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Timotheus und Titus: Unterwegs für Paulus
Timotheus und Titus: Unterwegs für Paulus
Timotheus und Titus: Unterwegs für Paulus
eBook296 Seiten3 Stunden

Timotheus und Titus: Unterwegs für Paulus

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Über dieses E-Book

Paulus gilt als der Heidenmissionar im Urchristentum schlechthin. Aber Paulus war kein Einzelkämpfer. Er hatte eine Vielzahl von Mitarbeitern, von denen die bedeutendsten Timotheus und Titus waren. In diesem Buch wird dargestellt, wie ihre Tätigkeit und Verantwortung aussah: Im Auftrag des Paulus haben sie von Paulus gegründete Gemeinden besucht – haben Briefe überbracht, in Streitigkeiten vermittelt und in Vollmacht des Paulus Weisungen weitergegeben. Drei Briefe aus der Zeit nach Paulus sind diesen beiden Personen gewidmet (zwei Briefe an Timotheus, einer an Titus) und drücken damit die Bedeutung aus, die sie für die weitere Überlieferung der paulinischen Verkündigung gespielt haben. Die Nachwirkung der beiden ist aber noch umfangreicher: ihre Tätigkeit (als Bischöfe in Ephesus und auf Kreta) wird in Legenden dargestellt, sie wirken in literarischen Werken nach, ihre sterblichen Überreste (Reliquien) haben z.T. eine dramatische Geschichte und bis heute Bedeutung (Termoli/Italien und Kreta), als Heiligen und Patronen werden ihnen noch heute Kirchen gewidmet.


TIMOTHY AND TITUS: On the Road for Paul

Today Paul is seen as the most important missionary in early Christianity. But Paul was not a lone warrior. He was assisted by numerous helpers, most important among them Timothy and Titus. This book gives details of their activities and responsibilities: They were asked by Paul to visit the communities he had founded, to transport letters, settle disputes, and convey his instructions. Three epistles from the time after Paul are dedicated to these two men (two to Timothy and one to Titus), expressing the importance they had for the transmission of Paul's message. Yet their aftereffects are even more comprehensive: Their activities (as bishops of Ephesus and Crete) are narrated in legends; they are the subject of literary works; their mortal remains (relics) were the cause of dramatic events and are significant to this day (Termoli in Italy and Crete); in their function as patron saints they lend their names to churches to this day.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. März 2017
ISBN9783374049691
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    Buchvorschau

    Timotheus und Titus - Hermann von Lips

    Biblische Gestalten

    Herausgegeben von

    Christfried Böttrich und Rüdiger Lux

    Band 19

    Hermann von Lips

    Timotheus und Titus

    Unterwegs für Paulus

    Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie;

    detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

    3., aktual. Auflage 2016

    © 2008 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

    Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Cover: behnelux gestaltung, Halle/Saale

    E-Book-Herstellung:

