Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Geist & Leben 4/2018: Zeitschrift für christliche Spiritualität
Geist & Leben 4/2018: Zeitschrift für christliche Spiritualität
Geist & Leben 4/2018: Zeitschrift für christliche Spiritualität
eBook53 Seiten3 Stunden

Geist & Leben 4/2018: Zeitschrift für christliche Spiritualität

Von Echter

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Am 09. November jähren sich die entsetzlichen Ereignisse der Reichspogromnacht zum achtzigsten Mal. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt und die Namen der vielen Opfer des Nazi-Regimes in Vergessenheit geraten, kommt der Erinnerungskultur eine kaum überschätzbare Bedeutung zu. In einem tief berührenden Beitrag spricht Raymond Pelly in Heft 4 über seine intensiven Erfahrungen als Pilger an den "unheiligen Orten" der Arbeits- und Todeslager. Stephan Philipp ist den Stolpersteinen in Westberlin auf der Spur und fragt nach den dahinterliegenden Schicksalen. Auch das "Herbstheft" steht wieder im Zeichen der ignatianischen Spiritualität: So führt Antonio Allende 6 Regeln ignatianischer Weisheit auf, die Familien dabei unterstützen können, im Geist des Evangeliums zu leben. Stefan Kiechle berichtet von seinen Pilgererfahrungen auf dem existenziell wie spirituell fordernden "Camino ignaciano", den Ignatius selbst im Jahr 1522 ging. Wie Hugo Rahner zu einer theologischen Relektüre der Schriften des Gründers der Jesuiten beigetragen hat, beleuchtet Jörg Nies. Die Überlegungen von Michaela Puzicha zum Umgang mit geistlichem Machtmissbrauch in der Benediktusregel weisen ebenso wie Klaus Vechtels Gedanken zur Sehnsucht nichtkatholischer Christen nach der Eucharistie einen starken Aktualitätsbezug auf. Matthias Wirz stellt seine Ordensgemeinschaft, die Kommunität von Bose vor, in der Ökumene bereits täglich gelebte Realität ist. Ökumenisch sensibel betrachtet Gerhard Lohfink in Thesenform Geistliche Gemeinschaften im Licht der Bibel. Während Annika Schmitz mit Emily Dickinson eine im deutschen Sprachraum kaum rezipierte us-amerikanische Lyrikerin aus dem 19. Jh. vorstellt und die theologischen Motive ihres Werkes aufweist, bringt Mathias Bänziger dem/der Leser(in) den weltberühmten französischen Philosophen und Orientalisten Henry Corbin näher, der im bewegten 20. Jh. lebte und als Grenzgänger zwischen Religionswissenschaft, Philosophie und Theologie bemerkenswerte Analysen der geistigen Entwicklung im Abendland vorlegte. Christian Rutishauser betrachtet den Menschen als geschlechtliches Wesen und geht in seinem Beitrag dem Zusammenhang von Erotik, Sexualität und Gottesbeziehung auf den Grund. Andreas Falkner verdanken wir auch in diesem Heft eine konzise Übersetzung des zweiten Teils des Arbeitergebets von Michel de Certeau. Schließlich inszeniert Martin Schleske auf kunstvolle Weise ein Streitgespräch zwischen den "Jüngern", welcher unter ihnen nach dem Zeugnis der Schrift denn nun der bedeutendste sei.
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum1. Okt. 2018
ISBN9783429063764
Geist & Leben 4/2018: Zeitschrift für christliche Spiritualität

Ähnlich wie Geist & Leben 4/2018

Ähnliche E-Books

Christentum für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Geist & Leben 4/2018

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Geist & Leben 4/2018 - Echter

