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Zurück zum Respekt: Überleben in einer chaotischen Welt
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Zurück zum Respekt: Überleben in einer chaotischen Welt
eBook135 Seiten1 Stunde

Zurück zum Respekt: Überleben in einer chaotischen Welt

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Über dieses E-Book

Politik und Medien verlieren an Glaubwürdigkeit, die Demokratie ist angeschlagen, die guten Sitten verfallen, Familie und Kirche bieten kaum noch Halt und daran, dass die Zukunft besser wird, will niemand mehr richtig glauben. Wie konnte es so weit kommen? Und was kommt als nächstes? Franz Vranitzky ordnet das Chaos.
Dabei zeigt er anhand von Beispielen aus seiner Lebenserfahrung, warum wir gerade jetzt zu den Werten der Aufklärung wie Rationalität, Toleranz, Solidarität und Respekt zurückkehren sollten, und was sie in der Politik, im öffentlichen Diskurs sowie jedem Einzelnen bringen.
SpracheDeutsch
Herausgeberedition a
Erscheinungsdatum9. Sept. 2017
ISBN9783990012499
Zurück zum Respekt: Überleben in einer chaotischen Welt

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    Buchvorschau

    Zurück zum Respekt - Franz Vranitzky

    Franz Vranitzky: Zurück zum Respekt Überleben in einer chaotischen Welt - Aufgezeichnet von Peter Pelinka - edition a

    Franz Vranitzky:

    Zurück zum Respekt

    Alle Rechte vorbehalten

    © 2017 edition a, Wien

    www.edition-a.at

    Cover: JaeHee Lee

    Gestaltung: Lucas Reisigl

    ISBN 978-3-99001-249-9

    eBook-Herstellung und Auslieferung:

    Brockhaus Commission, Kornwestheim

    www.brocom.de

    INHALT

    Die österreichische Normalität im Wandel

    Die globalisierte Welt

    Überforderung in der digitalisierten Welt

    Trump – der Höhepunkt der Respektlosigkeit

    Rechtspopulismus, der politische Ausdruck der Respektlosigkeit – von Haider bis Strache

    Der Ruf nach dem starken Mann – oder der starken Frau

    Was unserer Stärke im Weg steht

    Ausblick: Mit Gelassenheit und Respekt gegen das Chaos!

    VORWORT

    Franz Vranitzky war kein leichtes Objekt für Journalisten: Er regierte meist »leise« und pragmatisch, ohne die bisweilen auch mit »Luftballons« gefüllten Visionen Bruno Kreiskys, ohne die leicht verkrampfte Angestrengtheit von Fred Sinowatz, ohne das polarisierende Schillern eines Hannes Androsch, ohne die missionarische Starrheit Alois Mocks, ohne die intellektuelle Verspieltheit Erhard Buseks, aber auch ohne die eindeutigen Zweideutigkeiten zweier weiterer Wegbegleiter, als deren Konterpart er entscheidend an Profil gewann: Vranitzky hat die Feigheit Kurt Waldheims ebenso authentisch verachtet wie die skrupellose Demagogie Jörg Haiders verabscheut.

    Ein solcher Politikertyp schien nur partiell geeignet für die »amerikanisierte« politische Kultur. Im Fall Vranitzky schlug für solch eine Einordnung vor allem seine tatsächliche oder scheinbare Entideologisierung positiv zu Buche, auch noch seine sportlich-dynamische Erscheinung; aber nach den kompletten Kriterien der Amerikanisierung wirkte seine spröd-distanzierte, nicht adabei-konforme Art eher negativ. Zwar stand Vranitzky insbesondere bei sportlichen Ereignissen auch in einem politikfernen öffentlichen Scheinwerferlicht, aber insgesamt bremste er doch stark bei persönlich-medialer Vermarktung. Einmal im Jahr eine Bergtour, einige Male Charity-Events, seltene Abende après première – das war es schon. Selbst dann, wenn seine Familie einmal stärker als gewohnt im Wahlkampf eine Rolle spielte, geschah dies eher gegen seine Willen als im Rahmen eine Strategie.

