felsen, auf dem schon früh befestigte Bauwerke entstanden. Durch ihre Größe und Bedeutung nahm die mittelalterliche ungarische Festung später einen besonderen Platz ein. Von hier aus ließ sich nicht nur der Schiffsverkehr auf der Donau kontrollieren, sondern auch das ausgedehnte Flachland der Batschka.

    Die gegenüberliegende Siedlung – die später zum heutigen Stadtkern wurde – entstand auf dem für das Flussufer typischen sumpfigen, aber dennoch fruchtbaren und an dieser Stelle flachen Gelände. Südlich davon liegt die an Erzen, Wäldern, Wild und Obst reiche Fruška Gora (dt. hist.: Frankenwald). Geologisch betrachtet war das rechtsseitige Überschwemmungsgebiet der Donau mit dem sich 125 Meter über den Meeresspiegel erhebenden Dioritfelsen und der Fruška Gora verbunden. Auch unter dem heutigen Neusatz ist in nicht allzu großer Tiefe dieses Dioritgestein zu finden – sozusagen der abgesunkene Teil des Peterwardeiner Felsens. Geomorphologische Untersuchungen belegen, dass die Donau im Vergleich zum gegenwärtigen Flussbett einst ca. 20 Kilometer weiter nördlich floss. Aufgrund der Flussverschiebung liegt die Stadt heute auf dem Schwemmland, dass der Strom zurückgelassen hat.

    Für Archäologen gilt das Gebiet des heutigen Neusatz als überaus reicher Fundort. Von den während der Osmanenherrschaft in der Wojwodina bekannten 17 Kulturen sind auf dem Territorium der Stadt 16 nachgewiesen worden. Deshalb dürfen wir in Neusatz von einer im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtigen Frühgeschichte sprechen.

    Ausgrabungen konnten zahlreiche Siedlungsspuren auftun. Auf einer Anhöhe, dem heute Klisa (ecclesia, Kirchenhügel) genannten Stadtteil, befinden sich die ersten archäologischen Fundorte. Einer davon, in der Fachliteratur als Popov-Quartier erwähnt, geht auf die Bronzezeit zurück. Die frühzeitlichen Bewohner gehörten der Vatini-Kultur an und waren auf dem Gebiet des heutigen Neusatz zu finden.

    Darüber hinaus liegen zahlreiche archäologische Fundorte nördlich von Klisa und weisen etwa die Körös-Kultur der frühen Jungsteinzeit in diesem Raum nach. Ebenso wurde ein zur Vinča-Kultur gehörender Friedhof gefunden. Mit einem weiteren Friedhof wurden Spuren der spät-neolithischen Vučedol-Kultur entdeckt. Auf dem Territorium der heutigen Stadt wurden auch vier sarmatische oder sauromatische Siedlungen freigelegt – zwei davon in Klisa.

    Etwa einen Kilometer westlich des Popov-Quartiers endete ein aus der Römerzeit stammender und etwa 25 Kilometer langer römische Wall bei Tschene. Manche Experten vermuten, dass es sich nicht um einen Wall, sondern um einen Kanal gehandelt habe, wodurch in der Römerzeit der Wasserstraßenverkehr zwischen dem damaligen Cusum (Peterwardein) und dem an der Theiß gelegenen Čurug abgekürzt wurde.

    Die Siedlung Marktwardein, also der frühe Vorläufer des heutigen Neusatzer Zentrums, ist im Mittelalter entstanden. Sie besaß eine Kirche und einen Friedhof. Diese Siedlung wird in einem Besitzverzeichnis aufgeführt, das der ungarische König Béla IV. (1235–1270) den Zisterziensermönchen des Peterwardeiner Felsens neben anderen Siedlungen überlassen hatte. Marktwardein und einige andere Siedlungen auf dieser Seite des Stroms waren mit dem Donaufährhafen verbunden, von dem aus man nach Peterwardein übersetzen konnte. Sie verschwanden allerdings während des Mongolensturms (1241), wurden dann erneut besiedelt, um in der Zeit der osmanischen Herrschaft ab dem 16. Jh. wiederum einen Großteil ihrer Bevölkerung einzubüßen. Als größte mittelalterliche Siedlung auf dem Territorium des heutigen Neusatz galt Sajlovo (Zajol), was auch heute noch der Name eines Neusatzer Stadtteils ist.

    Die Anfänge von Neusatz: Die Peterwardeinschanze als Zentrum der Stadt

    Die Geschichte der Stadt Neusatz lässt sich nicht schlüssig darstellen, ohne die Anfänge der Stadt zu erörtern und auf das ursprüngliche Zentrum, die Peterwardeinschanze, einzugehen. Peterwardeinschanze wurde der Marktflecken auf der linken Donauseite genannt, aus dem 1748 Neusatz als freie königliche Stadt hervorging und der zunächst rund um die dort befindliche Brückenschanze herum entstanden war, einem Militärbau am linken Donauufer.