    Sehnsucht nach Eucharistie

    Nach einem monatelang andauernden Streit ist die Handreichung der deutschen Bischöfe zur gemeinsamen Teilnahme von Ehepartnern in konfessionsverbindenden Ehen als Orientierungshilfe veröffentlicht worden.¹ Bereits zu Beginn bezieht sich die Orientierungshilfe auf die Gemeinsame Erklärung, die 2016 anlässlich des ökumenischen Gottesdienstes im schwedischen Lund zum Reformationsgedenken von Papst Franziskus und dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Younan, veröffentlicht wurde: „Viele Mitglieder unserer Gemeinschaften sehnen sich danach, die Eucharistie in einem Mahl zu empfangen als konkreten Ausdruck der vollen Einheit. Wir erfahren den Schmerz all derer, die ihr ganzes Leben teilen, aber Gottes erlösende Gegenwart im eucharistischen Mahl nicht teilen können. Wir erkennen unsere gemeinsame pastorale Verantwortung, dem geistlichen Hunger und Durst unserer Menschen, eins zu sein in Christus, zu begegnen. Wir sehnen uns danach, dass diese Wunde im Leib Christi geheilt wird" (Nr. 1). Wie weit reicht die hier angesprochene Sehnsucht von Christ(inn)en, die Eucharistie in einem Mahl zu empfangen? Ist ihr durch die nicht verwirklichte, sichtbare Einheit der Kirche von katholischer Seite eine nach wie vor unüberwindliche Grenze gesetzt?

    Die Orientierungshilfe beruft sich auf die von Johannes Paul II. in den Enzykliken „Ut unum sint (1995) und „Ecclesia de Eucharistia (2003) vorgenommen Klärungen: „Ein Grund zur Freude ist in diesem Zusammenhang, daran zu erinnern, dass die katholischen Priester in bestimmten Einzelfällen die Sakramente der Eucharistie, der Buße und der Krankensalbung anderen Christen spenden können, die zwar noch nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, aber sehnlich den Empfang der Sakramente wünschen, von sich aus da rum bitten und den Glauben bezeugen, den die katholische Kirche in diesen Sakramenten bekennt" (Nr.16). Hier wird die kirchenrechtlich vorgesehene Situation einer schweren Notlage weitergeführt im Blick auf eine geistliche Notlage, die durch den Begriff eines inneren desiderium ausgedrückt wird. Entscheidend für die Kommuniongemeinschaft ist nicht eine äußere Notsituation, sondern eine innere Sehnsucht des Herzens, verbunden mit dem Glauben an diese Sakramente.² Der Begriff der Sehnsucht ist dabei nicht auf eine psychologische „Befindlichkeit" zu reduzieren, sondern spannt einen Bogen, der vom Dürsten des biblischen Betenden (Ps 63) und dem Seufzen der gesamten Kreatur (Röm8) über Augustinus’ Formel vom unruhigen Herzen, das in Gott Ruhe findet (Bekenntnisse I,1), bis hin zum naturhaften Sehnen nach der Gottesschau bei Thomas von Aquin (desiderium naturale) reicht. Zugleich gibt die Orientierungshilfe der Sehnsucht nach eucharistischer Gemeinschaft einen sakramententheologischen und ekklesiologischen Ort. Weil die Eheleute durch die Taufe und das Sakrament der Ehe miteinander verbunden sind, bilden sie „eine Art Hauskirche (LG 11). „Keine Kirche kann aber ohne Eucharistie sein. Wie die Kirche aus der Eucharistie lebt, so ist – wie Amoris laetitia betont – für die christliche Ehe die ‚Nahrung der Eucharistie‘ (…) Kraft und Anreiz, den Ehebund jeden Tag als ‚Hauskirche‘ zu leben (AL 318, unter Verweis auf LG 11) (Nr. 29). Kann die Sehnsucht nach eucharistischer Gemeinschaft auch über den Fall einer konfessionsverbindenden Ehe hinaus Kommuniongemeinschaft ermöglichen? Klaus Mertes SJ hat im Blick auf die Gedenkstätten der ökumenischen Märtyrer des 20. Jh. von „Löseorten gesprochen, an denen eine im Blut bezeugte Einheit des christlichen Bekenntnisses verwirklicht ist, die eine Trennung im eucharistischen Sakrament nicht mehr zulässt. Ähnliches könnte meiner Meinung nach für die von Jean Vanier gegründete Gemeinschaft der Arche und ihre tiefe Lebens- und Glaubensgemeinschaft gelten, aber auch für christliche Gemeinden und Gemeinschaften, die gemeinsam einen intensiven ökumenischen Weg gehen. Die Einheit im Sakrament der Taufe, welche die Christgläubigen bereits auch ekklesiologisch zu einem Leib Christi verbindet, drängt auf die Gemeinschaft im Abendmahl: „Die Kirchengemeinschaft gründet in der Taufe. (…) Sie ist ‚ein sakramentales Band der Einheit zwischen allen, die durch sie wiedergeboren sind. Dennoch ist die Taufe nur ein Anfang und Ausgangspunkt, da sie ihrem ganzen Wesen nach hinzielt auf die Erlangung der Fülle des Lebens in Christus. Daher ist die Taufe hingeordnet auf das vollständige Bekenntnis des Glaubens, auf die völlige Eingliederung in die Heilsveranstaltung, wie Christus sie gewollt hat, schließlich auf die vollständige Einfügung in die eucharistische Gemeinschaft‘ (UR 22) (Nr. 13). Damit ist an der vollen Einheit der Kirchen als Ziel festgehalten, ohne auszuschließen, dass es Orte geben kann, an denen eine eucharistische Gemeinschaft möglich ist, wo Gläubige zu dem dargereichten „Leib Christi und zur Kirche als dem „Leib Christi ein Amen sprechen zu können.