    Zeilenwert GmbH 2017

    ISBN 978-3-374-04969-1

    www.eva-leipzig.de

    INHALT

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    A. Einführung

    1. Die Perspektive des Themas

    2. Paulus und seine Mitarbeiter

    3. Quellen, Chronologie und Verlauf der Paulusreisen

    3.1 Die Quellen

    3.2 Die Chronologie

    3.3 Verlauf der Paulusmission

    3.3.1 Reisen in der römischen Antike

    3.3.2 Die Reisen des Paulus

    4. Zur Biographie des Timotheus und Titus

    4.1 Namen

    4.2 Daten der Biographie

    B. Darstellung

    1. Timotheus

    1.1 Aufträge und Funktionen des Timotheus

    1.1.1 Die Anfänge

    1.1.2 Timotheus in Thessalonich

    1.1.3 Timotheus in Korinth

    1.1.4 Timotheus in Philippi

    1.1.5 Timotheus in der Kollektendelegation

    1.2 Einschätzung des Timotheus durch Paulus

    2. Titus

    2.1 Aufträge und Funktionen des Titus

    2.1.1 Die Anfänge – Titus beim Apostelkonzil

    2.1.2 Titus als Vermittler in Korinth

    2.1.3 Titus als Organisator der Kollekte

    2.2 Einschätzung des Titus durch Paulus

    3. Probleme bezüglich Timotheus und Titus in der Apostelgeschichte

    3.1 Die Beschneidung des Timotheus

    3.2 Die Frage nach Titus

    3.2.1 Der Befund

    3.2.2 Erklärungsversuche

    4. Timotheus und Titus in der Sicht der Pastoralbriefe

    4.1 Die Bedeutung von Timotheus und Titus als Apostelschüler

    4.2 Timotheus in Ephesus

    4.3 Titus auf Kreta

    4.4 Folgerungen für die Pastoralbriefe

    5. Timotheus in anderen neutestamentlichen Schriften

    C. Wirkungsgeschichte

    1. Timotheus und Titus in der legendarischen Tradition

    1.1 Timotheus

    1.1.1 Timotheusakten

    1.1.2 Erweiterungen der Timotheus-Legende

    1.2 Titus

    1.2.1 Titusakten

    1.2.2 Erweiterungen der Titus-Legende

    2. Literarische Nachwirkung

    2.1 Timotheus

    2.2 Titus

    3. Geschichte der Reliquien

    3.1 Timotheus

    3.2 Titus

    4. Verehrung als Heilige und Patrone

    4.1 Timotheus und Titus im Heiligenkalender

    4.2 Timotheus

    4.3 Titus

    5. Darstellung in der Kunstgeschichte

    6. Nachwirkung in der Gegenwart

    D. Verzeichnisse

    1. Literaturverzeichnis

    1.1 Quellen

    1.2 Allgemeine Literatur

    2. Abbildungsverzeichnis

    Fußnoten

    VORWORT ZUR 3. AUFLAGE

    Einige Literatur zu den Pastoralbriefen ist seit der zweiten Auflage erschienen, die im Literaturverzeichnis eingearbeitet wurde. Sofern sie den Pastoralbriefen insgesamt gilt (Engelmann, Fuchs, Glaser, Hentschel, Herzer, Hoppe, Krumbiegel, Lieth, Mutschler), trägt sie aber keine neuen Aspekte zu den »Personen« Timotheus und Titus bei.

    Die neueste Veröffentlichung zu den Pastoralbriefen stammt von Norbert Lieth (2015). Leider wird aber hier auf keine wissenschaftliche Literatur Bezug genommen (ein Literaturverzeichnis fehlt vollkommen), zudem erfolgt die Interpretation ohne historisch-kritische Sichtweise, trägt für unsere Fragestellung (also im Blick auf Timotheus und Titus) nichts aus.

    VORWORT

    Als einer, der seit langem mit den Pastoralbriefen befasst ist, nahm ich das Angebot, in den »Biblischen Gestalten« den Band über Timotheus und Titus zu schreiben, gerne an. Die Arbeit daran konnte mich auch im Verständnis der Pastoralbriefe weiter bringen. Aber daß es so spannend wurde, ahnte ich nicht. Über Timotheus und Titus ließen sich natürlich den neutestamentlichen Texten keine Sensationen entlocken. Sie waren wichtige Mitarbeiter, »unterwegs für Paulus«, der sich auf sie besonders verlassen konnte. Das Bildmotiv auf dem Cover weist sicher deutlich auf die Strapazen der Reisen und durchgeführten Aufgaben der beiden Apostelmitarbeiter zu ihren Lebzeiten hin. Als ein geradezu abenteuerlicher Zusammenhang erwies sich bei den Recherchen das Nachleben des Timotheus. »Dramatisch« sei die Geschichte der Reliquien des Timotheus, heißt es in einem modernen Heiligenlexikon. Dieses Vorwort schreibe ich am 13. April 2008, dem Tag, an dem der berühmte »Halberstädter Domschatz« nach langer Sanierung mit höchster politischer und kirchlicher Prominenz wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Timotheus und Teile des Halberstädter Domschatzes haben ein paralleles Schicksal: Sie wurden beim 4. Kreuzzug im Jahre 1204 aus Konstantinopel geholt, man kann auch sagen: geraubt. Der Weg der sterblichen Überreste des Timotheus führte über das Meer nach Termoli im Süden Italiens. Der Weg einiger Kirchenschätze, die heute in Halberstadt glänzen, führte unter der Regie des dortigen Bischofs Konrad von Krosigk (bei Halle) über die Alpen bis nach Halberstadt am Harz.

