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Cool, christlich, stylish: Mutig leben in der Popkultur. Der ultimative Insider-Guide
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Cool, christlich, stylish: Mutig leben in der Popkultur. Der ultimative Insider-Guide
eBook418 Seiten4 Stunden

Cool, christlich, stylish: Mutig leben in der Popkultur. Der ultimative Insider-Guide

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Über dieses E-Book

Der Popkultur entrinnen wir nicht - wir sind in ihr verwurzelt und mit ihr verwachsen. Wie lebt man als Christ in dieser Welt der Popkultur? Manche versuchen, "weltliche" Beschäftigungen ganz zu meiden, während andere alles gierig konsumieren, was die Kultur ihnen bietet. Doch wenn Christus der Herr des ganzen Lebens ist, muss es auch möglich sein, sich als Christ verantwortungsbewusst mit der populären Kultur auseinanderzusetzen und sie zu würdigen.
Steve Turner hat im Lauf der Jahre unzählige Leute aus Musik, Film, Fernsehen, Mode, Kunst und Literatur interviewt und über sie berichtet. Jetzt liefert er uns einen Insider-Leitfaden zur Unterhaltungsbranche in all ihren Facetten und einen biblischen Bezugsrahmen, um die Genres und Werke der Popkultur besser zu verstehen. Einige von Turners Themen sind: Wie Filme durch Gleichnisse von Erlösung erzählen / Was journalistische Schlagzeilen über weltanschauliche Denkvoraussetzungen verraten / Was berühmte Leute der Vergangenheit von heutigen Prominenten unterscheidet / Welche Ideen durch Kleidung und Modedesign vermittelt werden und vieles mehr.
SpracheDeutsch
HerausgeberFontis
Erscheinungsdatum31. Okt. 2014
ISBN9783038486466
Cool, christlich, stylish: Mutig leben in der Popkultur. Der ultimative Insider-Guide

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    Buchvorschau

    Cool, christlich, stylish - Steve Turner

    1

    Wuerfel

    Freizeitbeschäftigungen

    Warum wir sie ernst nehmen sollten

    Es gibt jede Menge Bücher, mit denen man sich die Grundlagen des christlichen Lebens aneignen kann. Wer einfach nur neugierig aufs Christentum ist, findet reichlich Informationsquellen, aus denen er erfahren kann, wer Gott ist. Es gibt Kurse darüber, wie man die Bibel liest, wie man betet, wie man anderen das Evangelium erklärt, wie man Versuchungen widersteht und wie man Jesus nachfolgt. Es gibt Seminare, in denen man sich auch mit «tieferen Dingen» vertraut machen kann, wie etwa mit dem Fasten, der Meditation, dem Warten auf Gott und mit geistlichen Übungen.

    In diesem Buch geht es um etwas anderes. Viele der genannten Ideen und Praktiken werden dabei sicherlich auch berührt, aber im Kern geht es darum, wie wir treu als Christen leben und dabei an populärer Kultur teilhaben und sie vielleicht sogar erschaffen können. Im dritten Jahrhundert stellte der Kirchenvater Tertullian die berühmte Frage: «Was hat Athen mit Jerusalem zu schaffen?» Soll heißen: Was hat der biblische Glaube mit weltlicher Gelehrsamkeit oder das Evangelium mit Philosophie zu tun? Heute könnten wir fragen: Was haben Hollywood, Silicon Valley, die Madison Avenue, Burbank oder der Times Square mit Jerusalem gemein? Mit anderen Worten, was hat populäre Kultur mit christlichem Glauben zu tun? Ich denke, es ist aus zehn Gründen wichtig, diese Frage zu stellen.

    Das gespaltene Denken

    Der erste Grund ist, dass viele Christen, wenn sie diese Frage stellen, immer noch davon ausgehen, die richtige Antwort sei: «Sie haben nichts miteinander zu tun» – so, wie es ja auch Tertullian erwartete und hören wollte. Manche sagen das, weil sie an Absonderung glauben: Christen sollten von allem «Weltlichen» Abstand halten. Sicherlich gibt es in der Bibel viele Verse, die uns ermahnen, schlechte Gesellschaft zu meiden, dem Teufel zu widerstehen und uns als Christen von anderen zu unterscheiden. Die Frage ist: Wie setzen wir diese Weisungen im Blick auf die populäre Kultur um? Zu allen Zeiten sind viele Christen zu dem Schluss gekommen, der wirksamste Weg sei, sich ganz davon fernzuhalten. Sie ignorierten Modeströmungen, schauten keine Filme, ließen keinen Fernseher in ihr Haus. Einige verbannten sogar Romane und Zeitungen.