    Mit Christus gehen – Der Einheit auf der Spur. Konfessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie. Orientierungshilfe (20. Februar 2018), URL: https://www.dbk.de/fileadmm/redakti-on/diverse_downloads/dossiers_2018/08-Orientierungshilfe-Kommunion.pdf (Stand: 24.07.2018).

    2 Vgl. W. Kasper, Eine Lösung ist möglich, in: HK 7 (2018), 13–14.

    Ignatianische Spiritualität in der Familie

    Fünf Regeln¹

    Ist es verfehlt, den Begriff „Ignatianische Familie" zu verwenden, wenn man sinngemäß das zusammenfassen will, was der heilige Ignatius über die Familie gesagt hat? Einerseits leben viele ihr Familienleben auf Basis der ignatianischen Spiritualität. Anderseits ist das Thema nicht etwas, wofür der heilige Ignatius sehr berühmt gewesen wäre. Dazu kommt, dass profunde, ernsthaftere Studien, die den Reichtum der ignatianischen Spiritualität für das Leben in der Familie zeigen, fehlen.

    Das Anliegen dieses Beitrags ist darum sehr schlicht: Wir fragen uns, welche ignatianischen Weisheiten helfen können, das Evangelium in unseren Familien zu leben. Es wird sich zeigen, dass es nicht sehr viele Unterschiede zu anderen Ansätzen von christlichem Familienleben gibt, wenn man auf Basis des Evangeliums lebt. Aber es ist einen Versuch wert, das, was wir in diesen 500 Jahren Gutes über eine gesunde Familie gelernt haben, zu reflektieren und mit der ignatianischen Spiritualität ins Gespräch zu bringen.

    „Regeln"

    Wenn im Folgenden von „Regeln gesprochen wird, sind diese als Fährten zu verstehen. Sie helfen, sich im Spiel des Lebens zurechtzufinden, es zu genießen, die zukünftigen „Spielzüge zu planen sowie die Gegenwart zu verstehen. Die ignatianischen „Regeln" geben uns Leitlinien, um zu wählen, aber sie sind keine in sich geschlossenen Wege.² Eine Eigenschaft der ignatianischen Spiritualität ist die Flexibilität. Der heilige Ignatius stellte in der Ordensgründung klare Regeln für das alltägliche Leben der Jesuiten auf. Ebenso gab er sehr konkrete Anweisungen in seinen Briefen, wie jemand seine bestimmte Mission erfüllen sollte. Gleichzeitig lässt er aber auch jedem Menschen Raum, um selbst zu entscheiden, was es an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Lebenslage braucht.

