Seinkampf: Hitlers "Mein Kampf" – Eine Mahnung an die Gegenwart
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Über dieses E-Book
Ein Buch, das für das Verständnis Deutschlands unter nationalsozialistischer Herrschaft unentbehrlich ist. Aber auch ein Buch, das deutlich offenbart, zu welchem unvorstellbaren Leid Hass und Fanatismus führen. Damals wie heute. Die Aktualität des Themas lässt einen anlässlich der Ereignisse der letzten Zeit auf deutschen Straßen und in Internetforen erschauern.
Die differenzierte Betrachtung des hier sogenannten UnBuches "Mein Kampf" von Adolf Hitler mit Blick auf die heutige Zeit vermittelt das Werk "Seinkampf". Ziel ist, das Thema einer breiten Leserschaft übersichtlich, verständlich, lebendig und spannend näher zu bringen. Ein Buch, das Antworten auf die Frage gibt: Wie konnte das passieren?
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Buchvorschau
Seinkampf - Martin B. Marhoefer
Vorwort
Der größte Verbrecher der Menschheitsgeschichte, ein Massenmörder und Vorgesetzter von Massenmördern schrieb ein Buch über seine Motive und Pläne.
Ein Buch, das für das Verständnis Deutschlands unter nationalsozialistischer Herrschaft unentbehrlich ist. Aber auch ein Buch, das deutlich offenbart, zu welchem unvorstellbaren Leid Hass und Fanatismus führen. Damals wie heute. Die Aktualität des Themas lässt einen anlässlich der Ereignisse der letzten Zeit auf deutschen Straßen und in Internetforen erschauern.
Die Urheberrechte für „Mein Kampf" lagen beim Freistaat Bayern als Erbe des NSDAP-Verlages Franz Eher, München, und liefen am 31.12.2015 aus. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Es ist kaum damit zu rechnen, dass 2016 der Originaltext neu aufgelegt werden darf, wohl aber von Historikern kommentierte Fassungen. Eine solche ist mit einem ungefähren Umfang von 2000 Seiten erschienen und beschäftigt sich im Detail mit Hitlers Schrift. Bei aller Notwendigkeit und Wertschätzung dieser Werke werden sie jedoch kaum eine breite Leserschaft erreichen. Hierzu bedarf es einer kompakteren Betrachtungsweise auf Augenhöhe des Lesers.
Aktive Auseinandersetzung statt Verbergen ist ein erfreulicher, anspruchsvoller Ansatz. Hier sind die Historiker gefragt.
Was aber, wenn einem Durchschnittsbürger das Buch in die Hände fällt?
Einleitende Gedanken zur Gegenwart
So wie der Arzt auf einen Patienten anders blickt als der medizinische Laie, so sieht auch der Experte die Geschichte mit anderen Augen als der Durchschnittsbürger. Beide Sichtweisen sind wertvoll und tragen zum Verständnis bei. In vorliegendem Buch schaut ein Arzt auf die Geschichte und kommt zu ebenso interessanten wie nachvollziehbaren Diagnosen, Therapien und Vorbeugemaßnahmen.
Bei der Auseinandersetzung mit Hitlers „Mein Kampf" geht es einerseits um die deutsche Vergangenheit. Andererseits aber um deren Relevanz für unsere heutige Zeit. Es fallen deutliche Parallelen zur Gegenwart auf. Hitlers Hass, seine fanatische Weltanschauung, seine Gewaltbereitschaft ähneln aktuellen Entwicklungen in unseren Gesellschaften weltweit, in Europa, in Deutschland.
Ideologien und Feindbilder sind dabei austauschbar.
Heute sieht sich die Welt einer neuen Dimension von Gewalt und Extremismus ausgesetzt. Die dahinter stehenden Motive mögen ideologisch, religiös, geopolitisch oder ökonomisch sein. Das Ergebnis ist immer das gleiche:
Elend und Zerstörung.
Vor rund 100 Jahren begann der erste Weltkrieg, vor ca. 75 Jahren der zweite, heute Kriege in der Ukraine, Syrien, Irak, Gaza, Jemen und in Teilen Afrikas ohnehin. Terrorismus überall auf der Welt.
Große Teile Europas leben seit 70 Jahren in Frieden. Nur noch wenige Menschen haben selbst einen Krieg erlebt. Die meisten aber sind daran gewöhnt, dass man sich in vielen Teilen der Welt immer wieder mit Waffengewalt begegnet. In der heutigen Zeit häufiger, brutaler, näher. Beunruhigend ist, mit welcher Leichtigkeit der Einsatz von Militär als politisches Mittel wieder erwogen wird. Auch von deutschen Politikern.