    Oder sie sagen dies, weil ihr Denken gespalten ist. Im gespaltenen Denken gibt es eine geistliche und eine irdische Seite. Die geistliche Seite ist sonntags, beim Bibellesen und während des Betens aktiv. Sobald man Freizeitaktivitäten nachgeht, wird auf die irdische Seite umgeschaltet. Heute gibt es Christen, die sich in ihrem Umgang mit populärer Kultur nicht erkennbar vom Konsumverhalten ihrer nicht gläubigen Zeitgenossen unterscheiden. Noch beunruhigender ist, dass auch ihre Ansichten über das, was sie gesehen, gehört oder gelesen haben, anscheinend nicht anders sind. Sie bewerten eine Band, ein Computerspiel oder einen Film anhand derselben Kriterien als «gut» oder «schlecht» wie ihre säkularen Freunde.

    Ein Christ, dessen Denken gespalten ist, und ein Christ, der glaubt, «Verlasst sie, und trennt euch von ihnen!» (2. Korinther 6,17) bedeute, alle populäre Kultur zu meiden, sind meist theologisch diametral gegensätzlich – sie liegen so weit auseinander wie ein amischer Farmer aus Pennsylvania und ein Anhänger der «Emerging Church» aus Kalifornien. Dennoch entstehen beide Haltungen aus demselben Prozess, nämlich aus dem Versuch, sich vor dem Unterscheiden zu drücken. Der Absonderer begegnet der populären Kultur mit einem pauschalen Bann; der gespaltene Christ mit pauschaler Akzeptanz. Beide vermeiden die schwierige Aufgabe, sich zugleich kritisch und geistlich damit auseinanderzusetzen.

    Kritiklos konsumieren?

    Der zweite Grund, diese Frage zu stellen, ist, dass Leute oft populäre Kultur in der erklärten Absicht schaffen, die Wahrnehmungen anderer zu verändern. Ich höre oft Leute ihren kritiklosen Konsum damit rechtfertigen, das, was sie sich anschauen, lesen, spielen oder anhören, sei doch «nur ein Spaß» und man «solle es nicht so ernst nehmen». Ihrer Meinung nach ist es viel zu anstrengend, alles bewerten zu wollen, was ihnen vorgesetzt wird. Das sei doch dem Unterhaltungswert abträglich. Sie wollten nicht übermäßig ernsthaft oder «tiefsinnig» werden, sagen sie. Manche Leute sind der Meinung, populäre Kultur verleibe man sich am besten mit komplett abgeschaltetem Gehirn ein. Sie schauen sich Filme an, als hätten die bewegten Bilder nicht mehr moralische Substanz und Kraft als brandende Wellen oder zitternde Blätter.

    Diese Einstellung unterschätzt erheblich die Intelligenz und Motivation derjenigen, die populäre Kultur schaffen. Diese kreativen Leute sind keine Kinder, die mit Wachsmalkreide herumkritzeln. Es sind vorwiegend geschulte Leute, die sich gründlich mit ihrer bevorzugten Kunstform und deren Geschichte auskennen. Viele von ihnen haben ausgeprägte Meinungen und eine ganz bestimmte Weltsicht, die sie zum Ausdruck bringen wollen. Irgendetwas am Status quo irritiert sie, und das wollen sie verbessern. Manchmal gehen sie gerne subversiv vor – sie angeln sich die Leute mit harmlos wirkender Unterhaltung und schießen ihnen dann eine Botschaft vor den Bug, die ganz anders ist als erwartet.