    Von österreichischen Kriegsingenieuren 1694 errichtet, diente die sternförmige Brückenschanze auf der Flussseite als Schutz für die provisorischen Pontonbrücken zu Füßen der Festung Peterwardein. Die in der Umgebung von Peterwardein stationierten Einheiten nutzten sie als Verbindung zwischen der Festung Peterwardein und dem Ufer auf syrmischer Seite. Gleichzeitig mit dem Bau der Brückenschanze wurde die Heeresinsel unterhalb der Festung errichtet: die sog. Inselschanze. Seit seiner Entstehung sollte die Geschichte von Neusatz immer von der Militärbesatzung im gegenüberliegenden Peterwardein geprägt sein. Erst der Zerfall der k.-u.-k.-Monarchie machte es später möglich, dass aus beiden Orten eine Stadt wurde.

    HINTERGRUND

    DIE BRÜCKENSCHANZE

    Die Brückenschanze war ein imposantes Bauwerk, das noch vor der Schlacht von Peterwardein von Eugen von Savoyen verstärkt worden war. Einigen Berichten zufolge kam diesem befestigten Schanzensystem bei den Truppenbewegungen der österreichischen Heere eine bedeutende Rolle zu. Innerhalb der Schanze befanden sich Kasernen und auch das Haus des Schanzenbefehlshabers. Daneben gab es einen Park. Aber vor allem die zur Befestigung der Pontonbrücke erforderlichen Vorrichtungen befanden sich hier. Auch die kleine, dem Heiligen Johannes Nepomuk geweihte Barockkirche hatte ihren Platz, allerdings wurde diese 1928 zusammen mit den Anlagen der Brückenkopfschanze abgerissen.

    Zu den ersten Bewohnern der Peterwardeinschanze gehörten serbische Grenzwachen, österreichische Soldaten, Handwerker, Kaufleute, Lebensmittellieferanten und Fischer. Sie nutzten geschickt die Möglichkeiten, die ihnen der Verkehrsknotenpunkt der von Nord nach Süd und von Ost nach West führenden Wege und der Flussübergang sowie die immer häufigeren und längere Zeit andauernden Friedenszeiten boten. Nicht nur der Wohlstand wurde gemehrt, sondern auch ein Beitrag zur schnellen Stadtentwicklung geleistet. So entwickelte sich die Peterwardeinschanze bereits bis 1699 zu einer selbstständigen Siedlung, noch bevor sie in den Rang eines Marktfleckens erhoben wurde. Nach Abschluss des Friedens von Karlowitz im gleichen Jahr waren 43 Männer, 18 Jungen und 215 Soldaten als bürgerliche Einwohner registriert. In der Siedlung gab es zu dieser Zeit drei Wirtschaften, einen Bierkeller, zwei Schnapsbrennereien und drei Werkstätten.

    Die Entwicklung dieser verhältnismäßig kleinen Ansiedlung beschleunigte sich nach der Schlacht von Peterwardein im Jahr 1716. Bereits drei Jahre später traten das von Kaiser Karl VI. verliehene Wochenmarktrecht und die Genehmigung für jährlich zwei Landesmärkte in Kraft. Diese Rechte und die spätere Erhebung zum Marktflecken im Jahr 1738 trugen maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung bei. Doch eine echte Urbanisierung setzte erst mit der Verleihung des Titels einer freien Königsstadt ab 1748 ein.

    Plan der Brückenschanze von Ingenieurhauptmann Boulange aus dem Jahr 1775.

    Die auf einem Sandrücken errichtete Siedlung und spätere Stadt hatte anfangs dank des regen Handels mit dem Osmanischen Reich ein orientalisches Gepräge. Neben den aus guten Baustoffen hochgezogenen, mehrgeschossigen Häusern gab es auf dem Territorium der Peterwardeinschanze auch Erdhäuser. Auf dem Markt erwarben bürgerlich gekleidete Käufer orientalische Waren.

    Vom 17. Jh. bis Ende des 19. Jhs. verband eine schwimmende Pontonbrücke Peterwardein und Neusatz, wie es diese historische Ansichtskarte zeigt. Erst 1883 wurde eine feste Brücke gebaut.

    Die außerhalb der Brückenschanze entstandene Siedlung war geteilt: in einen zur militärischen Grenzschutzregion und einen zur königlichen Kammer des Burgbezirks gehörenden bürgerlichen Teil. Als Amtssprache wurde Latein genutzt. Doch für den Alltag war Mehrsprachigkeit – Ungarisch, Serbisch und Deutsch – bezeichnend. Wer keinen Militärdienst versah, ging gern auf der Schanze und deren Umgebung spazieren.

    Auch vor der Verleihung des Stadtrechts fanden sich hier, wie auch sonst an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, zahlreiche Wirtschaften und Herbergen, in denen die durchreisenden Kaufleute Quartier nehmen konnten. In den Gasthäusern »Zum Grünen Kranz« und »Zu den Drei Kronen« stiegen für gewöhnlich wohlhabendere, aus ganz Europa kommende Kaufleute ab, während in

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