WahnTraumLand
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Über dieses E-Book
Aus der Perspektive des jungen Willi beschreibt diese Erzählung die dramatischen Ereignisse des letzten Kriegsjahres und den mühsamen Neubeginn in einem völlig zerstörten Land. Sein Schicksal steht stellvertretend für eine ganze Generation von Kindern, die im Spannungsverhältnis von ländlicher Idylle, Fanatismus und Nazipropaganda aufwuchsen.
Erzählt nach wahren Begebenheiten.
Elisabeth Schinagl
Dr. Elisabeth Schinagl, geb. 1961 in München, studierte Latein und Germanistik in Eichstätt und Regensburg. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für mittellateinische Philologie an der Katholischen Universität Eichstätt und danach Gymnasiallehrerin. Von 2009 bis 2017 war sie als Referentin im Bayerischen Landtag tätig. Seit 2018 ist sie freie Autorin.
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Buchvorschau
WahnTraumLand - Elisabeth Schinagl
Allen Opfern von
Krieg und Vertreibung
gewidmet
Dr. Elisabeth Schinagl, geb. 1961 in München, studierte Latein und Germanistik in Eichstätt und Regensburg. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für mittellateinische Philologie an der Katholischen Universität Eichstätt und danach Gymnasiallehrerin. Von 2009 bis 2017 war sie als Referentin im Bayerischen Landtag tätig. Seit 2018 ist sie freie Autorin.
Bücher von Elisabeth Schinagl
Die geheime Akte des Cassiodor
Historischer Roman
Francobaldi
Historischer Kriminalroman
Grenzen
Essay
Dreizehn Tage — Das Leben des Baumeisters Giovanni Domenico Barbieri von ihm selbst erzählt
Besuchen Sie Elisabeth Schinagl auf ihrer Homepage unter http://www.elisabethschinagl.de oder auf Facebook.
Inhaltsverzeichnis
Heldengedenken
Evakuierung
Volkssturm
Schicksalsgemeinschaften
Landleben
Weltverschwörung
Vernichtungskrieg
Endsieg
Panzersperren
Aus der Traum!
Besatzung
Kapitulation
Trümmerland
Nachwort und Danksagung
Für den Spätnachmittag war wieder ein Heldengottesdienst angesetzt. Willi war davon wenig begeistert, denn das bedeutete für den heutigen Tag eine vorzeitige Beendigung ihrer Spiele. Ausgerechnet heute! Da war es ganz besonders ärgerlich. Gestern erst hatten er und seine Freunde einen wahren Schatz gefunden, von dem sie zunächst überhaupt nicht gewusst hatten, was sie damit anfangen sollten. Doch Josef hatte vor dem Einschlafen noch eine Idee gehabt, die er ihnen dann heute nach Schulschluss eröffnet hatte. Recht weit waren sie in der Umsetzung allerdings noch nicht gekommen und jetzt mussten sie ihr Vorhaben erst einmal unverrichteter Dinge abbrechen.
Den ersten Heldengottesdienst hatte er noch ganz interessant gefunden, das war etwas Neues für ihn gewesen. Aus Berlin hatte er so etwas nicht gekannt. Doch mittlerweile war der Reiz des Unbekannten verflogen und der zusätzliche Kirchgang nur mehr eine unangenehme Pflicht. Widerstrebend trennte Willi sich von seinen Kameraden. In etwa einer Stunde würden sie sich alle in der Martinskirche wieder sehen. Dann allerdings frisch gewaschen und in ihrem Sonntagsstaat, was die ganze Sache für Willi nicht angenehmer machte. Seine Sonntagshose war ihm inzwischen nicht nur deutlich zu kurz, sondern vor allem am Hintern und am Bund auch unangenehm eng. Sie zwickte beim Sitzen und die Nähte schnürten ihn ein. Eigentlich hätte er schon längst eine neue gebraucht. Aber daran war in diesen Zeiten überhaupt nicht zu denken. Er wäre auch mit Rudis Hose zufrieden gewesen. Seinem älteren Bruder ging es auch nicht besser. Auch er war mittlerweile aus seinen Hosen herausgewachsen. Wenn man wenigstens für ihn eine neue bekäme, wäre eine ganze Reihe von Problemen gelöst, ging es Willi durch den Kopf. Rudi bekäme eine neue Hose, er, Willi, dann Rudis alte und der kleine Georg könnte Willis Hosen auftragen. Sie wären ihm vielleicht noch ein wenig groß, aber er würde schon noch hinein wachsen. Lieber zu groß als zu klein, so viel stand fest. Doch diese Überlegungen waren im Moment alle noch Zukunftsmusik. Noch musste er sich gedulden und sich mit der viel zu engen, zu kurzen Hose abquälen. Wenn der Endsieg erst einmal errungen wäre, würden sich bestimmt auch diese Probleme alle auf einen Schlag lösen. Ärgerlich war nur, dass man nicht genau wusste, wann das war. Frau Leimer, seine Lehrerin, beteuerte, es könne nicht mehr allzu lange dauern. Ein genaues Datum für den ersehnten Freudentag konnte sie allerdings nicht angeben. Das konnte offenbar nicht einmal der Führer selbst. In seiner Ansprache zum Neuen Jahr hatte er verkündet, was vor seinem Volk lag. Willi hatte der Rede zwar gelauscht, aber nur wenig davon verstanden. Auch Mutter und Tante Walli hatten während der Ansprache aufmerksam zugehört. Gesagt hatten sie nichts dazu, Willi war nur ihr seltsamer Gesichtsausdruck aufgefallen. Beide hatten irgendwie traurig und müde auf ihn gewirkt. Doch als er seine Mutter gefragt hatte, hatte sie ihm beteuert, es sei alles in Ordnung. Nach den Ferien hatte ihnen dann Frau Leimer die Rede im Unterricht noch einmal ins Gedächtnis gerufen. Mit ehrfurchtsvollen Blicken auf das Bild Adolf Hitlers, das hinter ihrem Katheder hing, hatte sie ihren Schülern erklärt, was der Führer gemeint hatte. Das Jahr würde nicht leicht werden. Deutschlands Feinde wollten das Reich zerschlagen und das Volk vernichten. Aber Deutschland würde kämpfen!
«Unser Führer