    Manche Regisseure, Produzenten und Autoren reden ganz offen darüber, dass sie mit ihren Filmen und Fernsehprogrammen Einstellungen verändern wollen. Sie erkennen zum Beispiel, dass Spielfilme und Soaps wirksamer das Denken verändern als Dokumentarfilme, weil sich die Zuschauer dabei auf die inneren Konflikte der Figuren einlassen, die ihnen ans Herz gewachsen sind. Sie erkennen, dass das Publikum über die Emotionen besser zu überzeugen ist als über den Verstand. Viele Interessenverbände versuchen die Schöpfer von Soaps dazu zu bewegen, ihre Anliegen in ihre zukünftigen Geschichten einzubauen, um ihre Botschaft einem größeren Publikum nahezubringen. Der Schauspieler Michael Cashman aus der Serie EastEnders verabreichte 1987 den ersten Kuss unter Männern im britischen Primetime-Fernsehen und löste damit einen Proteststurm aus. «Der Geschmack des Publikums muss sich entwickeln», erklärte er dazu. «Die öffentliche Meinung muss geführt werden. Und das Fernsehen und die Medien spielen eine zentrale Rolle dabei.»¹

    Der große Dichter T.S. Eliot glaubte, dass die Kultur, die wir nur zum Spaß konsumieren, ohne daran zu denken, uns dabei mit gewichtigen Thesen auseinanderzusetzen, uns sogar am stärksten beeinflusst. Er meinte, dies sei gerade wegen des Spaßfaktors der Fall. Wenn wir etwas wenig ernst nehmen, schalten wir unsere kritische Alarmanlage ab und lassen dadurch alle möglichen Einflüsse unbemerkt herein. George Orwell vertrat eine ähnliche Ansicht. In seinem Essay «Boys' Weeklies» von 1939, in dem er sich mit britischen Comics befasste, stellte er die Frage: «In welchem Maße beziehen die Leute ihre Ansichten aus fiktiven Geschichten?» Seine Antwort lautete: «Ich persönlich glaube, dass die meisten Leute viel stärker, als sie zugeben wollen, durch Romane, Fortsetzungsgeschichten, Filme und so weiter beeinflusst werden. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind die schlechtesten Bücher oft die wichtigsten, denn sie sind es meist, die am frühesten gelesen werden.»² Der Schriftsteller Graham Greene glaubte, dass die Bücher, die wir als Kinder lesen, eine tiefe Wirkung auf uns haben: «Frühe Lektüre hat mehr Einfluss auf das Verhalten als jede religiöse Erziehung.»³

    Komiker wissen, dass Lachen ein Publikum aufschließen und es den Leuten leichter machen kann, Sichtweisen in Betracht zu ziehen, die sie normalerweise ablehnen oder an denen sie Anstoß nehmen würden. George Carlin: «Wenn man die Leute erst einmal zum Lachen bringt, hören sie einem zu, und man kann ihnen fast alles sagen.» 1998 führte er diesen Gedanken in einem Interview weiter aus:

    Meistens, wenn man den Leuten was erzählt über, na ja, nennen wir es «Probleme», haben sie gleich die Abwehr oben. Sie verteidigen ihre Sichtweise, das, woran sie gewöhnt sind, die Ideen, die ihnen wichtig sind, und man muss im Allgemeinen einen langen, logischen Weg gehen, um zu ihnen durchzudringen. Aber wenn man Comedy oder Humor macht, dann sind die Leute offen, und wenn der Moment des Lachens kommt, ist ihre Abwehr unten, so dass man in diesem Moment leichter neue Daten eingeben kann.

    Diese Erkenntnis bedeutet nicht, dass leicht verfügbare Kultur immer hinterlistig ist. Aber sie neigt dazu, unsere Wachsamkeit zu umgehen, weil sie uns warme Gefühle verschafft. Wenn wir vermuten, dass Kultur Hintergedanken hat, sind wir natürlich mehr auf der Hut. Denken wir dagegen, sie wäre nur da, um uns Reize zu verschaffen, dann drehen wir uns auf den Rücken und fangen an zu schnurren. Die Bibel mahnt uns zur Wachsamkeit und geht davon aus, dass wir uns geistlich verderblichen Einflüssen aussetzen, wenn wir nicht die Augen offen halten.

    Kultur als Geschenk

    Ein dritter Grund ist, dass populäre Kultur ein großes Geschenk an uns ist und wir sie deshalb ernst nehmen sollten. Eine menschliche Gesellschaft ohne Kultur wäre unvorstellbar. Kultur ist ein bedeutsamer Ausdruck unseres Menschseins, der uns von den Tieren unterscheidet. Wir könnten ohne Weiteres aus einem einfachen Tongefäß trinken, aber unser Instinkt treibt uns an, es zu formen und mit Farben und Mustern zu schmücken. Vieles von dem, was wir als Kultur bezeichnen, ist ein solches Formen und Ausschmücken. Wir formen Ereignisberichte zu Geschichten, Geräusche zu Musik. Wir schmücken kahle Wände mit Wandmalereien und lassen unsere Haare in Richtungen stehen, die der Natur nie eingefallen wären.

