Eine Novelle aus dem Powder-Mage-Universum: Im Dienst der Krone
Von Brian McClellan
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Über dieses E-Book
Schon bald wird Tamas in einen Konflikt hineingezogen, der bis zum mächtigsten Mann des Landes reicht, und er kann nur auf eine einzige, ungewöhnliche Verbündete zählen: eine junge Adlige namens Erika, die von Tamas lernen will, ihre Kräfte als Pulvermagierin einzusetzen.
Die fantastische Romansaga wird derzeit als TV-Serie umgesetzt.
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Buchvorschau
Eine Novelle aus dem Powder-Mage-Universum - Brian McClellan
IM DIENST DER KRONE
Es war ein frischer Herbsttag mit leichtem Wind und Wolken, die regenschwer über den grauen Himmel walzten, als Captain Tamas sich bereit machte für das Duell.
Der Duellplatz lag eine Reitstunde außerhalb von Adopest, der Hauptstadt von Adro. Der Weizen war abgeerntet, und abgesehen von der Spreu und den zertrampelten Halmen war der Boden kahl. In der Entfernung standen ein Bauer und seine Frau vor ihrer Steinhütte und schauten zu, wie Tamas’ Sekundant und der Sekundant seines Gegners die Entfernung für das Duell abgingen.
Tamas’ Sekundant war ein Mann namens Matin. Er war nur ein Offiziersanwärter, der sich darauf vorbereitete, der Armee als Leutnant beizutreten, aber in der kurzen Zeit hatte Tamas niemand Besseren auftreiben können. Es gab nur wenige Offiziere, die etwas mit ihm zu tun haben wollten.
Tamas überprüfte seine Pistole zum dritten Mal. Das Pulver war trocken, die Pfanne gefüllt und die Kugel geladen. Die Sekundanten hatten beide Pistolen inspiziert, aber Tamas hatte lieber Vertrauen in seine Waffe und ließ seinen Gegner glauben, dass er nervös war, als eine Fehlzündung zu haben.
Der Duellplatz wurde abgeschritten, die Mitte markiert und die Degen mit der Spitze nach unten in den Boden gesteckt an den Stellen, wo die Kontrahenten sich drehen und schießen würden. Matin sprach leise mit dem anderen Sekundanten und kam dann auf Tamas zu.
»Sir, ich flehe Sie an, Ihre Entscheidung zu überdenken.«
»Hat er um Entschuldigung gebeten?«, fragte Tamas.
»Nein, Sir.« Matin redete schnell weiter, bevor Tamas etwas erwidern konnte. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber das hier ist ein Fehler.«
»Wieso?« Tamas starrte den jungen Offiziersanwärter an und zwang ihn so, hochzusehen und ihm in die Augen zu schauen.
Matin musste schlucken, und Tamas war insgeheim erfreut, dass er diese Wirkung haben konnte. Matin war einundzwanzig und damit sechs Jahre jünger als Tamas, außerdem war er der dritte Sohn eines Barons und bereits verlobt. Tamas hingegen hatte nichts außer seinem Namen.
»Ich meine nur«, sagte Matin langsam, »dass es mir nicht weise erscheint. Sie riskieren Ihren Rang! Der Vater von Captain Linz ist ein Herzog und Sie, äh, nun, Sie sind ein …«
»Ein Bürgerlicher? Ist mir bewusst, Matin. Kein Grund zu stottern.« Tamas hatte in den letzten zehn Jahren über zwei Dutzend Duelle ausgefochten, fast ausschließlich gegen Adlige, und er hatte sogar ein paar seiner Duellgegner getötet. Aber er hatte noch nie den Sohn eines Herzogs herausgefordert. Selbst wenn es nur der zweitgeborene Sohn war. »Wenn Sie lieber nicht involviert sein möchten, verstehe ich das. Ich würde Sie nur bitten, mit meinem Gegner zu sprechen und ein neues Datum für das Duell festzulegen.«
Matin riss sich sichtlich zusammen und streckte den Rücken durch. »Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, dass ich Ihr Sekundant sein würde, Sir.«
»Und ich werde mich daran erinnern, wenn ich Ihr befehlshabender Offizier werde.«
Matin lächelte, als hätte Tamas einen Witz gemacht. Tamas ignorierte ihn und wandte sich ab, um seinen Gegner auf der anderen Seite des Feldes zu betrachten.
Captain Linz war ein großer Mann mit breiter Brust und einer blonden Löwenmähne – ein geborener Grenadier, dachte Tamas. Er war dankbar, dass Linz kein Säbelduell verlangt hatte, denn dabei hätte er Tamas wahrscheinlich besiegt.
»Ich bin nicht ohne Gnade«, sagte Tamas. »Würden Sie den Captain bitte daran erinnern, dass ich ein Pulvermagier bin? Ich werde seine Entschuldigung für seine Äußerungen über meine Abstammung und die Abstammung meiner Hunde annehmen, und wir können als Freunde auseinandergehen.« Tamas’ Blick traf den von Linz, und er schenkte ihm ein dünnes Lächeln.
Matin schaute ihn an, als sei er verrückt.
»Na los, worauf warten Sie«, sagte Tamas.
»Jawohl, Sir.« Matin überquerte das Feld, um sich mit Linz’ Sekundanten zu treffen.