NSU Prozess in München mit bitteren Erkenntnissen über die rechtsäugige Blindheit der deutschen Sicherheitsorgane. Bei Protesten gegen Israel wegen der aggressiven Politik im Gazastreifen ertönen ewig gestrige Parolen gegen Juden auf deutschen Straßen. Deutsche Staatsbürger lassen sich zu islamistischen Terroristen ausbilden und befürworten Enthauptungen von Andersdenkenden. Staaten greifen mit gierigen Fingern nach Regionen, in denen sie nichts zu suchen haben. Rechtspopulistisches Denken in deutschen Köpfen lässt ebensolche Parteien und Gruppierungen entstehen und bei Wahlen erfolgreich sein, wobei sie alles Rechtsideologische scharf von sich weisen und doch gegenteilig handeln. Wieder brennen Flüchtlingsheime in Deutschland. Ein NPD Verbot ist erneut in Arbeit. Viel entscheidender wäre das Verschwinden nationalsozialistischen Gedankenguts aus den Hirnen und Chatrooms.
Menschen gehen auf die Straße und protestieren gegen vermeintliche Feinde der abendländischen Kultur.
Rechtes Denken in Deutschland ist weit verbreitet. Es ist beängstigend mit welcher Leichtfertigkeit das Kreuz auf dem Wahlzettel bei einer Partei gemacht wird, die völkisches und rassistisches Gedankengut verbreitet und deren Ziele im Unklaren sind.
Gefahr einer erneuten Gewaltherrschaft? Wohl kaum.
Viele Faktoren müssen zusammenkommen, damit der Nährboden entsteht, der eine Diktatur gedeihen lässt. Davon sind wir weit entfernt, die heutige Bundesrepublik ist nicht vergleichbar mit der Weimarer Republik.
Die Deutschen dachten damals trotz wirtschaftlichem und politischem Chaos nicht an Krieg und Gewaltherrschaft, obwohl Hitler seine Pläne in „Mein Kampf" veröffentlicht hatte.
Man nahm ihn nicht ernst.
Viele Bürger meinen heute, die Aufbereitung der NS Zeit sei abgeschlossen, wobei vielleicht diese erst jetzt mit großem zeitlichen Abstand umfassend möglich ist!
So etwas passiert nie wieder!
Was eigentlich?
Ist heutzutage jedem klar und bewusst, was damals geschehen ist – und warum? Und wie das Erstarken radikaler Kräfte in Zeiten der Krise vermieden werden kann?
Da es zu den genannten Entwicklungen kommt, darf dies bezweifelt werden. Es ist zunächst unerheblich, welche Ideologie hinter der Gewalt steht, und ob sie von innen oder von außen kommt.
Müssen sich Grausamkeiten der Geschichte immer wiederholen? Reicht es nicht, dass sich alle mit der Geschichte beschäftigen und erkennen, dass Gewalt und Krieg nie Lösung sind, sondern immer größtes Leid und Elend verursachen, die dunkelsten Seiten des Menschen aktivieren?
Aber so einfach ist das nicht.
In der heutigen sehr komplexen Zeit sind viele Menschen verunsichert. Sie haben das Gefühl, die vielfachen Einflüsse, die ihr Leben bestimmen, nicht mehr im Griff zu haben. Einige von ihnen machen denselben Fehler, der auch von früheren Generationen gemacht wurde. Wegen diffusen Existenzängsten sucht man sich einen Sündenbock und verfällt dem Hass. In den vergangenen Monaten richtete sich der Hass gegen Islamisten; und friedliche Muslime wurden sogleich mit in einen Topf geworfen.
Viele Menschen in Deutschland verstehen den Islam nicht. Statt sich mit dieser Kultur auseinander zu setzen, entwickeln sie lieber eine lähmende Angst.
Es sind sehr komplexe, vielschichtige und unübersichtliche Zeiten. Globale Einflüsse bestimmen unser Leben. Was tun?
Einfache Lösungen für schwierige gesellschaftliche Herausforderungen gibt es nicht. Erstaunlich, dass doch viele Menschen danach streben.
Ein Blick nach innen, ein Innehalten wäre ein Anfang.