    Dasselbe passiert auch in unseren Familien. Wir alle wissen, was wir für unsere Kinder wollen, was gut für sie ist, aber manchmal müssen wir auch realistisch sein und dem im Moment Wichtigen Raum geben. Nochmals: Diese Regeln dienen als Landkarte, als Koordinaten, um zu wissen, wo wir uns befinden und wo wir hin sollen, begünstigt durch gute Winde oder manchmal auch Wirbelstürme.

    Noch eine letzte Vorbemerkung: Die Idee der christlich-ignatianischen Familie, die uns vorschwebt, weist Gemeinsamkeiten zum Konzept der „Haus-Kirche auf. Dieses Konzept umfasst wesentliche Punkte der sog. traditionellen Familie und öffnet diese zugleich für die Bedürfnisse einer größeren Welt. Familien sollten sich nicht in kleinen Kreisen nur sich selbst liebend verschließen, sondern in guter Verbindung zu anderen Familien und der größeren Gesellschaft stehen: „Wir brauchen Großfamilien einer neuen Art. Damit Kernfamilien überleben können, müssen sie sich in einen größeren generationsübergreifenden familiären Zusammenhalt einfügen, in dem die Großmütter und Großväter eine wichtige Funktion entwickeln, in interfamiliären Kreisen von Nachbarn und Freunden, wo die Kinder auch in Abwesenheit der Eltern einen Zufluchtsort haben, und die alleinstehenden Alten, die Geschiedenen und alleinstehenden Eltern eine Form von Zuhause finden. Die spirituellen Gemeinschaften stellen oft einen Raum und ein spirituelles Klima für die familiären Gemeinschaften bereit. Anzeichen einer ‚Haus-Kirche‘ sind auch Gebetsgruppen, katechetische oder ökumenische Bibelgruppen.³

    Regel 1: Vor der Frage, ob man dies oder das tun soll, ist zu klären, wer Gott für mich ist.

    Wer über eine beliebige menschliche Situation nachdenkt, um sie im Licht des Evangeliums zu deuten, sollte mit dieser Frage beginnen, oder, ignatianisch formuliert, mit dem Gründungswort des Jesuitenordens: curet primo deum. Blicken wir also zuerst auf unser Fundament, nämlich die Gewissheit, in Gottes Händen zu sein, und was es ist, das unserem Leben Sinn gibt. Von dorther haben wir eine Vertrauensbasis im Leben und die Gewissheit, dass alles Erschaffene gut ist, zu unserem Wohl und für das Gemeinwohl der ganzen Menschheit bestimmt ist. Darin verbirgt sich eine Sicherheit, zu der wir nur gelangen, wenn wir uns entscheiden, diesen Vertrauenssprung zu wagen, um dann im Glauben voranzugehen, dass das, woran wir glauben, auch möglich wird.

    In diesem Sinn bedeutet Glaube zuerst tatsächlich zu glauben – das Sehen folgt danach. Zwei Menschen mit der starken Überzeugung, ein lebendiges gemeinsames Projekt realisieren zu können, schließen sich zusammen. Zugleich sind sie neuem Leben gegenüber offen. Das passiert nicht nur am Beginn des gemeinsamen Lebens, sondern in ihrem gesamten weiteren Leben, wenn sich der Alltag manchmal schwierig gestaltet, Probleme entstehen, die die Durchführbarkeit des Projektes, die eigenen Kräfte und den Wert des bereits Geschaffenen anzweifeln lassen. Dennoch: Man geht voran und vertraut der Verheißung, dass alles gut ist und wird. Tim und Sue Moldoon formulieren es so: „Es ist, wie wenn man in der Nacht Auto fährt: Man sieht nur so weit, wie das Licht der Lampen leuchtet (…). Aber es reicht aus, um weiterzufahren."⁴ Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Überzeugtsein von Dingen, die man noch nicht sieht. (Hebr 11,1) Manchmal erlebt eine Familie außergewöhnliche Momente, wenn Dinge passieren, die man sich erhoffte. Dann wieder muss man die Zähne zusammen beißen und nach vorne blicken, auch wenn man keine Lust dazu hat: Wenn die Arbeit drängt, die Kinder streiten und niemand die Glühbirnen am Gang austauscht.