    Gerne füge ich den Dank an diejenigen an, die mir bei der Entstehung dieses Buches geholfen haben, in dem nun die gesammelten Beobachtungen ihren Niederschlag gefunden haben. Dank gilt meinen ehemaligen studentischen Hilfskräften Rebekka Klein und Christiane Lober, meiner jetzigen Hilfskraft Lena Burghardt sowie meinem bisherigen Assistenten Friedemann Krumbiegel. Meiner Frau danke ich besonders für die gemeinsame Entdeckungsreise nach Termoli, dem (wahrscheinlichen) letzten Ruheort des Timotheus – und Dank auch dem dortigen Pfarrer Don Gabriele, der uns den Zugang zu den unterirdischen Räumen ermöglichte.

    A. EINFÜHRUNG

    1. DIE PERSPEKTIVE DES THEMAS

    Thema dieses Buches sind die beiden Paulusmitarbeiter Timotheus und Titus. Damit ist ein bestimmter Horizont der urchristlichen Geschichte angesprochen. Zentral sind im Anschluss an das Wirken Jesu die Jünger Jesu und die Apostel. Sie bestimmen die Anfangsgeschichte des Urchristentums, die daher den Namen »apostolisches Zeitalter« bekommen hat. Sie sind entscheidend dafür geworden, dass es zur Verkündigung der Christusbotschaft und damit zur Ausbreitung des Christentums gekommen ist.

    Wenn nun von Mitarbeitern eines Apostels die Rede ist, dann kommen Personen in den Blick, die eine doppelte Bedeutung haben: Zeitgleich sind es Glaubenszeugen, die nicht aus eigener Vollmacht und Initiative tätig sind, sondern die Arbeit der Apostel unterstützen und durch ihre Tätigkeit mittragen. Denn wir werden uns die Apostel nicht als Alleinunterhalter vorzustellen haben. Und schon in den Aussendungsreden der Evangelien wird davon ausgegangen, dass die Jünger zu zweit ausgesandt wurden (Mk 6,7; Lk 10,1) – also Arbeit im Team, würden wir heute sagen. Dies wurde, wie wir sehen werden, für Paulus sehr wichtig.

    Wir können davon ausgehen, dass die Mitarbeiter der Apostel zumindest teilweise jünger waren als ihre »Vorgesetzten«. Aus den Mitarbeitern werden – und das ist die zweite Bedeutung – diejenigen, die die nach den Aposteln folgende Generation geprägt haben: also die zweite christliche Generation der Apostelschüler, die das Wirken der Apostel begleitet haben und dann fortsetzen. Auch wenn sie die Arbeit der Apostel fortsetzen, kann man nicht im wörtlichen Sinne von Nachfolgern der Apostel sprechen, denn die »Apostel« sind ein Amt sui generis, historisch einmalig, das nicht fortgesetzt werden kann.

    Zu den beiden hier angesprochenen Paulusmitarbeitern oder Paulusschülern können natürlich weitere Namen aus den neutestamentlichen Schriften genannt werden, die im Umfeld des Paulus und anderer Apostel wirksam waren. Die beiden sind hier also als pars pro toto zu sehen, weil sie die in Paulusbriefen am häufigsten genannten Mitarbeiter sind und ihnen zudem drei neutestamentliche Briefe gewidmet wurden (2 Timotheusbriefe und der Titusbrief).

    2. PAULUS UND SEINE MITARBEITER

    Den Mitarbeitern des Paulus sind schon manche Untersuchungen gewidmet worden. ¹ Es soll hier also nicht um eine vollständige Auflistung gehen, sondern um die Bedeutung und Funktion von Mitarbeitern in der Missionstätigkeit des Paulus. Wir werden dabei, wie in der Forschung üblich, nach Art der Beziehung zu Paulus drei Gruppen unterscheiden können: die Mitarbeiter im engeren Sinn, die unabhängigen Mitarbeiter und die Gemeindeabgesandten.

    Zunächst ist die Missionsmethode des Paulus in den Blick zu nehmen. Wenn von seinen »Missionsreisen« gesprochen wird, könnte man an Reisen in unserem heutigen Sinne denken: Reise von einem zum nächsten Ort entsprechend einer geplanten Reiseroute, bis das Ziel erreicht ist, dann zurück zum Ausgangsort, schließlich Start zur nächsten, neuen Reise mit neuen Orten. So lernt man schließlich die ganze Welt kennen. So aber sahen nicht Planung und Vorgehen des Paulus aus.