Die Geschichte zeigt, dass raffinierte Manipulatoren Individuen und vor allem Massen in beliebige Richtungen steuern können. Insbesondere in Krisenzeiten! Dazu lieferte Hitler ausführliche Hinweise und ‚Techniken’. Es hilft aber der gesunde Menschenverstand, um dem Widerstand zu bieten. Ebenso die Verantwortung des Einzelnen für sich, seine Lieben und die Gesellschaft. Skrupellose Menschenfänger arbeiten nicht nur mit plumpen Parolen, sie versuchen das Unbewusste anzusprechen und Emotionen zu erzeugen. Gut, wenn man vorbereitet ist und seinen Standpunkt in einer gerechten und friedlichen Welt, die Hass und Ausgrenzung keine Chance bietet, gefestigt hat. Dann ist es unmöglich für einen Hetzer, das Böse zu aktivieren.
Man braucht eigentlich nur darüber nachzudenken.
Ein Massenmörder, der größte Verbrecher, der sich an der Menschheit vergangen hat, ein skrupelloser Diktator schrieb über seine Motive ein Buch, bevor er zuschlug.
Eine historische Rarität mit der sich ein jeder beschäftigen sollte.
Vorgeschichte - Das UnBuch
Wie kam ich zu „Mein Kampf", dem UnBuch?
An einem wunderschönen Frühlingsmorgen vor vielen Jahren schlenderte ich über einen Flohmarkt irgendwo in Österreich. Ich erinnere mich nicht mehr, wo es war. Seltsamerweise ist mir der Geruch dieses Frühlingssamstages noch in der Nase, als wenn es gestern gewesen wäre. Die Geräusche des Marktes, die Farben der Waren, der Geschmack der frischen Luft, die Stimmen der Menschen, alles ist präsent. Aber der Ort bleibt wie gelöscht. Ein breiter Fluss ist mir im Gedächtnis geblieben. Es musste die Donau gewesen sein, wobei es sich nicht um Wien handelte. Es kommen viele Städte in Frage. Eigentlich ist der Ort unerheblich, aber irgendwie zermartert man sich gerne das Hirn, wenn einem einfache Begriffe nicht einfallen. Manchmal gehe ich dann das Alphabet durch und habe bei dem entsprechenden Anfangsbuchstaben eine Eingebung. Oder die Erinnerung kommt wieder, wenn man nicht mehr darüber grübelt. In diesem Fall funktioniert beides nicht. Wie gesagt, der Ort ist nicht das Entscheidende.
Ein typischer Flohmarkt, viel Ramsch, ein paar wirklich bemerkenswerte Antiquitäten, auch billige Jeans, wer weiß woher, wurden angeboten. Und Schallplatten! Schon längst hatte die CD die schwarzen Scheiben verdrängt, aber Liebhaber wollen nie auf den typischen Klang von in Vinyl gepresster Musik verzichten. Ich schaute mir die bunten Hüllen an. Alles war dabei, von Abba bis Zappa, und ich dachte wohlig an meine Jugend. Damals waren wir begeistert von den Bands, die in den Siebzigern Rockgeschichte schrieben.
„Mogst a Scheibn heern?", fragte der Verkäufer in breitem Wienerisch. Er sah selbst aus wie aus den Siebzigern, lange Haare, buntes Hemd, Parka, Schlaghosen.
„I hob an Plottnspüiler und Strom hob i a!" (Der Leser aus Wien möge mir diese Schreibweise verzeihen).
„Ja, gerne, spiel mal die von Uriah Heep."
„Do, host an Headphone!"
Ich ließ mir die harten Klänge in den Kopf dröhnen. Mit einigem Gekratze zwar aber extrem cool.
„Danke, leider habe ich keinen Plattenspieler mehr."
„Konn i Dir a verkaufn," war seine prompte Antwort.
„Nein danke, lass mal, bin mit den CDs ganz zufrieden."
Heute habe ich wieder einen Plattenspieler.
Es waren die neunziger Jahre. Aus beruflichen Gründen lebte ich im schönen Wien. Ich wunderte mich jeden Tag mehr, wie sehr Österreich auch für einen Piefke Ausland war. Als ich in die Alpenrepublik kam, war ich von der Illusion beseelt, aufgrund zahlreicher Skiurlaube und der gemeinsamen deutschen Sprache auf alles vorbereitet zu sein. Weit gefehlt! Mit der Sprache konnte man zwar die Tageszeitungen verstehen, aber wenn der Einheimische es darauf anlegte, egal ob Wiener, Tiroler oder Kärntner, hatte man keine Chance. Aber meistens waren sie nett und höflich und bemühten sich, dass ich sie verstand. Dennoch waren sie irgendwie anders. Ich hatte das Gefühl, sie nahmen bei aller Melancholie das Leben leichter. Sie stießen niemanden vor den Kopf, gingen aber dennoch ihren eigenen Weg. Durchaus bewundernswert.