    Theologen nennen Gottes Anweisungen an Adam, sich zu vermehren, das Land zu bestellen und den Tieren Namen zu geben, das «kulturelle Mandat». In dem Wort «kultivieren», das wir meistens mit Tätigkeiten wie Pflügen, Jäten, Säen, Beschneiden und Ernten verbinden, steckt ja auch dieselbe Wurzel wie in «Kultur». Unsere Kultur ist im besten Sinn eine andere Form, das Land zu bestellen, zu bepflanzen, die Pflanzen heranzuziehen und die Ernte einzusammeln. Wir brechen den harten Boden unseres rationalen Verstands auf, pflanzen schöne Gedanken ein, ziehen die Vorstellungskraft heran und ernten menschliche Wesen, die der Vollendung ein Stück näher sind.

    Kultur soll unser Leben bereichern. Sehr oft dient sie dazu, uns von den kalten, harten Fakten zu befreien, mit denen wir uns in unserem Berufsleben befassen müssen, und uns hinauszulassen in die Welt der Fantasie, der Mythen und der Träume. «Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele», sagte Picasso.⁵ Gedichte, Dramen und Gemälde können uns Zusammenhänge zwischen den Dingen zeigen, die wir durch unerbittliche Logik nie entdeckt hätten. Lieder und Musik tragen dazu bei, Menschen zusammenzubringen, und machen uns die gewaltige Bedeutung des Menschseins bewusst.

    Außerdem ist populäre Kultur ein hervorragendes Forum zum Debattieren. Hier werden neue Lebensweisen erkundet, neue Philosophien ins Gespräch gebracht und neue Haltungen geprüft. Die alternativen Ansichten der 1960er wurden vor allem durch populäre Musik – insbesondere durch Rockmusik – artikuliert und erkundet. Die Songs und die Meinungen der Musiker wurden in anderen Medien analysiert, infrage gestellt und kritisiert. Man kann in der Tat kaum über die Jugendrevolte jenes Jahrzehnts sprechen, ohne Künstler wie die Beatles, die Rolling Stones, Bob Dylan, Jimi Hendrix und The Who zu erwähnen.

    Der Herr des ganzen Lebens

    Ein vierter Grund ist, dass nach christlicher Auffassung Christus der Herr unseres ganzen Lebens ist. Das ist die Definition der Nachfolge. Er will uns mit Herz, Verstand, Kraft und Seele – das ganze Paket. Das heißt, unter allem, was wir erleben, gibt es nichts, worauf Christus keinen Anspruch und worüber er nichts zu sagen hätte. Und dennoch behandeln wir ihn manchmal so, als ob er manche Bereiche unseres modernen Lebens nicht wirklich verstehen könnte, wie zum Beispiel die populäre Kultur. Wie kann einer, «der uralt ist», damit Schritt halten? Ohne es zu beabsichtigen, behandeln wir ihn wie einen tauben und halb blinden alten Mann, der von der heutigen Kultur so wenig versteht, dass wir ihm einen Gefallen damit zu tun glauben, dass wir ihm keine Meinung dazu abnötigen.

    Doch wenn Christus Herr unseres ganzen Lebens ist, dann muss es auch einen Weg geben, populäre Kultur auf christliche Art zu genießen und zu schaffen. Wir werden niemals alle Gedanken Christi kennen, aber zum Abenteuer der Nachfolge gehört auch, dass wir versuchen, so viele wie möglich davon zu entdecken. Ich fände es herrlich, bei Christus zu sitzen und ihn zu fragen, was er von der Musik der Beatles, den Filmen von John Ford oder den Bildern Picassos halte. Die Beatles haben das Album Revolver geschaffen, aber Gott hat John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr geschaffen. Picasso malte Guernica, aber Gott hat Picasso gemacht. Ich glaube, Kunst kann Gott erfreuen oder abstoßen, aber überraschen kann sie ihn niemals.