    Natürlich waren zunächst alle Orte, in die Paulus kam, für die christlichen Missionare Neuland. Aber dabei blieb es nicht. In die meisten Orte, in denen Paulus Gemeinden gründete, kam er nämlich mindestens ein zweites Mal.

    Dies ist eines der Merkmale der paulinischen Mission: Er gründet nicht eine Gemeinde, um sie dann als »fertig« sich selbst zu überlassen. Sondern er versteht sich dann als deren »Vater«, für die er sich weiterhin verantwortlich weiß (1Kor 4,15). Für die Wahrnehmung seiner Verantwortung hat er drei Möglichkeiten: Einen neuen Besuch, um den Stand der Entwicklung in der betreffenden Gemeinde in Augenschein zu nehmen. Den Hinweis auf solche stattgefundenen bzw. geplanten wiederholten Gemeindebesuche können wir vielen seiner Briefe entnehmen. Wenn er selbst verhindert ist, dies zu tun, kann er aber auch einen seiner Mitarbeiter senden, der in Erfahrung bringt, wie es in der Gemeinde steht, und dies dann dem Paulus berichtet. Damit kommt also eine wichtige Funktion seiner Mitarbeiter in den Blick: Kontakt zu den Gemeinden zu halten. Es können hier aber auch Gemeindeabgesandte sein, die auf Initiative einer Gemeinde als Besucher zu Paulus kommen. Schließlich besteht die dritte Möglichkeit, in brieflichen Kontakt zur Gemeinde zu treten und insbesondere Ratschläge für in Erfahrung gebrachte Probleme zu geben. Dem verdanken letztlich alle Paulusbriefe ihre Entstehung (Ausnahme: Römerbrief). Ganz wichtig ist dabei das antike Verständnis des Briefes, das diesem größere Bedeutung beimisst, als nur eine Form der Kommunikation zu sein. Der Brief gilt als »Ersatz für die Anwesenheit« des Schreibers. Das gilt generell, aber eben auch für die Briefe des Paulus. Das gibt den Briefen ihre Autorität: Sie sind Briefe des Apostels. Wenn schon jeder Privatbrief – nach antiker Auffassung – Ersatz der Anwesenheit des abwesenden Schreibers ist, dann umso mehr der Brief eines Apostels: Er ist gewissermaßen ein amtliches Schreiben. Paulus kann so weit gehen, dass er sich mittels seines Briefes als anwesend – und daher mitentscheidend! – bei einem Beschluss der Gemeindeversammlung ansieht (1Kor 5,4).