Tamas nutzte die Zeit, um seine Pistole erneut zu überprüfen und sich zu fragen, ob es tatsächlich weise war, dieses Duell zu bestreiten. Falls er verwundet würde, hätte er kein Geld für einen Privilegierten-Heiler, und seine Genesung würde ihn davon abhalten, am nächsten Feldzug teilzunehmen. Falls er gewann und seinen Gegner verwundete oder tötete, würde er sich einen Herzog zum Feind machen.
Gedankenverloren riss Tamas das Ende einer Pulverladung ab und streute sich die Körner auf die Zunge. Er spürte die Wirkung sofort. Seine Sicht und sein Hörvermögen wurden schärfer, sein Blut hämmerte in seinen Ohren, und alles andere kam ihm furchtbar träge vor. Die Pulvertrance verlieh ihm größere Kraft, Gewandtheit und Geschwindigkeit, aber er hatte nicht vor, irgendetwas davon für das Duell zu nutzen.
Nein, er musste sich einfach nur konzentrieren.
Matin sprach mit Linz’ Sekundanten, der Tamas’ Worte an Linz übermittelte. Der große Captain warf den Kopf in den Nacken und gab ein schallendes Lachen von sich. Selbst ohne Pulvertrance hätte Tamas seine Antwort hören können.
»Sagen Sie dem Hurensohn, dass ich nicht an Märchen glaube. Er kann ruhig mit jeder Art Pulvermagie auf mich schießen, die er zu haben meint.«
Tamas seufzte und wartete darauf, dass Matin zurückkehrte.
»Er hat gesagt …«, setzte Matin an.
»Ich habe ihn gehört«, unterbrach ihn Tamas. »Der verdammte Narr hat einen dritten Cousin im königlichen Kabal. Er hat Seite an Seite mit Privilegierten gekämpft und denkt, Pulvermagie sei nur ein Märchen?«
»Sir?«
»Ich habe Männer aus eineinviertel Meilen Entfernung getötet. Zur Grube, ich habe gurlische Privilegierte aus solcher Entfernung getötet. Es gibt keine Regel dagegen, meine Kräfte bei einem Duell einzusetzen, solange mein Gegenüber darüber Bescheid weiß.« Tamas konnte spüren, wie sein Zorn hochkochte, und zwang sich, tief durchzuatmen. Verdammte Adlige. Arrogant und ignorant, das gesamte Pack, dachte er. »Wollen wir?«, fragte er, nachdem er ein zweites Mal tief durchgeatmet hatte.
Die Sekundanten begleiteten die Kontrahenten zum Mittelpunkt des Duellplatzes, und Tamas und Linz stellten sich Rücken an Rücken.
»Verdammter Bauer«, sagte Linz mit gedämpfter Stimme.
Tamas antwortete nicht.
»Meine Herren«, sagte Matin. »Sie werden beide im gemäßigten Tempo zu den Markierungen gehen, wo sie sich beide umdrehen und je einen Schuss abfeuern. Danach werden beide Parteien die Angelegenheit als erledigt und ihre Ehre als wiederhergestellt betrachten. Sind wir uns einig?«
»Ja«, sagte Linz.
»Selbstverständlich«, sagte Tamas.
»Also gut. Los!«
Tamas machte langsame Schritte nach vorne, bis er seine Markierung erreicht hatte, dann machte er auf dem Absatz kehrt. Linz tat dasselbe und hob seine Pistole in einer schnellen Bewegung. Tamas konnte sehen, dass Linz den Abzug voreilig betätigt hatte, und mit seinen gesteigerten Sinnen konnte er hören, wie die Kugel unmittelbar vor seinen Füßen in den Boden schlug.
Tamas beobachtete Linz einen Moment lang. Er konnte spüren, wie Linz’ Unbehagen wuchs, als er merkte, dass er danebengeschossen hatte, und Tamas konnte sehen, wie Linz den Abzug wieder und wieder drückte, so als wünsche er sich eine zweite Kugel herbei.
Tamas stellte sich seitlich zu seinem Gegner und hob seine Pistole langsam. Er tat einen tiefen, ruhigen Atemzug und zielte mit seiner Waffe. Linz schaute zu seinem Sekundanten, während die Momente verstrichen, und Tamas fragte sich kurz, ob Linz ihm eine Entschuldigung zurufen würde, in der Hoffnung auf Gnade.
Er tat es nicht.
Tamas drückte den Abzug. Er hätte seine Magie nutzen können, um die Kugel auf eine gerade Flugbahn direkt durch Linz’ Herz zu bringen. Auf dreißig Schritt Entfernung musste er das allerdings gar nicht. Die Kugel flog aus dem glatt gezogenen Lauf von Tamas’ Pistole und schoss Linz das rechte Ohrläppchen weg.
Linz griff sich sofort an die Seite seines Gesichts. »Verdammte Grube!«, schrie er und sprang durch die Gegend, wobei er beinahe über den Degen stolperte, der den Rand des Duellfeldes markierte. Blut strömte durch seine Finger, und sein Sekundant rannte mit gezücktem Taschentuch zu ihm, um ihm zu helfen.
Tamas wandte sich von dem fluchenden Offizier ab und genoss den schwefligen Geruch des verschossenen Pulvers. In Gedanken widmete er sich bereits wieder anderen Dingen. »Sie können Captain Linz ausrichten, dass ich meine Satisfaktion habe.«
»Haben Sie auf sein Gesicht gezielt?«, fragte Matin mit offenem Mund.
»Nein, mein guter Mann. Das wäre unehrenhaft. Ich habe auf sein Ohrläppchen gezielt.«