    Die Bibel enthält viele Ermahnungen, Gott in allen Bereichen des Lebens zu verherrlichen. Paulus schrieb: «Was immer ihr tut, was ihr auch esst oder trinkt, alles soll zur Ehre Gottes geschehen» (1. Korinther 10,31). Essen und Trinken sind zwei grundlegende Erfordernisse zum Überleben. Abgesehen von den Speisegesetzen, der Vermeidung der Völlerei, der Speisung der Hungernden und dem Empfangen von Brot und Wein beim Abendmahl, scheint es keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen dem Essen und der Religion zu geben. Dennoch meinte Paulus, der Verzehr von Speisen und Getränken könne auf verherrlichende Weise vor sich gehen, und darum muss es im Umkehrschluss auch möglich sein, dies auf eine Weise zu tun, die Gott nicht verherrlicht. Wenn dieses «Was immer ihr tut» so weit gefasst ist, dass selbst Essen und Trinken dazugehören, dann umfasst es sicherlich auch die populäre Kultur.

    Der allgegenwärtige Einfluss

    Ein fünfter Grund, diese Frage zu stellen, ist, dass die meisten von uns einen erheblichen Teil ihres Lebens damit verbringen, sich von der populären Kultur zu allen möglichen Gedanken anregen zu lassen. Während des Tages sehen wir uns vielleicht die Nachrichten im Fernsehen an oder schauen bei sozialen Netzwerken vorbei, kaufen uns neue Klamotten, lesen Werbeanzeigen, twittern, simsen oder spielen Online-Spiele. Am Abend sehen wir im Fernsehen einen Spielfilm, eine Seifenoper, eine Realityshow oder eine Castingshow. Wir verbringen unsere Zeit im Internet, lesen ein Buch oder hören uns Musik an. Am Wochenende geht es dann vielleicht ins Kino oder Theater, oder wir gehen tanzen oder skaten oder auf ein Konzert.

    Jede Hilfestellung für uns, wie wir als Christen leben oder denken können, muss die populäre Kultur berücksichtigen, weil wir so viel Zeit in ihrem Einflussbereich verbringen. Man kann sich wohl kaum auf den Standpunkt stellen, die Bibel sei uns ein Wegweiser, wenn es um Lebensbereiche wie Geld, Ehe, Familie, Beziehungen, Arbeit, Gottesdienst und Gebet geht, habe aber über Kultur nichts Bedenkenswertes zu sagen.

    Das, was wir populäre Kultur nennen, ist eine natürliche Konsequenz daraus, dass wir mehr Freizeit haben, mehr Geld verdienen und mehr Luxus genießen. Nach Angaben des britischen Office for National Statistics haben die Briten 2010 neun Mal so viel Geld für Freizeit und Kultur ausgegeben wie in den 1970ern. Will Galgey, Geschäftsführer der Trendberatung «The Futures Company», sagt: «Es gibt eine große Verschiebung von materiellen Gütern hin zu Erlebnissen … unser Konsum dreht sich darum, mehr zu erleben, auch im Kontext unserer eigenen vier Wände.»

    Diese Verschiebung spiegelt sich in unserer persönlichen Erfahrung wider. Mein Großvater arbeitete als Jugendlicher auf einer Farm und ging abends erschöpft ins Bett. Samstags musste er zu Fuß 24 Meilen zurücklegen, um Vieh zu verkaufen. Sein einziges Unterhaltungsprogramm war eine Spieluhr aus Deutschland, auf der sich Blechscheiben drehten, das Akkordeonspiel seines Vaters und ein paar billige Sensationszeitungen der viktorianischen Zeit. Meine Eltern hatten Tanzkapellen, Zeitschriften, Filme, Grammofone, Comics und ein altes Röhrenradio. Ich hatte Fernsehen (freilich erst, als ich ein Teenager war), Transistorradio, Plattenspieler und Taschenbücher. Meine Kinder hatten Computer, das Internet, iPods, iPads, Computerspiele, Satellitenfernsehen, DVDs und iPhones. In etwas über einem Jahrhundert hat sich der Konsum populärer Kultur in meiner Familie dramatisch gesteigert.