    Paulus wird auf seinen Missionsreisen immer von Mitarbeitern begleitet. Das schildert uns vor allem die Apostelgeschichte. Auf der ersten Reise nach Zypern und Kleinasien ist dies Barnabas. Auf der zweiten Reise (ab Apg 15,36) ist es Silas und sodann Timotheus. Dabei wird deutlich, dass seine Mitarbeiter nicht nur Assistenten sind, die Zuarbeiten für ihn erledigen. Sondern sie sind, wie Paulus, auch selbst als Prediger und Missionare tätig – unbeschadet der Tatsache, dass Paulus der Leiter des missionarischen Vorgehens bleibt. Hier wird ein zweites Merkmal seiner Missionsmethode sichtbar: Paulus wählt manche Orte ausdrücklich als Missionszentren, von denen aus er im Umland die Mission durchführen lässt. Wir wissen im Einzelnen nicht, wie lange sich Paulus in einzelnen Städten aufhielt, in denen er missionierte. Eindeutig wird aber von Korinth und Ephesus berichtet, dass er dort einen längeren Zeitraum verbrachte: mindestens 18 Monate in Korinth (Apg 18,11), jedenfalls 2 ¼ Jahre in Ephesus (Apg 19,8.10). Hier ist davon auszugehen, dass Paulus seine Mitarbeiter ins Umland aussandte, um dort zu missionieren und Gemeinden zu gründen. Ohne dass dies im einzelnen ausgeführt wird, haben wir klare Hinweise, dass es nicht nur in Korinth, sondern auch im weiteren Umland christliche Gemeinden gab. Paulus adressiert z. B. den 2. Korintherbrief (1,1) »an die Gemeinde Gottes in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja« – und d. h. im Umfeld von Korinth, das ja Hauptstadt der Provinz Achaja ist. Auch für Ephesus wissen wir indirekt, dass Paulus von dort aus durch Mitarbeiter hat missionieren und Gemeinden gründen lassen. Der Kolosserbrief – der zwar nicht von Paulus geschrieben wurde, sondern von einem seiner Schüler, aber doch einen zutreffenden Sachverhalt beschreibt – spricht an, dass nicht Paulus, sondern sein Mitarbeiter Epaphras diese Gemeinde gegründet hat (Kol 1,7). Für Ephesus, wo Paulus sich besonders lange aufhielt, wird wohl zu Recht angenommen, dass sich Paulus dort auch der Ausbildung von Mitarbeitern als Verkündigern und Theologen gewidmet hat. Man geht daher von Ephesus als Sitz einer »Paulusschule« auch noch für die Zeit nach Paulus aus. Mitarbeiter des Paulus hätten dann auch später noch in Ephesus sich der Pflege und Weitergabe paulinischer Theologie gewidmet. Bei den zuletzt genannten Mitarbeitern ist an die Gruppe der Mitarbeiter im engeren Sinne zu denken. Sie waren von Paulus für ihren Dienst ausgewählt worden und ihm dadurch besonders verbunden. Sie haben Paulus auf den Reisen begleitet, haben vor Ort seine missionarische Arbeit unterstützt und haben auch besondere Reiseaufträge für ihn unternommen. Dazu sind zu rechnen Silas und eben auch Timotheus und Titus.

    Zu den unabhängigen Mitarbeitern dagegen ist zu rechnen etwa Barnabas, der bereits vor Paulus Christ war und mit ihm erste missionarische Aktivitäten unternahm (Apg 13 – 14). Auch das in Korinth und dann in Ephesus anwesende Ehepaar Aquila und Priska (so bei Paulus; in der Apg: Priszilla) ist bereits selbständig in der Mission aktiv, arbeitet aber zeitweilig mit Paulus zusammen (Apg 18,2 – 3). Ähnliches gilt wohl auch für Apollos, von dem Paulus wohlwollend gegenüber den Korinthern spricht, aber zu erkennen gibt, dass dieser durchaus eigenständig über seine Aktivitäten und Reisen entscheidet (1Kor 16,12).

    Ganz anders einzuordnen sind die Gemeindeabgesandten. Es sind Mitglieder aus Gemeinden, die Paulus gegründet hat, und die dadurch ihm verbunden sind. Sie sind aber nicht feste Mitarbeiter, sondern pflegen bei konkreten Anlässen und auf Veranlassung der Gemeinden deren Kontakt mit Paulus. Und sie können zu Begleitern des Paulus werden, wenn Gemeinden sie dazu abgeordnet haben. So ist dies bei der Gruppe, die Paulus offensichtlich bei seiner Kollektenreise nach Jerusalem begleiten soll (Apg 20,4; vgl. Paulus selbst in 1Kor 16,3 – 4; 2Kor 9,4).

    3. QUELLEN, CHRONOLOGIE UND VERLAUF DER PAULUSREISEN

    Timotheus und Titus treten für uns nur als Mitarbeiter des Paulus in seiner Missionstätigkeit in den Blick. Daher ist für die Erfassung ihrer Tätigkeit das Wirken des Paulus als Rahmen vor Augen zu stellen. Es ist also zunächst ein Überblick über die wesentlichen Aspekte des paulinischen Wirkens zu geben. Dazu gehört die Frage nach den Quellen, denen wir dies entnehmen können; nach der Chronologie, die uns den zeitlichen Ablauf erfassen lässt; und schließlich insgesamt nach dem zeitlichen und geographischen Verlauf der Paulusreisen.