    Wer dann die Situation dramatisiert, ist keine Hilfe. Es ist wie beim Pilgern: Ein großer Teil des Weges verläuft im Flachland, ohne Sicht auf große Berge oder spektakuläre Täler. Aber es gibt die kleinen Freuden des Gehens auf ein Ziel hin. Der stete Blick auf das Ziel (das unser Ursprung und zugleich Nahrung ist) gibt die Richtung vor und ermöglicht das Wissen: Es ist nicht sinnlos. Bereits jetzt sind wir vom Reich Gottes umgeben. Wir erleben nicht eine Serie von zusammenhanglosen Ereignissen. Gott lädt uns ein, gemeinsam mit ihm eine Welt zu bauen, wie sie sein sollte, eine Welt der Liebe – beginnend bei unserer Familie: „Glaube ist (…) die Perspektive zu wechseln: Die Welt ist kein Theaterstück, wo sich dein Leben darstellt: Es ist eine stete Einladung, gemeinsam mit Gott zu arbeiten."

    Regel 2 (ähnlich der ersten): In unseren Handlungen kontemplativ sein.

    Um Gott zu vertrauen, muss man ihn zuerst kennen. Das bedeutet, ihm Zeit zu schenken, um die persönliche Beziehung zu ihm zu nähren. Ignatianische Spiritualität will Menschen in Bewegung bringen, dass sie Gott erfahren und kennenlernen, wie Jesus ihn kennenlernte; dass sie sich in Gott verlieben, damit alles im Leben von dieser Liebe getragen und alles im Licht der Liebe gesehen wird. Ohne Vertrautheit mit Gott lässt sich diese Vision nur schwer aufrechterhalten. Mit Büchern und Konferenzen erreichen wir vielleicht eine Doktrin, aber nur eine regelmäßige Glaubenspraxis führt zur Freundschaft mit Gott.

    Das ignatianische „Gott in allen Dingen finden meint, in unseren Handlungen kontemplativ sein. Stille und Ruhe sind wesentlich für ein Leben mit Tiefgang. Aber die meisten Menschen leben in einem sehr umtriebigen, lauten Umfeld. Ist nicht Gott in dieser und in keiner anderen Welt Mensch geworden? Im Leben der Familie geht es oft um die kleinen, einfachen Dinge: nach den Kindern Ordnung zu machen, zu verhindern, dass sie streiten, einen Film zu genießen, Zeit zu haben, um sich der leidenden Welt zu widmen. Das ist das Leben, hier ist Gott zu suchen und zu finden. Karl Rahner betrachtete die „Familie als Ort der Präsenz Gottes: „Das weltliche Leben, ehrlich und ohne Zurückhaltungen gelebt, ist bereits ein spirituelles Element (…). Wer sich der Welt wahrhaftig in Liebe hingibt, findet in derselben Welt das Kreuz Christi und die Unergründbarkeit Gottes, und braucht sie nicht mehr wie eine Zauberformel zu behandeln (…). Diese weltlichen Tugenden offenbaren sich demjenigen dann eines Tages als das größte Geheimnis, das Gott selbst ist."

    Um kontemplativ leben und handeln zu können, ist – so die Pädagogik des hl. Ignatius – das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit (Examen) eine große Hilfe. Es wäre wichtig, das Examen als Begegnung mit Gott so zu gestalten, dass sie uns immer selbstverständlicher, ja zur alltäglichen Gewohnheit wird. José A. García führt aus: „Wenn ein Mensch Tag für Tag ausdrücklich vor Gott steht und den Lauf seines Lebens zurückspult und sich demütig-vertrauensvoll fragt: ‚Wie hast du mich in meinem Leben in dieser konkreten Zeit begleitet, wie habe ich dich aufgenommen und dir geantwortet?‘", integriert dieser Mensch diese Perspektive nach und nach in

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1