    Der Filmemacher Paul Schrader schätzt, dass ein medienkundiger Mensch von dreißig Jahren heutzutage im Durchschnitt 35.000 Stunden «audiovisuelles Erzählmaterial» gesehen hat – dazu gehört alles von Filmen und Seifenopern bis zu Cartoons und YouTube-Clips. Der Vater dieses Menschen hatte im selben Alter erst 20.000 Stunden davon genossen, sein Großvater 10.000 und sein Urgroßvater nur 2500 Stunden. «Wir werden mit Erzählmaterial überschüttet», sagt er über die heutige Zeit. «Wir schwimmen in Geschichten.»

    Bei einer Umfrage des Rolling Stone 2010 stellte sich heraus, dass die Leser des Magazins pro Woche 11,5 Stunden mit Musikhören, 7,9 Stunden mit Fernsehen, 4,4 Stunden mit sozialen Netzwerken, 3 Stunden mit dem Lesen von Zeitschriften und 2,8 Stunden mit Videospielen verbrachten. Zusammen ist damit mehr als ein Tag pro Woche komplett mit populärer Kultur ausgefüllt. Fast 95 Prozent der Befragten sagten, Musik sei «äußerst oder sehr wichtig» in ihrem Leben. Auf die Frage, für welche Form von Unterhaltung sie sich entscheiden würden, wenn sie nur eine behalten dürften, antworteten 64,7 Prozent mit «Musikhören» und 17,1 Prozent mit «Fernsehen».

    Zeichen der Zeit

    Ein sechster Grund ist, dass populäre Kultur eine nützliche Messlatte für den Zeitgeist sein kann. Wer ein waches Bewusstsein für die veränderlichen Haltungen und Trends in den Überzeugungen der Menschen haben möchte, tut gut daran, sie im Auge zu behalten. Sie ist ein Ort, wo die Gesellschaft ihre Hoffnungen und Ungewissheiten herauslässt. Hier versuchen Menschen, andere für neue Denkweisen zu gewinnen. Hier werden mögliche Zukünfte ausprobiert. Stuart Hall, Pionier der Kulturwissenschaften, sagte, populäre Kultur sei ein Ort, an dem «kollektive soziale Sichtweisen geschaffen werden».⁹ Der Modedesigner Alexander McQueen sagte über seine Arbeit: «Ich mache Aussagen über meine Zeit, über die Zeiten, in denen wir leben. Meine Arbeit ist ein gesellschaftliches Dokument über die Welt von heute.»¹⁰

    In den 1940ern erkannte Marschall McLuhan, der kanadische Guru der Kommunikationswissenschaft, dass die viel geschmähte Massenkultur seiner Zeit einzigartige Einblicke in das kollektive Bewusstsein ermöglichte. In seinem Buch The Mechanical Bride: Folklore of Industrial Man analysierte er, welche Denkvoraussetzungen hinter Werbeanzeigen, Zeitungslayouts, Bücherclubs, Krimi-Comics, Comicstrips, Western, Tarzan, Superman und Coca-Cola stecken. Er schrieb:

    Unsere Hitmelodien und unser Jazz sind ebenso repräsentativ für unser Innenleben wie jede alte Ballade für die Lebensweisen der Vergangenheit. Insofern sind diese populären Ausdrucksformen, auch wenn sie von geschickten Technikern produziert werden, ein wertvolles Mittel, um Bilanz zu ziehen, wie gut oder schlecht es uns gelingt, eine ausgewogene Existenz zu entwickeln.¹¹

    Der Cartoonist Jules Feiffer sagte einmal: «Wenn Sie das wahre Temperament der Leute einer Nation erkennen wollen, fragen Sie nicht ihre Soziologen, schauen Sie sich ihren Schund an.»¹²

    Der Journalist, der dies schon in den 1960ern am besten begriffen hatte, war Tom Wolfe, ein New Yorker Beobachter, der geschickt das Augenmerk darauf lenkte, wie sich verändernde Weltanschauungen sich in der Art und Weise niederschlagen, wie die Leute sich kleiden, sich verhalten, reden und konsumieren. Hatten Schriftsteller früherer Generationen sich auf das Verhalten und die Einstellungen der Königshäuser, der Aristokratie und der sozialen Elite konzentriert, so richtete Wolfe den Blick auf die populäre Kultur, weil er glaubte, dass hier die bedeutsamsten gesellschaftlichen Veränderungen sichtbar wurden. Was sich heute in den Bistros und Nachtclubs abspielte, würde sich morgen in Amerika auswirken.