    Überhaupt war Vranitzky ein meist medienkonformer, nicht aber ein medienumarmender Politiker. Insbesondere im Fernsehen wirkte seine Person sympathisch, sein Wesen gewinnend, kam seine oft diagnostizierte »Feschheit« gut rüber. In offiziellen Interviews oder bei Reden dominierten aber lange Zeit vorsichtig abwägende Anmerkungen, hinter denen wohlmeinende Beobachter Nachdenklichkeit vermuteten, weniger wohlmeinende – die je länger er regierte, desto häufiger auftraten – aber Tiefenschwäche. Zu den am häufigsten wiederholten Klischees dieser Kategorie zählte sein angeblicher, von ihm stets dementierter Satz vom Arzt, der Menschen mit Visionen angeraten sei. Ebenso der Stehsatz, er sei bloß ein »Moderator« der Politik, wenn auch ein erfolgreicher (als sei das die schlechteste Rolle, die ein Politiker spielen könnte), und der grantige Satz Bruno Kreiskys, er sei eine »Sphinx ohne Geheimnisse«.

    Hierzu eine persönliche Anmerkung: Zu den menschlich interessantesten Beobachtungen meiner journalistischen Tätigkeit zählen die erfolgreichen Annäherungsversuche dieser beiden österreichischen Langzeitkanzler in Kreiskys letzten Lebensjahren. Und zu den (politisch, nicht menschlich) unerklärlichsten, die lange von beiden Seiten fast lustvoll gepflegte Abneigung zwischen Hannes Androsch und seinem ehemals engen Mitarbeiter Franz Vranitzky.

    Kein medialer Blender also, kein missionarischer Visionär – wie war es dann zu erklären, dass Franz Vranitzky mehr als 11 Jahre als Bundeskanzler an der Spitze des Landes stand? Zwei Faktoren machten aus Vranitzky eine historische Persönlichkeit: Er hat als erster österreichischer Spitzenpolitiker die Vergangenheit unseres Landes im Dritten Reich durch klare Aussagen im In- und Ausland »bewältigt«. Er hat damit wesentlich zur Internationalisierung Österreichs beigetragen und das Land damit ein gutes Stück von seinem bisweilen selbstgerechten Provinzialismus in Richtung westeuropäischen Grundkonsens bewegt. Zudem versuchte er etliche Jahre lang, der Sozialdemokratie jenen Modernisierungsschub zu verpassen, ohne den ihre inzwischen weit mehr als hundertjährige Geschichte im Sinne Ralph Dahrendorfs tatsächlich schon abgeschlossen wäre.

    Beides sind auch heute noch höchst aktuelle Aufgaben. Nach seinem selbstbestimmten Rücktritt 1997 hat sich Vranitzky – anders als Bruno Kreisky – aus der Innenpolitik zurückgezogen, ohne grantige Kommentare abzugeben. Wenn er sich seither zu Wort gemeldet hat, waren es meistens internationale Anmerkungen oder analytische Beobachtungen mit oft erstaunlicher (Selbst-)Ironie.

    Es lag nahe, mit ihm anlässlich seines achtzigsten Geburtstages mehrere lange Gespräche zu führen, auf deren Basis dieses Buch entstand. Es ging darin um Österreich und über die Welt, in der dieses Land seine Rolle finden und wahren muss. Er sei froh, in diesem Land zu leben, aber nicht stolz darauf, sagte Vranitzky zu mir. »Es ist ja nicht mein Verdienst, hier geboren zu sein. Aber ich bin froh, über einen noch einigermaßen sicheren Hafen in einer Welt zu verfügen, die immer chaotischer zu werden scheint.« Bestimmte Elemente der unglaublich raschen Veränderungen würden auch diesen Hafen längst erschüttern. »Doch es gibt eine Möglichkeit, dieses Chaos zu bewältigen«, sagte Vranitzky. »Sie besteht in der Besinnung auf ein paar Werte, die sich bewährt haben. Deren wichtigster im Umgang der Nationen, der Religionen, der Parteien und der einzelnen Bürger miteinander ist der Respekt.« Klingt einfach. Ist aber offenbar sehr schwer zu leben.

    Peter Pelinka, September 2017

    DIE ÖSTERREICHISCHE NORMALITÄT IM WANDEL

    Als ich begonnen habe zu arbeiten, war meine ökonomische und politische Umwelt bestimmt durch die Nachkriegsordnung. Wir alle waren von einem dichten Netz aus Restriktionen, Beschränkungen und Kontrollen umgeben. Überall gab es Grenzkontrollen, Ost und West waren streng aufgeteilt. Es war die Zeit des Kalten Kriegs. Wo man nur hinsah, stieß man auf Verbote und Einschränkungen. Wenn jemand ins Ausland reisen wollte, musste er sich in der Nationalbank Valuten kaufen.