    3.1 Die Quellen

    Das Wirken des Paulus ist der einzige Bereich in der Geschichte des Urchristentums, zu dem wir primäre Quellen haben. Es sind die Briefe des Paulus als der einzigen Person des frühen Christentums, die uns selbst Schriftliches hinterlassen hat. Einschränken müssen wir, dass hier nur diejenigen Briefe in Frage kommen, die die heutige Forschung mehrheitlich als authentisch anerkennt, während einige der unter dem Namen des Paulus überlieferten Briefe als von Paulusschülern geschrieben anzusehen sind. Die authentischen Briefe sind (in der Abfolge unserer Bibelausgaben): Römerbrief, 1. und 2. Korintherbrief, Galaterbrief, Philipperbrief, 1. Thessalonicherbrief und Philemonbrief.

    Sehr wichtig als sekundäre Quelle ist die Apostelgeschichte, die das Wirken des Paulus in einen Rahmen stellt, der den ungefähren äußeren Ablauf erkennen lässt. Daher stellt die Apostelgeschichte für uns eine unersetzliche Quelle dar. Paulus hatte ja kein Interesse daran, für seine Nachwelt biographische Daten zu hinterlassen. Das Anliegen seiner Briefe war immer ganz auf die als Adressat genannte jeweilige Gemeinde gerichtet. Alle Hinweise auf Aufenthaltsorte und Reiserouten sind als aktuelle Information für die konkrete Gemeinde gedacht: Seine Aufenthalte in Jerusalem werden zur Argumentation gegenüber den galatischen Gemeinden genannt (Gal 1,17 – 2,1); seine geplante Reiseroute von Korinth über Jerusalem nach Rom und dann nach Spanien teilt Paulus den Römern mit, um sein Kommen anzukündigen und dann deren Begleitung zu erbitten (Röm 15,22 – 29). Das letzte Beispiel ist eines von denen, die zeigen, wie dann auch Pläne nicht verwirklicht werden konnten. Nur die Apostelgeschichte klärt uns im konkreten Fall auf, dass durch die Verhaftung des Paulus in Jerusalem ihm die Möglichkeit der Verwirklichung seiner Reisepläne genommen war. Die Apostelgeschichte hat im Unterschied zu Paulus das Interesse, die große Linie im seinem Wirken als Verkündiger der Christusbotschaft (sie nennt ihn in der Regel bewusst nicht »Apostel«!) im Zusammenhang darzustellen. Sie will den Weg des Evangeliums von Jerusalem nach Rom (genauer: »bis ans Ende der Erde«, wofür dann die Welthauptstadt steht; 1,8) darstellen. Daher nimmt die Zeichnung des von Paulus gegangenen Weges bis Rom mehr als die Hälfte des ganzen Buches ein (Apg 13-28). Wir können also die Wege des Paulus nur erfassen, wenn wir den Rahmen der Apostelgeschichte zu Hilfe nehmen und die aus den Paulusbriefen entnommenen Hinweise darin einfügen.

    In der Forschung gab es immer wieder große Diskussionen über den Geschichtswert der Apostelgeschichte. Extreme Positionen, dass Lukas als Paulusbegleiter und somit Augenzeuge alles historisch genau aufgeschrieben oder aber, dass er aus schriftstellerischem Interesse die Abläufe völlig frei gestaltet habe, werden heute kaum mehr vertreten. Immerhin wird eine Frage weiterhin diskutiert: Könnten die sog. Wir-Berichte, d. h. Teilberichte im »Wir-Stil« (Apg 16,10 – 17; 20,5 – 15; 21,1 – 18; 27,1 – 28,16) nicht doch von einem Paulusbegleiter stammen und der Verfasser der Apostelgeschichte hätte diese als Quellen aufgenommen? Als Alternative werden die ab Apg 16 erwähnten Paulusbegleiter Silas (J. Wehnert) oder Timotheus (R. Pesch) vorgeschlagen. Aber Spannungen im Text der Apostelgeschichte sprechen dagegen. Nur zwei Beispiele: Die beiden Begleiter werden ab Apg 16,4.6 mit Paulus als »sie« eingeführt, warum folgt dann erst ab 16,10 das »wir«? Oder: Wir lesen in 20,4 von einer Gruppe, zu der Timotheus gehört, und in 20,5: »Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas.« Das kann also nicht Timotheus geschrieben haben. Daher ist den Auslegern zuzustimmen, die auf den »Wir-Stil« als literarisches Stilmittel in antiken Reiseberichten hinweisen, das auch

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