Ich schlenderte langsam weiter. Kaufte mir bei einer sehr alten Frau einen Kaffee aus der Thermoskanne und genoss die behagliche Atmosphäre des Flohmarktes.
Elektrogeräte aller Art für Küche, Werkstatt und Badezimmer interessierten mich nicht so sehr. Ebenso wenig die Klamotten. Bei den Möbeln sah es schon anders aus. Wunderschöne Schränke und Kommoden, gut erhalten, preislich eher am oberen Ende. Es war aber nicht der richtige Tag für einen Möbelkauf, dachte ich.
Dann erspähte ich mehrere Telefonapparate in verschiedenen Farben mit Wählscheibe und ein paar Schreibmaschinen. Schön nostalgisch, aber benutzen will man so etwas doch nicht mehr. Obwohl die Schreibmaschine heute eine Renaissance erleben soll. Da e-mails von jedem Verfassungsorgan beliebig mitgelesen werden, muss das gute alte Briefgeheimnis wieder her. Ein mit Schreibmaschine geschriebenes Dokument im verschlossenen Briefumschlag darf selbstverständlich nicht geöffnet werden. Da wäre die NSA ganz schön aufgeschmissen!
So ging ich weiter ohne Ziel, meinen Kaffee aus dem Pappbecher schlürfend und kam an einen Bücherstand. Alt lag neben fast neu. Taschenbuch neben Ledereinband. Romane, Erzählungen, Reiseführer, Koch- und Kinderbücher, Comics, die Bibel neben... was war das? Ein roter Einband, Format wie ein Gebetbuch, das ich noch aus meiner Kindheit als Messdiener kannte. Es war schon reichlich abgegriffen, die Ränder der Seiten vergilbt. In verblassten goldenen Lettern waren zwei Worte auf dem Einband zu lesen: Mein Kampf.
Wow! Das verbotene Buch. Jeder kennt es, keiner hat es im Bücherschrank und wenn, hat er es nicht gelesen. Der Autor der größte Verbrecher der Menschheitsgeschichte, ein Massenmörder. Der Verkäufer versicherte mir fast begeistert, dass es ein Original wäre, Tornisterausgabe für Soldaten, beide Bände in einem. „Damit niemand an der Front vergaß, wer ihn in den Tod geschickt hat", meinte er sarkastisch.
„Das darf in keinem Haushalt fehlen. Da lernst was über diesen Drecksnazi. Steht alles drin. 70 Schilling und kannst es haben." Seinen schwachen Dialekt konnte ich nicht einordnen. In den Neunzigern gab es noch die alten Währungen. 10 D-Mark, also etwa 5 Euro für ein Stück Geschichte. Mein Entschluss war schnell gefasst.
„60 Schilling." Man bezahlt auf dem Flohmarkt nie den ersten Preis. Allerdings akzeptiert auch kein Verkäufer sofort das Gegenangebot. Für 65 Schilling ließ ich das UnBuch schnell in meiner Jacke verschwinden. Es fühlte sich verboten an. Ich war mir allerdings ziemlich sicher, dass der Besitz des UnBuches nicht strafbar war. Ansonsten würde altes Recht immer noch gelten. Wäre absurd. Ich brannte darauf hineinzusehen. Konnte mir aber nicht vorstellen, mich in ein Straßencafé zu setzen und darin zu blättern. Mich überfiel ein schlechtes Gewissen. Jeder würde mich für einen Nazi halten, obwohl ich nicht so aussah. Damals liefen Neonazis noch in Springerstiefel und mit Glatze rum. Heute hat sich das teilweise geändert, und sie geben sich oft ein bürgerliches Aussehen, um gerade junge Leute besser verführen zu können. Ich bin von Nazis innerlich wie äußerlich meilenweit entfernt. Dennoch fühlte ich mich nicht gut mit der ‚heißen Ware’ in der Tasche. Das war seltsam. Wie als Jugendlicher, als ich ständig ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich einen Polizist sah, auch wenn aktuell mal nichts gegen mich vorlag, wie Mofa frisieren oder mit Papas Auto ohne Führerschein auf einem abgelegenen Parkplatz einparken üben. Gegen mich lag hinsichtlich Naziideologie nie etwas vor. Wirklich seltsam. Ich dachte kurz über das Thema Kollektivschuld nach.
Ich bin in der Bundesrepublik geboren und aufgewachsen, im Wirtschaftwunder. Die Trümmer des Krieges waren beseitigt, aber auf den Straßen sah man noch häufig arm- und beinamputierte Männer. Ich war einer der vielen Babyboomer mit Eltern und Großeltern, die keine Nazis waren. Eher das Gegenteil. Sie übten, so wurde mir berichtet, den