    Diese restriktive Politik zog sich damals über ganz Europa, wenn nicht sogar die ganze Welt. Bedingt waren die Beschränkungen durch die harte Arbeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Es war damals schon früh absehbar, dass diese eingeengte Welt sich im Laufe des Wiederaufbaus schrittweise befreien würde. Bis dahin konnte man es sich in Ländern wie Österreich nicht leisten, gesellschaftlich und ökonomisch liberale Politik zu machen. Große Teile der verstaatlichten Industrie lagen darnieder. Es gab keine Kapitalisten, die etwa Aktien gekauft oder durch Investitionen den Wiederaufbau gefördert hätten.

    Schon deshalb war die enge Zusammenarbeit der beiden Großparteien logisch, eigentlich selbstverständlich. Sie brachte auch große Erfolge, gipfelnd in der Wiederherstellung der österreichischen Unabhängigkeit durch den Staatsvertrag von 1955. Der prinzipielle Zweifel an der Lebensfähigkeit des Landes war behoben, der »Kampf um die österreichische Identität« (Friedrich Heer) gewonnen, »Der Staat, den keiner wollte« (Helmut Andics) allgemein anerkannt. Freilich – erhalten blieb eine Ambivalenz von schwerem Minderwertigkeitskomplex und leichtem Größenwahn, eine Mischung aus Harmoniebedürfnis und Granteln, die Neigung, sich über Nebensächlichkeiten aufzuregen, von einem späteren Bundeskanzler auch »Sudern« genannt.

    Ein triviales Beispiel liefert der Fußball: Der Sieg gegen den »großen Bruder« Deutschland bei der WM in Argentinien gilt bis heute als nationale Großtat (»Cordoba«), obwohl er nichts am Ausscheiden aus dem Turnier geändert hatte. Umgekehrt: Nachdem Österreich die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 geschafft hatte, wurde dieser Erfolg gleich zur Grundlage unrealistischer Erwartungen. Mindestens das Viertelfinale müsse her, wenn nicht gleich Finale oder Titel. Nachdem man auf den Boden der Realität zurückgeholt worden war, begann bald darauf das Sägen am Stuhl des zuvor zum Volkshelden ernannten Teamchefs Marcel Koller.

    Im Sport, speziell im schnelllebigen Fußballgeschäft, ist derlei vielleicht keine österreichische Besonderheit. Besonders scheinen mir aber diese Berg- und Talfahrten im politischen Bereich zu sein. Politiker, speziell solche, die in einer Koalition durchaus unterschiedlicher Parteien agieren, dürften nicht so viel streiten, heißt es einerseits. Wird eine solche Harmonie wenigstens eine Zeitlang gelebt, jammert man über langweilige »Einheitsparteien«. Andererseits wird jede Debatte, auch in sachlicher Form geführt, gleich zum »Streit« erklärt, den man gefälligst abzustellen habe. Befördert wird diese Widersprüchlichkeit einerseits von vielen Medien – nicht nur, aber wesensmäßig verständlich vorrangig im Boulevardbereich. Andererseits von einzelnen Politikern – nicht nur, aber vorrangig von solchen, die nach Aufmerksamkeit und deshalb nach Schlagzeilen lechzen. Und wie ginge das besser als über personalisierbare »Duelle«, auch und bisweilen sogar vorzugsweise in der eigenen Partei.

    Das schlägt natürlich nach »oben« durch, auf die Regierungsebene. Ich will ja nicht frühere Zeiten glorifizieren. Aber dass der Klubobmann einer Regierungspartei den von der anderen Partei gestellten Bundeskanzler frontal angreift, dass eine Regierungspartei eine Broschüre herausgibt, welche eben diesen Bundeskanzler mit Hammer und Sichel am Titelblatt darstellt, dass ein Innenminister den Kanzler öffentlich als nebensächlich darzustellen versucht, solche Respektlosigkeit ist zu meiner Zeit nicht vorgekommen. Es entsprach auch nicht meiner Sprache als Kanzler, die Meinung eines Ministers mehr oder weniger öffentlich als »Vollholler« zu bezeichnen, wie es Christian Kern getan hat – aber das scheint mir noch eine vergleichsweise harmlose »Sünde« wider den Respekt

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