    In der Einleitung zu seiner 1965 erschienenen journalistischen Textsammlung The Kandy-Kolored Tangerine-Flake Streamline Baby widersprach Wolfe denen, die die populäre Kultur ignorierten oder für unter ihrer Würde hielten:

    Stockcar-Rennen, Custom Cars – und natürlich das wilde Geplärre der Rockmusik – erscheinen immer noch einer ernsthaften Betrachtung nicht wert, immer noch die Domäne verwahrloster Leute mit verwahrlosten Haaren und Ausschlag und eingefallenen Brustkörben und so weiter. Doch all diese schmierigen Leute sind ständig dabei, neue Stile zu schaffen und das Leben des ganzen Landes auf vielerlei Weise zu verändern – und niemand scheint sich auch nur die Mühe zu machen, das zu dokumentieren, geschweige denn zu analysieren.¹³

    Der zeitgenössische amerikanische Börsenanalyst Robert Prechter meint, populäre Kultur («populäre Kunst, Mode und Sitte») spiegele akkurat die herrschende Stimmung in der Öffentlichkeit wider und in den Veränderungen dieser Stimmungslage kündigten sich finanzielle Trends an. Ist die Stimmung überschwänglich, wie sie es in den 1920ern und 1960ern war, steigt die Zuversicht am Börsenmarkt. Ist die Stimmung niedergeschlagen wie in den 1930ern und 1970ern, verflüchtigt sich das Vertrauen in den Markt. Deshalb analysiert Prechter genau, was sich in den Bereichen «Musik, Film, Mode, Literatur, Fernsehen, populäre Philosophie, Sport, Tanz, Autostilistik, sexuelle Identität, Familienleben, Uni-Aktivitäten, Politik und Dichtung» tut, um bessere Prognosen stellen zu können.

    In seinem häufig zitierten Essay «Popular Culture and the Stock Market» schreibt Prechter:

    Wenn massenhafte Stimmungsveränderungen tatsächlich die Ursache kommender gesellschaftlicher Ereignisse sind und diese durch ihre Ausdrucksformen sichtbar ankündigen, dann sind die Indizien für solche Stimmungsveränderungen der wichtigste Bereich, den man im Auge behalten sollte, wenn man einen Blick auf künftige gesellschaftliche Entwicklungen werfen möchte. In der Welt der populären Kultur muss man «Trendsetter» und die Avantgarde genau beobachten, denn in ihren Ideen drückt sich oft die Speerspitze der öffentlichen Stimmung aus.¹⁴

    Müssten nicht Christen ebenso sehr daran interessiert sein, ein Gespür für die öffentliche Stimmung zu entwickeln? Einer der am häufigsten zu hörenden Kritikpunkte an der Kirche lautet, sie sei völlig weltfremd. Es ist zwar nicht die Aufgabe der christlichen Gemeinschaft, die säkulare Welt nachzuäffen oder ihre Botschaft an den Zeitgeschmack anzupassen, aber sie muss vertraut sein mit den Hoffnungen und Ängsten der Kultur, muss sich damit auseinandersetzen und in relevanter Weise Stellung dazu beziehen. Jesus warf den Pharisäern und Sadduzäern ihre Unfähigkeit vor, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Er sagte: «Über das Aussehen des Himmels könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?» (Matthäus 16,3; Luther).

    Die Christen wären auf die Herausforderungen der 1960er viel besser vorbereitet gewesen, hätten sie die mit Matrizen vervielfältigten Magazine der Dichter der Beatgeneration gelesen, sich die Songs in den Jukeboxen angehört und die Cafés und Jazzkeller von Paris, London, New York und San Francisco besucht. Alles, was später passierte, war dort schon im Keim vorhanden. Die Zukunft wurde in der populären Kultur geprobt. Prophetische Aussagen, so rief uns Paul Simon in «The Sound of Silence» in Erinnerung, sind unter anderem an den Wänden von U-Bahn-Stationen und Mietshäusern zu finden.

    Einblicke in die Gedanken

    Ein siebter Grund: Weil die populäre Kultur ein Forum für Debatten und Meinungsaustausch ist, gibt sie uns Beispiele dafür, wie unsere Zeitgenossen denken. Wenn wir unsere Nächsten lieben wollen wie uns selbst, gehört dazu sicherlich auch, dass wir ihre Ansichten respektvoll und nachdenklich zur Kenntnis nehmen. Das beste biblische Beispiel für diesen Ansatz gibt Paulus mit seiner Rede auf dem Areopag, einem kleinen Felsvorsprung in der Nähe der Akropolis, der damals ein beliebter Platz für Ansprachen und Diskussionen war.

    Bezeichnenderweise steuerte Paulus genau den Ort an, wo man die neuesten Ideen austauschte. Er hätte sich ja auch im Haus eines gläubigen Christen einquartieren und diesen bitten können, Gäste einzuladen. Stattdessen aber ging er geradewegs zum Treffpunkt der philosophischen Avantgarde der Stadt. Dort angekommen, schaute er sich erst einmal die Statuen an, die man zu Ehren verschiedener Gottheiten errichtet hatte, und las die Inschriften darunter. Er wollte sich ein Bild von den widerstreitenden Weltanschauungen machen, die seinem Publikum bereits vertraut waren. Um es in unserem Jargon auszudrücken: Er wollte wissen, wie sie tickten. Als er dann sprach, bezog er sich auf das, was er gesehen hatte, und verwendete auch (zustimmend) Dichterzitate, in denen sich die Sichtweisen der Leute spiegelten. Er nutzte die Kultur der Athener als Zugang zu ihrer Vorstellungskraft.

    Wir tun gut daran, mit der populären Kultur unserer Zeit vertraut zu sein, denn dort finden wir die Geschichten, die Lyrik und den Götzendienst unserer Zeit. Es ist sinnvoll, eine Aussage mit einem Filmdialog, ein paar Zeilen aus einem Song oder einer Bemerkung von einer populären Kulturikone zu illustrieren, weil diese dem zeitgenössischen Publikum vertraut sind. Solche Beispiele verschaffen uns eine gemeinsame Gesprächsgrundlage. Der Raum in den Köpfen der Leute, der einst angefüllt war mit biblischen Geschichten und Choralversen, ist nun angefüllt mit den Geschichten der Drehbuchautoren und den Textzeilen der Songschreiber.

    Indem wir so vorgehen, machen wir zugleich deutlich, dass die Botschaft des Evangeliums nicht besagt, alles, was man bisher gelernt habe, sei falsch und die ganze Kultur unseres Gegenübers sei wertlos. Tiefe Wahrheiten über das Leben sind allen Menschen zugänglich. Denken Sie an die Filme, Gedichte, Romane, Songs und Musikstücke, denen Sie Einsichten verdanken, und Sie werden feststellen, dass die Mehrzahl davon aus der Feder von Leuten außerhalb des christlichen Glaubens stammt. Das Evangelium sortiert vieles von dem, was wir bereits wissen, um, gibt den Dingen einen anderen Rahmen und fügt eine andere Schlussfolgerung hinzu. Der Philosoph Epimenides hatte recht, als er sagte, dass wir in Gott leben, weben und sind (Apostelgeschichte 17,28), doch Paulus sagt, wenn das so ist, dann sollten wir uns Gott auch nicht als einen Götzen aus Gold, Silber oder Stein vorstellen.

    Das Gespräch aufnehmen

    Ein achter Grund ist: Wenn wir nicht zunächst einmal der populären Kultur Aufmerksamkeit schenken, dann haben wir kaum Chancen, etwas zu ihr beizutragen. Wenn wir uns an einem Gespräch beteiligen wollen, müssen wir ihm zunächst einmal zuhören und uns mit der Auseinandersetzung und der verwendeten Sprache vertraut machen. Wenn wir dann wissen, worum es geht, können wir uns in die Debatte einschalten. Dann erst wissen wir, was den Leuten unter den Nägeln brennt; wir kennen die Argumente, die bisher vorgebracht wurden, und der Tonfall ist uns vertraut.

    Wir waren wahrscheinlich alle schon einmal peinlich berührt, wenn jemand versuchte, die populäre Kultur zu benutzen, ohne ihr Vokabular zu verstehen. In den frühen 1960ern gab es «Beatgruppen», die die Instrumentalbesetzung der Beatles übernahmen, dann aber Songs spielten, die

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